Klosterdorf rüstet sich für arabische Touristen

Samstag, 19. September 2015 / Nr. 216
Für Obwalden
in den Ständerat
Erich Ettlin
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Klosterdorf rüstet sich
für arabische Touristen
ENGELBERG Mit Originalrezepten aus dem arabischen Raum beglückt das
Hotel Ramada neu seine
Gäste – ein Kundensegment
mit grossem Potenzial.
Jahren in Engelberg arbeitet. Mit diesem
speziellen Angebot hoffe er, die arabischen Stammgäste «halten zu können».
Nächstes Jahr nach dem Ramadan und
hauptsächlich im August könnten es gar
noch mehr Gäste werden – mehrheitlich
aus Saudi-Arabien und Dubai. «Der
arabische Markt boomt, doch man muss
auch etwas dafür tun», so Packes.
«Hoch attraktiver Nischenmarkt»
CHRISTOPH RIEBLI
[email protected]
«Das ist etwas ganz Spezielles»,
sagt der Nidwaldner Gastro-Experte
Herbert Huber zur neuen Speisekarte des Ramada-Hotels in Engelberg, «zumindest für unsere Region.»
Darauf befinden sich nämlich seit
kurzem zehn Originalrezepte aus
dem arabischen Raum. So etwa Maispoulardenbrust «marokkanische Art»
mit Couscous und Gemüse.
«Zwei arabische Familien – Stammgäste – haben uns darauf gebracht»,
erklärt Hotelmanager Alain Packes.
Diese hätten Engelberg als Ferienort
in den höchsten Tönen gelobt, doch
sei das Essen für sie ein Problem
gewesen. «Wir haben dann festgestellt, dass sich die arabischen Gäste
zuvor meist auf den Zimmern verpflegt hatten; dort Pizza oder Pouletgerichte assen.» Ein Problem, das
Herbert Huber bestens bekannt ist.
«Wie die Asiaten oder Inder lassen
sie sich von Fondue oder Rösti nicht
begeistern. Vielleicht trauen sie auch
unserer Küche zu wenig, da wir
Schweizer Schweiniges und anderes
essen, das für Araber nicht halal (erlaubt, Anm. d. Redaktion) ist.»
Koch aus Saudi-Arabien geholt
Im Hotel Ramada löste man das
Problem pragmatisch: Ein arabischer
Gast schickte Originalrezepte nach
Engelberg, welche die zwölfköpfige
Küchencrew um Carsten Witzke zu
einer Karte verarbeitete, die deutsch,
englisch und arabisch beschriftet ist.
«Da uns aber das Know-how in der
Küche fehlte, haben wir zusätzlich
noch einen Koch aus Saudi-Arabien
eingestellt», erklärt Packes weiter. Der
habe dann quasi die anderen Köche in der Herstellung der Speisen angelernt.
Und das mit Erfolg: «Es
ist super angekommen bei
den Gästen. Übrigens
auch bei der Dorfbevölkerung», schwärmt der
«Ramada»-Direktor, der
seit etwas mehr als vier
Sie bringen
den Orient in die
«Ramada»-Küche
(von links): der
langjährige Mitarbeiter Hafid
Douhab-Eberli, Koch
Mohammad Alwafai
und Chefkoch
Carsten Witzke.
PD
Das untermauern die hausinternen
Zahlen: So habe man noch 2011 im
Hotel Ramada 50 Übernachtungen von
Gästen aus dieser Region gezählt. Besonders ab 2013 seien es dann sukzessive mehr geworden. Für das laufende Jahr
rechnet Alain Packes bereits mit deren
«Der arabische Markt
boomt, doch
man muss auch
etwas dafür tun.»
A LA I N PAC K E S ,
« R A M A DA » - D I R E KTO R
1500. Ein Trend, den auch Tourismusdirektor Frédéric Füssenich bestätigt:
«Seit den letzten zwei bis drei Jahren
haben wir sukzessive mehr Gäste aus
dem arabischen Raum in Engelberg.»
Obwohl dieser Anteil bei den Logiernächten bloss 2 bis 3 Prozent ausmacht,
ist es gemäss Füssenich «ein hoch attraktiver und wertschöpfungsintensiver Nischenmarkt». Gerade auch in
der aktuellen Situation, «wenn
die europäischen Nahmärkte nachlassen».
Also ein interessantes Gästesegment
für Hoteliers. Denn die arabischen Touristen reisen nicht in Gruppen und
bleiben länger als der Durchschnittsgast.
Zwar sind es gemäss Füssenich keine
megareichen Scheiche, doch gehörten
die Reisenden hauptsächlich zur gehobenen Mittelschicht. «Das sind keine
Schnäppchenjäger», sagt auch Alain
Packes, «eine Familie blieb beispielsweise einen ganzen Monat bei uns und
belegte drei Zimmer.» Auch hätten sie
bereits für nächstes Jahr wieder gebucht.
Geografische Annäherung
Mit den Titlis-Bahnen ist Engelberg
als Marke auf dem arabischen Markt
schon seit rund zehn Jahren präsent,
wie Tourismusdirektor Frédéric Füssenich sagt. Doch habe sich das Interesse
von arabischen Touristen an der Zentralschweiz erst im Laufe der letzten
Jahre entwickelt. Zuvor habe sich deren
Aufmerksamkeit fast ausschliesslich auf
die Finanzzentren beschränkt. «Die
Genferseeregion etwa war schon immer
beliebt», so Füssenich. Zwar sei es
wichtig, diesen Markt weiter zu bearbeiten, doch laufe das meiste über
Mund-zu-Mund-Propaganda. Dabei
spielten gerade auch Angebote wie eine
arabische Speisekarte eine Rolle.
Dass sich arabische Touristen langsam dem Gebiet zwischen Interlaken
und Luzern annähern, legt auch eine
aktuelle Logiernachtstatistik der «Hotel
Revue» nahe. Gemäss dieser generierte
Genf 2014 219 000 Logiernächte arabischer Touristen, Zürich 125 000, Interlaken 108 000 und Luzern 46 000. Das
Sarneraatal und Engelberg jedoch noch
zu wenige, um es in die Statistik zu
schaffen. Gemäss Füssenich ist die Tendenz jedoch steigend. Dafür trumpfte
Engelberg 2014 bei den indischen Gästen auf (70 000 Logiernächte). Dieser
Wert wird in der Schweiz einzig
von Zürich mit
121 000 übertroffen (Interlaken 55 000).
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