Tagungsdokumentation - Institut für Erziehungswissenschaften

Tagungsdokumentation
• Grußworte
• Vorträge
• Themenworkshops
• Impressionen
Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
Sehr geehrte Damen und Herren,
Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Diese Fragen diskutierten am 3. und 4. September 2015 rund 110 Interessierte aus Politik, Bildung, Wissenschaft und Verbänden bei der gleichnamigen Fachtagung zur Professionalisierung
von Pflegekräften. Veranstaltungsort war die Humboldt-Universität zu Berlin.
Organisiert wurde die Fachtagung von der Abteilung Wirtschaftspädagogik der HumboldtUniversität zu Berlin (Projekt INA-Pflege) und der Volkshochschule Göttingen Osterode gGmbH
(Projekt KOMPASS). Beide Institutionen setzen sich aktiv für die Verankerung von Grundbildung
als Querschnittsthema in der Pflege ein.
Referentinnen und Referenten aus den verschiedenen Wissenschafts- und Praxisfeldern der
Pflege und der Grundbildung boten den Tagungsteilnehmenden in ihren Vorträgen und Grußworten wichtige fachliche Impulse, Ergebnisse und Erkenntnisse ihrer Arbeit und zahlreiche
Diskussionsgrundlagen. In vier Workshops wurden die Themen Ausbildungswege in der Altenpflege, Tätigkeitsstrukturen in der Altenpflege, Didaktik und Methodik in der Pflegeausbildung
sowie Interkulturalität unter der Beteiligung von Expertinnen und Experten erarbeitet, vertiefend reflektiert und diskutiert.
Mit dieser Tagungsdokumentation erhalten Sie eine protokollarische Zusammenstellung aller
Beiträge und Workshopinhalte der zweitägigen Fachtagung und zahlreiche fotografische Impressionen.
Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Referentinnen und Referenten für ihre
Beiträge und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung für die Förderung der Fachtagung und unserer Projekte.
Gleichzeitig bedanken wir uns herzlich bei allen Teilnehmenden für den interessanten Austausch, die zahlreichen anregenden Gespräche und Diskussionen sowie gleichermaßen viele
neue Einsichten in die Pflege und die arbeitsplatzorientierte Grundbildung.
Herzlich danken wir auch Diana Stuckatz, die hauptverantwortlich die Organisation der Tagung
übernommen hat, allen Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeitern, die zum Gelingen der
Veranstaltung beigetragen haben sowie dem „Duo Pfau“ für den musikalischen Auftakt und
dem Theatersport Berlin für die gelungene künstlerische Zusammenfassung.
Wir wünschen Ihnen mit der Tagungsdokumentation eine angenehme Lektüre, viele Anregungen für Ihre Berufspraxis und einen umfassenden Rückblick auf die Veranstaltung.
PD Dr. Steffi Badel
Gundula Laudin
Humboldt-Universität zu Berlin
Projektleiterin INA-Pflege
Volkshochschule Göttingen Osterode gGmbH
Projektleiterin KOMPASS
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
INHALT
Programm und Veranstaltungsorte
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3. September 2015
Begrüßung
Mechthild Kopel, Wert.Arbeit GmbH, Berlin
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Eröffnung
Dr. Matthias von Schwanenflügel, Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend
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Grußworte
Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen van Buer, Humboldt-Universität zu Berlin
Rüdiger Rohrig, Volkshochschule Göttingen Osterode gGmbH
Vorträge
Grundbildungsangebote für Geringqualifizierte in Unternehmen –
Rahmenbedingungen und Beispiele erfolgreicher Förderansätze
Helmut E. Klein, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V.
Zur Pflege qualifizieren - Einblicke in die Projektpraxis
PD Dr. Steffi Badel, Humboldt-Universität zu Berlin und
Gundula Laudin, Volkshochschule Göttingen Osterode gGmbH
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4. September 2015
Grußwort
Dr. Andreas Meese, Projektträger im Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt e. V.
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Vorträge
Situation, Bedarfe, Qualifizierung und Durchlässigkeit in der Pflegeausbildung
Gertrud Stöcker, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e. V. (DBfK)
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Verunsicherung im professionellen Umfeld: Wenn Ärzte und
Pflegende bei Patienten funktionalen Analphabetismus vermuten
Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Universität Hamburg
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Ergebnisse der Themenworkshops
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Abschlussdiskussion zur Situation der Pflege
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
PROGRAMM und VERANSTALTUNGSORTE
Donnerstag, 3. September 2015
bis 12:45 Uhr Anmeldung und Begrüßungskaffee
13 Uhr
Eröffnung
Dr. Matthias von Schwanenflügel, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Abteilungsleitung Demografischer Wandel, Ältere Menschen,
Wohlfahrtspflege
Grußworte
Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen van Buer, Humboldt-Universität zu Berlin
Senatssaal im Hauptgebäude:
Unter den Linden 6
Rüdiger Rohrig, VHS Göttingen Osterode gGmbH
Vorträge
Grundbildungsangebote für Geringqualifizierte in Unternehmen –
Rahmenbedingungen und Beispiele erfolgreicher Förderansätze
Helmut E. Klein, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V.
Zur Pflege qualifizieren - Einblicke in die Projektpraxis
PD Dr. Steffi Badel, Humboldt-Universität zu Berlin und
Gundula Laudin, VHS Göttingen Osterode gGmbH
15 Uhr Pause und Wechsel des Veranstaltungsortes
15:30 Uhr
Themenworkshops I bis IV
• Workshop I: Ausbildungswege in der Altenpflege
Moderation: Elke Ahlhoff, Wert.Arbeit GmbH, Berlin
• Workshop II: Tätigkeitsstrukturen in der Altenpflege
Moderation: PD Dr. Steffi Badel, Humboldt-Universität zu Berlin
• Workshop III: Didaktik und Methodik in der Pflegeausbildung
Mit: Goschka Grynia-Gallwitz und Gabriela Ölmann, VHS Göttingen Osterode
gGmbH, Patrick Richter und Diana Stuckatz, Humboldt-Universität zu Berlin
Moderation: Gundula Laudin, VHS Göttingen Osterode gGmbH
• Workshop IV: Interkulturalität und kultursensible Pflege
Mit: Gabriele Przestacki, Pflegekreis Naffin GmbH und BTB Bildungszentrum
GmbH und
Marco Hahn, Berufsfachschule Paulo Freire
Moderation: Dr. Caroline Kurz, VHS Göttingen Osterode gGmbH
17 Uhr Pause
17:30 Uhr
Zusammenfassung mit dem Improvisationstheater
"Theatersport Berlin"
18 Uhr
Get-together und Abendbuffet
Seminargebäude Hegelplatz:
Dorotheenstraße 24, Haus 1,
4. Etage
1. Etage, Hörsaal
Restaurant Cum Laude: Platz der
Märzrevolution, Eingang neben
dem Maxim Gorki Theater
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
Freitag, 4. September 2015
9 Uhr
Grußwort
Dr. Andreas Meese, Projektträger im Deutschen Zentrum für
Luft- und Raumfahrt e. V.
Vortrag
Situation, Bedarfe, Qualifizierung und Durchlässigkeit in der Pflegeausbildung
Gertrud Stöcker, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e. V. (DBfK)
Seminargebäude Hegelplatz:
Dorotheenstraße 24, Haus 1
9:45 Uhr Pause
4. Etage
1. Etage, Hörsaal
10 Uhr
Themenworkshops I bis IV – siehe Programm vom 3. September 2015
11:30 Uhr Pause
12 Uhr
Abschlussdiskussion zur Situation der Pflegeausbildung in der Zukunft
12:30 Uhr
Vortrag
Verunsicherung im professionellen Umfeld: Wenn Ärzte und Pflegende bei Patienten funktionalen Analphabetismus vermuten
Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Universität Hamburg
13:15 Uhr
Mittagessen und Ende der Veranstaltung
Moderation: Mechthild Kopel, Wert.Arbeit GmbH, Berlin
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1. Etage, Hörsaal
4. Etage
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Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
Donnerstag, 3. September 2015
Begrüßung
Mechthild Kopel
Wert.Arbeit GmbH, Berlin
Frau Kopel begrüßt alle Teilnehmenden herzlich zur Tagung Herausforderung Pflege – Wer soll?
Wer darf? Wer macht´s? und stellt sich als Moderatorin vor.
Die Tagung befasst sich mit bedeutsamen Fragestellungen über die Zukunft der Pflege. Vor dem
Hintergrund des zunehmenden Bedarfs an Pflegekräften und steigenden - auch qualitativen - Anforderungen an den Beruf müssen Antworten gefunden werden. Es muss überlegt werden, wie
Pflegekräfte und solche, die es werden möchten, bei der Entwicklung mitgenommen werden
können, welche Wege der Aufstiegsqualifizierung geringqualifizierten Beschäftigten in der Pflege
eröffnet werden sollen und wie eine Vorbereitung gestaltet sein muss, damit die Pflegekräfte den
erhöhten Anforderungen durch die komplexer werdenden Pflegesituationen nachkommen können.
Frau Kopel zeigt sich optimistisch, dass zu den benannten Fragen angeregte Diskussionen in den
Workshops stattfinden, da die Teilnehmenden viel Fachkompetenz mitbringen.
Frau Kopel skizziert den Ablauf der Tagung und begrüßt Herrn Dr. von Schwanenflügel vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – Leiter der Abteilung Demografischer
Wandel, Ältere Menschen, Wohlfahrt und übergibt an diesen das Wort.
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
Eröffnung
Dr. Matthias von Schwanenflügel
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Leiter der Abteilung Demographischer Wandel,
Ältere Menschen, Wohlfahrtspflege
Herausforderung Pflege - Wer soll? Wer darf? Wer macht´s? – Mit diesen interessanten, bereits titelgebenden Fragen leitet Herr Dr. von Schwanenflügel seine Ausführungen ein.
Er weist auf den demografischen Wandel, die veränderten Anforderungen an die medizinische
Versorgung und die speziellen Herausforderungen durch die Behandlung und Pflege von hochaltrigen Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen hin. Gleichzeitig leben auch mehr Hochaltrige im gewohnten häuslichen Umfeld, so dass es zusätzlich erforderlich ist, den ambulanten Bereich weiter auszubauen. Für die sich ändernden Versorgungsanforderungen- und Versorgungsstrukturen werden breit ausgebildete und flexibel einsetzbare Pflegefachkräfte benötigt.
Durch den demografischen Wandel bedingt sinkende Zahlen von Schulabgängern führen zu einem
Fachkräftemangel, aus dem Schließungen von Einrichtungen resultieren könnten. Bereits jetzt
liegen in der Krankenpflege bei 100 freien Stellen nur noch 60 Bewerbungen vor; in der Altenpflege sind es sogar nur 40 Bewerbungen.
Handlungsbedarf besteht hinsichtlich einer deutlichen Verbesserung der Attraktivität des Pflegeberufes. Eine Modernisierung des Bildungswegs und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen,
um mehr Menschen dauerhaft für die Pflege gewinnen zu können, sind notwendig. Dazu gehört
auch eine angemessene, bundeseinheitlich geregelte Personalbemessung.
Auf politischer Ebene bestehen seit längerem Bestrebungen, die Pflegeausbildungen zu modernisieren. Verschiedene Modellprojekte wurden dazu nicht zuletzt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend initiiert. Geplant ist nun ein Pflegeberufsgesetz, in dem die Ausbildungen in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und
Kinderkrankenpflege zusammengeführt werden.
Herr Dr. von Schwanenflügel benennt die wichtigsten Eckpunkte der geplanten gemeinsamen
Pflegeausbildung. Es bleibt bei einer dreijährigen Ausbildung mit schulischen und praktischen Anteilen.
Die Auszubildenden werden künftig in den Pflichtbereichen stationäre Akutpflege, stationäre
Langzeitpflege und ambulante Akut- und Langzeitpflege eingesetzt. Hinzu kommen insbesondere
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noch Pflichteinsätze in den speziellen Bereichen der pädiatrischen und psychiatrischen Versorgung sowie ein Vertiefungseinsatz. Die Abschlussprüfungen werden einheitlich geregelt und die
Gesamtverantwortung für die Ausbildung den Berufsfachschulen übertragen.
Als Eingangsvoraussetzung ist grundsätzlich ein mittlerer Schulabschluss vorgesehen. Mindestvoraussetzung ist zehn Jahre allgemeine Schulbildung. Für Interessentinnen und Interessenten
mit einem neunjährigen Hauptschulabschluss ist nach der erfolgreichen Absolvierung einer anerkannten, mindestens einjährigen Ausbildung in der Pflegehilfe ebenfalls ein Zugang zur Ausbildung als Pflegefachkraft möglich.
Die Ausbildung soll für die Auszubildenden kostenfrei sein und eine angemessene Ausbildungsvergütung ist vorgesehen.
Die Finanzierung der künftigen gemeinsamen Ausbildung in der Pflege erfolgt über Ausbildungsfonds. Für diese werden die bisherigen Finanzierungsquellen zugrunde gelegt und durch ein Umlageverfahren ergänzt, das eine Beteiligung aller Pflegeeinrichtungen an den Ausbildungskosten
ermöglicht.
Angestrebt wird außerdem, ca. zehn Prozent der Pflegekräfte hochschulisch auszubilden. Dies
entspricht einer Empfehlung des Deutschen Wissenschaftsrats. Mit der hochschulischen Ausbildung soll ein verbesserter Transfer zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Praxis gewährleistet werden.
Zurzeit wird ein gemeinsamer Gesetzesentwurf mit dem Bundesministerium für Gesundheit erarbeitet. Die Einführung des Pflegeberufsgesetzes soll durch Übergangsfristen und Bestandsschutzregelungen begleitet werden. Der Erhalt von wohnortnahen Ausbildungsangeboten ist ein Ziel der
neuen Regelungen. Dies wird besonders kleinen Berufsfachschulen auch weiterhin eine Perspektive eröffnen.
Als weitere Maßnahme des Bundes gegen den Mangel an Altenpflegefachkräften verweist Herr
Dr. von Schwanenflügel auf die Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege, für die das
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend federführend zuständig ist. In den
letzten Jahren konnte durch die Offensive eine deutliche Steigerung der Ausbildungszahlen erreicht werden. Im Sommer 2016 wird eine Bilanz zur Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive
Altenpflege gezogen.
Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Pflege gehört eine angemessene Personalbemessung. Auf Grundlage des § 113c SGB XI soll nach den Regelungen des Pflegestärkungsgesetzes
II bis 2020 ein Personalbemessungsverfahren entwickelt und erprobt werden.
Neben der professionellen Pflege muss aber auch die ehrenamtliche Pflege gestärkt werden. Zwei
Drittel der pflegebedürftigen Menschen erhalten zurzeit Pflegegeld. Dies bedeute, dass die Pflege
von Angehörigen geleistet wird. Die Angehörigen, besonders wenn sie erwerbstätig sind, brauchen klare gesetzliche Regelungen. Hilfreich ist hierbei der Rechtsanspruch auf Freistellung für
Pflegeaufgaben im Familienpflegezeitgesetz.
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Grußworte
Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen van Buer
Humboldt-Universität zu Berlin
Lehrstuhlinhaber und Professor für
Wirtschaftspädagogik
Herr Prof. Dr. Dr. h. c. van Buer spricht zunächst ein Lob an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Projektes INA-Pflege für die Organisation der Fachtagung aus. Grüße richtet er von der Dekanin der Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät, Frau Prof. Dr. von Blumenthal und
vom Vizepräsidenten für Studium und Internationales, Herrn Prof. Dr. Michael Kämper-van den
Boogaart, aus. Den Teilnehmenden wünscht er einen anregungsreichen und streitbaren Diskurs.
Um den Teilnehmenden einen Einblick zu gewähren, in welchen Räumen sie sich befinden, beschreibt Herr Prof. Dr. Dr. h. c. van Buer kurz die Humboldt-Universität zu Berlin und ihr Hauptgebäude. Ein wenig ironisch bemerkt er, dass im Vergleich der historisch sehr alten Universitäten die
Humboldt-Universität zu Berlin quasi ein ‚Parvenü‘ sei, aber ein äußerst erfolgreicher: Während die
älteste Universität aus dem Jahr 737 datiert, die Universität von Bologna im Jahr 1088 gegründet
und die älteste Universität Deutschlands – die Universität von Erfurt – im Jahr 1379 eröffnet wurde, existiert die Humboldt-Universität zu Berlin erst seit 1809. Anfangs wurden 256 Studierende
von 52 Lehrenden unterrichtet. Die Humboldt-Universität zu Berlin rühmt sich der hohen Anzahl
von 29 Nobelpreisträgern, worunter sich allerdings kein Nobelpreis jüngeren Datums befindet.
Das ehemalige Palais des Prinzen von Preußen, das heutige Hauptgebäude der Universität, beherbergte anfangs auch die Wohnungen der Professoren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich
erweitert, wurde es 1943/44 stark zerstört. Nach dem Krieg wurde es nach den Bedürfnissen und
mit den Mitteln der Nachkriegszeit wieder aufgebaut und am 8.2.1949 neu eröffnet. Der Vortragende lenkt das Augenmerk der Teilnehmenden auf die Vielzahl im Gebäude befindlicher antiker
Skulpturen. Mehrheitlich handelt es sich um Kopien, wertvoll u. a., weil häufiger die Originale nicht
mehr existieren. Er wünscht den Teilnehmenden eine erfolgreiche Tagung und übergibt das Wort
an Herrn Rohrig, stellvertretender Geschäftsführer der Volkshochschule Göttingen Osterode
gGmbH.
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Rüdiger Rohrig
Volkshochschule Göttingen
Osterode gGmbH
Stellvertretender Geschäftsführer
Herr Rohrig begrüßt die Tagungsteilnehmenden und führt an, dass Göttingen und Osterode eine
gemeinsame Volkshochschule (VHS) unterhalten. Er vergleicht die Stadt Göttingen mit der Humboldt-Universität zu Berlin und weist mit einem Augenzwinkern darauf hin, dass Göttingen mit
drei noch lebenden Nobelpreisträgern der Humboldt-Universität zu Berlin etwas voraus hat.
Rüdiger Rohrig erläutert das Engagement der Volkshochschule im Projekt KOMPASS (Kommunikation und Motivation – Professionalisierung für die Arbeit mit Seniorinnen und Senioren). Die
Volkshochschulen sind Hauptträger im Bereich der Alphabetisierung für Erwachsene. Bis in die
70er Jahre des letzten Jahrhunderts war dieses Thema weitgehend unbeachtet. Ende der 1970er
entstanden die Erwachsenenbildungsgesetze der Länder. Heute werden 80 bis 90 Prozent aller
Kurse in diesem Bereich von Volkshochschulen angeboten. Dies macht ca. 3.000 Angebote pro
Jahr aus. Die Volkshochschule in Göttingen bietet bereits seit langem Alphabetisierungskurse an.
Als zweiten Grund nennt Herr Rohrig die eigenständige Organisationsform der Volkshochschule
Göttingen Osterode gGmbH, die Drittmittelprojekte aus Gründen der Finanzierung notwendig
macht. Es werden seit vielen Jahren Bildungsmaßnahmen für Geringqualifizierte, die aus Mitteln
der Europäischen Union, des Landes Niedersachsens und des Bundes finanziert werden, durchgeführt. Das Projekt KOMPASS soll Menschen mit geringer Qualifizierung Bildungschancen ermöglichen. Des Weiteren ist die VHS Göttingen Osterode gGmbH eines von acht Regionalen Grundbildungszentren in Niedersachsen.
Die aktuelle Zuwanderung vieler Flüchtlinge führt neben ausgebildeten auch geringqualifizierte
Menschen nach Deutschland, was auch den Bedarf an Deutschkursen und beruflicher Bildung
deutlich steigern wird. Hier gibt es in der Zukunft viele neue Ansatzpunkte und Entwicklungsmöglichkeiten der Bildung.
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Vorträge
Helmut E. Klein
Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V.
Senior Researcher und
Leiter des Projektes AlphaGrund
Grundbildungsangebote für Geringqualifizierte in Unternehmen –
Rahmenbedingungen und Beispiele erfolgreicher Förderansätze
Helmut E. Klein stellt das Projekt AlphaGrund vor, das sich in Kooperation mit Bildungswerken der
Wirtschaft für arbeitsplatznahe Grundbildungsangebote für geringqualifizierte Beschäftigte einsetzt. Er verweist auf den nur geringfügig schrumpfenden Anteil von Personen im Alter von 25 bis
65 Jahren ohne Berufsausbildung. Dies betrifft in Deutschland 7,2 Millionen Menschen, die jedoch
zu 60 Prozent erwerbstätig sind. Die Erwerbsbeteiligung steigt mit der Zunahme des Qualifizierungsniveaus.
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Aktuell verlassen ca. 9,5 Prozent aller Schülerinnen und Schüler zum Ende der Sekundarstufe I die
allgemeinbildende Schule ohne Abschluss.
18 Prozent der Schülerinnen und Schüler zählen in Mathematik zur Risikogruppe. Des Weiteren
erfüllen 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler der 9. Klassenstufe nicht die Mindeststandards.
Herr Klein schließt daher auf ein Qualitätsproblem der allgemeinbildenden Schulen. Hierin sieht er
das Reservoir, aus dem weiterhin funktionale Analphabetinnen und Analphabeten dem Beschäftigungssystem zufließen.
Der Pflegebereich ist insofern betroffen, als dass ca. 21 Prozent der in der Altenpflege tätigen Beschäftigten keinen Berufsabschluss haben. Dramatisch wirkt sich dies in den nächsten Jahren aus,
da zu erwarten ist, dass der Anteil von Arbeitsplätzen für Beschäftigte mit geringer Qualifizierung
weiterhin deutlich abnimmt.
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Der Blick auf die Personengruppe der Geringqualifizierten ist noch relativ neu. Erst seit ca. zehn
Jahren wird dieser Gruppe verstärkte Aufmerksamkeit geschenkt. Nach einer aktuellen Studie im
Auftrag von AlphaGrund sinkt die Beschäftigungschance Geringqualifizierter mit steigender Unternehmensgröße. 53 Prozent aller befragten Betriebe beschäftigen schon heute keine Geringqualifizierten mehr. Lag Ende der 1970er die Quote derer, die geringqualifiziert und dennoch erwerbstätig waren, bei ca. 40 Prozent, sind es laut Mikrozensus aktuell 16,5 Prozent. Einem drohenden
Arbeitsplatzverlust könne vorrangig nur mit Qualifizierungsmaßnahmen, die auch eine Verbesserung der Sprachkompetenzen beinhalten, entgegengetreten werden.
Um die Gruppe der zumeist lernungewohnten geringqualifizierten Beschäftigten zu erreichen,
bedarf es besonderer niedrigschwelliger und arbeitsplatznaher Grundbildungstrainings. Perspektivisch sieht Herr Klein in der Förderung von Maßnahmen zur beruflichen Teil- oder Nachqualifizierung eine Chance, die Beteiligung am Erwerbsleben und die Beschäftigungsfähigkeit für geringqualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu erhöhen. Teilqualifizierungen basieren auf
der Modularisierung anerkannter Ausbildungsberufe, die bis zum Berufsabschluss führen können.
Diese Maßnahmen werden von einer Reihe von Weiterbildungseinrichtungen, wie den Bildungswerken der Wirtschaft und den Kammern durchgeführt.
Nach den Angaben von Herrn Klein haben rund 80 Prozent der Unternehmen, die Geringqualifizierte beschäftigen, in den letzten fünf Jahren mindestens eine Weiterbildungsmaßnahme für diese Zielgruppe angeboten – und zwar überwiegend tätigkeitsbezogene Weiterbildungen wie Sicherheitsschulungen/Brandschutzschulungen (60,6 Prozent), fachbezogene Schulungen (60,6
Prozent), Teil- oder Nachqualifizierungen (36,0 Prozent) für Geringqualifizierte und den Erwerb
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
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von Führerscheinen, beispielsweise den Gabelstaplerführerschein (34,5 Prozent). Dagegen fördere zum Beispiel nur jedes siebte Unternehmen geringqualifizierte Mitarbeitende durch die Vermittlung von grundlegenden PC-Kenntnissen sowie im Bereich der Sozial- und Personalkompetenzen.
Kurse zur Förderung der Lese- und Schreibfähigkeiten für Mitarbeitende mit nicht-deutschsprachigem Hintergrund (7,8 Prozent) und deutschsprachigem Hintergrund (3,9 Prozent) sowie
Schulungen zur Förderung der Rechenfähigkeit (4,8 Prozent) haben einen vergleichsweise geringen Stellenwert.
Wenn Unternehmen betriebliche Grundbildungstrainings fördern, geschehe dies mehrheitlich mit
dem Ziel, die Arbeitsleistungen der Beschäftigten an veränderte Arbeitsprozesse anzupassen und
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter flexibler einsetzen zu können. Vor dem Hintergrund des
Schwerpunkts in der betrieblichen Weiterbildung Geringqualifizierter auf den tätigkeitsbezogenen
Qualifizierungsmaßnahmen stelle – so Herr Klein – die arbeitsplatzorientierte Grundbildung daher
voraussichtlich eine Vorstufe für weitergehende Maßnahmen dar.
Als besonders motivierend für an- und ungelernte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich an
Grundbildungsmaßnahmen zu beteiligen, erweisen sich solche Angebote, die zumindest zum Teil
während der regulären Arbeitszeit durchgeführt werden. Allerdings betreten Personalentwicklerinnen und Personalentwickler hier Neuland. Dies erkläre, weshalb es vielfach noch an niedrigschwelligen Angeboten fehle, welche die Begeisterung für das Lernen wecken können. Und
dies erkläre auch, weshalb sich laut IW-Unternehmensbefragung 77 Prozent der Unternehmen bei
der Durchführung von Grundbildungskursen Angebote externer Anbieter in Anspruch genommen
haben.
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Dies weise auch auf einen in Zukunft hohen Bedarf an Beratung und Rückgriff auf qualifizierte
Angebote externer Bildungsträger hin. Bei dieser Einschätzung sei zu berücksichtigen, dass ein
Drittel der Unternehmen (37,8 Prozent) von einer steigenden Notwendigkeit ausgeht, zukünftig
Maßnahmen zur arbeitsplatzbezogenen Grundbildung für diese Personengruppe durchzuführen.
Im Rahmen der IW-Unternehmensbefragung haben 48 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, dass die vorhandenen staatlichen Förderangebote für Geringqualifizierte nicht ausreichen. Herr Klein plädierte bei der Interpretation dieses Wertes zu berücksichtigen, dass auf Bundesebene die Förderpraxis in den einzelnen Regionaldirektionen der Bundesagentur für Arbeit
etwa im Umgang mit dem Programm Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer
in Unternehmen (WeGebAU) sehr unterschiedlich ist – und eine Inanspruchnahme der finanziellen
Unterstützung erschweren kann. Hinzu komme die regional zum Teil sehr unterschiedliche Angebotsstruktur von Weiterbildungsträgern und -maßnahmen.
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Die vorhandenen Angebote zur Förderung nachholender Grundbildung sind ein „Flickenteppich“.
Hinzu komme, dass die Finanzierung von Grundbildungsmaßnahmen, die auf die Teilnahme an
einer Teilqualifizierung vorbereiten, noch nicht geklärt sei und es weiteren arbeitsmarktpolitischen Handlungsbedarf gebe. Dazu zähle vorrangig, niedrigschwellige Maßnahmen mit grundbildenden Inhalten etwa im Rahmen der Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW) für Geringqualifizierte zu ermöglichen. Hier sollten sich allerdings auch die Länder ihrer bildungspolitischen
Verantwortung stellen und finanziell einbringen. Grundbildungsfreundliche Rahmenbedingungen
unterstützen nicht nur Unternehmen, die Beschäftigungsfähigkeit von An- und Ungelernten zu
verbessern, sondern sie tragen auch dazu bei, dass Bildungsträger einschließlich der Bildungswerke der Wirtschaft Angebote der arbeitsplatzorientierten Grundbildung auf der Basis individueller
Bedarfsermittlung und bedarfsgerechter Konzeptentwicklung rentabel durchführen und verstetigen können.
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PD Dr. Steffi Badel
Humboldt-Universität zu Berlin
Akademische Rätin und
Leiterin des Projektes
INA-Pflege
Zur Pflege qualifizieren – Einblicke in die Projektpraxis INA-Pflege
Frau Dr. Badel eröffnet ihren Vortrag mit Hinweisen auf die Mangelsituation im Personalbereich
der Pflege.
Eine steigende Anzahl von alten Menschen, die gestiegene Lebenserwartung, die sinkenden Geburtenzahlen (ca. 1,3 Kinder/Frau), die Zunahme chronischer Erkrankungen und eine zunehmende
Anzahl von Singlehaushalten als Indikatoren für veränderte Familienstrukturen führen dazu, dass
bei gleichzeitiger Zunahme pflegebedürftiger Menschen die Anzahl derer, die die Pflege erbringen
könnten, sinkt.
Die Zahl von pflegebedürftigen Menschen wird von aktuell ca. 2,5 Mio. bis zum Jahr 2030 auf 3,3
Mio. und bis zum Jahr 2050 auf 4,5 Mio. ansteigen.
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Ein Mangel an Pflegekräften ist bereits heute vorhanden. Schon jetzt kann der altersbedingte Ersatzbedarf von Pflegekräften nicht durch eine adäquate Anzahl von Berufseinsteigerinnen und
Berufseinsteigern ausgeglichen werden. Die Bertelsmann Stiftung prognostiziert nach einer Studie von 2012 für das Jahr 2030 bis zu 500.000 fehlende Pflegekräfte. Doch es handelt sich nicht nur
um ein rein quantitatives Problem; auch qualitativ wird die Pflege komplexer. Notwendig ist bereits jetzt eine vorausschauende Personalpolitik. Das vorhandene Potential, das Geringqualifizierte mitbringen, muss weiterentwickelt werden. Dafür existieren aber bislang zu wenige Konzepte.
Unter dem Namen INA-Pflege entwickelte die Abteilung Wirtschaftspädagogik der HumboldtUniversität zu Berlin ein integriertes Angebot zur arbeitsplatzorientierten Alphabetisierung und
Grundbildung im Pflegebereich. Ziel war es, die arbeitsplatzorientierte Grundbildung in der Pflegeausbildung zu stärken. Das dreijährige Projekt wurde im Förderschwerpunkt „Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ durch das Bundesministerium für
Bildung und Forschung gefördert und ist Teil des alphabundes. Die Arbeiten des Projektes entstanden in enger Kooperation mit dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe e. V. (DBfK),
der Gewerkschaft ver.di und den Bildungsdienstleistern BTB Bildungszentrum GmbH sowie Helmut Ziegner Berufsbildung gGmbH.
Im Rahmen des ersten Arbeitspaketes wurden Kurskoordinatorinnen und Kurskoordinatoren sowie Lehrkräfte der Pflegehilfe in Berlin und Brandenburg mithilfe von Erhebungsbögen befragt,
welche Bedarfe an Lehr- und Lernmaterialien sie für Menschen mit geringen Grundbildungskenntnissen haben. Das zweite Arbeitspaket bestand im Wesentlichen darin, aus den Anregungen der
Koordinatorinnen und Koordinatoren der Kurse bzw. der Dozentinnen und Dozenten sowie vor
dem Hintergrund der eigenen Expertise entsprechende passgenaue Lehr- und Lernmaterialien zu
entwickeln. Die Ergebnisse wurden erprobt, evaluiert und in die INA-Pflege-Toolbox aufgenommen. Im Rahmen des dritten Arbeitspaketes wurden die Materialien u. a. im Rahmen von Workshops verbreitet.
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Die INA-Pflege-Toolbox bietet Lehr- und Lernmaterialien für Menschen mit geringen Grundbildungskenntnissen, die an einer Qualifizierung im Berufsfeld Pflege teilnehmen. Beispielhafte Bereiche zur Erweiterung der Kenntnisse im Lesen, Schreiben und in der Kommunikation sind Unterrichtsthemen, wie der Umgang mit der Pflegedokumentation, Gespräche mit Angehörigen, Kollegen und Vorgesetzen, das Beobachten – aber auch Themen wie Gewalt und Aggression sowie
Sterben und Tod. Eingebaute Sprachlupen lenken den Fokus immer wieder auch auf Hinweise zur
Sprachförderung. Empfehlungen zur Binnendifferenzierung in heterogenen Lerngruppen sind
ebenfalls enthalten.
Die INA-Pflege-Toolbox enthält rund
700 Seiten Lehr- und Lernmaterialien
sowie ein Handbuch mit rund 170 Seiten Weiterbildungs- und Sensibilisierungsinformationen zum Berufsfeld
Pflegehilfe, zur arbeitsplatzorientierten
Grundbildung, zum Lernen Erwachsener sowie methodisch-didaktisches
Handwerkszeug. Frau Dr. Badel weist
darauf hin, dass Ansichtsexemplare der
INA-Pflege-Toolbox ausliegen und sie
sich auf einen Austausch mit den Teilnehmenden freut.
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Gundula Laudin
VHS Göttingen Osterode gGmbH
Fachbereichsleitung Sprachen und
Grundbildung,
Leiterin der Projektes KOMPASS
Zur Pflege qualifizieren – Einblicke in die Projektpraxis KOMPASS
Frau Laudin stellt das Projekt KOMPASS aus dem Förderschwerpunkt „Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ vor, das in Zusammenarbeit der Volkshochschule
Göttingen Osterode gGmbH mit der Johanniter Unfallhilfe und einigen Seniorenheimen umgesetzt wurde.
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
Entwickelt wurden neben einer Informationsbroschüre zum Thema Arbeitskräfte und Grundbildungsbedarf Materialien für eine Qualifizierung von Lese- und Schreibungeübten. Im ersten Jahr
wurden erwerbslose Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Jobcenter, Nachbarschafts- und Migrationszentren sowie beschäftigte Personen über Senioreneinrichtungen für das Projektvorhaben
gewonnen. Kooperationen mit der Johanniter Unfallhilfe und Senioreneinrichtungen ermöglichten die Projektumsetzung in der Praxis. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern wurde ein
Kurskonzept entwickelt, welches die Bereiche Praxis, Theorie und Grundbildung miteinander verbindet. Im zweiten Jahr wurden die schreibungeübten Teilnehmenden zu Pflegehelferinnen und
Pflegehelfern qualifiziert. Die dafür benötigten Lernmaterialien wurden didaktisch und methodisch an die Bedürfnisse funktionaler Analphabetinnen und Analphabeten angepasst und die einzelnen Entwicklungsschritte wurden nachvollziehbar dokumentiert.
KOMPASS bietet für Beschäftigte in der Pflege einen Kurs an, der mit 104 Stunden die Kenntnisse
in der Grundbildung erweitert und in 160 Stunden das Basiswissen der Grundpflege vermittelt. Ein
entsprechendes Angebot mit einem höheren Grundbildungsanteil wurde auch für erwerbslose
Interessentinnen und Interessenten konzipiert. Dieser Kurs sieht drei Tage Praxis und zwei Tage
Qualifizierung in der Woche vor. Die Teilnehmenden erhalten sozialpädagogische Unterstützung
und Begleitung während der gesamten Kurslaufzeit. In beiden Kursformen wurden jeweils acht
Teilnehmende, insgesamt also 16 Teilnehmende, qualifiziert. Von diesen bestanden 15 die abschließende Prüfung zur Pflegehilfskraft. Dies ist ein wunderbarer Erfolg, der umso höher einzuschätzen ist, als dies für einige Teilnehmende die erste Prüfung ihres Lebens bedeutet hat, erläuterte Gundula Laudin. Drei Absolventen der Qualifizierungsmaßnahme nehmen inzwischen erfolgreich an einer Ausbildung zur Altenpflegefachkraft teil.
Im dritten KOMPASS-Jahr lag der Schwerpunkt der Projektarbeit auf der Publikation von Ordner
und Broschüre und der Öffentlichkeitsarbeit. Noch bis zum 30. September 2015 steht die KOMPASS-Werkstatt als Lernwerkstatt und Ansprechstelle für die Teilnehmenden der KOMPASS Qualifizierung zur Verfügung.
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Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
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3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
Freitag, 4. September 2015
Mechthild Kopel, Moderatorin, begrüßt die Teilnehmenden zum zweiten Teil der Tagung und
übergibt nach einer kurzen Einführung das Wort an Herrn Dr. Andreas Meese vom Projektträger
im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Grußwort
Dr. Andreas Meese
Projektträger im Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt e. V.
Herr Dr. Meese begrüßt die Tagungsteilnehmenden und erläutert, dass der DLR-Projektträger seit
2007 den Bereich Alphabetisierung und Grundbildung für das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) betreut.
Er betont, wie wichtig es ist, bei der Vermittlung von Grundbildung die Lebenssituation und die
Lernmotivation der Menschen zu berücksichtigen. Die Überlegung, auch in der Arbeitswelt auf die
Menschen zuzugehen, sieht er in besonders gelungener Art und Weise bei den Projekten KOMPASS und INA-Pflege umgesetzt.
In der geplanten Nationalen Dekade für Alphabetisierung soll die Schwerpunktsetzung in der
Pflege folgerichtig weiter verfolgt werden.
Herr Dr. Meese bedankt sich bei beiden Projektleiterinnen für den kollegialen Kontakt und die gute Zusammenarbeit.
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Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
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Vorträge
Gertrud Stöcker
Deutscher Berufsverband für
Pflegeberufe e.V. (DBfK),
Vizepräsidentin
Situation, Bedarf, Qualifizierung und Durchlässigkeit in der
Pflegeausbildung
Frau Stöcker umreißt die schwierige Situation der Pflegebranche. Auch sie bestätigt, dass dem
zunehmenden Bedarf an Pflegefachkräften, der u. a. aus dem steigenden Anteil alter und chronisch kranker Menschen resultiert, nur durch vermehrte Ausbildung beizukommen ist.
In ihrer Präsentation stellt Frau Stöcker die zu berücksichtigenden rechtlichen Rahmenbedingungen dar …
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3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
… und leitet folgende Forderungen ab:
• Kein pflegefreier Raum im Sozialrecht
• Keine Reduzierung der Pflege auf die Regelungen zur Pflegeversicherung
• Steigenden Anforderungen ist durch Qualifizierung gerecht zu werden
• Integration wissenschaftlicher Ergebnisse in die Praxis
Die Pflegeausbildung sollte unter der Fokussierung von Sicherheit und Versorgungsqualität differenziert werden. Dies ist u. a. durch demografische und epidemiologische Entwicklungen begründet. Sie verweist auf eine Liste von Studien zur Akut- und Langzeitpflege und zeigt einen Zusammenhang zwischen der Qualifikation des Personals und der Versorgungsqualität auf. Die Quote
der bestätigten Behandlungsfehler liegt nach dem Jahresbericht des Medizinischen Dienstes der
gesetzlichen Krankenversicherung (MDK) in der Pflege bei 57,8 Prozent. Dies wirft, so Frau Stöcker, die Frage auf, inwieweit Einrichtungen überhaupt berechtigt sind, Ausbildungen durchzuführen.
Nach Aussage von Frau Stöcker bleibt beim deutschen Anspruch auf ein ausdifferenziertes Bildungssystem die europäische Perspektive außen vor. Sie stellt eher einen Trend zur Niveauabsenkung fest. Notwendig ist ein Rahmenkonzept, welches neben horizontaler Vielfalt auch vertikale
Entwicklungschancen bietet. Erforderlich sind auch höhere Berufsfachschulen. Die generalistische
Ausbildung sollte dahingehend entwickelt werden, dass grundsätzlich kein Abschluss mehr ohne
Anschluss erfolgt. Die aktuelle Situation beschreibt sie als unübersichtliche Vielfalt von Ausbildungsmöglichkeiten, die miteinander kaum vergleichbar sind. In allen Bundesländern – mit Aus26
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nahme von Niedersachsen – sieht sie eine wachsende Diskrepanz zwischen der Absenkung des
Bildungsniveaus und den gestiegenen Anforderungen.
Die Forderung, Geringqualifizierte zur Behebung des Mangels an Pflegepersonal heranzuziehen,
ist differenziert zu betrachten. Als formale Eingangsvoraussetzung ist der Hauptschulabschluss
vorgesehen, der jedoch bereits in Nordrhein-Westfalen in zwei Typen existiert. Typ A bestätigt
lediglich die Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht und ist nicht mit einem Abschluss der Sekundarstufe I gleichzusetzen, während Typ B zur Weiterführung der allgemeinen Schulbildung in Klasse 11 berechtigt. Durch die Zusammenlegung verschiedener Schulformen zu Sekundarschulen wird
die Bewertung der Eignung von Auszubildenden intransparenter.
Auf den Vortrag von Frau Stöcker folgt eine Diskussion, in der sich die Teilnehmenden lebendig zu
verschiedenen Aspekten der Ausbildung in der Pflege positionieren und austauschen.
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Prof. Dr. Anke Grotlüschen
Universität Hamburg,
Professorin für Lebenslanges Lernen
Verunsicherung im professionellen Umfeld:
Wenn Ärzte und Pflegende bei Patienten funktionalen Analphabetismus
vermuten
Ihren Vortrag zur Verunsicherung von Ärzten und Pflegenden im Umgang mit funktionalem Analphabetismus leitet Frau Prof. Grotlüschen zunächst mit einem Blick auf die Ursachen ein, die sie in
der seit den 1980er Jahren andauernden neoliberalen Politik sieht. In dieser kommt es systematisch zu Kürzungen in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung.
Der Grund liegt nach ihrer Aussage also nicht darin, dass wir in Deutschland zu viel ausgeben, sondern darin, dass Unternehmens- und Erbschaftssteuern ebenso gesenkt werden wie der Spitzensteuersatz.
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Zunächst definiert Frau Prof. Grotlüschen funktionalen Analphabetismus, welcher nach der leo. –
Level-One Studie (2011, Universität Hamburg) in Deutschland rund 7,5 Mio. Menschen betrifft. Bei
von funktionalem Analphabetismus betroffenen Menschen handelt es sich neben denen, die gar
nicht lesen könnten, auch um jene, die zwar Wörter und einzelne Sätze lesen können, jedoch bei –
auch kürzeren – Texten scheitern. Diese sind den Alpha-Levels 1 bis 3 zugeordnet. Nicht wenige
der betroffenen Personen haben einen Schulabschluss und sind erwerbstätig.
Mediale Aufmerksamkeit erhielt dieses Thema u. a. durch die von dem Kolumnisten Henryk M.
Broder in der Zeitung 'Die Welt' verfasste Schlagzeile „Mehr als sieben Millionen Deutsche sind
Honks“ (Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse).
Frau Prof. Grotlüschen lehnt diese Formulierung ab, gibt aber zu bedenken, dass durch diese Provokation eine Aufmerksamkeit erzeugt wurde, die dem Thema durchaus zuträglich ist. Ungenügende Kenntnisse und Sicherheit in der Rechtschreibung betreffen alle gesellschaftlichen Schichten und sind folglich auf allen Ebenen des Bildungssystems zu finden.
Anhand der leo.-Daten konnte nachgewiesen werden, dass das Personal der Pflegebranche nicht
überproportional von funktionalem Analphabetismus betroffen ist. Jedoch sind in den Branchen
Reinigung und Gastronomie, die durchaus Berührungspunkte zur Pflege hätten, hohe Anteile bei
den Beschäftigten festgestellt worden.
47 Prozent der Kursteilnehmenden in VHS-Alphabetisierungskursen berichten von Krankheiten
oder Schädigungen, die das Lesen- und Schreiben-Lernen behindern. In der (ebenfalls gering gebildeten) Vergleichsgruppe sind das nur 17 Prozent.
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Faktoren wie Heimerziehung, Förderschulbildung und der Grad einer Behinderung können zusätzlich den funktionalen Analphabetismus begünstigen. Nicht selten werde dieser von den Betroffenen und dem Umfeld auch nicht als Problem wahrgenommen.
Die kürzlich abgeschlossene Umfeld-Studie der Universität Hamburg zeigt, dass es allein in Hamburg ca. 600.000 sogenannte Mitwissende gibt – Personen also, die in ihrem Umfeld Kontakt zu
Menschen haben, bei denen sie funktionalen Analphabetismus vermuten. Von diesen Mitwissenden sind ca. neun Prozent sogenannte professionelle Mitwissende.
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Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
3. und 4. September 2015 – Humboldt-Universität zu Berlin
Ein besonders „böses Ergebnis“, so die Referentin, ergab die SAPFA-Studie (Sensibilisierung von
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für das Problem des funktionalen Analphabetismus), nach
der ein erheblicher Teil von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern mit entsprechendem Kontakt der
Meinung sind, dass die von funktionalen Analphabetismus betroffenen Menschen das Lesen und
Schreiben nicht notwendigerweise erlernen müssten, wenn sie so zurechtkommen. Diese nach
ihren Ausführungen „laienhafte Ressourcenorientierung“ ist wohlgemeint, jedoch schädlich,
wenn Erwachsenenbildung vorangetrieben werden soll, um den Menschen mehr gesellschaftliche
Teilhabe zu ermöglichen.
Frau Prof. Grotlüschen weist zum Abschluss des Vortrages noch einmal auf das Verhalten von
„Mitwissenden“ hin, die in der Mehrzahl die Möglichkeit der Teilnahme an Lese- und Schreibkursen für Erwachsene zwar kennen, jedoch nur selten die Betroffenen darauf aufmerksam machen.
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Ergebnisse der Themenworkshops
vom 3. und 4. September 2015
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Workshop I
Ausbildungswege in der Altenpflege
Moderation Elke Ahlhoff, Wert.Arbeit GmbH, Berlin
Einleitung
Frau Ahlhoff stellt die verschiedenen möglichen Zugangswege vor, die zu einer Ausbildung in der
Altenpflege führen.
Der klassische Weg ist, nach einem erfolgreichen Abschluss einer mindestens zehnjährigen allgemeinen Schulbildung mit einer dreijährigen Ausbildung in der Altenpflege zu beginnen.
Leider gelingt es nicht ausreichend, junge Leute für eine Ausbildung in der Altenpflege zu gewinnen. Dies liegt auch daran, dass jungen Menschen die Pflege alter Menschen in der eigenen Lebensrealität noch fern ist.
Ein weiterer Weg ist die Umschulung zur Altenpflegerin oder zum Altenpfleger, die für lebenserfahrene Menschen attraktiv ist, da die Betreuung und Pflege älterer Menschen eher vorstellbar ist
und zudem die Pflege eine sichere berufliche Perspektive bietet.
Schwierig ist ein Einstieg über berufliche Bildungsmaßnahmen in der Pflege, da die Qualifizierungen in ihrem Umfang und ihrer Qualität sehr unterschiedlich sind. Hier ist es notwendig, Mindeststandards zu benennen, um den Interessentinnen und Interessenten einen Vergleich der Angebote zu ermöglichen.
Eine berufsbegleitende Ausbildung zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger kann für Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen ermöglicht werden, wenn die Eingangsvoraussetzungen erfüllt sind. Die
Ausbildung dauert berufsbegleitend vier Jahre.
Schließlich gibt es noch eine nach Landesrecht mindestens einjährige Ausbildung in der Pflegehilfe. Für die anerkannten Ausbildungen in der Pflegehilfe hat jedes Bundesland eine eigene Konzeption bzw. Ausbildungs- und Prüfungsverordnung. Zur Vereinheitlichung trägt ein Beschluss der
Arbeits- und Sozialministerkonferenz und Gesundheitsministerkonferenz bei, in dem Eckpunkte
für die in Länderzuständigkeit liegenden Ausbildungen zu Assistenz- und Helferberufen in der
Pflege vereinbart wurden.
Eine verkürzte Ausbildung zur Fachkraftausbildung Altenpflege können geringqualifizierte Beschäftigte mit entsprechendem allgemeinbildendem Schulabschluss nach einer im Umfang zweijährigen Vollzeitbeschäftigung in einer Pflegeeinrichtung über die Teilnahme an einem Kompetenzfeststellungsverfahren erwägen. Aufgrund eines berufspsychologischen Gutachtens und der
überprüften theoretischen Kenntnisse, die ungefähr dem ersten Ausbildungsjahr der Altenpflege
entsprechen müssten, kann die dreijährige Altenpflegeausbildung um ein Jahr verkürzt werden.
Absolventinnen und Absolventen von Pflegehilfeausbildungen mit landesrechtlicher Anerkennung
können sich zur Pflegefachkraft in zwei Jahren nachqualifizieren lassen.
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Gruppendiskussion
Nach der Einführung diskutieren die Teilnehmenden anhand von zwei Fragestellungen und bringen ihre Anregungen ein.
A. Welche weiteren Zugänge zur dreijährigen Ausbildung könnten geschaffen werden?
• Schaffung von Qualifizierungsformen für Erwachsene, die den hohen informellen Wissensstand
berücksichtigen.
• Modularisierung der Ausbildung / Umschulung
• Nichtschülerprüfungen
B. Was sind die Stolpersteine auf dem Weg in die Altenpflege?
• Ungünstige Rahmenbedingungen des Berufs:
-
Schichtdienst
-
Schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf
-
Mangelnde Praxisanleitung
-
Geringe Ausbildungsvergütung
-
Geringe Entlohnung
-
Falsches „Außenbild“ der Pflege
• Hürden in die Ausbildung:
-
Unzureichende berufliche Beratung
-
Fehlende Zugangsvoraussetzungen  Schulabschluss
-
Nicht ausreichende Deutschkenntnisse, wenig Förderung
-
Mangelnde Unterstützung der Arbeitgeberinnen und der Arbeitgeber bei
berufsbegleitender Ausbildung
-
Unzureichende Förderung der Jobcenter bzw. der Arbeitsagentur
-
Kompetenzfeststellungsverfahren bei Beschäftigten, die bereits in der Pflege arbeiten.
Die zusammengetragenen Punkte werden von den Teilnehmenden erläutert und diskutiert.
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Workshop II
Tätigkeitsstrukturen in der Altenpflege
Moderation PD Dr. Steffi Badel, Humboldt-Universität zu Berlin
Frau Dr. Badel eröffnet den Workshop, indem sie eine Pflegehilfskraft zitiert: „Pflege ist längst
mehr als nur Waschen und Essen reichen!“ Der Bedarf an Pflegekräften ist sehr groß. Qualität und
Qualifikation der Pflegekräfte sind sehr wichtig, aber es ist fatal, wenn Personen mit mangelndem
Wissen – dafür mit sehr guten Fähigkeiten – keine Chance erhalten, in der Pflege zu arbeiten.
Als Ergebnis der Projektarbeit in INA-Pflege und seinem Vorgängerprojekt AlphaZ ist festzustellen,
dass die Einsatzmöglichkeiten für Menschen mit Defiziten beim Lesen und Schreiben am ehesten
in den Berufsfeldern Hauswirtschaft, Küche, Hausmeisterdienste, Reinigung und Pflege gesehen
werden. Allerdings ist die Arbeit in der Pflege sehr komplex.
In der Pflege arbeiteten ca. eine Million Menschen. Nur ca. die Hälfte hat einen entsprechenden
Berufsabschluss. Die Pflege charakterisiert sich durch die vielen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger in das Berufsfeld. Diese sind aber häufig nicht bereit, noch eine dreijährige Berufsausbildung anzustreben. Die Erschließung von Qualifikationsreserven zur Gewinnung von Pflegekräften
durch Fort- und Weiterbildungen ist unüberschaubar. Jedoch wäre der Pflegebasispass ein guter
Einstieg in die Pflege, da dieser bei Menschen mit formalen Defiziten öfter das erste Erfolgserlebnis ist und die Motivation fördert.
Im Folgenden diskutieren die Teilnehmenden, welche Qualifikationen für welche Tätigkeiten in der
Pflege gebraucht werden. Einigkeit besteht, dass ein Anteil von ca. zehn Prozent Pflegekräften
mit akademischen Abschlüssen einen guten Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die
Pflege unterstützen würde. Der Einsatz für akademisch ausgebildetes Pflegepersonal ist jedoch
eher im Management und in der Planung zu sehen. Die Pflege und Betreuung von pflegebedürftigen Menschen dagegen wird von Pflegefach- und Pflegehilfskräften geleistet.
Überlegungen, welche Tätigkeiten durch eine Fachkraft oder eine Hilfskraft in der Pflege ausgeführt werden sollen, sind im Pflegealltag durch die hohe Arbeitsdichte und das mangelnde Personal oft nicht einzuhalten. Dies erzeugt sehr viel Unzufriedenheit bei den Beschäftigten, da die zu
leistende Arbeit nicht den eigenen Qualitätsansprüchen entspricht.
Wichtige Voraussetzungen, um in der Pflege zu arbeiten, sind bei Pflegehilfskräften Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Herzenswärme, Einfühlungsvermögen, Teamfähigkeit und Kommunikation.
Kenntnisse bzw. Fertigkeiten im Lesen und Schreiben sollen ermöglichen, einfache schriftliche
Anweisungen zu verstehen, Hygiene- und Dienstpläne, Schilder und Beschriftungen zu lesen und
sich wiederholende, einfache Notizen zu schreiben.
Als Fazit wird festgehalten, dass die Arbeitsdichte in der Pflege zugunsten einer Verbesserung der
Qualität der Arbeit und der Zufriedenheit der Beschäftigten reduziert werden sollte. Eine gute
Aufteilung der Tätigkeiten ermöglicht eine Erwerbsarbeit von Menschen mit unzureichenden formalen Kompetenzen im Pflegebereich.
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Workshop III
Didaktik und Methodik in der Pflegeausbildung
Mit: Goschka Grynia-Gallwitz und Gabriela Ölmann, VHS Göttingen Osterode gGmbH,
Patrick Richter und Diana Stuckatz, Humboldt-Universität zu Berlin
Moderation: Gundula Laudin, VHS Göttingen Osterode gGmbH
Nach einer Begrüßungsrunde konnte festgestellt werden, dass die Teilnehmenden des Workshops
bereits Kenntnisse bzw. Erfahrungen im Bereich der Grundbildung, der Ausbildung von
Fachkräften, der Qualifizierung von Arbeitskräften ohne formalen beruflichen Abschluss und
Interesse an didaktischen Themen haben. Ein besonderes Interesse besteht an Materialien zur
Qualifizierung von Menschen mit geringen Grundbildungskenntnissen.
Die Teilnehmenden teilten sich in zwei Gruppen. Eine Gruppe beschäftigte sich detailliert mit der
INA-Pflege-Toolbox, während sich die andere Gruppe eingehender mit den KOMPASS-Materialien
auseinandersetzte. Nach 30 Minuten wurde gewechselt, so dass alle Teilnehmenden die
Materialien aus INA-Pflege und KOMPASS kennenlernten. Eine Teilnehmerin aus der KOMPASSQualifizierung berichtete von ihren Erfahrungen im Kurs und beantwortete Fragen.
Die KOMPASS-Materialien geben die Struktur eines 160 Stunden Kurses in der Grundpflege
wieder. Die Materialien wurden im KOMPASS-Projekt bei der Durchführung einer Qualifizierung
entwickelt, erprobt und modifiziert. Inhaltlich orientieren sich die erstellten Unterrichtsmaterialien an dem konzeptionellen Pflegemodell von Krohwinkel (ABEDL®). Der Ordner ist klar
gegliedert: Zu jedem der 13 ABEDLs® gibt es einen kurzen Leitfaden mit Stundenumfang,
Bausteinen und Lernzielen. Die für die Zielgruppe speziell aufbereiteten Fachunterrichtsmaterialien schließen sich daran an. Am Ende eines Kapitels stehen Prüfungsfragen mit
Antworten. Im hinteren Teil des Ordners befinden sich das Konzept zum Schreiben der Dokumentation, ein Fachglossar und einige ergänzende Informationen. Die KOMPASS-Materialien werden
von den Teilnehmenden sowohl hinsichtlich der Gesamtstruktur als auch bezüglich des Aufbaus
der einzelnen Unterrichtsfolien als gut geeignet für die Durchführung einer PflegebasisQualifizierung für Personen mit Grundbildungsdefiziten angesehen.
Die INA-Pflege-Toolbox ist eine gute Unterstützung für Lehrende im Pflegeunterricht. Die Lehrund Lernmaterialien sind auf der Basis einer Bedarfserhebung entwickelt worden. Der Aufbau der
Materialien ist mit sieben Modulen, je vier Bausteinen und einer weiteren Untergliederung in
Arbeitsblätter gut gelungen. Die einzelnen Module sind frei kombinierbar, eine einzuhaltende
Reihenfolge ist nicht zu berücksichtigen. Der Gesamtumfang der Lehr- und Lernmaterialien
umfasst 700 Seiten. Darüber hinaus enthält die INA-Pflege-Toolbox ein Handbuch für Lehrkräfte
mit Weiterbildungs- und Sensibilisierungsinformationen zu den Themen Grundbildung und Pflege,
zum Lernen von Erwachsenen, zur Didaktik und Methodik u.v.a.m. Die Teilnehmenden schätzen
die INA-Pflege-Toolbox auch als gute Ergänzung für die dreijährige Altenpflege ein.
Für weitere Informationen zu den Projekten INA-Pflege und KOMPASS siehe auch die Vorträge von
Badel, Steffi und Laudin, Gundula; S. 18 ff. in dieser Publikation.
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Workshop IV Interkulturalität und kultursensible Pflege
Mit: Marco Hahn, Berufsfachschule Paulo Freire und
Gabriele Przestacki, Pflegekreis Naffin GmbH und BTB Bildungszentrum GmbH
Moderation: Dr. Caroline Kurz, Volkshochschule Göttingen Osterode gGmbH
Zum Auftakt des Workshops stellen sich Frau Przestacki und Herr Hahn den Teilnehmenden vor.
Frau Przestacki verfügt selbst über Migrationserfahrung. Sie hat sich während ihres Studiums und
ihrer beruflichen Tätigkeit mit den Erfahrungen von Menschen mit Migrationshintergrund beschäftigt. Seit elf Jahren ist sie bereits in der Altenpflege tätig. Herr Hahn ist Schulleiter der Berufsfachschule Paulo Freire im Zentrum ÜBERLEBEN, die sich zum Ziel gesetzt hat, mehr Menschen mit Migrationshintergrund für den Pflegeberuf zu gewinnen. Herr Hahn hat sich – aufgrund
längerer Auslandsaufenthalte und durch den Umgang mit seinen Schülerinnen und Schülern, die
aus 20 verschiedenen Nationen kommen – mit Migrationserfahrungen beschäftigt.
Frau Przestacki und Herr Hahn führen in die Thematik des Workshops ein. Kultursensible Pflege
wird unter dem Aspekt, dass immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund in ein Alter kommen, in dem Pflegebedürftigkeit wahrscheinlich wird, als bedeutsam erachtet. Bei Menschen mit
Migrationshintergrund stellt sich öfter bereits in einem früheren Lebensalter (jünger als 85 Jahre)
eine Pflegbedürftigkeit aufgrund einer belasteten Arbeitsbiografie ein. Bislang übernimmt noch
vielfach die Familie die Pflege und allenfalls wird ein ambulanter Pflegedienst zur Unterstützung
hinzu gezogen. Allerdings ändern sich auch die Strukturen in Familien mit Migrationshintergrund,
so dass zu erwarten ist, dass die Anzahl von Bewohnerinnen und Bewohnern mit Migrationshintergrund in Pflegeheimen steigen wird.
Gemischte kulturelle und mehrsprachige Pflegeteams sind eine Bereicherung, da die Kenntnisse
über andere Kulturen erweitert werden. Auch für die Überwindung sprachlicher Barrieren ist dies
von Vorteil, besonders wenn Menschen mit einer demenziellen Erkrankung in ihre Muttersprache
zurückfallen.
Zu der Frage: Was bedeutet kultursensible Pflege? machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
folgende Angaben:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Umgang mit Patienten aus dem Ausland
Kenntnisse fremder Rituale und Bräuche
Kenntnisse über kulturellen Hintergrund
Verstehen, warum jemand so reagiert
Abbau von Vorurteilen
Das Fremde, das Eigene – sich mit Fremdheit konfrontieren
Akzeptanz des Andersseins
Miteinander Leben
Respekt vor dem Hintergrund der verschiedenen Kulturen
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Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften
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Wichtige Themenfelder sind:
• Offenheit und Neugier
• Sprachkompetenz
• Eingehen auf kulturspezifische Besonderheiten
• Körperliche Pflege und Tod
• Berücksichtigung von kulturell geprägten Gewohnheiten
Hilfreich ist es, eine „kleine Schublade“ zu haben, das heißt Grundkenntnisse über Bräuche,
Denkweisen und Religionen anderer Kulturen zu verfügen. Dies hilft im Umgang mit Menschen
mit Migrationshintergrund. Allerdings muss immer die Individualität des Menschen bedacht werden. Es gibt nicht den Muslimen; ebenfalls nicht den Christen. Eine gute Biografiearbeit kann dabei
helfen, die individuelle Geschichte des pflegebedürftigen Menschen zu erschließen.
Die interkulturelle Öffnung von Pflegeeinrichtungen kann nur gelingen, wenn alle miteinbezogen
werden und die Bereitschaft vorhanden ist, sich mit den eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen. Idealerweise wird dieser Prozess extern begleitet. Dabei können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund helfen, Ressentiments abzubauen.
Bauliche Voraussetzungen, z. B. das Vorhandensein von Gebetsräumen sind nicht entscheidend,
um Interkulturalität in einer Einrichtung zu verankern bzw. kultursensibel zu pflegen. Allein das
Vorhandensein entsprechender baulicher Gegebenheiten erhöht nicht die Akzeptanz der Pflegeeinrichtung bei Menschen mit Migrationshintergrund.
Um mehr Menschen mit Migrationshintergrund als Pflegekräfte zu gewinnen, sind niedrigschwellige Zugänge, wie der Pflegebasiskurs, geeignet. Allerdings sollte eine Durchlässigkeit in der beruflichen Bildung einen weiteren Aufstieg ermöglichen.
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Abschlussdiskussion zur Situation der
Pflegeausbildung
Frau Kopel moderiert die Abschlussrunde im Plenum und bittet Teilnehmende der verschiedenen
Workshops, die wichtigsten Erkenntnisse der beiden Tage vorzustellen:
Die Kernpunkte aus den einzelnen Workshops:
Workshop I: Ausbildungswege in der Altenpflege
Stolpersteine, um in die Ausbildung zu kommen:
• Unzureichende berufliche Beratung
• Mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
• Berufsimage in der Altenpflege geringer als in der Krankenpflege
• Mangelnde Unterstützung durch die Arbeitsagentur bzw. dem Jobcenter
• Geringe Vergütung der Auszubildenden und unzureichende Entlohnung der Beschäftigten
• Aus der ungenügenden Unterstützung bei der Umschulung oder bei berufsbegleitender
Ausbildung durch die Arbeitgeber resultiere eine hohe Abbruchquote
• Fehlende schulische Abschlüsse
Zukunftswünsche:
• Förderung von
- Sprachkenntnissen
- Allgemeinbildung
• Modularisierte Ausbildung
• Nichtschülerprüfungen
Workshop II: Tätigkeitsstrukturen in der Altenpflege
• Fachkräfteausbildung: Geld für die Umsetzung fehlt
• Pflegefehler: Zu wenig Personal
• Mehr Personal statt Akademisierung
• An die Adresse der Politik: Mehr Zeit für Gespräche einplanen
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Workshop III: Didaktik und Methodik in der Pflegeausbildung
INA-Pflege-Toolbox:
• Ggf. zu anspruchsvoll für Pflegehilfe
• Viele Materialien
KOMPASS-Toolbox:
• Gut gestaltet
• Praktikabel
Wünschenswerte Rahmenbedingungen:
• Weitere Qualifizierungsschritte
• Sozial-pädagogische Betreuung bei der Qualifizierung
• Doppelt besetzte Lehrteams
• Motivationsfördernde Maßnahmen
Workshop IV: Interkulturalität und kultursensible Pflege
Beantwortung der Fragen:
• Was ist kultursensible Pflege?
-
Von besonderer Bedeutung sind Wertschätzung und Empathie.
-
Kenntnisse über verschiedene kulturelle Hintergründe sind hilfreich, die Biographie des
Einzelnen ist aber entscheidend. Es gibt nicht den Christen, die Muslima, den Asiaten …
• Wie erreicht man Interkulturalität in der Pflege?
-
Nicht von außen, Workshops mit Externen nur bedingt hilfreich
-
Menschen in ihrer Lebenssituation abholen
-
Niedrigschwellige Qualifizierungsangebote
-
Akademisierung kaum zielführend
-
Durchlässigkeit der Qualifizierungsangebote
-
Individualität im Umgang mit Migrationshintergrund
-
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund schaffen Toleranz im Team
(von innen) und bei Patienten
-
Alle Hierarchieebenen in einer Einrichtung einbeziehen
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Impressum
Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer macht´s?
Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften,
3. und 4. September 2015 – Tagungsdokumentation
Herausgeber:
Steffi Badel und Gundula Laudin
unter der Mitarbeit von Goschka Grynia-Gallwitz, Caroline Kurz,
Gabriela Ölmann, Patrick Richter, Stefanie Richter und Diana Stuckatz
1. Auflage, 2015
Redaktion und Gestaltung: Wert.Arbeit GmbH, Berlin;
Diana Stuckatz, Humboldt-Universität zu Berlin
Fotos: Christoph Creutzburg, www.about.me/christoph_creutzburg
Druck: Humboldt-Universität zu Berlin, 1. Auflage, 250 Exemplare
Dieses Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den
gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung der Herausgeber.
Zitationsvorschlag:
Badel, Steffi/Laudin, Gundula (Hrsg.) (2015): Herausforderung Pflege – Wer soll? Wer darf? Wer
macht´s? Fachtagung zur Professionalisierung von Pflegekräften. Tagungsdokumentation. Berlin:
Humboldt-Universität zu Berlin.
Die Publikation und weitere Fotos stehen digital verfügbar auf:
www.ina-pflege.hu-berlin.de und www.vhs-kompass.de
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Veranstalter:
Humboldt-Universität zu Berlin
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät
Institut für Erziehungswissenschaften
Abteilung Wirtschaftspädagogik
Projekt INA-Pflege
Unter den Linden 6
10099 Berlin
www.ina-pflege.hu-berlin.de
Volkshochschule Göttingen
Osterode gGmbH
Projekt KOMPASS
Bahnhofsallee 7
Otto-Hahn-Zentrum
37081 Göttingen
www.vhs-kompass.de
Dieses Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01AB12013 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt
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