Reisebericht Nepal 8.10.-24.10.2015 Namaste! Noch nie habe ich die erste Nacht in fremder Umgebung so tief und erholsam geschlafen. Hupende Mopeds, brummende Generatoren und zwitschernde Vögel wecken uns früh morgens im Hotel Holy Himalaya in Thamel, Kathmandu. Nach dem Frühstück starten wir zwölf unserem ersten Ausflug. „Wir zwölf“ sind ShinGen Christian Österle, der als langjähriger Nepalkenner diese Reise in mühevoller Kleinarbeit sorgfältig geplant und organisiert hat, seine Eltern GenKi und KyuSei, die das Geburtsland Buddhas mit der vielfältigen buddhistischen und hinduistischen Kultur bereisen wollten und neun Übende der Altbäckersmühle. Gut zwei Wochen intensiver Eindrücke und Erfahrungen in einem völlig fremdartigen, mich faszinierenden Land sind kaum – geschweige den vollständig vermittelbar. Unser erster Tag führt uns nach Budhanilkantha. Ein schlafender Vishnu aus schwarzem Stein (7.Jhd.)ruht in einem Wasserbecken. Getragen von Kundalinischlangen liegt er da wie hingegossen. Ringsum buntes Treiben pilgernder Hindus, wie überall sichtbar, auch hier lebendige Volksfrömmigkeit. Das Gelände wird gefegt und mit Wasserschläuchen gereinigt. Die Menschen wirken entspannt, freundlich. Einige Jungen einer kleinen Klasse im Tempelbezirk singen uns etwas vor. Unser Anblick stört kurz die Klassendisziplin. Rundum kleine bunte Ladengeschäfte- jedes etwa garagenbreit- wie alle Kleinbetriebe hier in Nepal. Die Häuser, Kleidung und Dinge sind farbenprächtig; Gebetsfähnchen, üppig blühende Bäume, abenteuerlich verschlungene oberirdische Stromkabel, Staub, Abfall, kaum vorankommender Linksverkehr auf schlaglöchrigen Straßen. An den Ampeln warten behelmte Mopedfahrer vor den Autos und überfüllten Bussen. Alles wuselt und tutet. Ich finde es angenehm anders zu unserer quadratischen und wohlgeordneten Alltagswelt. Einige meiner Grundentscheidungen, die sich im Laufe der Reise als hilfreich erweisen für mich: Dieses Land ist komplett anders als alles, was ich je erlebt habe, also nicht vergleichen, sondern offen aufnehmen; Das hier ist sauberer Dreck- den Rest erledigt hoffentlich Sagrotan;, ich vertraue unserem Busfahrer völlig; Sicherheitsregeln beim Essen und Trinken beachten und das köstliche Essen genießen. Wir besuchen den Swayambonath- Tempelbezirk mit dem ältesten Stupa Nepals aus dem 5. Jhd. mit den allsehenden Augen Buddhas, Pagoden und riesiger Friedensglocke. Viele, nicht nur buddhistische Familien sind unterwegs heute am arbeitsfreien Tag, Mönche, Pilger, Touristen, Ausflügler. Inbrünstig werden Opfergaben dargebracht, Feuerrituale vollzogen. Rhesusaffen streifen in kleineren Banden friedlich umher. Sie sind geschickt darin, Wasserflaschen zu öffnen und uns blitzschnell die Zuckerdose vom Tisch zu mopsen. Tibetische jugendliche Mönche lassen sich gerne mit uns fotografieren. Hier sind vielezum Teil noch kleine Jungs in Mönchsgewändern. Getrennt von ihren Familien, haben sie in den Klöstern ein gesicherteres Leben- hoffentlich. In einem Kloster rezitierende Mönche, gemurmelte Sutren, tutende Hörner, Händeklatschen verbunden mit fließenden Handbewegungen, Duft von Räucherstäbchen. Die Abende sitzen wir plaudernd auf der Hotelterrasse und trinken nepalesisches Bier aus dem „Elefantenbembel“- schwierige Entscheidungen zwischen den Sorten Himalaya, Gorkha oder Nepal Ice. Wir besichtigen Changu Narayan, ein Dörfchen mit dem bedeutendsten Vishnu- Tempel des Kathmandutals. Hier habe der Legende nach Garuda mit der Schlange gekämpft, die wütend war, dass Manjushri das Tal mit seinem Schwert spaltete und ihren angestammten See entwässerte. Der Nachbau des kostbar geschnitzten Tempels war auf der Weltausstellung und ist nun im Himalayagarten in Wiesent bei Regensburg zu sehen. Wir trinken eine Tasse Lemon Ginger Tee auf einer Dachterrasse mit Blick auf die Berge in der Ferne. Dann weiter ins bezaubernde Bhaktapur, eine der drei alten Königstädte neben Patan und Kathmandu. Die an kunstvoller Handwerkstradition(Holzschnitzer und Töpfer) reiche Handelsstadt wurde mit deutscher finanzieller Unterstützung gut restauriert, die Eintrittsgelder werden sinnvoll verwendet. Christian findet den einzigen buddhistischen Tempel in einem Innenhof. Der Durbar Square ist eine riesige Palastanlage mit goldenem Tor, kostbar filigranen Holzschnitzereien der Newar, Tempeln. Mutig erklimmen wir die fünfstöckige Pagode über eine steile Treppe. Die Stufen sind bis Schuhgröße 32 und bei Schwindelfreiheit trittsicher begehbar. Ein Mädchen bettelt vergeblich um Geld. Mein salziges Lakritz probiert sie. Mäßig begeistert wickelt sie es doch lieber zurück ins Bonbonpapier. Es könnte jemand anderem schmecken. Wir besuchen den kleinen Chabail- Stupa, eine Oase inmitten des Stadtlärms. Gläubige kommen kurz her, umrunden den Stupa, drehen die Gebetsmühlen. Ein Mann sammelt abgefallene Blüten als Opfergabe. Der kleine Platz ist umrundet von Steinbänken, Gebetsfahnen flattern über uns, Tauben picken an einem abgegrenzten Landeplatz, Hunde bellen oder dösen. Ein „frommer“ Hund umrundet den Stupa. Uns wird der Shakiamunitempel aufgeschlossen. Wir hoppeln eine halbe Stunde mit dem Bus durch die Stadt und nehmen Quartier für eine Nacht im Ortsteil Bouda, um den bedeutendsten und größten Stupa mit Reliquien des Kashyapa Buddha zu besuchen. Der Bodnath- Stupa aus dem 6.Jhd. ist ein hoch verehrter buddhistischer Wallfahrtsort. Es gibt viele neue, vor allem tibetische Klöster hier. Der Stupa liegt an einem alten Handelsweg nach Tibet. Der riesige rundum geschlossene Platz ist umsäumt von einem Kranz dreistöckiger Häuser, die kleine Geschäfte, Devotionalienläden und Pilgerpensionen beherbergen. Der Stupa hat eine Grundfläche von einem Hektar. Unten ist er gesäumt von Gebetsmühlen, wird von einem dichten Pilgerstrom im Uhrzeigersinn umrundet, darüber terrassenförmige Sockel, die mit Treppenaufgängen in den vier Himmelsrichtungen begehbar sind. Im ersten Stock Umgang mit Opfermöglichkeiten von Blumen und Butterlampen, Bretter für Niederwerfungen. Noch ein höherer freier Umgang. Ein kleines Mädchen macht hier ihre ersten Schritte. Die Architektur soll die kosmische Ausgewogenheit und Harmonie widerspiegeln in Proportionen und Aufbau. Abends sitzen wir wie die Hühner auf der Stange auf der Dachterrasse unseres Hotels, bestaunen den Anblick bei Nacht und essen unsere ersten Momos (gefüllte Teigtaschen). Eine Familie zündet hoch oben auf dem Stupa ringsum in den 108 Buddha- Nischen Butterlämpchen an. Sehr stimmungsvoll. Den ganzen nächsten Tag reisen wir nach Lumbini, zum Geburtsort Buddhas. Die Busfahrt ist abenteuerlich, führt durch sattgrünes Hügelland mit kleinen Reisterrassen, Bananenpflanzungen, endlos sich hinziehende Straßenlädchen und armselige Wellblechhüttenhütten. Wer hier lebt, hat geringe Chancen, der Armut zu entkommen. Nepal ist mit 30 Mio. Einwohnern das ärmste Land Asiens mit ca. 700 US-$ Bruttojahreseinkommen- gefolgt von 30 noch ärmeren afrikanischen Ländern. Der Bürgerkrieg ist in seinen Folgen noch nicht verwunden, 70 Parteien ringen um Stabilität und friedliches Zusammenleben, ca. 6 Millionen Nepalesen arbeiten im Ausland. Das multikulturelle Land mit vielen Völkern und Sprachen ist wirtschaftlich nicht entwickelt und politisch instabil, 60% der Erwachsenen sind Analphabeten, mehr als die Hälfte der Bevölkerung arbeitet in der wenig ertragreichen Landwirtschaft. Ein Fünftel ist mangelhaft ernährt, die Gesundheitsversorgung ist schlecht. Nepal ist auf Hilfen von Geberländern angewiesen. Entwicklungschancen liegen im Tourismus und der Entwicklung von Wasserkraft. Undurchdringlicher Dschungel mit eisenroter Erde. Überraschend, wie die Überholmanöver auf der dicht befahrenen, schmalen, schlecht oder auch nicht geteerter Straße klappen(Hauptverkehrsroute nach Indien- viele bunte Lastwagen) Gehupe, Licht, Bremsen des entgegenkommenden Fahrzeugs. Das Tiefland ist platt wie mit dem Nudelholz ausgewellt. Reisanbau, Bewässerungsgräben, lila Wasserhyazinthen, Schulkinder in Uniformen sind auf dem Weg nach Hause. Nepal ist importabhängig, schafft nicht die Inlandsnachfrage zu decken. Industrie sieht man nicht, nur kleine Ladengeschäfte oder mobile Eier- und Gemüseverkäufe am Straßenrand, Ziegeleien, etwas Kiesabbau, einige Rinder oder Ziegen. Wir sind froh, in der Dunkelheit Lumbini nahe der indischen Grenze zu erreichen. 10 Stunden für 350 Kilometer. Das Essen schmeckt köstlich, einzeln gekocht und nach 2 Stunden Wartezeit serviert. Reisegruppen überfordern Küche und Service. Am nächsten Morgen starten wir zum historisch durch die Ausgrabung einer Ashoka-Säule belegten Geburtsort von Gautama Siddartha, dem späteren Shakiamuni Buddha; vermeintlich bestens gegen den beginnenden Regen ausgerüstet. Taschentuchbäume, Jasmin und gelb blühende Bäume säumen den Weg zur Geburtsstätte, um die herum der Maha Devi Tempel erbaut wurde. Daneben Palastruinen und ein Wasserbecken. Schulklassen, Pilger und Besucher von überall her stehen geduldig an um zur Geburtsstätte zu gelangen; kleine Grüppchen sitzen innen an den Wänden, rezitieren Sutren in unterschiedlichsten Sprachen. Wir treffen einen Nepalesen, der seit 20 Jahren in Thüringen wohnt und erstmals mit seinen nun erwachsenen Söhnen hier ist. Der Park ist über vier Kilometer lang. Neue Klöster aller buddhistischen Richtungen und Länder säumen einen Kanal, nur zum Teil fertig, zum Teil geschlossen. Es gießt in Strömen- so etwa zwischen voll aufgedrehter Dusche und Wasserfall. Meine wasserdichten Wanderschuhe sind dicht- das Wasser läuft nicht aus- ich gieße es jeweils ab und wringe meine Socken aus, wenn ich barfuß Klosteranlagen anschaue. Wir sind triefend nass. Der Regenschirm hilft nicht, ist aber nötig- ohne ihn schwappen meine Kontaktlinsen davon. Einige unserer Gruppe schließen ungewollte Bekanntschaft mit Blutegeln. Der Starkregen ist Ausläufer eines nach Norden ziehenden Zyklons, in den Bergen kommen viele Menschen ums Leben. Am nächsten Tag ist der Regen vorüber und wir fahren zum Chitwan National Park- wir wohnen im „Green Park“, einem komfortablen Resort mit Lodges im Tiefland Terai. Wir machen einen Ochsenkarren- Ausflug in ein Teru- Dorf, Lehmhütten verputzt mit Dung, Mittelalter mit Stromanschluss, Kochstellen mit Bio-Gas. Hoch beladene Reisträgerinnen sind unterwegs, die Kinder haben eine Schule. Fettes Dschungelgrün am Fluss. Ihn befahren wir am nächsten Morgen mit Einbäumen, sehen viele Vögel sowie Krokodile, farbenprächtige Schmetterlinge, Grillen zirpen. Der Tag ist dicht gefüllt mit intensiver Naturerfahrung, Besuch der Elefantenaufzuchtstation mit Elefantenbaby. Wir machen einen Elefantenritt durch Dschungel und Savanne durch Vegetation, die wir nur aus dem Tropenhaus des Botanischen Gartens kennen, Elefantengras so hoch wie das große Tier. Unterwegs rupft er sich davon als Snack ab und lässt sich mit Bananen füttern. Wie ein hochtouriger Motor im Leerlauf vibriert der Elefant, als wir Wasserschweine und am Flussufer ein Nashorn sehen. Weit blicken wir über das flache Land im Abendlicht, in der Ferne über den Wolken die schneebedeckten Berge; welch ein Glück und große Freunde, dies alles erleben zu dürfen. Bevor wir zurück nach Kathmandu fahren, machen wir eine Vogelbeobachtungstour, bei der wir Eisvögel, Kiebitze, Papageien, Dongos, Schwarzstörche, Pfauen und tellergroße Nashornspuren entdecken. Wir besichtigen die Königstadt Patan/Lalipur mit einem hinreißend schönen DurbarSquare, „Marktplatz“ – nicht so verkehrsberuhigt wie Bhaktapur, doch übervoll mit Tempeln, Säulen, Stupas und kostbar gearbeiteten Schnitzereien. Besonders lohnenswert erweist sich das Museum in der Palastanlage mit erlesenen, sehr gut präsentierten und beschriebenen Kunstwerken des Buddhismus und Hinduismus. In einem Innenhof sehen wir tanzende Männer- eine Tanzschule? Abends gehen wir auf Empfehlung von Christian in einem Spezialitätenrestaurant essen und genießen ein hervorragendes Nepali-Menü- auf Sitzkissen an niedrigen Tischen. Der Ober ist lustig- es gibt „tea with chicken-milk“ und „mähmäh“ für Christian. Am nächsten Tag besichtigen wir nachmittags den Durbar Square von Kathmandu, genießen den Rundblick vom Glockenturm, führen ein nettes Gespräch mit einem jungen Mann, der am Goetheinstitut Deutsch lernt und der aus dem Terai stammt. Wir gehen zu Fuß gemeinsam zum Hotel und besuchen den buddhistischen Erleuchtungstempel, halten gemeinsam Inne. Dieser Tag ist so dicht. Das Gewusel der Stadt, der Dreck und Müll, Taubenkot und die erschütternden Erfahrungen des Vormittags setzen uns zu. Wir waren in zwei der Slums von Kathmandu. Sija und Moona, zwei Medical Assistances, begleiten und erklären. Sie arbeiten für Elisabeth, die über private Spendenfinanzierung die medizinische Grundversorgung, Aufklärung, Hygiene, Verhütung, sichere Entbindungen, sauberes Trinkwasser, geschlechtergetrennte Waschplätze leisten. Sie wirken auf die Eltern ein, die Kinder in die Schule zu schicken und leisten die Betreuung der kleinen im Kindergarten und der nicht beschulten Kinder in der eigenen Grundschule sowie deren Versorgung mit Mahlzeiten. So haben die Mütter die Chance, arbeiten zu gehen und den Familienerwerb zu sichern. Der Status der in den Slums lebenden Menschen ist ungesichert. Sie sollen umgesiedelt werden nach Bhaktapur, weil der Staat eine Uferpromenade (gegenüber ist die Müllkippe) bauen will. Ein Slum hat nicht einmal feste Hütten. Selbst um die Plastikplanen gegen den Regen mussten sie kämpfen. Die Gastfreundschaft der Frauen ist überwältigend. Das Projekt wird über privates Engagement getragen und durch Verkäufe der Klangschalen und Statuen in der Altbäckersmühle gefördert. Christian kennt und unterstützt diese Arbeit seit vielen Jahren. Ein Tag mit Ausflug „aufs Land“- zu der Schlucht, die Manjushri legendär mit dem Schwert schlug, den See entleerte, die Seeschlange,…. Im Tempel daneben ist ein elefantenkopfförmiger Ganesha Stein, der der von mehreren Frauen intensiv mit Feuer, Räucherwerk und rituellen Drehungen verehrt wird. Anschließend rauchen sie Ganja was die Tüte hergibt. Die Sehenswürdigkeiten des verschlafenen Kirtipur erschließt uns ein ortansässiger Führer. Er bringt uns auch zu einem weithin beliebten Restaurant, in dem traditionell gekleidete Newar- Frauen in einem Museum kochen und in Kooperative traditionelles Handwerk betreiben. Selten so lecker gegessen. Das Gemüse wird unterhalb im Garten angebaut. Die Knoblauchfahne derer, die sich an das Menü wagen, hält jeden wilden Affen und auch Vampire fern. Nach dem Gelage kehren wir nachmittags zum Kaffee in einem feinen Hotel ein. GenKi schwelgt im Schokoladenglück, KyuSei versucht mit „Black-Forest-Cake“ seine Erkältung zu lindern. Doch ohne Kirschwasser – ob das hilft? (Übrigens ist „Black-Forest-Cake“ eine Spezialität in Nepal- mit Creme statt Sahne. Ein Verkäufer ist höchst erstaunt, dass das Original aus dem Schwarzwald in Deutschland stammt und keine Erfindung aus Nepal ist!) Wir treffen uns heute mit Kami, den Christian schon lange kennt, fahren mit ihm und zwei weiteren Sherpas den Berg hinauf zum Wandern- bezaubernde Aussicht in alle Richtungen. Angeblich ein Weg, den schon Buddha beschritt. Wer ihn nur drei Schritte gehe, dem würden alle Sünden abgewaschen, wer ihn nur sähe, der habe ein gutes Karma. Seidenkieferhügel, Glimmerschiefer, Gebetsfähnchen, der als „Grüne Tara“ verehrte Felshügel, - das Herz wird weit und friedlich. „OM mani pemme hong che“- Kami am Anfang, sein Begleiter am Ende unserer Gruppe beten, singen die ganze Zeit, wenn sie sich nicht mit uns oder am Handy unterhalten. Die Luft duftet und ist sauber, kein Müll, kein Lärm. Wir möchten so gern zum Trekking wiederkommen. Bis unter 3.500 Höhenmeter könne man gut gehen ohne zu klettern, wenn man gute Grundkonstitution und keine Herzbeschwerden habe. Beste Reisezeit sei Jahresende oder Mitte März/April mit der Rhododendronblüte. Kami lädt uns zum Abschluss zu sich nach Hause ein, wo wir lecker verköstigt werden. Heute fahren wir nach Pashupatinath. Es ist einer der höchst verehrten hinduistischen Tempelbezirke und Weltkulturerbe. Im für uns unzugänglichen Tempel wird ein ShivaLinga verehrt. Shiva selbst- als Einhorn- habe sich der Legende nach hier mit seiner Geliebten Parvati im Wäldchen vergnügt („frolicking“). Seine lange Abwesenheit sorgte im Götterhimmel für Unruhe und löste eine Suchaktion aus, bei der er schließlich aufgestöbert und an seinem Horn eingefangen wurde. Dieses zerbarst in drei Teile… Ein Teil kam an diesen Ort: hier zu sterben, hier kremiert und dem Fluss übergeben zu werden, ist für manche Gläubige ein letzter Wunsch. Viele alte und hinfällige Menschen hausen hier. Affen, Rinder, Ziegen streifen frei umher. Es ist schmutzig und ungepflegt. An den Ghats werden Verstorbene nach festem Ritus von den männlichen Hinterbliebenen vorbereitet, mit dem Wasser des Bagmatiflusses an Gesicht und Händen gewaschen, das gelbe Tuchgewand mit Öl eingestrichen, mit Tageteskränzen bedeckt, stilles Totengedenken vor der Verbrennung. Die Trauernden erweisen den letzten Dienst still und gefasst, kaum Frauen. Sati, die Selbstverbrennung der „vithvas“ war lange Zeit sehr verbreitet, in Nepal noch häufiger als in Indien, doch nun bei Strafe verboten. „Gedenke Mensch, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst“. Kloster Kopan liegt in den Hügeln mit Aussicht auf die Millionenstadt Kathmandu und unser Wandergebiet von gestern. Der Stupa von Boudanath ist im Stadtgewirr zu erkennen. Im Dojo schreiben die tibetischen Mönche gerade eine Prüfungsarbeit. Der Klostergarten mit buntem Stupa ist zierlich und gepflegt, eine Wohltat nach dem bedrückenden Morgen. Den letzten Tag haben wir programmfrei. Wir stromern durch Thamel und bewundern die Vorbereitungen zum mehrtägigen Diwali Lichterfest. Gassen, Geschäfte, Hunde werden mit Girlanden aus Tagetesblüten geschmückt, vor den Eingängen werden Mandalas aus farbigem Pulver gestreut, abends viele Butterlämpchen entzündet. In den Gassen drängen sich trotz der Enge freundlich gestimmte Menschen. Spezielles Gebäck wird verkauft, die Verkäufer machen heute ein gutes Geschäft. Wir verbringen unseren letzten Abend gemeinsam beim Essen im „Garden of Joy“, können noch draußen sitzen- wie an unserem ersten Abend hier. Wir haben eine tragende und harmonische Gemeinschaft untereinander erlebt, viele Gespräche, Erkundungen, Austausch, Humor. Auf unserem Heimflug haben wir einen überwältigenden Blick auf den Gebirgszug des Himalaya, auf die höchsten Berge unserer Erde- welch ein krönender Abschluss dieser besonderen Reise. Ursula
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