Kantonsspital leitet bauliche Zukunft ein

Inland/Region
L iechtensteiner Vaterland | Freitag, 3. Juli 2015
Rücktritt als logische
Konsequenz
HEINI SCHWENDENER
SEVELEN . Der Seveler Gemeinderat Hardy Rothenberger (FDP)
tritt zurück. Abstimmungsniederlagen und vor allem das fehlende Vertrauen und der fehlende Rückhalt der Behörden in der
Bevölkerung nennt er als Gründe.
Wie gestern bekannt wurde,
hat der Seveler Gemeinderat
Hardy Rothenberger (FDP) am
15. Juni seinen Rücktritt per
Ende dieses Jahres bekannt gegeben. An seiner Sitzung vom
29. Juni hat der Gemeinderat
den Rücktritt genehmigt.
Hardy Rothenberger ist seit
Anfang 2005 Mitglied des Seveler Gemeinderates. Bau und Verkehr sind seine Ressorts. Genau
in diesen beiden Bereichen
musste die Seveler Behörde am
Abstimmungssonntag vom 14.
Juni zwei bittere Niederlagen
einstecken. Das Volk lehnte
nämlich die Strassenraumgestaltung ab und favorisierte,
entgegen dem Antrag des Gemeinderates, den Standort Büelriet für den Neubau eines Betagtenheims. Hardy Rothenberger schreibt in der Begründung
für seinen Rücktritt, es sei dem
Gemeinderat leider nicht gelungen, eine Mehrheit der Bevölkerung für seine Anliegen zu ge-
winnen, die wichtige Weichenstellungen für die Zukunft gewesen wären.
Vertrauen und Rückhalt fehlen
Nun ist es aber nicht so, dass
der dienstälteste Seveler Gemeinderat einfach aus Frust
über diese Abstimmungsniederlagen den Bettel hinwirft. Demokratische Entscheide kann er
sehr wohl akzeptieren. Er spricht
in seinem Rücktrittsschreiben
ein grundlegendes Problem an,
das die Gemeinde lähmt, seit es
im Gemeindepräsidium innert
kürzester Zeit zu vielen Wechseln
gekommen ist: «Ich stelle fest,
dass das notwendige Vertrauen
und der dafür nötige Rückhalt
bei den Einwohnerinnen und
Einwohnern in die Arbeit des
Gemeinderates nicht mehr vorhanden sind.» Für seinen Rücktrittsentscheid zieht der Unternehmer Parallelen zur Privatwirtschaft: Erhalte ein Verwaltungsrat in Bezug auf die
Strategie und die Ausrichtung
des Unternehmens von den Aktionären ein derart klares Misstrauensvotum, müsste er als logische Konsequenz sofort zurücktreten. «Ich kam nach reiflichen
Überlegungen
zur
Erkenntnis, dass ich nicht mehr
länger die richtige Person bin,
um mich weiterhin für das Wohl
17
Einblick Regierungsrätin besucht LAK
der Gemeinde einzusetzen.
Nicht zuletzt auch darum, da ich
de facto gar nicht mehr legitimiert bin, um weiterhin im
Namen der Mehrheit der Bevölkerung zu sprechen», so Rothenberger.
Neue Köpfe sind gefragt
Seine Konsequenz ist eindrücklich und nach vorne gerichtet, denn er sagt: «Mit meinem Rücktritt kann vielleicht die
jetzige Blockadehaltung aufgebrochen werden. Ein weiterer
Verbleib im Rat würde keine Veränderungen ermöglichen, sondern den Status quo unnötig länger zementieren.» Mit dem
Rücktritt, den er eigentlich auf
Ende 2016 vorgesehen hatte,
werde der Weg frei für neue, unverbrauchte Köpfe, die hoffentlich wieder mehrheitsfähige Lösungen erarbeiten können.
Kritik an der eigenen Partei
Hardy Rothenberger macht
auch keinen Hehl daraus, dass er
enttäuscht ist, dass das Misstrauen gegenüber dem Gemeinderat
auch immer wieder aus Kreisen
seiner Partei, der FDP, geschürt
worden war.
Die Ersatzwahl findet am 15.
November statt. Wahlvorschläge
können bis 30. September eingereicht werden.
Bild: ikr
Bei einem Besuch im Haus St. Florin der Liechtensteinischen Alters- und Krankenhilfe
LAK tauschte sich Regierungsrätin Aurelia Frick mit den Lernenden der Pflegeberufe
aus. Dabei erhielt sie einen spannenden Einblick in den praktischen Arbeitsalltag dieser
Berufe. Mit 47 Lernenden ist die LAK einer der wichtigen Lehrbetriebe Liechtensteins.
LESERBRIEF
Ein Lob für die
Schöpfung
Papst Franziskus lobt in seiner
Enzyklika «Laudato si» die
Schöpfung, die er indes durch
ein Fehlverhalten des Menschen in Gefahr sieht. Profitgier
sowie ein «Immer mehr» gefährden nicht nur die Natur,
sondern letztlich das Überleben
des Menschen auf dieser Erde.
Ich freue mich, dass der Papst
dieses wichtige Thema zum Inhalt seines Lehrschreibens gemacht hat.
Umweltschutz und Klimaveränderung werden uns in Zukunft mehr denn je beschäftigen. Wir leben auf zu grossem
Fuss. Ein Weniger an Besitz und
Konsum könnte unsere Lebens-
qualität sogar erhöhen. Achtsamkeit und Wertschätzung für
das Vorhandene würden dadurch steigen. Das alles hat jedoch nichts mit einer «Aufgabe
unserer Freiheiten» zu tun, wie
es gestern in einem Leserbrief
angstvoll beschworen wurde.
Klaus Biedermann
Im Mühleholz 39, Vaduz
Kantonsspital leitet bauliche Zukunft ein
2014 wurden im Kantonsspital Graubünden erstmals mehr als 17 000 Patienten stationär behandelt.
Die Kooperationen mit Partnerspitälern haben sich bewährt. Das Hauptereignis war der definitive Baubeschluss über CHF 430 Mio.
CHUR. Das Hauptereignis des
Kantonsspitals Graubünden im
Jahr 2014 war der definitive Baubeschluss des Stiftungsrats für
das Grossprojekt SUN (Sanierung, Umbau, Neubau). Der Spatenstich für das Bauprojekt ist
zusammen mit den Mitarbeitenden, Anwohnern, Behörden
sowie Gästen am 24. Oktober
2014 erfolgt. Mit dem Bau wird
die Gesundheitsversorgung im
Kantonsspital Graubünden auch
in den nächsten Jahrzehnten sichergestellt. Dafür investiert das
Zentrumsspital von Graubünden
bis 2022 ca. CHF 430 Mio.
Noch im letzten Jahr wurden
Submissionen und Bauvergaben
im Umfang von insgesamt CHF
141 Mio. durchgeführt. Martin
Schmid, Stiftungsratspräsident
des Zentrumsspitals, freute sich
an der Medienkonferenz: «Bis
auf zwei kleinere Vergaben konnten alle Aufträge im Umfang von
CHF 140 Mio. bisher im Kanton
vergeben werden.»
ten noch 47 mehr Personen eingestellt werden müssen. Das
heisst, das Zentrumsspital ist in
den letzten Jahren markant produktiver geworden. Aufgrund
der stark angestiegenen Patientenzahlen beträgt die Zahl der
geschaffenen Stellen seit der Fusion zum Kantonsspital Graubünden nun über 500.
Stetige Prozessoptimierung
Erfolgreiche Kooperationen
Das Kantonsspital Graubünden hat an seiner Jahresmedienorientierung auch die Wichtigkeit von partnerschaftlichen Kooperationen ins Zentrum gestellt.
«Nur
in
einem
zeitgemässen Umfeld können
auch zukünftig hervorragende
Leistungen erbracht werden»,
sagte Schmid. Zu diesem Umfeld
zählen auch erfolgreiche Kooperationen. An den strategischen
Kooperationen mit dem Kantonsspital Glarus, dem Landesspital Liechtenstein und dem Regionalspital Surselva wurde 2014
intensiv weitergearbeitet.
Zwischenzeitlich bestehen 18
Kooperationsfelder mit dem
Kantonsspital Glarus, 10 mit
dem Regionalspital Surselva und
4 mit dem Landesspital Liechtenstein. Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Landes-
Bild: pd
Wie das Kantonsspital Graubünden mitteilt, hat sich die Kooperation mit den Partnerspitälern bewährt.
spital in Vaduz wird noch intensiviert. «Die verschiedenen Auswertungen und Kennzahlen zeigen deutlich, dass sich die Kooperationen für alle beteiligten
Partner
bewähren»,
sagte
Schmid weiter.
Gutes Finanzergebnis
Das Geschäftsjahr 2014 des
Kantonsspitals Graubünden ist
auch finanziell gut verlaufen.
Der Betriebsertrag betrug CHF
318 Mio., der Personal- und
Sachaufwand CHF 278 Mio. und
die Abschreibungen auf den
Sachanlagen CHF 13 Mio. Nach
allen Bereinigungen von FinanzFond-, betriebsfremden und
ausserordentlichen Ergebnissen
können damit dem Organisationskapital zu Gunsten der Bauinvestitionen CHF 36 Mio. zugewiesen werden.
CEO Arnold Bachmann betonte: «Diese Zahlen belegen die
finanzielle Stabilität und Nachhaltigkeit des Kantonsspitals
Graubünden.
Sie
erklären,
warum es möglich ist, das Projekt SUN zu finanzieren.» Die
Realisierung erfolgt aus den Fallpauschalen ohne zusätzliche
Beiträge von Kanton und Gemeinden. Das gute Finanzergebnis ist aber auch notwendig,
denn in den kommenden Jahren
werden die Abschreibungen
kontinuierlich ansteigen und der
Fremdkapitalbedarf gemäss Planung bis CHF 200 Mio. ansteigen.
Infrastrukturen sind beschränkt
Noch nie wurden im Kantonsspital Graubünden so viele Patienten sowohl stationär (17 164
Fälle, +1,4 %) wie auch ambulant
(64 269 Fälle, +4.4%) behandelt.
Einem sehr starken ersten Halbjahr folgte eine etwas abflachende zweite Jahreshälfte. Die saisonalen Schwankungen haben
zwar erneut abgenommen, aber
einzelne Spitzentage – vor allem
im Winter – bereiten dem Zentrumsspital enorme Ressourcen-
probleme. «Insbesondere die Infrastruktur stiess mehrfach an
ihre Grenzen», erklärte Bachmann, «die Sanierung, der Umund Neubau (SUN) ist dringend
nötig.»
1975 Personen beschäftigt
Nachdem im Vorjahr aufgrund
der vielen zusätzlichen Patienten, welche zu behandeln waren,
bereits 85 Stellen neu geschaffen
wurden, waren es 2014 erneut 67
neue Stellen, um die Patienten
weiterhin optimal zu betreuen.
Vergleicht man die Produktivität
mit 2011 (dem Jahr vor der Einführung von Swiss DRG), so hat
sich diese verbessert und es hät-
Das Kantonsspital Graubünden wendet zur Prozessoptimierung die Prinzipien des «Lean
Hospitals» an. Das bedeutet,
dass alle Prozesse konsequent
auf den Fluss der Patienten
durch das Spital ausgerichtet
werden. Damit soll die für ein
Zentrumsspital typische hochgradig interdisziplinäre und
multiprofessionelle Zusammenarbeit optimiert werden. 2014
wurden eine Pflegestation, drei
Ambulatorien und erste Teile des
Notfalls in Pilotprojekten auf
«Lean Hospital» umgestellt. In
den Folgejahren wird das Rollout
auf das ganze Spital erfolgen.
«Das
gute
Finanzergebnis
kommt aus der stetigen Prozessoptimierung», sagte Bachmann
gestern.
Die Entwicklung der Medizin
und die Altersentwicklung der
Bevölkerung bedingt, dass das
Kantonsspital
Graubünden
immer wieder investieren muss,
so auch mit dem Bauprojekt
SUN. Zudem ermöglicht das
Bauvorhaben eine grössere Flexibilität der zukünftigen Raumnutzung sowie die Optimierung
der internen Prozesse. Die Anzahl der Operationssäle wird
von 12 auf 15 erhöht. Weil künftig «ambulant vor stationär»
noch mehr gelten wird, schafft
das Bauprojekt zusätzliche Behandlungsund
Untersuchungszimmer. Zudem wird das
älteste Haus A, West, abgebrochen. (pd)