Kapitel 5 Thermolumineszenz 5.1 Allgemeines Bevor der Begriff „Thermolumineszenz“ erörtert wird, ist es zweckmäßig, einiges Allgemeines über Lumineszenz zu sagen. Lumineszenz wird beobachtet, wenn man lumineszierende Atome, Ionen oder Moleküle anregt. Die Lumineszenzvorgänge bestehen aus drei Teilprozessen: Absorption der Anregungsenergie unter Übergang in einen Nichtgleichgewichtszustand, Umwandlung der absorbierten Energie innerhalb des Kristalls (oder allgemein des Untersuchungsobjektes) und Rückkehr in den Gleichgewichtszustand und Emission der Lumineszenz. Der Anregungsvorgang kann in verschiedener Weise zustande kommen. Die Lumineszenzvorgänge sind nach ihrer Anregungsart benannt (Tabelle 5.1.): Tabelle 5.1. Lumineszenztypen und ihre Anregungsarten Lumineszenztypen Anregung Photolumineszenz UV oder sichtbares Licht Kathodenlumineszenz Radiolumineszenz Elektrolumineszenz Tribolumineszenz Chemielumineszenz Biolumineszenz Sonolumineszenz Lyolumineszenz Thermolumineszenz Elektronen Röntgen, ß, γ, Protonen, Neutronen elektrisches Feld Mechanik; z.B. Brechen, Schlagen usw Chemische Reaktionen; z.B. Oxidation Biologische Prozesse Schall Lösen in verschiedenen Lösungsmitteln Aufwärmen des Untersuchungsobjektes Lumineszenzvorgänge können auch nach ihrer Verzögerungszeit nach der jeweiligen Anregung gruppiert werden [McKeever, 1985]; Fluoreszenz wird genannt, wenn die Emission innerhalb von ~10-8 Sekunden nach der Anregung erfolgt. Emission, die länger als 10-8 Sekunden nach der Anregung andauert, wird Phosphoreszenz genannt. Diese wird wiederum in zwei Gruppen geteilt; kurzlebige und langlebige Phosphoreszenz. Thermolumineszenz gehört zu der letzteren, da es lange dauern kann (bis 4,6⋅109 Jahre [McKeever, 1985] oder das Objekt erwärmt werden muß, bis eine Emission beobachtet wird). 5.2 Theoretische Grundlagen der Thermolumineszenz Wenn in einem Kristall Defektzentren vorhanden sind, was für reale Kristalle immer der Fall ist, sind diese für Elektronen, die ins Leitungsband angeregt wurden, Fallen. Diese Fallen sind meistens tief genug, um die an ihnen „haftenden“ Elektronen dort bis zu höheren Temperaturen halten zu können. Thermolumineszenz basiert auf der Befreiung solcher Kapitel 5: Thermolumineszenz haftenden Elektronen aus den Haftstellen durch Aufwärmen des Kristalls, die dadurch ins Leitungsband gehoben werden und anschließend mit den Löchern in Rekombinationszentren rekombinieren. Die primäre Anregungen der Elektronen ins Leitungsband kann durch hochenergetische Strahlung, wie Röntgen-, UV-und Gammastrahlung, erfolgen. Allerdings erzeugt die ionisierende Strahlung auch Defektzentren, wobei verschiedene Farbzentren, wie Vk, VF, H, I und andere Zentren, entstehen können. Um noch näher darauf eingehen zu können, ist die folgende Abbildung, (Abb.5.1), zu betrachten. n A Leitungsband c p T N, n 1 *, n T e 2 p' E g, n g A f A' A' r r f* F R N ,n h 1 p* n h R N ,n 2 h,2 h,2 A h v Valenzband Abb.5.1.: Schematische Darstellung einiger möglicher Übergänge in einem Kristall. E F: f: A: Ar: p: p*: nv: nc: N: n: Nh, nh T1 ,T2 R1, R2 f*: g: Fermi-Niveau. Anregung mit hochenergetischer Strahlung. die Einfangswahrscheinlichkeit des Elektrons in die Haftstelle. die Rekombionationswahrscheinlichkeit des Elektrons aus dem Leitungsband mit einem Loch in einem Rekombinationszentrum. die Befreiungswahrscheinlichkeit des Elektrons von der Haftstelle ins Leitungsband. die Befreiungswahrscheinlichkeit des Loches von der Haftstelle ins Valenzband. Elektronenkonzentration im Valenzband. Elektronenkonzentration im Leitungsband. die Konzentration der Haftstellen (Traps). die Konzentration der noch von Elektronen besetzten Haftstellen. sind entsprechende Konzentrationen für Löcher. bezeichnen unterschiedliche Haftstellen für Elektronen (Trap1 und Trap2). bezeichnen unterschiedliche Rekombinationszentren sowie Haftstellen für Löcher. Übergang vom Leitungsband ins Valenzband. Grundzustand eines Zentrums im Kristall. 42 Kapitel 5: Thermolumineszenz ng: ne: p´: A´: A´r: die Konzentration der besetzten Grundzustände der Zentren. die Konzentration der besetzten Anregungszustände der Zentren. die Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein Elektron im Zentrum angeregt wird. die Wahrscheinlichkeit, daß ein angeregtes Elektron wieder zum Grundzustand zurückkehrt. die Rekombionationswahrscheinlichkeit des Elektrons aus dem angeregten Zustand mit einem Loch in einem in nächster Nachbarschaft liegenden Rekombinationszentrum. Durch die Bestrahlung (Röntgen, UV, ß, γ ) werden Elektronen aus dem Valenzband ins Leitungsband angeregt. Die angeregten Elektronen haben verschiedene Wege mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten, das Leitungsband zu verlassen. Diese möglichen Wege sind z.B.: Strahlende und nichtstrahlende Rückkehr ins Valenzband. (Erfolgt innerhalb von Nanosekunden nach der Anregung; Fluoreszenz oder verschiedene Dissipationen). Einfangen in verschiedenen Fallen. Einfrieren der Anregungsenergie. Dies ist im Vergleich zu anderen Wegen nicht sehr wahrscheinlich; (bis etwa 1% der ins Leitungsband gehobenen Elektronen wird eingefroren). Rekombinieren (strahlend) mit Löchern in Rekombinationszentren. Nachdem man mit der Bestrahlung aufgehört hat, ist die Probe nicht mehr im Gleichgewicht, da einige der angeregten Elektronen an Haftstellen eingefroren sind. Der Weg dafür, daß die Elektronen zurück ins Leitungsband gelangen und dann wieder den oben genannten Möglichkeiten entsprechend das Leitungsband verlassen, ist prinzipiell offen. Andererseits aber, weil die Zerstörung des Gleichgewichts bei tiefen Temperaturen passiert, ist die Wahrscheinlichkeit für das Anheben der in den Haftstellen eingefangenen Elektronen ins Leitungsband gering. Diese kann erst mit der Erwärmung der Probe erhöht werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein eingefangenes Elektron die Falle verläßt, ist gegeben durch das Arrhenius Gesetz [s. Curie, 1960; McKeever, 1985] p = s ⋅ e− E / kT (5-1) Hier ist, p die oben genannte Wahrscheinlichkeit, s der sog. Sprungfaktor, E die Tiefe der Haftstelle, k die Boltzmann-Konstante und T die Temperatur. Der Sprungfaktor s ist klassisch gesehen eine zur Gitterschwingung zugeordnete Größe. Im allgemeinen Fall nennt man s auch Frequenzfaktor, wobei er bei der Thermolumineszenz bevorzugt Sprungsfaktor genannt wird. Böhm und Scharmann [Böhm and Scharmann, 1987] haben unter halbklassischen und quantenmechanischen Betrachtungen die Gitterschwingungsfrequenz-, Temperatur- und Wirtskristallsabhängigkeit von s diskutiert. Neben dem Pfad, daß Elektronen aus den Haftstellen durch Erwärmung der Probe ins Leitungsband gelangen und anschließend von dort mit Löchern in Rekombinationzentren rekombinieren, ist es auch möglich, daß sie ohne das Leitungsband zu erreichen rekombinieren (Bild 5.1. rechte Seite) [Halperin & Braner, 1960]. Dieser Prozeß spielt in vielen TL zeigenden Materialien eine wichtige Rolle. Z.B. sind die Seltenen Erden für solche Prozesse gut geeignet [McKeever, 1985]. Es kann durch TSC-Messungen (Thermally Stimulated Current) gezeigt werden, ob eine TL-Emission das Resultat von Rekombinationen von Elektronen aus dem Leitungsband oder aus den Anregungszuständen der verschiedenen Zentren in der Bandlücke ist. Nur freie Elektronen im Leitungsband tragen zur elektrischen Leitfähigkeit bei. 43 Kapitel 5: Thermolumineszenz Um den Sachverhalt noch näher zu erläutern, soll hier, basierend auf einem einfachen Modell von Randall und Wilkins [Randall & Wilkins, 1945], eine Beschreibung dargestellt werden. Einfachheitshalber wird nur eine Art von Haftstellen betrachtet. Betrachtet man verschiedene Haftstellen, so werden die Raten-Gleichungen komplizierter. Stellt man nun die Raten-Gleichung der für die Thermolumineszenz verantwortlichen Übergänge auf (für die auf der linken Seite der Abb.5.1 angezeigten Übergänge), so erhält man folgende drei Gleichungen: dn c = np − n (N − n)A − n n A c c h r dt dn = −np + n ( N − n ) A c dt dn h = −n n A c h r dt für Elektronen im Leitungsband (5-2) für Elektonenzahl in Haftstellen (5-3) für Löcher in Rekombinationszentren; diese Gleichung beschreibt die TL-Intensität (5-4) Es gilt im Kristall Ladungsneutralität: n + nc = nh Diese Gleichungen (Gl.5.2-4) können nicht exakt gelöst werden. Daher müssen einige physikalisch plausible Näherungen gemacht werden [McKeever, 1985; Scharmann, 1971]. Eine Annahme ist, daß die Lebensdauer der Elektronen im Leitungsband gegenüber der der haftenden Elektronen sehr gering ist. dnc dn << dt dt , nc<< n und nh≈ n (5-5) Unter dieser Annahme und der Betrachtung der Ladungsneutralität kann man nc bestimmen: n⋅ p n = c n A + (N − n)A h r Setzt man dies in Gl.(5.4) ein, so erhält man für die Intensität der TL-Emission folgende Beziehung, wobei das Verhältnis A/Ar =R eingesetzt ist: n⋅ p⋅n ⋅ A n2 p dn h h r I(t) = − (5-6) = = =− dt n A + (N − n)A n + R(N − n) dt h r Die an der rechten Seite umrahmte Differentialgleichung ist die Grundgleichung der Thermolumineszenz. Um diese lösen zu können, braucht man weitere Annahmen, die zum Verständnis der TL-Emission eine große Rolle spielen. 1.) Eine wichtige Annahme ist die von Randall und Wilkins [Randall and Wilkins, 1945]. Danach wird der Rückeinfang des Elektrons in die Haftstelle, nachdem es ins Leitungsband angehoben wurde, vernachlässigt; d.h. A=0 (R=0). dn I(t) = − dn n 2 p = = n ⋅ p = n ⋅ s ⋅ exp( − E / kT ) dt n 44 (5-7) Kapitel 5: Thermolumineszenz Mit dn dn = −n ⋅ p ⇒ = − pdt ⇒ n = n0 exp ( − ∫ pdt) bekommt man für die TL-Intensität dt n I(t) = − dn = ( n 0 exp ( − ∫ pdt) ) ⋅ p = n 0 se − E/kT exp ( − dt ∫ s ⋅ e − E/kT dt ) (5-8) und daraus mit der Heizrate (dT/dt) = q die temperaturabhängige TL-Kurve I(T) = n 0 ⋅ s ⋅ e − E/kT exp ( − s q n0: s: E: T: q: ∫ T Ta e − E/kT dT ) . (5-9) die Konzentration der besetzten Haftstellen vor dem Aufwärmen der Probe; dosisabhängig. Sprungsfaktor, langsam temperaturabhängig, probenspezifisch Aktivierungsenergie (Haftstellentiefe), probenspezifisch Temperatur; Ta: Anfangstemperatur Aufheizrate Dies ist die älteste Formulierung von Randall und Wilkins. Sie wird auch Kinetik erster Ordnung genannt. Daraus erkennt man, daß eine TL-Kurve sich durch 5 Größen beschreiben läßt. Zwei davon, nämlich s und E, sind Modell-Parameter; wobei die übrigen Größen von den experimentellen Bedingungen abhängig sind. 2.) Eine zweite Grundbeschreibung (Kinetik zweiter Ordnung) macht die Annahme, daß auch der Rückeinfang mit gleicher Wahrscheinlichkeit vorkommt [Garlik and Gibson, 1948] d.h. R=1. Danach mimt die Gl.5.6 die Form I (t ) = − dn n2 p n2 p dn n 2 p , = = ⇒− = dt n + 1 ⋅ (N − n) n + N − n dt N woraus durch Integration n(t) berechnet wird. Setzt man das so erhaltene n(t) zusammen mit s'= s/RN oder s'= s/N und (dT/dt) = q in Gl.6-5 ein, so erhält man folgende Beziehung für die TL-Intensität: I(T) = n 2 ⋅ s ⋅ exp (-E/kT)/RN = n 02 ⋅ s ′ ⋅ exp (-E/kT) s′ T 1+n0 q ∫Ta exp (-E/kT)dT 2 (5-10) 3.) May und Partrige haben festgestellt, daß einige Alkali-Halogenid-Proben weder die Kinetik erster noch zweiter Ordnung zeigen [May & Partrige, 1964]. Sie haben eine sogenannte Kinetik allgemeiner Ordnung vorgeschlagen. (Vergl. rechte Seite der Gl.(5-7) und mittlerer Teil der Gl.(5-10): (5-11) I (t ) = n b s ′ exp( − E / kT ) Hier sind b die Ordnung der Kinetik (1<b<2), s′ der Sprungfaktor. Dies ist eine empirische Beschreibung. Setzt man ähnlich wie vorher n und s´ ein, so bekommt man für die TLIntensität 45 Kapitel 5: Thermolumineszenz I (T )= n0b s ′ ⋅ exp (-E/kT) (b − 1) s ′ T ∫T exp (-E/kT)dT 1+n0 q a b /(b − 1) . (5-12) Eine weitere Formulierung der Kinetik allgemeiner Ordnung wurde von Rashedy und Prakash gegeben [Rashedy, 1993; Prakash and Prasad, 1994]. Bei der Methode von Halperin und Braner [Halperin & Braner, 1960] stellt man, ähnlich wie oben, die Ratengleichungen auf, wobei das Leitungsband daran nicht teilnimmt (s. Abb.5.1 rechter Teil). Diese Methode ist vom Verlauf der Temperaturabhängigkeit her gleich der Randal & Wilkins-Methode (Kinetik erster Ordnung). 5.3. Wie man aus den TL-Kurven Information gewinnt Es gibt viele Modelle und Vorschläge in der Literatur für die quantitative Auswertungen von Thermolumineszenzaufnahmen. Außer den neuen erweiterten Vorschlägen [Raschedy,1996; Prakash,1994; Sunta et. al., 1997] sind die notwendigen Grundmodelle und ihre Eigenschaften und Anwendbarkeiten dargestellt in [McKeever, 1985; Bräunlich, 1979; Mahlesh K., Wenig P. S. und Furreta C.,1989]. Wichtig ist, aus den experimentell aufgenommenen TL-Kurven anhand der zugrunde gelegten theoretischen Modelle möglichst sinnvolle Werte für die jeweils betrachteten Parameter zu erhalten, wonach sich die Richtigkeit der erhaltenen Informationen richtet. Z.B. die von der Probe erfahrene Dosis kann man aus n0 ablesen, da die Füllung der Haftstellen in einigen Materialien, wie z.B. LiF [Sagastibelza & Alvares Rivas, 1981], proportional zur empfangenen Dosis ist. Dadurch kann man wiederum Informationen über Umgebung, Radioaktivität, Alter etc. gewinnen. Die Haftstellentiefe (Trap depth) ist für die Identifizierung verschiedener Störstellen sowie für das Verständnis verschiedener elektronischer und optischer Mechanismen in Kristallen eine wichtige Größe. Für die Bestimmung der erwähnten Parameter sind verschiedene Methoden angegeben. Sie sind in Standardwerken [McKeever,1985; Bräunlich, 1979; Mahlesh K., Wenig P. S. und Furreta, 1989] und in einigen Artikeln [z. B. Kivits & Hagebeuk, 1977 ] ausführlich dargestellt. Der wichtigste Parameter unter ihnen ist die Aktivierungsenergie E. Ist sie einmal bekannt, so kann man mit Hilfe ihrer und der angenommenen Modelle die anderen bestimmen. Die Bestimmungsmethoden für die Aktivirungsenergie kann man in 6 Gruppen teilen : a) Die Methoden, die die Heizrate nutzen. Hier werden Aufnahmen mit verschiedenen Heizraten gemacht. Dann trägt man die so festgestellten ln(T2m/q) gegen 1/Tm ein, wobei Tm die Temperatur des Peaksmaximums ist. Die Steigung der so erhaltenen Kurve ergibt E/k, woraus dann E bestimmt wird. b) Die Methoden, die den Anfangsanstieg nutzen. Hier ist angenommen, daß die Konzentration der eingefangenen Elektronen am Anfang des Ausheizens (T©Tm) noch nahezu konstant ist. D.h. n≈N und daher N-n≈0. Die Intensität der TL ist dann unabhängig von ihrer Kinetik [Garlik & Gibson, 1948]. Aus Gl. 5-6 erhält man ln(I(T)) = (-E/kBT) + Konstante. 46 (5-13) Kapitel 5: Thermolumineszenz Trägt man dann die TL-Intensität logaritmisch gegen 1/T auf, so läßt sich E ermitteln. Dies gilt für etwa bis zu 15% der maximalen Intensität [McKeever, 1985]. Diese Methode ist kinetikunabhängig und daher immer anwendbar. c) Die Methoden, die die TL-Peakform nutzen. d) Fit-Methode. Durch Anpassung der theoretischen Gleichung an die experimentellen Ergebnisse Bei all diesen Methoden geht man davon aus, daß die TL-Aufnahme mit konstanter Aufheizrate, d.h. dT=(Konstant)⋅ dt, gemacht worden ist. e) Isotherme Abklingsmethode. Dabei erhöht man die Temperatur nach der Bestrahlung bis zu einer bestimmten Temperatur und nimmt die Intensität des emittierten Lichtes bei konstanter Temperatur als Funktion der Zeit auf. Die so erhaltene Kurve ist beschrieben durch die Gleichung I(t) =I0⋅exp(p⋅t). Nach der Anpassung der bei verschiedenen Temperaturen aufgenommenen Kurven erhält man Werte für p (Zeitkonstanten). Die Auftragung von ln(p) gegen 1/T läßt E und s bestimmen. Dies ist für die Kinetik erster Ordnung einfach realisierbar. f) Peak-Temperatur-Methode. Diese basiert auf die Annahme von Randall und Willkins, daß die Wahrscheinlichkeit der Ladungsbefreiung pro Sekunde bei T=Tm etwa gleich 1sec-1 ist [s. McKeever, 1985]. Danach soll für die Aktivierungs-energie der Thermolumineszenz folgendes gelten: (5-14) E = 23kTm Kennt man die Temperatur des Peak-Maximums, so kann man die Aktivierungsenergie ungefähr abschätzen. Diese Methode ist aber ziemlich grob, denn sie enthält die Heizrate sowie den Sprungfaktor s nicht. Aber für eine grobe Abschätzung, wo die andere Methoden nicht anwendbar sind, kann man sie anwenden. Es konnten nur drei der erwähnten Methoden in dieser Arbeit angewendet werden: die Anfangsanstiegsmethode, die Isotherme Abkling-Methode und die Peak-TemperaturMethode. Es ist noch zu erwähnen, daß eine neue Methode von Rasheedy vorgeschlagen wurde, die auf der Proportionalität der Fläche unter dem TL-Peak zur Haftstellenkonzentration basiert [Rasheedy, 1996]. Danach kann man aus der TL-Kurve, die separat ist oder separiert worden ist, die Parameter b, E und s bestimmen. Es ist wiederum eine lineare Heizrate vorausgesetzt. All diese oben genannten Methoden gelten unter der Annahme, daß die Emissionseffizienz konstant ist, d.h. keine temperaturabhängige Emissionslöschung vorhanden ist. Dies ist meistens, wie z.B. beim CsCdBr3, nicht der Fall. Man muß dies bei der Ermittlung der TLParameter in Betracht ziehen [Wintle, 1985; Delunas et. al., 1987] (s. Abschn. 5.5). 5.4. Thermolumineszenz in dieser Arbeit Unter verschiedenen Anwendungsgebieten der TL nehmen auch Untersuchungen an Defektzentren in Festkörper einen beachtlichen Platz ein. Es darf aber nicht außer acht gelassen werden, daß TL alleine keine vollkommene Analysenmethode für Defektzentren47 Kapitel 5: Thermolumineszenz untersuchungen ist [McKeever, 1985]. Sie muß als Unterstützung anderer Methoden, wie z.B. optische Spektroskopie, ESR etc., angesehen werden. Wie im experimentellen Teil dieser Arbeit erwähnt wurde, wurden die TL-Aufnahmen manuell gemacht. Ein lineares Aufheizen wurde für die Auswertungsmethoden vorausgesetzt. Dies konnte aber wegen experimenteller Schwierigkeiten nicht zufriedenstehend realisiert werden. Es fehlten dafür gebräuchliche elektronische Kontrollgeräte. Es wurde versucht, wenigstens zu Beginn der TL-Peaks ein möglichst lineares Aufheizen zu realiesieren. Eine genaue Anpassung der Meßdaten an die theoretischen Modelle wird wegen dieser Schwierigkeiten nicht erwartet. Das Ziel besteht vielmehr darin, Beobachtungen zu machen, mit deren Hilfe einige Rückschlüsse auf den Energietransfer vom Gitter zu den SE-Ionen gezogen werden können. 5.5. Thermolumineszenz-Aufnahmen an undotiertem CsCdBr3 Bevor die TL-Aufnahmen gemacht wurden, sind die Proben jeweils etwa eine Stunde bei ~5K mit Röntgenstrahlung bestrahlt worden. Dann wurde die Temperatur möglichst linear hoch gefahren. In Abb.5.2 sind zwei TL-Kurven des undotierten CdCdBr3 dargestellt. Es sind insgesamt drei TL-Peaks, wobei der mittlere eindeutig dominiert. Um die schwachen Peaks im Bild sichtbar zu machen, wurden Teile der Kurve (a) etwa 400-fach vergrößert. Die zweite Kurve (b) unterscheidet sich von der Kurve (a) darin, daß sie für den engen Temperaturbereich (~50 K – 110 K) aufgenomen wurde. Dies sieht man aus Heizkurven-Graphen rechts oben in der Abb.5.2. Das Maximum des Peaks verschiebt sich mit höherer Heizrate etwas zu höheren Temperaturen. Der Knick am Gipfel der Kurve (a) trat wegen eines Heizraten-Abfalls in diesem Bereich auf. Die Temperatur für Kurve (a) wurde alle 15 Sekunden und die für Kurve (b) alle 60 Sekunden abgelesen. Das Maximum des Hauptpeaks liegt ungefähr bei 90 K (~89 K für (b) und ~90,5 K für (a)). Bei höheren Heizraten wird der TL-Peak breiter. Die andere Maxima liegen bei ~53 K und ~123 K. Die Anpassungen an den Heizkurvenverlauf wurde nur in dem Bereich des Hauptpeaks gemacht. Die drei an undotiertem CsCdBr3 gefundenen Maxima kommen auch in dotierten Kristallen vor, wobei dort noch zusätzliche kleine Peaks auftreten (Abb.5.9-11). Nun ist die Frage, welchen Aktivierungsenergien diese TL-Peaks entsprechen. In der Abb. 5.3 sind die Anstiege der beiden Hauptkurven exponentiell gegen 1/T dargestellt. Es ist zu erkennen, daß die Anpassungskurve (b) besser auswertbar ist Zur Bestimmung der Aktivierungsenergie wurden zusätzlich Isotherme Abkling-Experimente an undotiertem CsCdBr3 gemacht. Diese sind in Abb.5.4 gezeigt. An diese Abklingskurven sind jeweils drei exponentielle Zerfälle angepaßt. Es wurden nur die langzeitigen Zerfallskonstanten genommen, da für die kurzen Zeiten die Gleichgewichtsbedingungen fraglich sind. Nach der Erhöhung der Temperatur braucht die Probe eine Weile, bis sie ins Gleichgewicht kommt. Der Arrhenius-Plot für die ermittelten Zeitkonstanten ist in Abb.5.5 dargestellt. 48 Kapitel 5: Thermolumineszenz 400 1,0 Heizkurve Temperatur [K] TL-Intensität [rel- Einh.] 300 0,8 200 a : (dT/dt) =~ 9,9 K/Min. b : (dT/dt) =~ 6,4 K/Min. 100 0,6 a b 0 0 10 20 30 40 Zeit [Min.] 0,4 0,2 Vergrößert Vergrößert 0,0 I 20 40 III II 60 80 100 120 140 160 180 200 Temperatur [K] Abb. 5.2.: TL-Emission von undotiertem CsCdBr3, für 2 verschiedene Heizraten e12 Undot. CsCdBr e11 3 e10 TL-Intensität e9 e8 a : E =~ 1670 cm-1 e7 e6 b : E =~1665 cm -1 e5 e4 e3 e2 0,0120 0,0125 0,0130 0,0135 0,0140 0,0145 0,0150 1/T [K-1] Abb.5.3.: TL-Emission aus Abb.5.2 und Bestiimung der Aktivierungsenergie aus dem Anfanganstieg 49 Kapitel 5: Thermolumineszenz Isothermales Abklingen e17 CsCdBr 3 bestrahlt bei 77K Photonenanzahl e15 τ =~7500 s Lang e13 τ T=80k =~3500 s Lang e11 τ e9 T=85k =~1130 s Lang e7 T=90k T=95k e5 τ T=100k e3 0 1000 τ 2000 =~375 s Lang =~140 s Lang 3000 4000 5000 6000 Zeit, Sekunden . (τ=1/p, p= s⋅e-E/kT) $EE,VRWKHUPH$ENOÕQJVDXIQDKPHQDQXQGRWLHUWHP&V&G%U3 105 100 95 90 85 80 T [K] e-4 Arrheniusplot der TL (undot. CsCdBr ); (5N) e-5 3 ermittelte Zeitkonstanten Anpassung 1 Anpassung 2 p [s-1] e-6 e-7 e-8 Anpassungswerte: E = 1270 cm-1 e-9 E = 1128 cm-1 e-10 0.0090 0.0095 0.0100 0.0105 0.0110 0.0115 0.0120 0.0125 0.0130 1/T [K-1] Abb.5.5 Arrhenius-Plot von p zur Bestimmung der Aktivierungsenergie 50 0.0135 Kapitel 5: Thermolumineszenz Die durch die Isotherme Abklingsmethode ermittelte Aktivierungsenergie beträgt durchschnittlich ~1200 cm-1 (Abb.5.5; ~1270 cm-1 für Anpassung 1 und ~1130 cm-1 für Anpassung 2). Dies ist weniger als der davor durch den Anfangsanstiegsmethode bestimmende Wert von 1665 cm-1. Ein wichtiger Unterschied zwischen diesen beiden Bestimmungen ist, daß die Anfangsanstieg-Methode bei tiefen Temperaturen (< 80 K) funktioniert, während die Isotherme Abkling-Methode bei höheren Temperaturen (> 80 K) läuft. Werden nur die Daten für T > 85 K betrachtet, ist für die Aktivierungsenergie etwa 1270 cm-1 zu akzeptieren. Dieser Wert ist viel kleiner als die in Abb.5.3 nach der Anfangsanstiegsmethode angepaßten Werte. Hier spielt die thermische Fluoreszenzlöschung, welche im vorigen Kapitel besprochen wurde, eine Rolle. Ist die Aktivierungsenergie der thermischen Löschung während der Thermolumineszenz bekannt, so muß man diese entsprechend (s.u.) zu den mit verschiedenen Methoden ermittelten TL-Aktivierungsenergien addieren [Wintle, 1985; Petrov et. al., 1996], damit man die richtigen Werte für die Aktivierungsenegie der Haftstellen erhält. Die spektral aufgenommene TL am CsCdBr3 zeigt hauptsächlich eine rote Emission, deren Zentrum zwischen der gelben und roten Bande liegt (s.Abbschn. 5.8 und vergl. Abschn.4.1). Die Aktivierungsenergie für die Löschung dieser Emission ist aus dem Kapitel.4 bekannt Sie beträgt durchschnittlich etwa 580 cm-1. Zieht man dieses in Betracht, so bekommt man für die Aktivierungsenergie der TL ungefähr die gleiche Energie, die auch durch die Anfangsanstiegsmethode oder die Peakmaximum-Methode bestimmt wurde (s.Tabl.5.1). Die Wirkung der Fluoreszenzlöschung auf die TL ist temperaturabhängig, weil die Effizienz selbst temperaturabhängig ist [Petrov et. al., 1996]. Ist die Effizienz durch 1 η (T ) = (5-15) 1 + C ⋅ exp( −W / kT ) beschrieben, wobei W die thermische Aktivierungsenergie der Fluoreszenzlöschung, C eine Konstante, k die Boltzmann-Konstante und T die Temperatur ist, dann ist die Energie ∆E, die zu den experimentell bestimmten TL-Werten addiert werden muß, gegeben durch die folgende Gleichung [Petrov et. al., 1996]: W (5-16) ∆E (T ) = 1 1+ C ⋅ exp( −W / kT ) Die anhand dieser Kenntnisse ermittelten Aktivierungsenergien der drei benutzten Methoden sind in der Tabelle 5.1 eingetragen. Tabelle 5.1: Aktivierungsenergien E der TL Haftstellen im CsCdBr3 (C = 28000, W = 580 cm-1 s.Tabl.4.1) Methode Peaks 1. Peak 2. Peak (Hauptpeak) Temperatur ∆E cm-1 Korrektur (Gl.5.16) 2. Peak (Nach Korrektur) 3. Peak Anfangs-Anstieg Maximum-Temperatur Isotherme-Methode Schwache Intensität ~850 cm-1 ~1670 cm-1 ~1440 cm-1 ~1200 cm-1 ~75 K ~90 K 100 K ~170 cm-1 ~420 cm-1 ~500 cm-1 ~1840 cm-1 ~1860 cm-1 ~1700 cm-1 Separation ist nötig ~1920 cm-1 51 Kapitel 5: Thermolumineszenz Der TL-Wert für den ersten Peak ist etwa 850 cm-1 und ist unkorrigiert zu nehmen, da in dem Bereich die thermische Löschung noch nicht wirksam ist. Der dritte Peak liegt im Bereich 110 K – 125 K. Man kann aus der Gl.5.16 ausrechnen, daß ein Wert von etwa 560 cm-1 zu dem durch die Peakmaximum-Methode erhaltenen Wert addiert werden sollte. Dieser ist selbst nicht sehr korrekt, denn die Methode ist ziemlich grob. Bei der Anfangsanstiegsmethode wird die Aktivierungsenergie unabhängig von der Ordnung der TL bestimmt, während die anderen Methoden von ihr abhängen. Ist z.B. die Kinetik von zweiter Ordnung, so liegt das Maximum des Peaks nicht an der gleichen Stelle wie bei einer Kinetik erster Ordnung (s. Abschn.5.2). Dies hat dann eine kleine Korrektur der experimentell bestimmten Energie zur Folge, da bei der Abschätzung der Aktivierungsenergie nur das PeakMaximum betrachtet wird. Ein Unterschied der Größe 5 K entspricht etwa 80 cm-1 Änderung in der Aktivierungsenergie. 5.6. Thermolumineszenz-Aufnahmen an SE dotiertem CsCdBr3 In Abb.5.6 sind die TL-Aufnahmen von verschiedenen SE3+-dotierten CsCdBr3-Kristallen dargestellt. Zum Vergleich ist auch die des undotierten Kristalls gezeigt. Die jeweiligen Heizraten q zwischen 70 K und 120 K, sind im Bild angegeben. CsCdBr ; q=~9,9 K/Min. 3 La3+:CsCdBr ; q=~4,9 K/Min. TL-Intensität [rel. Einh.] 3 Eu2+:CsCdBr ; q=~7,7 K/Min. 3 La+Eu:CsCdBr ; q=~6 K/Min. 3 Tm3+:CsCdBr 3 ; q=~9,2 K/Min. Ho3+:CsCdBr3; q=~8,3 K/Min. Tm+Ho:CsCdBr3; q=~8,9 K/Min. Pr3+:CsCdBr3; q=~9,6 K/Min. Gd3+:CsCdBr3; q=~4,9 K/Min. 50 100 150 200 250 300 350 400 Temperatur [K] Abb. 5.6.: TL-Emissionen von un- und SE-dotiertem CsCdBr3. Um einen Überblick über die Heizraten zu haben, sind diese in Abb.5.7 eingetragen. Die Maxima liegen etwa in dem Bereich zwischen 85 K und 94 K. 52 Kapitel 5: Thermolumineszenz 400 ~9,9 K/Min. (CsCdBr ) 3 ~4,9 K/Min. (La:CsCdBr ) 350 3 ~7,7 K/Min. (Eu:CsCdBr ) 3 ~ 6 K/Min. (La&EuCsCdBr ) 300 3 ~9,2 K/Min. (Tm:CsCdBr ) Temperatur [K] 3 ~8,3 K/Min. (Ho:CsCdBr ) 3 250 ~8,9 K/Min. (Tm&Ho:CsCdBr ) 3 ~9,6 K/Min. (Pr:CsCdBr ) 3 200 ~4,9 K/Min. (Gd:CsCdBr ) 3 150 100 50 0 0 10 20 Zeit [Min.] 30 40 Abb. 5.7.: Heizkurven der in Abb 5.6. dargestellten TL-Emissionen Um die Lagen der Peaks vergleichen zu können, müssen die Kurven entsprechend ihrer Heizrate korrigiert werden. Dazu können die zwei TL-Aufnahmen des undotiertem CsCdBr3 zur Hilfe genommen werden. Für beide TL-Kurven in Abb.5.2 sind Tm1 ≅ 90,5 K für q = 9,9 K/Min. und Tm2 ≅ 89 K für q = 6,4 K/min. Danach gilt für die Maxima für das Verhältnis ∆Tm/∆q ~1 min. Betrachtet man dies und nimmt die Heizrate der undotierten Probe als Referenzheizrate, so erhält man für die Maxima die in Tab.5.2 eingetragenen Werte für eine „gleiche“, korrigierte Heizrate von 9,9 K/Min. Tabelle 5.2: Korrigierte Lage der Haupt-TL-Peaks von SE-dotiertem CsCdBr3 Dotiertes Ion - La3+ Eu2+ La&Eu Tm3+ Ho3+ Tm&Ho Pr3+ Gd3+ Tm (roh) [K] 90,5 88,5 85 85,5 91 88 87,5 93 89 4,9 7,7 6 9,2 8,3 8,9 9,6 4,9 93,5 87,5 89,5 91,5 89,5 88,5 93 94 q [K/Min.] 9,9 Tm (korrigiert) (Bzgl. der undot. 90,5 Probe) Man sieht aus dieser Tabelle, daß nach der Korrektur die Peakmaxima einiger Probe sich geändert haben. Da die Korrektur bezüglich der undotierten Probe ist, kann man die Peakmaxima jetzt miteinander vergleichen. Ohne eine vergleichbare Heizrate ist ein Vergleich des Auftretens der TL-Peaks schwieriger. 53 Kapitel 5: Thermolumineszenz Die nach der Anfangsanstiegsmethode angepaßten Aktivierungsenergien dieser TL Peaks sind in Abb.5.8-a und -b graphisch jeweils mit ihrer Anpassungskurve dargestellt. Temperatur [K] 76,92 83,33 71,43 Temperatur [K] 66,67 83,33 62,50 e 13 Gd:CsCdBr La:CsCdBr 3 e 10 e 10 TL-Intensität TL-Intensität e 11 e9 e8 e7 3 e9 e8 e7 ∆ E =~ 1800 e6 ∆ E=~ 1640 cm -1 cm -1 e6 e5 e4 0.012 0.013 0.014 0.015 1/T [K -1 ] 0.016 0.012 83,33 0.013 0.014 0.015 1/T [K -1 ] Temperatur [K] 90,91 Temperatur [K] 76,92 71,43 83,33 76,92 71,43 66,67 e 11 e 11 e 10 La&Eu:CsCdBr e 10 Pr:CsCdBr 3 3 e9 TL-Intensität e9 TL-Intensität 66,67 e 11 e 12 e8 e7 e6 e5 71,43 76,92 ∆ E=~1665 e8 e7 e6 e5 cm -1 ∆ E=~ 1660 cm -1 e4 e4 e3 e3 0.011 0.012 0.013 0.014 1/T [K -1 ] 0.012 0.013 0.014 0.015 1/T [K -1 ] Abb.5.8.a: Anfangsanstieg der TL-Emission von SE-dotiertem CsCdBr3. Zur Bestimmung der Aktivierungsenergie. 54 Kapitel 5: Thermolumineszenz Temperatur [K] 83,33 Temperatur [K] 76,92 71,43 66,67 83,33 e11 e11 Tm:CsCdBr Ho:CsCdBr 3 e10 TL-Intensität TL-Intensität 3 e10 e9 e8 e7 66,67 71,43 76,92 e9 ∆ E=~ 1500 cm-1 e8 ∆ E=~ 1630 cm-1 e7 e6 e6 e5 0.012 0.013 0.014 0.015 0.012 1/T [K-1] 76,92 0.014 0.015 1/T [K-1] Temperatur [K] 83,33 0.013 Temperatur [K] 71,43 66,67 83,33 76,92 71,43 66,67 e11 e11 e10 e10 Ho&Tm:CsCdBr TL-Intensität e9 TL-Intensität Eu 2+:CsCdBr e9 3 e8 e7 e8 e7 e6 e5 e6 3 ∆ E=~1700 cm-1 ∆ E=~1580 cm-1 e4 e5 e3 0.012 0.013 0.014 0.015 0.012 1/T [K-1] 0.013 0.014 1/T [K-1] Abb. 5.8.b: Anfangsanstieg der TL-Emission von SE-dotiertem CsCdBr3. Zur Bestimmung der Aktivierungsenergie. 55 0.015 Kapitel 5: Thermolumineszenz Eine Zusammenfassung der ermittelten Aktivierungsenergien ist in der Tab.5.3. angegeben. Tabelle 5.3: Die ermittelten Aktivierungsenergien des Hauptpeaks von SE–dotiertem CsCdBr3 E1: Anfangsanstiegsmethode Abb.5.8.a-b und E2: Peak-Maximum-Temperatur-Methode (k) steht für die Berechnung mit den korrigierten Maxima Dotiertes Ion - La3+ Eu2+ La&Eu Tm3+ Ho3+ Tm&Ho Pr3+ Gd3+ E1 [cm-1] 1840 1840 1890 1930 1840 1730 1790 1850 1960 E2 [cm ] 1860 1835 1750 1760 1890 1825 1810 1935 1850 E2 [cm-1] (k) 1860 1950 1810 1860 1905 1860 1840 1936 1960 -1 In der Tab. 5.3 sind die Korrekturen nach Gl.5.16 zu den experimentell erhaltenen Werten addiert (Vergl. Abb.5.8a und b). Die Korrekturwerte, ∆E, sind entsprechend ihrer Lage auf der Temperaturskala nach Gl.5.16 berechnet. (Z.B. Für die La dotierte Probe ist die Fluoreszenzlöschungsenergie W = ~520 cm-1 (Abb.4.15) für den Anfangsanstieg um 72K (Abb.5.8a). Benutzt man diese Werte in der Gl.5.16 so erhält man für die Korrektur einen Wert von etwa 200 cm-1. Fügt man diesen zu dem in Abb.5.8a erhaltenen Wert hinzu, so erhöht man 1640cm-1+200cm-1=1840cm-1. Das Gleiche gilt auch für die PeaktemperaturMethode.) Damit ist eine Abschätzung für die Aktivierungsenergie der TL Haftstellen in CsCdBr3 erzielt worden. Die Ungenauigkeit der Heizrate und die Temperaturmessung spielen eine gewisse Rolle für die Genauigkeit dieser Werte. Nach der Anzeige der Pt-100-Widerstands wurde der Heizstrom manuell reguliert. Die möglichen Zickzacks des Heizstroms führen in kleinen Zeitintervallen zu Intensitätsschwankungen, die nicht regulär sind. Die Pt-100Widerstandskurve wurde aus der Literatur entnommen, was ebenfalls zu Abweichungen führen kann. Generell kann man aus Thermolumineszenzkurven die Aktivierungsenergie nicht viel genauer als ±10% erwarten. Deshalb ist erhöhter Aufwand nicht unbedingt sinnvoll. Die hier mit verschiedenen Methoden erhaltenen Ergebnisse stimmen innerhalb dieser Ungenauigkeit, trotz der erwähnten Schwierigkeiten, überein. Die größte Abweichung der beiden Methoden von einander beträgt für die Ho dotierte Probe etwa 130 cm-1 Dies entspricht etwa 7% Abweichung. Es kommen zu dem Hauptpeak, der bei undotiertem CsCdBr3 bereits vorkommt, in dotierten Proben zusätzliche kleinere TL-Emissionspeaks hinzu. In Abbildungen 5.9-5.11 sind solche dargestellt. Die Verschiebungen an den Kurven korrelieren mit der Heizrate. Obwohl sie in den Bildern wegen der Übersichtsdarstellung nicht zu sehen sind, gibt es noch einige sehr schwache Peaks. In der undotierten Probe gibt es insgesamt 8 Peaks, wobei 5 von ihnen ziemlich schwach sind (10-5-10-4 -fach des Hauptpeaks; der erste Peak (~53 K) ist etwa 10-3-fach des Hauptpeaks). Bei Dotierung mit SE werden diese stärker, und es kommen noch zusätzliche dazu. Bei der La-dotierten Probe kommen zwei ganz neue Peaks vor, zentriert bei etwa 210 K und bei etwa 250 K (Abb.5.10). Diese sind wahrscheinlich durch Verunreinigungen zustande gekommen. (Hierzu soll erwähnt werden, daß während der Vorbereitung zur Kristallzucht der La-dotierten Probe ein Glasstück in die Zuchtampulle gelangt war.) Eine wichtige Frage ist, was emittiert in SE dotierten Proben bei höheren Temperaturen? Die exzitonischen Emissionen, deren Aktivierungsenergie für die Fluoreszenzlöschung etwa zu 560 cm-1 ermittelt wurde (Kapitel 4), verlieren ab 80 K sehr rasch an Intensität. Eine Emission aus den gleichen Zuständen zu erwarten, ist wenig wahrscheinlich. (Setzt man W=560 cm-1 und C=20000 in die Gl.4.1 ein, erhält man für die Emissionseffizienz für die 200 K 0,0028; 56 Kapitel 5: Thermolumineszenz für 250 K 0,00125; und für 300 K 0,00073). Da außer bei La-dotierten Proben spezifische SEEmissionen zu erwarten sind, sind die auftretende Emissionen in SE dotierten Proben wahrscheinlich solche. Emissionen bei höheren Temperaturen der undotierten und der Ladotierten Proben sind wahrscheinlich Verunreinigungen zuzuordnen. Auch für die SEdotierten Proben sind von Verunreinigungen verursachte Emissionen nicht auszuschließen. Es liegt nahe anzunehmen, daß tiefere Haftstellen vorhanden sind, die man wegen der Emissionslöschung schwer nachweisen kann. Diese Zentren sollten aber nicht stark sein, denn sonst hätte man bei den Temperaturen, wo TL-Peaks nachweisbar sind, für die SEEmissionen ein zunehmendes oder zumindest nicht rasch abnehmendes Verhalten bei Röntgenanregung feststellen müssen. Dies ist aber nicht der Fall (s. Abb4.19 - 4.22). 0,05 400 Temperatur [K] 350 TL-Intensität [rel. Einh.] 0,04 0,03 Heizkurven 300 250 200 150 100 50 0 500 1000 1500 2000 2500 Zeit [s] 0,02 undot. CsCdBr Pr:CsCdBr 0,01 3 3 Gd:CsCdBr 3 0,00 50 100 150 200 250 300 350 400 Temperatur [K] Abb. 5.9 TL-Emissionen von un-, Pr- und Gd-dotierten CsCdBr3. Zum Vergleich. Für diese Erklärung spricht auch die TL-Aufnahme an einer anderen, in ihrer Verunreinigung bekannten, Pr-dotierten Probe (Abb.5.12). Sie hat den Reinheitsgrad 99,9% für PrBr3 und CdBr2 und 99,99% für CsBr und besitzt Pb-, Bi- und I-, Verunreinigungen [Neukum, 1995]. In Abb.5.12 sind die an den 99,9% und 99,999% reinen Proben aufgenommenen TL-Kurven dargestellt. Um einen qualitativen Vergleich machen zu können, sind in den Abbildung auch die Heizkurven angegeben. Unter Beachtung der Heizkurven kann festgestellt werden, daß zwei zusätzliche Peaks bei der verunreinigten Probe vorkommen (Pfeile in Abb.5.12). Einer kommt vor dem Hauptpeak, zentriert etwa um 66 K und der andere bei etwa 135 K vor. Diese Maxima sind in der reinen Probe nicht zu sehen. Außerdem sind die relativen Intensitäten der anderen Nebenpeaks bei der verunreinigten Probe stärker als bei der reinen. 57 Kapitel 5: Thermolumineszenz 0,03 400 Heizkurven 350 Temperatur [K] TL-Intensität [rel. Einh.] 300 0,02 250 200 150 100 50 0 500 1000 1500 2000 2500 Zeit [s] undot. CsCdBr 0,01 3 Eu:CsCdBr 3 Gd:CsCdBr 3 La:CsCdBr 3 0,00 50 100 150 200 250 300 350 400 Temperatur [K] Abb. 5.10: TL-Emissionen von un-, Eu-, Gd-, und La-dotierten CsCdBr3. Zum Vergleich. 0,25 400 350 Heizkurven Temperatur [K] 300 TL-Intensität [rel. Einh.] 0,20 250 200 150 100 0,15 50 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000 2250 Zeit [s] undot. CsCdBr 3 (Tm+Ho):CsCdBr 0,10 Ho:CsCdBr 3 3 Tm:CsCdBr 3 0,05 0,00 50 100 150 200 250 300 350 400 Temperatur [K] Abb. 5.11: TL-Emissionen von un-, Tm-, Ho- und (Tm+Ho)-dotiertem CsCdBr3. Zum Vergleich. 58 Kapitel 5: Thermolumineszenz 0,20 1% Pr:CsCdBr 0,18 (verunreinigt) 3 0,5% Pr:CsCdBr (relativ rein) 400 0,14 Heizkurven 350 300 0,12 Temperatur [K] TL-Intensität [rel. Einh.] 3 0,16 0,10 0,08 250 200 150 100 50 0 0,06 0 500 1000 1500 2000 2500 Zeit [s] 0,04 0,02 0,00 50 100 150 200 250 300 350 400 Temperatur [K] Abb. 5.12: Vergleich der TL von reinem und verunreinigtem Pr:CsCdBr3. Die nachgewiesenen TL-Peaks aller verwendeten Proben sind in der Tabelle 5.4 eingetragen. Sie kann man in den Abbildungen 5.9, 5.10 und 5.11 nachsehen. Die jeweiligen Heizraten sind in der zugehörigen Abbildung angegeben. Für die Aktivierungsenergien der Peaks außer des Hauptpeaks wurde die Peakmaximumsmethode (E=~23⋅k⋅Tm) angewendet, da für die anderen Methoden Peakseparation etc. nötig ist, die mit der zur Verfügung stehenden Meßaparatur nicht realisierbar ist. Die Korrektur, die wegen der Fluoreszenzlöschung nötig wäre, wurde hier nicht durchgeführt. Die Aktivierungsenergie des Hauptpeaks ist für alle verwendeten Proben schon abgeschätzt worden. (S. Tab. 5.3). Hier ist noch zu erwähnen, daß generell die Peakmaximummethode eine grobe Abschätzung für Aktivierungsenergien ist, aber die Messungen haben gezeigt, daß die Werte trotzdem relativ zuverlässig sind. (→Abschnit 5.3) 59 Kapitel 5: Thermolumineszenz Tabl.5.4: Die Nachgewiesenen TL-Peaks von un- und SE-dotiertem CsCdBr3 (T : Temperatur des Peakmaximums in K und E :die abgeschätzte Aktivierungsenergie in cm-1) Undot. T E T E T E T E T E T E T E 53 850 52 833 49 785 49 785 51 820 53 855 49 785 90 1860 93 1936 94 1957 88 1824 93 1936 91 1893 90 1870 123 140 158 179 2528 2810 3100 3440 119 132 165 180 200 195 3695 220 220 4095 240 - 2408 2622 3155 3395 3716 4036 4356 - 117 2375 120 2425 120 2425 122 138 153 2962 137 2704 151 172 3267 180 3395 185 3476 180 2453 120 2720 2930 3395 172 2425 200 3715 195 218 4004 231 4212 231 4212 207 3828 220 3636 4036 275 4915 305 5395 330 5795 4675 5155 5475 - - La - Gd - Eu Pr - - - - - Tm Ho 265 4756 260 313 5523 290 338 5922 368 6402 310 - 3267 5.7. Abschätzung des Sprungfaktors s im CsCdBr3 Ein TL-Peak wird durch zwei Modellparameter beschrieben (Abschn.5.2). Nachdem die Aktivierungsenergie bestimmt wurde, bleibt die Frage nach dem Sprungfaktor s. Ein Weg ist, die Extremumregel anzuwenden, in dem man Kinetik erster Ordnung zugrunde legt. Differenziert man die Gleichung für die TL (Gl.5.9) und setzt sie bei T=Tm gleich Null, so erhält man daraus für s, q⋅E s= (5-17) ⋅ exp( E / kTm ) [s-1]. k ⋅ Tm2 Hier ist die Heizrate q mit einbezogen, die eine experimentelle Größe ist. Die so berechneten Werte von s sind in der letzen Spalte der Tabelle 5.5. angegeben. Als Durchschnittswert erhält man 3,7x1011 s-1. Dieser Wert entspricht einer Phononenenergie von etwa 12 cm-1. Allgemein kann s höchstens die Frequenz der maximalen Gitterschwingung annehmen (s.Abschn.5.2). Insofern ist hier das Ergebnis trotz einiger Ungenauigkeiten nicht unrealistisch. Für die Abschätzung von s spielt die Genauigkeit der Aktivierungsenergie eine große Rolle; eine kleine Änderung in E verursacht ein große Änderung zu s, da es exponentiell von E abhängt. 60 Kapitel 5: Thermolumineszenz Tabelle 5.5: der berechnete Sprungsfaktor von un- und SE-dotiertem CsCdBr3 Probe Tm [K] CsCdBr3 90,5 La:CsCdBr3 88,5 Eu:CsCdBr3 85 (La&Eu):CsCdB 85,5 rTm:CsCdBr 3 91 3 Ho:CsCdBr3 88 (Tm&Ho):CsCd 87,5 Br 3 Pr:CsCdBr 93 3 Gd:CsCdBr3 89 E [cm-1] 1840 1770 1850 1820 1780 1650 1730 1810 1970 q [K/s] 0,165 0,082 0,128 0,100 0,153 0,138 0,148 0,160 0,082 s [s-1] 3⋅⋅1011 2⋅⋅1011 2⋅⋅1012 7⋅⋅1011 8⋅⋅1010 2⋅⋅1010 1⋅⋅1011 7⋅⋅1010 2⋅⋅1012 5.8 Spektralaufgelöste Thermolumineszenz von un- und SE-dotierten CsCdBr3 Eine gleichzeitige Spektralauflösung der TL ist sehr aufwendig. Eine CCD-Kamera wäre dafür sehr gut geeignet. Mit den zur Verfügung stehenden Geräten konnten durch schnelles Durchfahren des Nachweisspektrometers während der TL nur einige Emissionsaufnahmen gemacht werden. Die so erhaltenen Ergebnisse sind in den Abbildungen 5.13-16 zu sehen. Damit ein direkter Vergleich möglich ist, sind die Emissionsaufnahmen während der Bestrahlung bei niedrigerer Temperatur (unter gleichen Bedingungen) mit dargestellt. Die Aufnahmen wurden jeweils von der höherenergetischen Seite des Spektrums durchfahren. Daher ist die Abnahme der Emission an der niederenergetischen Seite als Abnahme der TL zu deuten. Um keine Emissionen zu übersehen, wurden die Aufnahmen zum Teil zweistufig gemacht: einmal wurde ein bestimmter Bereich durchfahren, die Probe abgekühlt, noch einmal bestrahlt und dann der übrig gebliebene zweite Teil durchfahren. D.h. ein Spektrum besteht z.T. aus zwei Aufnahmen für unterschiedliche Spektralbereiche (s. z.B. Abb.5.15). Um festzustellen, ob sich die Emissionen an der Anfangsseite und der Endseite der Thermolumineszenz unterscheiden, wurden Aufnahmen innerhalb des ersten und zweiten Teils der TL-Peaks aufgenommen. Sie sind jeweils in die zugehörigen Abbildungen eingetragen. Es ist kein Unterschied festgestellt worden. Am stärksten zeigt die Ho-dotierte Probe SE3+-Emission während der Thermolumineszenz (Abb.5.15). Das 5F5- Niveau des Ho3+ und die 3F2,3- Niveaus des Tm3+ liegen energetisch im Bereich der roten Gitteremission. Dies weist darauf hin, daß diejenigen SE3+-Ionen, die im Bereich der roten Emission einen Zustand haben, von der roten Emission Energie entnehmen können. D.h. es besteht ein resonanter Energietransfer zwischen den SE-Ionen und der roten Emission. Oberhalb von 16000 cm-1 zeigen alle SE3+-Ionen während der Thermolumineszenz keine Emission mehr. (Hierzu sind gleiche Messungen auch an Sm und Gd dotiertem CsCdBr3 durchgeführt worden, wobei keine SE-Linien-Emissionen nachgewiesen worden sind). Dieser Effekt zeigt nochmals, daß die TL mit delokalisierten Exitonen etwas zu tun hat. Ein TL-Prozeß über das Leitungsband sollte auch thermisch stimulierte Leitfähigkeit (TSC ) zeigen. Daher ist zu erwarten, daß eine TSC im CsCdBr3 nachzuweisen ist. 61 Kapitel 5: Thermolumineszenz Photonenanzahl / Kanal 2000 undot. CsCdBr Aufnahme während der Bestrahlung (77 K) Aufnahme bei TL (82 K < T < 105 K) Aufnahme bei TL (82 K < T < 95 K) Aufnahme bei TL (95 K < T < 110 K) 3 1500 1000 500 0 10000 11000 12000 13000 14000 15000 16000 17000 18000 19000 20000 21000 22000 Energie [cm-1] Abb.5.13 Spektral aufgelöste TL von undotiertem CsCdBr3 1250 Pr:CsCdBr 3 3P -->3F 0 2 Photonenanzahl 1000 Während der Bestrahlung (77K) Während der TL (83 K - 100 K) 750 500 1D -->3F 2 4 250 3P -->3H 0 4 0 10000 11000 12000 13000 14000 15000 16000 17000 18000 19000 20000 21000 22000 Energie [cm-1] Abb.5.14 Spektral aufgelöste TL von Pr-dotiertem CsCdBr3 62 Kapitel 5: Thermolumineszenz 3000 Ho:CsCdBr Während der Bestrahlung (77K) Während der TL (81 K - 105 K) Während der TL (82 K - 100 K) 3 Photonenanzahl / Kanal 2500 5F 5 --> 5I 8 2000 1500 1000 5F 500 5G --> 5I 1 5 4 -->5I 6 5F 4 -->5I 8 5F 3 -->5I 8 0 10000 11000 12000 13000 14000 15000 16000 17000 18000 19000 20000 21000 22000 Energie [cm-1] Abb.5.15 Spektral aufgelöste TL von Ho-dotiertem CsCdBr3 Tm:CsCdBr 3 Während der Bestrahlung (77K) Während der TL (82K - 95K) Während der TL (95K - 105K) Photonenanzahl / Kanal 1000 3H --> 3H 4 6 500 3F 3 -->3H 6 0 10000 11000 12000 13000 14000 15000 16000 17000 18000 19000 20000 21000 22000 Energie [cm-1] Abb.5.16 Spektral aufgelöste TL von Tm-dotiertem CsCdBr3 63 Kapitel 5: Thermolumineszenz Aus den obigen Bildern sieht man deutlich, daß oberhalb ~16000 cm-1 die Seltenen Erden während der Bestrahlung direkt angeregt werden. 5. 9 Zusammenfassung des 5. Kapitels Eine kurze Einführung zum Thema Thermolumineszenz ist gegeben worden. Die Modellparameter Aktivierungsenergie und Frequenzfaktor wurden bestimmt. Thermolumineszenzaufnahmen an undotiertem und La, Gd, Eu, Pr, Tm, Ho, La+Eu und Ho+Tm dotiertem CsCdBr3 wurden durchgeführt. Alle Proben zeigen den gleichen Hauptpeak, wobei dotierungsabhängig verschiedene Nebenpeaks zusätzlich nachzuweisen sind. Die Aktivierungsenergie des Hauptpeaks ist bestimmt worden, indem Anfangsanstiegsmethode, Isotherme-Zerfallsmethode und Peakmaximumsmethode angewendet worden sind und die thermische Fluoreszenzlöschung in Betracht gezogen wurde. Die Spektren der TL wurden an verschieden Proben aufgenommen. Ein Beweis für Energietransfer von den exzitonischen Gitterzuständen zu den SE wurde damit geführt. Durch TL kann man die Reinheitsqualität eines Kristalls abschätzen. Ho hat deutlich die stärkste Kopplung an die Anregungen des CsCdBr3-Gitters. 64 Kapitel 5: Thermolumineszenz Literatur zum Kapitel 5: • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Böhm M., Erb O. and Scharmann A. (1985); Appl. Phys. A 37, pp. 165-170; “Quantum Mechanical treatment of the Escape Probability from Traps in Thermally stimulated Processes” Böhm M. and Sharmann A. (1987); Appl. Phys. A 43, pp. 29-35, “The Pre-Exponential Factor of the Escape Probability in Thermally Stimulated Processes” Bräunlich, P. (1979); “Thermally stimulated Relaxation in Solids” Topics in Applied Physics, vol. 37, ed. P. Bräunlich Curie, D. (1960); “Luminescence in crystals”, Methuen, London Delunas, A., Maxia V.,Ortu, A. and Spano, G. J. (1987); J. Luminescence 36, p. 373-374; „On the Methods for determining activation energies in Thermoluminescent spectra“ Garlik D. F. J. & Gibson A. F. (1948), Proc. Phys. Soc. 60, p. 577 Halperin, A. and Braner A.A. (1960); Phys. 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