FACHBERICHTE Power-to-Gas Geografische Analyse infrastruktureller Herausforderungen der Energiewende im Hinblick auf die Energiespeicherung durch Power-to-Gas Erste Einblicke am Beispiel Nordrhein-Westfalens Marc Fiebrandt, Johannes Schaffert, Dominik Möllenbrink, Jörn Benthin, Janina Senner und Frank Burmeister Power-to-Gas, Energiewende, Energiespeicher, PtG, P2G, Standortanalysen, GIS Power-to-Gas (PtG) bietet die Option der groß dimensionierten saisonalen Speicherung von erneuerbaren Energien durch die Produktion von Wasserstoff oder synthetischem Erdgas (Methan, SNG). Die Forschungsfrage nach geeigneten Standorten für große PtG-Anlagen zur Einspeisung regenerativer Gase ins Erdgasnetz richtet sich nach dem Vorhandensein der benötigten Energieinfrastrukturen der relevanten Strom- und Erdgasnetze, sowie im Fall von SNG nach lokal verfügbaren biogenen oder industriellen CO2-Quellen für die Methan-Synthese. Um dieser räumlichen D imension gerecht zu werden, basieren die ausgeführten Analysen auf einem am GWI entwickelten Geoinformationssystem-gestützten Energiesystemmodell, das über die relevanten Energieinfrastrukturdaten verfügt. Als Betrachtungsraum wurde das Bundesland NRW mit seiner in Deutschland einzigartigen Energie- und Industrie-Struktur gewählt. Erste PtG-Potentialabschätzungen wurden mittels eines strengen Kriterien-Kataloges auf ein technisch sinnvolles Maß gebracht. Beispielhafte Teilergebnisse werden im Folgenden präsentiert. Die verwendeten Methoden ermöglichen schließlich die Identifikation einiger weniger, besonders geeigneter PtG-Standorte und liefern die dazu k orrespondierenden SNG Potentiale. Der volle Satz der Ergebnisse sowie Details über die Methodik werden g esondert veröffentlicht. Geographical Analysis of infrastructural challenges of the energy transition with regard to Power to Gas energy storage: First results for North Rhine-Westphalia Flexible and technically feasible long-term energy storage is offered by power-to-gas (P2G) technologies e. g. by the production of synthetic natural gas (SNG). The infrastructure necessary for the effective operation of such storage facilities on an industrial scale poses questions concerning the local electricity supply and the natural gas transmission grid as well as the availability of biological or industrial carbon dioxide (CO2) required for the methanation process. Considering the geometrical dimension of the problem these questions have to be addressed based on a geographical information system (GIS) approach. Facing this need, GWI developed a model of the German energy system comprising data on the energy infrastructures including conventional and renewable power and CO2 sources. The model enables us to investigate the interdependencies of the German energy system infrastructures. An underlying set of strict selection rules for optimal P2G locations reduces first theoretical P2G potentials to more realistic technical ones for the example of the German federal state North Rhine-Westphalia (NRW). Finally, ten particularly synergetic locations are highlighted that fulfil conservative criteria for the feasibility of P2G plants in NRW. More results and further details on the applied methods will be published separately. 766 gwf-Gas | Erdgas 10/2015 Power-to-Gas 1. Power-to-Gas Mit der voranschreitenden Umsetzung der Energiewende und der damit einhergehenden grundlegenden Transformation des deutschen Energiesystems sind alternative Speicheroptionen zur Nutzung überschüssiger Leistungen aus volatilen erneuerbaren Energiequellen für die zu künftige Stromversorgung unumgänglich. Energiespeicher können hohe Marktdurchdringungen erneuerbarer Energien durch eine flexible und bedarfsgerechte Ein- und Ausspeisung ermöglichen. Große und intelligent positionierte Energiespeicher haben das Potential, die Stromnetze zu entlasten und die benötigten vorgehaltenen fossilen Reserveleistungen zu reduzieren, indem flexible Residual last dargeboten werden kann [1]. Die Produktion von Wasserstoff mittels Wasserelektrolyse zur stofflichen Nutzung oder zur späteren Rückverstromung ist eine viel diskutierte Möglichkeit [2]. Eine weitere Möglichkeit der technisch realisierbaren Langzeitspeicherung bietet die Herstellung von synthetischem Erdgas (Methan, SNG) aus dem zuvor erzeugten Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid (CO2) [3]. Beide Prozessketten werden unter dem Über begriff Power-to-Gas (PtG) zusammengefasst. Die um die Methanisierung erweiterte Prozesskette ermöglicht eine unbegrenzte Speicherbarkeit des synthetischen Erdgases in der vorhandenen Erdgas-Infrastruktur, welche nicht nur das Netz als solches enthält sondern auch all seine Speicher. Einem perspektivischen schrittweisen Austausch fossilen Erdgases durch SNG stehen in den verschieden FACHBERICHTE Sektoren (Haushalt, Mobilität, Industrie) keine prinzipiellen technischen Einschränkungen gegenüber. 2. Die Suche nach synergiereichen Standorten Trotz der genannten Vorteile ergibt sich aufgrund der für den effektiven Betrieb solcher Speicheranlagen notwendigen Infra strukturen eine Reihe von Fragestellungen zur Identifikation geeigneter Standorte [4]. Dieser Artikels widmet sich daher den lokalen Stromangeboten, der V erfügbarkeit der Energienetze Strom und Gas sowie des verfahrenstechnisch benötigten Kohlenstoffdioxids zur Synthetisierung von Methan, dem Hauptbestandteil von Erdgas. Diese Eingangsgrößen wurden im Energiesystemmodell des Gas- und Wärme-Instituts räumlich aufgelöst miteinander korreliert und mit Hinblick auf infrastrukturell bevorzugte Flächen analysiert. Die entstehenden räumlich hochaufgelösten theoretischen Power-to-Gas Potentiale, werden der Übersichtlichkeit halber in einem Regionenmodell zusammengefasst und dargestellt. Der entscheidende Schritt, um von theoretischen zu technisch sinnvollen Potentialen zu kommen ist die Definition geeigneter Kriterien zur Identifikation belastbarer PtG-Stand orte. Die Entwicklung und hierarchische Strukturierung der Standortkriterien ist essentiell für die Filterung von lokalen theoretischen Potentialen und für die Bewertung derselben. Im Folgenden werden Auszüge der zugrundeliegenden Geodaten präsentiert und die aus einem ausgewählten Kriteriensatz resultierenden Modellergebnisse dargestellt. Bild 1: Biogasanlagen (größer 1 MW Nennleistung) sowie Biogaseinspeiseanlagen in NRW. An den 18 besonders synergie reichen Einspeise-Standorten steht hochkonzentriertes CO2 nach einer Abscheidung aus Biogas sowie Einspeiseanlagen zur Übergabe der Gasmengen an das Erdgasnetz bereits zur Verfügung. Biogaseinspeisung nach [12], Biogasanlagen aufbereitet nach [13] gwf-Gas | Erdgas 10/2015 767 FACHBERICHTE Power-to-Gas Bild 2: Große CO2-Quellen ab 100 000 t Jahresausstoß, aus gewählte Industriesektoren und erdgasbefeuerte Kraftwerke. Daten nach [15] Bild 3: Theoretisches Potential synthetischer Erdgasmengen in NRW. Eigene Berechnung und Darstellung 768 gwf-Gas | Erdgas 10/2015 Power-to-Gas 3. Theoretische Power-to-Gas Potentiale im GWI-Energiesystemmodell Für die vorliegenden Arbeiten wurde das deutsche Stromtransportnetz mit den Spannungsebenen von 380 und 220 kV sowie die durch das Energieleitungsaus baugesetz (EnLAG) und Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) genehmigten Netzausbauten zugrunde gelegt [5–8]. Das resultierende Stromnetzmodell entspricht daher in etwa dem für das Jahr 2025 zu erwartenden Ausbauzustand dieser Spannungsebenen. Zusätzlich wurde das Erdgastransportnetz in verschiedenen Größenklassen zur Verteilung des SNG integriert. Die nordrheinwestfälischen Standorte konventioneller und regenerativer Energie erzeugungsanlagen in definierten Größenordnungen ergänzen den Datensatz. Weiterhin werden ausgewählte CO2-Quellen biogener Art sowie solche aus dem Energiesektor und der Industrie mit Jahresaufkommen über 100 000 t miteinbezogen. Bei den biogenen CO2-Quellen bieten neben Bioethanol- und Kläranlagen besonders Biogasanlagen mit Vor-Ort-Verstromung bzw. Gasauf bereitung und Einspeisung in das Erdgasnetz ein technisch und wirtschaftlich interessantes Potential [9], [10]. Bei der Biogasaufbereitung fällt in der Regel hochkonzentriertes CO2 (bis zu 99 Vol.-%) an, welches heute üblicherweise in die Atmosphäre entlassen wird. Dieses CO2 direkt vor Ort für die Methanisierung zu verwenden bietet sich als besonders synergiereiche PtG-Option an. Demzufolge kann nicht nur das aufbereitete Biogas über die bereits vor handenen Einspeiseanlagen an das Erdgasnetz übergeben werden, sondern ebenfalls das aus dem abgeschiedenen CO2 hergestellte Methan. Da zudem integrierte Metha nisierungskonzepte in Biogasanlagen möglich sind, birgt diese Anlagenart für PtG-Standorte besonders hohes Potential zur Einbindung in ein innovatives Energie speicherkonzept (siehe Bild 1) [10], [11]. Aus dem Energiesektor werden für die vorliegende Studie unter den fossilen Kraftwerken lediglich Erdgaskraftwerke als CO2-Quellen in Betracht gezogen, da diesen auch langfristig noch eine wichtige Rolle im deutschen Energiesystem zugeschrieben wird. Sie sind in Bild 2 als rote Flammen dargestellt. Die hier berücksichtigten Industriezweige umfassen gemäß der Systematik der Wirtschaftszweige in der europäischen Gemeinschaft (NACE) die „Herstellung von chemischen Erzeugnissen“ (Ab teilung 20), die „Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden“ (23), die „Metallerzeugung und -bearbeitung“ (24) sowie die „Energieversorgung“ mittels Erdgas (35) [14]. Bei den ausgewählten Industriesektoren handelt es sich um die größten CO2-Emittenten, deren teils prozessbedingt anfallende CO2-Mengen besonders großes Potential als zukünftiger Rohstofflieferant haben. Die CO2-Ab scheidung aus der Atmosphäre wurde nicht betrachtet. gwf-Gas | Erdgas 10/2015 FACHBERICHTE Basierend auf den CO2-Punktquellen können unter Verwendung einiger Annahmen (u. a. Jahresvolllaststunden und Abscheideraten [16]) erste theoretische PtG-Leistungspotentiale und zugehörige SNG-Mengen (siehe Bild 3) in den definierten Bilanzkreisen berechnet werden. Diese großen, sich aus den abscheidbaren CO2- Mengen ergebenden theoretischen PtG-Potentiale übertreffen in installierter PtG-Leistung ausgedrückt mit über 50 GW den gesamten Kraftwerkspark in NRW (45 GW). Es gilt nun, diese großen Potentiale anhand infrastruktureller Vorgaben auf technisch sinnvolle Potentiale zu einzugrenzen. 4. Kriterienentwicklung und resultierende technische Potentiale Wesentlicher Bestandteil der Studie ist die Einführung von PtG-Standortklassen bewertet nach den lokal nutzbaren Infrastrukturen und eine zusätzliche grobe Einordnung der Standorte nach möglichen Leistungsgrößen. Als weitere Variable wurden unterschiedlich zulässige Entfernungen zu den Strom- und Gas-Infrastrukturen definiert, um erste Einblicke in den lokal zu erwartenden Netzanschlussaufwand zu erhalten. Der iterative Prozess der Implementierung von Abschätzungen und Einschränkungen hinsichtlich der Standortauswahlkriterien soll hier nur in Ansätzen erläutert werden und wird gesondert veröffentlicht. Die resultierenden technischen Potentiale sind in der Summe für NRW in Bild 4 dargestellt. Das größte SNGPotential liegt demnach an Standorten der Energie versorgung mit Erdgasfeuerung. Hier sind aufgrund der hohen stündlich abscheidbaren CO2-Mengen höhere Bild 4: Theoretisches und technisches Potential für synthetisches Methan aus Power-to-Gas-Prozessen in NRW nach Wirtschaftszweigen (graues CO2) und für den Spezialfall vorhandener Biogaseinspeiseanlagen (grünes CO2) 769 FACHBERICHTE Power-to-Gas Bild 5: Potentielle Power-to-Gas Standorte in NRW nach CO2-Quellen (Teilergebnis) Bild 6: Auswahl infrastrukturell besonders vorteilhafter Standorte für potentielle PtG-Großprojekte in NRW 770 gwf-Gas | Erdgas 10/2015 Power-to-Gas PtG-Leistungen und umsetzbare SNG-Mengen möglich. Diese Anlagen finden sich vermehrt im Rheinland sowie im östlichen Ruhrgebiet. Es schließen sich weitere erhebliche SNG-Potentiale in den drei vorab genannten Industrie sektoren an. Diese summieren sich auf 3,8 Mrd. m³/Jahr und entsprechen bei einem Heizwert von 10 kWh/m³ einer Energiemenge von 38 TWh oder 17,8 % des jährlichen Primärenergieverbrauchs an Erdgas und Erdölgas in NRW 2013 [17]. Das Potential der heute bereits vorhandenen Biogas einspeiseanlagen ist etwa zwei Größenordnungen niedriger und liegt auf dem letzten Rang der hier betrachteten PtG-Optionen. Es sei jedoch angemerkt, dass diese Standorte durch die vorhandenen Anlagen und Stoff ströme prädestiniert sind für erste PtG-Projekte. Des Weiteren besteht ein erhebliches Ausbaupotential durch eine perspektivische Konvertierung von Biogas-Verstromungsanlagen in kombinierte Biogaseinspeise- und PtG-Anlagen, wenngleich die Größenordnung der CO2-Mengen des in NRW verorteten Erdgaskraftwerksparks und der CO2- intensiven Industrien bei Weitem nicht erreicht wird. Als ein Teilergebnis der Standorteingrenzung sind in Bild 5 beispielhaft all jene Standorte dargestellt, die in einem Radius von 5 km um Ihre CO2-Quelle über die erforderlichen Strom- und Erdgas-Infrastrukturen verfügen und die Annahmen aus Tabelle 1 sowie weitere Bedingungen FACHBERICHTE erfüllen. Es wurde hier gezielt auch nach einer direkten Abnahmemöglichkeit von Strommengen aus Windparks und/oder PV-Anlagen ab 10 MW im räumlichen Kontext, d. h. via Stichleitung ohne Beanspruchung der Stromnetze gesucht. Das zugehörige SNG-Potential beträgt 2 742 Mio. m³/Jahr, entsprechend 14,8 % des theoretischen Ausgangspotentials oder 12,8 % des Primärenergieverbrauches der Energieträger Erdgas und Erdölgas in NRW 2013 [17]. Durch eine weitere Einschränkung der potentiellen PtG-Standorte konnten die zehn infrastrukturell vorteilhaftesten Standorte für einen groß dimensionierten Methanisierungsbetrieb identifiziert werden. Da der Transport von CO2 z. B. durch eigens zu errichtende Pipelines kategorisch ausgeschlossen wurde, wurden alle Standorte in unmittelbarer Nähe der großen CO2-Punktquellen verortet. Durch die Berücksichtigung der geplanten Hochspannungsgleichstromtrasse durch NRW mit dem Netzanschlusspunkt bei Osterath finden sich dort lokalisierte CO2-Quellen unter den synergiereichsten Standorten. Hier bietet sich die Direktnutzung von onshore oder offshore Windstrom aus Norddeutschland an, der in Form von Gleichstrom direkt in der Elektrolyse verwendet wwerden könnte. Umwandlungsverluste des Gleich stroms in Drehstrom zur Einspeisung in das Netz entfielen und durch die dort vorausgesetzten Knotenpunkte wären Tabelle 1: Annahmen zur Infrastrukturanalyse Getroffene Annahmen zur Infrastrukturanalyse Spezifische Annahmen Maximale Volllaststundenzahl der Prozesskette gedeckt durch erneuerbare Energien. 2 000 h/a Maximal zulässige elektrische Leistung je Standort aufgrund technischer Beschränkungen. 1 000 MW Systemwirkungsgrad der gesamten Umwandlungskette inkl. Komprimierung auf 80 bar und Einspeisung in das Erdgasnetz. 60 % Keine Berücksichtigung von CO2-Pipelines oder weiteren CO2-Transportmöglichkeiten: Die CO2-Standorte werden als PtGStandorte angesehen. Keine Berücksichtigung von CO2-Speichern am Standort: CO2-Abscheidung erfolgt nur, wenn die vereinfachte Prozesskette in Betrieb ist. Keine Berücksichtigung von ggf. höherem Brennstoffeinsatz durch CO2-Abscheidung. Konstante Annahme der CO2-Jahresfracht je Standort, entsprechend anvisierter Inbetriebnahmen der Netzausbauten durch EnLAG und BBPlG. bis zum Jahr 2022 Netzausbauten durch EnLAG und BBPlG als abgeschlossen berücksichtigt. Gesellschaftliche Akzeptanz für infrastrukturelle Anschlussnotwendigkeiten in einem definierten Umkreis um den Standort vorausgesetzt. bis 10 km Vollständige Abführbarkeit der Prozesswärme ohne zusätzliche Systeme oder Verluste. Mindestdurchmesser der Erdgasleitung zur Einspeisung variabler Mengen an SNG. DN 300 Ausreichende Versorgung der Elektrolyse mit Wasser ist gegeben. Globale Annahmen Einspeisung des synthetischen Methans ausschließlich in das Erdgasnetz und demzufolge keine Betrachtung weiterer Verwendungsmöglichkeiten. Keine baulichen Einschränkungen durch Naturschutzgebiete, Wohnbebauung oder andere Hinderungsgründe. gwf-Gas | Erdgas 10/2015 771 FACHBERICHTE Power-to-Gas auf den unterschiedlichen Spannungsebenen des 380 bzw. 220 kV-Transportnetzes netzdienliche PtG-Betriebsweisen möglich. Weitere infrastrukturell prädestinierte Standorte finden sich südwestlich von Köln (Erdgas-Energieversorgungsund Biogaseinspeiseanlagen) sowie im Münsterland und in Ostwestfalen (Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden, siehe Bild 6). Die ausgewählten zehn Standorte könnten 1,8 % des theoretischen SNG Potentials in NRW produzieren. Dies entspräche trotz konservativer Abschätzungen einer Menge von etwa 330 Mio. m³/Jahr. Weitere Analysen und Ergebnisse im Detail, sowie eine detaillierte Beschreibung der hier angewandten Methodik werden gesondert veröffentlicht. 5. Ausblick Der hier dargestellte Stand der Forschung kann nicht als abgeschlossenes Ergebnis, sondern muss als ein Auftakt zu einer Reihe von Studien zu Power-to-Gas Potentialen unter Berücksichtigung unterschiedlichster Rahmen bedingungen verstanden werden. An allen Eingang sparametern, beginnend mit den Energienetzen, über die Erzeugungs- und Verbrauchsstrukturen, bis hin zu den Endanwendungen synthetischer Gase kann und soll weiter gearbeitet und nachgeschärft werden. So sollen zum Beispiel unterschiedliche EE-Ausbaupfade und Energie infrastrukturausbaupfade zukünftig Berücksichtigung finden, um Einblicke in die relevanten Standortklassen z. B. für das Jahr 2050 geben zu können. Weitere Verwendungspfade für regenerativ erzeugte Gase beispielsweise im Bereich der Mobilität bieten weitere große Arbeits felder. Auch das Studium der Möglichkeiten der kürzeren und weniger energieintensiven PtG-Prozesskette zur Herstellung von Wasserstoff und die Nutzungsoptionen desselben sollen separat behandelt werden. Wesentlich ist bei allen Ansätzen die weitere Entwicklung inkl. Fall unterscheidungen der hier nur grob behandelten Standortkriterien. Die erzielten Ergebnisse sollen im Kontext der Energiewende fortlaufend überarbeitet und in Wechselwirkung mit anderen Akteuren des Energiesektors weiterentwickelt werden. Ziel ist es dabei die erarbeiteten M ethoden auf die nächst größeren Bilanzräume D eutschland und perspektivisch die EU zu übertragen. Die Forschungsfrage nach geeigneten Standorten für Power-to-Gas-Anlagen wird auch im Rahmen des Virtuellen Instituts Strom zu Gas und Wärme in großer Detailtiefe und unter Teilnahme von Projektpartnern aus unterschiedlichen Fachdisziplinen behandelt [18]. Technologieoffen werden auch prädestinierte Standorte für weitere Flexibilisierungsoptionen aus der Power-to-... Familie analysiert. Die geplanten Studien schließen auch hier nicht betrachtete Themenkomplexe zu den Themen Regelungstechnik/ Netzbetrieb, Kosten und Marktmodelle, sowie regula torische Rahmenbedingungen mit ein und versprechen zukünftig einen vertieften systemanalytischen Überblick über die hier angerissenen Forschungsgegenstände. 772 Literatur [1] Görner, K.: Options for flexible residual load generation – Could power-to-gas be a solution? In: International Journal for Electricity and Heat Generation VGB PowerTech Bd. 5|2015 (2015) [2] Schiebahn, S.; Grube, T.; Robinius, M.; Tietze, V.; Kumar, B. und Stolten, D.: Power to gas: Technological overview, systems analysis and economic assessment for a case study in Germany. 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V. | Essen | Tel. +49 201 3618 235 | E-Mail: [email protected] Janina Senner Gas- und Wärme-Institut Essen e. V. | Essen | Tel. +49 201 3618 277 | E-Mail: [email protected] Dominik Möllenbrink Ruhr-Universität Bochum | Lehrstuhl Energiesysteme und Energiewirtschaft | Bochum | Tel. +49 234 25794 | E-Mail: [email protected] Frank Burmeister Gas- und Wärme-Institut Essen e. V. | Essen | Tel. +49 201 3618 245 | E-Mail: [email protected] Parallelheft gwf-Wasser | Abwasser In der Ausgabe 10/2015 lesen Sie u. a. folgende Beiträge: Krebs u. a.: Behandlung des Prozesswassers aus hydrothermal karbonisiertem Klärschlamm vor der Einleitung in eine Abwasserreinigungsanlage Bulle u. a.: Kritische Analyse des abwassertechnischen Regelwerkes für Kleinkläranlagen und kleine Kläranlagen (Merkblatt DWA-M 221, Arbeitsblatt DWA-A 222) ‒ Teil 2: Bemessung und technische Gestaltung von Biofilmreaktoren mit feinblasiger Druckluftbelüftung in der dezentralen Abwasserbehandlung Arndt / Pieronczyk: Kommunale Haftungsrisiken bei Starkregen, Rückstau und wild abfließendem Oberflächenwasser – Teil 1 Lauruschkus / Rehberg: Vergleich Europäischer Wasser- und Abwasserpreise ‒ Teil 2: Abwasserpreise und -gebühren Merkel / Schmidt: Forschung, Beratung und Weiterbildung am IWW Zentrum Wasser: Jahresbericht 2014 gwf-Gas | Erdgas 10/2015 773
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