Plananalyse DGVT Sommerakademie Bern 2014 Thomas Berger [email protected] 1 Literatur Caspar, F. (2007). Beziehungen und Probleme verstehen. Eine Einführung in die psychotherapeutische Plananalyse. (3. überarbeitete Auflage). Bern: Hogrefe. 2 Programm Theorieteil: 1. Einführung • • • Plananalyse: PerspekCve Basics (DefiniConen) Erschliessen von Planstrukturen 2. Nutzen von Plananalysen 3. Pläne und EmoConen Dazwischen, soweit möglich: Üben 3 1 Plananalyse: Eine Form der individuellen Fallkonzeptualisierung individuelle Fallkonzeption Schema-Analyse Plan Analyse systemische AblaufAnalyse ABC Analyse lerntheoretische verhaltensanalyse 4 Plananalyse: PerspekCve William James (1896) Unterschied zwischen nicht-lebenden und lebenden Organismen? 5 Bei lebende Organismen: « Zielgerichtetes » Verhalten beobachtbar Ziel bleibt konstant Erreiche Oberfläche/ Sauerstoff nach Verhalten variiert nach links rechts mit mehr Effort 6 2 Ziel bleibt konstant / Verhalten variiert erhalte Anerkennung / Aufmerksamkeit Max am Südpol Max und seine Auszeichnung in der Schule Max und sein Lego-Turm Max sein Porsche Max beim Golfen 7 In unterschiedlichen Umwelten führen unterschiedliche Verhaltensweisen/Mittel zu zielkongruenten Wahrnehmungen erhalte Anerkennung/Aufmerksamkeit Hans beim Spielen Hans und seine Pfadfinder-Kollegen Hans in der Kneipe 8 ! Menschen unterscheiden sich darin, welche Mi8el sie erlernen und einsetzen, um wichCge Bedürfnisse zu befriedigen (Caspar, 1996). ! Im Laufe der persönlichen Lebensgeschichte entwickeln Menschen in TransakCon mit der jeweiligen Umwelt Mi^el, die letztlich der Befriedigung der Bedürfnisse dienen (Grawe, 1998). 9 3 Plananalyse: PerspekCve • Mensch als zielgerichtet handelndes Wesen: Mit seinem Handeln versucht ein Mensch, einen wahrgenommenen Zustand in einen erwünschten Zustand zu transformieren (Caspar, 1996) • Man kann die wesentlichen Grundlagen von Persönlichkeitsunterschieden nicht verstehen, ohne die Art und Weise zu begreifen, wie Menschen in unterschiedlichen Umwelten ihre Bedürfnisse befriedigen (Kuhl, 2002) • Menschen streben nach Befriedigung und Schutz ihrer Grundbedürfnisse (Grawe, 1998; 2004) 10 Plananalyse: PerspekCve Grundbedürfnisse 1998;2004) Ba s i c Ne e d(Grawe, s Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle Lu s t g e w i n n / Un l u s t - ve r m e i d u n g Bi n d u n g s - be d ü r fn i s Se l b s t w e r t- er hö h u n g erhalte Zuwendung stärke Selbstwert Dass sich Eigenheiten eines Menschen wie ein roter Faden durch sein Verhalten ziehen und ihn erkennbar machen, liegt nicht daran, dass er sich immer gleich verhält, sondern daran, dass er sein Verhalten erwirb Anerkennung nach gleichbleibenden Plänen konstruiert (Caspar, 1996) 7-15. Lebensjahr 14.-15. Lebensjahr strengt sich in fährt cooles Moped Schule an 20.-40. Lebensjahr investiert viel in Karriere 30.-50. Lebensjahr ab 50. Lebensjahr spielt Golf fährt Porsche 11 Plananalyse: PerspekCve RekonstrukCon einer Struktur (Planstruktur), die letztlich beinhaltet, welche Mi8el ein Mensch einsetzt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Pläne bestehen aus Ziel und Operation, d.h. dem oder den Mitteln, die eingesetzt werden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Pläne verbinden motivationale und Fähigkeitsaspekte erwirb Anerkennung strengt sich in Schule an Zielkomponente: motivationale Basis des Verhaltens Mittelkomponente: Fähigkeit 12 4 Programm Theorieteil: 1. Einführung • • • Plananalyse: PerspekCve Basics (DefiniHonen) Erschliessen von Planstrukturen 2. Nutzen von Plananalysen 3. Pläne und EmoConen Dazwischen, soweit möglich: Üben 13 Basics: Pläne • Pläne bestehen aus Zielen und Mi^eln • Im Vordergrund: instrumentelle FunkCon ≈ Mi^el-‐ Zweck-‐RelaCon • Nicht notwendigerweise bewusst • KonstrukCvisCsche Sicht (Pläne sind Konstrukte) • Pläne werden vom Therapeuten aus Verhalten, KogniConen, EmoConen hypotheCsch erschlossen 14 Basics: Erschliessen von Plänen LeiKrage: " Wozu dient ein besCmmtes Verhalten? " Welchem Zweck dient ein Verhalten? 15 5 Bedürfnisse Basics: Planstruktur verschaffe dir Zuwendung erwirb Anerkennung mach Geld Zweck sei beruflich erfolgreich Verhalten spekuliert an Börse Mittel setzt alles an einen Vertragsabschluss Zweidimensional gezeichnete Planstruktur gibt Überblick. Dies ist mehr als eine Auflistung von Plänen! Nützlichkeit von graph. Darstellungen für Erinnern im Ernstfall belegt. 16 Formulieren der Plan-‐Bezeichnungen • Verhaltensaspekte im IndikaHv : ("lächelt entschuldigend“; „macht Ueberstunden“) • Pläne im an sich selber gerichteten ImperaHv : ("reduziere Spannungen“; „erwirb Anerkennung“) -‐> Dafür gibt es pragmaCsche Begründungen (keine Unterstellung von Bewusstheit) • Wenn möglich situaCv spezifizieren („bewirke Zuneigung von XY“) • Eine Struktur soll individuell charakterisierend sein („zeig den anderen, dass du ein Mordskerl bist“). • „sei etwa besonderes“ (eher Bedeutung des Planes für Selbstkonzept“) vs. „zeige, dass du etwas besonderes bist“ (Eindruck, den man auf andere machen möchte). 17 InformaHonsquellen für das Erschliessen von Plananalysen • Keine InformaConsquelle ist grundsätzlich ausgeschlossen • Verhaltensbeobachtungen in der Therapie-‐ oder natürlichen SituaCon (nonverbales Verhalten besonders wichCg) • Berichte des Klienten über Verhalten, Erleben und andere Ereignisse • die Wirkung des Verhaltens auf InterakConsparten: Ausgelöste Gedanken, Gefühle oder Verhaltenstendenzen • Fragebögen • Berichte von Angehörigen, Freunden, Pflegepersonal etc. 18 6 Weitere LeiKragen (neben: Welchem Zweck dient ein Verhalten?) -‐ Welche Gefühle und Eindrücke löst der Klient bei mir und anderen aus? -‐ Was will er bei mir und anderen erreichen, wozu will er mich und andere bringen, welche Verhaltenstendenzen auslösen? -‐ Welches Bild von sich versucht er mir und anderen zu vermi^eln? -‐ Welches Bild von sich versucht er für sich selber aufrechtzuerhalten? -‐ Welches Verhalten von mir und anderen würde gar nicht in die SituaCon passen, würde schwerfallen, versucht er zu verhindern? 19 Übung („What‘s about Bob“) 1. Auffällige nonverbale Verhaltensweisen noCeren (1. Spalte) 2. Erste Planhypothesen noCeren (2. Spalte). Dazu können die Leirragen verwendet werden. 3. Video mit Ton 20 Erschliessen von Planstrukturen -‐ Bo8om-‐Up (üblich): Von einer Verhaltensweise oder einem Unterplan wird auf einen Plan (Oberplan) geschlossen. In der Folge kann überprüt werden, ob weiteres, bestäCgendes Verhalten beobachtet wurde, oder es werden entsprechende Verhaltensweisen gesucht. -‐ Top-‐down (ergänzend): Pläne werden „von oben“ erschlossen: Man fragt sich dabei zum Beispiel „Wie befriedigt der Klient sein Bedürfnis nach XY“. Insbesondere um auf fehlende Pläne bzw. Mi^el zu kommen. -‐ Pläne werden von Gefühlen her erschlossen, die mit ihnen im Zusammenhang stehen (s. später). 21 7 KommunikaHon mit PaHenten • Klärung ist ein wichCger Wirkfaktor, Transparenz ein gutes Prinzip der VT • => sehr naheliegend, mit PaCenten über Pläne zu sprechen • Aber: Plan-‐Analyse ist primär Mi^el für Therapeuten, sich ein Verständnis zu erarbeiten • Welche Aspekte mit PaCenten besprochen werden und wie besprochen wird, hängt von FallkonzepCon ab • Besonders „geeignete“ Pat. neigen ot z. RaConalisieren • ZusCmmung des PaCenten zur RichCgkeit von Planhypo-‐ thesen zu Beginn der Therapie ist weder notwendige noch hinreichende Bedingung • Wenn wir erklären: Einfach, wenige Elemente und Ebenen, eher keine „Plan“-‐Terminologie 22 Programm Theorieteil: 1. Einführung • • • • Individuelle FallkonzepConen Plananalyse: PerspekCve Basics (DefiniConen) Erschliessen von Planstrukturen 2. Nutzen von Plananalysen 3. Pläne und EmoConen Dazwischen, und soweit möglich: Üben 23 Nutzen der Plananalyse Nutzen aus drei PerspekCven: 1. Aus der ProblemperspekCve 2. Aus der RessourcenperspekCve 3. Aus der BeziehungsperspekCve Einige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit! 24 8 KorrelaHonen zwischen Inkongruenz und anderen Variablen (Grawe & Grosse-‐HolKorth, 2003) Wohlbefinden BFW-Gesamtwert -.78 .68 Inkongruenz Symptombelastung SCL-90 GSI .58 Interpersonale Probleme IIP-Gesamtwert Kongruenz=Wie gut gelingt es Menschen, wichtige Ziele/Bedürfnisse zu erreichen/befriedigen (bzw. Vermeidungsziele zu vermeiden). Hier erfasst mit dem Inkongruenzfragebogen (INK; Grosse-Holtforth & Grawe, 1998) 25 ProblemperspekCve (1) 1. Wegfall von Mi8eln durch Veränderungen in der Umwelt, Verlust von Fähigkeiten (z.B. Alter, Krankheit) = Verstärkerverlust erhalte Zuwendung stärke Selbstwert suche Anerkennung Wirtschaftskrise: verliert Job sei beruflich erfolgreich 26 ProblemperspekCve (2) 2. Rigide Struktur, mangelnde alternaHve Mi8el Rigide Strukturen sind solche, in denen für wichCge Bedürfnisse oder Oberpläne nur wenige Mi^el zur Verfügung stehen. erhalte Zuwendung stärke Selbstwert nicht vorhanden suche Anerkennung nicht vorhanden nicht vorhanden verliert Job sei beruflich erfolgreich 27 9 Problemperspektive (3) 3. FunkHonalität von Problemverhalten interaktionell intrapsychisch befriedige Deine erhalte Zuwendung Bedürfnisse reduziere Anspannung erhalte Zuwendung setze Dich durch von Partner trinkt in sozialen Situationen versetzt sich in Rage zeigt Angst 28 ProblemperspekCve (4) 4. MoHvaHonale Konflikte/Plankonflikte bzw. Nebenwirkungen von Verhalten bewirke Zuwendung wahre Deine Interessen/ Rechte vermeide Konflikte / Spannungen setze Dich durch erfülle Erwartungen anderer 29 ProblemperspekCve (5) 5. UnidirekHonale RegulaHon erhalte Selbstwert viele Mittel erhalte Zuwendung wenige Mittel Nach Dodge, Asher & Parkhurst (1989) « gesund »: « Wie ein Jongleur, der sich abwechslungsweise um die Bälle kümmert, abwechslungsweise die verschiedenen Bedürfnisse berücksichtigen ». 30 10 ProblemperspekCve (6) 6. Ausgeprägte Vermeidungspläne vermeide neue Enttäuschungen vermeide, dich auf neue Versuche einzulassen geht nicht zu Bewerbungsgespräch zieh dich zurück vermeidet soziale Kontakte -> keine neuen, positiven Erfahrungen im Sinne des Bindungs- bzw. Bedürfnisses nach Selbstwerterhöhung möglich! 31 RessourcenperspekHve 1. Fähigkeiten/Kompetenzen bzw. Mi8el, über die eine Person letztlich Bedürfnisse befriedigen kann, werden ersichtlich (früher und heute?) 2. Was treibt eine Person an? WichCge moHvaHonale Ressourcen bzw. Pläne/Ziele/ Bedürfnisse werden ersichtlich (damit verbunden ist z.B. die Frage, in welcher Umwelt ein PaCent Wahrnehmungen/ Erfahrungen machen kann, die günsCg bezüglich seiner Planstruktur sind). 32 MoHvorienHerte BeziehungsperspekHve (früher: Komplementäre Beziehungsgestaltung) „Massgeschneiderte“ Beziehungsgestaltung auf der Basis von Plananalysen Balance-Modell Sicherheit Herausforderung • Je mehr man auf inhaltlich/technischer Ebene fordert, desto mehr Sicherheit in Beziehung. • Beachtung motivationaler Aspekte als Mittel zum Ausbalancieren (komplementäre bzw. motivorientierte Beziehungsgestaltung) 33 11 Ressourcenaktivierung und Problemaktivierung Gassmann & Grawe, 2006 erfolgreiche Therapiesitzungen (N=60 Sitzungen in 30 Therapien) (N=60 Sitzungen in 30 Therapien) Mittelwert (z-transformiert) Mittelwert (z-transformiert) nicht-erfolgreiche Therapiesitz. Anfang Mitte Ende Anfang Mitte Ende Sitzung Problemaktivierung Ressourcenaktivierung 34 MoHvorienHerte Beziehungsgestaltung nach Caspar (1996) motivorientiertes Th.-Verhalten: „Umweg“ über Pläne: vermeide, über- bring Th. dazu sich zeig Pat. dass du überzeuge Pat., dass fordert zu werden voll zu engagieren dich voll engagierst du ihn nicht überfordern wirst P.-Pläne Th.-Pläne bring Th. dazu dich zu schonen komplementäres Verhalten unter Berücks. der Situation stell sicher, dass Th. Problem ernst nimmt zeige dem Th. wie schlecht es dir geht P.-Verh. v. Verantwortung kontrolliere für Veränderung Situation in Therapie „besser kleine Schritte“ „immer nachfragen, ob zuviel“ nutzt Zeit nur zum Jammern 35 Th.-Verh. Motivorientierte Beziehungsgestaltung • Prinzip 1: Bedürfnisse, Pläne des PaCenten säxgen, dann fehlt Problemverhalten moCvaConale Basis • PaCenten werden vielleicht „aus Gewohnheit“ etwas weitermachen, aber weniger häufig/intensiv Theoretischer Hintergrund: Regulationsmodell (Miller, Galanter & Pribram, 1960; Powers, 1971; Carver & Scheier, 1998) Sollwert/Ziel: vermeide überfordert zu werden Vergleich bei Abweichung Output: Jammern Input: Wahrnehmung 36 12 Motivorientierte Beziehungsgestaltung • Gegenüber welchen Plänen komplementär verhalten? • Kontrollfrage: „Bin ich schon so hoch, dass ich als Therapeut damit leben kann?“ Dann ⇒ Th.-‐Verhalten • Prinzip 2: Je höher in Planstruktur das MoCv, das Problemverhalten zugrundeliegt, desto „akzeptabler“ wird das MoCv Grundbedürfnisse können sein... Ba s i cnicht Ne eproblematisch ds Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle kontrolliere Angst Lu s t g e w i n n / Un l u s t - ve r m e i d u n g erfülle Erwartungen anderer Bi n d u n g s - be d ü r fn i s Erzeuge Mitleid Se l b s t w e r t- er hö h u n g Grawe (1998, 2004) vermeide neue Enttäuschungen ...nur die Mittel, die zu deren Befriedigung eingesetzt werden 37 MoHvorienHerte Beziehungsgestaltung beeinflusst WIE ICH ETWAS TUE Pat., der eine enge Beziehung wichCg ist: ! besonders warmes, fürsorgliches non-‐ und paraverbales Therapeutenverhalten; eher raConal, « technische » Therapeutenhaltung, wenn wenig Bedürfnis nach enger Beziehung vorhanden und z.B. Bildung wichCg: mehr Effort in Erklärung des theoreCschen Modells Pat., der es wichCg ist Kontrolle zu haben: ! Bei Jacobson-‐Entspannungsübung, z.B. keine Aufforderung Augen zu schliessen; sta^dessen z.B. Aufforderung « Punkt an der Decke suchen » Pat., dem Autonomie wichCg ist: ! Wahlfreiheit über so viele Entscheidungen wie möglich lassen (möchten Sie dies oder das? wo möchten Sie die ExposiCon durchführen?....), wenig strukturierend 38 MoHvorienHerte Beziehungsgestaltung beeinflusst WAS ICH TUE Pat., der eine enge Beziehung wichCg ist: ! z.B. mehr « self-‐disclosures » als bei Personen, denen enge Beziehung weniger wichCg ist Pat., der es wichCg ist Kontrolle zu haben: ! z.B. intensives « agenda sexng » zu Beginn der Sitzung, intensives Erklären des TherapieraConales, häufiges Zusammenfassen Pat., dem Autonomie wichCg ist: ! z.B. den PaCenten viel selbst ausprobieren und austesten lassen (AkCvitäten und Erwartungen) 39 13 Plananalyse Zusammenfassend Funktionen: • Verständnis für die Probleme und Ressourcen der PaCenten • Verständnis für die Möglichkeiten und Anforderungen in der Therapiebeziehung Ganzheitliche, schulunabhängige Sicht unter Einschluss der Ressourcen des Pat. 40 Übung VVA 41 Prototypische Planstruktur Depression vermeide, abgelehnt zu werden schaffe Ersatz / Ablenkung vermeide Kritik von anderen halte Perfektionismus aufrecht hält an hohen Ansprüchen in Beziehungen fest hält an hohen Ansprüchen in Arbeit fest bewirke Schonung/ Verständnis vermeide, zu trauern vermeide neue Enttäuschungen vermeide Konflikte vermeide „riskantes“ Verhalten vermeide, dich auf überwältigende Gefühle einzulassen kontrolliere depressive Gefühle vermeide aggressive Gefühle vermeide, dich auf neue Versuche einzulassen wehre dich dagegen, neue Hoffnung zu schöpfen richte Aggressionen gegen dich zieh dich zurück halte Depression aufrecht Widerstand gegen Veränderung in Th. male schwarzweiss (sensu Beck) werte dich selber ab vermeidet sozialen Kontakt hört auf zu arbeiten Drogen / Alkohol entwickelt nur somatische Symptome 42 (Caspar, 1996) 14 Plananalyse und EmoHonen Die Gefühls-‐KonzepCon des Plananalyse-‐Ansatzes • schliesst an allgemein psychologischen Gefühls-‐ theorien, wie z.B. der von Lazarus (1966) an • dient dazu, die Verbindung zwischen Plänen und Gefühlen herzustellen • kann helfen, einen grossen Teil der in der Therapie beobachteten Gefühle zu verstehen. 43 Plananalyse und EmoHonen Für die Beziehung zwischen Plänen und Gefühlen werden 4 Aspekte betrachtet: 1. welche Pläne sind bei negaHven Gefühlen bedroht oder blockiert?* 2. welche Pläne besCmmen die Art des Gefühls? 3. welche Pläne dienen der BewälCgung von und den Umgang mit Gefühlen? 4. hat das Gefühl selber eine instrumentelle FunkHon?* * hier behandelt 44 1. Blockierung Blockierte Pläne und häufige Gefühle? • sei autonom -‐> Wut, Aerger, Aggression • suche Nähe/Zuneigung / vermeide Ablehnung -‐> En^äuschung, Trauer, Angst (Panik) • behalte Kontrolle -‐> Angst, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Niedergeschlagenheit, depressive Gefühle • stärke Selbstwert / sei kompetent -‐> Scham, Unsicherheit, Unzufriedenheit, depressive Gefühle, Aerger, Wut 45 15 1. Blockierung 1. Sie beobachten beim PaCenten ein negaCves Gefühl 2. Frage: Die Blockierung / Bedrohung welcher Pläne bringt Gefühl hervor? (nicht: welche Pläne sind durch Gefühl blockiert) 3. Sie validieren damit bereits erschlossene Pläne oder schliessen über das Gefühl auf neue Pläne Beispiel: Sie beobachten: Enttäuschung In der Situation: Als sie berichtet, dass die Schwester keinen Kontakt haben möchte Und schliessen auf den bedrohten Plan: suche Zuneigung zu Schwester Positive Gefühle entstehen umgekehrt, wenn Situationen oder Wahrnehmungen eintreten, die wichtige Pläne begünstigen 46 Gefühlsframes ! Möglichkeit Gefühle in Planstrukturen aufzunehmen sei kompetent *G1 *G2 suche Zuneigung zu Schwester G1: Stolz S: Hatte erfolgreiches Bewerbungsgespräch +/-: (+) sei kompetent G2: Enttäuschung S: Als sie berichtet, dass die Schwester keinen Kontakt haben möchte 47 +/-: (-) suche Zuneigung zu Schwester 4. Pläne, für die das Gefühl eine instrumentelle FunkHon hat • EmoConen können selber eine instrumentelle FunkCon haben • Gibt es einen offenen oder versteckten Vorteil des Gefühls oder von Begleitumständen? • Zweck muss prägnant sein und nachvollziehbar formuliert werden können! 48 16 4. Pläne, für die das Gefühl eine instrumentelle FunkHon hat Beispiele: • sozialängstliche KlienCn, die sich (aus einem falschen Verständnis von Selbstsicherheit) zum Teil nur durchsetzen kann, wenn sie sich vorher systemaCsch in Rage versetzt (versetze dich in Rage -‐> setze dich durch). • KlienCn, die mit dem Zeigen von Angst Schonung und Zuwendung bewirken kann (zeige Angst -‐> bewirke Schonung). 49 Vorgehen, wenn Gefühle aus Plananalysen erklärt werden sollen • Obligatorisch: Blockierung verstehen – DefiniCon des Gefühls („En^äuschung“) – DefiniCon der SituaCon („berichtet, dass die Schwester keinen Kontakt haben möchte“) – Verstehen der Blockierung ((-‐) „suche Zuneigung“) • FakultaCv: Art des Gefühls besCmmende Pläne; Copingpläne; Instrumentelle FunkCon des Gefühls („überlegen, aber man muss nichts finden“) 50 „ Die Klavierspielerin“ sei autonom vermeide Einmischung der Mutter Wut (Mutter reisst Tasche weg) verheimliche persönliche Angelegenheiten Aerger / Wut verheimliche Wegbleiben vermeide Diskussion mit Mutter ertappt/ Aerger macht kein Licht/macht leise sagt, dass sie spazieren war suche Zuneigung (+) Zuneigung vermeide Konflikt (-) Trauer/Scham mit Mutter suche Anerkennung zeige Dich unterwürfig/kindlich lass Dich kontrollieren zeige, dass Du viel gearbeitet lenke ab hast sagt, es zeigt tut mir leid unterwürfigen zeigt versucht in kindlichen sagt, sie habe Aerger Blick Zimmer zu 8 Std. Unter- gehen / sagt, (fragt, ist richt hinter sich lass mich bin das erlaubt?) und sei müde tot müde geht in Zimmer; fragt, wo das Herbstcomplet sei 51 17
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