Diversität Dokumentation 2015 (pdf , 1.11 MB)

Photodokumentation
Workshop:
Mehr als Kultur.
Diversitätsbewusste Haltung in der
Jugendarbeit
während der SOJA Jahrestagung 5 .- 6. Oktober 2015
Nurey Özer und Anne Sophie Winkelmann
[email protected] - [email protected]
Wie Schubladen und Zuschreibungen funktionieren I
Ich in der Schublade
In welche Schublade werde ich (manchmal oder immer wieder) gesteckt?
Welche Zuschreibungen und damit einhergehenden Bewertungen nehme ich wahr?
Was wird gesagt? Was wird mir ‚zwischen den Zeilen’ oder irgendwie indirekt übermittelt? Was interpretiere ich?
Wie fühle ich mich?
Welche Effekte /Auswirkungen hatte bzw. hat es bis heute für mich?
Was machen die Erfahrungen mit dieser Schublade und den Zuschreibungen mit mir?
Wie gehe ich damit um?
Auftrag für die Kleingruppen:
Wie war die Selbstreflexion für euch?
Ist es euch leicht gefallen?
Konntet ihr Gefühle und Effekte gut erinnern bzw. reflektieren?
Sammelt dann - ohne euch die konkreten Schubladen, Zuschreibungen und Bewertungen zu erzählen - gemeinsam die Gefühle und schreibt je ein Gefühl auf eine Karte.
Erzählt euch dann die Effekte/Auswirkungen/Umgangsweisen und schreibt sie je eine auf eine Karte.
Gefühle
Effekte
Wie Schubladen und Zuschreibungen funktionieren II
Andere in die Schublade
In welche Schublade stecke ich (manchmal oder immer wieder) andere Menschen?
Welche Zuschreibungen und damit einhergehenden Bewertungen mache ich über die Person
als „Angehörige dieser Gruppe“?
Welche Bilder kommen mir in den Kopf? Was denke ich? Was sage ich? Was wird irgendwie ‚zwischen den Zeilen’ oder indirekt übermittelt?
Welche Funktionen haben diese Schublade und die Zuschreibungen für mich?
Wie profitiere ich davon, was habe ich davon, was bringt es mir?
Auftrag für die Kleingruppen:
Wie war diese Selbstreflexion für euch?
Konntet ihr euch ganz gut darauf einlassen?
Welche Gefühle sind in euch aufgetaucht?
Tauscht euch dann - ohne euch die konkreten Schubladen, Zuschreibungen und Bewertungen zu erzählen – über die Funktionen aus, die ihr jeweils herausgearbeitet habt und schreibt je eine Funktion
auf eine Karte.
Funktionen von Schubladen, Zuschreibungen und Bewertungen:
Inwiefern profitiere ich davon?
‡s%IGENE!UFWERTUNGDURCH!BWERTUNG
Eigene Aufwertung durch Abwertung
‚Anderer’
„Anderer“
‡s6ERSCHIEBUNGVON!GGRESSIONAUF
Verschiebung von Aggression auf
Fremdgruppen
Fremdgruppen
‡s'EFàHLVON3TËRKE
Gefühl von Stärke
Erhalt
eines
positiven
Selbstbilds
Er halt
eines
positives Selbstbilds
s/RIENTIERUNG
‡ Orientierung
s+LARHEITANGESICHTSVON+OMPLEXITËT
‡ Klarheit angesichts von Komplexität
s!USBLENDENVON7IDERSPRàCHEN
‡ Ausblenden von Widersprüchen
Reduktion von Unsicherheit
R edukt ion von Unsicher heit
Methodenbox: Demokratie-Lernen und Anti-Bias-Arbeit - Thematische Übungen / Funktionen von Vorurteilen
!NTI"IAS7ERKSTATT
s%RHALTUNGLEICHER-ACHTVERHËLTNISSE
‡ Erhalt ungleicher Machtverhältnisse
zwischen Mehrheiten und Minderheiten
zwischen Mehrheiten und Minderheiten
s4EILHABEANDER-ACHTAUF+OSTEN
‡ Teilhabe an der Macht auf Kosten
„Anderer“
‚Anderer’
Legitimation von Herrschaft
Legitimation von Her rschaft
s$ElNITIONDERu!NDERENhUNDDES3ELBST
‡ Definition der ‚Anderen’ und des Selbst
s6EREINHEITLICHUNGDES%IGENEN
‡ Vereinheitlichung des Eigenen
su3OZIALE%INTRITTSKARTEh
‡’Soziale Eintrittskarte’
Herstellung klarer Zugehörigkeit
Herstellung k lar er Z ugehörigk eit
Funktionen von Vorurteilen
www.anti-bias-werkstatt.de · [email protected] · Kinzigstr. 9 · 10247 Berlin
5
Ablauf Dienstag 6. Oktober
Erfahrungsorientiertes Modell von Diskriminierung in Bezug auf
Rassismus
www.anti-bias-werkstatt.de ● [email protected] ● Kinzigstr. 9 ● 10247 Berlin
Ein erfahrungsorientiertes Diskriminierungsmodell
DIFFERENZIERUNG
…
G
E
S
E
L
L
S
C
H
A
F
T
L
I
C
H
E
R
…
Voreingenommenheiten
Vorurteile
Stereotypen
Normen
Werte
…
+
MACHT
Situative Macht &
strukturelle Macht (durch
gesellschaftliche Positionierung)
(Definitionsmacht, ökonomische,
politische, rechtliche und soziale Macht)
kann zu
DISKRIMINIERUNG
führen
U
N
D
G
L
O
B
A
L
E
R
K
O
N
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E
X
T
Auf der interaktionellen,
institutionellen und
ideologisch-diskursiven Ebene
Anti-Bias-Werkstatt 2011
Anliegen der Gruppe für den Fokus auf Praxisentwicklung
Praxisentwicklung
Lernprozesse von Kindern und Jugendlichen begleiten
Ziele von Lernprozessen:
-
Eigene Erfahrungen in den Kontext von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und
vorherrschenden Schubladen zu stellen
Bewusstwerden über die Funktionsweisen von Vorurteilen und Diskriminierung und die
eigene Verstrickung darin
Entdecken der eigenen Mechanismen, Strategien und ihrer Konsequenzen – als
Diskriminierende_r wie als Diskriminierte_r
Übertragung der erfahrungsorientiert erarbeiteten Erkenntnisse auf andere Differenzlinien
Geteilte ‚Empörung’ ermöglichen
Entwicklung und gemeinsame Erprobung von alternativen Umgangsweisen
Empowerment
Räume für ein Sprechen über Diskriminierung in der alltäglichen Begleitung der Jugendlichen:
-
subjektive Erfahrungen ernst nehmen
-
Nicht belehren oder Problem lösen sondern ermutigen und begleiten
Empathie: Zuhören, Anerkennen der Gefühle und Bedürfnisse, Verstehen der Perspektiven
(heißt nicht Einverstanden-sein oder Gutheißen!)
Unterstützung bei der Reflexion und Entwicklung von subjektiv hilfreichen Umgangsweisen
Empowerment
Ansatzpunkte für Veränderung:
-
Wo lassen sich aus meiner Sicht Ansatzpunkte für Veränderung in unserer Einrichtung
ausmachen?
-
Welchen Handlungsspielraum habe ich persönlich?
Was sind für mich nächste Schritte?
Praxisentwicklung
Analyse der Strukturen in der eigenen Einrichtung:
-
Welche Bedeutung hat die Förderung von Lernprozessen rund um das Thema
Schubladendenken und Diskriminierung im Selbstverständnis und in der Praxis unserer
Einrichtung?
Wodurch wird in den eigenen Strukturen eine Begleitung der Jugendlichen in ihrer
Auseinandersetzung mit Schubladendenken und Diskriminierung erschwert? Wodurch
erleichtert?
Welche Herausforderungen lassen sich durch das Umfeld, den Kontext, die Zusammenarbeit
mit Kooperationspartner_innen ausmachen? Welche Chancen bieten sich hier?
Wie beeinflusst der aktuell vorherrschende Diskurs die Möglichkeiten?
Welche Kompetenzen bringen die Mitarbeiter_innen in Bezug auf das Themenfeld
Diskriminierung und den Umgang mit Diskriminierungserfahrungen der Jugendlichen mit?
Welche eigenen Erfahrungen und Positionierungen bringen die Mitarbeiter_innen mit?
Welche Verbindungen zu den Teilnehmenden werden dadurch möglich?
Ansatzpunkte für Veränderung:
-
Wo lassen sich aus meiner Sicht Ansatzpunkte für Veränderung in unserer Einrichtung
ausmachen?
Welchen Handlungsspielraum habe ich persönlich?
Was sind für mich nächste Schritte?
Literatur und Links zu diversitätsbewusster Bildung,
Rassismuskritik und Anti-Bias
ADB Köln, Cybernomads (Hg.) (2004). TheBlackBook. Deutschlands Häutungen. IKO, Berlin.
Benbrahim, Karima (Hg.) (2012). Diversität bewusst wahrnehmen und mitdenken, aber wie?
Düsseldorf. Siehe http://www.idaev.de/aktuelles/neuerscheinungen/
BER e.V. (Hrsg.) (2012). Wer anderen einen Brunnen gräbt. Rassismuskritik // Empowerment //
Globaler Kontext. Berlin
Derman-Sparks, Louise (1989). Anti-bias curriculum: tools for empowering young children /
Louise Derman-Sparks and the A.B.C. Task Force. - Washington DC.
Early Learning Resource Unit (1997). Shifting Paradigms. Using an anti-bias strategy to
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Afrika.
Eggers, Maureen Maisha, Grada Kilomba, Peggy Piesche; Arndt, Susan (Hg.) (2005). Mythen,
Masken und Subjekte – Kritische Weißseinsforschung in Deutschland, Unrast Verlag, Münster.
Fanon, Frantz (1980). Schwarze Haut, weiße Masken, Suhrkamp, Frankfurt am Main.
Ha, Kien Nghi et al. (Hg.) (2007). re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf
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Leiprecht, Rudolf (2010). Diversitätsbewusste Sozialpädagogik. Schwalbach/Ts.
Re/Positionierung/Metanationale (2009). Critical Whiteness/Perspectives of Colour. NGBK,
Berlin.
Schmidt, Bettina (2010). Den Anti-Bias-Ansatz zur Diskussion stellen – Beitrag zur Klärung
theoretischer Grundlagen in der Anti-Bias-Arbeit. Oldenburg.
Terkessidis, Mark (2004). Die Banalität des Rassismus – Migranten zweiter Generation
entwickeln eine neue Perspektive, Bielefeld: transcript.
Trinh T. Minh-ha (1989). Women, Native, Other. Writing Postcoloniality and Feminism,Indiana
University Press, Bloomington/Indianapolis.
Haltung und Methoden für die Bildungsarbeit
Arbeit und Leben DGB/VHS (Hg.) (2009). Wohin mit der interkulturellen Bildung?
Menschenrechtsbildung und Social Justice Trainings, Empowerment von People of Color und
Critical Whiteness – Ansätze für die politische Bildung in der Migrationsgesellschaft, WorkshopDokumentation, Wuppertal.
Pates, Rebecca / Schmidt, Daniel / Karawanskij, Susanne (Hg.)( 2010).
Antidiskriminierungspädagogik. Konzepte und Methoden für die Bildungsarbeit mit Jugendlichen.
Wiesbaden.
Raa Brandenburg (Hg.) (2010). Mehr Vielfalt als gedacht? Erfahrungen mit dem Anti-BiasAnsatz in der Jugendarbeit. Berlin http://www.raabrandenburg.de/Portals/4/media/UserDocs/RAA_Brosch%C3%BCre_Heterogenit
%C3%A4t_neu.pdf
Sinoplu, Ahmet / Winkelmann, Anne Sophie (2010). free in MOVE ON. Diversitätsbewusste
Reflexionen rund um eine internationale Jugendbegegnung zu Hip-Hop, Vielfalt und
Diskriminierung mit sogenannten benachteiligten Jugendlichen. In: Forum Jugendarbeit
International. Internationale Jugendarbeit und Chancengleichheit 2008-2010. S. 90-104.
Tanyılmaz, Tuğba u.a. (2013). Intersektionale Pädagogik: Handreichung für SozialarbeiterInnen,
ErzieherInnen, Lehrkräfte und die, die es noch werden wollen. http://ipaed.blogsport.de/materialien/
Winkelmann, Anne Sophie (2014). More than Culture - Diversitätsbewusste Bildung in der
internationalen Jugendarbeit. Bonn. https://www.jugendfuereuropa.de/ueberjfe/publikationen/more-than-culture.3628/