Vier Raufbuam unter Bayerns Besten Erfolgsgeschichte der Jugendmannschaft des RFC Bad Reichenhall geht weiter – Neues Trainer-Trio hält Buben auf Trab Bad Reichenhall. Klatschnass und in dreckigen Sportklamotten grinsen die vier Jungs stolz in die Kamera. Sie wissen: Sie gehören jetzt zu den 15 besten Nachwuchsspielern in Bayern. Ihr Spielgerät – das Rugby-Ei. „Eine Sensation für Bad Reichenhall. Das kleine gallische Dorf stellt vier Spieler für die Bayernauswahl“, so ein glücklicher Jugendwart Andreas Brunnauer. Es ist der vorläufige Höhepunkt in der noch jungen Geschichte der Jugendabteilung des Rugby Football Clubs Bad Reichenhall, die erst im September 2013 gegründet worden war. Mittlerweile zählt das Team 22 Raufbuam, von denen sich vier nun zu den besten U16-Spielern Bayerns zählen dürfen. „Es ist eine sehr große Ehre, dass man dabei sein darf“, freut sich der 14-jährige Matej Benda aus Piding. „Es ist bärig, dass wir es geschafft haben und nun mit der Jugend den Verein in Bayern vertreten dürfen. Aber wir haben auch hart dafür trainiert“, stimmt sein gleichaltriger Teamkollege David Baumgartner aus Marzoll zu. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man zu den Besten in Bayern gehört.“ – „Und es ist ziemlich cool, dass wir zu den großen Turnieren nach Heidelberg oder Berlin fahren dürfen“, freuen sich auch die beiden 15-Jährigen Georg Wiesbacher aus Ainring und Maxi Wohlschlager aus Marzoll. Diese vier haben es geschafft. Sie wurden bei zwei Sichtungslehrgängen in München und Regensburg unter den rund 40 teilnehmenden Buben von Landesjugendtrainer Andreas Eckert für das Auswahlteam auserkoren. Noch schnell ein Foto, dann werden die vier von ihren Trainern schon wieder auf das Feld zurückgerufen, wo das Training der Raufbuam gerade in vollem Gange ist. Während sich die eine Gruppe im strömenden Regen bei einer Tackle-Übung gegen große Polster wirft, wuchtet eine andere einen schweren Reifen über den Platz. An einer dritten Station gilt es, einen 20 Kilo schweren Schlitten hinter sich herzuziehen. Das alles unter den Anfeuerungsrufen ihrer mitspurtenden Teamkameraden und den aufmerksamen Augen ihrer drei Trainer. Mitten drin die vier Auswahlspieler. „Von uns behandelt keiner einen der vier bevorzugt, denn wir sind ein Team. Es gibt da kein besser oder schlechter“, betont Coach Johannes Auer. „Die Nominierung motiviert die Buben zusätzlich. Vor allem auch die Nicht-Auswahlspieler, weil sie sehen, was mit fleißigem Training möglich ist.“ Der richtige Schliff macht‘s Jugendwart Brunnauer leitet seit Anfang an die Geschicke der Buben, nun hat er zwei neue Trainer an seiner Seite – neben Johannes Auer ist auch Peter Moosleitner neu im Jugendteam. Die beiden Raufbolde spielen auch aktiv in der Herrenmannschaft des RFC. Motiviert geht das Trio an seine Arbeit heran. „Es hat mir einfach gefallen, dass die Jungs so mitgezogen haben. Man sieht, dass sie immer besser werden. Der Fortschritt, den das Team seit seiner Gründung gemacht hat, ist gewaltig. Und es zeigt, dass es bei uns in der Region viele Jungs gibt, die Rugby spielen können“, so Peter Moosleitner. „Ich wollte schon vorher Jugendarbeit machen. Nach meiner Kreuzband-Verletzung dachte ich mir dann, wenn ich schon nicht spielen kann, bin ich so für den Verein da. Sowas muss man fördern, wenn es schon so eine schöne Sache gibt. Und es macht einfach Spaß“, sagt Auer über sein neues Aufgabenfeld beim RFC. Augenzwinkernd nennen ihn seine Schützlinge auch „Quälix“. Auer war ein Jahr in den USA und dort in einer Ringermannschaft an seiner High School. Von dort brachte er neue Trainingsmethoden mit. „In den USA gibt es eine andere Trainingsphilosophie. Es ist mehr auf Drill und Leistung ausgelegt. Einfach gesagt, dass man die Jungs schleift.“ Klingt hart und ist es offenbar auch, wenn man einen Blick auf die schnaufenden Buben wirft. Aber im nächsten Moment lachen sie schon wieder. Die Raufbuam des RFC legten seit ihrer Gründung vor zwei Jahren eine enorme Entwicklung hin. Das harte Training macht den Buben sichtlich Spaß, was die freudigen Gesichter bestätigen, wenn sie eine Übung erfolgreich absolviert haben. „Für den Außenstehenden mag es manchmal etwas streng wirken, zum Beispiel wenn wir deutliche Anweisungen geben. Ich glaube aber, dass dies ein wesentliches Element ist, um die Kinder an ihre Bestleistungen heranzuführen, auch wenn es kein Leistungssport ist. Auf alle Fälle können sie sich auspowern“, so Auer. Disziplin ist aber nicht nur im Training gefragt, sondern vor allem auch später auf dem Spielfeld. Dort gilt das Wort des Schiedsrichters. Meckern gibt es nicht. Denn nur der Kapitän darf mit dem Referee sprechen. Ebenso wichtig ist auch die Konzentration im Spiel, um immer einen Tick besser zu sein als der Gegner. Wichtig ist natürlich auch, sich stets im Griff zu haben, auch wenn es mal rauher zugeht auf dem Feld. Fairness wird im Rugby großgeschrieben. Absichtliche Fouls sind daher selten. „Viele Leute haben ein falsches Bild vom Rugby. Wenn man die Regeln nicht kennt, kann es durch den direkten Körperkontakt zum Gegner manchmal rabiat rüberkommen. Es gibt aber wohl wenige Sportarten, bei denen Fairplay auf und neben dem Platz eine so große Bedeutung hat“, betont Auer. Daher ist Rugby nicht nur ein Sport Das neue Trainer-Trio (von links) Johannes Auer, Jugendwart Andi Brunnauer und Peter Moosleitner. Impressionen vom jüngsten Turnier der Raufbuam des RFC Bad Reichenhall und aus dem Training. − Fotos: Koch (5)/RFC (3) für besonders kräftige Burschen. „Wir können alle brauchen. Ich selbst bin zum Beispiel nicht der Leichteste, aber ich würde nicht sagen, dass das alles Muskeln sind“, lacht Johannes Auer. „Man findet für jeden eine Position. Egal ob groß oder klein, dick oder dünn – jeder kann Rugby spielen.“ Dabei sind beim RFC nicht nur Buben willkommen, auch Mädchen können mitmachen. Die nötige Disziplin für den Rugbysport lernen die Jungs schon im Training. Schweifen sie doch einmal ab und sind nicht ganz bei der Sache, haben die Coaches ein überzeugendes Mittel: „Runter und zehn Liegestütze.“ Und schon liegen die Raufbuam auf dem nassen Rasen, wohlwissend dass nun wieder mehr Konzentration gefragt ist. Aber das kommt selten vor. Sollten die Trainerstimmen nach dem Training heiser sein, dann von den Anfeuerungsrufen für ihre Jungs. Geduldig erklären sie die Übungen, zeigen Fehler auf, geben Verbesserungsvorschläge und sparen nicht mit Lob. „Wir schauen natürlich darauf, dass sie sich nicht überanstrengen. Da haben wir ein Auge drauf“, so Andi Brunnauer. Die Buben zahlen den Einsatz ihrer Trainer mit Leistung zurück. Zuletzt überzeugten die Raufbuam bei einem Freundschaftsspiel in Linz und einem Jugendturnier in Regensburg. In Linz gab es zwei Niederlagen mit 24:44 und 22:32 für die Reichenhaller, allerdings trat die U16 auch gegen die U18 des RC Linz an. In den beiden Partien legten Maxi Wohlschlager, Ricardo Alvarez Pintos und David Baumgartner für die Kurstädter jeweils einen Versuch, Georg Wiesbacher war sogar dreimal erfolgreich. Baumgartner steuerte mit drei gelungenen Erhöhungskicks die weiteren Punkte bei. In Regensburg setzte es zunächst gegen den TSV Nürnberg eine 0:54-Niederlage. Im zweiten Spiel gegen den TuS Fürstenfeldbruck aber einen überzeugenden 48:5-Sieg. Markus Feyerer und Alvarez Pintos legten je einen Versuch, zweimal überquerte Johannes Frauenlob mit dem Rugby-Ei die Mallinie und Wiesbacher sogar viermal. Zudem gelangen Wohlschlager vier erfolgreiche Erhöhungskicks. Das kleine „gallische Dorf“ Aber was war das noch gleich mit dem kleinen „gallischen Dorf“? Der RFC hat seit seiner Gründung 2001 mit den Herren den Aufstieg in die Regionalliga geschafft und holte dort in den vergangenen fünf Spielzeiten zweimal den Meistertitel und zweimal die Vizemeisterschaft, die sie heuer nach einem spannenden Saisonfinale zum dritten Mal nach Reichenhall holten. „Allein von der Einwohnerzahl kann Reichenhall aber nicht mit München, Nürnberg oder Regensburg mithalten. Da sind 22 Nachwuchsspieler in einer Randsportart schon der Hammer“, erläutert Brunnauer. Die Buben kommen von Berchtesgaden über Surheim bis aus Salzburg. „Da ist es noch schwieriger, weil sie ja noch kein Auto haben“, ergänzt Moosleitner. Die großen bayerischen Vereine sind zudem schon viel länger im Geschäft und verfügen daher auch über eine entsprechende Infrastruktur zum Beispiel in Bezug auf die Trainingsausrüstung, so Brunnauer weiter. Dennoch hat der RFC noch einiges vor. „Zunächst wollen wir unsere Turniere gewinnen und eine Dominanz in Bayern schaffen“, erklärt Brunnauer. Die Raufbuam spielen in der Bayerischen Jugendliga, die in Turnierform ausgetragen wird. Dabei richtet jedes der sechs teilnehmenden Teams ein Turnier aus. In Marzoll sind Bayerns Jugendteams am 18. Oktober zu Gast. Ein weiteres Ziel ist der Aufbau einer U10- oder U12Mannschaft in Reichenhall, informiert der Jugendwart weiter. Für die vier Jungs der Auswahlmannschaft geht es zunächst zu einem internationalen Turnier in die Rugby-Hochburg Heidelberg und dann zu den LandesverbandsMeisterschaften in Berlin. Dann ist Schluss auf dem Platz, das Training der Raufbuam ist für heute vorbei. Geschafft aber glücklich marschieren die jungen Sportler vom Rasen. Und manch einer präsentiert noch stolz seine „Schokoladenseite“, die er sich beim Training auf dem regennassen Rasen geholt hat. Buben und Mädchen zwischen zwölf und 16 Jahren, die sich für den Rugbysport interessieren, können jederzeit beim Jugendtraining, immer dienstags und donnerstags von 17.30 bis 19.30 Uhr am Sportplatz Marzoll, vorbeischauen. Weitere Infos gibt es bei Andi Brunnauer per Mail an [email protected] oder Telefon 0171/5248898. − pk Die vier Reichenhaller Auswahlspieler (von links) Matej Benda, Georg Wiesbacher, David Baumgartner und Maxi Wohlschlager.
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