Faschingspredigt in St. Marien, Fallersleben: 5. Sonntag im Jahreskreis C, 5./6.2.2016 Evangelium: Die Berufung der ersten Jünger: Lukas 5,1-11: Als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach. Ihr lebt ja nicht hinter dem Mond, darum seid ihr es / auch längst gewohnt, daß am Wochenende, wenn man Fasching feiert, der Pfarrer seine Predigt nicht herunterleiert, sondern sich bemüht zu dichten, um sein Wort an euch zu richten. Von Booten wird auch oft gesprochen in der Politik / in diesen Wochen. „Das Boot ist voll“ kann man da hören, weil an Flüchtlingen sich manche stören. Nun ist’s zwar wahr, daß nicht alle bösen Probleme Deutschland kann alleine lösen. So hört nun meine Überlegung zur Evangeliums-Auslegung vom Fischfang, der ganz unerwartet, als Petrus noch einmal durch-startet, weil der Herr Jesus ihn drum bat, nachdem des Nachts vergeblich war die Fahrt. Doch wir sind ein reiches Land, das bisher stets ‘ne Lösung fand. Aber „Grenzen zu“ und Mauerbau, dazu noch Stacheldrahtverhau, ihr Leut‘, das kann’s nicht sein; es wär‘ wie einstmals in der DDR. Als Jesus ist im Boot mit drin, da haut auf einmal alles hin. Das Netz ist plötzlich voller Fische – nicht aus der Dose, sondern frische. Petrus läßt vom Herrn sich prompt bestimmen, um Menschen / für Gott zu gewinnen. Im Mittelmeer, da kentern Boote. Tun wir nichts, dann gibt es Tote. Nicht jeder kriegt bei uns Asyl, mit Kriegsopfern aber / hab ich Mitgefühl. Denn in uns’rer Welt mit ihrer Not, da sitzen wir alle in einem Boot. So wie er, so soll’n auch wir, die wir versammelt sind allhier, uns’re Ressourcen und Talente nutzen, um’s Kirchenschiff herauszuputzen. Das ist’s, was heut‘ tut not, denn wir sitzen all‘ in einem Boot. Anstatt Geflohene zu kasernieren, wär’s besser, sie zu integrieren, nicht tatenlos bloß abzuwarten. Wie’s geht, zeigt unser Kindergarten. Flüchtlingsfamilien komm’n da seit Wochen zusammen, um zu spielen oder kochen. Drum wär‘ es gut, wenn wir nicht jammern, an Althergebrachtes nur klammern, sondern wie die Apostel Neues wagen, um Jesu Botschaft in die Welt zu tragen. Der Herr ist da, auch in der Not, er sitzt mit uns in einem Boot. So lernt man sich dann besser kennen, muß nicht vor anderen weg-rennen. Für alle ist das ein Gewinn, drum geht doch ruhig auch mal hin, trefft Syrer, Serbe, Zypriot und sitzet all in einem Boot. Jesus selbst, er ist der Kapitän, drum wird die Kirche auch nicht untergeh’n. Doch viele braucht’s zum Rudern und zum Steuern, um seine Kirche ständig zu erneuern. Drum bringt euch ein, bleibt nicht wie tot: Wir sitzen all‘ in einem Boot. Nicht über Boote nur / will ich was sagen, drum sprech ich jetzt von dem Volks-wagen. Der Abgaswert wurd‘ mani-puliert, ganz Wolfsburg ist jetzt angeschmiert. Daß ehrlich man am besten fährt, gilt doch für jegliches Gefährt. Spricht irgendwo man von VW, dann ist die Antwort stets: „Oje.“ Im Werk, da produziert man sehr viel Blech; wer’s angerichtet hat, der muß jetzt wech. Nehmt’s Auto weg diesem Idiot. Er besser fährt in einem Boot. Am Mittwoch gibt’s aufs Haupt die Asche, das ist bei uns / ja so ne Masche als Zeichen, daß wir woll‘n umkehren und aus Fehlern ziehen Lehren. Drum soll‘n wir nicht auf andre zeigen, sondern eig‘nen Fehlern uns zuneigen. Wo ich andern auf die Nerven falle, mich an meine Selbstsucht kralle, übertret‘ Gottes Gebot und schädlich bin dem Kirchenboot, da ist nun Zeit, mal was zu ändern bei mir – und nicht in andern Ländern. Nicht nur in der Fastenzeit geht es um mehr Barmherzigkeit. Dieses ganze heilige Jahr, das ist besonders dafür da. Ausgerufen hat es Papst Franziskus – darauf reimt sich leider nur Hibiskus. Die heilge Pforte zu durchschreiten sei Zeichen, um das Herz zu weiten. In Rom kann man das tun; seid nicht verwundert: Aus St. Marien sind‘s der Leute hundert, die dorthin pilgern ganz devot, wir fahren hin in einem Boot – nee: Bus. Doch nicht nur dort, auch hier in Fallersleben woll’n nach Barmherzigkeit wir streben. Setzt dafür ein das Herz, die Hand, die Ministranten hängten’s an die Wand, Von der Empore hängt das Transparent hernieder und erinnert immer wieder, daß wir Hände hab’n zum Handeln, um auf Gottes Weg zu wandeln. Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, wozu ihr euch doch wohl bekennt, da ist ein jeder von euch wichtig, darum seid ihr auch hier richtig. Bleibt mit dabei und bringt euch ein, so bitt ich euch, denn das wär fein. Ich wiederhol‘ es wie nen Werbespoot: Wir sitzen all‘ in einem Boot. Dort im Kirchenschiff, o ihr Apachen, wenn ihr wollt, könnt ihr jetzt klatschen. Denn ich schließ der Predigt Rahmen, sag nur noch Helau – und Amen. Oliver Lellek, Pfr.
© Copyright 2024 ExpyDoc