Worauf es bei einem guten Lehrer ankommt

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LANDKREIS LANDSHUT
Montag, 12. Oktober 2015
Worauf es bei einem guten Lehrer ankommt
29. niederbayerischer Lehrertag in der Eskara – Zahlreiche Themen standen auf der Agenda
CSU-Senioren und
die Wiedervereinigung
Bis vor 25 Jahren zog sich eine
1393 Kilometer lange Grenzlinie
mitten durch Deutschland. Ein Befestigungs- und Überwachungssystem trennte Deutsche von Deutschen. Dass diese Grenze auf friedlichem Weg verschwand, grenzt an
ein Wunder. Wie dies geschehen
konnte und wer dran maßgeblich
beteiligt war, schilderte Anton Freiherr von Cetto bei der Feierstunde
der CSU-Seniorenunion.
Von Cetto gelang es, einen Bogen
zu schlagen von den politischen
Vorgängen über die menschlichen
Schicksale bis zum gegenwärtigen
Zustand des Landes. Er erinnerte
daran, dass das Bundesverfassungsgericht in einem von der Bayerischen Staatsregierung unter Franz
Josef Strauß zum Grundlagenvertrag erwirkten Urteil im Jahr 1973
festgestellt hat, dass die beiden
deutschen Staaten auf dem Fundament des noch existierenden Staates „Deutschland als Ganzes“ bestehen. Schließlich wäre es den guten Beziehungen deutscher Politiker, besonders Bundeskanzler Helmut Kohl, zu verdanken, dass der
Untergang der DDR nicht zu kriegerischen Konflikten wie in Tschechien oder Ungarn geführt habe.
Nach der Wende habe ein beispielhafter Wiederaufbau in Ostdeutschland begonnen, finanziert durch
den Solidaritätsbeitrag.
Exkursion ins
Reich der Pilze
Im Rahmen der Aktionen zum
„Waldnaturschutzjahr 2015“ veranstaltet am Samstag die BundNaturschutz-Kreisgruppe in Kooperation
mit der Forstverwaltung, der Waldbesitzervereinigung und dem Verein
„Pilzfreunde Landshut e.V.“eine
pilzkundliche Exkursion in das
Buchholz bei Eugenbach. Unter der
Leitung von Alfred Hussong lernen
die Teilnehmer die Vielfalt heimischer Pilze kennen. Die Exkursion
dient nicht dem Speisepilzesammeln, sondern dem Bestimmen der
unterschiedlichsten heimischen Pilzarten.
Treffen ist um 14 Uhr bei der Autobahnbrücke (A 92) nördlich von
Eugenbach, Richtung Bucher Graben. Die Mitnahme einer Lupe empfiehlt sich. Wegen begrenzter Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung unter Telefon 0871-22390 bis Donnerstag notwendig.
Der Hauptvortrag „Auf Sie kommt es an“ füllte den Konzertsaal in der Musikschule bis fast auf den letzten Platz.
Der Hauptreferent des Lehrertags, Professor Dr. Ulrich Trautwein, vermochte,
trockene Untersuchungsergebnisse in ansprechende Thesen zu kleiden.
Von Gudrun Schraml
Der Lehrer als zentrale Figur im
System Schule war und ist unbestritten. Dr. Ulrich Trautwein, Professor für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen, deckte am 29. niederbayerischen Lehrertag in seinem Hauptvortrag zehn „Irrtümer“ über Lehrer auf. Wichtigstes Ergebnis aller
Untersuchungen ist die große Bedeutung, die dem Lehrer zukommt,
wenn Bildung gelingen soll.
Mehr als 1000 Lehrer aus Niederbayern kamen in die Eskara, zur
Mittelschule und Musikschule, um
sich den Vortrag von Professor Dr.
Ulrich Trautwein anzuhören, die in
der Haupthalle präsentierte Verlagsausstellung und zwei Veranstaltungsangebote aus dem vielfältigen
Gesamtseminarangebot zu besuchen. Allein die große Zahl der Besucher zeigte erneut, dass das Konzept des Lehrerverbands Niederbayern Erfolg hat, eine ganztägige
Fortbildungsveranstaltung zu organisieren, die sowohl fachlich als
auch informativ von hohem Wert für
die Berufsgruppe ist.
Bezirksvorsitzende Judith Wenzl
wies im Hinblick auf den Hauptvortrag vor den zahlreichen Ehrengästen darauf hin, dass Lehrern gerade
jetzt eine besondere Bedeutung zukomme, wo Kinder und Jugendliche, die aus ihrer Heimat fliehen
mussten, mittel- und langfristig in
die Gesellschaft integriert werden
müssen. Schulen seien zentraler Ort
für Bildung und Integration, sind
gesellschaftliches
Vorbild
und
Lernfeld für ein friedliches und
Die Eskara bot den perfekten Rahmen für die rund 45 Aussteller rund um die
Schule.
menschliches Miteinander. Dazu
brauche man aber wesentlich mehr
Ressourcen.
Der BLLV hat bereits Anfang Oktober die konkrete Summe von 125
Millionen Euro genannt, die für
Lehrkräfte und weitere Pädagogen
gebraucht werde. Ebenso seien Mittel für zusätzliche Übergangsklassen mit maximal zehn Schülern notwendig, die Freistellung vom Unterricht für Schulleitungen, da diese
die gesamte Koordination übernehmen müssen, speziell ausgebildete
Deutschlehrer, und vor allem ein eigenes Budget an Schulen. Dieses
diene dazu, vor Ort je nach Bedarf
zusätzliches Personal wie Erzieher,
Sozialpädagogen oder Sprachlehrer
bezahlen zu können. Der BLLV stelle allerdings nicht nur Forderungen
auf, sondern versuche auch, konkre-
te Hilfen anzubieten. So habe man
eine Infobroschüre geschaffen und
Teile des BLLV-Anwesens im
Schloss Fürstenstein zur Unterbringung unbegleiteter Flüchtlinge zur
Verfügung gestellt.
Ist der Lehrer
freizeitorientiert?
Professor Dr. Ulrich Trautwein
setzte den Besuchern im Konzertsaal in der Musikschule zehn Irrtümer über Lehrer vor, um anschließend jeden Einzelnen zu widerlegen
und die große Bedeutung des Lehrers für den Lernerfolg bei den
Schülern aufzuzeigen. Irritationen
gab es bei Thesen wie „Lehrerberuf
ist Auffangbecken für Unentschlossene, Mittelmäßige,...“, bevor er dies
mit einer Portion Humor, aber vor
CSU feiert 100 Jahre
Franz Josef Strauß
Am 20. Oktober um 19 Uhr im
Landgasthof „Wild“ in Haunwang/
Eching erinnert der CSU-Kreisverband im Landkreis Landshut an
den „Schöpfer des modernen Bayern und mutigen Taktgeber der
Bundesrepublik“ – Franz Josef
Strauß, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre sowie an die deutsche
Wiedervereinigung vor 25 Jahren.
Als Festrednerin konnte die langjährige Weggefährtin dieser Erlebnisse, „Nachrückerin“ von Franz
Josef Strauß in den Bundestag, ehemalige Bundesministerin und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags sowie heutige Vorsitzende der
CSU-Landesgruppe, Gerda Hasselfeldt, gewonnen werden. Der Ehrenkreisvorsitzende Josef Seidl
wird zudem bündig seine Eindrücke
der damaligen Zeit schildern. Die
Bevölkerung ist dazu willkommen.
Sammelaktion der Kinderhilfe Balkan
Die Herbstsammlung der Kinderhilfe Balkan findet am 16. Oktober
wieder in Kumhausen statt. Die
Helfer stehen von 11.30 bis 13.30
Uhr am Casinoparkplatz kurz nach
dem Kreisverkehr in Richtung Rosenheim. Wie immer freut man sich
über Helfer beim Verladen der gut
verpackten Hilfsgüter. Es werden
vor allem Kleidung und Schuhe für
Kinder und Erwachsene benötigt.
Die Lastwagen fahren zur Caritasstation nach Zagreb und zum Behindertenclub nach Slavonski Brod
in Kroatien. Bei der Sammlung
wird man auch wieder die Spenden-
box bereithalten. Finanzielle Hilfe
ist natürlich auch mit einer Überweisung auf das Spendenkonto bei
der Sparkasse Landshut mit der
Nummer 77755 möglich. Für Fragen
wegen der Hilfsgüter wendet man
sich an den Organisator Uli Schoßer
unter der Nummer 08742-9650101.
allem harten Fakten aufgrund seiner eigenen empirischen Untersuchungen widerlegte und das Gegenteil beweisen konnte. Lehramtsstudierende seien schwerpunktmäßig
sozialinteressiert und besitzen ein
geringeres Maß an „sozialer Ängstlichkeit“. Auch das gängige Vorurteil, Lehrer seien besonders freizeitorientiert, entspreche nicht den Tatsachen, so Trautwein.
Lehrer seien nicht anders als andere Studierende. Großes Interesse
weckte auch die These, dass nur individualisierter Unterricht ein guter sei. Auch dort zeigte der Professor für empirische Bildungsforschung mit einer Reihe von Untersuchungen, dass dies nicht unbedingt der Wahrheit entspreche.
Nicht alles, was jemand als modern
und zeitgemäß bezeichne, sei auch
effektiv. „Seien Sie vorsichtig, wenn
jemand behauptet, er habe den
Stein der Weisen gefunden, aufgrund dessen alles anders gemacht
werden muss. Dieser Stein wird sicher bald wieder beerdigt“. Dafür
erhielt Trautwein kräftigen Beifall
von seiner Zuhörerschaft.
Der Lernerfolg ist
abhängig von der Lehrkraft
Doch sofort hielt er den Anwesenden Lehrern die herausragende Bedeutung ihrer pädagogischen Fähigkeiten vor Augen. Der Anteil des
unterschiedlichen Lernerfolges, der
auf die Lehrkraft zurückgeht, liegt
zwischen zehn und 25 Prozent.
Nicht die „Sichtstrukturen“ wie
Methoden, Organisations- oder Sozialformen sind für den Lernerfolg
verantwortlich, 90 Prozent davon
gehen auf die Rechnung der so genannten „Tiefenwirkung“, hatte
Trautwein mit seinen Untersuchungen nachweisen können. Dazu zählen die Klassenführung und die effektive Nutzung der Unterrichtszeit, die kognitive Aktivierung und
die konstruktive Unterstützung der
Schüler.
Im Zusammenhang mit einem der
Vorurteile „Fortbildungen nützen
nichts“ lobte er die gesamte Veranstaltung als Ausgangspunkt für Vertiefung, „Aha“-Erlebnisse und die
Möglichkeit, beim Besuch der einzelnen Veranstaltungsangebote Interesse zu wecken. Judith Wenzl
dankte dem Referenten für seine
fundierten Aussagen, die den Lehrern sicherlich aus der Seele gesprochen hätten. Diese konnten sich im
Anschluss in den verschiedenen Seminarangeboten in allen Bereichen
des Lehreralltags weiterbilden lassen, das Angebot reichte beispielsweise vom Sankt-Martins-Spiel mit
Martin Göth über Gesundheitsbildung in der Grundschule bis hin zur
Entwicklung der Schreibkompetenz
bei Schülern.
Dass die Marktgemeinde und die
Verantwortlichen an der Mittelschule alljährlich alle Räumlichkeiten rund um den Savigneux-Platz
für den niederbayrischen Lehrertag
zur Verfügung stellten, heuer erstmals auch die neue Zweifachturnhalle, ist sicherlich auch ein gewichtiger Baustein für den großen Erfolg
und die Beliebtheit dieser Veranstaltung.