Gefährliche Hunde in Niedersachsen

Gefährliche Hunde in Niedersachsen
Wir wollten es wissen, und haben beim Niedersächsischen Ministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz nachgefragt:
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Wie viele Hunde sind derzeit in Niedersachsen gemeldet?
Gibt es eine Auswertung/Aufschlüsselung bezüglich der gemeldeten Rassen?
Wie viele Hunde wurden aufgrund von Vorfällen als gefährlich eingestuft?
Welchen Rassen gehören diese Hunde an?
Welcher Art (Hund/Mensch, Hund/Hund, etc.) waren diese Vorfälle?
Leider bekamen wir lediglich zur Antwort, dass bisher keine Auswertung des Zentralen
Niedersächsischen Hunderegisters erfolgt, und diese auch nicht geplant sei. Man verwies uns
zur Beantwortung unserer Anfrage an die Landkreise in Niedersachsen.
Diese Anfrage wurde in etwas erweiterter Form am 21.06.2015 schriftlich an alle 46
Landkreise und kreisfreien Städte abgeschickt:
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Wie viele Hunde sind in Ihrem Bezirk aufgrund eines Vorfalls als „gefährlich“
eingestuft worden?
Welchen Rassen gehören diese Hunde an?
Welcher Art waren diese Vorfälle? (Hund/Mensch, Hund/Hund, Hund/anderes Tier)
Wie schwer waren die Verletzungen des Opfers?
Wo fanden die Vorfälle statt? (eigenes Grundstück, öffentlicher Raum)
Waren dieselben Hunde bereits mehrfach auffällig?
Welche Auflagen wurden Hund und Halter auferlegt?
Wie viele Hunde sind in Ihrem Landkreis/Ihrer Stadt gemeldet?
Bisher mit dem folgenden Ergebnis:
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14 Antworten insgesamt
5 lehnten eine Beantwortung der Fragen ab (Begründung: zu hoher Arbeitsaufwand,
nicht autorisierte Anfrage, etc.)
9 Landkreise/Städte waren bemüht, unsere Fragen zu beantworten – leider wird nicht
in allen Landkreisen/Städten eine entsprechende Datenbank geführt
Die statistischen Ergebnisse der Landkreise und kreisfreien Städte fassen wir hier kurz
zusammen – wobei dies höchstens eine Tendenz aufzeigt, da es sich hierbei um die mehr
oder weniger aufschlussreichen Auskünfte von weniger als einem Viertel der
Landkreise/kreisfreien Städte Niedersachsens handelt.
Es stellt sich die Frage, wozu es ein Zentrales Niedersächsisches Hunderegister gibt, in
welches jeder Hundehalter seine Hunde verpflichtend eintragen muss, und auch die
Behörden Eintragungen bzgl. der Gefährlichkeitsfeststellung machen…
Anzahl gefährliche Hunde:
210 (z. T. Gesamtzahlen, rückgehend bis in das Jahr 2004 – es dürften also aktuell weniger
sein)
Welche Rassen:
Chow-Chow, Airdale Terrier, 3 Boxer, 2 Appenzeller Sennenhunde, Hütehund-Mix, 15
Schäferhunde, 2 Berner Sennenhunde, Berner Sennenhund/Bordercollie-Mix, Kangal-Mix, 2
American Staffordshire Terrier,6 Rottweiler, American Staffordshire-Mix, 10 Mischlinge, 1
DSH/Spitz-Mix, 2 Labrador-Mix, 2 belg. Schäferhund-Mix, Bernhardiner, Beagle/Jack RusselMix, 2 DSH/Berner Sennenhund-Mix, 2 Staffordshire Terrier, Malinois/Border Collie-Mix,
Kangal, Golden Retriever, Border Collie, Jagdhund, Husky, DSH/Berner
Sennen/Neufundländer-Mix, 3 DSH-Mix, Dogge, Bernhardiner/DSH-Mix, Rottimix (evtl.),
Münsterländer-Mix, Malteser, Labrador/DSH-Mix, Pudel, Dobermann, Jack Russel/Mops-Mix,
Deutsch Drahthaar, Tibetterrier, Deutsche Dogge/Neufundländer/Hovawart-Mix, englische
Bulldogge
Von einigen Landkreisen wurden keine genauen Zahlen zu den Rassen genannt – es wurde
lediglich geschrieben „von Westhighland Terrier über Bulldogge bis American Staffordshire
Terrier und Border Collie“ oder „verschiedener Rassen“.
Ein Landkreis gab an, dass die Kangale und Kangal-Mixe zurzeit auffällig wären.
Welcher Art waren die Vorfälle? Wie schwer die Verletzungen?
Auch hier wurden keine genauen Angaben gemacht – in der Tendenz werden jedoch eher
Hund/Mensch-Vorfälle zur Anzeige gebracht. Über die Schwere der Verletzungen wurden
keine Angaben gemacht. Es wurde lediglich berichtet, dass es keine Todesfälle und zumeist
nur leichte Verletzungen, die von Prellungen bis hin zu leichten Bisswunden reichen.
Wo fanden die Vorfälle statt?
Die wenigen, die diese Frage beantwortet haben, gaben alle an, dass die Vorfälle alle im
öffentlichen Raum stattgefunden haben.
Waren dieselben Hunde mehrfach auffällig?
Auch hierzu nur wenige Auskünfte – allerdings waren in einigen Fällen Hunde mehrfach
auffällig.
Welche Auflagen wurden Hund und Halter erteilt?
Sofern die Frage beantwortet wurde, wurde angegeben Leinenzwang und z. T. eine
Maulkorbpflicht. Es gibt sogar einen Fall, in dem der Hund im Haus nur mit Schleppleine
laufen, und nicht in die Nähe der Haustür darf. Bei einem Hund wurde ein Besitzerwechsel
angeordnet.
Wie viele Hunde sind gemeldet?
Nicht alle haben diese Frage beantworten können. Durch Addition der gemeldeten Zahlen
kommen wir auf insgesamt 41.938 Hunde – in 5 Landkreisen.
Interessant war die Aussage eines Landkreises, dass lediglich 5 % der aufgrund von
Beschwerden überprüften Hunde letztendlich weiter beobachtet oder als gefährlich eingestuft
werden – in 95 % der Fälle ist nicht der Hund aggressiv, sondern der Halter macht Fehler
oder es geht um „Nachbarschaftsstreitereien“.
Da die Zahlen der als gefährlich eingestuften Hunde nicht tagesaktuell, sondern z. T. bereits
seit 2004 gesammelt werden, dürften weit weniger Hunde wirklich als gefährlich eingestuft
sein, und wie man bei den Rasseangaben sieht, sind recht viele verschiedene Rassen
vertreten. Die in den meisten Bundesländern per Gesetz als gefährlich deklarierten Rassen
sind auch hier recht selten auffällig – auch ohne besondere Auflagen, welche von vornherein
gemacht werden.
Auch wenn diese Zahlen, welche die Landkreise bisher geliefert haben, lediglich knapp ein
Viertel der real vorhandenen Hunde ausmachen, dürfte die Tendenz klar ersichtlich sein.
Auch ohne eine Rasseliste schnellen die Beißvorfälle nicht in die Höhe – und auch die in
anderen Bundesländern mit Rasseliste vorverurteilten Hunderassen sind nicht auffälliger.
Wir hoffen, im Laufe der nächsten Zeit noch mehr Antworten zu bekommen, und so eine
bessere Übersicht über Beißvorfälle, gefährliche Hunde und beteiligte Hunderassen in
Niedersachsen zu bekommen.
www.gegenrasselisten.de