Foto:Thorben Wengert / pixelio.de 32 Abb. 1: Deutschland belegt unter den zehn größten Weinimportländern den ersten Platz. Deutschland mischt weltweit mit Kleines Weinbauland kann im internationalen Handel mithalten Obwohl Deutschland flächenmäßig nur auf Platz 15 der Weinbauländer liegt, mischt es doch entscheidend mit. Karin Rheinschmidt vom Kompetenzzentrum Weinmarkt und Weinmarketing in Oppenheim stellt in Ihrem Bericht aktuelle Zahlen zum internationalen Weinmarkt vor und wirft besonders einen Blick auf Deutschland. D ie weltweite Rebfläche nahm 2014 wieder leicht zu und belief sich laut OIV 2014 auf 7,55 Mio. ha. Die Top fünf Weinbauländer der Welt stehen für etwa die Hälfte der weltweiten Rebfläche (Abb. 2). Deutschland taucht hier nicht auf und ist auf Platz 15 ein im internationalen Vergleich kleines Weinbauland. Auf langfristig stabilem Niveau werden hierzulande 102 000 ha zur Erzeugung von Wein genutzt. Die großen europäischen Weinbauländer Spanien, Frankreich und Italien verfügen über ein Vielfaches der deutschen Rebfläche und belegten über Jahrzehnte die ersten drei Plätze im Ranking der Weinbauländer. Zwischen 2008 und 2011 war die Rebfläche in der EU auf Grundlage des Programms zur Regulierung des Produktionspotentials (Rodungsprämien) um durchschnittlich 93 000 ha pro Jahr zurückgegangen. Mit dem Ablauf des EU-Programms hat sich dieser Rückgang deutlich verlangsamt. In Spanien und Frankreich haben sich die Flächen auf ein stabiles Niveau eingependelt, in Italien zeigt die Kurve weiter nach unten. Es wird spannend sein, zu beobachten wie sich die geplante EU-Politik zur neuen Flächengenehmigung auswirken wird. Die genannten Rückgänge der EU-Rebflächen wurden in der Vergangenheit durch Flächenausweitungen in anderen Ländern der Welt kompensiert – besonders China spielte hier eine wichtige Rolle. China hat seine Anbauflächen seit dem Jahr 2008 mehr als verdoppelt und zunächst Italien und 2014 nun auch Frankreich hinsichtlich der Anbaufläche hinter sich gelassen. Damit ist China seit 2014 zum flächenmäßig zweitgrößten Wein anbauenden Land aufgestiegen. Nach Platz fünf (USA) folgen auf deutlich niedrigerem Niveau Länder der Neuen Welt (Argentinien, Chile, Australien, Südafrika) und Europas (Portugal, Rumänien, Griechenland). Welt-Weinernte 2014 auf hohem Niveau Die weltweite Weinproduktion belief sich 2014 auf 279 Mio. hl, was einem Rückgang von 12 Mio. Liter gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dennoch ist die 2014er Ernte als stark einzustufen. Auch hinsichtlich der Weinerzeugung sind die europäischen Länder eine echte Größe auf dem Weltmarkt; sie stehen für rund 60 % der weltweiten Weinerzeugung. Allein Frankreich, Italien und Spanien haben 48 % der Welt-Weinernte 2014 beziehungsweise gute 80 % der EU-Ernte eingebracht. Auf den folgenden Plätzen im Ranking der Top zehn folgen die USA und andere Länder der Neuen Welt sowie China. Deutschland nimmt Platz zehn ein, was einem Anteil an der Welt-Weinernte von immerhin 3,3 % oder 6 % auf EUEbene entspricht. Trotz der herausragenden Bedeutung der EU-Weinbauländer ist ihr Anteil an der WeltWeinernte – parallel zur Entwicklung der Rebflächen – tendenziell rückläufig, während vor allem Länder der Neuen Welt ihre Weinproduktion seit 2002 deutlich ausgedehnt haben. Damit einher ging ein Gewinn von Marktanteilen dieser Länder auf dem Weltmarkt. Anders als die rasante Flächensteigerung in China erwarten lässt, sind die Erntemengen dort nicht in gleichem Maße nach oben geschnellt. Dies liegt in relativ niedrigen Durchschnittserträgen begründet. Während Deutschland mit einem Ertrag von durchschnittlich 92 hl/ha (2014) weltweit Spitzenreiter hinsichtlich der Produktivität ist, liegt dieser Wert für China bei gerade einmal 14 hl/ ha (Abb. 3). Doch mit zunehmender Professionalisierung dürften in China steigende Durchschnittserträge, verbunden mit weiteren Flächenzuwächsen, auch zu einem wachsenden Weinangebot führen. Konsum – unterschiedliche Entwicklung nach Regionen Der weltweite Weinkonsum wird für das Jahr 2014 auf 240 Mio. hl (-2,4 Mio. hl) geschätzt. Auf diesem Niveau hält er sich seit die globale Nachfrage in Folge der Weltwirtschaftskrise ab 2008 deutlich eingebrochen war. 2007 hatte der globale Weinkonsum noch bei 252 Mio. hl gelegen. Deutliche Verschiebungen im Weinkonsum gibt es bezüglich der Verbraucherländer. Die Vereinigten Staaten zeigten auch 2014 eine steigende Nachfrage auf hohem Niveau und behaupten mit einem Konsum von 30,7 Mio. hl ihre Position als weltweit größter Verbraucher für Wein. Angesichts des noch relativ niedrigen Pro-Kopf-Verbrauchs von unter 10 l/a, werden die USA weiter als Wachstumsmarkt gesehen. In den klassischen Verbraucherländern Europas dagegen ging der Konsum in den letzten Jahren zum Teil drastisch (Frankreich, Italien, Spanien) zurück oder ist als stabil (Deutschland, Großbritannien) zu bezeichnen. China hält mit 15,8 Mio. hl die fünfte Position. Die schnell wachsende Nachfrage in den Vorjahren könnte möglicherweise im Zusammenhang mit der Regierungskampagne gegen Korruption gestoppt worden sein. 2014 ging der Konsum von Wein in China um 7 % auf 15,8 Mio. hl zurück. Internationaler Weinhandel seit Jahren im Aufwind Der internationale Austausch gewinnt im Weinsektor zunehmend an Bedeutung. 2014 wurden 104 Mio. hl Wein im Wert von 26 Mrd. das deutsche weinmagazin · 04. Juli 2015 · 13 marketing Dollar gehandelt. Das sind über 40 % des weltweiten Weinkonsums, der nicht im Erzeugerland getrunken sondern im- beziehungsweise exportiert wird. Handelsmengen und -wert stiegen, unterbrochen im Jahr 2008 durch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, kontinuierlich. 1.000 Rebfläche (1 000 ha) China 800 Frankreich 600 Italien 400 USA 200 2014** 2013* 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 0 2001 Abb. 2: Top fünf Rebfläche weltweit (2014, Gesamt 7,6 Mio. ha) 92 79 68 67 52 50 41 14 China Spanien Chile USA Argentinien Italien Australien Abb. 3: Durchschnittserträge (2014) in ausgesuchten Ländern (hl/ha) 40.000 35.000 USA 1 000 hl 30.000 25.000 Frankreich 20.000 Italien 15.000 Deutschland 10.000 China 5.000 Großbritannien 2014** 2013* 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 0 2000 das deutsche weinmagazin · 04. Juli 2015 · 13 Spanien 2000 Europa verliert Marktanteile an Länder der Neuen Welt Naturgemäß sind unter den großen Weinerzeugerländern auch die wichtigsten Weinexportländer zu finden. Platz eins bis drei nach Weinexportmenge belegen Spanien, Italien und Frankreich. Diese drei europäischen Länder stehen für 56 % der weltweit exportierten Weinmengen. Deutschland belegt Rang acht. Generell gewinnen die Länder der Neuen Welt weiter an Bedeutung auf den internationalen Exportmärkten. Chile hat Australien bereits 2012 als viertgrößten Weinexporteur abgelöst. Kürzlich hat China mit Australien ein Handelsabkommen, das den Importzoll für Wein (und Rindfleisch) auf null setzt, unterzeichnet. Dies wird der australischen Weinwirtschaft in den kommenden Jahren neue Exportchancen auf dem sich entwickelnden chinesischen Markt eröffnen. Argentiniens Weinexporte sind 2014 zwar gesunken, dennoch ist ein Qualitätstrend nicht zu übersehen. Auf Märkten wie USA und Kanada ist argentinischer Malbec inzwischen eine feste Größe. Südafrika ist in den letzten Jahren sehr erfolgreich im Export gewesen und plant laut Exportorganisation WOSA den Fokus zukünf- 1.200 Deutschland Deutschland weltweit größter Weinimporteur Mit wenigen Ausnahmen deckt sich die Liste der Top Konsumländer mit den Top Importländern und unterscheidet sich in erster Linie in der Reihenfolge. Deutschland belegt unter den zehn größten Importländern nach Menge den ersten Platz, gefolgt von Großbritannien und den USA. Im Vergleich zu den anderen wichtigen Importnationen fällt auf, dass in Deutschland ein relativ großer Anteil (58 %) der Importe auf Fasswein entfällt (GB = 34 %, USA = 27 %). Dies ist mit der hohen ReexportQuote Deutschlands zu erklären. Reexporte sind Weine, die nach Deutschland eingeführt, dort verarbeitet, gefüllt und wieder ausgeführt werden. Von den 3,9 Mio. hln, die Deutschland 2014 exportiert hat, waren nur 1,2 Mio. hl – also etwa 30 % – Wein deutscher Herkunft. Dies zeigt, dass sich Deutschland inzwischen zum Drehpunkt im internationalen Weinhandel entwickelt hat. Gemessen am Importwert (Gesamt etwa 25 Mrd €) führen USA (4 Mrd €) und Großbritannien (3,6 Mrd €) die Liste der größten Importländer an, Deutschland liegt mit einem Importwert von 2,5 Mrd. € auf Platz drei. Weitere große Weinimporteure sind Kanada, Japan, China, Belgien, Niederlande und Frankreich. 1.400 Abb. 4: Top sechs Weinkonsum weltweit (2014, Gesamt 240 Mio. hl) 33 marketing Chile 10.000 9.000 Australien 8.000 7.000 Südafrika 6.000 1 000 hl 34 5.000 USA 4.000 3.000 Argentinien 2.000 1.000 Neuseeland 2014* 2013* 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 0 Abb. 5: Exportländer Neue Welt nach Menge (2014, Gesamt 103 Mio. hl) 7,73 5,08 2,47 0,97 0,85 0,73 0,63 0,59 Neuseeland Portugal Argentinien Südafrika Australien Chile Spanien Italien Frankreich 1,10 Deutschland 1,26 USA 1,39 Abb. 6: Top Exportländer Welt nach Wert (2014, Gesamt 25,5 Mrd. €) 5,37 4,52 2,73 2,56 2,51 2,47 2,40 1,74 1,73 1,24 Spanien Südafrika Australien Chile Argentinien Italien Deutschland Portugal USA Neuseeland Frankreich Abb. 7: Top Exportländer Welt – Durchschnittspreise 1,09 tig auf die Wachstumsmärkte USA und Asien zu legen. Neuseeland hat mit seiner Rekordernte von 3,2 Mio. hl die Möglichkeit der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und erzielt im internationalen Vergleich Spitzenpreise (siehe auch Abb. 7). Betrachtet man den Wert der Weinexporte ändert sich die Reihenfolge der Top Weinexporteure. Frankreich belegt hier mit sehr deutlichem Abstand den ersten Platz (7,7 Mrd. €), gefolgt von Italien und Spanien. Das relativ kleine Weinbauland Deutschland liegt mit einem Exportwert von 970 Mio. € immerhin auf Platz sieben. Nicht allein die exportierte Menge bestimmt den Erfolg im Weinexport. Viel wichtiger ist die preisliche Positionierung, die letztendlich über Wertschöpfung entscheidet. Abbildung 7 zeigt wie unterschiedlich das Ranking der Weinexportnationen gemessen am Durchschnittspreis ausfällt. Nur Frankreich als europäischer Big Player behauptet sich auch hier mit einem erzielten Durchschnittspreis von 5,37 €/hl auf Platz eins, wogegen Italien und besonders Spanien mit deutlich geringeren Durchschnittspreisen abfallen. Spanien hat sich durch intensive Exportbemühungen zum größten (nach Menge) Weinlieferant der Welt entwickelt – auch um den seit Jahren rückläufigen Inlandskonsum auszugleichen. 2014 ist der ohnehin hohe Fassweinanteil am spanischen Export um 38 % gestiegen während der Umsatz in dieser Kategorie um 10 % zurückging. Der geringste Durchschnittspreis aller Top zehn Weinexporteure von 109 €/hl ist die Folge und spiegelt ein gewisses Überangebot wider. Deutschland liegt mit 2,51 €/hl im Mittelfeld. Die neuseeländische Weinindustrie, die besonders großen Wert auf nachhaltige Produktion setzt, ist mit hohen Preisen bei steigenden Exportvolumen sehr erfolgreich. Fazit Deutschland ist im globalen Vergleich nach Fläche ein kleines Weinbauland. Dennoch gehört Deutschland aufgrund der sehr hohen Durchschnittserträge pro ha unter die Top zehn der Weinerzeugerländer. Der über Jahre relativ stabile Konsum von rund 20 Mio. hl kann dennoch nicht durch die eigene Produktion gedeckt werden. Auch deshalb ist Deutschland im internationalen Weinhandel ein Big Player: Top eins beim Weinimport nach Menge, beziehungsweise Top drei nach Wert. Doch nicht alle ausländischen Weine werden für den inländischen Konsum eingeführt. Ein großer Anteil verlässt als Reexport das Land wieder. Deutschland hat sich damit zum Drehkreuz für den internationalen Handel mit Wein entwickelt. Im Ranking der Weinexportländer ist Deutschland neben großen Weinbauländern aus Europa und der Neuen Welt auf Platz sieben (Wert), beziehungsweise Platz acht (Menge) eine wichtige Größe im internationalen Handel mit Wein. das deutsche weinmagazin · 04. Juli 2015 · 13
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