Übungen zur Ingenieurvermessung Studiengang Vermessung (BA) WS 2015/2016 - Trassierung Übung 5: Koordinatenberechnung mittels ViGO und Transformation der lokalen Koordinaten aus Übung 4 ins System ETRS89 (UTM 32) Für diese Übung sind die zweifach tachymetrisch gemessenen Koordinaten nach der Absteckung aus Übung 4 zu verwenden. Bei der Aufnahme wurden zusätzlich einige Referenzpunkte, deren UTM-Koordinaten im System ETRS89 mit einer Standardabweichung von < 5 mm bekannt sind, gemessen. Außerdem wurde ein mindestens ein weiterer Hilfspunkt mittels eines GPS-Empfängers (z.B. JAVAD TRIUMPH-1 GNNS-Empfänger (GPS/GLONASS/GALILEO-Empfänger) oder LEICA 1200 oder TRIMBLE R8) statisch gemessen. Für diesen Hilfspunkt sind zunächst aus den aufgezeichneten GPS-Rohdaten und den Daten der SAPOS-Referenzstationen die UTM-Koordinaten zu berechnen. Mittels der vorliegenden UTM-Koordinaten sind anschließend für jeden Aufnahmestandpunkt die Transformationsparameter zur Transformation der lokalen Koordinaten ins System ETRS89 (UTM-32-Koordinatensystem) zu bestimmen und anschließend die lokalen Koordinaten ins UTM-32-Koordinatensystem zu transformieren. Die so zweifach bestimmten UTM-Koordinaten sind anschließend zu mitteln und zu vergleichen. Aufgaben: 1. Berechnung der ETRS89-Koordinaten des Hilfspunktes aus den statischen GPS-Messungen mittels ViGO 2. Bestimmung der Transformationsparameter zur Transformation der gemessenen lokalen Koordinaten ins System ETRS89 (UTM-32-Koordinatensystem) aus den Koordinaten der identischen Punkte 3. Transformation der gemessenen lokalen Koordinaten ins System ETRS89 (UTM-32-Koordinatensystem) und Mittelung und Vergleich der UTM-Koordinaten 4. Jedes Gruppenmitglied hat außerdem eine individuelle Einzelpunktauswertung mit dem Programmsystems ViGO im Modus E (mit 4 Referenzstationen) sowie im Modus F (mit einer VRS) mit den 24h-Messdaten der statischen Messung der Timble-NetR5-Station der HS-Bochum auszuführen und einzeln abzugeben. 1. Berechnung der ETRS89-Koordinaten des Hilfspunktes statischen GPS-Messungen mittels ViGO siehe extra Anleitungen: Auswertung der statischen Messungen Auswertung mit ViGO individuelle Auswertung 1 aus den Für das Gebiet der Hochschule Bochum (geografische Länge ca. 7° 16') ist bei der Berechnung der UTM-Koordinaten (6°-Streifensystem) der Hauptmeridian 9° = UTM-System 32 zu verwenden. 2. Bestimmung der Transformationsparameter zur Transformation der gemessenen lokalen Koordinaten ins System ETRS89 (UTM-32-Koordinatensystem) aus den Koordinaten der identischen Punke Mit Hilfe der 2D-Helmerttransformation lassen sich die Lagekoordinaten von einem Koordinatensystem A in ein anderes Koordinatensystem B (hier von lokal = System A nach UTM = System B) transformieren. Hierzu sind folgende 4 Parameter notwendig: Verschiebung in x: ∆x Verschiebung in y: ∆y Maßstabsfaktor m Verdrehwinkel α Die allgemeine Transformationsgleichung (System A nach System B) lautet: xi yi = B x cos − sin x +m$ $ i y sin cos yi A An Stelle dieses Gleichungssystems wird häufig eine anderes gleichwertiges Gleichungssystem mit den Unbekannten a = m $ cos und o = m $ sin eingeführt: xi yi = B x a −o x + $ i y o a yi A Zur Bestimmung der 4 Transformationsparameter müssen mindestens die Koordinatenpaare von zwei identischen Punkten vorliegen. Bei mehr als zwei Punkte werden die Parameter im Rahmen einer Ausgleichung bestimmt. Zur Vereinfachung des Normalgleichungssystems ist es zweckmäßig, den Ursprung des zu transformierenden Systems (hier System A) in den Schwerpunkt des Systems A zu legen. Dadurch ergibt sich dann eine Normalgleichungsmatrix, die nur auf der Diagonalen besetzt ist. Die schwerpunktbezogenen Koordinaten des Systems A berechnen sich wie folgt: x #i = x Ai − x A , mit x A = x Ai n , n: Anzahl der identischen Punkte y Ai # A y i = y i − y A , mit y A = n 2 Die so berechneten schwerpunktbezogenen Koordinaten x#, y# und die gegebenen Koordinaten der Anschlusspunkte bilden nun die Grundlage für die 2D-Helmerttransformation. Die vier Unbekannten werden in einer Ausgleichung, in der die gemessenen und auf den Schwerpunkt umgerechneten Koordinaten (System A, x #i , y #i ) als fehlerfrei angenommen werden und die Beobachtungen die gegebenen UTM-32-Koordinaten B der Referenzpunkte (System B, x B i , y i ) bilden. Das funktionale Modell ergibt sich daher wie folgt: xi yi + B vxi vyi = x# x a −o + $ i# yi y o a oder in anderer Schreibweise: x Bi + v x i = x + a $ x #i − o $ y #i y Bi + v y i = y + o $ x #i + a $ y #i Die linearisierten Beobachtungsgleichungen lauten nun: −y #i x i + v x i = A x i $ X mit A x i = 1 0 yi + v yi = A yi $ X A y i = 0 1 y #i x #i x #i x y und X = a o Bei Annahme gleich gewichtiger Beobachtungen (Koordinaten der Anschlusspunkte) ergibt sich hieraus folgendes Normalgleichungssystem: N = A Tx i $ A x i + A Ty i $ A y i n = A Tx i $ x i + A Ty i $ y i Ausmultiplikation: n 0 N= x #i − y #i 0 − y #i 0 0 0 0 x #i # 0 n 0 0 0 yi x #i + 0 (x #i ) 2 − (x #i $ y #i ) 0 y #i (y #i ) 2 (x #i $ y #i ) 0 − (x #i $ y #i ) (x #i ) 2 0 x #i (x #i $ y #i ) (y #i ) 2 n 0 − y #i x #i 0 n y #i x #i N= 0 x #i y #i (x #i ) 2 + (y #i ) 2 2 − y #i x #i 0 (x #i ) + (y #i ) 2 3 xi yi n= # (x i $ x i ) + (y #i $ y i ) − (y #i $ x i ) + (x #i $ y i ) Wegen der schwerpunktbezogenen Koordinaten gilt hier speziell: n 0 N= 0 0 0 0 0 n 0 0 2 2 # # 0 (x i ) + (y i ) 0 2 # 0 0 (x i ) + (y #i ) 2 und 1 n Q= N −1 0 0 0 1 n 0 0 0 = 1 (x #i ) 2 + (y #i ) 2 0 0 0 0 0 0 1 (x #i ) 2 + (y #i ) 2 Die endgültige Lösung lautet dann: 1 n X= Q$n = 0 0 0 1 n 0 0 0 0 0 0 0 0 1 (y#i ) 2 (x #i ) 2 + 0 1 (y#i ) 2 (x #i ) 2 + xi yi * # (x i $ x i ) + (y #i $ y i ) − (y #i $ x i ) + (x #i $ y i ) xi n x yi n y X= = (x#i $xi )+(y#i $yi ) a (x##i )2+(y#i #)2 o −(y i $xi )+(x i $yi ) (x#i )2+(y#i )2 Aus den Parametern a und o lassen sich wieder der Maßstabsfaktor m und der Verdrehungswinkel α zurückgewinnen: wegen a = m $ cos gilt: m = a 2 + o 2 o = m $ sin = arctan oa Der Maßstabsfaktor sollte dabei das Verhältnis der beiden Abbildungsmaßstäbe der beiden Koordinatensysteme widerspiegeln. In diesem Fall sollte sich der 4 Maßstabsfaktor der Abbildung (Ellipsoid und UTM-Abbildung) ergeben. Dieser berechnet sich zu m Abb = 0.9996 + y2 2$R 2 − h R mit y: mittlerer y-Wert (aus dem Eastwert zu berechnen) des Gebietes h: mittlere ellipsoidische Höhe des Gebietes R: mittlerer Radius des Ellipsoids für das Messgebiet Die Verbesserungen (Restklaffungen) der Koordinaten des Systems B und die empirische Standardabweichung der Gewichtseinheit s0 lassen sich wie folgt aus den Normalgleichungen berechnen: vxi vyi B x #i x a −o = + $ # y o a yi 2 s0 = v x i + v y i 2$n−4 − xi yi , B 2 , Die Verbesserungen und die Standardabweichung sind einerseits ein Maß für die Güte der Transformation und lassen sich andererseits zur Kontrolle und zur Detektion von groben Fehlern heranziehen. Für die Transformation der lokalen Höhen in die ellipsoidischen Höhen ist ein einfacher Höhenoffset h zu bestimmen. Das Ausgleichungsmodell hierzu lautet: h i B + v i = h + h i A Daraus ergibt sich der Höhenoffset zu: h = h iB −h iA n n: Anzahl der identischen Punkte Die Verbesserungen und Standardabweichungen berechnen sich nach der Ausgleichung wie folgt: v i = h + h i A − h i B s0 = s h = vi n−1 s0 n 5 3. Transformation der gemessenen lokalen Koordinaten ins System ETRS89 (UTM 32-Koordinatensystem) und Mittelung und Vergleich der UTM-Koordinaten Mittels der zuvor bestimmten Transformationsparameter sind sämtliche lokalen Koordinaten in das UTM-Koordinatensystem zu transformieren. Für den Fall, dass die Ausgleichung der vier Transformationsparameter über die Schwerpunktkoordinaten (x A , y A ) erfolgte, ist zusätzlich die Transformation in das Schwerpunktkoordinatensystem zu berücksichtigen. Für diesen Fall lauten die Berechnungen: x #i = x Ai − x A y #i = y Ai − y A x A , y A : bei der Berechnung der Transformationsparameter verwendete Schwerpunktkoordinaten xi yi = B x# x a −o + $ i# y o a yi Für den Fall, dass bei der Bestimmung der Transformationsparameter systematische Restklaffen (Verbesserungen) festgestellt wurden, können diese Restklaffen zusätzlich bei der Transformation berücksichtigt werden (z.B. Restklaffenverteilung nach Abstandsgewichten). Da hier aber weder das System A (lokales System) noch das System B (hier das UTM-32-System) Netzspannungen aufweisen (oder aufweisen sollten) spielt hier die Restklaffenverteilung keine Rolle. Entsprechend sind die ellipsoidischen Höhen zu berechnen: h i B = h + h i A Da die Aufnahme der Koordinaten nach der Absteckung zweifach erfolgte, sind hier für beide Aufnahmen (Aufnahmestandpunkte) die Transformationsparameter zu bestimmen und anschließend die Koordinaten ins UTM-Koordinatensystem zu transformieren. Dasselbe ist für die Höhen durchzuführen. Die so zweifach bestimmten UTM-Koordinaten und ellipsoidischen Höhen sind zu mitteln und deren Differenzen zu berechnen. 4. Individuelle Auswertung von 24h-Daten der Referenzstation der HS-Bochum mit ViGO im Modus E (mit 4 Referenzstationen) sowie im Modus F (mit einer VRS) Hierzu werden jedem individuelle Daten der Referenzstation der HS-Bochum über 24h à 1h-Dauer sowie die zugehörigen Tagesdaten von 4 SAPOS-Referenzstationen und einer VRS-Station zur Verfügung gestellt. Insgesamt erhält man für jeden Modus 24 UTM-Koordinaten und ell. Höhen. Aus den jeweils 24 Werten sind die Mittelwerte und deren Standardabweichungen zu berechnen sowie 6 eine Tagesverlaufsgrafik für die drei Koordinaten (East, North, ell. Höhe) in EXCEL zu erstellen. 7
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