Mexiko, Oktober 2015 - VDMA-Fachverbänden Bau

Bau- und
Baustoffmaschinen
Mexiko
Konjunkturbericht
Bauindustrie
Oktober 2015
Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt
und Richtigkeit keine Haftung.
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Marktbericht Bauwirtschaft - Mexiko
Verfasser: Peter Buerstedde, Germany Trade & Invest, Mexiko-Stadt
Mexiko-Stadt (gtai)- Nach einer kräftigen Erholung seit Mitte 2014 sind Tief- und Hochbau
in Mexiko wieder in eine Schwächephase eingetreten. Diese wird im Hochbau nur teilweise
von starken Investitionen im Wirtschaftsbau aufgefangen. Im Tiefbau bestimmen
Haushaltskürzungen aufgrund des dramatischen Ölpreisverfalls den Rhythmus. Bei weniger
Mitteln erhalten bereits begonnene Vorhaben Priorität. Auch versucht der Staat durch
Konzessionen und neue Finanzierungsmöglichkeiten mehr private Investitionen
einzubinden.
1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum
Bausektor
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Die mexikanische Wirtschaft entwickelt sich 2015 trotz widriger äußerer Umstände robust. Nach einem Plus von 2,4% im 1. Halbjahr könnte das Land im Gesamtjahr 2015 ein
Wachstum von 2,5% erreichen. Der dramatische Ölpreisverfall hat die staatlichen Finanzen 2015 zunächst kaum in Mitleidenschaft gezogen, obwohl der Staatshaushalt noch
2014 zu 30,5% von diversen Zuflüssen aus dem Ölsektor abhing.
Die Bruttowertschöpfung im Ölsektor ist im 1. Halbjahr 2015 um 7,3% und im restlichen
Bergbau um 4,1% gesunken. Trotzdem sind die staatlichen Ausgaben und Einnahmen im
1. Halbjahr sogar leicht gestiegen. Eine Steuerreform Anfang 2014 und Zuflüsse durch
den Verkauf von Treibstoffen zu fixen Preisen über dem Weltmarktniveau haben die Einnahmen angetrieben. Damit haben die Staatsausgaben im 1. Halbjahr 2015 zumindest
nicht negativ zur Wirtschaftsentwicklung beigetragen.
Im 1. Halbjahr hat vor allem die unerwartete Konjunkturschwäche in den USA das
Wachstum gehemmt. Die schwächere Nachfrage nach mexikanischen Exporten hat die
Industrieproduktion, die Schaffung von Arbeitsplätzen und den Privatkonsum belastet.
Die USA nehmen 70% der mexikanischen Exporte auf und spielen auch aufgrund der
Auslandsüberweisungen der mexikanischen Diaspora (etwa 30 Mio. in USA) eine wichtige
Rolle. Die kalte Witterung im Frühjahr 2015 sowie Streiks in Häfen haben die US-Konjunktur im 1. Quartal 2015 beeinträchtigt. Und auch mit kräftigerem Wachstum seit dem
2. Quartal ist die Industrieproduktion in den USA, die viele mexikanische Vorprodukte
nachfragt, unerwartet langsam gewachsen. Trotzdem kommen immer noch Impulse vom
Export von Industriewaren. Die Kfz-Ausfuhren (1. Halbjahr 2015: +9,5%) haben zwar
den Einbruch der Erdölexporte (-44,2%) nicht aufgefangen, aber sie haben den NichtErdöl-Ausfuhren zu robusten Zuwächsen (+3,6% auf US-Dollar-Basis) verholfen.
2
Die wichtigste Stütze des Wirtschaftswachstums ist 2015 der Konsum. Mehr neue Arbeitsplätze im formellen Sektor treiben den Privatkonsum an. Allerdings trägt auch ein
Programm zur Legalisierung von Arbeitsplätzen zu den Beschäftigtenzahlen bei. Die
neuen Arbeitsplätze erhöhen daher nur zum Teil die Konsumausgaben. Mit steigenden
Exporten von Industriewaren entstehen vor allem in der Kfz-Branche zusätzliche Jobs.
Dadurch wird der Privatkonsum (mit einem BIP-Anteil von etwa zwei Dritteln) auch 2016
kräftig zum Wachstum beitragen.
Das Wachstum wird 2015 weit hinter dem von der Regierung zu Jahresbeginn angestrebten Korridor von 3,2% bis 4,2% zurückbleiben, aber mit etwa 2,5% noch robust
ausfallen. Im Jahr 2016 dürften sich je nach Ölpreisentwicklung die staatlichen Einsparungen aufgrund der Einnahmenausfälle aus dem Ölsektor dämpfend auf das Wachstum
auswirken. Allerdings hat die Regierung die Einsparungen in der Haushaltsvorlage für
2016 gegenüber den Plänen von Ende Januar 2015 reduziert und die Verschuldung angehoben. Der Staat wird Anfang 2016 zudem Zuflüsse erhalten, da dann die 2014 gekauften Absicherungen gegen den Ölpreisverfall wirksam werden. Wenn der Staat - wie
ebenfalls geplant - mehr private Investoren für Infrastrukturprojekte gewinnen kann,
dann sollten die Investitionen 2016 stabil ausfallen. Gestützt werden sie auf privater
Seite ab 2016 durch höhere Investitionen in die Reformsektoren Öl und Elektrizität.
Die stärksten Wachstumsimpulse dürften 2016 erneut von den Industrieexporten sowie
vom Konsum ausgehen. Die US-Konjunktur hat sich bereits im 2. Quartal 2015 kräftig
erholt und könnte das starke Wachstum 2016 zunächst beibehalten. Die Exporte von Industriewaren werden trotz einer möglichen Beeinträchtigung der Kfz-Exporte durch
Volkswagen auf den US-Markt weiter ansteigen und den Konsum mitziehen. Damit
könnte das Wachstum etwa 3,0% erreichen.
Wirtschaftliche Entwicklung 2012 bis 2014 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in
%)
2014
2,1
4,9
2,3
2,0
BIP
Einfuhr (cif) *)
Bruttoanlageinvestitionen
Privater Verbrauch
*) Wareneinfuhr auf US-Dollar-Basis
Quellen: Statistikamt INEGI, Prognosen von Germany Trade & Invest
2015
2,5
2,0
4,0
4,0
2016
3,5
5,0
5,0
4,0
Wirtschaftliche Eckdaten
Indikator
2013
2014
1.259
1.282
Vergleichsdaten
Deutschland 2014
3.858
BIP pro Kopf (US$) 1)
10.616
10.746
46.812
Bevölkerung (Mio.) 2)
118,1
119,3
80,9
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ =)
12,77
13,30
BIP (nominal, Mrd. US$)
1) Für die Vergleichsdaten Deutschland: Bis vollständige Zeitreihen der laufenden Bevölkerungsstatistik auf Basis des Zensus 2011 vorliegen (Ergebnis zum Stichtag 9. Mai
2011: 80.219.695 Einwohner), werden in den VGR weiterhin die auf Grundlage früherer
3
Zählungen ermittelten Daten der Bevölkerungsfortschreibung nachgewiesen. 2) Bevölkerungsschätzung zur Jahresmitte des staatlichen Bevölkerungsinstituts Conapo
Quellen: Statistikamt Inegi, Conapo, Statistisches Bundesamt
Investitionen (einschließlich SWOT-Analyse)
Die Bruttoanlageinvestitionen sind im Zeitraum Januar bis Juli 2015 gegenüber einer sehr
schwachen Basis 2014 kräftig gestiegen (+5,3%). Nach einer Steuerreform Anfang 2014,
die unter anderem Abschreibungsmöglichkeiten eingeschränkt hat, waren die Investitionen zunächst zurückgegangen. Im Jahr 2015 haben die privaten Investitionen niedrigere
öffentliche Aufwendungen auffangen können. Die verarbeitende Industrie investiert vor
allem in den exportstarken Sektoren wie Kfz und Kfz-Teile. Dies schlägt sich in den Zuwächsen bei den Investitionen in importierte und inländische Maschinen und Ausrüstungen nieder. Auch im Energiesektor sowie in der Telekommunikation sind die Investoren
mit fortschreitender Umsetzung der Reformen weniger zurückhaltend.
Impulse für die Anlageinvestitionen kommen vom Kfz-Absatz, der auch mitgezählt wird.
Hier steigen 2015 vor allem die Investitionen in inländische Fahrzeuge gegenüber einem
Rückgang bei importierten Fahrzeugen. Dies hängt mit der Abwertung des mexikanischen
Peso zusammen sowie mit dem breiteren Kfz-Angebot im Inlandsmarkt durch die Ausweitung der inländischen Industrie.
Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Mexiko exportieren wollen, sollten bei
ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts
und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:
Strengths (Stärken)
Weaknesses (Schwächen)
Nähe und zollfreier Zugang zum US-Markt.
Starke Abhängigkeit vom US-Markt.
Wettbewerbsfähige Lohnveredelungsbetriebe für
den Export in die USA.
Hoher Anteil informeller Arbeitnehmer und Unternehmen untergräbt Produktivität.
Freihandelsabkommen mit 45 Ländern.
Zum Teil Ausbildungsdefizite und fehlende Ausbildungskultur in Unternehmen.
Existierende deutsche Industriestruktur erleichtert Einstieg.
Interessengruppen hemmen Reformen in ineffizienten Staatskonzernen.
Hohe makroökonomische Stabilität.
Wenig Wettbewerb in vielen Branchen.
Opportunities (Chancen)
Threats (Risiken)
Liberalisierung in Energie- und Erdölwirtschaft
durch Energiereform.
Verwässerung notwendiger Strukturreformen.
Zahlreiche Ausbauprojekte in der
Transportinfrastruktur.
Verschlechterung der Sicherheitslage.
Immer wettbewerbsfähiger als Exportplattform
für den US-Markt und Südamerika.
Anhaltend niedriger Ölpreis gefährdet
Staatseinnahmen.
4
Mehr Freihandelsabkommen mit Südamerika und
dem Pazifikraum.
Wirtschaftsabschwung in USA.
Verbesserung der Sicherheitslage und des
Landesimages.
Mehr Konkurrenz auf US-Markt durch
Freihandelsabkommen im Pazifikraum sowie TTIP
(USA-EU).
Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum
Der Privatkonsum hat Anfang 2015 deutlich an Fahrt aufgenommen. So ist er nach Daten
des Statistikamtes Inegi im 1. Halbjahr 2015 gegenüber demselben Vorjahreszeitraum
um 3,4% gestiegen. Im Gesamtjahr 2014 hatte des Wachstum 2,2% betragen. Importierte Konsumgüter (+4,2%) profitierten gleichermaßen wie inländische Produkte
(+4,1%). Die Abwertung des mexikanischen Peso gegenüber dem US-Dollar hat vor allem Importwaren aus USA verteuert, von denen die Konsumenten aber nicht abrücken
wollen. Untermauert werden die Verbraucherausgaben 2015 durch höhere Überweisungen der in den USA lebenden Mexikaner. Sie sind im Zeitraum Januar bis August 2015
gegenüber demselben Vorjahreszeitraum um 6,1% gewachsen.
Der Einzelhandelsverband Antad (Asociación Nacional de Tiendas de Autoservicio y
Departamentales), der den Großteil des formalen Handels erfasst, hat für den Zeitraum
Januar bis September 2015 ein Umsatzwachstum von 6,2% ermittelt (in Läden, die mindestens ein Jahr in Betrieb sind). Damit hat der Handel nach schwachen Jahren 2013
(+0,1%) und 2014 (+0,9%) wieder stark zugelegt. Allerdings hatte eine Steuerreform
Anfang 2014 die Konsumenten verunsichert und den Konsum gebremst. Daher ist die
Vergleichsbasis sehr niedrig.
Strukturdaten zur Bauwirtschaft
Tabelle: Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Mexiko (in Mrd. mex$) *)
Kennziffer
Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon...
Hochbau
.öffentlich
.privat
.Wohnbau
.Schulen
.Bürogebäude, Handel und Industrie
.Gesundheitseinrichtungen
.Andere
Tiefbau/Infrastrukturbau
.öffentlich
.privat
.Wassersektor
.Elektrizität und Telekommunikation
5
2013
2014
437,1
186,2
37,9
148,3
449,8
197,0
30,3
166,7
Veränderung
2014/2013
(nominal in %)
2,9
5,8
-5,6
12,4
74,9
12,1
87,9
8,4
2,8
82,5
10,9
91,9
8,2
3,5
10,1
-10,1
4,7
-3,1
23,6
209,9
176,3
33,7
209,5
170,0
39,5
-0,2
-3,6
17,4
22,3
27,9
21,3
25,7
-4,6
-7,7
.Transport
.Öl, Gas und Petrochemie
Andere
Wohnbau:
Baubeginne (Anzahl/1.000 Einheiten)
Fertigstellungen (Anzahl/1.000 Einheiten)
Bestand (Anzahl/Mio. Einheiten)
110,8
49,0
117,1
45,5
5,7
-7,2
41,0
43,2
5,3
244.889 391.618
248.733 285.345
28,1
k.A.
59,9
14,7
k.A.
*) Wechselkurs: 1 mex$ = 0,0529 Euro (Monatsdurchschnitt September 2015)
Quelle: Conavi, Inegi, Sedatu
2. Hochbau
Marktlage und Marktentwicklung
Der Hochbau wächst Mitte 2015 nur sehr verhalten, nachdem er sich zunächst seit Mitte
2014 kräftig erholt hatte. Dies geht aus den Daten der monatlichen Umfrage unter Bauunternehmen des Statistikamtes Inegi hervor. Der Privatsektor tätigt etwa 85% der
Bauinvestitionen im Hochbau. Damit leidet er 2015 weniger stark unter den Haushaltskürzungen infolge des Ölpreisverfalls. Die schwächere Bauaktivität im Hochbau seit Mitte
2015 dürfte auch darauf zurückgehen, dass sich weniger Haushalte einen Kauf einer
Wohnung oder eine Erweiterung leisten wollen.
Eine Neuausrichtung der staatlichen Wohnungsbaupolitik über schärfere Vorgaben für
geförderte Projekte hatte den Wohnungsbau 2013 gedämpft. Nach einer langsamen Erholung 2014 mit einem Anstieg der Bauinvestitionen von real 6,9% folgte 2015 im bisherigen Jahresverlauf erneut ein leichter Rückgang (1. Halbjahr: -0,4%). Auf den Wohnungsbau entfallen 42% der Investitionen und er wird nur vom Wirtschaftsbau mit 47%
übertroffen. Hier sind Anfang 2015 die Investitionen kräftig angezogen. Mitte 2015 ist
das Wachstum aber stark abgeflacht. Insgesamt kam der Wirtschaftsbau damit im 1.
Halbjahr 2015 auf ein Plus von 14,0%. Die vor allem von staatlichen Investitionen getragenen Bereiche Bau von Schulen (Anteil am Hochbau: 5%) und Gesundheitseinrichtungen (4%) sind seit 2013 rückläufig. Erst Mitte 2015 sind die Investitionen im Schulbau
wieder stark angezogen.
Im Jahr 2014 war der Wohnungsbau die treibende Kraft hinter dem Wachstum der Bauaktivitäten von 2,7% im Hochbau. Im 1. Halbjahr 2015 hat der Wirtschaftsbau mit Bauaktivitäten für Industrie, Handel und Dienstleistungen diese Rolle übernommen und ein
Wachstum von 5,2% im Hochbau ermöglicht. Insgesamt dürfte das Wachstum 2015 aber
geringer ausfallen, da sich beide Bereiche zur Jahresmitte hin abgeschwächt haben.
6
Ausgewählte Strukturdaten zum Hochbau in Mexiko (in Mrd. mex$ *)
Kennziffer
Wert der Bauleistung insgesamt, davon
Hochbau
.Wohnbau
.Schulen
.Bürogebäude, Handel und Industrie
.Gesundheitseinrichtungen
.Andere
Baubeginn Wohneinheiten (Anzahl/1.000 Einheiten)
Fertigstellung Wohneinheiten (Anzahl/1.000
Einheiten)
Bestand (Anzahl/Mio. Einheiten)
2013
2014
437,1
186,2
74,9
12,1
87,9
8,4
2,8
244.889
248.733
449,8
197,0
82,5
10,9
91,9
8,2
3,5
391.618
285.345
Veränderung
2014/2013
(nominal in %)
2,9
5,8
10,1
-10,1
4,7
-3,1
23,6
59,9
14,7
28,1
k.A.
k.A.
*) Wechselkurs: 1 mex$ = 0,0529 Euro (Monatsdurchschnitt September 2015)
Quellen: Inegi, Conavi
Der Staat ist in Mexiko die treibende Kraft bei der Vergabe von Wohnungsbaukrediten.
Im 1. Halbjahr 2015 kamen etwa 35% des Hypothekenkreditvolumens vom privaten Finanzsektor. Der Anzahl von Finanzierungen nach waren es 14%, da die Privatbanken sich
vor allem auf Wohnungsbauprojekte für die obere Mittelklasse konzentrieren. Inzwischen
gibt es aber auch zahlreiche Finanzprodukte staatlicherseits für Reparatur- oder Erweiterungsmaßnahmen. Die Anzahl der Finanzierungen und das Finanzierungsvolumen lagen
im Zeitraum Januar bis Juli 2015 um 5,2% beziehungsweise 11,0% höher als im selben
Vorjahreszeitraum. Allerdings hat sich das Wachstumstempo zur Jahresmitte hin abgeschwächt.
Die wichtigsten staatlichen Institutionen sind Infonavit (Instituto del Fondo Nacional de la
Vivienda para los Trabajadores) und Fovissste (Fondo de la Vivienda del Instituto de
Seguridad y Servicios Sociales de los Trabajadores del Estado), aber auch die Armee
(ISSFAM), die Elektrizitätsgesellschaft CFE sowie der staatliche Erdölkonzern Pemex vergeben Hypothekenkredite. Wichtig ist auch die staatliche Wohnungsbau-Entwicklungsbank SHF (Sociedad Hipotecaria Federal), die privaten Finanzinstituten Kreditlinien gewährt, die dann Kredite an Bauunternehmen und an Kunden vergeben.
Wohnbau
Die neue Regierung unter Präsident Enrique Peña Nieto, die seit Dezember 2012 im Amt
ist, verfolgt eine Kehrtwende in der Wohnungsbaupolitik. Unter dem neuen Politikansatz
kommen Bauprojekte seit 1.1.14 nach einer neuen Punkteskala in den Genuss von Subventionen. Punkte gibt es für eine Fülle von Kriterien von der Lage in oder in der Nähe
von Ballungsräumen, Wohneinheiten pro Hektar, Anschluss an Dienstleistungen und Arbeitsplätze bis zu Fahrradstellplätzen, Solarpanelen und Kinderspielplätzen. Hinzu kommen mehr Kredite für die Instandsetzung von Wohnungen, für den Kauf gebrauchter
Wohnungen sowie für die Anmietung. In den vergangenen Jahren waren zahlreiche
Wohnsiedlungen fernab der Städte und mit unzureichender infrastruktureller Anbindung
entstanden. Viele Wohnungen waren daher verlassen worden. Im Förderzeitraum 2015
wurden die Obergrenzen für Kredite vom Infonavit angehoben und die Anforderungen für
7
Subventionen gelockert. Damit erhalten auch Projekte für Versicherte mit höheren Einkommen Zuschüsse.
Nach der jährlichen Schätzung der SHF für 2014 weisen 8,9 Mio. Haushalte (28,3%) von
insgesamt 31,7 Mio. in Mexiko einen Rückstand bei der Wohnsituation auf. Bei 8,16 Mio.
Wohnungen handelt es sich um minderwertige Materialien wie Wellblechdächer und wände oder Lehmziegel, aber in brauchbarem Zustand auf. Bei 935.366 Haushalten sind
die Behausungen beschädigt. Bei den restlichen 580.319 Haushalten wohnen zwei oder
mehr Haushalte in einer einzigen Wohnung. Davon sind 75% nicht bei den Sozialkassen
IMSS oder ISSSTE eingeschrieben und haben kaum Zugang zu staatlich geförderten Krediten. Der mexikanische Staat versucht schrittweise mehr Arbeitsplätze zu formalisieren
und gleichzeitig Kreditprodukte für Nichtversicherte zu entwickeln. Insgesamt erhofft sich
die Regierung bis 2018 Investitionen öffentlicher (52,7%) und privater Hand (47,3%)
von etwa 110 Mrd. Euro im Wohnungsbau.
Nichtwohnbau
Im Wirtschaftsbau sind die Investitionen vor allem im Frühjahr 2015 angezogen. Mit
schwächeren Konjunkturdaten aus den USA hat die Bauaktivität für die verarbeitende
Industrie ab Mai 2015 einen Dämpfer erhalten. Auch hat sich das fallende Investorenvertrauen immer weiter vom robusten Konsumentenvertrauen abgekoppelt. Der Ölpreisverfall und die damit zusammenhängenden Haushaltskürzungen haben die Investitionsneigung in der Industrie geschwächt. Damit hat auch der Wirtschaftsbau nach Daten des
Statistikamtes Inegi nach einem Wachstumssprung im Frühjahr 2015 sein Wachstumstempo zur Jahresmitte 2015 hin gedrosselt. Einen Lichtblick bildet immer noch der KfzSektor, wo die Ansiedlung neuer Fabriken für die Endmontage durch Audi, BMW,
Mercedes, Kia und Toyota auch den Zuzug von Zuliefererbetrieben antreibt. Nach Schätzung des Kfz-Teileverbandes INA wird parallel zu den Großinvestitionen der Hersteller die
Anzahl an Kfz-Teilefabriken bis 2020 von derzeit 1.200 auf 1.500 steigen.
Die Regierung versucht dem Einbruch öffentlicher Investitionen durch eine stärkere Einbindung privater Investitionen entgegenzuwirken. Daher will die Regierung ab 2016 mehr
Projekte unter anderem im Gesundheitssektor als Public-Private-Partnerships (PPP-Vorhaben) durchführen lassen. Die mexikanische Regierung hatte nach Amtsübernahme
Ende 2012 PPP-Vorhaben im Gesundheitssektor zunächst zurückgestellt, da einige Projekte der Vorgängerregierung unvollendet zurückgelassen worden waren. Die Budgetengpässe haben 2015 zu einem Umdenken geführt. Bei den Vorhaben, die ab 2016 zur
Ausschreibung kommen sollen, handelt es sich um vier Kliniken der Sozialkasse IMSS
und einer Klinik von ISSSTE.
Im Schulbau will die Regierung trotz begrenzter Haushaltsmittel die Investitionen ausweiten. Anfang Oktober 2015 hat sie Investitionen von 3,2 Mrd. US$ bis 2018 für die
Instandhaltung von Schulen angekündigt. Parallel zu höheren Löhnen für Lehrer sollen
die Investitionen die Bildungsreform schmackhafter machen.
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Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen
Deutschen Unternehmen bieten sich Chancen bei höherwertigen Baumaterialien und
energieeffizienten Technologien für den privaten Wohnungsbau, vor allem für die obere
Mittelklasse. Der Großteil des öffentlich geförderten Wohnungsbaus wird weiterhin zu
möglichst niedrigen Kosten erzeugt. Allerdings will die Regierung auch hier mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz anstoßen.
Der Staat hat im öffentlich geförderten Wohnungsbau in den vergangenen Jahren erste
Anreize für energieeffizienteres Bauen geschaffen. Zunächst wurden mit einem Programm "grüner" Wohnungsbaukredite (Hipoteca Verde) ab 2009 Öko-Installationen
(Solar-Dachheizgeräte, sparsamere Wasserhähne, Sparlampen etc.) gefördert. Die Energiesparmaßnahmen der Hipoteca Verde bilden inzwischen die Basis für den öffentlich geförderten Bau. Allerdings kommen hier vielfach preiswerte Importe aus Ostasien zum
Einsatz. Darüber hinaus gibt es etwa für PVC-Fenster oder Solarpanele Zusatzpunkte. Im
heißen Norden des Landes werden neue Wohnungen von staatlichen Trägern fast ausschließlich wärmegedämmt. Inzwischen weisen hier etwa 80% der Wohnungen im sozialen Wohnungsbau, die in den vergangenen fünf Jahren gebaut worden sind, Wärmedämmung im Dach auf und 55% in den Wänden. In Mexiko-Stadt ist weder Kühlung noch
Heizung notwendig. PVC-Fenster kommen stärker in den kälteren Hochebenen zum Einsatz. Hier haben nach Informationen der deutschen Entwicklungshilfeorganisation GIZ
(Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) etwa 2,5% der Gebäude doppelt verglaste PVC-Fenster.
Ein neues Programm "EcoCasa", das im September 2013 gestartet wurde und auch von
der deutschen Entwicklungsbank KfW sowie von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) und der Europäischen Union (EU) mitgetragen wird, ist bei der Verringerung
des CO2-Ausstoßes weitaus rigoroser und versucht über finanzielle Anreize Entwicklerfirmen noch stärker zum energieeffizienten Bauen anzuhalten. Die Höchststufe (EcoCasa
Max) entspricht etwa dem Passivhaus des gleichnamigen deutschen Instituts.
Geplant sind 27.600 "EcoCasa"-Einheiten bis Ende 2019 nach einem niedrigerem Standard (mindestens 20% Einsparung an CO2-Äquivalent) und 600 Passivhäuser. Für deutsche Anbieter dürften sich hier Chancen bieten, da die einzelnen "EcoCasa"-Stufen auch
Doppelfenster und Dämmung sowie Wasserspartechnik umfassen. Nach Informationen
von SHF waren Mitte 2015 12.350 EcaCasa-Wohnungen gebaut worden.
Im staatlich geförderten Wohnungsbau sucht SHF, das zum Teil die Vergaberegeln für
Kredite und Subventionen definiert, neue Technologieanbieter, aber auch bei Infonavit
und Fovissste ist eine Aufnahme neuer Lösungen und Produkte möglich. SHF ändert die
Ausrichtung auf bestimmte Technologien. Zunächst wurde der Einsatz von Sparlampen
gefördert. Inzwischen spielen LED-Leuchten eine wachsende Rolle. Deutsche Anbieter
müssen ihre Lösungen und Produkte vor Ort als nachhaltig und energiesparend zertifizieren lassen. Für bauliche Maßnahmen ist das Normeninstitut für den Bausektor
ONNCCE (Organismo Nacional de Normalización y Certificación de la Construcción y
Edificación, www.onncce.org.mx) zuständig und für Elektrogeräte ANCE (Asociación de
Normalización y Certificación).
9
Die Aufnahme in öffentliche Förder- und Kreditprogramme kann im günstigsten Fall innerhalb von sechs Monaten erfolgen. Nach Informationen der GIZ werden im Zeitraum
2016 bis 2021 im öffentlich geförderten Wohnungsbau etwa 738.000 cbm an Material für
die Wärmedämmung von Wänden und 3,04 Mio. cbm für Dächer gebraucht. Hinzu kommen 418.500 doppeltverglaste Fenster und 2.000 dreifach verglaste. Ebenfalls benötigt
werden 35.100 effiziente Eingangstüren, 267.300 Verschattungselemente für Fenster und
22.600 Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung.
Für neue und bestehende öffentliche Bauten gelten seit Ende 2012 Energieeffizienzmaßnahmen wie Dämmung, energiesparende Belüftung und Beleuchtung sowie der Austausch von Elektromotoren. Gleichzeitig gibt es eine wachsende Zahl an LEED-zertifizierten privaten Bürogebäuden, die auch höherwertige Installationen für mehr Energieeffizienz benötigen - wie intelligente Steuerungssysteme für Elektrizität und Wasser, effiziente
Kühl- und Lüftungssysteme sowie sparsame Pumpen. Unter mexikanischen Großunternehmen steigt das Bewusstsein für Energieeffizienz als Teil unternehmerischer sozialer
Verantwortung, aber auch steigende Strom- und Wassertarife schaffen entsprechende
Sparanreize. Im Wirtschaftsbau spielen Dämmstoffe eher im heißen Norden eine Rolle.
Ausgewählte Großprojekte in Mexiko
Vorhaben
Vier Krankenhäuser IMSS
Neue Touristenzentren in Chichén
Itzá, Palenque, Calakmul und
Teotihuacán
Getriebewerk von Ford
Investitionssumme Projektstand
(in Mio. US$)
380 Ausschreibun
g ab 2016
610 In Planung
1.200 Im Bau
Motorenwerk von Ford,
Chihuahua
Kfz-Fabrik von Toyota; Celaya
Hotel Paradisus, Huatulco; Melía
Hotels International
Reifenfabrik von Goodyear; San
Luis Potosí
7 Hotels; Hyatt
1.300 Im Bau
1.000 Im Bau
120 In Planung
Anmerkungen
Inbetriebnahme 2018
geplant
Basisinfrastruktur, um
private Investitionen
anzulocken
Gemeinschaftsprojekt mit
Getrag
Produktion von zwei
Dieselmotoren
Inbetriebnahme 2019
550 In Planung
Inbetriebnahme ab 2017
800 In Planung
Fertigstellung bis 2017
Quellen: Tagespresse, Programa Nacional de Infraestructura
3. Tiefbau/Infrastrukturbau
Marktlage und Marktentwicklung
Der mexikanische Tiefbau stagniert 2015. Im Jahr 2014 hatte der Bauverband CMIC
(Cámara Mexicana de la Industria de la Construcción) noch eine Erholung im 2. Halbjahr
2014 erwartet und dann einen steten Aufschwung. Diese Hoffnungen hat der Ölpreisverfall seit Mitte 2014 zunichte gemacht und die daraufhin verfügten Budgeteinschnitte Ende
Januar 2015. Der mexikanische Staatshaushalt hing in den vergangenen Jahren etwa zu
einem Drittel von verschiedenen Einnahmen aus dem Ölgeschäft ab. Der Haushalt wurde
10
Ende Januar zunächst um 0,7% des BIP beschnitten, davon entfielen etwa 56% auf Kapitalinvestitionen.
Aufgrund der anhaltend niedrigen Ölpreise will die Regierung auch 2016 sparen. Die
Haushaltsvorlage, die noch vom Parlament verabschiedet werden muss, sieht einen
Rückgang der Kapitalinvestitionen von 20,4% gegenüber dem Haushalt von 2015 vor.
Werden die Einsparungen von Ende Januar 2015 mit eingerechnet, ergibt sich ein Minus
bei den Investitionen von 9% bis 10%. Für die Zeit nach 2017 sind die Aussichten etwas
besser, da dann die Energiereform höhere Investitionen im Ölsektor und in der Stromerzeugung und -übertragung antreiben könnte.
Durch die Sparmaßnahmen kann das 2014 angekündigte Infrastrukturprogramm im Wert
von etwa 310 Mrd. Euro (ohne Vorhaben in den Bereichen Wohnungsbau, Gesundheit
und Tourismus) nicht mehr als Richtschnur für die Bautätigkeit in den kommenden Jahren dienen (www.pni.gob.mx). Eine definitive Liste über die angesichts der
Finanzierungsengpässe noch machbaren Projekte gibt es bisher nicht. Projekte, die bereits begonnen worden sind oder die höchste soziale und wirtschaftliche Rendite versprechen, erhalten Priorität. Neue Vorhaben mit geplanter Fertigstellung nach Ende der Regierungsperiode Ende 2018 haben damit immer geringere Chancen noch zur Ausschreibung zu gelangen.
Telekommunikation
Die Bauleistung im Tiefbau legte nach Angaben des Statistikamts Inegi im 1. Halbjahr
2015 real um 0,4% leicht zu. Dabei stiegen die Bauinvestitionen in den Sektoren Telekommunikation (+9,5%), Energie (+3,4%) sowie in der Petrochemie (+2,0%). Reformen
in der Telekommunikation und im Energiesektor haben hier jeweils die privaten Investitionen angetrieben. Daher schlagen hier die öffentlichen Einschnitte nicht so stark zu Buche. In der Telekommunikation bringt der Ausbau eines neuen Mobilfunknetzes durch den
US-amerikanischen Anbieter AT&T zusätzliche Impulse. Das Unternehmen ist Anfang
2015 durch den Kauf kleinerer Anbieter in Mexiko eingestiegen und will bis Ende 2016
mit seinem Netz 75 Mio. Menschen erreichen können.
Energie
Mit dem Start einer Strombörse Ende 2015 werden sich Investitionen in private Stromkapazitäten noch stärker auszahlen. Nach großer Unsicherheit infolge der Umsetzung der
Energiereform 2014 steigen hier 2015 die Investitionen. Nach einer neuen Schätzung des
Energieministeriums Sener (Secretaría de Energía) müssen in den kommenden fünf Jahren etwa 30 GW an neuen Erzeugungskapazitäten für Kosten von etwa 45 Mrd. US$ geschaffen werden. Hinzu kommen 9,5 Mrd. US$ für die Übertragungsnetze.
11
Öl und Gas
Im Bereich Petrochemie sind die öffentlichen Investitionen in Gaspipelines kräftig angezogen. Seit 2013 sind für 2,7 Mrd. US$ rund 1.100 km an Gaspipelines fertig gestellt
worden und weitere 4.300 befinden sich im Bau oder sind als Konzession vergeben worden. Die Bautätigkeit wird aber auch in den kommenden Jahren nicht abreißen. Anfang
Oktober 2015 hat die Regierung Konzessionen für weitere 5.159 km angekündigt mit
einem Investitionsbedarf von 9,74 Mrd. US$. Insgesamt soll die Ausdehnung der
Gaspipelines im Lande bis 2019 gegenüber 2012 um 82% gesteigert werden. Auch die
staatliche Ölgesellschaft Pemex hat nach großer Investitionszurückhaltung 2014 aufgrund
der Neuzuteilung von Förderkonzessionen 2015 wieder stärker in die Ölförderung investiert und damit auch die Bauaktivität in der Petrochemie (1. Halbjahr 2015: +2,0%) angetrieben.
Ein mehrere Sektoren betreffendes neues Vorhaben der Regierung ist die Schaffung von
drei Sonderwirtschaftszonen, die im September 2015 angekündigt worden ist. In diese
Zonen in den Hafenstädten Puerto Madero im Bundesstaat Chiapas und Lázaro Cárdenas
im Bundesstaat Michoacán sowie auf der Landenge von Tehuantepec sollen in den kommenden zehn Jahren 7,4 Mrd. US$ an Investitionen öffentlicher und privater Hand fließen. Im 1. Quartal 2016 will die Regierung die Investitionsanreize festlegen.
Straßeninfrastruktur
In den Bereichen Straßeninfrastruktur (-8,5%) und Wasser (-5,1%), die stark von öffentlichen Investitionen abhängen, sind die Bauaktivitäten zurückgegangen. Das Transportministerium SCT (Secretaría de Comunicaciones y Transporte) hatte nach den Haushaltskürzungen Ende Januar 2015 die Anzahl der bis Ende der Amtszeit 2018 geplanten
neuen mautfreien Autobahnen von 90 auf 80 gesenkt. In den Haushaltsverhandlungen
für 2016 hält es an diesen Vorhaben fest. Mautautobahnen nach Norden und einige
Grenzübergänge sind unter der vorigen Regierung ausgebaut worden. Engpässe bestehen
weiter bei Häfen, Bahnstrecken und Straßen, insbesondere bei mautfreien Straßen, die in
der Vergangenheit stark vernachlässigt wurden. Geplant sind aber auch neue Autobahnen und Umgehungsstraßen, vor allem um die überfüllten Autobahnen im Zentrum des
Landes zu entlasten sowie die Verbindungen an der Golfküste und im Südosten zu verbessern.
Wasser
Im Wassersektor plant die Regierung in den kommenden Jahren neue Trinkwasserquellen
über Aquädukte zu erschließen sowie den Anteil des geklärten Abwassers über zusätzliche Aufbereitungsanlagen zu steigern. Größtes Projekt (Monterrey VI) ist ein Aquädukt
mit 372 km Länge, um die Wasserversorgung von Monterrey sicher zu stellen. Der neue
Gouverneur des Bundesstaates Nuevo León, der im Oktober 2015 sein Amt angetreten
hat, will das bereits vergebene Vorhaben überprüfen und möglicherweise verändern.
12
Bahnbau
Kräftig gestiegen sind durch staatliche Projekte die Investitionen in den Bahntransport
(1. Halbjahr 2015: +53,9%) und die Hafeninfrastruktur (+53,4%). Der Gütertransport
auf der Schiene ist in den Infrastrukturplänen der Regierung nur mit wenigen Ausbauprojekten und Umgehungstraßen in Städten bedacht worden. Sehr viel ambitionierter
sind die Pläne beim Personentransport, obwohl einige Vorhaben vorläufig aufgeschoben
worden sind. In Guadalajara, Monterrey und Mexiko-Stadt werden die Metrosysteme
ausgebaut. Siemens ist etwa in Monterrey an der Elektrifizierung der Strecke beteiligt.
Von drei geplanten neuen Bahnstrecken für die Personenbeförderung ist zuletzt nur die
Bahnverbindung von Mexiko-Stadt nach Toluca übriggeblieben. Im Oktober 2015 wurde
eine neue Streckenführung angekündigt, um bewohnte Viertel in Mexiko-Stadt möglichst
zu umgehen und so soziale Konflikte zu vermeiden.
Hinzu gekommen ist im Rahmen der Schaffung von drei Sonderwirtschaftszonen ein Vorhaben zur Modernisierung des Bahnnetzes in Chiapas und einer Strecke über die Landenge von Tehuantepec. Dafür sind für 2016 zunächst 63 Mio. Euro in der Haushaltsvorlage eingestellt worden. Damit soll die Bahn auf der Strecke eine höhere Geschwindigkeit
erreichen können und es damit Migranten aus Zentralamerika erschweren, auf den Zug
aufzuspringen.
Hafenbau
In der Hafeninfrastruktur wird bis 2018 beinahe eine Verdopplung der Kapazitäten von
derzeit 280.000 t pro Jahr auf 500.000 t angestrebt. Die mexikanische Firma Tradeco
baut den Wellenschutz für den neuen Hafen in Veracruz. Weitere Ausschreibungen sind
im Gange. Von einem Investitionsbedarf von insgesamt etwa 3,3 Mrd. Euro sollen bis
2018 rund 1,3 Mrd. Euro in das Vorhaben fließen, das sich aufgrund von Umweltbedenken über Jahre verzögert hat. Hinzu kommt der Ausbau der Häfen in Tuxpan, Altamira
und Mazatlán sowie zusätzliche Containerterminals in Manzanillo und Lázaro Cárdenas
durch private Investoren, um mit dem erwarteten Exportwachstum Schritt zu halten.
Flughafen Mexiko-Stadt
Das wichtigste Projekt der Regierung, der Bau eines neuen Flughafens für Mexiko-Stadt,
wird trotz der Haushaltseinsparungen fortgeführt. Im Oktober 2015 wurde mit einem
Bankenkonsortium ein Rahmenkredit von 3 Mrd. US$ bei geschätzten Gesamtkosten von
6 Mrd. US$ für Phase 1 vereinbart. Im September 2014 war unter acht Vorschlägen der
Masterplan des Architekturbüros Norman Foster und Fernando Romero ausgewählt worden (www.aeropuerto.gob.mx). Er sieht in der ersten Phase den Bau von drei Lande- und
Startbahnen vor, die gleichzeitig genutzt werden können. Im September 2015 wurden
die ersten Baumaßnahmen ausgeschrieben. Mit einer Kapazität von zunächst 50 Mio.
Passagieren im Jahr wird der neue den bestehenden Flughafen, der über nur zwei nicht
parallel nutzbare Landebahnen verfügt, ersetzen. Für die alten Flächen wird bereits eine
Verwendung diskutiert, wobei auch das Beispiel Tempelhof in Berlin in die Betrachtung
miteinbezogen worden ist.
13
Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen
In Mexiko sind keine deutschen Baufirmen aktiv. Trotzdem bieten sich deutschen Firmen
im Tiefbau zahlreiche Geschäftschancen. Interessant sind unter anderem Geschäftsmöglichkeiten bei der Planung und dem Bau von Petrochemieanlagen sowie im Wasser- und
Abwasserbereich, wo etwa die Firma Herrenknecht im Tunnelbau Projekte ausrüstet.
Netzausbau, Kraftwerke und Hafenbau sind weitere Bereiche, wo deutsches Know how
gefragt ist und die starken mexikanischen Bauunternehmen auf Technologielieferanten
angewiesen sind. Die Bahnprojekte der Regierung sind nicht nur für Technologielieferanten wie die Firma Siemens, die am Ausbau der Metro in Monterrey beteiligt ist, interessant, sondern auch für Ingenieursfirmen und Consultants.
Ausgewählte Großprojekte in Mexiko
Vorhaben
Neuer Flughafen für MexikoStadt (NAICM)
Wasserprojekte des neuen Flughafen in Mexiko-Stadt
Neuer Hafen in Veracruz
Investitionssumme Projektstand
(in Mio. US$)
9.312 Masterplan September 2014 vorgestellt
1.100 Erste Ausschreibungen laufen
4.600 1. Phase bis 2018 im
Bau; ab 2015
Konzessionen für
Terminals
Fünf Terminals im neuen Hafen
von Veracruz
Aquädukt Monterrey VI
1.475 In Planung
Bahnstrecke Mexiko-Stadt nach
Toluca
Zwölf Konzessionen für GasPipelines
Puente Terrestre del Istmo de
Tehuantepec, Landbrücke vom
Pazifik zum Golf von Mexiko
Düngemittelfabrik in
Topolabampo
2.630 Im Bau
1.170 Möglicherweise Änderungen
14.000 In Planung
1.100 In Planung
750 Im Bau
Autobahn Atizapan-Atlacomulco
Autobahn Tuxpan nach Tampico
323 Im Bau
355 Ausschreibung läuft
Quelle: Tagespresse, Programa Nacional de Infraestructura 2014-2018
14
Anmerkungen
1. Phase bis 2020
Unter anderem 24 Wasseraufbereitungsanlagen
Bauvorhaben: Zuschlag an
Grupo Tradeco und Caltia
Construcciones; Investitionen öffentlicher und privater Hand
Nur geplante Investitionen
bis Ende 2018
Zuschlag erteilt an
Concretos y Obra Civil del
Pacífico, Controladora de
Operaciones e Infraestructura, Desarrollos
y Construcciones Rogar,
RECSA Concesiones und
Productos y Estructuras de
Concretos; 372 km
58 km; SCT
Etwa 5.159 km bis 2019
Chinesische Investoren
interessiert; SCT
Investor: Proman; Bau
unter Beteiligung von
ThyssenKrupp
Konzession an OHL
159 km; SCT
4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis
Branchenstruktur und Wettbewerbssituation
Der mexikanische Bausektor wird von großen einheimischen und spanischen Akteuren
dominiert. Dieser Umstand gilt als Hauptgrund, warum bisher keine deutschen Bauunternehmen den Schritt nach Mexiko unternommen haben. Die bedeutendste Baufirma in
Mexiko ist ICA, die in allen Bereichen aktiv ist. Starke Konkurrenten von ICA bei fast allen öffentlichen Großausschreibungen und ebenfalls im Gebäudebau aktiv sind CICSA und
IDEAL.
Wichtige Bauunternehmen in Mexiko 2014 (Auswahl; Umsatz in Mrd. mex$, Veränderung
gegenüber Vorjahr in %) *)
Unternehmen
ICA
ACS
OHL México
CICSA
Ideal
Umsatz
36,8
27,7
16,9
15,6
14,8
Veränderung
24,4
28,2
-14,1
-17,3
-8,7
Internetadresse
www.ica.com.mx
www.grupoacs.com
www.ohlmexico.com.mx
www.ccicsa.com.mx
www.ideal.com.mx
*) Wechselkurs: 1 mex$ = 0,057 Euro (Durchschnittskurs 2014)
Quelle: Wirtschaftsmagazin Expansión
Die Weltwirtschaftskrise und die Anreize für den Kauf großer Ländereien für Großprojekte
hatten zunächst zu starken Konzentrationstendenzen im Wohnungsbau geführt. Die
Großunternehmen hat der Politikwechsel im Wohnungsbau kalt erwischt und ehemals
prominente Entwicklerfirmen wie Homex, GEO und Urbi sind 2014 und 2015 in Konkurs
gegangen. Einige dürften sich gesund schrumpfen, während ein mittleres Segment von
Unternehmen, das sich nicht mit Grundstückkäufen überhoben hat, nach Erwartung von
Analysten gestärkt aus den Veränderungen hervorgehen dürfte.
Hinzu kommt im mexikanischen Wohnungsbau das wichtige Segment des Eigenbaus, der
oftmals über längere Zeiträume schrittweise erfolgt, je nach Verfügbarkeit von Mitteln.
Nach Angaben der Beratungsfirma Softec werden von jährlich etwa 1 Mio. neuen
Wohneinheiten in Mexiko 63% in Eigenregie gebaut und diese wiederum größtenteils
ohne Genehmigung.
Geschäftspraxis
Aufgrund der Sparmaßnahmen versucht die Regierung für den Infrastrukturausbau mehr
private Mittel einzubinden. Ein Konzessionsgesetz (Ley de Asociaciones Público Privadas)
vom Januar 2012 hat den Rechtsrahmen für Konzessionen gestärkt und schafft mehr
Planungssicherheit für private Investoren. Zunächst stand die Regierung, die Ende 2012
an die Macht kam, PPP-Vorhaben (Public-Private-Partnership) skeptisch gegenüber. Die
Finanzierungsengpässe haben 2015 zu einem Umdenken geführt. Im Jahr 2016 sollen
acht Projekte in dieser Modalität ausgeschrieben werden. Dabei handelt es sich um fünf
Krankenhäuser und drei Autobahnen. Hinzu kommen neue Finanzprodukte, um mehr
private Mittel anzuzapfen. Damit sollen bereits fertiggestellte staatliche Vorhaben an die
15
Börse gebracht werden und auch Fonds für neue Vorhaben geschaffen werden, in die
etwa Pensionsfonds investieren könnten.
Für den geschäftlichen Erfolg in Mexiko ist eine Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner sehr wichtig. Die Korruption und Vetternwirtschaft im mexikanischen Bausektor ist
ähnlich ausgeprägt wie in anderen Schwellenländern. Neben der Vergabe betrifft dies vor
allem die Enteignung von benötigten Landflächen und Baugenehmigungen. Auch die Politik nimmt stark Einfluss. Regelmäßig werden im Zuge der Haushaltsverhandlungen zwischen Regierung und Parlament Bauprojekte zu den Plänen des Transportministeriums
hinzugefügt, für die keine Studien vorliegen und deren Ausführung sich daher oftmals
verzögert.
Öffentliche Ausschreibungen erscheinen lückenlos im offiziellen Gesetzesblatt "Diario
Oficial" beziehungsweise im Internet auf der Beschaffungsseite des öffentlichen Sektors,
Compranet (www.compranet.gob.mx) - teilweise auch auf den Internetseiten der
ausschreibenden Ministerien.
Kontaktadressen
Bezeichnung
AHK Mexiko
Internetadresse
http://mexiko.ahk.de
Secretaría de Comunicaciones y
Transporte (SCT)
www.sct.gob.mx
Petróleos Mexicanos (PEMEX)
www.pemex.com
Comisión Federal de Electricidad
(CFE)
www.cfe.gob.mx
Comisión Nacional del Agua
(Conagua)
Secretaría de Desarrollo Agrario,
Territorial y Urbano (Sedatu)
www.conagua.gob.mx
Sociedad Hipotecaria Federal (SHF)
www.shf.gob.mx
www.sra.gob.mx
Instituto del Fondo Nacional para la www.infonavit.gob.mx
Vivienda para los Trabajadores
(Infonavit)
Fondo de Vivienda del Instituto de
www.fovissste.gob.mx
Seguridad y Servicios Sociales de
los Trabajadores del Estado
(Fovissste)
Cámara Mexicana de la Industria de www.cmic.org
la Construcción (CMIC)
Asociación de Empresas para el Ahorro
www.ahorroenergia.org
de la Energía en la Edificación
Asociación Mexicana de los Profesionales www.ampi.org
Imobiliarios (AMPI)
Obras
www.obrasweb.mx
Construcción
www.cmic.org
Expo CIHAC
World of Concrete Latin America
Expo Ferretera
www.expocihac.com.mx
www.worldofconcrete.com
www.expoferretera.com.mx
16
Anmerkungen
Anlaufstelle für
deutsche
Unternehmen
Transportministerium
zuständig für
Transportinfrastruktur
Staatliche
Ölgesellschaft
Staatliche
Elektrizitätsgesellschaf
t
Projekte im
Wassersektor
Ministerium zuständig
für Wohnungsbau und
Stadtentwicklung
Hypotheken und
Subventionen
Größter
Hypothekenkreditgebe
r
Hypothekenkredite für
Staatsbedienstete
Bauverband
Verband für
Energieeffizienz im
Bausektor
Verband der
Immobilienmakler
Teil von CNN Expansión
Fachorgan des
Bauverbandes
Wichtigste Baumesse
Messe für Zement
Messe für Baumaterial
5. Baustoffe und Zulieferprodukte
Die Baustoffindustrie hat im bisherigen Jahresverlauf 2015 etwas mehr verkauft als in
den Vorjahren. Nach der monatlichen Erhebung des Statistikamtes Inegi unter
Bauunternehmen waren der Kauf von Baumaterial seitens der Bauindustrie in den Jahren
2013 und 2014 real um 4,2% beziehungsweise 1,6% gesunken. Im Zeitraum Januar bis
Juli 2015 sind die Käufe gegenüber demselben Vorjahreszeitraum leicht angezogen
(+1,6%). Allerdings hinkt der Konsum mit einem Plus von 0,8% dieser Entwicklung
hinterher. Seit Mitte des Jahres 2015 stagnieren Kauf und Konsum von Baumaterial und
spiegeln damit auch die Entwicklung im Bausektor.
Das schrittweise Abrücken vom billigen Massenbau im staatlich geförderten
Wohnungsbau und die stärkere Förderung von mehrstöckigen Wohnhäusern mit
stärkerem Augenmerk auf Qualität und Energieeffizienz sollten dem Baustoffsektor in den
kommenden Jahren entgegen kommen. Gleichzeitig werden seit 2014 vor allem seitens
der staatlichen Bausparkasse Infonavit über verschiedene Förderprogramme vermehrt
Kredite für die Instandsetzung von Wohnungen vergeben. Davon profitiert der
Fachhandel, der zum Teil in die Kreditvergabe mit einbezogen wird.
Mexiko verfügt bei Baumaterialien über eine stark entwickelte Industrie mit
Großunternehmen, die zum Teil auch nach Nord- und Zentralamerika exportieren. Diese
bedienen überwiegend die vorherrschenden unteren und mittleren Produktsegmente.
Höherwertige Baumaterialien werden noch weitgehend importiert. Das Engagement USamerikanischer Firmen in Mexiko (Übernahme von Comex durch PPG) und der starke
Export in die USA zwingen die mexikanische Industrie allerdings mehr höherwertige
Produkte anzubieten.
Baustoffe (Zement, Glas)
Das Segment Bauglas wird vom mexikanischen Hersteller Vitro dominiert. Das
Unternehmen hat im September 2015 den Verkauf seiner Verpackungssparte an das USUnternehmen Owens-Illinois für 2,15 Mrd. US$ abgeschlossen. Damit hat es Schulden
zahlen können und noch Mittel übrig für Investitionen und Übernahmen. Vitro wird sich
auf Flachglas für die Autoindustrie und den Bau sowie auf Verpackungsglas für Kosmetika
und die Arzneimittelindustrie konzentrieren. Für 85 Mio. US$ baut die Firma in Mexicali
die Flachglasherstellung aus. Ein neuer Hochofen soll 2017 in Betrieb gehen.
Die wichtigsten Konkurrenten bei Glas für die Bauindustrie sind Saint Gobain und
Guardian, das in Querétaro eine Fabrik unterhält. Vitro hat bei Flachglas im 1. Halbjahr
2015 etwa 10,6% mehr umgesetzt. Positiv hat sich dabei vor allem die Nachfrage nach
Bauglas ausgewirkt, während die Kfz-Industrie bei steigenden Exporten im Inland
weniger Glas abnahm.
Bei Stahlprofilen für den Bau ist Simec der Gruppe ICH der größte inländische Hersteller
mit 29,5% des Produktionsvolumens im Jahr 2014. Simec hat nach eigenen Angaben
einen Marktanteil von 27% bei kommerziellen Stahlprofilen und von 16% bei
17
Stahlträgern. Derzeit baut Simec im Bundesstaat Tlaxcala ein neues Stahlwerk für 600 t
Spezialstahl für 600 Mio. US$. Mitte 2017 soll das Werk in Betrieb gehen. Der
volumenmäßige Absatz von Strukturprofilen im Inland stieg im 1. Halbjahr 2015 um 35%
bei gleichbleibenden Preisen.
Simec ist seit der Übernahme des US-Unternehmens Republic Steel der größte Anbieter
von SBQ-Stabstahl in Nordamerika. Wichtige weitere Marktteilnehmer sind Altos Hornos
de México (AHMSA), Siderúrgica del Golfo, Aceros Corsa und Gerdao. Bei AHMSA steht
das größte Ausbauvorhaben in der mexikanischen Stahlindustrie der letzten Jahre
(Proyecto Fénix) für 1,5 Mrd. US$ kurz vor der Fertigstellung. Damit wird das
Unternehmen seine Produktionskapazitäten um 40% steigern. Siemens hat hier die
Ausrüstungen für den Hochofen geliefert. AHMSA macht chinesische Dumping-Importe
für einen Rückgang der Umsätze von 20% im 1. Halbjahr 2015 verantwortlich und
versucht über das Wirtschaftsministerium Schutzmaßnahmen zu erwirken.
Zementproduktion und -verbrauch in Mexiko
Produktion (in Mio. t)
Verbrauch (in Mio. t)
Pro Kopf Verbrauch (in kg)
2010
2011
2012
2013
2014
34,5
33,9
301
35,4
34,4
299
36,2
34,6
295
34,6
32,7
276
36,6
35,2
294
Quelle: Cámara Nacional de Cemento
Veränderung
in %
5,8
7,6
6,5
Die Zementproduktion als Pulsgeber spiegelt die Erholung der Bautätigkeit 2015 wider.
Nach Informationen des Statistikamtes Inegi ist die Zementproduktion im 1. Halbjahr um
9,8% gestiegen. Gleichzeitig wurde 5,4% mehr Beton produziert. Auch wenn die
Aussichten für den Sektor aufgrund der Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand in Mexiko
nicht mehr so rosig sind, investieren die Hersteller weiter in die Ausweitung ihrer
Kapazitäten. Die Pläne entstanden vielfach 2013 und 2014 - zu Zeiten, als sich mit dem
ambitionierten Infrastrukturprogramm der Regierung große Hoffnungen verbanden.
Den Zementbedarf in Mexiko decken sechs Hersteller ab - darunter Marktführer Cemex
der mit einer Produktionskapazität Ende 2014 von 93,7 Mio. t (29,3 Mio. t in Mexiko)
drittgrößte Zementproduzent der Welt. Cemex ist ein globales Unternehmen: Etwa 22%
beziehungsweise 21% des Zementabsatzes entfallen auf Mexiko und die USA und
immerhin 6% auf Deutschland. Die multinationalen Unternehmen Lafarge und Holcim
sind mit lokalen Ablegern präsent. Daneben sind die mexikanischen Hersteller Cruz Azul,
Corporación Moctezuma, Grupo Cementos Chihuahua (GCC) und Cementos y Concretos
Nacionales von Bedeutung.
Zuletzt ist ein neuer Akteur auf den Plan getreten. Die Baumarktkette Elementia hat
2013 die Zementaktivitäten des französischen Herstellers Lafarge in Mexiko übernommen
und eine neue Marke Cementos Fortaleza aufgebaut. Elementia verfügt damit über drei
Zementfabriken und eine Kapazität von 2 Mio. t. Das Unternehmen will vor allem den
privaten Eigenbau beliefern. In Mexiko wird etwa 60% des Zements in Säcken verkauft.
18
Mit Elementia, das sich über einen Börsengang im August 2014 Finanzmittel für eine
Expansion beschafft hat, wächst die Konkurrenz im mexikanischen Markt. Das
Unternehmen hält derzeit lediglich einen Marktanteil von 5%. Im Mai 2015 hat Elementia
die Erweiterung einer Zementfabrik in Tula um 1,5 Mio. t. im Bundesstaat Hidalgo
angekündigt. Damit könnte die Firma 6% bis 7% des Marktes bedienen. Cemex hat
allerdings im Dezember 2014 ebenfalls die Erweiterung einer Zementfabrik in Tepeaca
angekündigt - in diesem Falle von 3,2 Mio. t auf 7,6 Mio. t für 650 Mio. US$ bis zum Jahr
2017.
Zementhersteller in Mexiko 2014 (Umsatz in Mio. mex$) *)
Unternehmen
Cemex
Holcim México
Cooperativa La Cruz Azul
Grupo Cementos de
Chihuahua (GCC)
Corporación Moctezuma
Umsatz
210.022,5
17.436,0
11.100,0
10.009,7
Veränderung in %
7,3
5,6
2,8
19,1
9.186,4
15,4
Quelle: Wirtschaftsmagazin Expansión
Internetadresse
www.cemex.com
www.holcim.com.mx
www.cruzazul.com.mx
www.gcc.com
www.cmoctezuma.com.mx
Cemex verkaufte im 1. Halbjahr 2015 nach Volumen 8% mehr Zement und 5% mehr
Beton in Mexiko. Positive Impulse kamen nach Informationen des Unternehmens sowohl
vom Wohnungsbau als auch vom Wirtschaftsbau. Es sieht allerdings als global agierende
Firma mit Sorge die schwächere Konjunkturentwicklung in China sowie den Ölpreisverfall,
der in Mexiko weitere Sparmaßnahmen bei öffentlichen Infrastrukturprojekten zur Folge
haben könnte. Cemex verkauft derzeit Aktiva in Österreich, Ungarn und auf dem Balkan,
um die hohe Verschuldung des Unternehmens zurück zu fahren.
Corporación Moctezuma hat ebenfalls 2014 mit dem Aufbau einer zweiten
Produktionslinie am Standort Apazapan im Bundesstaat Veracruz begonnen. Hier
kommen 1,3 Mio. t Kapazität hinzu. Nach Brasilien und Kolumbien ist das Unternehmen
2014 auch in Nicaragua in den Markt eingestiegen. Nach eigenen Angaben erreichte
Corporación Moctezuma 2014 einen Marktanteil in Mexiko von 15,0% bei Zement und
8,6% bei Beton.
Baustoffhandel
Der Handel mit Baustoffen ist in Mexiko stark fragmentiert und richtet sich noch immer
vor allem an Handwerker. Das Marktsegment Heimwerker wird mit der langsamen
Ausbreitung größerer Ketten aber immer wichtiger. Das Marktforschungsunternehmen
Euromonitor erwartet im Bereich Heimwerkerbedarf Wachstumsraten von 2% pro Jahr
bis 2019 und dann ein Marktvolumen von 2,0 Mrd. US$. Mit 115 Märkten Anfang 2015
hat Home Depot als einziger Baumarkt ein umfangreiches nationales Netz aufgebaut und
ist seit März 2015 auch mit einem Online-Laden präsent. Im Jahr 2015 und 2016 sollen
jeweils noch fünf weitere hinzukommen. Im Jahr 2016 will das Unternehmen außerdem
weitere Einheiten eines kleineren Formats eröffnen, das es bisher nur in einem Fall in
Querétaro ausprobiert hat.
19
Allerdings ist der Vertriebskanal Baumarkt insgesamt noch eine Randerscheinung und es
gibt erst wenige größere lokale Ketten. Andere Baustoffketten wie Llano de la Torre
(www.llandelatorre.com.mx), El Surtidor (www.surtidor.com) oder Grupo Boxito
(www.boxito.com.mx) beschränken sich in der Regel auf eine Stadt oder Region. Die USamerikanische Kette Lowe's mit derzeit neun Läden in Mexiko will innerhalb von fünf
Jahren 50 Lokale hinzufügen. Dabei hat das Unternehmen 2014 für den mexikanischen
Markt ein kleineres Format (Oferre) mit etwa 12.000 Artikeln entwickelt gegenüber den
größeren Länden mit 25.000 Artikeln.
Zum Teil haben die großen Hersteller ihre eigenen Einzelhändlernetze. Der größte
Zementhersteller des Landes Cemex etwa verfügt mit Construrama auf Konzessionsbasis
über ein weitverzweigtes Netz an kleinen Baustoffläden (Ende 2014: 782 Konzessionäre
mit etwa 1.110 Läden). Aber auch die in ihren Sektoren dominanten Firmen Comex (Teil
von PPG, Farben), Lamosa (Sanitär-Keramik) sowie Interceramic (Sanitär-Keramik),
Mexichem (PVC-Rohre), Vitro (Glas) verfügen über eigene Einzelhandelsniederlassungen.
Fliesen
Der Fliesenabsatz hat sich 2014 nach einem schwachen Vorjahr deutlich erholt. Der
Konsum gilt in Mexiko aber weiter als gering im Vergleich zu Ländern mit ähnlichen
klimatischen Bedingungen und Einkommen wie etwa Brasilien. Daher rechnet sich die
Industrie gute Wachstumsmöglichkeiten aus. Von einem Marktvolumen von 197,3 Mio.
qm (Veränderung gegenüber Vorjahr: +5,1%) waren 2014 etwa 167,8 Mio. qm (+6,5%)
Bodenfliesen und 29,5 Mio. qm (-2,0) Wandfliesen.
Rund 14,1% des Inlandsabsatzes wurde 2014 importiert - dies in steigendem Maße aus
China und auch aus Spanien. Die Importe profitierten vor allem von gestiegenen
Ansprüchen an Qualität und Design. Allerdings haben europäische Importe aufgrund der
Euro-Stärke gegenüber höheren Lieferungen aus Ostasien und vor allem aus China
Anteile abgeben müssen. Die lokalen Hersteller versuchen in allen Segmenten präsent zu
sein. Interceramic investiert in die Modernisierung der Läden, um eine vermögendere
Käuferschicht anzusprechen. Gleichzeitig hat das mexikanische Wirtschaftsministerium
Mitte 2015 auf Betreiben der Firmen Lamosa und Vitromex ein Anti-Dumping-Verfahren
gegen chinesische Importe begonnen.
Fliesenabsatz Mexiko (Wand- und Bodenfliesen, in Mio. qm)
2009
2010
2011
2012
2013
2014
163,7
169,1
177,5
190,6
187,7
197,3
Quelle: Jahresbericht 2014, Interceramic
Veränderung
in %
5,1
Die Fliesenbranche in Mexiko ist relativ konzentriert. Größter Hersteller ist Lamosa
(www.lamosa.com) mit nach eigenen Angaben 42% Marktanteil und neun Betrieben für
die Fliesenherstellung (Jahreskapazität: 130 Mio. qm). Wichtige Wettbewerber sind
Vitromex (20% Marktanteil) und Interceramic (16%). Die Marktanteile beziehen sich
allerdings auf 2012. Seit 2013 sind Unternehmen in Mexiko aufgrund des verschärften
Wettbewerbsrechts weniger vollmundig in der Verkündung eigener Marktstärke. Das
20
Unternehmen Interceramic, das stärker in höherpreisigen Segmenten konkurriert,
schätzte den eigenen wertmäßigen Anteil 2013 auf 28%.
Lamosa hat 2014 durch ein verkaufsstärkeres zweites Halbjahr schwächere Exporte
ausgleichen können. Insgesamt stiegen die wertmäßigen Umsätze mit Fliesen um 3%. Im
Dezember 2014 hat das Unternehmen den Verkauf der Badkeramiksparte ohne Fliesen
an die kolumbianische Firma Corona angekündigt. Dieser soll im 2. Halbjahr
abgeschlossen werden. Im 1. Halbjahr profitierte Lamosa von einer anziehenden
Inlandsnachfrage und wachsenden Exporten und konnte so die Umsätze im Bereich
Keramik um 16% ausweiten.
Fliesenhersteller (Umsatz 2014 in Mio. mex$)
Unternehmen
Grupo Lamosa *)
Interceramic
Grupo Saltillo (nur
Geschäftsbereich Bau:
Bodenbeläge und
Wasserheizgeräte)
Daltile
Umsatz
8.970,8
7.208,9
3.867,0
Veränderung in %
4,0
7,9
2,7
3.957,9
10,2
*) Ohne Bademöbel durch Verkauf Ende 2014
Quelle: Wirtschaftsmagazin Expansión
Internetadresse
www.lamosa.com
www.interceramic.com
www.gis.com.mx
www.daltile.com.mx
Vitromex, Teil des Konglomerats Grupo Industrial Saltillo (Bodenbelege, Wasserheizer,
Motorblöcke, Besteck), hat 2013 rund 9,7 Mio. US$ in die Ausweitung der
Fliesenproduktion investiert. Hinzu kamen Auslagen für die Modernisierung der
Einzelhandelsniederlassungen, um besser in höherpreisigen Segmenten konkurrieren zu
können. Die Firma verfügt über fünf Fabriken mit vorwiegend italienischer Technologie
und einer Gesamtkapazität von 54 Mio. qm. Die Umsätze im Bereich Fliesen und
Wasserheizer konnte 2014 nach einem schwachen 1. Halbjahr noch um 4% zulegen.
Der dritte große mexikanische Fliesenanbieter Interceramic hat den Fliesenabsatz nach
Volumen 2014 in Mexiko um 5,3% ausweiten können. Auf Auslandsmärkten fielen die
Absatzvolumina um 7,9%. Rund 11,3% der Produktion ging 2014 aufgrund eines
Liefervertrages an den US-amerikanischen Anbieter Daltile. Interceramic unterhält fünf
Fabriken in der Stadt Chihuahua und eine in Garland, Texas mit einer Jahreskapazität
von insgesamt 44 Mio. qm. Im September 2015 hat die Firma den Bau einer neuen
Fabrik für 70 Mio. US$ angekündigt. Derzeit wird ein Standort in Mexiko ausgesucht.
Im Inland unterhält die Firma 131 eigene Läden und weitere 115 gehören
Franchisenehmern, die ausschließlich Interceramic-Produkte anbieten. Interceramic
vertreibt außerdem Badmöbel aus Kolumbien und China unter eigener Marke sowie
Produkte der US-Firma Kohler.
21
Bauchemikalien (Farben und Lacke, Kleber)
Lamosa ist auch Marktführer bei Fliesenkleber und anderen Klebstoffen mit der Marke
Crest und 13 Fabriken. Lamosa konnte den wertmäßigen Absatz von Fliesenkleber 2014
mit der Erholung im Bausektor im 2. Halbjahr und höheren Exporten um 8% ausweiten
nach 2% im Vorjahr.
Das Potenzial bei Farben und Lacken gilt als gewaltig. Nach Informationen des
Marktforschungsunternehmens Euromonitor hielt Comex 2013 einen Marktanteil von
51,7% vor Sayer Lack (8%) und Sherwin-Williams mit 6,6%. In Mexiko wurden 2013
nach Angaben des Verbandes der Farbenindustrie Anafapyt 622,7 Mio. Liter Farbe
produziert. Davon sind 400 Mio. für den Bau, 137,2 Mio. für die Industrie und 86 Mio. für
Straßen und den Schiffbau. Im Jahr 2014 gab Anafapyt die Produktion für den Bau mit
424 Mio. Liter Farbe an. Der Verband erhofft sich 2015 insgesamt eine Absatzsteigerung
von 5%, woran allerdings der Kfz-Sektor einen großen Anteil haben wird.
Nachdem die mexikanische Wettbewerbsbehörde CFC (Comisión Federal de
Competencia) die Übernahme des größten Anbieters in Mexiko Comex durch den weltweit
drittgrößten Farbhersteller Sherwin-Williams aus den USA 2013 blockiert hatte, ist 2014
PPG Industries ebenfalls aus den USA als Käufer eingesprungen. Im November 2014 hat
das Unternehmen die Übernahme für 2,3 Mrd. US$ abgeschlossen. Da PPG vor allem bei
Autolacken stark ist und Comex überwiegend bei Farben für den Bau hatte die
Wettbewerbsbehörde grünes Licht gegeben. PPG hat im September 2015 in San Juan del
Río für 27 Mio. US$ die Ausweitung der Produktion von Autofarben abgeschlossen.
Sanitärprodukte
Mit dem Kauf der Badmöbelaktivitäten von Lamosa, der im Mai 2015 zum Abschluss kam,
ist die kolumbianische Firma Corona zum größten Hersteller von Toiletten und
Waschbecken geworden mit etwa 20% des Industrieausstoßes in Mexiko. Lamosa hat
keine Zahlen mehr zum Geschäft mit Sanitärprodukten für das Jahr 2014 veröffentlicht.
Andere große Hersteller sind Vilbomex (www.vilbomex.com.mx), ein Tochterunternehmen von Villeroy & Boch, Cato und Fabricas Orión, seit Ende 2011 Teil von Grupo
Urrea. Eine Fabrik von Fabricas Orión war im August 2013 aufgrund eines Grundstücksstreits von der lokalen Gemeindeverwaltung geschlossen worden. Villeroy & Boch hatte
2006 die Badmöbelabteilung von Vitromex übernommen und die Marke beibehalten.
Produktion von Fliesen und Badmöbeln
2010
2011
2012
2013
9,2
11,9
13,0
10,5
9,0
-14,3
152,9
182,2
193,2
190,4
189,6
-0,4
Kloschüsseln (Mio. Einheiten)
3,2
4,5
5,2
6,3
6,6
4,3
Waschbecken (Mio. Einheiten)
1,8
2,2
2,4
2,7
2,8
3,8
Wandfliesen (in Mio. qm)
Bodenfliesen (in Mio. qm)
Quelle: Statistikamt INEGI
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2014 Veränderung in
%
PVC-Rohre verdrängen weiterhin Beton-, Eisen- und Kupferrohre. Mexichem ist hier
Weltmarktführer und hat seit 2011 sechs Unternehmen übernommen. Mexichem hält bei
PVC-Rohren und Verbundstücken einen Marktanteil in Mexiko von 37% und von 31% in
ganz Lateinamerika. Die Firma hat Ende 2014 für 219 Mio. Euro den PVC-Hersteller
Vestolit aus Marl in Deutschland übernommen. Wichtige Wettbewerber in Mexiko sind
EMMSA, Formosa Plastics aus den USA und Durman Esquivel (Teil von Aliaxis).
Produktion von PVC-Rohren (in Tonnen)
2010
2011
2012
2013
2014
Veränderung
in %
PVC-Profile
6.189
5.708
8.519
7.532
7.373
-2,1
PVC-Rohre
162.247
147.584
157.346
140.627
153.441
9,1
14.709
11.128
10.865
8.186
8.504
3,9
Verbindungseleme
nte aus PVC
Quelle: Statistikamt INEGI
Im September 2013 ist das Unternehmen eine Kooperationsvereinbarung mit dem
mexikanischen staatlichen Ölkonzern Pemex eingegangen zur Produktion von
Vinylchlorid. Damit wird Mexichem ab August 2016 über eine voll integrierte
Produktionskette von Salz bis zu PVC verfügen.
Bei Wasserheizgeräten ist Grupo Industrial Saltillo (GIS; www.gis.com.mx) mit den
Marken Calorex, Cinsa und Hesa mit Abstand Marktführer. Das Unternehmen schätzt
seinen Marktanteil auf 8% in Nordamerika und auf etwa 70% in Mexiko. Darüber hinaus
gelten die Unternehmen Magamex (www.magamex.com.mx), Bosch
(www.bosch.com.mx), Rheem (http://mexico.rheem.com) und das mexikanische
Unternehmen Krüger (www.kruger.com.mx) als stark aufgestellt mit jeweils etwa 5%
Marktanteil. Am Standort Saltillo hat GIS 2013 als erster Produzent in Mexiko die
Fertigung von Durchlauferhitzern gestartet. Nach einem Umsatzplus von 9% im Jahr
2012 folgte 2013 ein Rückgang um 6%. Bosch hat Ende August 2015 ebenfalls eine
Fabrik für Durchlauferhitzer in Tepotzotlán im Bundesstaat Mexiko eröffnet. Hier sollen im
Jahr 660.000 Geräte hergestellt werden.
Fenster
Auch aufgrund der vorherrschenden Billigbauweise im staatlich geförderten
Wohnungsbau weist der Hochbau in Mexiko gewisse Besonderheiten auf. So wird für
Fenster und Türen in Mexiko noch vornehmlich Aluminium verwendet. Hier ist das
Unternehmen Cuprum mit vier Fabriken in Monterrey, Guadalajara, dem Bundestaat
Mexiko und seit März in Juárez nach eigenen Angaben mit 35% bis 40% Anteil
Marktführer.
Kunststoff spielt eine wachsende aber noch marginale Rolle. Dies hängt einerseits mit
den höheren Kosten zusammen und auch mit der überwiegenden Verwendung von sehr
einfachen Fenstern und Türen in Mexiko. Doppelverglasung findet kaum Anwendung. Im
staatlich geförderten Wohnungsbau weisen nach Informationen der deutschen
Entwicklungshilfeorganisationen GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit)
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etwa 2,5% der Gebäude doppelt verglaste PVC-Fenster auf. Hier steigt die Nachfrage, da
die Energieeffizienzziele im öffentlich geförderten Wohnungsbau in den vergangenen
Jahren nach oben geschraubt worden sind. Nach Schätzungen der GIZ werden im
Zeitraum 2016 bis 2021 etwa 418.500 doppelt verglaste PVC-Fenster benötigt und 2.000
dreifach verglaste. Hinzu kommen 35.100 effiziente Eingangstüren und 267.300
Verschattungselemente für Fenster.
In geringem Umfang werden bereits Kunststoffrahmen in Mexiko extrudiert. Es gibt aber
keine verpflichtenden mexikanischen Normen für die Beschaffenheit von Fenstern und
Türen.
Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik
Der Markt für Klimatechnik wächst sehr stark. Nach einer Studie des
Marktforschungsunternehmens Grand View Research soll der Absatz von AirConditioning-Systemen im Zeitraum 2014 bis 2020 um jährlich 10,3% zulegen. Die
Verbände ANFIR (Asociación Nacional de Fabricantes para la Industria de la
Refrigeración) und ANDIRA (Asociación Nacional de Distribuidores de la Industria de la
Refrigeración y Aire Acondicionado) hatten eine Absatzbelebung durch die
Reformvorhaben der Regierung und Industrieinvestitionen erwartet. Die Jahre 2014 und
2015 haben diese Erwartungen allerdings nur teilweise erfüllt. Vor allem die Investitionen
in der Industrie treiben den Verkauf von Klimatechnik an.
Hausautomatisierungstechnik und Gebäudesicherheit
Aufgrund verzögerter Infrastrukturprojekte und der Konzentration öffentlicher
Sicherheitsausgaben auf Überwachungskameras wächst der Markt für
Eingangskontrollsysteme in Mexiko langsamer als von Marktforschern erwartet. Das
Unternehmen IHS hat seine Prognose für den Zeitraum bis 2018 auf ein jährliches
Wachstum von 7,6% zurückgestuft nach einer anfänglichen Schätzung von 11,0%. Die
Marktforscher erwarten ab Ende 2015 wieder stärkere Zuwächse. IHS schätzt das
Marktvolumen 2014 für Eingangskontrollsysteme auf etwa 52,4 Mio. US$.
LEED ist in Mexiko auf dem Vormarsch. Nach Angaben des U.S. Green Building Council,
der das LEED-Punktesystem entwickelt hat, gab es hier Mitte 2015 etwa 139 LEED-zertifizierte Gebäude. Weitere 460 Vorhaben haben den Zertifizierungsprozess begonnen.
Damit ist die Anzahl der Vorhaben in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen. Unternehmen wie Coca-Cola, L'Oreal, HSBC, Grainger, Lexmark, Kaeser, Beiersdorf und BASF
haben bereits Firmengebäude in Mexiko nach LEED zertifizieren lassen. Beiersdorf hat im
Juli 2014 in Silao im Bundesstaat Guanajuato die erste LEED-Platinum-zertifizierte Fabrik
in Lateinamerika in Betrieb genommen.
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