Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Bedarf und effiziente Bereitstellung von Blindleistung im Stromnetz Prof. Dr.-Ing. Oliver Brückl 1 Inhalt Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Einleitung und Hintergründe ZVEI-Studie FNN-Hinweis ENTSO-E-Networkcodes dena-Studie BMWi-Dienstleistungsauftrag Beschaffung von Blindleistung in anderen Ländern Schlusswort Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 2 Begriffswelt Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Versorgungsqualität Eigene Darstellung, Interpretation und Erweiterung nach VDE, Schwan, Billinton Servicequalität Versorgungszuverlässigkeit Spannungsqualität Beziehung zw. Kunden und Versorgungsunternehmen Fähigkeit, die Versorgungsaufgabe unter vorgegebenen Bedingungen während einer bestimmten Zeitspanne zu erfüllen Ein- und Konstanthaltung des zeitlichen Verlaufs der Spannung gemäß Normen und vertragliche Festlegungen Kundeninformation zu Abschaltungen, Reaktionszeiten bei Störungen/ Beschwerden, Erteilung von Auskünften, … Häufigkeit (SAIFI) und Dauer (CAIDI) von Unterbrechungen, Nichtverfügbarkeit (SAIDI), … Frequenz, Höhe, langsame/schnelle Änderungen, Flicker, Einbrüche, Unsymmetrie, Oberschwingungen, … Systemsicherheit Bewahrung der statischen und transienten System-/Netzstabilität (= stabiler und zulässiger Betrieb des Systems und Vermeidung bzw. Beherrschung von Störungen); Schutz von Personen und Anlagen Momentanreserve, Regel- und Reserveleistung, Blindleistung, Kurzschlussleistung, Betriebsführung Versorgungssicherheit Sicherung ausreichender Primärenergie, Erzeugungs- und Netzkapazitäten; Schutz von Personen und Anlagen Langzeitreserve (Kapazitätsmarkt), Blindleistung, Netzschutz, Versorgungswiederaufbau, Betriebspersonal Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 3 Kategorien an Systemdienstleistungen Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Versorgungs- und Systemsicherheit Bereitstellung von Systemdienstleistungen Kategorien der Systemdienstleistungen (lt. Transmission Code 2003): Frequenzhaltung Spannungshaltung Versorgungswiederaufbau System-/Betriebsführung Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 4 Systemdienstleistung Spannungshaltung Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Arten an Systemdienstleistungen zur Spannungshaltung: Blindleistung Spannungsregelung (Stufentransformatoren) Wirkleistung (Redispatch, Lastabwurf, Erzeugungsmanagement) Kurzschlussleistung Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 5 Blindleistungsbedarf und -ausgleich Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Blindleistungsausgleich QA Großkraftwerke und Kompensationsanlagen Blindleistungsbilanz muss ausgeglichen sein! dezentrale Erzeugungsanlagen z. B. Spannungsregelung Brückl Netzbetriebsmittel z. B. Leitungen, Trafos Blindleistungsbedarf QB Verbraucher z. B. Unterhaltungselektronik, Elektrische Anriebe, … Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 6 Veränderung der Blindleistungsflüsse Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Blindleistungsflüsse bei Starklast Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 7 ZVEI-Studie zum Thema Blindleistung Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Downloadbar unter www.zvei.org Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 8 ZVEI-Studie zum Thema Blindleistung Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Untersuchungsgegenstände Erhöhung des Kompensationsgrades von Sondervertragskunden o Teilweise sehr vorteilhaft hinsichtlich Spannungsfall und Belastungen o Teilweise kontraproduktiv hinsichtlich Q-Haushalt „Blindleistungsmarkt“ / marktgestützter Beschaffungsprozess Fazit Blindleistungspotenzial von Verbrauchern sollte besser genutzt werden Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 9 Institut FNN-Hinweis „Blindleistungsmanagement im Verteilungsnetz“ für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Inhalte: Begriffe und Grundlagen Darstellung der Einflussfaktoren Hinweise zur Systemanalyse Umsetzung eines Blindleistungsmanagements Ziel: Frühzeitige Sensibilisierung für die künftige Q-Problematik Identifizierung vorteilhafter Maßnahmen Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 10 ENTSO-E Netzcodizes: Übersicht Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Network Codes zu Markt, Netzanschluss und Netzbetrieb Quelle: Ensto-e Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 11 ENTSO-E Netzcodizes: DCC Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Demand Connection Code (DCC) definiert Anforderungen bei Anschluss ans Übertragungsnetz cos: 0,9ind. bis 1 ohne Eigenerzeugung cos = 0,9ind. bis 0,9kap. mit Eigenerzeugung Verteilungsnetze sollten Fähigkeit haben, sich bei Lastflüssen unter 25 % der maximalen Anschlusskapazität nicht kapazitiv zu verhalten! Abweichung nur, wenn entsprechende Kosten-Nutzen-Analyse zu einem anderen Ergebnis kommt! Inwiefern sind diese Anforderungen sachgerecht? Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 12 ENTSO-E Netzcodizes: RfG Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Requirements for Generators (RfG) definiert Anforderungen an Erzeugungsanlagen - Unterscheidung in 4 Leistungsklassen Typ Spannungsebene Leistung A B C unterhalb 110 kV ab 0,8 kW ab 1 MW D ab 110 kV ab 50 MW ab 75 MW - Unterscheidung in Synchrongeneratoren und sonstigen Generatoren (z. B. Wechselrichter) - Keine Vorgaben der Q-Fähigkeit für Typ A - Ansonsten sollen beim Typ B die Netzbetreiber das Recht haben, die Q-Fähigkeit selber zu definieren unter Beachtung der Prinzipien Transparenz, Angemessenheit und Nicht-Diskriminierung - nur bei Typ C und D sind Betriebsbereiche angegeben Inwiefern sind diese Anforderungen sachgerecht? Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 13 Dena-Studie Systemdienstleistungen 2030 Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 14 Institut Überblick Dienstleistungsauftrag „Zukünftige Bereitstellung von Blindleistung“ für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 15 Institut Inhalte Dienstleistungsauftrag „Zukünftige Bereitstellung von Blindleistung“ für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Leitfragen: o Kosteneffiziente Nutzung der heutigen QPotenziale? o Mehr Kosteneffizienz durch eine transparentere und mehr marktgestützte Beschaffung von Blindleistung? o Wie lässt sich die zur Q-Bereitstellung notwendige konventionelle Mindesterzeugung reduzieren? Ziel: Identifizierung der Herausforderungen für den sicheren Netzbetrieb durch Ausbau der EE Ableiten von praxisnahen Handlungsempfehlungen und Vorschlägen für notwendige Anpassungen Dienstleistungsauftrag untergliedert sich in fünf Arbeitspakete (AP): AP1: Blindleistung im Übertragungsnetz AP2: Blindleistung im Verteilungsnetz AP3: Neue Herausforderungen für die Netzsicherheit AP4: Ad hoc-Beratung und kurzfristige Stellungnahmen AP5: Workshops und Besprechungen Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 16 Institut Aufgabenstellung/ zu erbringende Leistungen für Netz- und Anwendungstechnik GmbH AP1 Blindleistung im Übertragungsnetz Ermittlung Q-Bedarf für heute, NEP 2024 und NEP 2034 (hochaufgelöst) o Höhe der benötigten Blindleistung o Höhe der Jahres-Blindarbeit o Homogenität Darstellung der Verfahren, Kosten und Vergütung für Beschaffung Bewertung, ob Verfahren zur Bedarfsdeckung bedarfsgerecht, transparent und effizient sind Aufzeigen alternativer Beschaffungsmöglichkeiten Ermittlung von Optimierungspotenzialen insbesondere bei mehr marktgestützter Beschaffung Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 17 Institut Aufgabenstellung/ zu erbringende Leistungen für Netz- und Anwendungstechnik GmbH AP2 Blindleistung im Verteilungsnetz Ermittlung Q-Bedarf für heute, in 10 und 20 Jahren (am Beispiel von mindestens drei konkreten Netzen) o Höhe der benötigten Blindleistung o Höhe der Jahres-Blindarbeit o Homogenität o Gesamtbedarf für ganz Deutschland Darstellung der Verfahren für Beschaffung und Rolle des Q-Austauschs mit Übertragungsnetz Bewertung, ob Verfahren zur Bedarfsdeckung bedarfsgerecht, transparent und effizient sind Aufzeigen alternativer Beschaffungsmöglichkeiten Ermittlung von Optimierungspotenzialen insbesondere bei mehr marktgestützter Beschaffung Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 18 Institut Aufgabenstellung/ zu erbringende Leistungen für Netz- und Anwendungstechnik GmbH AP3 Neue Herausforderungen für die Netzsicherheit Ermittlung der Herausforderungen für sicheren Netzbetrieb o Ab welchen Anteilen der EE o Beiträge der EE- und anderen Anlagen Aufzeigen alternativer Möglichkeiten zur Bereitstellung von o Schwungmasse o Schwarzstartfähigkeit o Kurzschlussleistung Darstellung des Forschungsbedarfs Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 19 Ergebnisse der Stakeholderbefragung Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Rückmeldung von 2 Übertragungsnetzbetreiber 40 Verteilungsnetzbetreiber (≙ 4,1 % der 980 VNB) o 6: bis 10.000 Kunden; 16: 10.000 bis 100.000 Kunden; 16: mehr als 100.000 Kunden; Rest: anonym o >150.000 eigene Ortsnetztransformatoren (≙ mind. 37 % aller ONS) 2 Hersteller von Erzeugungsanlagen 9 Betreiber von Erzeugungsanlagen (mit >> 100 Anlagen) Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 20 Institut Beschaffung von Blindleistung in anderen Ländern für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Schweiz Für EZA am ÜN und VN gilt Aufteilung in obligatorischen Bereich mit den Grenzen: o cos = 0,925 übererregt und o cos = 0,950 untererregt und überobligatorischer Bereich: o Regelung der Betriebsbereitschaft, Bereitstellungsdauer und technische Verfügbarkeit entsprechend Rahmenvertrag Phasenschieber-Synchrongeneratoren und Präqualifikationsanforderungen Vergütung: o 0,3 Rp./kvarh (konform) bzw. o 1,32 Pr./kvarh (unkonform) Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 21 Beschaffung von Blindleistung in anderen Ländern Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH England & Wales Für EZA am ÜN und VN gilt Aufteilung in obligatorischen Bereich (ORPS) mit den Grenzen: o cos = 0,85 übererregt (für ASG und DC-Konverter: 0,95) und o cos = 0,95 untererregt und überobligatorischer Bereich (ERPS): o Ausschreibung alle 6 Monate o Mindestlaufzeit 12 Monate Vergütung: o ORPS: 0,551 £/Mvarh o ERPS: bei erfolgreicher Ausschreibung nach festgesetzten Rahmenvertrag ansonsten mit 2,755 £/Mvarh, wenn Anlage benötigt wird Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 22 Institut Beschaffung von Blindleistung in anderen Ländern für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Belgien Für EZA am ÜN und VN gilt Aufteilung in Primary control: o Regelband wird im Netzanschlussvertrag festgehalten o Automatischer Q-Abruf Centralised control: o Für Q außerhalb des Regelbandes o Beschaffung über Ausschreibung o Abruf nach Anweisung, nicht automatisch Vergütung: o Pauschalpreis für Vorhaltung des Regelbandes o Blindenergie wird auf Basis €/Mvarh nach vertraglich vereinbarten Tarifen abgerechnet Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH INA – Institut für Netz- und Anwendungstechnik GmbH Prof. Dr.-Ing. Oliver Brückl Johannisweg 7 93449 Waldmünchen Tel.: Fax: Mobil: E-Mail: Internet: 09972 / 90 48 68-8 09972 / 90 48 68-7 0170 56 95 600 oliver.brueckl @ ina-energie.de www.ina-energie.de Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES) Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg Seybothstraße 2 93053 Regensburg Tel. 0941 / 943-9881 -9887 Fax: 0941 / 943-1424 E-Mail: oliver.brueckl @ oth-regensburg.de Brückl Dena-Expertenworkshop „Aktives Blindleistungsmanagement“ 24.09.2015 24
© Copyright 2024 ExpyDoc