D-4F Peptid und E06 mAb - Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie

Reaktive Sauerstoffspezies und deren Metabolit als Targets für neue
analgetische Substanzen (D-4F Peptid und E06 mAb) im Entzündungsschmerz
B. Oehler1,2, J. Kloka1,2, M. Mohammadi1, N. Roewer1, R. Blum2, A. Brack1 und H.
Rittner1
1
Klinik
und
Poliklinik
für
2
Anästhesiologie,
Institut
für
Neurobiologie,
Universitätsklinikum Würzburg
Fragestellung: D-4F, ein ApoA-I mimetisches Peptid, sowie E06 mAb, ein
monoklonaler Antikörper aus ApoE-defizienten Mäusen, wirken bei Ratten mit
Entzündungsschmerzen nach lokaler Injektion von komplettem Freund’schen
Adjuvans
(CFA)
sowie
bei
Kollagen-induzierter
Arthritis
(CIA)
über
eine
Verminderung von oxidierten Phospholipiden antinozizeptiv. Oxidierte Phospholipide
werden
durch
Reaktion
von
reaktiven
Sauerstoffspezies
(ROS)
wie
Wasserstoffperoxid (H2O2) aus Lipidmembranen freigesetzt und führen zur Bildung
von 4-Hydroxynonenal (4-HNE), einem Endprodukt der Lipidperoxidation [1,2].
OxPAPC-induzierte Hyperalgesie erfolgt durch Aktivierung des „Transient Receptor
Potential“ Kanals vom Ankyrin-Typ (TRPA1) über Oxidierung von Cysteinresten [3].
In dieser Studie wird die Wirkung von D-4F Peptid und E06 mAb auf endogene ROSMetabolite wie 4-HNE oder H2O2 an TRPA1 und TRPV(vanilloid)1-Kanälen im
Vergleich zu den jeweiligen prototypischen exogenen Agonisten Senföl bzw.
Capsaicin analysiert.
Methodik: Einzelzellkalziummessungen an mit hTRPA1 oder rTRPV1 transfizierten
HEK-293-Zellen sowie spinalen Hinterwurzelganglien (DRG) von Mäusen wurden in
Fura-2-basierten Assays durchgeführt. Mechanische Schmerzschwellen wurden
nach lokaler Injektion der Substanzen in Hinterpfoten männlicher Wistar-Ratten
mittels Randall-Selitto-Test gemessen (Tierversuchsvorhaben REG 61/11). Als
statistischer Test wurde eine One- oder Two-Way ANOVA post hoc Holm-Šídák mit
OriginPro durchgeführt.
Ergebnisse: D-4F Peptid und E06 mAb hemmen die 4-HNE-induzierte TRPA1Aktivierung in stabil transfizierten HEK-293-Zellen und murinen DRG (siehe Abb. 1).
Ebenso wird eine durch intraplantare Gabe von 4-HNE ausgelöste mechanische
Hyperalgesie signifikant durch D-4F Peptid und E06 mAb blockiert. Die TRPA1Aktivierung durch H2O2 wird durch E06 mAb nicht inhibiert. D-4F Peptid hingegen
verhindert die H2O2-bedingte Aktivierung von TRPA1 und hebt die H2O2-induzierte
mechanische Hyperalgesie auf. Calcium-Influx hervorgerufen durch den exogenen
TRPA1-Agonist Senföl sowie den exogenen TRPV1-Agonist Capsaicin werden durch
D-4F Peptid und E06 mAb in vitro nicht blockiert. Auch die durch Senföl ausgelöste
mechanische Hyperalgesie wird durch den E06 mAb nicht-signifikant reduziert (in
vitro: n ≥ 4 mit jeweils 50-100 Zellen, One-Way ANOVA; in vivo: n = 5 pro Gruppe,
Two-Way ANOVA repeated measurements, post hoch Holm-Šídák, p<0.05).
A
B
Abb. 1: A, B In Fura-2-beladenen
4‐HNE
HEK-293TRPA1-Zellen erhöhen 4-HNE
(10 µM; A) und H2O2 (10 µM, B) die
intrazelluläre
Kalziumkonzentration,
HV
D
C
abgebildet als Ratio (340/380 nm). C, D
H2O2+D‐4F
4‐HNE+D‐4F
Co-Inkubation von 4-HNE (C) bzw.
H2O2 (D) mit D-4F Peptid (100 µg/ml)
verringert die Anzahl der reagierenden
HV
E
F
HEK-293TRPA1-Zellen
H2O2+ IgM
4‐HNE+ IgM
sowie
die
durchschnittliche Amplitude. E, F Der
Isotypen-gleiche Antikörper IgM (1/300)
hat wenig bzw. keinen Einfluss auf die
4-HNE (E) bzw. H2O2 (F) bedingte
HV
H
G
H2O2+E06
4‐HNE+E06
TRPA1-Aktivierung. G, H Das Gemisch
aus 4-HNE (G) und E06 mAb (1/300)
verzögert die TRPA1-Aktivierung und
HV
HV
reduziert die Anzahl der reagierenden
Zellen, wohingegen das Gemisch aus H2O2 (H) und E06 mAb (1/300) die H2O2induzierte TRPA1-Aktiverung nicht moduliert. Schwarze Linie: Mittelwert der ca. 100
Einzelzellen (graue Linien).
Interpretation: D-4F Peptid und E06 mAb blockieren nur endogene ROS-abhängige
TRPA1-Aktivatoren des Entzündungsschmerzes und nicht exogenes Senföl oder
Capsaicin. D-4F Peptid und E06 mAb sind zwei vielversprechende, neue
Therapeutika in der Behandlung von Entzündungsschmerzen, wobei E06 selektiver
für ROS Metabolite wie OxPAPC und HNE wirksam ist. Gefördert durch das IZKF
Würzburg (N-261).
Referenzen: 1. Trevisan G, et al. Arthritis Rheum 2013; 65: 2984-2995; 2. Keeble
JE, et al. Pain 2009; 141: 135-142, 3. Hinman A, et al. Proc Natl Acad Sci U S A
2006; 103: 19564-19568