Ursprungstext - Südtiroler Landtag

SVP-FRAKTION
im Südtiroler Landtag
Landtag
Consiglio
Eingangsprotokoll - protocello in enkrake
LTG.00O6086
...„47.08,2015
20.00 Sekretar at des Landtages
20.00 Sekretar at des Landtages
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999-E•P F
000005199
An den Präsidenten
des Südtiroler Landtages
Silvius-Magnago-Platz 6
39100 Bozen
Bozen, am 07. August 2015
BESCHLUSSANTRAG
Vinschger Wasserstoff-Zug
Die Südtiroler Landesregierung hat die Elektrifizierung der Vinschger Bahn beschlossen. Mit ihr
erwartet man sich eine Erhöhung der Kapazität, leisere Züge, weniger CO 2-Ausstoß, einen
dichteren Fahrplan und direkte Fahrten zwischen Bozen und Mals. Damit hat sich Südtirol ein
wichtiges umweltrelevantes Ziel gesetzt. Die Frage ist, ob dieses Ziel nicht auch mit einem
anderen. zukunftsorienterten Mittel zu erreichen ist: Und zwar mit dem Betrieb mit Wasserstoff:
zumal bereits heute die bestehenden Zug-Garnituren mit Elektromotoren (über Dieselaggregate)
angetrieben werden, weshalb die Umrüstung auf Wasserstoff des bestehenden Fuhrparkes
möglich wäre.
Ohne Zweifel: Bereits die Elektrifizierung wäre wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Noch
umweltfreundlicher, nachhaltiger und kostengünstiger könnte nur der Wasserstoff-Zug fahren. Die
Wasserstofftechnologie gilt in Brüssel als eine der fünf wichtigsten zukunftsfähigen Technologien
und wird deshalb auch entsprechend gefördert. In der niedersächsischen Stadt Salzgitter wird
derzeit das Projekt für wasserstoffbetriebene Züge umgesetzt. Zehn Züge sind bis 2020 geplant –
es werden weltweit die ersten Züge mit Brennstoffzellentechnik für den regulären Fahrgastbetrieb
sein.
Eine Umrüstung der Züge auf Wasserstoffantrieb wäre für das Klimaland Südtirol eine
hochinteressante Alternative mit vielen Vorteilen: eigene Produktion des Treibstoffes aus
erneuerbaren lokalen Energien, keine Schadstoffemissionen, keine Freisetzung von CO 2 im
gesamten Lebenszyklus - von der Herstellung bis zum Verbrauch, lärmarm durch den
Elektrobetrieb und fahrbar auf allen Strecken. Mit der Realisierung des Wasserstoff-Zuges könnte
Südtirol eine bedeutende Vorreiterrolle einnehmen und im Bereich „Entwicklung und Innovation"
enorm aufholen. Neben wertvollem Know-How würden zudem viele hochqualifizierte Arbeitsplätze
geschaffen werden. Lokale Firmen, die bereits für diese Technologie Komponenten für
internationale Anwendungen produzieren, könnten dabei miteinbezogen werden.
Wasserstoffantrieb ist eine innovative, saubere und finanzierbare Technologie des neuen
Jahrhunderts. Die Kosten der geplanten Elektrifizierung der Vinschger Bahn schätzt man auf 50-70
Millionen Euro. Darin enthalten sind die Materialkosten für Masten und Drähte, die Betonsockel,
die Kosten für die 60 km lange Leitung, die Kosten für Arbeit und Montagen, die Stromversorgung
über eigene Kraftwerke, zukünftige Wartungskosten usw. Die Umrüstung der acht Züge vom
Dieselantrieb auf Elektroantrieb wird noch einmal in etwa 20-30 Millionen Euro betragen, alles
zusammen also, geschätzt über 100 Millionen Euro.
Der Vingschger Wasserstoff-Zug ließe sich mit bedeutend weniger Kosten realisieren. Vor allem
müsste nicht der St. Josef-Tunnel zwischen Marling und der Töll vergrößert werden, was vor allem
aufgrund von geologischen Problemen erhebliche Schwierigkeiten mit sich brächte. Die
Versorgung mit dem benötigten Wasserstoff würde zur Zeit gleichwertige Kosten wie DieselKraftstoff verursachen (pro Jahr um die 1.800.000 Liter Diesel). Jedoch ist längerfristig mit einer
deutlichen Preiserhöhung von Diesel zu rechen, aber vor allem bliebe das gesamte Geld für den
Wasserstoff sowie die Infrastrukturen und für den Umbau der Züge im lokalen Kreislauf. Kein Geld
würde dem Wirtschaftskreislauf für den Diesel-Import entzogen und kein Treibhausgas CO 2 würde
auf dem gesamten Lebenszyklus erzeugt werden. Die Umrüstung auf Wasserstoff ist nicht nur die
umweltfreundlichste Form des Antriebes, sondern auch kostengünstiger als jede andere Art der
Elektrifizierung und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Südtirols Volkswirtschaft.
Im Gegensatz zum Wasserstoffantrieb muss bei der Elektrifizierung der Vinschger Bahn die
Stromcharakteristik überdacht werden. Will man auf Gleichstrom fahren, wie in Italien üblich oder
auf 25.000 Volt Wechselstrom, was als neue europäische Netzspannung festgelegt wurde und
auch beim BBT zum Einsatz kommen wird? Oder doch lieber auf 15.000 Volt Wechselspannung,
wie derzeit noch in Österreich gängig? Oder will man eine Umschaltmöglichkeit zwischen allen
diesen Möglichkeiten realisieren?
Beim Wasserstoffantrieb würde diese Überlegung wegfallen, da eigener Strom intern aus
Wasserstoff verwendet wird und damit auf jeder beliebigen Strecke gefahren werden kann. Ein
wichtiger Aspekt, der in einem späteren Moment auch für die Pusterer Bahn interessant sein
könnte, da die Zuggarnituren derzeit mit beiden Systemen zurechtkommen müssen. Das führt vor
allem für Bahnreisende mit Anschlussverbindungen zu großen Zeitverlusten.
Während die Elektrifizierung der gesamten Bahnstrecke in einem Zuge durchgeführt und in Betrieb
gesetzt werden muss und mit erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr verbunden ist, könnte
die Umrüstung auf Wasserstoff Schritt für Schritt realisiert werden. Auch müssten die gesamte
Umrüstungskosten nicht auf einmal aufgebracht werden. Nach der Grundversorgung könnten die
Zuggarnituren sukzessive umgerüstet werden. Natürlich würde dabei auch die kostenintensive
Instandhaltung der Oberleitung wegfallen, da diese ja nicht vorhanden wäre. Besonders
interessant ist in betriebswirtschaftlicher Hinsicht längerfristig der Aufwand für Instandhaltung:
Während die Oberleitungen natürlich dauerhaft auf der gesamten Strecke geprüft, repariert und
ausgetauscht werden, vielen diese Kosten bei Wasserstoff-Zügen weg und könnten dort zum einen
eingespart bzw. in Forschung und Entwicklung eingebracht werden. Dies würde dazu beitragen,
den Wirtschaftsstandort Südtirol insgesamt zu stärken.
Das Projekt Wasserstoffantrieb bei Zügen könnte im Rahmen der Euregio in Zusammenarbeit mit
Nordtirol angegangen werden, da auch dort ähnliche Entscheidungen anstehen. Wasserstoff wird
von der EU im besonderen Ausmaß gefördert, weil damit im Sinne des Klimaschutzes, eine neue
saubere Technologie zum Durchbruch verholfen wird, die zudem noch wertvolle Arbeitsplätze
schafft.
Die Umstellung auf Wasserstoff hätte aber auch größere Bedeutung für Südtirols
Energiewirtschaft. Südtirol könnte seine Möglichkeiten in der Energieproduktion umfassender
ausschöpfen, vor allem im Bereich Sonnenenergie, Windenergie und Wasserenergie. Dabei
spielen vor allem Überlegungen auf dem Markt eine Rolle: Wasserstoff ist ein idealer
Energiespeicher. Wir wissen, dass in den Tagesstunden die Preise für Strom in der Produktion
sinken. Wenn die Produktion in diesen Stunden in die Produktion von Wasserstoff flössen, so
würde die Wertschöpfungskette langfristig gestärkt.
Dies vorausgeschickt
fordert
der Südtiroler Landtag die Landesregierung auf
- insgesamt an der Umstellung der Vinschger-Bahn auf umweltfreundliche Antriebsformen
festzuhalten, jedoch ihren Beschluss zur Elektrifizierung einstweilen zu überdenken, damit geprüft
werden kann, inwiefern eine Umstellung der Bahn auf Wasserstoff aus wirtschaftlicher und
umwelttechnischer Hinsicht mehr Sinn machen kann;
- eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, welche einen möglichen Wasserstoffantrieb der
Vinschger Bahn überprüft, sowie Kosten und Nutzen im Vergleich zu einer Elektrifizierung
beleuchtet und diesen den Abgeordneten des Südtiroler Landtages zur Einsichtnahme zuzustellen:
- in Erfahrung zu bringen, ob eine gemeinsame Initiative mit dem Bundesland Tirol für ein EuregioProjekt „Wasserstoff-Zug" sowie mit den Partnern in der Schweiz von Interesse sein könnte und in
welchem Bereich sich gegebenenfalls der Förderbeitrag der Europäische Union bewegen würde.
Gezeichnet
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