Wirtschaftsprüfern - Frankfurt Business Media

Zwischen Bar und Campus:
Alltägliche und außergewöhnliche
Studentenjobs im Check
Oktober 2015
Nr. 139
Er ist wieder da:
Wie wird man eigentlich Bestsellerautor,
Timur Vermes?
D-45958
1,40 Euro
www.hochschulanzeiger.de
PLUS
10 Seiten über
den Job als
Wirtschaftsprüfer
ICH!
ICH!
ICH!
Können nur Egoisten
Karriere machen?
EDITORIAL/INHALT
3
ICH bin der Geilste!
V
iele Studenten fahren mit der Bahn. Und wer Bahn
fährt, kennt das: Menschen stehen am Bahnsteig
und treten einen Schritt nach vorne, wenn der Zug einfährt, bereit für den großen Kampf um die Sitzplätze im
Inneren. Kaum öffnet sich die Tür, werden Körper in die richtige Position gebracht, Hinterteile und Ellenbogen ausgefahren und freie Sitzplätze im Zweifel
mit Taschen, Jacken oder Schirmen belegt. Das ist mein Platz! Für mich allein!
Der pure Egoismus.
Aber ist nicht jeder Mensch ein Egoist,
weil er am Ende in erster Linie an sich
denkt? Und hat in den Wirtschaftswissenschaften nicht der „homo oeconomicus“ als das theoretische Modell eines
rational und egoistisch denkenden und
handelnden Nutzenmaximierers seinen Platz gefunden?
„Unsere ganze Gesellschaft ist aufgebaut auf dem Ich“,
befand einst auch der Schriftsteller Theodor Fontane.
„Das ist ihr Fluch, und daran muss sie zugrunde gehen.“
Doch ist das wirklich so? Eigentlich sind Menschen
weder perfekte Rechenmaschinen noch emotionslose
Kaltblüter. In unserem Alltag treffen wir täglich Hunder-
von Daniel Schleidt
hochschulanzeiger.de
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@FAZ_Hanz
fb.com/hochschulanzeiger
D-45958
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www.hochschulanzeiger.de
Zwischen Bar und Campus:
Alltägliche und außergewöhnliche
Studentenjobs im Check
Oktober 2015
Nr. 139
te von Entscheidungen – ohne zuvor jedes Mal rationale
Formeln zu bemühen. Also, wie viel Egoismus brauche
ich im Beruf, um Karriere zu machen? Das ist eine Frage,
die viele Studenten beschäftigt und für große Unsicherheit sorgt. Unsere Titelgeschichte sorgt
für Aufklärung (Seite 6).
Wer viel lernt, strebsam ist, Karriere
machen will, ist deshalb noch lange kein
Egoist. Diese Annahme ist genauso ein
Gerücht wie jenes, Wirtschaftsprüfer seien
reine Zahlenmenschen und arbeiteten am
ICH!
liebsten allein im stillen Kämmerlein. In
ICH!
unserem Special klären wir über das BeICH!
rufsbild „Wirtschaftsprüfer“ auf – mit all
seinen Tücken und Vorzügen (ab Seite 10).
Ach so, ein Wort noch zur Überschrift:
Dieser Satz wäre typisch für die Denkweise eines extremen Egoisten. In diesem Fall, liebe Leser,
diente er nicht der Selbstbeschreibung des Autors. Sondern einem ganz anderen Zweck: euer Interesse zu wecken. Hat funktioniert.
Er ist wieder da:
Wie wird man eigentlich Bestsellerautor,
Timur Vermes?
PLUS
10 Seiten über
den Job als
Wirtschaftsprüfer
Können nur Egoisten
Karriere machen?
Viel Spaß beim Lesen wünscht,
Daniel Schleidt, Chefredakteur
Inhalt
Coverfoto: iStock.com/Sadeugra; Foto: Lisa Hinder; Illustration: Ulf K./Sepia
Karriere
04
06
Was ein Social-MediaManager tut, und wie
man sich einen Job
„ertindern“ kann
Durchboxen: Wie
viel Egoismus für
die Karriere wirklich
förderlich ist
16
20
22
10
23
Weihnachten fällt
aus: Was ist dran an
den Klischees über
Wirtschaftsprüfer?
Karrierepfad: Wie
wird man Vorstand
bei KPMG, Herr
Sailer?
Campus
Leben
24
30
Wie Teilen auf Fidschianisch funktioniert und wie es sich
an der Uni Stuttgart
studiert
32
Wirtschaftsprüfer:
Mit dem Master lässt
sich das Examen
verkürzen
„Die Generation Y
gehört längst dazu.“
Interview mit EYPersonalexperte
Marcus K. Reif
Wie jetzt? Die
FAQs der Wirtschaftsprüfung
Was Tuchakrobatik
ist und wie ein
Bullshit-USB-Stick
funktioniert
Zwischen Bar und
Campus: Studentenjobs im Check
Schluss
26
Emanzipation oder
Imitation? Zu Besuch
bei der ersten reinen
Damenverbindung
Münchens
Der nächste Hochschulanzeiger
erscheint am 10. November 2015
36
38
Oktober 2015
Da musst du hin! Die
besten RecruitingEvents von Oktober
bis November
Wie wird man eigentlich Bestsellerautor,
Timur Vermes?
KARRIERE
KARRIERE
KARRIERE
Swipe right:
Jobsuche via Tinder-Prinzip
Swipen und liken: Die App „SelfieJobs“ wendet das Tinder-Prinzip auf
den Arbeitsmarkt an. Sowohl Unternehmen als auch Arbeitssuchende
können in der App ein Profil erstellen. Die Suche nach dem passenden Job
oder Arbeitnehmer funktioniert wie die Suche nach dem richtigen Date
auf Tinder: Gefällt dem Nutzer das gezeigte Profil bzw. die Stelle, kann er
nach rechts swipen. Sagt ihm die Stelle nicht zu, wird nach links geswipt.
„SelfieJobs“ will damit die Suche nach einer Stelle oder einem Mitarbeiter
vereinfachen. Aktuell ist die App in Schweden, Norwegen, Dänemark,
Deutschland und Großbritannien verfügbar.
Jobs mit Zukunft:
Maximilian Wildgruber,
Social-Media-Manager
Text: Lien Herzog, Foto: Lisa Hinder
Was muss ich tun?
Als Social-Media-Manager übernimmst du sowohl strategische
als auch operative Aufgaben. Am Anfang habe ich vor allem
operative Aufgaben ausgeführt. Das heißt, du überlegst dir
Themen für Posts und Tweets, entwickelst Bildideen und postest
Beiträge. Schließlich kontrollierst du das Feedback. Dazu gehört
es, Kommentare zu beantworten und an den Kunden zu berichten, wie die Inhalte laufen. Als ich vor eineinhalb Jahren dann
Seniormanager wurde, kamen zunehmend strategische Elemente
dazu, also Konzepte schreiben, Strategien entwickeln und SocialMedia-Spielregeln festlegen.
Schlechte Jobaussichten
in Berlin
Die Suche nach dem Traumjob sollte man vor allem im richtigen Bundesland beginnen – das behauptet zumindest die Arbeitsmarktstudie der Suchmaschine Adzuna. So gibt es in Nordrhein-Westfalen zwar die meisten Studis in Deutschland (knapp 27 Prozent), doch nur wenige der verfügbaren
Jobangebote (13,6 Prozent) sind tatsächlich für Absolventen ausgeschrieben. Besser geht es da den Studierenden in Bayern: In dem Bundesland mit
der zweithöchsten Anzahl an Studis in Deutschland (13,7 Prozent) gibt es
den höchsten Anteil an freien Stellen für Absolventen (28,1 Prozent). Den
geringsten Anteil an Absolventenstellen gibt es im Saarland (0,4 Prozent),
in Sachsen-Anhalt sowie in Mecklenburg-Vorpommern (beide 0,6 Prozent). Im Städtevergleich liegt Hamburg ganz vorne: Die Hansestadt punktet nicht nur mit offenen Stellen für Absolventen (6,2 Prozent), sondern
auch im Hinblick auf freie Praktika und Traineestellen.
Was muss ich können?
Ein Studium, das in Richtung Kommunikationswissenschaften
oder Ähnliches geht, ist von Vorteil. Wichtig ist, dass du
ein grundlegendes mediales Verständnis mitbringst und dich
mit digitalen Medien auskennst. Du solltest in der Lage sein,
dich in kurzen Sätzen klar auszudrücken, und schnell zu
Lösungen bzw. Formulierungen kommen. Ein gutes sozialethisches Empfinden und ein dickes Fell können in dem Job
auch nicht schaden.
Die meisten
unbefristeten
Stellen für
Absolventen
Wo kann ich arbeiten?
Viele Unternehmen erleben gerade den Umbruch und stellen
vereinzelt auch eigene Social-Media-Manager ein. Ansonsten
werden Social-Media-Manager vor allem in Agenturen
gesucht. Allein bei uns in der Agentur gibt es 25–30 SocialMedia-Manager.
Maximilian Wildgruber, 36, ist Senior-SocialMedia-Manager bei Webguerillas, einer
Werbeagentur in München.
Oktober 2015
Die meisten
Praktikumsplätze für
Studenten
2. München (240)
3. Nürnberg (234)
4. Frankfurt am Main (222)
1. Berlin (510)
2. Hamburg (413)
3. München (354)
4. Düsseldorf (354)
5. Frankfurt am Main (256)
Die meisten
Traineestellen
für Absolventen
Lohnt sich Karrierecoaching?
„Wie teuer ist Karrierecoaching für
Studierende? Und lohnt es sich, das
Geld auszugeben?“
Daniel L. per E-Mail
Wie teuer wird es, wenn die Jobsuche unerwartet ein dreiviertel Jahr dauert? Wie viel Zeit und Geld braucht es, um nach einem Studium oder erster
Arbeitslosigkeit die Frage zu klären, was man eigentlich machen will, um ein
erfülltes Leben zu führen? Als Karrierecoach weiß ich aus Erfahrung, dass
viele Menschen die wirklich wichtigen Fragen erst dann stellen, wenn sie
mit ihrem Versuch-und-Irrtum-Modell am Ende sind. Sie glauben entweder, das falsche Fach studiert zu haben, oder sie wollten alles „ganz allein“
schaffen. Es ist oft, als hätten sie sich im Supermarkt des Lebens mit bunten
Fertigprodukten den Magen verdorben. Coaching ist unbequem, weil es kein
Fertigprodukt ist. Stattdessen gibt es Fragen: „Was wollen Sie aus Ihrem
Leben machen?“, „In welchem beruflichen Umfeld fühlen Sie sich wirklich
gut?“ Aus einem anfänglichen „Woher soll ich denn wissen …“ eröffnen sich
Perspektiven, wird Schritt für Schritt ein Plan, wächst Selbstvertrauen und
ergibt sich nicht selten ein punktgenauer Erfolg bei der Bewerbung. Für ein
Einzelcoaching zur Karrierestrategie-Entwicklung ist ein Zeitumfang von
zehn Stunden ausreichend. Die Stundensätze können je nach Qualifikation
des Coachs bei 80 bis 150 Euro liegen.
Martina Rehberg-Rechtenbach ist Bewerbungscoach
mit dem Schwerpunkt Akademikerberatung.
Bitte richtet eure Fragen an den Bewerbungscoach an
[email protected]
1. Hamburg (251)
5. Berlin (198)
Warum hat der Job Zukunft?
Diese Art von Kommunikation im Internet wird nie wieder verschwinden. Vielleicht werden wir mal andere Kanäle als Facebook und Co. haben. Aber der Begriff Internet ist mit dieser Kommunikation schon so sehr verknüpft, dass man zum Beispiel nicht
mehr sagt: „Ich bin im Internet“, sondern: „Ich bin auf Facebook.“
Das ist der Grund, warum sich werbetreibende Unternehmen verstärkt dahin orientieren, wo die Menschen miteinander sprechen
und sich sozusagen treffen – nämlich im Social Web.
Was mag ich an meinem Job?
Mir gefällt die Abwechslung im Job und – so komisch es klingen mag – auch die menschliche Nähe. Du kommunizierst viel
über Emotionen. Sei es ein Like oder gar das Eindämmen eines
Shitstorms – das alles sind menschliche Belange, mit denen du
arbeiten musst. Das Schöne an dem Job ist der Spielplatzcharakter. Du kannst dich ausprobieren und kreativ sein.
5
DER BEWERBUNGSCOACH
1. Berlin (245)
2. Frankfurt am Main (146)
3. Hamburg (112)
4. München (108)
5. Düsseldorf (78)
Foto: Privat
4
(*) Anzahl der Stellen
Quelle: Arbeitsmarktstudie Adzuna.de
DIE DÜSENTRIEBS
Über den Schnee fliegen
Daniel Kugele hatte schon immer eine besondere Leidenschaft für die Berge und den
Schnee. Vor vier Jahren kam dem 28-jährigen Maschinenbaustudenten aus Karlsruhe
die Idee, das Gelernte aus dem Studium
mit dem Wintersport zu verknüpfen: „Ich
wollte mein theoretisches Wissen aus dem
Studium auf den Bau von Snowboards
anwenden.“ Schnell fand sich unter Daniels
Freunden ein Team aus Ingenieuren, einem
Designer, einem Künstler und sogar einem
Mediziner zusammen. „Das Besondere an
den Steinboc-Snowboards ist die innovative
Sandwichkonstruktion und der Einsatz von
Hightechfasern aus der Luft- und Raumfahrt“, erklärt Daniel. Die dünnen
Fasern aus Kohlenstoff, Glas und Aramid sorgen für ein ganz besonderes
Fahrerlebnis: „Unsere Snowboards sind dadurch sehr leicht, und man hat
ein ganz besonderes Fahrgefühl. Selbst bei tiefem Schnee hat man das
Gefühl, über den Schnee zu fliegen.“
Oktober 2015
KARRIERE
KARRIERE
A
Durchboxen
nach ganz
oben
ls Oliver Bierhoff im Juni kurz vor einem
Länderspiel den neuen Claim der deutschen Fußball-Nationalmannschaft präsentierte, zogen zahlreiche Marketingexperten
verwundert die Augenbrauen hoch. Die Marke
„Die Mannschaft“, sagte Teammanager Bierhoff
damals, solle der Nationalmannschaft ein neues
Gesicht geben. Die Resonanz auf diese Idee und
den gleichnamigen Film über den WM-Titelgewinn 2014 war, vorsichtig gesagt, verhalten.
Doch was die Hierarchie und Mannschaftsstruktur des Teams angeht, erscheint die Reduzierung
auf „Die Mannschaft“ durchaus sinnvoll. Standen
(und stehen) bei anderen Nationalmannschaften
häufig Einzelspieler im Fokus – in Argentinien
Lionel Messi, in Brasilien Neymar, in Portugal
Cristiano Ronaldo –, stach beim WM-Titel für
Deutschland kein Einzelspieler derart hervor.
Der Titelgewinn fußte weniger auf dem Können
Einzelner. Er war das Ergebnis eines funktionierenden Kollektivs.
Der Star war die Mannschaft – und damit
passt das DFB-Team durchaus in den Zeitgeist,
denn: Die Bedeutung von ausgeprägtem Egoismus und starken Ellenbogen nimmt immer
mehr ab, auch dort, wo beides besonders ausgeprägt ist: im Büro. „Es nervt mich, dass alle
denken, man könne nur mit Egoismus Karriere
machen“, sagt Benjamin Schwegler. Der angehende Wirtschaftsingenieur hat aus zahlreichen Gesprächen mit Bekannten, Klassenkameraden und Kommilitonen immer wieder
die weitverbreitete Ansicht herausgehört, man
könne nur dann etwas erreichen, „wenn man
ein Shark ist“. Ein Hai, der sich durchbeißt.
Egoistisch, ohne Rücksicht auf andere, rein auf
die eigenen Vorteile bedacht. Doch der 19 Jahre alte Student an der Hochschule Karlsruhe
will sich damit nicht abfinden. Sicher, auch er
wolle später im Job etwas bewegen, betont er,
wolle in die Wirtschaft, erfolgreich sein, Karriere machen. „Aber nicht auf Kosten anderer,
nicht als Egoist.“
Unter Studenten ist die Ansicht weit verbreitet, für eine erfolgreiche Karriere seien Egoismus und Ellenbogen zwingend notwendig.
Es herrscht große Unsicherheit ob der Frage:
Können nur Egoisten erfolgreich sein?
Text: Daniel Schleidt
Foto: iStock.com/Sadeugra
6
Oktober 2015
GROSSE UNSICHERHEIT
UNTER STUDENTEN
Dennoch: Auf die Frage, inwieweit Egoismus
eine zwingend notwendige Charaktereigenschaft für eine erfolgreiche Karriere ist, finden
Studenten bisher kaum eine Antwort. „Es gibt
eine große Unsicherheit unter den Studenten,
die zwischen Studium und Berufseinstieg stehen“, weiß Benjamin Schwegler. Das Problem:
Studenten wissen höchstens aus Praktika und
Nebenjobs, was nach dem Examen in deutschen Büros auf sie zukommt – und wie stark
sie dann selbst ihre Ellenbogen einsetzen müssen, um jene Ziele zu erreichen, die sie sich für
ihre berufliche Zukunft gesetzt haben. „Unsere
Generation weiß einfach nicht, was hier auf sie
zukommt“, sagt Maximilian Grund, der an der
„Es nervt mich,
dass alle denken,
man könne nur mit
Egoismus Karriere
machen.“
7
Hochschule Darmstadt im 6. Semester BWL studiert.
Das hat nicht wenig mit dem Schul- und
Hochschulsystem zu tun. In Deutschland drücken sich Leistungen in Bildungseinrichtungen
nach wie vor durch Noten aus. „Studenten sind
hinter guten Noten her, vor allem diejenigen,
die Karriere machen wollen“, sagt Maximilian
Grund. Diese Ansicht bestätigt der aktuelle Studierendensurvey, eine Umfrage der Uni Konstanz, wonach die Examensnote gemeinsam mit
der Arbeitserfahrung den größten Nutzen für
die beruflichen Aussichten von Studenten darstellt. Wirtschaftswissenschaftler lernen früh im
Studium das Modell vom „homo oeconomicus“
kennen, „der stets auf den eigenen Vorteil bedacht ist“, so Grund. „Als Student hat man oft
das Gefühl, es wird von der Gesellschaft verlangt, egoistisch zu sein.“
Und das merke man dann auch auf dem Campus. Unter den Studenten ist die Ellenbogenkultur nämlich häufig recht ausgeprägt. So berichtet etwa jeder zweite Jurastudent davon, das
Konkurrenzdenken zwischen den Studenten sei
ausgeprägt oder sogar stark ausgeprägt, in den
Fächern Medizin und Wirtschaftswissenschaften
erlebt jeder fünfte Student diesen Wettbewerb.
„Studenten sind es gewohnt, in Konkurrenz zu
stehen“, sagt auch die Karriereberaterin Svenja Hofert. Im deutschen Bildungssystem setzten
sich immer noch die Leute am ehesten durch, die
sichtbar seien. Und auf dem Weg zur Sichtbarkeit
sind Egoismus und Ellenbogen nun mal hilfreiche
Werkzeuge.
EGOISMUS: WARUM STUDENTEN
UMDENKEN MÜSSEN
Möglicherweise, warnt die Karriereberaterin, „stehen Studenten, die an der Uni sehr gut
sind, beim Schritt in die Berufswelt vor einem
Wandlungsprozess“. Denn: Egoismus und Ellenbogen sind Eigenschaften, die in deutschen Unternehmen immer mehr an Relevanz verlieren.
Ein Blick auf Online-Portale beweist das. Unter
60.000 aktuellen Stellenanzeigen auf dem Karriereportal Stepstone tauchte im September das
Wording „Teamfähigkeit“ in jeder vierten auf,
Begriffe wie „Durchsetzungsvermögen“ oder
„Führungskompetenzen“ sind deutlich seltener
gefragt.
Doch bevor man Egoismus und Ellenbogen
pauschal abstraft, verweisen Karriere- und
Personalexperten zunächst immer darauf, die
Begriffe genauer zu definieren, um ihre Rolle in deutschen Unternehmen beschreiben zu
können. „Bei Egoismus denken die einen an das
Kollegenschwein, die anderen an den durchsetzungsfähigen Helden“, sagt die RecruitingSpezialistin Regina Bergdolt. Wie viele Eigenschaften hätte auch Egoismus zwei Seiten: Wer
nur nachgiebig sei, könne für sein Unternehmen
Oktober 2015
8
KARRIERE
KARRIERE
nichts durchsetzen und laufe Gefahr, seine
Standpunkte niemals berücksichtigt zu sehen.
Wer dagegen ständig sehr laut auftrete, werde
nur in einer Arbeitskultur gut ankommen, in der
das geschätzt sei.
In den sogenannten „Big Five“, dem international renommiertesten Modell für Persönlichkeitsforschung, taucht Egoismus zwar nicht als
eigene Kategorie auf, er lässt sich aber innerhalb
der fünf Kriterien dennoch zuordnen. „Zu Egoismus passt aus meiner Sicht am ehesten eine
geringe Ausprägung im Bereich der Verträglichkeit, genauer gesagt ein hohes Durchsetzungsvermögen in Kombination mit begrenztem
Einfühlungsvermögen, wenig Rücksichtnahme
und eventuell auch wenig Teamorientierung,
verbunden mit hohem Selbstbewusstsein“, beschreibt Bergdolt. „Man könnte einen solchen
Menschen den ‚Hoppla-jetzt-komme-ich-Typen‘
nennen“.
EGOISTEN IN DER MINDERHEIT
Doch genau dieser Typ wird in Unternehmen immer weniger gern gesehen. „Man punktet nicht
mehr mit extremem Egoismus“, berichtet Svenja Hofert, zumal in Unternehmen aufgrund der
Globalisierung, aufgrund komplexer Technologien und Prozesse die Rolle des Einzelkämpfers
immer seltener besetzt werde. Das bestätigt
auch Christoph Kübel, Personalgeschäftsführer
bei Bosch mit rund 360.000 Mitarbeitern. „Das
Thema Zusammenarbeit wird in einer zunehmend vernetzten Welt immer wichtiger“, sagt
er und betont, dass auch die Einstellungskriterien darauf ausgerichtet würden. So lege Bosch
in Bewerbungsverfahren etwa auf Fähigkeiten
wie soziale Kompetenz und Zusammenarbeit
im Persönlichkeitsprofil großen Wert, „Teamorientierung hat ganz klar zentrale Bedeutung“,
so Kübel.
Aber: Auch hier sind pauschale Urteile unangebracht. „In manchen Rollen in Unternehmen
braucht es jene Fähigkeiten, die auch Egoisten
zugeschrieben werden“, weiß Personalberaterin Regina Bergdolt. Persönlichkeiten mit
Ecken und Kanten sind genauso wichtig, bestätigt Bosch-Personalchef Kübel. Denn moderne
Unternehmen entwickeln für ihre Stellengesuche sehr detaillierte Profile. „Die Mischung
zwischen den vielen, die in gewohnter Art zusammenarbeiten, und dem einen, der vielleicht
etwas anders gestrickt ist und auch gegensätzliche Meinungen vertritt, liefert oftmals bessere
Arbeitsergebnisse“, so Kübel. Regina Bergdolt
arbeitet seit Jahren mit Unternehmern und deren mittleren Managern, „und klar ist, in den
meisten Führungspositionen benötigen Mitarbeiter beides, nämlich professionelle Empathie,
Führungsmotivation und die Bereitschaft, auch
unangenehme Botschaften weiterzugeben, um
sich durchzusetzen“.
Oktober 2015
„Die Mischung zwischen den vielen,
die in gewohnter
Art zusammenarbeiten, und dem
einen, der vielleicht
etwas anders gestrickt ist und auch
gegensätzliche Meinungen vertritt, liefert oftmals bessere
Arbeitsergebnisse“
BWL-Student Maximilian Grund ist sicher:
Reiner Egoismus schadet der Karriere, doch
rein demokratische Entscheidungen könnten
seiner Ansicht nach in Unternehmen auch selten die besten sein. Die Frage ist also: Handeln
karrierebewusste Mitarbeiter aus einem individuellen, rein vom Streben nach dem eigenen
Vorteil getriebenen Egoismus heraus? Oder
orientieren sie sich an einem unternehmensbezogenen Egoismus, der Durchsetzungsvermögen, unangenehme Entscheidungen verlangt,
aber stets versucht, allein im Sinne der Firma
zu handeln?
Genau diese Unterscheidung trifft auch Jens
Weidner. Der Aggressionsexperte und Ratgeberautor hält einen individuellen Egoismus in
Firmen für keinesfalls empfehlenswert. „Ihn
bringen immer noch viele Menschen mit, sie
nehmen sich zu wichtig, doch dieser Weg ist
der Karriere hinderlich“, sagt der Professor für
Kriminologie und Erziehungswissenschaften an
der Hochschule für Angewandte Wissenschaften
in Hamburg, denn: „Kein Chef will solche Leute
in seinem Team, und kein Kollege will mit Menschen zusammenarbeiten, die andere übervorteilen.“
DER KOLLEGIALE EGOIST
IST GUT FÜR JEDE FIRMA
Den kollegialen Egoisten hingegen hält Weidner für wunderbar. „Wenn ich in einem Team
an einem Projekt arbeite, dafür brenne und es
bestmöglich zum Erfolg bringen will, dann ist
das ein positiver, projektbezogener Egoismus.“
Viktor Nagel sieht das ähnlich. Der 26-Jährige
studiert BWL im 5. Semester. „Wer etwas erreichen will, muss sich auch mal durchsetzen“,
glaubt er – aber eben nicht zwingend auf unfaire
Weise und eben nicht nur mit Blick auf den eigenen Vorteil, sondern zugunsten der Sache. Seine
Generation habe die Chance, in Unternehmen
Hierarchien aufzubrechen, die Menschen mit
Ellenbogen förderten.
„Karriere und Egoismus haben in unserer
Generation eine andere Bedeutung als früher“,
sagt Nagel. Der typische Student von heute ist
nicht zwingend an der bestmöglichen Position
und nicht allein am bestmöglichen Gehalt orientiert. Er gibt anderen Dingen mehr Raum,
will etwas Sinnvolles tun. Svenja Hofert teilt
diese Einschätzung aus ihren Gesprächen mit
jungen Akademikern. „Die neue Generation
will Freiheit, Spaß, innere Motivation. Aufstieg
und Status bedeuten nicht mehr so viel wie
früher“, so Hofert, und der angehende Wirtschaftsingenieur Benjamin Schwegler hofft,
„dass die neue Generation ins Berufsleben eine
neue Linie bringen kann, die mehr auf den
Teamgedanken setzt“. Aber sicher kann man
nie sein: weder, ob in Unternehmen nicht doch
mehr auf Ellenbogen gesetzt wird, als manch
ein Student sich das aktuell erhofft; noch, ob
das mit Hilfe einer vermeintlich anderen Werten verpflichteten Generation gelingen kann;
noch, wie sich denn, abgesehen von Praktika,
herausfinden lässt, wie Unternehmen mit Blick
auf Egoismus ticken.
GUTMENSCH UND MEPHISTO IN EINEM
Und genau diese Unkenntnis führt zu der angesprochenen Unsicherheit. „Es gibt immer noch
ausgesprochene Ellenbogenkulturen“, warnt
Regina Bergdolt. Deshalb müssten sich Studenten in der Karriereplanung die Frage stellen,
wie viel Leistungs- und Führungsmotivation,
wie viel Verträglichkeit und Durchsetzungsvermögen, wie viel Egoismus sie mitbrächten. „Das
kann man sehr gut mit Persönlichkeitsprofilen
messen“, so Bergdolt. Auf Grundlage der Ergebnisse können Studenten nach Unternehmen
und Stellen suchen, die zu ihrem Profil passen.
„Fragen Sie herum, lesen Sie Karriereseiten,
forschen Sie in Plattformen zur Arbeitgeberbe-
wertung“, rät sie. Und vor allem: „Suchen Sie
sich den passenden Chef!“ Viele Bewerber seien
in Vorstellungsgesprächen deutlich zu zurückhaltend.
Wie viel Egoismus ist nun also gut für die Karriere? Aggressionsforscher Weidner empfiehlt
den Berufseinsteigern, zu 80 Prozent Gutmensch
zu sein und sich den Rest für ganz besondere
Fälle aufzuheben. „Die restlichen 20 Prozent
Mephisto sollten für jene reserviert sein, die dir
schaden wollen.“
4RAINEEPROGRAMM
BEI2AVENSBURGER
%NTDECKEN3IENEUE(ERAUSFORDERUNGEN
3IEKENNENUNSSCHON¯*AAUS)HRER+INDHEIT¯
ABERKENNEN3IEUNSAUCHALSSPANNENDEN
!RBEITGEBER
5NSER4RAINEEPROGRAMMBEREITET3IEAUFEINE
ANSPRUCHSVOLLE!UFGABEBEI2AVENSBURGERVOR
3IEWERDENVON!NFANGANUNBEFRISTETBESCHiFTIGT
UNDKENNEN)HREN:IELBEREICH
7iHRENDDER0ROGRAMMDAUERVON-ONATEN
LERNEN3IEDURCHINTENSIVES4RAININGONTHE*OB
)HRENJEWEILIGEN"EREICHKENNENUNDARBEITENIN
GRy†ERENSTRATEGISCHEN0ROJEKTENMIT
7IRSUCHENZUM4RAINEESF~RFOLGENDE
:IELBEREICHE
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„-ARKETING0RODUKTMANAGEMENT
„#ORPORATE-ARKETING
„3UPPLY#HAIN-ANAGEMENT%INKAUF
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„,OGISTIK
9
%NTDECKEN3IE)HRE&iHIGKEITEN
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SCHAFTLICHEMODERTECHNISCHEM(INTERGRUNDAN
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~BERDURCHSCHNITTLICHEM%RFOLGABGESCHLOSSEN
!U†ERDEMKONNTEN3IEDURCH0RAKTIKAIM)N
UND!USLANDERSTE"ERUFSERFAHRUNGSAMMELN
3IESINDSEHRENGAGIERTBESITZEN$URCHSETZUNGS
VERMyGENDENKENANALYTISCHUNDSINDBEREIT
SCHNELL6ERANTWORTUNGZU~BERNEHMEN$AR~BER
HINAUSSIND3IEBEGEISTERUNGSFiHIGUNDARBEITEN
GERNEIM4EAM
'UTEANALYTISCHE&iHIGKEITENUNDDENSICHEREN
5MGANGMITDEM-3/F½CE0AKETSETZENWIR
VORAUS
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GERNENACHGEWIESENDURCH!USLANDSAUFENTHALTE
¯RUNDEN)HR0RO½LAB
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UNDPRAXISORIENTIERTE1UALI½ZIERUNG
MITGEZIELTER&yRDERUNGIM2AHMEN
EINESUNBEFRISTETEN!RBEITSVERHiLT
NISSES$URCHAUSGEWiHLTE&ACHSEMI
NAREUND7ORKSHOPSKyNNEN3IE)HRE
FACHLICHENUNDSOZIALEN+OMPETENZEN
AUSBAUENUNDSICHPERSyNLICHWEITER
ENTWICKELN$AR~BERHINAUSBEKOMMEN
3IEDIE#HANCESICHF~REINE-ANAGE
MENTPOSITIONZUEMPFEHLEN
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7IRFREUENUNSAUF)HREVOLLSTiNDIGEN
"EWERBUNGSUNTERLAGENDIE3IEUNS
BITTEVORZUGSWEISE~BERUNSER0ORTAL
ZUKOMMENLASSEN
WWWRAVENSBURGERDEKARRIERE
Oktober 2015
10
KARRIERE
KARRIERE
Weihnachten fällt aus!
Zum Beruf des Wirtschaftsprüfers gibt es viele Klischees. Wir haben fünf
Wirtschaftsprüfer befragt und wollten wissen: Was ist dran an eurem Image?
„Wirtschaftsprüfer arbeiten
überwiegend im Winter –
und Weihnachten fällt aus“
Zusammengestellt von Lisa König und Daniel Schleidt, Illustrationen: Ulf K./Sepia
„Wirtschaftsprüfer
verdienen viel Kohle, müssen dafür
aber auch schuften“
KLISCHEE II
KLISCHEE I
W
D
ieses Klischee kann ich weder bejahen noch verneinen. Der
Einstieg bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bedeutet
eine lange Lehrzeit, die natürlich nicht mit einem Spitzengehalt
beginnt und mit der ein oder anderen Überstunde verbunden ist –
in der Busy Season deutlich mehr als in anderen Berufen. Dafür kommen Mitarbeiter bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
täglich mit neuen Fragestellungen und Unternehmen in Berührung und lernen unterschiedlichste Menschen kennen. Durch
diese spannende Tätigkeit entwickelt man sich fachlich und
persönlich enorm weiter. Als nächsten Karriereschritt unterstützen Wirtschaftsprüfungsfirmen Berufsexamina und berufsbegleitende Masterstudiengänge. Die Ausbildung gipfelt dann im
Wirtschaftsprüferexamen, einem der schwierigsten deutschen
Berufsexamina. Wer bestanden hat, kann stolz auf sich sein! Das
würdigt auch der Arbeitgeber mit einer Gehaltsanpassung. Dafür trägt man als leitender Angestellter und Unterzeichner von
Bestätigungsvermerken nun auch viel Verantwortung. Der Zuarbeiter wird zum Manager, der Mandanten eigenverantwortlich
betreut, Prüfungsteams leitet und sich mit interessanten Fachthemen beschäftigt. Arbeitsbelastung und weitere Karriereperspektiven hängen dann von den persönlichen Zielen ab. Wer eine
Partnerposition anstrebt, muss neben sehr guten Fachkenntnissen auch Leistungsbereitschaft und Akquisestärke beweisen. Als
Partner hat man das Ende der Karriereleiter erreicht und kann
seine Arbeitszeit selbst bestimmen. Und dann ist wohl auch der
finanzielle Ausgleich angemessen.“
Annika Fröde, 34, Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin
bei PKF Fasselt Schlage:
W
as über viele Klischees gesagt wird, gilt auch für dieses: Es ist etwas
Wahres daran. Die Monate November bis April sind für viele Wirtschaftsprüfer „Hochsaison“, die sogenannte Busy Season. Allerdings gibt es in
Abhängigkeit von der Mandatsstruktur durchaus große Unterschiede in der
zeitlichen Verteilung der Arbeit über das Jahr. Die Mehrzahl der deutschen
prüfungspflichtigen Unternehmen hat als Abschlussstichtag den 31. Dezember gewählt. Aufgrund der gesetzlichen Anforderungen, aber auch infolge
des Interesses von Stakeholdern an einer zeitnahen Aufstellung und Veröffentlichung des Abschlusses ergibt sich daher oftmals eine Verdichtung der
Aufgaben in den Wintermonaten. Dies gilt insbesondere für die Prüfung kapitalmarktorientierter Unternehmen, die erhöhte Anforderungen erfüllen müssen. Die zunehmende Fokussierung auf die Prüfung interner Kontrollsysteme
und auch eine stärker werdende Digitalisierung der Prüfung ermöglichen es,
einen Teil der Prüfungshandlungen bereits unterjährig vorzunehmen. Dadurch werden die arbeitsreichen Wintermonate entlastet.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass Weihnachten weder bei mir noch
bei meinen Kollegen jemals in Gefahr war auszufallen. Zugegebenermaßen
ist der ein oder andere geplante Weihnachtsmarktbesuch hingegen schon
mal der Arbeit zum Opfer gefallen.“
Das sagt die Redaktion:
Oktober 2015
Das sagt die Redaktion:
die Arbeitsbelastung während der Busy Season,
von November bis Mai, durchaus hoch. Bei vielen
Arbeitgebern könne die Mehrbelastung später
ausgeglichen werden, heißt es. Wie sich das in
der Realität niederschlägt, ist von Unternehmen
zu Unternehmen verschieden, die Stunden aber
komplett aufzuholen eher unwahrscheinlich.
„Wirtschaftsprüfer steigen nach ein paar Jahren
aus der Wirtschaftsprüfung aus und
gehen in die IndusKLISCHEE III
trie oder machen
sich selbständig“
Jana Zemmrich, 32, Wirtschaftsprüferin
bei PricewaterhouseCoopers:
Valerie Rauova, 33, Senior Manager Audit bei Deloitte:
Nach Angaben des Gehaltsportals „Gehalt.de“
haben Berufsanfänger in der Wirtschaftsprüfung
ein durchschnittliches Jahreseinkommen von
65.500 Euro. Die Arbeitszeiten sind von Arbeitgeber zu Arbeitgeber verschieden und hängen
immer auch vom jeweiligen Tätigkeitsbereich ab.
Nach Angaben der Wirtschaftsprüferkammer ist
11
Außerhalb der Busy Season halten sich die Arbeitszeiten in der Regel im Rahmen, wenngleich
überall hohe Reiseaktivitäten eingefordert werden. Und: Je höher ein Wirtschaftsprüfer auf der
Karriereleiter nach oben klettert, desto höher ist
auch das Gehalt – Führungskräfte verdienen im
Durchschnitt 130.400 Euro pro Jahr.
Tatsächlich ist die Arbeitsbelastung während der Busy Season, von November bis Mai, hoch. „Die Unternehmen veröffentlichen dann ihre Jahresabschlüsse, welche die Wirtschaftsprüfer zeitnah prüfen müssen“, erläutert
Reiner Veith, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüferkammer. Viele Arbeitgeber ermöglichen jedoch durch flexible Arbeitszeitmodelle den Ausgleich
von Überstunden, beispielsweise im Sommer.
irtschaftsprüfern wird oft unterstellt, dass sie häufig nur ein paar Jahre
im Job bleiben und danach zum Mandanten wechseln. Das ist nur teilweise der Fall. Sicher, nach ein paar Jahren muss man sich entscheiden, ob man
das Wirtschaftsprüferexamen ablegen möchte, um den Karriereweg weiter
beschreiten zu können. Einige Kollegen wechseln dann in die Wirtschaft und
manchmal sogar direkt zu einem ehemaligen Mandanten. Der Beruf des Wirtschaftsprüfers ist aber in jedem Fall abwechslungsreich und bietet eine ganze
Reihe von Entwicklungsmöglichkeiten. Als Wirtschaftsprüfer geht es darum,
das Unternehmen als Ganzes zu verstehen und die Realität hinter den bloßen
Zahlen sichtbar zu machen. Dadurch sorgen wir Wirtschaftsprüfer für Vertrauen in der Wirtschaft. Am Ende des Tages sind es die Testate, die die Entscheidungsgrundlage für den Aufsichtsrat, die Aktionäre eines Unternehmens und
der Gesellschaft sind. Um der verantwortungsvollen Aufgabe gerecht werden
zu können, müssen Wirtschaftsprüfer viel mit den Mitarbeitern des Mandanten
sprechen und die Abläufe des Unternehmens schnell und umfassend verstehen.
Wirtschaftsprüfer haben dabei mit vielen unterschiedlichen Branchen zu tun;
ganz gleich ob Automobilindustrie, Chemieunternehmen, Lebensmittelhersteller oder Banken – wir haben die Möglichkeit, überall einmal hinter die Kulissen
zu schauen. Dadurch kann es vorkommen, dass der ein oder andere Kollege
Interesse an einer Karriere außerhalb der Wirtschaftsprüfung entwickelt.“
Das sagt die Redaktion:
Grundsätzlich stimmt es, dass gerade die „Big Four“ (KPMG, Deloitte, EY
und PwC) einen starken Ausbildungscharakter besitzen und von Arbeitnehmern als Ausbildungsstätten genutzt werden, um anschließend in die
Wirtschaft zu wechseln oder sich selbständig zu machen. Allerdings sind
die Abwanderungsraten der Big Four sicherlich nicht höher als die anderer
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.
Oktober 2015
12
www.pwc.de/karriere
KARRIERE
„Wirtschaftsprüfer sind
reine Zahlenmenschen“
KLISCHEE IV
Lead,
don’t
follow
Patrick Mika, 33, Wirtschaftsprüfer und
Steuerberater bei Roever Broenner Susat
Mazars am Standort Düsseldorf:
I
ch muss gestehen, dass mein erster Berührungspunkt mit der Wirtschaftsprüfung zunächst mit
dem Zahlenverständnis eines Wirtschaftsprüfers
zu tun hatte. Das Kerngeschäft der Wirtschaftsprüfung ist die Prüfung des Jahresabschlusses
der Mandanten. Würde ich behaupten, dass eine
gewisse Affinität zu Zahlen, Buchhaltung und
Bilanzierung sowie analytisches Denkvermögen
nicht wichtig seien, würde ich mich unglaubwürdig machen.
Jedoch darf man nicht denken, dass man als
Wirtschaftsprüfer in einem verstaubten Keller
oder einsam im Büro sitzt und Gesetze sowie
Bilanzen durchwälzt. Das Gegenteil ist der Fall:
Man steht im permanenten Kontakt zu Mandanten, um die Geschäftstätigkeit des zu prüfenden Unternehmens zu verstehen sowie Risiken,
Sorgen und besondere Herausforderungen des
Mandanten zu erörtern. Dabei hat ein Prüfer täglich mit sensiblen Informationen zu tun. Soziale
Kompetenzen sollten daher unbedingt das Profil
des Wirtschaftsprüfers vervollständigen.
Ein Wirtschaftsprüfer arbeitet nicht nur
rechtskonform und an den berufsständischen
Anforderungen orientiert, sondern nimmt immer auch die Perspektive des Mandanten ein. Für
mich persönlich gehören ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und Empathie zu den Grundlagen, um auf die Sorgen und Bedürfnisse der
Mandanten einzugehen und adäquat reagieren
zu können.
Der Beruf des Wirtschaftsprüfers setzt Spaß
am Jonglieren mit Zahlen voraus. Aber ein Wirtschaftsprüfer sollte zudem über eine gewisse
Neugierde und Extrovertiertheit verfügen, da der
Kontakt zu Mandanten auf Augenhöhe und die
damit verbundenen „soften“ Faktoren für eine
erfolgreiche Prüfung den gleichen Stellenwert
haben.“
The opportunity
of a lifetime
Über 65.000 Studierende haben
entschieden: PwC ist der attraktivste
Arbeitgeber der Branche.
Starte deine Karriere jetzt bei der Nr.1
Das sagt die Redaktion:
Das Klischee ist überholt, denn Wirtschaftsprüfer haben in der Tat sehr viel mit den Kunden
zu tun, wenn der Fokus auch auf Zahlen liegen
mag und dieses Verständnis vorausgesetzt wird.
„Wer den Wirtschaftsprüferberuf anstrebt, sollte neben einem guten Zahlenverständnis auch
Oktober 2015
Interesse für Wirtschaft und Recht mitbringen“,
sagt Reiner Veith, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüferkammer. Fremdsprachen- und
IT-Kenntnisse seien ebenfalls sinnvoll. „Neben
analytischem Denken ist außerdem eine rasche
Auffassungsgabe unerlässlich. Wirtschaftsprü-
fer müssen sich in kürzester Zeit in die zu prüfenden Unternehmen hineinversetzen.“ Da in
der Prüfung auf unterschiedlichsten Ebenen
kommuniziert werden muss, sollten Interessenten außerdem ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten mitbringen.
© 2015 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten.
„PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der
PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.
14
KARRIERE
„Wirtschaftsprüfer
arbeiten meistens
für sich im stillen
Kämmerlein und
haben wenig
Abwechslung“
KLISCHEE V
Agnes Köglmayr, 31, Wirtschaftsprüferin
bei Rödl & Partner:
A
uch mir ist dieses Klischee nur allzu gut bekannt. Gerade im privaten Bereich muss ich
dieses Vorurteil oftmals richtigstellen. Wir als
Wirtschaftsprüfer genießen ein enormes Vertrauen in der Geschäftswelt. Wir müssen zwar auch
jede Menge Verantwortung übernehmen, aber
dafür wird unser Job auch nie langweilig. Jeder
Mandant wartet mit neuen Themen und Problemen auf, die es gemeinsam zu lösen gilt.
Unsere Praxis entwickelt sich vom vergangenheits- und zahlenorientierten Ansatz hin zur spannenden Prüfung von Systemen und Prozessen in
Echtzeit. Hierfür analysieren wir komplexe Geschäftsmodelle. In Familienunternehmen agieren
wir häufig als der „Kümmerer“ für alle wirtschaftlichen, rechtlichen und steuerlichen Fragen. Kein
Wunder: Niemand kennt die „Innereien“ besser
als wir. Wir unterstützen und steuern die wichtigen Projekte wie beispielsweise Auslandsexpansionen oder Unternehmensnachfolgen.
Wir sind somit mitten im Geschehen und pflegen intensiven Mandantenkontakt, so dass die
Arbeit im „stillen Kämmerlein“ keineswegs auf
uns zutrifft. Wir präsentieren unsere Ergebnisse
vor Vorständen, Geschäftsführern, Aufsichtsräten und Gesellschaftern. Wirtschaftsprüfer zu
sein heißt, in Teams zu arbeiten, die mit unterschiedlichen Professionen besetzt sind. Von uns
erwartet man deshalb Projektsteuerungs- und
Führungskompetenz. Wir müssen ständig mit der
Zeit gehen und uns den aktuellen Entwicklungen
anpassen. Abwechslungsreich ist unser Job also
allemal.“
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Das sagt die Redaktion:
Das Klischee ist nicht mehr aktuell. Wirtschaftsprüfer haben engen Kundenkontakt und deshalb
aufgrund der Themen, mit denen sie in Kontakt
kommen, einen abwechslungsreichen Beruf – so
abwechslungsreich wie die Mandanten selbst.
„Wirtschaftsprüfer müssen gut mit Menschen
umgehen können“, sagt Reiner Veith, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüferkammer. „Während
der Prüfung muss auf unterschiedlichsten Ebenen
kommuniziert werden.“ Da Wirtschaftsprüfer vor
Ort in den jeweiligen Unternehmen arbeiten, sollten Interessierte auf jeden Fall Reisebereitschaft
mitbringen.
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Oktober 2015
16
KARRIERE
KARRIERE
Wie wird man
Vorstand bei KPMG,
Christian Sailer?
Karrierepfade
Karrierestationen
1987
Christian Sailer
Geboren am
30.04.1967 in
Kempten/Bayern
FLEXIBEL SEIN
UND CHANCEN NUTZEN
Nach der Schule entschied sich
der gebürtige Kemptener zunächst
für ein reines BWL-Studium in
Nürnberg. Und das, obwohl Mathe
in der Schule nicht zu seinen Lieblingsfächern gehört hatte. „Ich mochte Deutsch – Hermann Hesse habe ich immer gerne gelesen“, erinnert er sich. Obwohl
er auch Kunst nicht besonders gern mochte,
hatte er damals den Berufswunsch, in einer
Werbeagentur zu arbeiten. „Ich wollte Werbung für eine große Marke wie Coca-Cola
machen“, berichtet er. Deswegen wählte Sai-
Oktober 2015
Berufseinstieg
bei PricewaterhouseCoopers in München
1995
Partner,
KPMG, Detroit,
USA
WirtschaftsprüferExamen
1998
2000
Manager, KPMG
German Practice,
New York, USA
2002
2004
Senior Manager,
KPMG Grundsatzabteilung, Berlin
Bereichsvorstand
Audit, KPMG
2007
Seit 2014
Partner,
KPMG, München
chen, aber das Verlangen nach neuen Herausforderungen, das besitzt er
noch immer. „Es ist für mich Stärke und Schwäche zugleich“, sagt er. „Es ist
Teil meiner Person und prägt noch immer meine Karriere.“
Sailers Karrieretipps
Bleiben Sie mobil und mental flexibel. Haben Sie den Mut,
die eigene Komfortzone zu verlassen und die Chancen, die
sich bieten, zu nutzen.
Halten Sie an einer Vision fest, nicht an einem starren
Karriereplan.
Entwickeln Sie in Phasen der beruflichen Stagnation Durchhaltewillen. Die nächste Chance ergibt sich zur richtigen Zeit.
Wir wollen weiter wachsen.
Wachsen Sie mit uns.
Warth & Klein Grant Thornton gehört zu den
zehn größten deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Über 750 Mitarbeiter betreuen
an zehn Standorten in Deutschland neben
börsennotierten Unternehmen den dynamischen
Mittelstand. Was uns auszeichnet, ist die Nähe
zu unseren Mandanten. Schwerpunkte unserer
Arbeit sind Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,
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Karrierechancen in einem spannenden, internationalen Umfeld bietet – und auch darüber
hinaus hervorragende Perspektiven: hoch
qualifizierte Kollegen, konsequentes Investment
in Schulung und Weiterbildung und eine Unternehmenskultur, die geprägt ist von Offenheit
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Fotos: Privat, KPMG
E
1994
AN EINER VISION FESTHALTEN
Nach zwei Jahren schrieb Sailer aus New York sein Wirtschaftsprüfer-Examen
und verlängerte danach seinen Aufenthalt in der Metropole um weitere zwei
Jahre. „Nach vier Jahren in einer Stadt muss man sich entscheiden, ob man
sein Leben dort weiterführen möchte oder nicht.“ Christian Sailer zog mit seiner Frau nach Berlin. Dort arbeitete er in der Grundsatzabteilung. „In Berlin
lernte ich, sehr detailliert zu arbeiten und Probleme strukturiert zu lösen.“
Doch nach nur zwei Jahren in der deutschen Hauptstadt zog es Sailer wieder
ins Ausland, er hatte Schanghai und Detroit zur Auswahl – und entschied sich
schließlich für einen Umzug nach Detroit im US-Bundesstaat Michigan.
Sailer rät für die Karriere zu Mobilität und mentaler Flexibilität. „Jungen
Mitarbeitern rate ich, mutig zu sein, die eigene Komfortzone zu verlassen
und die Chancen, die sich bieten, zu nutzen.“ Eines sei jedoch wichtig: immer an einer Vision festzuhalten. „Ich wollte immer international arbeiten
und irgendwann eine Führungsaufgabe übernehmen“, beschreibt Sailer
seine Berufsziele. Seit 2007 lebt Christian Sailer mit seiner Familie in Mün-
Text: Lisa König
ler im Studium den Schwerpunkt Marketing. Unter Wirtschaftsprüfung konnte sich der heute 48-Jährige damals
nur wenig vorstellen.
Eher aus Zufall gelangte Sailer dann doch während
seines Studiums zur Wirtschaftsprüfung. „Es gab in der
Uni einen Aushang für einen Recruiting-Tag bei einer
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit anschließendem
Abendessen“, erzählt er. „Zusammen mit einem Freund
habe ich mich dafür beworben.“ Im Anschluss an den Recruiting-Tag bewarb sich Sailer für ein Praktikum. „Ich
wusste nicht, was mich erwartet, aber ich wollte es
ausprobieren.“
Im Praktikum fand Sailer schnell
Gefallen an der Wirtschaftsprüfung. Die ersten Wochen verbrachte er bei Schulungen in Lübeck und Tirol, eines der ersten
Mandate im Praktikum führte
ihn an den Bodensee. Neben der
Reisetätigkeit schätzte er auch
noch eine andere Eigenschaft:
„In der Wirtschaftsprüfung gibt
es Zahlen und Regeln, an denen
man sich orientieren kann“, sagt
Sailer. „Das empfand ich im Gegensatz zum Marketing als sehr komfortabel.“
Und so kam es, dass sich Sailer
nach seinem Abschluss zum DiplomÖkonom an der Universität Augsburg
für eine Karriere in der Wirtschaftsprüfung entschied. Seine Karriere bei
KPMG begann 1995, für eine der ersten
Stationen ging es von Augsburg nach
New York. Das Geld reichte für ein kleines Apartment in der Upper East Side.
Sailers Berufsleben damals war stressig,
ständig saß er im Flieger und reiste zu
den Kunden quer durch Nordamerika.
In dieser Zeit habe er vor allem gelernt,
sich selbst zu organisieren. „Oft muss-
Einstieg als
Prüfungsassistent bei KPMG,
München
te ein Job innerhalb von zwei Tagen erledigt sein. Ansonsten nahm ich die
Arbeit noch mit zum nächsten Kunden.“
Christian Sailer mochte als Schüler keine Mathematik und wollte lieber in einer großen
Werbeagentur arbeiten. Trotzdem hat er als Wirtschaftsprüfer Karriere gemacht.
in kleines Apartment, keine 60 Quadratmeter, irgendwo in
der Upper East Side, New York City. Aus dem Küchenfenster im 25. Stock reicht der Blick bis zu den Wipfeln des
Central Parks und der Skyline der Upper West Side. So oder so
ähnlich muss in den Jahren von 1998 bis 2002 Christian Sailers
Ausblick aus seiner New Yorker Wohnung gewesen sein. Damals
hatte der heutige Head of Audit gerade bei KPMG in New York
angefangen, war noch kein examinierter Wirtschaftsprüfer. „Das
Geld reichte meist bis zum 20. des Monats“, erzählt er. „Danach
war ich oft Stammgast im chinesischen Schnellrestaurant an der
Straßenecke.“ Seit diesen Jahren in New York ist in Sailers Karriere
viel passiert.
Christian Sailer sitzt in der futuristischen Cafeteria der
Frankfurter Niederlassung von KPMG am Flughafen Frankfurt. Der Raum unter der großen
verglasten Kuppel ist eingerahmt von BüroStockwerken mit bodentiefen Fenstern. An der
Kaffeebar unterhalten sich Männer in Anzügen mit Frauen in Kostümen und High Heels.
Christian Sailer setzt sich auf eine der Bänke
ohne Lehne, in der Hand ein Kaffeebecher
aus Pappe, das Modell „To go“. Das Bild
passt gut zu Sailers Lebenslauf. Eine
gewisse Aufbruchsstimmung zieht sich
durch seine gesamte Karriere.
Abschluss zum
Abitur am
Diplom-Ökonom
Allgäu-Gymnasium, an der Universität
Kempten
Augsburg
17
So fing alles an: Christian Sailer bei seiner Einschulung
1973 in Kempten.
Aachen • Dresden • Düsseldorf • Frankfurt • Hamburg • Leipzig • München • Stuttgart • Viersen • Wiesbaden
© 2015 Warth & Klein Grant Thornton AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Warth & Klein Grant Thornton AG
ist die deutsche Mitgliedsfirma von Grant Thornton International Ltd (Grant Thornton International). Die
Bezeichnung Grant Thornton bezieht sich auf Grant Thornton International oder eine ihrer Mitgliedsfirmen. Grant
Thornton International und die Mitgliedsfirmen sind keine weltweite Partnerschaft. Jede Mitgliedsfirma erbringt
ihre Dienstleistungen eigenverantwortlich und unabhängig von Grant Thornton International oder anderen
Mitgliedsfirmen.
MC5909
Oktober 2015
www.de.ey.com/karriere
#BuildersWanted
„EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED 0417.
Erreichen, was
unerreichbar
scheint.
20
KARRIERE
KARRIERE
Master of
Wirtschaftsprüfer
Der kurze Weg
zum Wirtschaftsprüfer – so geht’s:
1. Möglichkeit:
Steuerberater-Examen ablegen
Die Prüfungen zum Steuerrecht im
Wirtschaftsprüfer-Examen entfallen.
Das Wirtschaftsprüfer-Examen gehört zu den härtesten Prüfungen
im deutschen Bildungswesen. 2014 sind mehr als 40 Prozent
der Teilnehmer im ersten Anlauf durchgefallen. Doch es gibt Wege,
die das Examen erleichtern.
2. Möglichkeit:
Masterstudium nach § 8 a Wirtschaftsprüferordnung absolvieren
Die Prüfungen „Angewandte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre“ sowie „Wirtschaftsrecht“ entfallen.
Damit müssen nur noch vier von sieben Prüfungen im WirtschaftsprüferExamen abgelegt werden.
Text: Lisa König, Foto: Robert Zolles
J
anine Bayer steht im 50. Stock eines Wolkenkratzers in Frankfurt am Main. Auf der
Dachterrasse ist es windig. Immer wieder
zupft sie ihren Blazer zurecht, streicht sich ihre
blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht. Hinter
ihr erhebt sich Frankfurts Skyline. In den verglasten Wolkenkratzern der großen Banken spiegelt
sich der bewölkte Himmel. Janine Bayer ist angehende Wirtschaftsprüferin, das Dach, auf dem
sie steht, gehört zum PwC-Turm in Frankfurt –
ihrem Arbeitsplatz. Banken gehören zu ihren
Kunden in der Prüfung. Es ist ein heißer Mittwochnachmittag im August, doch nicht nur die
Hitze bringt Janine Bayer derzeit ins Schwitzen,
denn: Janine steckt gerade mitten in den Prüfungen zum Wirtschaftsprüfer-Examen.
Insgesamt sieben Prüfungen in den Fächern Prüfungswesen, Angewandte Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre,
Wirtschaftsrecht sowie Steuerrecht müssen
angehende
Wirtschaftsprüfer
absolvieren.
Laut Angaben der Wirtschaftsprüferkammer
bestanden 2014 57,2 Prozent der zugelassenen
Kandidaten das Examen im ersten Anlauf. 15,1
Prozent der Teilnehmer erreichten die Ergänzungsprüfung, konnten also Teile der Prüfung
wiederholen. Das Angebot an entsprechenden
Vorbereitungskursen ist groß, denn: Das Wirtschaftsprüfer-Examen gehört mit seiner Fülle an
Lerninhalten und den hohen Durchfallquoten
zu den härtesten Prüfungen im deutschen Bildungswesen.
SO LÄSST SICH DAS EXAMEN
ABKÜRZEN
Doch es gibt Wege, die das schwierige Examen
verkürzen und etwas erleichtern (siehe Infokasten). Eine Möglichkeit ist, zunächst das Steuerberater-Examen abzulegen. Dadurch entfallen
im Wirtschaftsprüfer-Examen die Prüfungen
Oktober 2015
ren zu jeweils 50 Prozent. Die Studienphase findet dabei außerhalb der „Busy Season“ von Mai
bis Oktober statt, in der Wirtschaftsprüfer in der
Regel am meisten Aufträge haben. „Dieses Masterstudium bot mir die Möglichkeit, nach dem
Bachelor direkt ins Berufsleben einzusteigen und
gleichzeitig das Studentenleben noch beizubehalten“, erzählt Janine. Neben dem Programm
der Big Four gibt es auch weitere Hochschulen,
die nach § 8 a WPO akkreditierte Studiengänge
anbieten. Solche Masterstudiengänge bieten zum
Beispiel die Europäische Fernhochschule Hamburg, die Hochschule Fresenius in Köln oder die
Hochschule Pforzheim.
zum Steuerrecht. Aber auch ein Masterstudium
ist eine beliebte Abkürzung. Janine hat sich für
einen berufsbegleitenden Master entschieden.
Ihr Studiengang gehört dem Masterprogramm
„Audit Xcellence“ an, das von den vier großen
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, EY,
21
KPMG und PricewaterhouseCoopers ins Leben
gerufen wurde. Hochschulen in Düsseldorf,
Lüneburg, Frankfurt und Mannheim bieten
diesen nach § 8 a WPO akkreditierten Masterstudiengang an. Dreieinhalb Jahre dauert das
Programm, die Teilnehmer arbeiten und studie-
Janine Bayer steht auf dem Dach
des PwC-Towers in Frankfurt am Main.
Sie hat das Masterprogramm Audit
Xcellence absolviert.
MASTERTITEL
UND EXAMENSVORBEREITUNG
Janine absolvierte ihren Master of Science in
Auditing an der Frankfurt School of Finance &
Management. „Der Master Auditing bereitet die
Studierenden wissenschaftlich auf die Tätigkeit
als Wirtschaftsprüfer vor“, erklärt Edgar Löw,
Programmdirektor des Masterstudiengangs an
der Frankfurt School of Finance and Management. In der Masterarbeit beschäftigen sich die
Studierenden mit einer Problemstellung aus dem
Gebiet der Wirtschaftsprüfung. „Im Anschluss an
die Masterarbeit findet in einem Repetitorium
die gezielte Vorbereitung auf das Wirtschaftsprüfer-Examen statt“, erklärt Löw. „Gerade die
Kombination aus Masterabschluss und Examensvorbereitung motiviert die Studierenden zum berufsbegleitenden Studium.“
Tatsächlich verbessert sich durch die Alternativangebote die Durchfallquote der Masterabsolventen im Examen. Laut Angaben der Wirt-
3. Möglichkeit:
Masterstudium nach § 13 b Wirtschaftsprüferordnung absolvieren
Hierdurch haben angehende Wirtschaftsprüfer die Möglichkeit, Prüfungsleistungen, die im Rahmen des
Studiums erbracht wurden, ebenfalls
auf die Prüfungsgebiete „Angewandte
Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre“ und „Wirtschaftsrecht“
anrechnen zu lassen. Im Gegensatz zu
nach § 8 a WPO akkreditierten Masterstudiengängen prüft allerdings zuvor
eine zuständige Prüfstelle, ob und welche Studieninhalte anerkannt werden.
schaftsprüferkammer haben 2014 64 Prozent der
§8a-Absolventen im ersten Anlauf bestanden,
16 Prozent erreichten die Ergänzungsprüfung.
Doch die guten Ergebnisse haben ihren Preis:
Janine begann mit der Vorbereitung für das Examen direkt nach der Abgabe ihrer Masterarbeit.
In der heißen Phase vor dem Examen habe sie
im Schnitt acht Stunden pro Tag gelernt. „Meine
freien Tage in der Zeit vom Verfassen der Masterarbeit bis zur ersten Examensklausur habe ich
in guter Erinnerung behalten – es waren nicht
so viele“, sagt sie und ergänzt: „Um den ganzen
Lernstoff gut zu bewältigen, sollte man sehr gut
organisiert sein.“ Die Trennung zwischen Beruf
und Studium funktioniere in den ersten Jahren
des Studiums gut, zum Ende hin müsse man sich
aber auch während der Busy Season mit dem
Lernstoff beschäftigen, sagt sie.
Als Lohn für diese Mühen bietet sich den
Masterabsolventen auch die Möglichkeit einer
Karriere abseits der Wirtschaftsprüfung. „Wirtschaftsprüfer sind von Unternehmen sehr gesucht“, weiß Programmdirektor Löw. „Der Masterabschluss wird unabhängig vom Bestehen des
Wirtschaftsprüfer-Examens verliehen und qualifiziert auch für eine Karriere in der Industrie.“ All
die durchgelernten Feierabende und Wochenenden hätten sich jedenfalls gelohnt, findet Janine
Bayer. Als die erste Examensprüfung anstand,
war sie kaum aufgeregt. „Das Examen fühlt sich
ein bisschen wie ein großer Endgegner an – um
ehrlich zu sein, war ich froh, als die Prüfungen
endlich anfingen“, sagt sie. Die Ergebnisse des
Examens gibt es zwar erst zum Ende des Jahres,
den Masterabschluss hat Janine aber schon jetzt
in der Tasche.
Oktober 2015
22
KARRIERE
KARRIERE
Jeder Tag ist anders
„Die Generation Y
gehört längst dazu“
Die FAQs der Wirtschaftsprüfung, beantwortet vom
Institut der Wirtschaftsprüfer
Was erwartet mich als Hochschulabsolvent an meinen ersten Tagen
in der Wirtschaftsprüfung?
Das Reizvolle ist, dass es keinen typischen
Arbeitsalltag gibt. Durch die verschiedenen
Mandanten können sowohl die Einsatzorte wie
auch die Aufgabengebiete ganz unterschiedlich
aussehen. Falls man im Bereich Abschlussprüfung arbeitet, ist es üblich, dass man während
einer Prüfung fest zu einem Prüfungsteam
gehört.
Das Berufsbild Wirtschaftsprüfer wandelt sich. Doch wie
reagieren die Arbeitgeber darauf? Marcus K. Reif,
Head of Recruiting & Employer Branding für Deutschland,
Österreich und die Schweiz bei EY, findet Antworten.
Interview: Daniel Schleidt
Wie beschreiben Sie den modernen
Wirtschaftsprüfer?
Die Unternehmen befinden sich in volatilen
Zeiten mit entgrenzten Märkten und weiterhin steigenden regulatorischen Bedingungen.
Die Digitalisierung, die Automatisierung der
Abläufe und die zunehmenden Transaktionen
verlangen den Unternehmen alles ab. Innovationsfähigkeit, Wendigkeit, schnellere Produktund Entwicklungszyklen – und das alles bei
bester Qualität der Bilanz. In diesem Umfeld
bewegen sich unsere Kollegen bei Topkunden
aus allen Branchen. Die Wirtschaftsprüfer
prüfen Jahres- und Konzernabschlüsse, aber
auch die Kreditwürdigkeit, die Wirtschaftlichkeit oder auch Kontroll- und IT-Systeme unserer
Kunden. Durch ihr Wissen über das Geschäft
der Unternehmen beraten sie bei der Betriebsführung und Organisation von Unternehmen,
bei der Finanzierung oder bei der Unternehmensnachfolge. Als Wirtschaftsprüfer können
Sie Wirtschaft live erleben und gestalten!
Die Fluktuation bei EY und den Big
Four der Wirtschaftsprüfung liegt über
Oktober 2015
10 Prozent. Droht hier für Young
Professionals eine Karrierefalle?
Mitarbeiter kündigen, das ist Teil der Wirklichkeit. Wir beobachten über die vergangenen
Dekaden hinweg, dass sich die Fluktuationsraten
erhöhen. Gerade die nachfolgenden Generationen haben weniger Geduld und ziehen für
meinen Geschmack vorschnell die Konsequenz.
Doch gerade diese Generationen Y und Z haben
doch alle Möglichkeiten für eine herausragende
Karriere. Die Fluktuation bei Senioritäten mit
wenigen Jahren Berufserfahrung führen zu neuen Disziplinen in den Gesellschaften. Wir sind
mit dem Recruiting für Berufserfahrene neue
Wege gegangen und rekrutieren schon fast ein
Drittel unserer neuen Kollegen mit respektabler
Berufsexpertise. Das ist eine Chance für viele
Young Professionals und eine weitere Herausforderung für Arbeitgeber. Ich bin sicher, dass
die althergebrachte Überzeugung, dass „gute“
Biographien nur zwei bis drei Arbeitgeber aufweisen sollten, nicht mehr gilt. Die Generation Y
wird dreimal so viele Arbeitgeber haben wie ihre
Großeltern und doppelt so viele wie ihre Eltern.
Die Arbeitswelten verändern sich stetig, etwa aufgrund der Digitalisierung.
Wie reagieren Sie darauf mit Blick auf
die Skills, die Bewerber mitbringen
müssen?
Die Aussagekraft von Noten an den Hochschulen ist zurückgegangen. Bachelorabsolventen
sind nach der Bologna-Reform auf dem Papier
deutlich homogener. Die fehlende Praxiserfahrung erschwert die Auswahl. Und zu viele
Unternehmen schauen nur auf die Noten, die
allerdings herzlich wenig mit der künftigen Performance gemein haben. Wir sind deshalb vor
zwei Jahren dazu übergegangen, neue Kollegen
nach Potential und Talent einzustellen. Wir
können so aus einer eher subjektiven Personalauswahl der Vergangenheit in die praktischen
Welche Soft Skills sind bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften besonders gefragt – und wie kann ich sie erwerben?
Hohe Lernbereitschaft, analytisches Denken,
Zahlenverständnis, selbständiges Arbeiten,
Skillsets des künftigen Berufs einsteigen. Für
diesen Zweck haben wir ein Online-Assessment
in unseren Bewerbungsprozess eingebaut, das
vor dem persönlichen Gespräch stattfindet. Das
gibt uns im Gespräch wunderbare Ansätze, um
über die Einsatzmöglichkeiten im Unternehmen
eine gute Unterhaltung zu führen. „Wir bewerben uns bei den Bewerbern“ ist unser Leitspruch
der Candidate-Experience. Denn Soft Skills wie
Kommunikationsfähigkeit und soziale Adaptionsfähigkeit sind viel wichtiger als Noten.
Generation Y, Generation Z: Wie
stellen moderne Recruiter ihr EmployerBranding auf die veränderten Anforderungen neuer Generationen ein?
Bei vielen Unternehmensberatungen macht die
Alterskohorte der Generation Y heute schon
zwei Drittel der Belegschaft aus. Das, was heute
über die Gen Y geschrieben steht, hört sich für
einige Führungskräfte wie Zukunftsmusik an.
Die Wahrheit ist, dass die Gen Y mit all ihren
Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen und
Neigungen schon längst zur Unternehmensrealität gehört. Die Gen Z übrigens kennt eine Welt
ohne Internet nicht. Sie wurde geboren in eine
vernetzte Welt. Aus einem reinen Arbeitgebermarkt ist ein konzentrischer Arbeitnehmermarkt
geworden. Der demographische Wandel und die
Digitalisierung auf der einen, die Globalisierung
und der Wertewandel der Generationen Y und
Z auf der anderen Seite machen die Arbeitswelt
komplexer als zuvor. Und über die Generation
Alpha gibt es noch nicht so vieles zu erzählen,
die Damen und Herren sind gerade maximal
fünf Jahre alt.
Foto: Lukas Kawa
Herr Reif, Wirtschaftsprüfer werden
gern auf Zahlenmenschen mit wenig
Freizeit reduziert. Bereiten Ihnen
derlei Klischees Schwierigkeiten bei
der Rekrutierung guter Leute?
Klischees bestehen immer zu einem Teil aus
Wahrheit und zu einem anderen Teil aus Vorurteil. Der Beruf des Wirtschaftsprüfers hat sich
in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark weiterentwickelt, die Klischees sind geblieben. Wir
verstehen diese Herausforderung als Teil unserer
Arbeitgeberstrategie, alle Seiten des Berufs zu
beleuchten. Und da EY die Trends der Wirtschaft
– Demographie, knapper Arbeitsmarkt, Digitalisierung – frühzeitig angeht, können wir auch die
Kultur im Unternehmen modernisieren.
Mobilität, Kommunikationsfähigkeit. Bewerber sollten teamfähig sein und sich nicht davor
scheuen, Verantwortung zu übernehmen.
Wie sind derzeit die Aussichten in
der Wirtschaftsprüfung?
Wirtschaftsprüfer ist ein Topjob mit Zukunft.
Der Beruf bietet vielfältige Einsatzgebiete: die
Prüfung von Jahres- und Konzernabschlüssen,
eine Vielzahl weiterer Prüfungen, beratende,
gutachterliche und treuhänderische Tätigkeiten.
Prüfer sind vom mittelständischen Familienunternehmen ebenso gefragt wie von der öffentlichen Hand oder börsennotierten Unternehmen.
Hierzu zählen Automobilhersteller, Handelsunternehmen, Versicherungen – kurz: jede
Branche.
Ich bin Absolvent eines nichtwirtschaftlichen Studiengangs. Kann ich
trotzdem Wirtschaftsprüfer werden?
Früher verlangte das Gesetz für die Zulassung
zum Berufsexamen bestimmte Studienrichtungen. Heute ist auch Quereinsteigern der
Berufszugang möglich. Für die Bestellung zum
Wirtschaftsprüfer ist das Bestehen des Berufsexamens entscheidend, das für alle gleich ist.
Bei der Bundeswehr ist Ihr Expertenwissen gefragt – mit oder ohne Uniform.
Wollen Sie mit einzigartiger Technik arbeiten, die es sonst nirgendwo gibt? Wenn Sie einen Bachelor, Master oder ein Diplom (FH oder Uni)
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des Studiums bestimmen das erste Bild eines Bewerbers. Die Entscheidung hängt vom Gesamteindruck ab, vor allem Persönlichkeit zählt.
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23
CAMPUS
CAMPUS
CAMPUS
Wie studiert es sich
an der Uni Stuttgart?
Idris Tekin, 20, Maschinenbau
„Ich wollte zum Studium eigentlich nach Ulm oder in
eine andere Stadt ziehen, damit ich mal was Neues sehe.
Dann wurde ich an der Uni Stuttgart angenommen und
bin geblieben. Ich bin Stuttgarter und mag die Stuttgarter
– auch wenn manche sie für ‚versnobt‘ halten. Man kann
hier gut feiern, und auch wenn die Uni nicht ganz
so schön ist, hat sie eine gute Ausstattung.“
Teilen auf
Fidschianisch
Protokoll: Isabel Werthmann
Was mir an der fidschianischen Kultur am besten gefällt: Jeder teilt (fast) alles mit jedem. Auf
dem Campus lernen wir oft in Gruppen. Viele
bringen dann etwas zu essen für einen Snack
zwischendurch mit. Es ist völlig normal, dass
die mitgebrachten Speisen immer für alle in die
Mitte gestellt werden. So ist es nicht nur beim
Essen, sondern auch mit vielen anderen Dingen.
Egal wie viel oder wenig man hat, es ist selbstverständlich, dass man es teilt. So bin ich auch
in Kontakt zu den Insulanern gekommen: Nach
einem Rugby-Spiel an der Uni gab es ein traditionelles Kava-Trinken mit den Leuten aus der
Mannschaft. Kava ist ein Pulver, das aus einer
heimischen Pflanze hergestellt wird und eine
entspannende Wirkung hat. Das trinken die Leute hier ständig, überall und stundenlang. Dabei
schmeckt es nicht mal gut. Bei dieser gemeinschaftlichen Zeremonie habe ich meine fidschianischen Freunde kennengelernt.
Im Alltag gibt es viele Verhaltensregeln, an die
ich mich gewöhnen muss. Wenn man sich begrüßt
und sich vorstellt, gucken sich Fidschianer nicht
in die Augen, sondern auf den Boden. Das ist ein
Zeichen des Respekts gegenüber der anderen
Person, während das bei uns ja als unhöflich gilt.
Deswegen tue ich mich damit immer noch schwer.
Neulich waren mein Freund und ich in der Kirche
und auf eine anschließende Neujahrsfeier bei seiner Familie eingeladen. Dort wird gegessen und
getanzt, und alle trinken Kava, aber es gibt auch
einige Regeln zu beachten. Wenn man ein fremdes Haus betritt, sollte man beispielsweise keine
Schuhe und einen langen Rock tragen, der Sulu
genannt wird. Außerdem ist es unhöflich, zu stehen. Ich hatte aber keinen Rock in der richtigen
Länge. Weil meiner über dem Knie endete, durfte ich nicht im Schneidersitz sitzen, und stehen
ging eben auch nicht. Das war nicht die bequemste Neujahrsfeier meines Lebens. Dafür werde ich
meine Garderobe jetzt um einen Sulu bereichern.
Berit Gerhards, 25, studiert im vierten
Semester Pacific Studies in Fidschi.
In Deutschland macht sie ihren Master in
Ethnologie mit Nebenfach Skandinavistik
an der Universität Göttingen.
Oktober 2015
25
NACHGEFRAGT
Daniyal Karimi, 20, Fahrzeug- und Motorentechnik
„Der Campus in Stuttgart ist wie ein großer Plattenbau,
also ziemlich hässlich. Ich komme aus Schwäbisch Hall,
weshalb Stuttgart für mich eine Großstadt ist. Überzeugt
haben mich aber die hier ansässigen Firmen, wie Porsche
und Daimler. Stuttgart ist das Automobilzentrum Deutschlands und passt ideal zu meinem Studium.“
Sarah, 21, Umweltschutztechnik
„In Stuttgart kann man super feiern gehen. Am Wochenende fahren auch Nachtbusse, was praktisch ist. Nur unter
der Woche würde ich mir eine bessere Verkehrsanbindung
wünschen – da ist nämlich ab 1 Uhr schon Schluss. Mein
Studiengang ist relativ klein, weshalb man sich auf dem
Campus erkennt. Was mich an Stuttgart nervt, ist die
ewige Baustelle um Stuttgart 21.“
Alper Eker, 20, Maschinenbau
„Stuttgart hat viele Grünanlagen, Parks und gute Shoppingmöglichkeiten – das gefällt mir. Stuttgart ist zwar eine
Großstadt, aber das fällt auf den ersten Blick nicht so auf.
Mir kommt die Stadt manchmal wie ein großes Dorf vor.
Ich könnte mir vorstellen, auch nach meinem Studium
hier zu leben und zu arbeiten. Schließlich sitzen hier all
die großen Firmen wie Daimler, Bosch oder Porsche.“
Studierende zieht es nach
Deutschland
Fotos: Privat, Lien Herzog, Christoph Spiegel
24
Deutschland ist attraktiv für Studierende aus dem Ausland. Das belegt
die Zahl der ausländischen Studierenden in Deutschland, die im Jahr 2014
einen neuen Rekord erreichte: 301.350 Ausländer haben sich vergangenes Jahr an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Nach den USA und
Großbritannien ist Deutschland damit inzwischen das beliebteste Gastland. Besonders groß ist der Zuwachs in den Masterstudiengängen. Beliebt
sind insbesondere die Ingenieurwissenschaften. Ziel des Bundes und der
Länder ist es, bis 2020 350.000 ausländische Studierende an deutschen
Hochschulen auszubilden. „Die weltweite Mobilität fördert nicht nur den
wissenschaftlichen und kulturellen Austausch, wir möchten auch gute
Fachkräfte für uns gewinnen. Wir brauchen die besten Köpfe von überallher, um unsere Innovationskraft zu erhalten und den demographischen
Wandel zu meistern“, so Bundesbildungsministerin Johanna Wanka.
Die Top-Studienkredite
Rund 60.000 neue Studienkreditverträge wurden laut CHE, dem Centrum
für Hochschulentwicklung, im vergangenen Jahr in Deutschland abgeschlossen. Der CHE-Studienkredit-Test stellte insgesamt 31 Studienkredite,
Studiendarlehen und Bildungsfonds auf den Prüfstand. Das Ergebnis:
Viele Angebote erreichten Spitzenergebnisse in gleich mehreren der fünf
Bewertungskategorien (Zugang, Kapazität, Kosten, Risikobegrenzung und
Flexibilität). Hier die besten im Überblick:
Spitzenergebnisse in 5 von 5 Kategorien:
Sparkasse Herford: Studentenkredit
Spitzenergebnisse in 4 von 5 Kategorien:
Brain Capital: LL.M. Bildungsfonds
Brain Capital: MBA Bildungsfonds
CareerConcept: Bildungsfonds zur sozialverträglichen
Studienfinanzierung
Deutsche Apotheker- und Ärztebank: apoStudienKredit
Deutsche Bildung: Deutsche Bildung Studienförderung
Festo/CareerConcept: Festo Bildungsfonds
Bundesverwaltungsamt: Bildungskredit Darlehenskasse der
Studentenwerke in Nordrhein-Westfalen: Zinsloses Studiendarlehen/DakaDarlehen
Studentische Darlehnskasse Berlin: Studienabschlussdarlehen
Brain Capital: Umgekehrter Generationenvertrag
(für die WHU Vallendar)
Quelle: CHE-Studienkredit-Test 2015
ORCHIDEENFACH DES MONATS
Tanzwissenschaft
Allein unter Frauen: Valentin
Schmehl (Foto) studiert im
Master Tanzwissenschaft an
der Freien Universität Berlin.
Unter den 20 Studierenden
ist er aktuell der einzige
Mann. Das stört den 24-Jährigen wenig, denn Tanzen
ist für ihn mehr als nur ein
Hobby. Nach dem Bachelor
in Interkulturellem Kulturmanagement, Kunstgeschichte und Bildungswissenschaft wollte sich Valentin auch im Studium mit dem Tanzen auseinandersetzen. Besonders überzeugt hat ihn bei der Entscheidung die Tatsache,
im Tanzwissenschaft-Master von Vertretern der internationalen Tanzszene
lernen zu können. „Wir arbeiten jedes Jahr in einer praktisch-theoretischen
Projektarbeit mit einem internationalen Choreographen zusammen.“ Neben
der Liebe zum Tanzen sollten Interessenten auch Kreativität und Offenheit
für Neues mitbringen. „Experimentierfreudigkeit ist eine der Grundvoraussetzungen, wenn man Tanzwissenschaft studieren will.“ Das Masterstudium
qualifiziert für Tätigkeiten mit einer Spezialisierung auf Tanz in Theatern
und anderen kulturellen Institutionen, aber auch für Jobs in Wissenschaft,
Publizistik, Kulturmanagement oder Kommunikation.
Valentin Schmehl, 24, Freie Universität Berlin
Oktober 2015
26
CAMPUS
„Wir sind nicht
komischer
als andere
Fachschaftsclubs“
Lange galten Studentenverbindungen als Männerdomäne.
Seit gut zehn Jahren ziehen die Damen nach. Doch was
steckt dahinter? Emanzipation? Oder Imitation? Unsere
Autorin hat die erste reine Damenverbindung Münchens
bei ihrem Stiftsfest besucht.
Text: Lien Herzog, Fotos: Lisa Hinder
D
er Zipfelbund muss sitzen. Bedächtig
knipst Christina das Erkennungszeichen
der Akademischen Damenverbindung
(ADV) Selenia zu München an ihr Jackett. „Ist
der Zipfelbund auf der richtigen Seite?“ Christina ist sich unsicher. Wenn sie oder ihre Kameradinnen Band, Mütze und Zipfelbund, die
sogenannte Couleur, tragen, dann muss alles
am richtigen Platz sein. „Das Band muss über
die rechte Schulter“, erklärt sie, der Zipfelbund
gehöre nach rechts ans Jackett, „und die Mütze muss gerade sitzen“. In wenigen Stunden
beginnt das 11. Stiftsfest der Verbindung. Zahlreiche kleine Bänder am Zipfelbund erinnern
Christina an verschiedene Phasen in der Korporation: eines an ihre Fuxenzeit, die eine Art
Probezeit darstellt. Eines an ihr Leitmädel, die
bis heute die Rolle einer Mentorin innehat. Aber
auch Bänder von befreundeten Verbindungen
sind dabei. In einer Verbindung schließe man
nicht nur Freundschaften fürs Leben, sondern
lerne auch fürs Leben, sagt sie, „denn hier können wir im kleinen Rahmen üben, Verantwortung zu übernehmen und uns aufs richtige Leben vorzubereiten“.
Christina hat schon vor über elf Jahren Verbindungsluft geschnuppert, weil ihr damaliger
Freund Mitglied in einer Männerverbindung
war. Damals habe sie sich oft nur als Anhängsel gesehen – und entschloss sich deshalb, der
seinerzeit neu gegründeten ADV Selenia beizutreten. Seit die Zahl der Damenverbindungen
Oktober 2015
seit etwa zehn Jahren stetig wächst, gibt es eine
Diskussion darüber, ob sie nun ein Zeichen von
Emanzipation sind – oder nur eine reine Imitation der Herrenverbindungen. Der Verbindungskritiker Stephan Peters äußert sich eindeutig:
„Das ist eine falsch verstandene Emanzipation.
Die Damen übernehmen das Brauchtum und
die Organisationsform der Herren, sind also
schlichtweg eine Kopie und feiern dann ihre
Emanzipation.“ Peters war selbst viereinhalb
Jahre Mitglied in einer Studentenverbindung in
Marburg. Nach seinem Ausstieg schrieb er seine
Doktorarbeit über elitäre Strukturen in Korporationen und arbeitet heute als Studiengangmanager, Trainer und Therapeut. Doch die Damen
wehren sich gegen Peters’ Statement. Iris Zappel gehört seit 27 Jahren der Akademischen Damenverbindung Helenia Monasteria in Münster
an. Sie sieht die Dinge etwas praktischer: „Als
Freundin eines Verbindungsstudenten darf man
oft viele Aufgaben übernehmen und auch am
Verbindungsleben teilhaben. Doch am Ende
zählt deine Stimme nicht bei Entscheidungen.
In einer Damenverbindung geht es darum, sich
zuzutrauen, etwas Eigenes zu machen.“
Die Organisation, die Bräuche und Traditionen – all das unterscheidet sich bei den Damen- kaum von den Herrenverbindungen. Nur
einen Brauch haben die Damen ausnahmslos
nicht übernommen: die Mensur, das Fechten.
Die Damen sind sich einig: Ein Schmiss im Gesicht schickt sich nicht. Auch für Stephan Peters
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CAMPUS
CAMPUS
Liebe, Reinheit, Eleganz: Die 35-jährige
Christina pflegt als „Hohe Dame“
bei der ADV Selenia die Prinzipien
der Verbindung.
ist das eine logische Entscheidung: „Wenn man
sich den Schläger beim Fechten anschaut, dann
braucht man nicht lange, um an ein Phallussymbol zu denken.“ Dass Frauen nicht fechten,
scheine vor diesem Hintergrund logisch. Dass
aber andere, nicht weniger sichtbare Brauchtümer in Männerverbindungen ähnlich symbolisch aufgeladen seien, scheine den Damen
hingegen zu entgehen, kritisiert Peters. Seiner
Meinung nach sind Damenverbindungen eine
paradoxe Imitation von frauendiskriminierenden Männerverbindungen.
Die Damen der ADV Selenia sehen das naturgemäß anders. Welche Rolle eine Verbindung für
sie spielen kann, zeigt das heutige Stiftsfest. Im
sogenannten Bardenhaus, einem Gebäude einer
befreundeten männlichen Korporation namens
„Prager Universitäts-Sängerschaft Barden“, kommen die Mitglieder der ältesten Damenverbindung Münchens zusammen, um ihre Gründung
im Jahr 2004 zu feiern – und Christina ist dafür
extra aus Spanien angereist. Zwar gehört die
35-Jährige mittlerweile zu den „Hohen Damen“
– also den „inaktiven“ Mitgliedern der Verbindung. Trotzdem ist der Besuch des Stiftsfests für
sie Pflicht. „Für mich ist die Verbindung ein Anker. Viele meiner Freunde sind inzwischen weggezogen. Doch zu den Selenias kann ich immer
Der Zipfelbund muss immer an
der richtigen Stelle sitzen. Er ist das
Erkennungszeichen der ADV Selenia.
Oktober 2015
zurückkehren.“ Neue Freundschaften und Kontakte sind auch für Helene, 24, wichtige Gründe
gewesen, den Selenias beizutreten. Helene und
ihre Schwester Sisi, 21, sind Neuzugänge der Damenverbindung und tragen damit den Titel „Fux“.
Gerade Erstsemestern würden die Mitgliedschaft
in einer Verbindung und der Kontakt zu erfahreneren Studenten oder Ehemaligen helfen, sich an
der Hochschule zu orientieren, betont Sisi.
Die Farben der Bänder, die die Damen wie
eine Schärpe über der Brust tragen, haben eine
Bedeutung: Rot steht für die Liebe, Weiß versinnbildlicht die Reinheit, und Schwarz verkörpert Beständigkeit und Eleganz. Wer die Prinzipien der Verbindung nicht aufrechterhält,
wird von den anderen Mitgliedern auch schon
mal zurechtgewiesen. Anne, 26, aktuelle Seniora der Selenias, erklärt: „Es gibt zwar keinen
richtigen Benimmunterricht, aber wenn wir
unterwegs sind, dann kommt auch schon mal
der Hinweis, man solle nächstes Mal bitte einen
etwas längeren Rock tragen.“ Verbindungsstudentin zu sein heißt also auch, Verpflichtungen
einzugehen: Bei bestimmten Veranstaltungen
herrscht Anwesenheitspflicht, und jedes Mitglied muss einmal eine Charge, also ein Amt,
innehaben. Das kann das Amt der Seniora sein,
die sich als Kopf der Verbindung vor allem um
das Organisatorische kümmert, oder etwa das
der Fuxmajora, die die Neuankömmlinge betreut.
„Gerade bei Damenverbindungen mit vergleichsweise wenigen aktiven Mitgliedern verteilt sich der Stress oft auf wenige Schultern“,
sagt Esther Wesemann, die zu den „Hohen Damen“ der ADV Helenia Monasteria in Münster
gehört. Demnach, erklärt die 36-Jährige, müsse
jeder für sich entscheiden, ob er bereit sei, diese
Verpflichtungen einzugehen.
Während den beiden Schwestern Helene
und Sisi das Verbindungsleben in die Wiege gelegt wurde – ihr Vater war bereits bei einer Herrenverbindung aktiv –, musste Elisa,
30, bei ihren Eltern für den Eintritt in die ADV
Selenia München etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten: „Meine Familie hat mich anfangs
noch gewarnt und gesagt, dass ich aufpassen
solle, was für Leute das sind. Doch ich habe nie
schlechte Erfahrungen gemacht.“ Zwar werde
man als Damenverbindung schnell in die Rolle
eines Clubs von Feministinnen gedrängt, erklärt
Anne, doch: „Emanzipation ist für jede Studentin wichtig, es ist bei uns kein größeres Thema
als bei anderen.“
Und auch andere Klischees wollen die Studentinnen nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb
wehren sie sich dagegen, in eine politisch rechte
Ecke gedrängt zu werden. „Meist entsteht so etwas durch Halbwissen und Gerüchte“, ärgert sich
Elisa. „Nur weil wir Bänder in unseren Farben tragen, sind wir doch keineswegs radikal“, ergänzt
Sisi. Rechtsextremismus – ein hartnäckiger Vorwurf, vor dem auch Damenverbindungen nicht
„Für mich ist die
Verbindung ein
Anker. Hierher
kann ich immer
zurückkehren.“
KL
UG
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ÖP
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201
KLUGE KÖPFE
DENKEN WEITER!
5
An der HFH
berufsbegleitend
und dual studieren.
Medienwettbewerb zum Thema Gesundheit
r:
Zum Bachelor und Maste
he
Nä
bundesweit in Ihrer
Studenten gesucht
„Kluge Köpfe denken weiter! Medienwettbewerb zum Thema Gesundheit“
lautet das Bildungsprojekt, zu dem die F.A.Z. und die BARMER GEK gemeinsam
zur Teilnahme aufrufen. Der Wettbewerb richtet sich an Studierende aller Fachrichtungen, die sich in gesellschaftsrelevante Themen im Gesundheitsbereich
einbringen wollen. Alle Teilnehmer erhalten für die Projektlaufzeit die Frankfurter
Allgemeine Zeitung im digitalen Abonnement als Recherchegrundlage kostenfrei.
Infos unter www.faz.net/barmergek.
Bis zum 15. Oktober 2015 anmelden.
29
gewappnet sind, gegen den sie Stephan Peters
aber in Schutz nimmt: Zwar gebe es in der Szene
immer wieder Personen, die sich nicht eindeutig
von rechtem Gedankengut distanzierten. Doch
diese Fälle zu verallgemeinern sei eine Unterstellung, „die man erst einmal belegen muss“, so
Peters.
Auch wenn die ADV Selenia eine reine Damenverbindung ist, pflegt sie trotzdem Kontakt zu
Herrenverbindungen. Die Devise der 20 Frauen
umfassenden Verbindung lautet: Kontakte knüpfen und im Gespräch bleiben. Nur so konnte sich
die Verbindung über die Jahre die Akzeptanz im
Kreise der männerdominierten Verbindungen
erkämpfen. Heute etwa, beim 11. Stiftsfest, sind
über 200 Gäste eingeladen – andere Korporationen, „Hohen Damen“ und auch die eigene Familie. „Meine Familie hat inzwischen auch die Leute
kennengelernt und keine Vorbehalte mehr“, freut
sich Elisa. Man müsse die Verbindung und ihre
Mitglieder eben zunächst mal kennenlernen.
Spätestens dann komme man, wie sie findet, eindeutig zu der Erkenntnis: „Wir sind nicht komischer als andere Fachschaftsclubs.“
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Oktober 2015
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28
LEBEN
LEBEN
LEBEN
Hobby:
Tuchakrobatik
Protokoll: Isabel Werthmann,
Foto: Johannes Heinke
Sie hängt in den Seilen und hat Spaß dabei.
Zweimal pro Woche fährt Carolin Brune bei
gutem Wetter in den Park, um ihr Vertikaltuch
in den Kirschbaum zu hängen. Wenn es ginge,
würde sie jeden Tag üben, doch häufig machen
Alltag, Uni oder Wetter ihr einen Strich durch
die Rechnung. „Es fehlt mir total, wenn ich ein
paar Tage nicht trainiere“, erzählt die 25-jährige Studentin, wie das Hobby für sie zu einem
Grundbedürfnis geworden ist. Das überrascht
wenig, wenn man sich die Lehre ansieht, durch
die sie gegangen ist. In der Dominikanischen
Republik lernte sie am Ende eines Auslandssemesters ihren Trainer kennen und verlängerte
spontan den Aufenthalt. „Er wollte kein Geld,
hatte dafür aber zwei Bedingungen“, erinnert
sie sich. „Absolute Disziplin und dass ich den
Menschen zu Hause von ihm erzähle.“ Von da
an begann sie, täglich zu trainieren. Das hielt
sie nur deshalb durch, weil sie als ehemalige
Leistungsschwimmerin die Kraft und Körperspannung mitbrachte, die der Sport erfordert.
Das Wichtigste aber war das Vertrauen: in das
Tuch, den Trainer und die eigene Kraft. Am
meisten Spaß macht der Soziologiestudentin die
Mischung aus Sport und Kraft auf der einen und
der tänzerischen Choreographie auf der anderen
Seite. Die Parksaison ist für sie deshalb immer
wieder die schönste Zeit des Jahres – und das
trotz ihrer Höhenangst. „Dafür habe ich im Park
ein paar Slackliner gefunden, die mir das Tuch
wieder vom Baum runterholen“, lacht sie – und
hängt in Gedanken schon wieder in der Luft.
Kinderwunsch = Karriereknick?
Kinder sind wichtiger als der Traumjob. Das ergab die Umfrage „Unicensus
Kompakt“ des Personaldienstleisters Univativ. Demnach ist 70 Prozent
der Studierenden in Deutschland eine eigene Familie wichtiger als der
Traumjob. 1.742 Studierende wurden für die Umfrage befragt. Obwohl
sich viele Studierende Kinder wünschen, ist die Angst vor einem möglichen Karriereknick groß. Vielleicht auch deswegen, weil die meisten eine
Familie während des Berufslebens planen. Nur 7 Prozent der Befragten
können sich Kinder direkt nach dem Uniabschluss vorstellen. Lediglich 2
Prozent wollen schon während des Studiums Kinder bekommen. Während
der Kinderwunsch sowohl bei Studentinnen als auch bei Studenten gleichermaßen vertreten ist, unterscheidet sich die Priorisierung der Sorgen
nach Geschlecht: Studentinnen fürchten vor allem den Karriereknick (25
Prozent) und sorgen sich um die Kinderbetreuung (20 Prozent), während
bei den Männern finanzielle Sorgen an erster Stelle stehen (21 Prozent).
Davor haben Studierende bei der Familienplanung Angst
Oktober 2015
17%
20%
Finanzielle
Einbußen
Kinderbetreuung
20%
17%
25%
Karriereknick
15%
Der Gesundheitszustand von Studenten ist eigenen Angaben zufolge …
sehr gut/gut
zufriedenstellend
Ingenieurswissenschaften
83%
85%
3%
4%
14%
11%
Gesellschaftswissenschaften
Quelle: TK-Campuskompass 2015
weniger gut/schlecht
Quelle: Umfrage „Unicensus Kompakt“/Univativ
Wirtschaftswissenschaften/Jura
DINGE, DIE KEINER BRAUCHT
BullshitUSB-Stick
Geisteswissenschaften
82%
73%
4%
7%
14%
21%
MIN-Fächer
Carolin Brune studiert Soziologie an der
Universität Bielefeld. Zur Tuchakrobatik
kam sie während eines Auslandssemesters
in der Dominikanischen Republik.
31
Kinder statt Traumjob
Mathematikern geht es am besten
Foto: Playtastic
30
Medizin/Psychologie
90%
90%
8%
7%
2%
2%
In die Hausarbeit des
besten Freundes pfuschen
oder den Liebsten vom
PC weglocken: Das ist mit
dem „Playtastic Fun“USB-Stick möglich. Der
USB-Stick sieht ganz gewöhnlich aus, sorgt aber
für Verwirrung vor dem
Bildschirm. Zufallsgesteuert schreibt er spontan
eigene Texte in das gerade offene Bildschirmfenster. Leider geschieht das
auf Englisch, weshalb die Sabotageaktion leicht auffallen könnte. Aber es
gibt auch zwei andere Modi, die Opfer des Bullshit-Sticks zur Verzweiflung
bringen: Spontane Mausbewegungen und Umschalten der Caps-LockTaste am PC lassen sich im Rhythmus von fünf Sekunden bis 15 Minuten
einstellen, also von „Computer völlig unbedienbar“ bis „kaum bemerkbar“.
Der Stick ist zwar harmlos, das heißt, nach Entfernen ist alles wieder beim
Alten. Aber Vorsicht: Das ein oder andere Opfer des Bullshit-Sticks könnte
das dennoch nicht witzig finden.
Oktober 2015
32
LEBEN
LEBEN
Zwischen Bar und Campus
MODEL
Der Schönling
A
uf die Idee zu modeln wäre ich von selbst
gar nicht gekommen. Ich habe zwar eine gewisse Affinität zur Mode und kleide mich modebewusst, aber letztendlich war es meine damalige
Freundin, die mich auf die Agentur Brodybookings in Stuttgart aufmerksam gemacht hat. Seit
August 2014 bin ich jetzt in deren Modelkartei.
Auch wenn der Modeljob gar nichts mit meinem
Jurastudium gemeinsam hat, so ist es doch der
ideale Nebenjob für mich. Bei jeder Buchungsanfrage kann ich selbst entscheiden, ob ich diese
annehmen oder ablehnen will. Da ich den Großteil meiner Zeit an der Uni verbringe, ist mir diese
Flexibilität sehr wichtig. Meinen ersten bezahlten Job hatte ich für einen Trachtenhersteller.
Zu Beginn des Shootings habe ich mich ziemlich
fehl am Platz gefühlt. Doch das hat sich schnell
gelegt. Das klingt vielleicht etwas komisch, aber
ich genieße es, wenn so viele Leute um mich herumwuseln, um mich ins richtige Licht zu rücken.
Auch finanziell lohnt es sich. Mit zwei Aufträgen
pro Monat würde ich schon gut auskommen.“
Vor der Kamera stehen, über den Wolken fliegen oder Fahrgäste bespaßen:
Die Möglichkeiten, sich neben dem Studium sein Taschengeld aufzubessern, sind vielfältig.
Sechs Studierende erzählen von ihren Nebenjobs.
Text und Protokolle: Lien Herzog
DJ
Der Partymacher
W
ie viele DJs habe ich mit dem Auflegen
ganz klassisch angefangen – erst bei einem Kumpel im Wohnzimmer, dann mit eigenem Equipment zu Hause und schließlich auch
auf Homepartys bei Freunden. Vor vier Jahren
lernte ich dann Miha, einen Clubbesitzer, in
Stuttgart kennen. Miha ließ mich zuerst in seinem Club auflegen und dann auch meine eigenen Partys veranstalten. Ab da bin ich in die
Szene hineingewachsen und habe angefangen,
unter dem Namen ‚Pierre Remy‘ aufzulegen.
Heute ist Miha ein sehr guter Freund und auch
so etwas wie mein Agent – ich bespreche mit
ihm meine Booking-Anfragen und plane meine
Gigs. Es gibt Phasen, da lege ich in einem Monat auf sechs verschiedenen Partys auf, und in
manchen habe ich nur einen Gig im Monat. Vor
über zwei Jahren habe ich zudem mit dem Produzieren angefangen und vor einigen Monaten
meinen ersten Track auf ‚Trndmusik‘ releast. Auf
jeden Fall eines meiner Highlights – aber nicht
das einzige: Das Beste an meinem Nebenjob ist,
dass ich mit meinen Freunden feiern kann, mit
tollen Künstlern zusammenarbeite und den Leuten meinen eigenen Sound vorspielen darf.“
Moritz, 21, studiert Jura
Model im Job-Check
Honorar
Stress
Flexibilität
Anspruch
Vielfalt
Nutzen
PROMOTER
Die Kontaktfreudige
Pierre Remy, 27, studiert
Druck- und Medientechnologie
D
Oktober 2015
Fotos: Privat, Lien Herzog, Fotonoid
DJ im Job-Check
Honorar
Stress
Flexibilität
Anspruch
Vielfalt
Nutzen
33
er Job des Promoters passt nicht zu jedem.
Ich bin ein sehr offener Mensch und habe
keine Scheu, auf Menschen zuzugehen. Das ist für
einen Promoter sehr wichtig – schließlich muss ich
potentiellen Kunden das Produkt näherbringen.
Stundenlang auf der Straße stehen und Flyer austeilen mag zwar eine klassische Promotertätigkeit
sein, ist aber in der Agentur, in der ich angestellt
bin, nicht üblich. Ich habe vor allem Kunden aus
der Automobil- und Tabakindustrie. Für diese arbeite ich auf vielen verschiedenen Events wie Messen oder an Wochenenden in Clubs. Die Aufgaben
sind sehr unterschiedlich – oft betreue ich unsere
Stände, spreche die Leute an und versuche, Adressen zu sammeln. Ähnlich wie in einer Modelagentur können sich die Kunden meine Sedcard online
anschauen und mich für eine Buchung anfragen.
Ob ich annehme, kann ich selbst entscheiden. Das
kommt mir entgegen, denn ich studiere Jura und
stehe vor meinem ersten Staatsexamen. Flexibilität ist mir bei meinem Nebenjob sehr wichtig.“
Angelika, 23, studiert Jura
Promoter im Job-Check
Honorar
Stress
Flexibilität
Anspruch
Vielfalt
Nutzen
Oktober 2015
34
LEBEN
LEBEN
BLUTSPENDER
Der Lebensretter
W
enn ich es schaffe, gehe ich einmal die Woche zum Blutspenden. Im Jahr komme ich
etwa auf 40 Spenden. Ein etwas ungewöhnlicher
Nebenjob, und reich wird man dabei nicht. Aber
es ist leicht verdientes Geld, und nebenbei tut man
noch etwas Gutes. Zum Blutspenden bin ich durch
ein Familienmitglied gekommen, das beim Blutspendedienst Haema arbeitet. Meine Eltern sind
beide Blutspender, weshalb es in unserer Familie
nichts Ungewöhnliches ist. Seit ich 18 Jahre alt
bin, spende ich regelmäßig Blut und Plasma. Vor
meiner Erstspende musste ich einen Fragebogen
ausfüllen. Dieser gibt zum Beispiel darüber Aufschluss, ob ich zu einer bestimmten Risikogruppe
gehöre, welche Medikamente ich nehme oder ob
ich mir vor kurzem ein Tattoo stechen lassen habe –
FLUGBEGLEITERIN
Die Überfliegerin
D
ie meisten, die als Flugbegleiterin arbeiten,
bleiben darauf hängen. So erging es auch
mir. Was anfangs für ein Überbrückungsjahr zwischen Abitur und Studium geplant war, hat sich
zum Teilzeitjob während des Studiums entwickelt.
Seit 2011 bin ich Flugbegleiterin bei der Lufthansa.
Nach einem Telefoninterview, einem AssessmentCenter und einer mehrwöchigen Ausbildung hatte
ich meinen ersten Einweisungsflug von Frankfurt
am Main nach Bogotá in Kolumbien. Natürlich
war ich bei meinem ersten Flug aufgeregt, aber
der Kabinenchef und die anderen Flugbegleiter
waren immer sehr hilfsbereit. Nach drei Jahren ist
das Fliegen für mich zur Routine geworden. Wenn
sich jemand Sorgen um meine Sicherheit macht,
Konstantin, 25, studiert Fahrzeugbau
(Werkstoffe & Komponenten)
Blutspender im Job-Check
Honorar
Stress
Flexibilität
Anspruch
Vielfalt
Nutzen
Steuerfreibetrag:
Steuern
werden bei StuNebenjobdenten, wie auch bei anRatgeber
deren
Einkommensbeziehern, fällig, wenn der
Grundfreibetrag von 8.472
Euro pro Jahr (Stand: 2015) überschritten wird. So viel darf nämlich ein Student
verdienen, ohne dafür Abgaben zahlen zu müssen.
BAföG:
4.800 Euro im Jahr – das ist die Höhe der Einkünfte aus Ferien- oder Nebenjobs, die Studenten beziehen dürfen, ohne dass die Leistungen
nach dem BAföG gekürzt werden. Umgerechnet
sind das also im Schnitt 400 Euro im Monat,
die anrechnungsfrei sind. Maßgeblich ist aber
grundsätzlich das Bruttoeinkommen im gesamten Bewilligungszeitraum (zwölf Monate), das
maximal 4.800 Euro betragen darf.
Minijobs:
Sogenannte Minijobs sind geringfügige Beschäftigungsverhältnisse, für die sozialversi-
dann ist das meine Mutter. Freizeit habe ich quasi
nicht, da ich mich unter der Woche meinem Medizinstudium widme und an den Wochenenden arbeite – von Freitag bis Montag, dreimal im Monat.
Aber spätestens nach einer Woche zu Hause habe
ich auch schon wieder Fernweh. Dank meines Jobs
konnte ich schon Aufenthalte in Schanghai, Peking, Rio de Janeiro oder Johannesburg genießen.“
cherungsrechtliche und lohnsteuerliche Besonderheiten gelten. Das bedeutet: Für den
Arbeitnehmer bleibt der Minijob grundsätzlich
steuer- und sozialversicherungsfrei. Zum 1. Januar 2013 wurde die Verdienstgrenze von 400
Euro auf 450 Euro im Monat angehoben. Zudem gilt auch hier seit dem 1. Januar 2015 der
gesetzlich geregelte Mindestlohn von 8,50 Euro
pro Stunde. Achtung an alle BAföG-Empfänger:
Die Arbeitsentgeltgrenze hat keine Auswirkungen auf die BAföG-Regelung. Hier gilt nach wie
vor die Höchstgrenze von 400 Euro im Monat
bzw. 4.800 Euro im Jahr.
Werkstudent:
Werkstudenten sind während des Studiums versicherungsfrei in der Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung, sofern sie als ordentlicher
Studierender einer Hochschule gegen Arbeitsentgelt beschäftigt sind. Als ordentliche Studierende gelten diejenigen, die an einer Hochschule
oder einer der fachlichen Ausbildung dienenden
Schule eingeschrieben sind. Außerdem muss der
Studierende vorwiegend seine Zeit dem Studi-
um widmen, das heißt, er darf wöchentlich nicht
mehr als 20 Stunden arbeiten. Bei befristeten Beschäftigungen dürfen insgesamt 26 Wochen (=
182 Kalendertage) nicht überschritten werden.
Eine Ausnahme vom sogenannten Werkstudentenprivileg gilt bei der Rentenversicherung. Hier
besteht Versicherungspflicht bei nicht geringfügigen Beschäftigungen.
Versicherung:
Studierende sind versicherungs- bzw. beitragsfrei in der Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung, wenn sie nicht mehr als 20 Stunden
in der Woche jobben (Ausnahme: Ausbildungsoder berufsintegrierte Studiengänge), wenn sie
im Rahmen ihres Studiums an einer Hochschule
ein Pflichtpraktikum absolvieren, wenn sie die
Tätigkeit ausschließlich in den Semesterferien
ausführen oder wenn das Arbeitsverhältnis von
vornherein auf höchstens zwei Monate befristet
ist. Wichtig: Bei einer geringfügigen Beschäftigung darf das Gesamteinkommen der Studierenden im Hinblick auf die Familienversicherung
monatlich 450 Euro nicht übersteigen.
Hui, 23, studiert Medizin
Flugbegleiterin im Job-Check
Honorar
Stress
Flexibilität
Anspruch
Vielfalt
Nutzen
RIDE-OPERATOR
Die Gutgelaunte
S
obald ich den Movie-Park betrete, bin ich gut
gelaunt. Der Park ist eine andere Welt und ich
schlüpfe in die Rolle eines Archäologen und führe die Gäste durch die Attraktion ‚Lost Temple‘.
Offiziell nennt sich mein Job ‚Ride-Operator‘. Zu
meinen Aufgaben gehört die Sicherheit der Gäste
– ich kontrolliere die Bügel, schaue, ob die Gäste noch Brillen aufhaben oder Taschen bei sich
haben und gebe die Freigabe zum Start. Dafür
habe ich im Vorfeld einen Monat lang eine Einführung bekommen. Dazu gehörte nicht nur ein
Evakuierungstraining für den Notfall, sondern
auch ein Schauspieltraining für meine Rolle als
Archäologe. Die Arbeit am Wochenende macht
Oktober 2015
dann dürfte ich nämlich vorerst kein Blut spenden.
Danach folgt noch eine ärztlich Untersuchung. Ich
mag es, dass ich bei meinem Nebenjob meine Zeit
frei planen kann. Außerdem ist die Zeit, in der ich
beim Spenden bin, überschaubar – meistens nutze
ich die Zeit und lerne nebenher. Einen Nutzen für
mein Studium hat das Spenden nicht unbedingt,
dafür aber für viele andere Menschen.“
35
mir am meisten Spaß. Da treffe ich auf viele Gäste aus den Niederlanden, Frankreich oder England. Neben meinem Job im Movie-Park habe ich
noch einen zweiten Nebenjob. Das ist zwar etwas
stressig, aber ich habe ein eigenes Pferd, und für
das arbeite ich gerne etwas mehr.“
Alina, 20, studiert Angewandte
Kognitions- und Medienwissenschaften
Ride-Operator im Job-Check
Honorar
Stress
Flexibilität
Anspruch
Vielfalt
Nutzen
Die Ferrero-Gruppe ist einer der größten Süßwarenhersteller weltweit. Dabei vereint Ferrero
die Werte eines Familienunternehmens mit den
Vorzügen eines internationalen Big Players. In
Deutschland arbeiten über 4.000 Mitarbeiter für
den Marktführer im Bereich Süßwaren. Das Unternehmen ist von einer italienisch-deutschen Kultur, familiärem Spirit und der großen Leidenschaft
für Marken wie nutella, kinder Riegel oder Ferrero
Küsschen geprägt.
Wer schon früh Verantwortung übernehmen, an
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will, �ndet bei Ferrero die idealen Voraussetzungen. In starken Teams lernen wir hier von- und
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SCHLUSS
SCHLUSS
Jobmessen
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Impressum
Die besten Recruiting-Events
von Oktober bis November 2015
Hamburg
22. Oktober 2015
Verlag
Frankfurt Business Media GmbH –
Der F.A.Z.-Fachverlag
Bismarckstraße 24
61169 Friedberg (Hessen)
Nürnberg
5. – 6. November 2015
Online-Karrieretag Hamburg
Ludwig Erhard Symposium 2015
Die Recruiting-Veranstaltung für die Digitalbranche bietet Young Professionals die Möglichkeit,
Unternehmen, Personalberater und Jobs der digitalen Wirtschaft kennenzulernen. Die Teilnehmer
erwarten Unternehmensvorträge, Diskussionsrunden sowie themenspezifische Expertenworkshops. Die Unternehmen bieten Jobs, Praktika und Werkstudentenstellen. Eine Anmeldung ist
erforderlich.
www.online-karrieretag.de
Idee und Ziel der zweitägigen Wirtschaftskonferenz in Nürnberg ist, ein jährlich stattfindendes
Symposion zu etablieren, auf dem Wissen generiert und vermittelt wird. Es soll eine NetworkingPlattform geschaffen werden, auf der Referenten, Unternehmer, Manager und Wissenschaftler sowie Studierende zum Gedankenaustausch und zu generationsübergreifenden Diskussionen zusammenkommen.
www.le-symposium.de
Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg
Stadion am Millerntor des FC St. Pauli, Hamburg
München
6. November 2015
Hamburg
27. Oktober 2015
JURAcon Hamburg
Auf der JURAcon Hamburg können Studierende der Rechtwissenschaften, Referendare und
Volljuristen Kontakte zu Vertretern namhafter Kanzleien und Unternehmen knüpfen. Die Unterhaltungen zwischen Bewerbern und Arbeitgebern finden als Einzelgespräche statt. So können
sich die Teilnehmer eingehend über die unterschiedlichen Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten
informieren.
www.iqb.de
SinoJobs Career Days München
Die Veranstaltung richtet sich an chinesische Professionals, Absolventen und Studierende in Europa,
die eine Rückkehr nach China planen. Die meisten europäischen Unternehmen wollen Kontakte zu
chinesischen Talenten knüpfen und bieten Direkteinstiege, Praktika und Traineeprogramme. Der
Schwerpunkt liegt auf Ingenieurs und Wirtschaftswissenschaften.
www.sinojobs-careerdays.com
MTC – World of Fashion – Haus 1, München
Sofitel, Hamburg
Köln
13. November 2015
Master and More 2015 Köln
Erlangen
28. Oktober 2015
Nacht der Unternehmen Erlangen
Die Veranstaltung bietet Hochschulabsolventen und Young Professionals die Möglichkeit, regionale Unternehmen aus Erlangen kennenzulernen. Die Teilnehmer können Einzelgespräche mit
den Arbeitgebern führen und an Führungen oder Präsentationen der Unternehmen teilnehmen.
Busse bringen die Studierenden, Absolventen, Abiturienten und Auszubildende direkt in die Unternehmen.
www.nachtderunternehmen.de
Die Messe bietet Informationen für alle, die sich für ein weiterführendes Studium interessieren, und gibt
einen ersten Überblick über alle Studienoptionen. Egal ob Fragen zur Universität, zur Studienfinanzierung oder zu den Zulassungsbedingungen – die Veranstaltung soll bei der Suche nach dem richtigen
Masterstudiengang helfen. Eine Online-Anmeldung ist erforderlich.
www.master-and-more.de
Palladium, Köln
Geschäftsführer
Torsten Bardohn, Dr. André Hülsbömer
Vors. d. Geschäftsleitung
Bastian Frien
Redaktionsleitung
Daniel Schleidt (V. i. S. d. P.)
Verantwortlich für Anzeigen
Ingo Müller;
für Anzeigenproduktion:
Andreas Gierth
Art Direktor
Marcel Salland, F.A.Z. Creative Solutions
Private staatlich anerkannte Hochschule
University of Applied Sciences
Fernstudium - z. B. neben dem Beruf oder
der Ausbildung, mit Seminaren und Prüfungen
an bundesweiten Studienzentren
• Wirtschaft • Recht • Technik • Medizinalfachberufe
• Leitung u. Management von KiTas • Grafik-Desing
Wir bilden Wirtschaftsprüfer und Wirtschaftsprüferinnen!
Autoren
Isabell Werthmann
Fotos und Illustrationen
Fotonoid, Johannes Heinke, Lisa Hinder, Thorsten Jochim, Ulf K./sepia,
Christoph Spiegel, Robert Zolles
Lektorat
Juliane Streicher
Druck
Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH, Kurhessenstraße 4–6,
64546 Mörfelden-Walldorf, www.wvd-online.de
Vertrieb
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
Auditing, Finance and Taxation
MASTER OF ARTS (M.A.)
Weiterbildungsstudiengang gem. § 8a WPO
• etabliert seit 2006
• verspricht überdurchschnittliche Erfolgschancen im WP-Examen
• ersetzt 3 von 7 Prüfungsleistungen im WP-Examen
• bereitet auf die übrigen Prüfungsleistungen des WP-Examens vor
Abonnentenservice
Telefon 01 80 2 52 52 (6 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz,
Mobilfunkhöchstpreis 42 Cent)
CLAÍDA Karrieremesse Stuttgart
Auf der Karrieremesse stellen sich Global Player sowie kleinere und mittlere Unternehmen vor.
Hochschulabsolventen, Schüler und Studenten sowie Young Professionals haben auf der Messe die
Möglichkeit, die potentiellen Arbeitgeber kennenzulernen oder Serviceangebote, wie den Bewerbungsmappen-Check, in Anspruch zu nehmen.
www.claida-messen.de
Hospitalhof, Stuttgart
Anzeigen
Telefon (069) 75 91-34 00
E-Mail [email protected]
Düsseldorf
Köln
Düsseldorf
4. November 2015
SinoJobs Career Days Düsseldorf
Die Veranstaltung in Düsseldorf richtet sich an chinesische, gutausgebildete Professionals, Absolventen und Studierende in Europa, die eine Rückkehr nach China planen. Die meisten europäischen Unternehmen verfügen über Niederlassungen in China. Hier sollen Kontakte zu chinesischen Talenten geknüpft werden, die in Europa studiert haben und für den nächsten Karriereschritt
zurück nach China gehen möchten.
www.sinojobs-careerdays.com
Abacco Hotel
Erlangen
Nürnberg
Stuttgart
München
Oktober 2015
Der F. A. Z. Hochschulanzeiger erscheint sechsmal im Jahr. Alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme
der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des
Verlages nicht zulässig. Preise für das Abonnement des F. A. Z. Hochschulanzeigers
bei sechs Ausgaben pro Jahr: Inland und Ausland 8,40 Euro inkl. Versandkosten
und MwSt., Lieferung im Abonnement im Inland nur gegen Bankeinzug des Zeitungsbezugsgeldes möglich. Studierende erhalten den F. A. Z. Hochschulanzeiger
im Rahmen ihres vergünstigten F. A. Z. Studentenabonnements nach Erscheinen
der neuen Ausgabe automatisch per Post. Abonnementskündigungen sind mit
einer Frist von 20 Tagen zum Ende des berechneten Bezugszeitraumes möglich.
Mitteilung aufgrund von § 5 Abs. 2 des Hessischen Gesetzes über Freiheit und
Recht der Presse: Gesellschafter der FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH
ist die Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH (Kapitalanteil und Stimmrechte: 100 Prozent).
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Oktober 2015
38
SCHLUSS
Wie
wird man
eigentlich
…
... Bestsellerautor,
Timur Vermes?
gründen
fördern
wachsen
Timur Vermes’ Debütroman „Er ist wieder da“ belegte Platz 1 der
Bestsellerliste, die Verfilmung ist seit dem 8. Oktober im Kino zu sehen.
r?
Wie wurde aus dem Geschichtsstudenten ein Bestsellerautor?
18. November 2015
THE SQUAIRE | Frankfurt am Main
Text: Lisa König, Foto: Thorsten Jochim
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Oktober 2015
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Die Verans
Eröffnung
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Tarek Al-W ter für Wirtschaft, Energie,
schaftlichen Gründen als Textchef gekündigt
worden war, nahm er seinen ersten Job als Ghostwriter an. Als „Ghost“ schrieb er die Biographien
von Peyman Amin, Modelscout und Ex-Juror
bei „Germany’s Next Topmodel“, oder auch vom
Gewinner der Fernsehshow „Das Supertalent“,
Michael Hirte. „Wer für andere Leute Bücher
schreibt, muss sich bewusst sein, dass es nicht
der eigene Name ist, der das Buch verkauft“, sagt
Vermes. Den Ruhm erhielten die Promis, Vermes
sicherte die Arbeit als Ghostwriter jedoch ein einigermaßen regelmäßiges Einkommen.
Aber nur bis zu jenem Zeitpunkt, als sich längere Zeit kein Job mehr für ihn bot. Der Wendepunkt in Vermes’ Schriftstellerkarriere. „Wir
waren gerade im Urlaub in der Türkei, als ich auf
einem Markt ein Buch mit dem Titel ‚Hitler’s second book‘ entdeckte“, erinnert sich der Autor.
„Da dachte ich: Wenn das das zweite Buch ist,
kann ich auch das dritte Buch schreiben.“ Der
Grundstein für „Er ist wieder da“ war gelegt.
Innerhalb eines halben Jahres hatte Vermes das
Manuskript geschrieben und es seiner Agentin
vorgelegt. Elf Verlagen schlug die Agentin das
Buch vor – zehn davon wollten es verlegen. „Wir
wussten, dass es eine ungewöhnliche Geschichte ist. Aber ich war mir sicher, dass es ein Erfolg
wird.“
Zwei Jahre später gibt es bereits eine sehr erfolgreiche Hörbuchversion, gelesen von Christoph Maria Herbst. Seit kurzem läuft auch die
Verfilmung im Kino. Viel Zeit und eine intensive Auseinandersetzung mit der Hauptfigur und
auch der historischen Figur Adolf Hitler steckte
Vermes in seine Geschichte. Man schreibe einen
Roman eben immer auf eigenes Risiko, sagt er.
Ohne Garantie dafür, ob die Mühe entsprechend
entlohnt wird. „Schließlich mit der eigenen Geschichte auf Nummer 1 der Bestsellerliste zu landen ist ein bewegendes Gefühl.“
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Buchcover: Bastei Lübbe
ass er Hitler einmal zum idealen Weihnachtsgeschenk machen würde, damit
hätte Timur Vermes nicht gerechnet. Im
Oktober 2012 präsentierte er seinen Debütroman
„Er ist wieder da“ auf der Frankfurter Buchmesse,
in dem Adolf Hitler 2011 auf einer Wiese in Berlin erwacht und sich binnen kürzester Zeit zum
Fernsehstar entwickelt. Über 2 Millionen Mal
verkaufte sich die Satire bisher. „In der Woche
vor Weihnachten 2012 wurden allein 80.000 Bücher verkauft“, erinnert sich der Wahl-Münchner.
Es ist ein heißer Tag im Juli. Timur Vermes sitzt
an einem kleinen Bistrotisch vor der Münchner
Stadtbibliothek und denkt an diese Zeit im Jahr
2012 zurück. Er trägt ein kariertes Kurzarmhemd
zur dunklen Jeans mit Turnschuhen. Die Augen
blinzeln hinter einer Brille mit runden Gläsern in
die Münchner Mittagssonne. Den wahnsinnigen
Erfolg seines Debütromans sieht man ihm nicht
an. Aber wenn er über das Gefühl spricht, Platz
1 der Bestsellerliste zu belegen, schwingt Stolz
in seiner Stimme mit. Denn: Schon vor dem berühmten Debütroman hatte er Bücher veröffentlicht, doch sein eigener Name war auf den Covern
nicht zu lesen.
Den ersten Schreib-Job hatte Vermes während seines Studiums der Geschichte und Politik an der Uni Erlangen bei der „Nürnberger
Abendzeitung“. Die Arbeit als Journalist bildete
den Gegenpol zum theoretischen Geschichtsstudium. „Das Studium war eine furchtbare Zeit
für mich“, erzählt Vermes. Die Inhalte seien zu
theoretisch, zu wenig praxisorientiert gewesen.
„Und ich zweifelte, ob mir mein Geschichtsstudium je einen Job sichern würde.“ Ein Problem für
den sicherheitsliebenden Studenten, doch: „In
der Sprache hatte ich ein Werkzeug gefunden,
mit dem ich arbeiten konnte. Der Berufswunsch
Journalist stand schon früh fest.“
Nach dem Studium absolvierte Vermes zunächst zwei Jahre ein Volontariat in Nürnberg,
bevor er als Redakteur in den Redaktionen des
„Kölner Express“ und später der Frauenzeitschrift
„Shape“ in München arbeitete. Zur Schriftstellerei gelangte der heute 48-Jährige schließlich
über Umwege. Nachdem er bei „Shape“ aus wirt-
Initiator
Partner
Kofinanziert durch
Veranstaltungspartner
Hauptmedienpartner
Aussteller und engagierte Unternehmen
ICH SEHE W4S,
WAS DU
N1CHT SI3HST.
Für andere sind es nur Zahlen –
für Dich werden sie viel mehr sein.
Willst Du Einblick gewinnen in das, was anderen
verschlossen bleibt? Willst Du Zusammenhänge
erkennen und bewerten? Hat es Dir nie gereicht,
Dich auf das zu verlassen, was vordergründig als
richtig erscheint?
Deine Expertise wird Dich mit anderen Augen
sehen und anderen Ohren hören lassen. Du wirst
erst zufrieden sein, wenn Du fundierte Analysen
lieferst, Chancen und Risiken aufzeigst und alles
dafür tust, damit andere sich auf Dein Urteil
verlassen können.
Diese Fähigkeiten werden Dir ermöglichen,
diesen Beruf auszuüben:
Karriere mit der Du rechnen kannst.
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