Gottesdienst Kirche Wohlen, 14.2.2016 Texte von Walter Däpp

Gottesdienst Kirche Wohlen, 14.2.2016
Texte von Walter Däpp
1
Alltagsprobleme
Wei mer hüt Abe Spaghetti oder Gschwellti mache, het si gfragt,
uf all Fäll öppis eifachs. U weles si scho nume die hert oder di
mählig chochende Härdöpfu? Nicola? Bintje? Charlotte? Oder
Urgenta?
Das si so Alltags-Problem u Alltags-Entscheidige. Öb i dä Laptop,
wo grad nume 499.90 choschtet, söll choufe? Öb i ds Tram söll
näh oder louffe? Öb i ar Kasse würklech gäng di Super- oder
Cumulus-Charte söll us em Portmonnee grüble? Öb i em halbi
nüüni oder scho am halbi siebni i Chino wöll? Öb i der Wecker für
morn am halbi oder am Viertel vor söll stelle? Öb i am Sunntig z
Predigt söll oder gschyder no chli blybe liege? Öb i i 14 Tag mit em
ne Nei gäg di zwöiti Gottharsröhre u mit em ne Ja gäg ds
Spekuliere mit Läbesmittu söll opponmiere? Öb i di perfidi
Durchsetzigsinitiative oder di Mogupackig um d Hüratsstüüt ohni
aktive Widerstand eifach so passiv söll dürewinke? Öb i statt
George-Clooney-Nespresso nid doch gschyder Max-HavelaarGgaffee söll trinke?
Öb i bim Jasse mit em Buur das Ass scho söll stäche? Öb i trotz
schlächtem Luun söll probiere z lächle? Öb i am Abe söll Fernseh
luege oder läse? Öb i im Internet oder im Reisebüro söll Ferie
bueche? Öb i über ds miese Wätter söll flueche? Öb i mi äch für ds
richtige Handy-Abo entschiede ha? Öb i ds Velo söll bschliesse,
wenis nume ganz churz la la stah? Öb i dä Brief A- oder B-Poscht
söll schicke? Öb di chüschtige Olive, wo so guet si gsy, griechischi,
spanischi oder italiänischi si gsy? Öb i im Chäller no gnue ha vo
däm guete Wy?
Fragen über Frage.
U nume eis isch klar, wenn i dä alltäglech Fragekatalog da so abe
bätte: Es git Lüt, wo froh wäre, we si nume settegi Problemli
hätte.
2
Honig
"Das isch itz ja würklech e troumhafte Summer gsy", het d Rosa
letscht Herbscht gseit – bim Ggaffee mit der Pamela. Aber es zieh
se doch no mal i Süde. I d Türkei viellech oder nach Marokko, nach
Griecheland oder Süditalie. S sig eigetlech glych wohäre.
Houptsach, si chönn der Summer no chli verlengere.
Si heig umegluegt, im Internet: Wär flexibel sig, chömm zu ächte
Schnäppli. De het si o no vo ihrem Abstächer a d Wältusstellig
nach Mailand verzellt. Intressant. Aber s heig massehaft Lüt gha.
Fasch nume Italiäner. Si heig sech gfragt, öb die eigetlech nüd
schaffe, dass si am ne gwöhnleche Wuchetag zu Tuusige dert häre
chöi? O d Metro a Bahnhof sig de gschtungget voll gsy – si heig
chuum no Platz gha.
"So", het d Pamela gseit", so göngs ja o all dene Flüchtlinge, us
Syrie u so. Aber di sige unfreiwillig ungerwägs, i gschtungget volle
schäbige Boot, i Züüg oder Bösse. Irgendwo häre, i ds Ungwüsse.
Mönsche, wo nid eifach es Schnäppli chöi bueche, für im Herbscht
no irgendwohäre im Meer ga z bade." Ja, mir läbi würklech im ne
Sälbschtbedienigslade – im ne Land, wo Milch u Honig fliessi.
U à propos Honig: Si heig letschthin gchouft – ungloublech! Da
heigs Schwyzer Honig gha, o Biohonig. Oder französische,
Pyrenäe- u Cevennehonig. Änglische Summerhonig. De o
Früehligshonig oder Waldhonig, Bärghonig. Blüetehonig –
normale, cremige u fyncremige. De o Alpeblüetehonig, Lavändu-,
Lindeblüete- u Akaziehonig. Ggaffeeblüte-, Chegeleblüete u
Chleehonig. Oder Mandelblüten-, Orangenblüte-, Wildblüte-,
Eukaliptus-, Rosmarin- oder Tannehonig. U no viel meh.
Scho nume Honig heigs i üsem Land, wo äbe Milch u Honig fliessi,
auso gnue. Me müess sich sälber gar nid soviel wägnäh, für
angerne chli dervo z gä.
3
Nachhaltigkeit
Letschthin heig er gläse, d Mönschheit läb uf z grossem Fuess. Si
verbruuchi Jahr für Jahr meh natürlechi Ressource, als d Ärde
härgäb. Drum heig er itz beschlosse, Gägestüür z gäh, nachhaltig z
läbe, sini eigete Ressource z nutze. Das het der Fäbu gseit. Am
Morge, nach em Ufstah, löi er der Radio ersch nach em Rasieren a
– u rasiere tüeg er nümm elektrisch, sondern vo Hang – äbe mit
eigete Ressource. Er wöll aber o no abkläre, wies mit der
Umwältverträglechkeit vo de Rasierschuum-Spraydose steit. Das
sig äbe Nachhaltigkeit.
Us Energiespargründ wärdi ds Drüminuten-Ei itz rou
abegschlabberet. U nume no Confi uf ds Brot gstriche. Anke,
Milch, Chäs u Wurscht löi er la stah, wüll: Es göng doch über ke
Chuehut, was en einzegi Chueh oder Sou für Ressource verbruuchi
u für Gas absonderi, wo d Luft belaschti.
O sys Mobilitätsverhalte heig er total ggänderet. Der Offroader
heig er verchouft –itz fahr er es chlyners Outo. U Velo. Geschter
heig er o si Tiefchüehltrueh nachhaltig entsorgt: Nume no
früsches Züg chöm ufe Täller.
Settegi Byspil für nachhaltigs Verhalte, het der Fäbu gseit, chönnt
er no lang ufzelle. Är sig zwar no nid konsequänt, aber:
Allerispetischtens sit er nume no Energiesparlampe bruuchi, sig
em es Liecht ufgange: Dass me sälber irgendwo müess afah, we
me zur Umwält u zum Klima wöll Sorg ha.
4
Jugend
Das heig se scho no berüehrt, was sie da i der Tageszytig gläse
heig, het si gseit: i re alte Zytig, wo vor über 50 Jahr usecho isch.
En offne Brief vo Jugendleche a d Lehrerinne u Lehrer sig da
abdruckt gsy.
Sie möchte läbestüechtigi, verantwortigsbewussti Schwyzerbürger
wärde, hei si da gschribe, die Junge. U gmeint: Üses privilegierte
Land mit sim grosse Rychtum heig o ne grossi Verantwortig für ds
Wältgeschehe. Drum sött ihrer Meinig na «o der letscht Schwyzer
sis Härz, si Intelligänz, si Energie u sis Gäld ysetze für ds geischtige
u materielle Wohl vo allne Mönsche, uf der ganze Wält – bsungers
vo dene ds Afrika u ds Asie». Das hei die Schüelerinne u Schüeler
gschribe.
Sie wölli drum nid Lehrer, wo ne nume Wüsse tüege bybringe.
Nei, sie wölle settegi, wo ne i de entscheidende Frage vom Läbe
«Klarheit» gäbi – «i geischtiger u moralischer Hisicht». Lehrer, wo
«wahri Outoritäte» sige. U wo se über ds politische Gschehe
informieri: So dass si de besser Bscheid wüssi über Problem wie
zum Byspil Überkonjunktur, Wohnigsknappheit oder Hunger.
So, hei die Jugendleche i däm offene Brief a d Lehrerschaft
ghoffet, gäbs us ihne de Mönsche, wo «klar dänki u graad läbi» –
sigs als Müettere u Vättere, als Arbeiter oder als Arbeitgäber.
Mönsche, wo de «grächt u verantwortigsvoll» tüege handle.
Sie het de e Momänt Pouse gmacht, wo si das verzellt het. U gseit:
Das, was si da über die Wünsch vo dene Jugendleche a ihri
Lehrerinne u Lehrer gläse het, steit i re Zytig, wo im Septämber
1963 usecho isch. "Truurig", het si gmeint, "dass es itz, nach über
füfzg Jahr, gäng no aktuell isch."
5
Finanzchinesisch
Gäng wider redt me vor Finanz- und Wirtschaftskrise. Vo
Krisebanke u Bänker-Boni. Vo Stellenabbou u Entlassige –m o d
Credit Suisse muess grad x tuusig Agstellti entlah. D Red isch o vo
Kreditchlemmi u Gäldschwemmi. Vo Stüürflüchtlinge,
Stüürsünder, Stüürstrit, Stüürhingerziehung u Stüürbetrug. "Das
Finanzgschtürm", het mer e Kolleg gseit, mach em afa e sturme
Gring. Won er letschthin sis Halbtaxabi heig wölle ernöiere, heig
er am Schalter plötzlech statt es SBB- es UBS-Abi verlangt. U won
er sir Frou zum Geburtstag e CD vom Tom Jones heig wölle ga
chouffe, heig er im Lade der Tom mit em Dow Jones verwächslet.
D Verchöiffere heig lang gsuecht u de gseit, es tüeg ere leid, der
Dow Jones heige si grad nümm am Lager. Öb si ne söll la cho.
Sowyt chas also cho. Aber mi beschäftiget, dass i däm
Finanztohuwabohu öppis angers verlore geit: E ganzi Reihe vo
schöne, gheimnisvolle Wörter verlüüre ihres Gheimnisvolle.
Bim Wort „Oase“ zum Byspil si doch gäng Bilder vo Palme vor eim
uftoucht. Vom ne grüene Bitz Land zmittst ir Wüeschti. Oase het
me o öppe als Freizytoase bruucht. Oder als Wohlfüehl-Oase, oder
als Oase vor Rueh. U itz, plötzlech, bruucht me ds schöne Wort
„Oase“ fasch nume no, wes um Stüroase geit. Oder um
Schwarzgäld-Oase. Der Oase het me ihre Zouber gnoh.
Glych geits mit em Paradies, wo ursprünglech schynts doch Adam
und Eva isch vorbehalte gsy – u de o üs Mönsche, wem er üs
amnen Ort bsungers wohl gfüehlt hei: Wes rundum friedlech,
idyllisch, harmonisch oder beglückend isch gsy – paradiesisch äbe.
U itz, plötzlech, bruucht me „Paradies“ fasch nume no, wes um
Stürparadies geit –wo sech die drinn tummle, wo doch grad im
Paradies nüt z sueche hätte.
U o ds gheimnisvollschte Wort wos git, gits fasch nümm: ds Wort
Gheimnis. Das wo mer als Ching aube chrampfhaft hei probiert z
bewahre, wem ers, ganz im Gheime u ganz lysli, öpperem wyter
verzellt hei. Aber grad das het äbe ds Gheimnisvolle vom Wort
Gheimnis usgmacht. U itz, plötzlech, brucht me Gheimnis fasch
nume no, wes um ds Bankgheimnis geit.
Stüroase, Stürparadies, Bankgheimnis – statt die wunderschöne,
gheimnisvolle Wörter „Oase“, „Paradies“ u „Gheimnis“. Dene
Wörter het me ihri Sinnlechkeit gstohle.
Höchschti Zyt, se wieder zrügg z hole.
6
Vertrauen
Ds Vertroue sig wäg, het si gseit. Ändgültig. Ds Vertroue i die, wo
nume ds Business u d Gwinne optimiere, statt sech o für d
Läbesbedingige vo de Büezer u d Erhaltig vo üsne Läbesgrundlage
engagiere. O ds Vertroue i d Banke sig wäg. I d Wirtschaft sowieso.
Vor allem i d Manager mit ihrne Boni: Der einzig Bonus, wo sie
überchöm, sig aube dä vo de Super- u Cumulus-Charte – u o das
sig ja nid nume fasch nüüt, es sig sogar ds Gägeteil vo
vertrouenswürdig: wülls dermit ja nume drum göng, a ihri
Chundedate häre z cho.
Si heig o ke Vertroue meh i Computer, i ds Internet u i Bancomat –
u überhoupt i ke Outomat. O nümm i d AHV oder i i Sieger vor
Tour de France. O nid i d Astrologie u i d Atomenergie. O scho lang
nümm i d Medie. U sowieso nümm i d Politiker, wo nume grossi
Sprüch machi u d Wahrheit für sich pachti. O i d Polizei, wo die
Grosse löi la louffe u nume uf di Chlyne los göng, heig si ke
Vertroue meh. U we si ehrlech wöll sy – u ir Wält so umeluegi:
Sogar o ds Vertroue i Liebgott verlüür gäng chli meh.
Verlore heig si o ds Vertroue i d Pünktlechkeit vo den SBB u i d
Promptheit vor Poscht – das sig früecher mal gsy. O i d Wärbig
heig si ke Vertroue meh. O nid i d Wätterprognose u i d Armee. U
o nümm i Ercheltigstee oder i d Vitamin C – si heig trotzdäm
chronisch Rhüüme u Halsweh.
U verschnupft sig si lengesi meh: Wüll langsam o ihre niemmer
meh vertroui. Das sig äbe ds Resultat: We sie niemmerem me
vertroui, vertroui o ihre niemmer meh.
Si het gredt u gredt u gredt – u gseit: Si redi itz eifach nümm
drüber, über ds verlorene Vertroue. Wüll:Vertroue müess me
schaffe, das chönn me nid härerede, das falli eim nid i Schoss.
Scho der Kafka heig gseit: we ds Vertroue fähli, sig alls Rede
sinnlos.
7
Träumen
"Träumen": Das steit gross a re Huswang: "Träumen". Für so
riesegi Buechstabe het me äuä es rächts Quantum Farb müesse
verspraye. U wi isch äch das müglech gsy? Het me sech la abseile?
Oder e längi Leitere agstellt? Uf all Fäll: Eifach ischs nid gsy, sech a
der Huswang so unübersehbar das Allerwältswort "Träumen" vor
Seel z spraye.
S wär intressant, z wüsse, wär das gmacht het: E Ma oder e Frou?
E Gruppe? Vo was genau si tröime? U warum si dä Ufruef zum
Träume angerne so plakativ kund tüe? Wüll si vo re bessere Wält
tröime, ohni Chrieg u Brutalitäte? Vo Offeheit, Grächtigkeit,
Fairness, Toleranz u Akzeptanz? Vo Politiker, wo o angeri Meinige
löh la gälte? Vo Konzärne, wo ne der Shareholder-Value nid der
einzig Wärtmassstab isch? Vom ne tier- u umwältgrücht gfangene
Fisch uf em Tisch?
Tröimt dä Sprayer oder di Sprayere vo öppis ganz Pärsönlechem?
Vor grosse Liebi? Vo Ching u vo Familieglück? Vo re sichere u
befriedigende Arbeitsstell? Vo Anerchennig? Tröime si dervo, dass
d Fluet a schlimme Nachrichte nid gäng no meh zuenimmt? Dass
üsi Läbesqualität wyterhin stimmt? Dass me ihri Bedänke oder
Sorge ändlech ärnscht nimmt? Oder dass der Roger Federer z
nächschte Tennisturnier wider gwinnt? Isch mit däm "Tröime" a
der Huswang der Troum vom ne Sächser im Lotto gmeint? Tröime
si vom ne prächtige Wintersporttag uf de nöie Ski? Oder vo guete
Gschpräch mit Fründe bim ne Glas Wy?
Si meinis äuä gar nid so konkret, het e jungi Kollegin gseit. Das
riesegross häregschprayte "Tröime" sig als Ufforderig z verstah,
vorwärts z luege, o a ds schynbar Unmügleche z gloube – dervo z
tröime äbe. "Tröime": Das sig doch eifach o ne schöni u fridlechi
Art, sech gäg öppis "ufzböime".
(c) Walter Däpp. Steigerweg 22, 3006 Bern. www.walterdäpp.ch