Dank für freies Leben in Frieden

Dank für freies Leben in Frieden
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Saßen für Informationen und Antworten am Podium (v. l.): Marie-Luise Pfaff, Christoph Kinkel,
Diethard Jungermann, Bürgermeister Bernd Clemens und Stefan Bellmann. Fotos: job
Dank für freies Leben in Frieden
Wenden „Flüchtlingskonferenz“ der Gemeinde diente vor
allem der Bürger-Information
Viele Fragen wurden beantwortet – Helfer und Betreuer werden weiterhin
benötigt.
job ■ Es war sehr still, als der 19-jährige Daniel Teklebrhan auf dem Podium der Aula im Wendener
Schulzentrum über seine Flucht aus Eritrea bis nach Deutschland berichtete. In erstaunlich gutem
Deutsch schilderte der junge Mann im Rahmen der „Flüchtlingskonferenz“ der Gemeinde Wenden
seinen langen und oft auch sehr gefährlichen Weg aus Ostafrika über viele Stationen bis hierher.
Aus Ostafrika geflohen, kam er im Schlauchboot über das Mittelmeer nach Sizilien, gelangte durch
Italien bis in die Schweiz und nach mehreren Festnahmen und „viel Angst“, Letzteres betonte er
besonders, kam er schließlich in Deutschland und nunmehr hier im Kreis Olpe an. Inzwischen sei er
ein Jahr in Olpe und Wenden und fühle sich hier glücklich: „Zum Schluss möchte ich mich bei
Deutschland bedanken, dass wir akzeptiert werden und dass uns hier ein freies Leben in Frieden
ermöglicht wird. Nochmals herzlichen Dank an Sie alle im Namen aller Eritreer.“ Es gab von den mehr
als 200 Besuchern der „Flüchtlingskonferenz“ der Gemeinde langen Beifall für den mutigen Vortrag
des jungen Asylanten, der von seiner Betreuerin, Eva Gwiasda, begleitet wurde.
Zuvor hatte Natascha Kempf als Moderatorin die Gäste begrüßt und den Sinn der Veranstaltung
begründet: „Das Ziel ist es, Ihre Sorgen ernst zu nehmen und auf Fragen Antwort zu geben.“ Zu
Letzterem waren dann die Personen auf dem Podium zuständig. Hier saßen neben Bürgermeister
Bernd Clemens, Stefan Bellmann vom Fachbereich Bildung und Soziales der Gemeinde Wenden,
Diethard Jungermann als operativer „Chef“ der Kreispolizeibehörde Olpe sowie Christoph Kinkel und
Marie-Luise Pfaff für den „Runden Tisch“ der Betreuungskoordination.
Bürgermeister Bernd Clemens gab sodann eine allgemeine Auskunft über die Zahlen und die
Unterbringung der hier angekommenen Flüchtlinge. Aktuell waren dies am Montag 345 Personen aus
28 Ländern im Alter von ein bis 65 Jahren. Untergebracht sind die Flüchtlinge an 26 Orten, davon 100
in Containern, 69 in den beiden Turnhallen Rothemühle und Ottfingen, 90 in größeren Häusern und 86
in gemieteten Wohnungen.
10.12.2015 08:24
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Im Laufe des Monats Dezember würden, so der Bürgermeister, etliche Bauvorhaben bzw.
Containeraufstockungen umgesetzt. Ob das dazu führen würde, die Turnhallen wieder frei zu machen,
wie eine Mutter anfragte, könne er nicht sagen, so der Bürgermeister. Dazu wäre der Nachzug zu
ungewiss. Jedoch bestehe die Möglichkeit, einige Asylsuchende wieder abzuschieben.
Stefan Bellmann wurde über den Ablauf des Aufnahmeverfahrens und zu den Leistungen gefragt, die
pro Person zu zahlen seien. Sein abschließendes Urteil war, dass trotz der Landes- und
Bundeszuschüsse die Gemeinde nicht ganz ohne Belastung bleiben würde. Dazu ein Einwurf von
Bürgermeister Clemens: „Steuererhöhungen sind jedoch nicht notwendig!“
Polizeidirektor Diethard Jungermann konnte die Frage nach der möglichen Anzahl von zunehmenden
Straftaten abschwächen. „Es sind keine besonderen Straftaten durch Flüchtlinge aufgetreten. Wenn
doch, dann lediglich einfacher Art. Bei insgesamt 3200 Straftaten allgemein im Kreis Olpe waren es
nur 120 durch Asylsuchende.“ Ansonsten seien die aufkommenden Ängste meist durch Lügen und
Übertreibungen aus bestimmter Richtung geleitet. Auf die Frage, ob die Polizei durch die vermehrten
Streifenfahrten und Kontrollen nicht überlastet sei, sagte Jungermann: „Ich bin optimistisch, dass wir
das ohne neues Personal schaffen.“
Zu schaffen seien auch die Hilfen und die Unterstützung für den täglichen Aufwand im Rahmen der
Koordination der einzelnen Hilfsgruppen, sagten Christoph Kinkel und Marie-Luise Pfaff. Hier
würden der Pastoralverbund, die evangelische Gemeinde und auch die Ortsvorsteher gemeinsam
arbeiten. Dennoch könnten Männer z. B. bei einem Möbeltransport hier und da gebraucht werden,
meinte Marie-Luise Pfaff.
Es gab noch Fragen aus dem Publikum in Sachen Gesundheitsfürsorge und ärztliche Betreuung. Dazu
meinte Stefan Bellmann, dass diese Angelegenheiten durch das Gesundheitsamt in Olpe geregelt
würden. Ganz zuletzt wurde die Frage gestellt, ob die ehrenamtlichen Betreuer nicht auch einer
Betreuung bedürften. Dazu hieß es, dass es auch hier Ansätze geben würde, Hilfe zu leisten.
Nach einem informativen und lebhaften Abend, wenn auch wenig positiv „Flüchtlingskonferenz“
genannt, verabschiedete Bürgermeister Bernd Clemens die Besucher mit: „Dank an alle hier in der
Aula und herzlichen Dank im Namen der Gemeinde für alle amtlichen aber besonders der vielen
ehrenamtlichen Helfer.“
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