Gleitende oder fixe Marktprämie – ein Standpunkt Erstellt im Auftrag des BDEW Christoph Maurer SEITE 0 | 13.05.2015 Direktvermarktung bei EE-Ausschreibungen: Optionen Gleitende Marktprämie aktueller Default > Ausschreibung des anzulegenden Wertes > Ausgezahlte Prämie verändert sich in Abhängigkeit vom Strompreis und von den Marktwertfaktoren > Vollständige Absicherung gegen Strompreisänderungen, sofern Einspeiseprofil der Anlage Marktwertfaktor entspricht Fixe Marktprämie > Ausschreibung der Prämie > Über den Förderzeitraum konstant und unabhängig von Strompreisentwicklung Fixe Prämie mit Cap and Floor > > > > Mischmodell Absicherung gegenüber starkem Strompreisverfall Abschöpfung stark erhöhter Erlöse Schwierig in Ausschreibung zu integrieren (komplexe Produktdefinition) » Außerdem vermutlich problematisch bei Finanzierung der Projekte SEITE 1 | 13.05.2015 Eigenschaften der gleitenden Marktprämie Effiziente Integration in Bilanzkreismanagement und Dispatch > Prämie durch das Verhalten einzelner Anlagen in konkreter Situation kaum beeinflussbar » Daher: Volle Wirksamkeit des Börsenpreissignals » Anreiz zur Abregelung, wenn Strompreis < neg. Prämie zumindest Proxy für Wert der grünen kWh > Volle Bilanzverantwortung der Anlagenbetreiber » Markt-Anreize zum Bilanzausgleich und zur Prognoseverbesserung wirken vollumfänglich Berechnung des Marktwertfaktors beeinflusst ggf. Vermarktungsstrategie und Anlagenauslegung > Day-Ahead-Spotmarkt als relevanter Marktplatz, da nur gegen dessen Preise vollständiger Hedge > Umfang der Strompreisrisikoübernahme für eine konkrete Anlage von Korrelation des Wertes der eigenen Stromeinspeisung mit Marktwertfaktor abhängig je nach Risikopräferenz und Erwartungen zu Strompreisstruktur durchaus Anreize für angepasste Anlagenauslegung SEITE 2 | 13.05.2015 Vermutete Vorteile einer fixen Marktprämie In die Diskussion eingebrachte Argumente Optimierte Anreize für Anlagenauslegung und Betriebsverhalten > Gleitende Marktprämie „neutralisiert“ Vorteile Direktvermarktung Verantwortungsübernahme analog konv. Erzeugung > Interesse der EE-Erzeuger sich gegenüber Preisschwankungen abzusichern » Eingehen unbedingter Lieferverträge auf Termin » Daraus inhärenter Anreiz zur Leistungsabsicherung Gleiche Risiken für konventionelle und EE-Erzeuger > Konventionelle Erzeuger müssen Strompreisrisiken in vollem Umfang tragen > Kohärente Risiko- und Finanzierungsstrukturen für nachhaltiges Strommarktdesign erforderlich > Orientierung des Zubaus am Strompreissignal Bessere Vorhersehbarkeit/Stabilisierung EEG-Umlage > Zahlungen an Anlagen ex ante besser abschätzbar (kein Strompreiseffekt) SEITE 3 | 13.05.2015 Optimierte Anreize für Anlagenauslegung und Betrieb? Kritische Diskussion fixe Marktprämie Anlagenauslegung > Möglichkeit 1: Optimierung des Vermarktungswerts der Anlagen durch systematische Abweichung der Einspeisestruktur vom Kollektiv (z. B. Ost-WestAusrichtung bei Solar) » Abhängig von Struktur der Strompreise » Kein unterschied zwischen fixer und gleitender Prämie ( letztere kurzfristig auch fix und unabhängig vom Einspeiseverhalten der einzelnen Anlage) > Möglichkeit 2: Einspeisungsoptimierte Auslegung (z. B. Rotor/GeneratorVerhältnis) » durch Verhältnis von Kosten und Erträgen, nicht Art der Prämie bestimmt Betrieb der Anlagen > Bei dargebotsabhängigen Anlagen ohnehin nur begrenzte Freiheitsgrade im Dispatch » Im Regelfall Einspeisung vor allen Anlagen mit variablen Erzeugungskosten > Abregelung bei negativer Marktprämie > Im Grundsatz identische Anreize zur Bereitstellung von SDL Fixe Prämie kann höher oder niedriger als gleitende Prämie sein » Verfügbarkeitsanreiz durch Vermarktungserlös und Einspeiseprämie > Keine relevanten Unterschiede für Auslegung und Betrieb erkennbar SEITE 4 | 13.05.2015 Verantwortungsübernahme analog konv. Erzeugung Kritische Diskussion fixe Marktprämie Gleitende Prämie setzt keinen Anreiz zur Absicherung eines EEErzeugungsportfolios durch „gesicherte Leistung“ > Relevanter Marktplatz Day-Ahead-Markt > Anreiz für Absicherung lediglich der Day-Ahead-Prognosefehler > Terminvermarktung von EE-Einspeisung findet kaum statt Effizienz eines solchen Anreizes erscheint jedoch fraglich > Bedarf an „gesicherter Leistung“ wird durch Nachfrage bestimmt > Dargebotsabhängige EE können gesicherte Leistung nur in sehr beschränktem Umfang erbringen > „Abgesicherte“ EE-Erzeugungsportfolios hätten lediglich Rolle eines Intermediärs zwischen Nachfragern und Erbringern gesicherter Leistung > Niveau an Versorgungssicherheit/Funktionalität des Strommarkts würde nicht gesteigert > Unterschiedliche Rollen von (dargebotsabhängiger) EE und konventioneller Erzeugung sind gerechtfertigt SEITE 5 | 13.05.2015 Gleiche Risiken für konventionelle und EE-Erzeuger (1/2) Kritische Diskussion fixe Marktprämie > Grundidee: Aus Gesamtsicht effiziente Risikoallokation Tragung des Strompreisrisikos durch konv. Erzeuger im Wettbewerb ist produktiv und effizient > Beanreizung effizienter Handlungen durch Preissignal » Nichtbetrieb, wenn Preis < variable Stromerzeugungskosten » Einmottung/Stilllegung oder auch Ertüchtigung/Retrofit von Erzeugungsanlagen » Keine zentrale Festlegung der richtigen Menge an Erzeugungskapazität > Teilweiser Hedge, da variable Kosten in begrenztem Umfang mit Strompreisen atmen > Im Gegenzug für Risikotragung auch Zugeständnis hoher EK-Renditen für effiziente Investitionen > Anm: Einzelne Kapazitätsmarktvorschläge zielen gerade auf weitgehende Sozialisierung von Strompreisrisiken analog gleitender Prämie SEITE 6 | 13.05.2015 Gleiche Risiken für konventionelle und EE-Erzeuger (2/2) Kritische Diskussion fixe Marktprämie Im Gegenzug: keine effiziente Risikoallokation bei EE > Hoheitliche, nicht marktbasierte Festlegung des Bedarfs » Orientierung des Zubaus/Stilllegungsentscheidung wg. Strompreissignal nicht gewünscht » Keine Steuerung des Zubaus bei fixer Prämie aus Ausschreibung > Keine variablen Kosten keine Rückwirkungen auf Dispatch > Geförderte Einspeisung » Begrenzung der Förderkosten/der erzielbaren Renditen » Damit auch Begrenzung der Risiken notwendig politisch-gesellschaftlicher Konsens bzgl. Erreichung der EE-Ausbauziele vorausgesetzt Mögliche Wirkungen einer fixen Prämie > Keine Effizienzverbesserungen im Gesamtsystem erkennbar » Gleiche Risikoverteilung zwischen vorgegebener EE- und residualer konv. Erzeugung ist kein Wert an sich > Auf lange Sicht sind Profiteure bei fixer Prämie Akteure mit guten Strompreisprognosen » Keine direkte Kopplung mit effizienter EE-Anlagenerrichtung erkennbar » Kurzfristig gewinnen bei Ausschreibungen evtl. Akteure mit höchsten Strompreisprognosen > Variabilität der Erlöse durch Strompreisrisiko: Risikoaufschläge Förderkosten SEITE 7 | 13.05.2015 Bessere Vorhersehbarkeit/Stabilisierung EEG-Umlage Kritische Diskussion fixe Marktprämie Wirkung ist anzuerkennen, Nutzen fragwürdig > Da Strompreisrisiko durch EE-Erzeuger getragen wird, wird EEG-Umlage vom Strompreisrisiko freigestellt » Ein Teil der heftigen Anstiege der Umlage in den vergangenen Jahren ist auf Strompreiseffekte zurückzuführen > Stabilisierung der EEG-Umlage erscheint aber aus verschiedenen Gründen kein prioritäres Ziel » Aus Verbrauchersicht korrespondieren strompreisbedingte Schwankungen der Umlage mit gegenläufigen Schwankungen der Kern-Strompreise (wenn auch typischerweise mit Verzögerung) » „Vorhersehbarkeit“ und „Stabilisierung“ kann im Fall eines Strompreisanstiegs auch unnötige Kosten für Verbraucher und Mitnahmeeffekte für EEAnlagenbetreiber bedeuten » EE-Förderpolitik zielt primär auf Mengen-, nicht auf Förderkostensteuerung SEITE 8 | 13.05.2015 Zusammenfassung Aktuell keine Vorteile eines Übergangs auf fixe Prämie erkennbar > Effizienz des gesamten Stromversorgungssystems würde nicht positiv beeinflusst » Keine Auswirkungen auf Auslegung und Dispatch » Keine effizientere Risikoallokation > Vermutlich aber Anstieg der Risikoprämien und damit der Förderkosten Kann fixe Prämie langfristig Perspektive sein? > Zunächst: Optimierungen auch der gleitenden Prämie denkbar » z. B. Nutzung anderer/weiterer Referenzen als Day-Ahead-Preis > Fixe Prämie nicht geeignet für aktuelle Transformationsphase des Stromversorgungssystems (beginnende Marktintegration EE bei Hauptziel eines gesteuerten Ausbaus des EE-Anteil ) » Ggf. zu einem späteren Zeitpunkt (Rolle der EE nicht mehr primär Steigerung des EE-Anteils) zu diskutieren » Auch bei primärem Ziel der Steuerung der Förderkosten anstatt der EEMengen evtl. interessant SEITE 9 | 13.05.2015 Consentec GmbH Grüner Weg 1 52070 Aachen Deutschland Tel. +49. 241. 93836-0 Fax +49. 241. 93836-15 [email protected] www.consentec.de SEITE 10 | 13.05.2015
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