Wende. 2/15 - Stiftung Wendepunkt

Arbeiten. Bilden. Wohnen. Integrieren. 2/15
Pantone
CMYK
Wende.
Zusammenleben im Wohnheim für
­minderjährige Asylsuchende
Seite 10
Vernetzer zwischen erstem und zweitem Arbeitsmarkt Seite 6
Soziale Verantwortung in der Praxis:
Gespräch mit Thomas Zeder, Leiter Logistik bei Pfister Seite 8
«GastroMeeting
Muhen bietet das
perfekte Umfeld
für Seminare,
­Gruppenanlässe,
Workshops und
Firmen­essen.
Einmalig ist der
hautnahe Bezug
zum ­Arbeitsalltag
in einer Sozial­
unternehmung.»
Sascha Lang,
Gesamtleiter Wendepunkt
News
Titelbild
Andreas Wälti, Sozial­­päda­
gogischer Mitarbeiter, ­
unterhält sich mit Jugendlichen
im WUMA.
Projekt Verwaltungsgebäude
Freiwilligenarbeit
Innenumbau
für die Verwaltung
Sich einsetzen.
Spuren hinterlassen.
Anfang April 2015 hat das Ver­
waltungsteam die umgebauten
Büroräumlichkeiten im zeitgemäss
gestalteten Hauptsitz am Schlüsselring 10 in Muhen bezogen.
Freiwilligenarbeit bringt Anerkennung und Bestätigung. Die Stiftung
Wendepunkt bietet Einsatzmöglichkeiten. Interessiert? Weitere
­Informationen auf www.wende.ch.
Stiftung
Personelle
­Veränderung
Brigitte Kurzen-Kernen, Juristin
und Familienfrau, tritt nach
vier Jahren Stiftungsratsarbeit als
Mitglied zurück.
2
Grüezi.
Gemeinsam unterwegs
Es gehört zur Aufgabe der Redaktionsleitung, unter dieser Rubrik ein
Intro zum jeweiligen Wende. zu verfassen. Das aktuelle Grüezi widmet
sich in einer kleinen Laudatio meiner Vorgängerin, bevor ich mich als
neuer Redaktionsleiter vorstelle.
Regine Frey leitete die Redaktion über viele Jahre. Mit Flair fürs moderne, raffinierte Schreiben, kombiniert mit Leidenschaft für Stil und
Design, setzte sie zukunftsweisende Akzente. Ende 2014 trat sie nach
über 15 Jahren Arbeit im Wendepunkt als Leiterin Bildung/Öffentlichkeitsarbeit und Mitglied der Geschäftsleitung zurück. Dank eines
kleinen Pensums bringt sie sich als Texterin und Lektorin weiterhin ein.
Zu mir: 38-jährig, Familienmensch, verheiratet. Drei Jungen im «Flegelalter». Gelernter Bahnbetriebsdisponent und Kaufmann. Lehr- und
Wanderjahre in der Wirtschaft und in gemeinnützigen Organisationen.
Kochen, Lesen, Wandern – mein Entspannungstrio. Fasziniert von
Bergwelten. Mein Traum: das eigene «Maiensäss».
Kürzlich aufgeschnappt: «Wer einsam unterwegs sein will, wird ein­
seitig. Wer gemeinsam unterwegs sein will, wird bereichert.» Mit
unzähligen wertvollen Menschen teilen wir im Wendepunkt gemein­
same Weg­strecken. So auch mit Ihnen als interessierte Leserschaft.
Dafür sage ich herzlich danke.
David Fiechter
Redaktionsleitung
Pantone
CMYK
Schwarz
Weiss
Impressum.
Herausgeber: Stiftung Wendepunkt, Schlüsselring 10, 5037 Muhen,
Konditorei
«feines» als Geschenk
Pralinen, edel verpackt. Verschiedene T
­ ruffes,
aber auch Hausspezialitäten wie die «Suhrentaler Öpfeli» eignen sich bestens als Mitbringsel oder als Firmengeschenk. B
­ estellung unter
Telefon 062 737 17 10.
Telefon 062 737 55 80, Fax 062 737 55 81, [email protected],
www.wende.ch
Redaktion: David Fiechter, Julia Plüss, Sascha Lang, Renato Mazzei
Lektorat: Regine Frey
Konzept/Gestaltung: Basel West Unternehmenskommunikation AG, Basel;
Frédéric Giger (Gestaltung), Sinia Brugger (Lithografie)
Fotografie: Frédéric Giger, Wendepunkt (S. 3), iStock by Getty (S. 4),
Chris Iseli /Aargauer Zeitung (S. 9)
Druck: Jordi AG, Belp
Die Stiftung Wendepunkt ist Mitglied
der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA
und hat deren Ehrenkodex unterzeichnet.
Im Dienst der Umwelt wurde dieses Magazin auf
ökologisch hochwertiges FSC-Papier gedruckt,
das aus Recycling- und FSC-Frischfasern hergestellt wird.
Wende. 2/15 3
Informieren.
Veränderungen mit einer Konstanten
Vor einigen Jahren habe ich das Buch «Die Mäusestrategie» des Bestsellerautors Spencer Johnson gelesen.
Die humorvolle Parabel über Mäuse und Menschen im Umgang mit Veränderungen haben mich sehr
inspiriert.
Sascha Lang
Gesamtleiter
Stiftung Wendepunkt
Die damaligen Wendepunkt-Umfeldanalysen deuteten
auf kommende Veränderungen hin. Als Geschäftsleitung wollten wir deshalb die Kompeten­zen der
­Mitarbeitenden im Umgang mit Verän­derungen stärken. Zentrale Aktion: Lektüre der ­«Mäusestrategie»
für die gesamte Belegschaft. Die Auswirkungen waren
­bemerkenswert! Mäuse, K
­ äse & Co. verhalfen uns zu
­einer gemeinsamen S­ prache und zu ­einer gewissen
Leichtigkeit im Umgang mit Veränderungen. Wir
tauschten uns in der Mitarbeiterschaft r­ ege aus und
veranstalteten Workshops. Gemeinsam meisterten wir
die damaligen Herausforderungen e­ rstaunlich gut.
Wohl nicht zuletzt deshalb, weil wir ­a lle gewillt waren,
unsere Haltung zu reflektieren u
­ nd Veränderungen
als Chance zu sehen.
Wandel fordert Agilität
«Gott, der
­Schöpfer – die
Konstante in
einer Welt voller
Variablen.»
Heute sind wir ähnlich gefordert. Der voranschreitende
Wandel birgt zwar Chancen, stellt uns aber auch in die
Verantwortung, weise Entscheidungen für den Erfolg
und das Fortbestehen des Unternehmens zu treffen.
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, merkt den
veritablen Wandel: Migration, Frankenstärke, Finanzierung der Sozialversicherungen, Globalisierung. Die
Der Wind des Wandels
kann rau sein,
bringt aber auch neue
Chancen.
4
Stiftung steht mittendrin, beobachtet, antizipiert und
sucht Lösungen.
Die Konstante
Mitten im hektischen Zeitgeschehen erleben wir im
Wendepunkt das bewusste Einbeziehen der göttlichen
Dimension als enorm wertvoll. Gott, der Schöpfer –
die Konstante in einer Welt voller Variablen. Dieses
­Vertrauen in ihn erzeugt innere Gelassenheit und ist
­fester Bestandteil all unserer Überlegungen und Entscheidungen. So auch beim Beschluss, ein Wohnheim
für unbegleitete minderjährige Asylsuchende in Aarau
zu eröffnen (siehe Seiten 10/11).
Trotz Firmenwechsel in Kontakt
Nach über dreizehn Jahren engagiertem Einsatz verliess Tho­mas Amsler Ende Oktober die Stiftung Wendepunkt. Als langjähriger Betriebsleiter in Wettingen
und seit 2011 als Leiter Betriebe und Mitglied der Geschäftsleitung prägte er die Stiftung m
­ assgeblich mit
und hinterlässt wertvolle Spuren. Anfang November
2015 hat T
­ homas A
­ msler zur Schöni Transport AG gewechselt, wo er a­ ls Bindeglied in der zukünftigen Partnerschaft beider Firmen fungieren wird. .
Vernetzen.
Vernetzt durch Software – ­
vereinfachte Prozesse
Die vor über zehn Jahren eingeführte Buchhaltungssoftware kam in die Jahre, Fehler
und Abstürze waren die Folge. Sie entsprach längst nicht mehr den Anforderungen eines
stets ­wachsenden Unternehmens. Das neue ERP-System Abacus, ab 2016 im Betrieb,
integriert nicht nur alle Geschäftsprozesse, sondern bietet dem Benutzer mehr Flexibilität
und Effizienz.
Der Barcodeleser
vereinfacht den Alltag
in der Logistik.
Marcel Schneeberger
Leiter Verwaltung, Projektleiter
2012 – der Start
Anlässlich des Strategieprozesses von Stiftungsrat und
Geschäftsleitung erfolgte 2012 der Start des Projekts
«Überprüfen der aktuellen Buchhaltungssoftware».
Von Beginn weg war klar: Dieses Projekt soll nicht unter Zeitdruck angegangen werden. Anfang 2014 wurde
mit einer umfassenden Bedürfnisanalyse begonnen.
Denn nur wer weiss, was die Anforderungen an eine
Software sind, kann sich zielorientiert auf die Suche begeben. Mit Mitarbeitenden aus allen Bereichen wurden
Gespräche geführt, Ablaufprozesse dokumentiert und
Prioritäten gesetzt. Daraus resultierte ein umfangreiches Pflichtenheft.
2014 – der Entscheid
Zwanzig Anbieter von ERP-Systemen erhielten Mitte
2014 das Pflichtenheft zur Ansicht, mit welchem intern
parallel die bestehende Software bewertet wurde. Zehn
Firmen reichten ihre Offerte ein. Fünf davon wurden
zu einer Präsentation eingeladen. Ein breit abgestütztes
Team bewertete die vorgestellten Systeme nach einer
strukturierten Vorgehensweise. Zwei Favoriten kristallisierten sich heraus. Nach einer weiteren Vorstellungsrunde und der Analyse von Software, Anbieter und
Kosten entschieden sich die Projektgruppe und die Geschäftsleitung für BDO AG in Aarau als Partner und
die Schweizer Business-Software Abacus. Konzeptphase war Anfang 2015; als Einführungstermin ist der 1.
Januar 2016 festgelegt.
2016 – die Erwartung
Erwartungsvoll schauen wir auf die kommende Umstellung und Einführung. Trotz längerer Vorbereitung
sind wir realistisch: Überraschungen werden nicht ausbleiben. Nach der Einarbeitungszeit werden die Vorteile
allerdings überwiegen: Massenweise Ordner werden
durch digitale Ablagen, verschiedenste Excel-Listen
durch automatisierte Auswertungen und unklare Abläufe durch strukturierte Prozesse ersetzt. Barcodeleser
in der Logistik, bereichsübergreifende Lagerverwaltung, automatische Abgrenzungen, digitale Rechnungsvisierung, zentrale Adressverwaltung, Schnittstellen zu
Nebensystemen und viele weitere Arbeitsschritte werden den Arbeitsalltag erleichtern. Immer mit dem Ziel,
die Prozesse zu vereinfachen und den Mitarbeitenden
ein möglichst hilfreiches, effizientes und pragmatisches
Arbeitsinstrument zur Verfügung zu stellen, wovon
schliesslich auch Kunden, Lieferanten und Partner profitieren werden.
.
ERP ist die Kurzform von «Enterprise Resource
­Planning». Als ERP-System ­bezeichnet man
eine komplexe Anwendungssoftware, die sämtliche
­Geschäftsprozesse eines Unternehmens abbildet
und diese integriert.
Wende. 2/15 5
«Mit der Stiftung
Wendepunkt
er­leben wir eine
sehr professionell
organisierte Insti­
tution sowie eine
bereichernde und
motivierte Zu­
sammenarbeit,
geprägt von Wert­
schätzung und
Respekt.»
Marco Ingala, BDO Schweiz,
Verantwortlicher Abacus
Arbeiten.
Vernetzer zwischen erstem und
zweitem Arbeitsmarkt
Immer auf der Suche nach Aufträgen, ständig als Botschafter unterwegs, auch ausserhalb der Bürozeiten.
Das gehört zum Business eines «Auftragsgewinners», sprich Kundenbetreuers. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort,
damit ein Auftrag «gewonnen» werden kann. Das ist Auftragsgewinnung.
Regine Frey
Autorin
Während einer Geburtstagsfeier, beim ungezwungenen
Small Talk geschah es – ein interessanter Anknüpfungspunkt! Als Kundenbetreuer hakte Florian Haller
sofort ein. Aufträge für den Catering Service waren das
Resultat. Seit einigen Jahren ist Haller in dieser Mission
für die Stiftung Wendepunkt unterwegs. Mittlerweilen
weiss er, worauf es ankommt: Interesse für die Sache
haben, sprich für Produkte, Branchen und Themengebiete. Dazu braucht es Ausdauer und eine gesunde
Hartnäckigkeit im Verhandeln, Freude am Menschenkontakt, gepaart mit einem «Gspüri» fürs Gegenüber,
stets «die Möglichkeit» im Blick. So hält er im Herbst
Augen und Ohren offen für Ostergeschäftsaufträge. Eine durchdachte Monats- und Jahresplanung unterstützt
ihn dabei.
Vollzeit-Auftragsgewinner
Fingerfertigkeit, Genauig­
keit und Teamfähigkeit
­werden beim Arbeiten ge­
fördert.
Mit dem Wachsen der Stiftung haben sich auch die Bedürfnisse der Akquisition verändert. Deshalb hat die
Geschäftsleitung entschieden, die Bereiche von dieser
zeitaufwendigen Arbeit mit einer speziell dafür eingesetzten Person zu entlasten. Die Stabsstelle Auftragsgewinnung/Kundenbetreuung ist entstanden. Haller
kennt den Wendepunkt aus dem Effeff: Er weiss um die
spezifischen Bedürfnisse der Bereiche, kennt die Klientenstruktur und kann einschätzen, welche Aufträge
machbar sind und welche nicht. Für elf Arbeitsbereiche
spürt Florian Haller die richtigen Aufträge auf, vorwiegend bei Firmen in der Region: von Konfektion über
Logistik bis zum Näh- und Wäscheservice.
6
Zeitintensiv und anspruchsvoll
Bis ein Auftrag unter Dach ist, braucht es einige Abklärungen: Können die Fähigkeiten der Klienten ausreichend gefördert werden? Braucht es spezielle Einrichtungen oder müssen sogar Teilschritte für die
Ausführung geplant werden? Stimmt das Verhältnis
von Aufwand und Ertrag? Kann die geforderte Qualität
termingerecht erbracht werden? An dieser Maxime
wird der Wendepunkt vom Kunden gemessen. Oft
nimmt Florian Haller deswegen mit den Arbeitsbereichen Rücksprache, um einzuschätzen und zu klären, ob
ein Auftrag überhaupt machbar ist, bevor er weiter ver­
handelt. Zwei Seelen in der Brust des Kundenberaters:
einerseits dafür sorgen, dass die Bereiche genügend mit
Arbeit «versorgt» sind. Ihre Bedürfnisse und Wünsche
sind unterschiedlich. Das ist herausfordernd. Anderseits Firmen für eine Zusammenarbeit mit der
Sozialunter­nehmung zu gewinnen, ist anspruchsvoll,
erfordert pro­fessionelles Vorgehen, Geduld und auch
eine Portion Überzeugungsarbeit. «Dies alles erzeugt
Druck. Damit musst du aber umgehen können, sonst
bist du am falschen Platz», meint Haller.
Gewinn für alle Beteiligten
Firmen profitieren, wenn Wendepunkt sie – zum Teil
auch kurzfristig – beim Verarbeiten von grossen
Auftrags­volumen unterstützt oder durch Übernahme
von ­Arbeiten verhindert, dass diese ins Ausland verlagert w
­ erden. Durch die Zusammenarbeit entstehen oft
­Einsatzplätze in Partnerfirmen:
Zwei Seelen in der
Brust des Kundenbe­
raters: einerseits alle
Bereiche genügend
mit Arbeit «versor­
gen», anderseits
Firmen für eine Zu­
sammenarbeit mit
der Sozialunter­
nehmung gewinnen.
Das ist herausfor­
dernd!
Florian Haller in Aktion a­ ls
Kundenbetreuer. Lang­
fristige Partnerschaften
sind sein Ziel.
Klienten von Wendepunkt können sich praktische Arbeitserfahrungen aneignen und finden dadurch
manchmal sogar eine Arbeitsstelle. Eine Win-winSituation par excellence!
Die Geschichte eines Auftrags
üInput
Bei einer Recherche stellt Florian Haller fest, dass die
Firma E575 dieselbe Schokoladen-Couverture wie die
Wendepunkt-Konditorei verwendet: Der Aufhänger
für einen Erstkontakt. Eine Einladung folgt. Produkte,
«hausgemacht bei wendepunkt», werden d
­ egustiert,
finden Anklang. Daraus resultiert eine Anfrage für
10 000 Glacebecher. Ein neuer Auftrag wird geplant:
135 000 Werbeflyer mit Teesachets versehen und
­konfektionieren. Der Prozess einer Auftrags­abwicklung
beginnt:
üMachbarkeit
Relevante Informationen bei der Firma einholen, intern
die Verpackerei in Wettingen benachrichtigen. Zusammen die Machbarkeit nach Kriterien überprüfen: Auslastungssituation, ethische Grundsätze, Förderpotenzial der Klienten, Lieferfrist, Produktionsablauf usw.
üTerminierung
Termine von der Anlieferung bis zur Zustellung
­inklusive. Schlussgespräch mit dem Kunden, ebenso
Zu­ständigkeiten und Ansprechpersonen festlegen.
üArbeitsvorbereitung
Arbeitsmaterial für die Ausführung (Klebeband,
­K leber, Kartonschachtel usw.) bestellen und vorbereiten. Produktmaterial (Flyer und Teesachets) vor
­Auftragsbeginn abholen, Produktionsstrasse instal­
lieren und Prüfanweisung erstellen.
üProduktion
Klienten arbeiten am Auftrag; dabei werden Finger­
fertigkeit, Genauigkeit, Teamfähigkeit, das Arbeiten
nach Zeitvorgabe usw. gefördert.
üKontrolle/Korrektur
sind in den Einzelschritten vom Beginn bis zur Aus­
lieferung laufend eingebaut.
üAbrechnung
Gemäss Offerte und Auftragsbestätigung erstellt der
Bereich die Rechnung. Der Kundenbetreuer überprüft
sie.
üAuftragsabschluss
Das Schlussgespräch mit dem Auftraggeber findet
statt. Florian Haller will wissen, ob der Kunde mit
der Ausführung und Abwicklung zufrieden ist und
was eventuell verbessert werden könnte. Denn eine
langfristige Partnerschaft ist das Ziel des Auftrags­
gewinners.
.
Firma E575 GmbH, ess­bare Werbung direkt vom
Pro­duzenten: Wir ent­wickeln, produzieren und ver­
packen essbare Werbung von Kleinstmengen bis
Grossauflagen. Von Schweizer Schokolade bis zu
individuellen Fruchtgummis; wir haben das richtige
Produkt für Ihren Firmenauftritt, Swiss made!
Wende. 2/15 7
In der Produktion sind
­präzises Arbeiten und
­Konzentration notwendig.
Interview.
«Wir setzen soziale Verantwortung
in die Praxis um.»
Herr Zeder, Leiter Logistik und Mitglied der Unternehmensleitung bei Möbel Pfister AG, zeigt im Interview mit der
Stiftung Wendepunkt auf, dass parallel zum Ausbau der Marktposition stets soziale Verantwortung wahrgenommen
wird: Erwerbssuchenden werden Einsatzplätze zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise erlangen sie Praxis für eine
­erfolgreiche Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt.
Herr Zeder, Pfister und die Stiftung Wendepunkt
arbeiten seit vier Jahren zusammen. Wie kam es zur
Zusammenarbeit und wie erleben Sie diese?
Unsere Logistikprozesse sind auf die effiziente Abwicklung des Tagesgeschäfts getrimmt. Volumenschwankungen, ausgelöst durch Saisonaktivitäten, lassen sich
mit entsprechendem Vorlauf relativ gut planen. Für
ausserordentliche Spitzen sind wir jedoch auf externe
Partner angewiesen. Durch einen Mitarbeiter aus unserem Bereich Einkauf, zufälligerweise ein Nachbar von
Ihnen, Herr Haller, wurden wir auf die Stiftung Wendepunkt als verlängerte Werkbank aufmerksam und bearbeiteten ein erstes gemeinsames Projekt im Qualitätsbereich. Die Zusammenarbeit mit Wendepunkt erleben
wir als sehr engagiert, zuverlässig und ausgesprochen
flexibel. Natürlich hat uns die Qualität der geleisteten
Arbeit überzeugt – was bekanntlich ein wichtiger Erfolgsfaktor für eine langfristige Kooperation ist.
Möbel Pfister AG stellt
­Erwerbssuchenden
­Praktikumsplätze im
1. Arbeitsmarkt zur
­Verfügung.
Welche Chancen und welches Potenzial sieht Pfister
im Zusammenwirken mit dem zweiten Arbeitsmarkt?
Wir setzen soziale Verantwortung in die Praxis um.
Seit 31 Jahren bietet Pfister rund ein Dutzend Arbeitsplätze für Menschen mit einer psychischen Behinderung und hilft ihnen bei der Rückkehr ins Berufsleben.
In Bezug auf den zweiten Arbeitsmarkt sehen wir in
erster Linie Potenzial darin, Erwerbssuchenden im
Rahmen der Möglichkeiten Praktikumsplätze im ersten Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen. Wir geben
ihnen die Möglichkeit, bei uns Praxis für eine erfolgrei-
che Wiedereingliederung im Arbeitsmarkt zu erlangen.
Sie erhalten die Chance, sich zu beweisen, sind gefordert und erhalten nach Abschluss des Praktikums ein
Arbeitszeugnis.
Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses hat Auswir­
kungen auf den Schweizer Arbeitsmarkt. Wie geht
Pfister mit der gegenwärtigen Wirtschaftslage um?
Pfister hat sich frühzeitig mit der sich verändernden
Marktsituation – die Eurokrise ist nur einer der
­Faktoren – auseinandergesetzt und in diesem Sinne in
Projekte investiert, die zukunftsgerichtet sind. Die Verzahnung zwischen stationärem Geschäft und OnlineBusiness sowie die Cross-Channel-Aktivitäten sind in
den letzten Jahren laufend ausgebaut und optimiert
worden, um sich im Markt zu positionieren und weiterhin Marktanteile zu gewinnen. Aktuell sind über
14 000 Produkte online auf pfister.ch kaufbar. Damit
ist die Möbel Pfister AG zum grössten Online-Anbieter
im Einrichtungsbereich in der Schweiz avanciert.
In der «Aargauer Zeitung» war zu lesen, dass Pfister
auf Roboter setzt. Welche Veränderungen werden die
Unternehmung, unter anderem in der Lagerbewirt­
schaftung, in Zukunft noch beeinflussen?
Prozessoptimierung gehört in der Logistik zu den
Kernaufgaben. Mit dem automatischen Kleinteilelager
werden wir den Warenfluss vom Zentrallager in unseren zwanzig Filialen bedeutend präziser und ressourcenschonender abwickeln können und für die Anforde-
Möbel Pfister AG
Was 1882 als Familienbetrieb begann, entwickelte
sich über die Jahre zum grössten Einrichtungs­
fachhändler der Schweiz. 2014 erwirtschaftete die
Pfister Arco Holding AG mit rund 1800 Mitarbeiten­
den einen Umsatz von CHF 603 Mio.
Als grösste Tochtergesellschaft ist die Möbel Pfister
AG mit ­20 Filialen in allen Landesteilen präsent.
Möbel Pfister ist mit dem Web- und Mobile-Shop
zudem auch der grösste Schweizer Online-Anbieter
im Einrichtungsbereich.
Aktuell sind über 14 000 Produkte online auf
www.pfister.ch kaufbar.
8
Der Leiter Logistik von
Möbel Pfister AG ist von der
Arbeitsqualität der Stiftung
Wendepunkt überzeugt.
rungen des E-Commerce bestens gerüstet sein. Die
Ver­kürzung der Durchlaufzeit vom Lieferanten bis
zum Kunden gehört sicher zu den grossen Heraus­
forderun­gen für unsere Prozesse. Der Kunde im
­digitalen Zeitalter ist sich gewohnt, bestellte Ware
­bestenfalls am gleichen oder sicher am nächsten Tag
geliefert zu bekommen. Diese Erwartungshaltung
ist zunehmend auch für Produkte gültig, die kunden­
indivi­duell gefertigt werden. Innovationen – wie z.B.
die T
­ echnologie des dreidimensionalen Druckens –
werden die Lager­bewirtschaftung in Zukunft stark
­be­einflussen.
Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit bewegen.
Wie engagiert sich Pfister diesbezüglich?
Pfister setzt seit Jahrzehnten konsequent auf Nach­
haltigkeit. So waren wir 1995 Gründungsmitglied der
Teppich Fair Trade Organisation STEP und seit 1999
bieten wir Holzprodukte mit dem Label FSC® an. Unsere Lieferanten sind zu 50 Prozent Schweizer Firmen,
weitere 35 Prozent stammen aus europäischen Ländern,
in denen ebenfalls strenge Rahmenordnungen und
Umweltvorschriften gelten. Die Logistik setzt seit
1974, wo immer möglich, auf den Bahntransport. Ein
Recyclingsystem mit einer zentralen Triage von Wertstoffen gehört genauso zu unserem Umweltbeitrag ­
wie auch die konsequente Umsetzung von Energie­spar­
massnahmen in unseren Liegenschaften.
«Pfister schafft Raum für Inspiration» werben Sie. Wie
schafft Pfister sich selber diesen Raum, um weiterhin
innovativ zu sein?
Als wir vor fünf Jahren mit Atelier Pfister unsere eigene Designkollektion lancierten, wollten wir Designkompetenz zeigen und Schweizer Designern – etablierten, aber auch unbekannten – eine Plattform bieten.
Dies auch, um bei Pfister eine neue designaffine Kundengruppe stärker und exklusiver anzusprechen. Es
braucht Engagement und Durchhaltewillen, um ein
solches Projekt nachhaltig zum Erfolg zu führen.
Es braucht Innovationsgeist, um die Kollektion weiter­
zuentwickeln. Und es braucht den Glauben an die
Idee, mit Atelier Pfister ein neues Kapitel Schweizer
Designgeschichte zu schreiben.
Thomas Zeder, 52
Leiter Logistik, Mitglied der
Unternehmensleitung, seit
2009 bei Möbel Pfister AG
.
Herr Zeder, herzlichen Dank für dieses Interview. Für
Ihre Arbeit wünschen wir Ihnen weiterhin viel Freude
und Weisheit. Statement.
Bedeutung externer Einsatzplätze
Nachhaltige Integration geschieht längst nicht mehr
ausserhalb, sondern Hand in Hand mit dem Arbeits­
markt. Die Stiftung Wendepunkt hat dies seit Länge­
rem erkannt. Sie hat ein Netzwerk von Firmen
aufgebaut, das den Stellensuchenden ermöglicht,
externe Einsätze zu absolvieren, damit sie ihre
Arbeitserfahrungen erweitern und ihre Vermittlungs­
chancen erhöhen können. Als RAV-Personalberater
unterstütze ich diese Form von Arbeitsmarktintegrati­
on. Die im Einsatz stehende Person kann ihre Fähig­
keiten unter Beweis stel­­­len. Sie erlebt sich selber
produktiv, erhält An­­er­kennung und fühlt sich in einer
Franz Amrein
Arbeitsgemeinschaft einge­bettet. Nicht selten ergibt
sich die Möglichkeit eines Matchings, sodass Teilneh­
mende nach dem Einsatz eine Anstellung in der
Firma erhalten. Alles Faktoren, die zeigen, welchen
Stellenwert solche Möglichkeiten haben.
Ich bin überzeugt, dass externe Einsätze im ersten
Arbeitsmarkt zunehmend wichtiger werden.
Deshalb wünsche ich mir, dass die Stiftung Wende­
punkt als zuverlässiger Partner weiterhin Einsatz­
plätze findet, damit Stellensuchende individuell
gefördert werden und sich ihre Arbeitsintegrations­
chancen verbessern.
Wende. 2/15 9
HR-Fachmann mit eidg. FA
Personalberater
Amt für Wirtschaft und A
­ rbeit
Regionale Arbeits­ver­
mittlungs­zentren RAV Suhr
Integrieren.
«Heimat» für 39 minderjährige
­Flüchtlinge
Am ersten Mai 2015 hat das Wohnheim für unbegleitete minderjährige Asylsuchende in Aarau, kurz «WUMA»,
seinen Betrieb aufgenommen. Inzwischen wird die Unterkunft von 36 Jugendlichen bewohnt und belebt.
Alle mit dem Ziel, hier heimisch zu werden und eine Berufsausbildung zu machen.
Renate Achatz
Leiterin WUMA
Jonathan Schoch
Leiter Betreutes Wohnen
Blenden wir zurück: Spätsommer 2014. Mehrere Institutionen, unter anderem auch die Stiftung Wendepunkt,
erhalten vom Gesundheits- und Sozialdepartement des
Kantons Aargau eine Einladung, sich für den Aufbau
und die Betreuung eines Wohnheims für unbegleitete
minderjährige Asylsuchende (WUMA) zu bewerben.
Der Stiftungsrat gibt grünes Licht, sodass der Wendepunkt ein Konzept einreicht und – die Zusage erhält.
Das Projekt wird lanciert. Die Geschäftsleitung übergibt
die Projektleitung an Jonathan Schoch, Leiter Betreutes
Wohnen.
Der Aufbau beginnt
Ein dicht gedrängtes Aufbauprogramm bestimmt die
folgenden Monate bis zur Eröffnung des Wohnheims.
Ein pädagogisches Konzept wird erarbeitet, welches
dem Departement für Bildung, Kultur und Sport (BKS)
zur Betriebsbewilligung eingereicht wird. Parallel, in
Zusammen­arbeit mit dem Kantonalen Sozialdienst, wird
eine geeignete Unterkunft im Raum Aarau gesucht und
auch gefunden! Das Haus an der Weihermattstrasse 60
in Aarau erweist sich als geeignet. Damit ist die nächste
Etappe eingeläutet: bauliche Massnahmen in die Wege
leiten und das Haus mit Mobiliar und allem Drum und
Dran einrichten!
Die letzten Details
Die Mitarbeitenden
unterstützen die
­Jugendlichen beim
Kochen. Geben Tipps
für den Einkauf oder
die Zubereitung des
Essens.
Einer der wichtigsten Prozesse beginnt nun: die Rekrutierung von Mitarbeitenden für diese spannende, aber
auch herausfordernde Leitungs- und Betreuungsaufgabe.
Auch da ist die Stiftung in der zur Verfügung stehenden
Zeit «fündig» geworden. Die Hausleitung nimmt bereits
am ersten April 2015, einen Monat vor Eröffnung, ihre
Arbeit auf: Zur Feinkonzeption kommen Gespräche mit
dem Kantonalen Sozialdienst, den Schulen, weiteren
Partnern und Fachleuten hinzu, damit die Zusammenarbeit geklärt und aufgebaut werden kann.
Noch mehr Platz gefragt
Mit der erteilten Betriebsbewilligung durch das BKS wird
das Wohnheim planmässig auf den ersten Mai 2015 eröffnet.
Ein Team von Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen
empfängt die ersten neunzehn minderjährigen Asylsuchenden aus verschiedenen Herkunftsländern. Die Jugendlichen
leben in vier Wohneinheiten, getrennt nach Geschlechtern;
sie teilen sich Zimmer, den Küchen-/Wohnbereich, die
Nasszellen und einen gemeinsamen Aufenthaltsraum. Im
Juli 2015, gut drei Monate später, erfolgt eine erneute An­
frage des Kantonalen Sozialdienstes: ob die Anzahl Plätze
um weitere erhöht werden könne, weil der Bedarf gemäss
Aussagen des Bundes gross sei. Seit Ende August können im
WUMA-Haus bis zu 39 Jugendliche aufgenommen werden.
Das Zusammenleben
Die Startphase im Mai ist herausfordernd. Die Jugendlichen
versuchen, die Grenzen auszutesten. Was diese jungen
Menschen – im Alter zwischen zehn und achtzehn Jahren,
vorwiegend aus Eritrea, aber auch aus Sri Lanka, Äthiopien,
Mali, Afghanistan und Syrien kommend – vor allem brauchen, ist Vertrauen, Respekt und Einfühlungsvermögen.
Da ist Beziehungsarbeit gefragt!
Der WUMA-Alltag
Die meisten Jugendlichen unter sechzehn Jahren besuchen
die Schule im Schachen in Aarau. Die über Sechzehnjährigen haben Deutschunterricht, welcher vom Kantonalen
Sozialdienst angeboten wird. Die Sprache entpuppt sich im
Alltag immer wieder als Herausforderung. Gerade Neueintretende, die dem Kanton direkt zugewiesen werden und
von einem Durchgangszentrum ins Wohnheim kommen,
sprechen oft wenig bis gar kein Deutsch. Einige können sich
zwar mit etwas Englisch behelfen. So ist gut nachvollziehbar,
dass es zu Kommunikationsschwierigkeiten kommen kann.
In solchen Situationen werden Jugendliche, welche länger
in der Schweiz sind und bereits besser Deutsch sprechen, als
Übersetzer/-in beigezogen. Die tägliche Arbeit des
Teams besteht unter anderem darin, die Jugendlichen
bei den Hausaufgaben zu unterstützen und sie zu
Ter­minen zu begleiten. Mit den Neueintretenden
heisst es, Deutsch zu lernen, sie bei den täglichen Auf
gaben zu unterstützen und mit der Schule und den
Ver­trauens­­personen in Kontakt zu stehen. Jeweils
am Mittwoch wird das ganze Haus von oben bis unten
ge­­reinigt. Der grösste Teil der Jugendlichen kocht
selbstständig. Die Mitarbeitenden unterstützen sie
dabei, geben Tipps für den Einkauf oder die Zubereitung des Essens.
Hoffnung auf eine Zukunft
Inzwischen ist das Haus voll besetzt. 14 Mädchen und
25 Jungen gehen ein und aus; 39 wertvolle Menschen,
jeder mit seiner (Lebens-)Geschichte, jeder mit Hoffnung im Herzen … Trotz des Erlebten sind die Jugend­
lichen aufgestellt. Sie sind motiviert, Deutsch zu lernen
und sich hier in der Schweiz zu integrieren. Die Älteren
schreiben Bewerbungen und stellen sich aufs Berufs­
leben ein. Ein Highlight ist, dass eine junge Frau bereits
Ende Juli in eine eigene Wohnung umgezogen ist
und eine Berufslehre begonnen hat. Das Haus an der
Weihermattstrasse pulsiert von Leben und ist erfüllt
mit der Hoffnung auf eine Zukunft im neuen «Heimatland».
.
Kolumne.
Engagement statt Parolen!
«Wer von Menschen wie von einer Seuche spricht,
hat Europa verraten, indem er es zu schützen vorgibt.»
Navid Kermani, deutsch-iranischer Schriftsteller und Publizist
Die Flüchtlingsströme der vergangenen Wochen
lösen Empathie und Emotionen aus. Dem Ruf zur
sofortigen Aufnahme grosser Kontingente stehen
mahnende bis rassistisch gefärbte Stimmen gegen­
über. Unsicherheiten und Ängste vieler Schweizerin­
nen und Schweizer gegenüber Fremdem haben
wenig mit Fremdenhass oder fehlender Hilfsbereit­
schaft zu tun, hat sich doch die Schweizer Bevölke­
rung immer wieder durch ihre Grosszügigkeit beim
Spenden für Krisen- und Katastrophensituationen
ausgezeichnet. Den Hilfs- und Schutzbedürftigen
Hilfe anzubieten, ist ein biblischer und zugleich
sozialer Auftrag des christlichen Abendlandes. Wer
Menschen auf der Flucht mit einer Seuche ver­
gleicht, verrät dieses geschichtliche Erbe. Deshalb
sind zur Lösung der Flüchtlingsproblematik in
­Europa nicht primär p
­ olitische Parolen, sondern ist
persönliches Engagement gefragt.
Flüchtende brauchen unseren Schutz und ein
rechtsstaatlich korrekt abgewickeltes Verfahren.
Dies bedingt ein koordiniertes Vorgehen von staatli­
chen Stellen, Hilfswerken, Sozialunternehmungen,
Kirchen und Privatpersonen. Ich erwarte, dass wir
uns bei all diesen Herausforderungen gemeinsam an
der Prä­ambel unserer Bundesverfassung ausrichten.
Diese besagt, dass sich die Schweiz gegenüber Gott
dem Allmächtigen verpflichtet, die Stärke des Volkes
am Wohl der Schwachen zu messen.
.
Wende. 2/15 11
Hans-Peter Lang
Gründer der Stiftung
Wendepunkt
Mitglied Stiftungs­rat
Ein Tag mit
Birgit Fehlmann, Gruppen­
leiterin Montage/Verpackerei
Zwei Schwerpunkte zeichnen die Arbeit von Birgit Fehlmann als Gruppenleiterin der Montage/Verpackerei in Muhen aus: Sie betreut die Klientinnen und Klienten bei ihrer Arbeit und
ist zuständig für die Kundenaufträge, damit diese termingerecht und in der entsprechenden
Qualität abgeliefert werden.
Zuhören und motivieren
Zurzeit ist Birgit Fehlmann Bezugsperson für fünfzehn ­Personen mit unterschiedlichen psychischen
Einschränkungen. Die Betreuungsbedürfnisse sehen
sehr verschieden aus. Heute zum Beispiel wünscht
­eine Klientin ein Gespräch, da sie mit ihrem Alltag
zu Hause überfordert ist. Birgit Fehlmann lässt die
­Person erzählen, hört aufmerksam zu und gibt ihr
ein paar lebenspraktische Anregungen. Ein anderer
Klient möchte um elf Uhr wieder nach Hause gehen:
­«Er fühle sich schlecht und könne sich nicht mehr
konzentrieren.» Aufgrund von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) hat der Klient
Mühe, beständig an der Arbeit zu bleiben. Birgit
­Fehlmann geht auf ihn ein, sucht Möglichkeiten, ihn
erneut für die Arbeit zu begeistern und bietet gege­
benenfalls eine andere an.
Abklärungstests durchführen
Seit Sommer 2015 ist Birgit Fehlmann zusätzlich im
Testcenter tätig. Klientinnen und Klienten in einer
(Berufs-)Abklärung durchlaufen ein Testverfahren,
mit welchem Kenntnisse, Fähigkeiten und Ressourcen
der jeweiligen Person erfasst werden. Die Ergebnisse
und Beobachtungen werden in einem Bericht dokumentiert. Für eine Wiedereingliederung in den ersten
Arbeitsmarkt sind diese Testergebnisse sehr wertvoll,
geben sie doch differenziert Auskunft über die Stärken der getesteten Person und Aufschluss über das
Berufsfeld, in welches sie integriert werden könnte.
Mehr Know-how durch Ausbildung
P.P. 5037 Muhen
Wenn Klientinnen und Klienten um halb acht Uhr
ihre Arbeit in Angriff nehmen, hat Birgit Fehlmann
bereits an einer Teamsitzung teilgenommen. Im
Arbeitsraum eingetroffen, teilt sie den Klienten die
Arbeit entsprechend ihren Fähigkeiten und Ressourcen zu, erklärt bei Bedarf diese noch einmal und zeigt
vor, wie sie auszuführen ist.Bis zu zwanzig Personen
arbeiten an einem Auftrag mit. Birgit Fehlmann ist
verantwortlich für das Material, koordiniert und
kontrolliert die Arbeit und stellt sicher, dass die
Aufträge termingerecht und qualitativ einwandfrei
ausgeliefert werden.
Um Know-how dazuzugewinnen, wie Menschen gefördert und wie sie durch Arbeit mehr Stabilität er­
langen können, bildet sich die Quereinsteigerin seit
September 2014 zur Arbeitsagogin aus. Birgit Fehlmann ist immer wieder neu begeistert, mit Menschen
an der Arbeit gemeinsam unterwegs zu sein.
.
Leistungsangebot der Montage/Verpackerei
ü Allgemeine und spezifische Montagearbeiten
ü Kabel konfektionieren
ü Lötarbeiten
ü Klebe-, Niet- und Pressverbindungen
ü Vormontieren, bestücken, anpassen, demontieren
Mitarbeitende
ü Markus Hoffmann, Bereichsleiter
ü Matthias Lerch, Ursula Hirt, Birgit Fehlmann, David Heimberg,
Gruppenleitende
ü 62 Angestellte der geschützten Werkstatt
ü 5 Teilnehmer/-innen berufliche oder Integrationsmassnahmen
ü 6 Teilnehmer/-innen langfristige Arbeitsplätze
(ausgesteuerte Personen) und gemeinnützige Arbeit
Kontakt
ü Telefon 062 737 17 14
ü E-Mail [email protected]
Birgit Fehlmann er­
klärt den Zusammen­
bau von Lunten­
stoppern, welche bei
Spinnmaschinen
­eingesetzt werden.
12
soz
Geschichte.
Hussein*, 14
*Name geändert
«Während der Reise war ich traurig. Ich vermisste
meine Eltern und Grosseltern. Zweifel kamen auf.
Habe ich die richtige Entscheidung getroffen? Dann
sagte ich mir aber: Es gibt kein Zurück. Du musst
weiter. In Gruppen wanderten wir, folgten den Zug­
geleisen. ­Plötzlich, wie aus dem Nichts ein Zug –
­ausser mir und drei anderen wurden alle getötet.»
Für Hussein, als Afghane im Iran g­ eboren, war Diskriminierung an der Tagesordnung: Als Mensch zweiter Klasse musste
er beim ­Einkaufen ­einen anderen Eingang benutzen, im Fussball durfte er nie bei den Matches mitspielen, für die Schule
bezahlte sein Vater Unsummen von Geld. Alles nur, weil er
Afghane und nicht Iraner ist. Hussein lebt seit vier Monaten
in der Schweiz und kann sich auf Deutsch bereits gut ver­
ständigen. Er liebt den Fussball und spielt in einem Club mit.
Sein grösster Wunsch hier in der Schweiz: Er möchte Fussball
spielen, zur S­ chule gehen und später ein bes­seres Leben für
seine eigene ­Familie haben.
.
Das Team und die
­Stiftung Wendepunkt
sind dankbar für den
gelungenen Start. Falls
Sie die Arbeit im WUMA
finanziell unterstützen
möchten, benützen Sie
bitte den beiliegenden
Einzahlungsschein.
Die Spende wird für
sinnvolle Freizeitaktivi­
täten, vor allem in den
Schulferien, eingesetzt.
500717589>
Schwarz
Die Stiftung Wendepunkt ist eine innovative und­dyna­mische
Unternehmung mit Sitz in Muhen und ­Betrieben an ­­
mehreren Standorten im Kanton Aargau. Sie besteht seit
1993 und hat sich mit ihren drei Tochterfirmen
zu einem führenden Sozialunternehmen entwickelt.
Die Angebote zur beruflichen und sozialen Integration
­umfassen:
Einbezahlt von / Versé par / Versato da
ja
keine
ü Programme zur vorübergehenden Beschäftigung von
­Stellensuchenden, Schulabgängern und Asylsuchenden
ü Integrationsprogramm, Teillohn und langfristige
­Arbeitsplätze für Sozialhilfebeziehende
ü Potenzialabklärungen für die Arbeitsmarktintegration
ü Integrations- und berufliche Massnahmen im Auftrag
der IV
­ sychischen
ü Geschützte Werkstätte für Menschen mit einer p
Leistungsbeeinträchtigung
ü Coaching Berufsbildung
ü Betreutes, teilbetreutes und begleitetes Wohnen
üKindertagesstätte
ü WUMA oaching von Lehrverhältnissen
105
6
6
Die Annahmestelle
L’office de dépôt
L’ufficio d’accettazione
Einbezahlt von / Versé par / Versato da
6
6
CHF
Konto /Compte /Conto
50-71758-9
.
CHF
Konto /Compte /Conto
50-71758-9
.
Verdankung:
Stiftung Wendepunkt
Dienstleistung WendeMobil
Freizeitaktivitäten WUMA
Spende:
Stiftung Wendepunkt
Schlüsselring 10
5037 Muhen
Stiftung Wendepunkt
Schlüsselring 10
5037 Muhen
Versamento Girata
Zahlungszweck / Motif versement / Motivo versamento
Versement Virement
Einzahlung für / Versement pour / Versamento per
Einzahlung für / Versement pour / Versamento per
Einzahlung Giro
CMYK
500717589>
441.02
Empfangsschein / Récépissé / Ricevuta
Pantone
Vielen Dank
für Ihre Unterstützung!
Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit
der Stiftung W
­ endepunkt. Für Ihr Vertrauen
in unsere A
­ rbeit danken wir ­Ihnen herzlich.
Ihre Spende kann von den S­ teuern in Abzug
gebracht werden.
Die insgesamt 780 Arbeits-, Abklärungs-, Ausbildungs-, ­­
Wohn- und Tagesplätze werden von 170 Fachpersonen auf
christlicher und sozialer Grundlage mit dem Ziel geführt, ­
Menschen in ihrer beruflichen und sozialen Integration zu
­unterstützen.
Die Stiftung Wendepunkt ist nach ISO-9001, eduQua und
SODK Ost+ zertifiziert.
Eine breite Palette an Dienstleistungen in den unterschied­
lichsten Branchen ermöglicht es, Menschen zielgerichtet
zu fördern und Aufträge in guter Qualität und zu Markt­
bedingungen auszuführen.
Tochterunternehmungen:
ü Doppelpunkt AG
(Generalunternehmung, Zimmerei, Malerei)
ü Drehpunkt Personal GmbH
(Personalvermittlung und -verleih)
ü Fachschule für Sozialmanagement GmbH
Partnerorganisationen:
ü Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA)
ü Regionale Arbeitsvermittlungszentren (RAV) Aargau
ü Abteilung Sonderschulung, Heime und Werkstätten (SHW)
ü IV-Stellen Aargau und umliegende Kantone
ü Klinik Königsfelden
ü Externer Psychiatrischer Dienst (EPD)
ü Kontraktmanagement Nordwestschweiz
ü Kantonaler Sozialdienst (KSD)
ü Kommunale Soziale Dienste
ü Amt für Migration und Integration
ü Arbeitsintegration Schweiz
ü Christliche Institutionen der Sozialen Arbeit (CISA)
ü Nationaler Branchenverband der Institutionen für
­Menschen mit Behinderung (INSOS Schweiz)
­ uftrag
ü Aargauischer Verband Unternehmen mit sozialem A
(AVUSA)
ü Christliche Geschäftsleute Schweiz (CGS)
ü Verband Wirtschaft Region Zofingen (wrz)
ü Diverse Anbieter (Programme zur vorübergehenden
­Beschäftigung und geschützte Werkstätten)