Erster EASA-Segelkunstflugkurs April 2015 in Schänis Nachdem der ursprünglich für diesen Zeitraum geplante Kunstflug-BFK vom Segelflugverband wegen viel zu wenigen Teilnehmern abgesagt wurde, organisierte die SAGA für die beiden angemeldeten Kandidaten kurzfristig einen Kurs in Schänis. Eigentlich war dieser Stand der Dinge absehbar: Die Eingangsvoraussetzungen für die EASA-Kunstflugausbildung von 40 Stunden oder 120 Starts als PIC nach Ausweiserwerb sind eine hohe Hürde und die Mindestzahl von 20 Flügen oder fünf Stunden Kunstflugausbildung, bedingen einen erheblichen Kostenaufwand. Wir erwarten generell, dass sich auch für künftige Kurse nur solche PilotInnen anmelden werden, die wirklich am Kunstflug interessiert sind und nicht nur mal kurz einen „Schleuderkurs“ absolvieren wollen. Am Montag, 20. April trafen sich die Kunstflugschüler Marcello Di Maulo und Fabian Grunder mit den SAGA-Fluglehrern Christian Schmid und Christoph Meier sowie Kursleiter Manfred Echter zum obligaten Eingangsbriefing. Dazu gesellte sich noch Béatrice Echter, welche die Gelegenheit zu einem Refresher-Training auf dem Fox nutzen wollte. Die Wetterprognose sah sehr gut aus und die bewährte Organisation der Alpinen Segelflugschule Schänis versprach einen optimalen Flugbetrieb. An Flugzeugen standen das „Arbeitspferd“ der Schule, die ASK 21 (HB-1635) sowie der SAGA-Fox (HB-3241) zur Verfügung. Konzentrierter Theorieblock Gemäss den Vorschriften des EASA Part FCL war erst mal Theorie angesagt. Die Themen „Menschliches Leistungsvermögen“, „Flugmechanik des Kunstflugs“, „Betriebsgrenzen“ sowie nicht zuletzt die zu erlernenden KunstflugSegelflug Bulletin ONLINE figuren, standen auf dem Programm. Hier kam es darauf an, die wichtigsten Elemente der Theorie in konzentrierter Form abzuhandeln, da in der begrenzten Zeit selbstverständlich auch die Flugausbildung durchgezogen werden musste. Alle weiteren in der Flugpraxis zwangsläufig auftauchenden Fragen wurden dann von den Fluglehrern in individuellen Briefings mit den Schülern besprochen. Es ist ohnehin nicht sinnvoll, den umfangreichen Theorieblock in einem Zug an den Mann zu bringen. Dazu reicht die Aufmerksamkeitsspanne auch beim motiviertesten Schüler nicht. Foxeinweisung Nach ein paar Stunden Theorie folgte zuerst die Bodeneinweisung am Fox, den noch keiner der beiden Schüler kannte. Für den ersten Block der praktischen Ausbildung, der sich dem Vertrautmachen mit dem Fliegen im Grenzbereich und dem Retablieren von extremen Fluglagen widmet, ist nun einmal der Fox das ideale Flugzeug. Die ASK 21 ist dafür schlicht zu gutmütig und mit den Einschränkungen der „Flügelmutter-TM“ ist die ASK auch für eine sinnvolle Vrillenschulung kaum mehr zu gebrauchen. So begannen die Flugübungen mit Langsamflug, Abkippen und Vrillen auf dem Fox und auch das Kennenlernen der senkrechten Fluglage aufwärts und abwärts war bereits nach zwei Starts auf dem Fox erfolgreich abgeschlossen. Die gesamte weitere Ausbildung erfolgte dann sinnvollerweise auf der ASK 21, denn wenn die Schüler später in ihren Segelfluggruppen Kunstflug üben wollen, müssen sie das meistens auf einem solchen Schuldoppelsitzer tun, sofern ihnen kein B4 zur Verfügung steht. Alle gemäss EASA FCL geforderten Kunstflugfiguren lassen sich mit einiger Übung gefahrlos auf der ASK 21 fliegen. Derjenige, der später mal in der wettSeite 1 kampfmässigen Kunstflug einsteigen will, kann danach jederzeit in der SAGA auf den Fox umschulen. Die im EASA-Programm verlangten Chandelle und Lazy Eight sind streng genommen gar kein Kunstflug- sondern Koordinationsübungen, die eigentlich in die Grundschulung gehören. Um nicht sinnlos Zeit und Geld mit diesem „Pillepalle“ zu verschwenden, begnügten wir uns mit ein paar Übungen en passant. gegen weit verbreitetem Irrglauben überhaupt nicht braucht. Der Rückenflug ist dann die nächste Hürde. Alles geht plötzlich „verkehrt rum“ und jeder kommt sich dabei vor wie der totale Anfänger, der zum ersten Mal versucht, geradeaus zu fliegen. Auch dieses Manöver klappt erst nach etlichen Malen üben einigermassen zuverlässig. Für die ganze Rolle braucht man danach eigentlich nur das Anhalten auf dem Rücken zu vergessen und alles geht plötzlich wie von selbst. Alles geht verkehrt rum Als Kombinationsfigur verlangt das EASA-ProDie ersten Loops sahen schon recht brauchbar gramm dann nur noch den Immelmann, bei aus, aber das Renversement war erwartungs- dem die Hauptschwierigkeit darin besteht, die Fabian und Marcello sind unter Aufsicht von Christian mit voller Konzentration dabei, ihre Programmzettel zu zeichnen gemäss schon die erste wirkliche Knacknuss. Bevor das ungewohnte „Vorspannen“ einigermassen sitzt, ist üben, üben, üben … angesagt und ohne Vorspannen gelingt die Figur eben nur mit viel Glück. Aber auch diese Hürde wurde geschafft und als nächste Herausforderung standen die halbe Rolle und der Rückenflug auf dem Programm. Hier macht den Anfängern die langsame Rollrate der Schuldoppelsitzer zu schaffen. Rollen müssen bewusst und sorgfältig „durchgesteuert“ werden; mit „Schnauze kurz anheben und rum!“, wie beim Fox geht‘s eben nicht. Es ist am Anfang nicht einfach zu verstehen, dass bei der Rolle auf der ASK das wichtigste Ruder das Höhensteuer ist und man das Seitensteuer entSegelflug Bulletin ONLINE Halbrolle nach dem halben Loop mit niedriger Fahrt ohne „Taucher“ schön geradeaus hinzuzirkeln. Ist das gemeistert, können auch noch die halbe Cuban Eight und das Retournement versucht werden. Energie effizient verwalten Danach ging es daran, unter Anleitung der Fluglehrer ein fliegbares Übungsprogramm mit allen bereits gelernten Figuren zu „basteln“. Auch das war wieder mal nicht ganz so einfach wie es aussieht. Im Segelkunstflug kommt es eben darauf an, mit der verfügbaren Energie möglichst effizient umzugehen und dazu ist es nötig, die Figuren so anzuordnen, dass die Fahrt Seite 2 am Ende der vorgehenden Figur möglichst genau mit der Eingangsgeschwindigkeit der nächsten Figur übereinstimmt. Fahrt aufholen oder abbauen zwischen den Figuren sieht nicht nur schlecht aus, es kostet auch unnötig Höhe. flogen hatte, konnten Christoph und Christian die Schulung der beiden Kandidaten als abgeschlossen erklären. Die Ausbildungsnachweise wurden ausgefüllt und zur Bestätigung an Peter „Pepe“ Schäuble, Die Programme wurden ausgiebig geübt und den Leiter der Flugschule des SFVS geschickt. nachdem sie einigermassen beherrscht wurden, Der erste Segelkunstflugkurs von SFVS und tauschten die Beiden ihre Programme und er- SAGA nach EASA-Vorschrift war damit erfolglebten, was es heisst eine „unbekannte Pflicht“ reich beendet. Jetzt ist nur noch zu hoffen, dass zu fliegen. die beiden Absolventen dem Kunstflug treu bleiNach fünf Tagen mit bestmöglichem Flugwetter ben und bald als Teilnehmer bei einer Kunstflugund jeweils genau 20 Flügen, wobei zumindest meisterschaft wieder auftauchen werden. Fabian sein Übungsprogramm auch solo geManfred Echter Einmalige Sichtverhältnisse in der Blauthermik Frühlingslager 2015 der SG Birrfeld Ein Generationenwechsel prägte das diesjährige „Wälchlilager“ im Birrfeld: Der langjährige Lagerleiter Arthur Weidmann hat den Stab an seinen Nachfolger Christoph Heuberger übergeben. Ein Fluglehrer als Lagerleiter braucht sich nicht über mangelnde Arbeit zu beklagen, wenn das stabile Wetter nicht allzuviele Streckenflüge zulässt. An einzelnen Tagen stand mit Simon Marquis noch ein zweiter Fluglehrer all den umschulungs- und checkflugwilligen Gruppenmitgliedern zur Verfügung. Für diese Saison wurde im Birrfeld als Schlepppilotin Lara Jann engagiert. Sie konnte sich ob der vielen Starts freuen, will sie doch für ihre zukünftige fliegerische Laufbahn möglichst viele Saisonschlepppilotin Lara Jann in „ihrer“ Robin. Flugstunden sammeln. Dass bei weniger gutem Wetter noch andere Aufgaben wie Flugplatz mähen, abends Flugzeuge versorgen oder im Büro aushelfen hinzukommen, gehört auch zu diesem Job. In seinem Bericht blickt Christoph Heuberger auf ein gelungenes Frühlingslager 2015 zurück: Lagerleiter Christoph Heuberger. Segelflug Bulletin ONLINE Dieses Jahr wurde das Fortsetzen unserer Tradition vom Wettergott belohnt: 5 wunderschöne Frühlingstage lang konnten 13 angemeldete und einige „Ad Hoc“ Piloten im „Guido Wälchli Lager“ der Segelfluggruppe Birrfeld der schönsten Beschäftigung nachgehen: Segelfliegen. Seite 3 Auch wenn die Thermikverhältnisse nicht berauschend waren, wurden wir durch einmalige Sichtverhältnisse in der Blauthermik fürs Starten belohnt. Neben vielen Trainingsflügen wurden Jahrescheckflüge, 3 Einweisungen auf neue Segelflugzeuge, Schlepp-Refresher, Aussenlandetrainings auf Motorsegler, Passagierflüge und auch ein langer Streckenflug bis ins Wallis mit ein wenig Motorhilfe auf dem „TQ“ durchgeführt. Der Namensgeber für unser Lager, Guido Wälchli, liess es sich nicht nehmen, unseren DuoDiscus „IY“ in der anspruchsvollen Thermik in die Höhe steigen zu lassen. Ein Flugschüler hat die Einweisung auf die LS-4 mit Erfolg bestanden – und den Weg zu unserer Fluggruppe vor Augen. Das Frühlingslager bietet viel Gelegenheit zum Lernen: Feedbacks nach den Checkflügen, Beobachtungen aus dem Flugzeug und vom Pistenrand aus, Diskussionen mit Piloten und Fluglehrern erweitern den Erfahrungsschatz jedes Lagerteilnehmers. Es hat sich wieder gezeigt: In jedem Lebensalter und mit jedem Erfahrungsstand werden laufend Fortschritte erzielt. Trotz schönstem Wetter wurden auch theoretische Kenntnisse vermittelt. An einem Abend erklärte Oliver Riccius die aerodynamischen Grundlagen der Wölbklappenflugzeuge und leitete daraus Tipps für die Praxis ab. Ein weiterer Abend war dem Luftraum gewidmet: Kurt Oswald brachte uns die neusten Entwicklungen zur Kenntnis und wies eindrücklich auf die Wichtigkeit des Einhaltens der Grenzen hin. Beiden Referenten sei herzlich gedankt. Ein grosser Dank geht auch an die Gruppenfluglehrer für ihren grossen Einsatz zugunsten unserer Piloten (und dies nicht nur im Frühlingslager). Ganz im Stillen hat unser Jungpilot Michi Messerli das Lager vorbereitet, insbesondere die Ab- Jungpilot Michi Messerli wird von Christoph Heuberger auf die LS4 eingewiesen. Im Rahmen einer Schulungsvereinbarung mit der Fliegerschule Birrfeld stellt die Segelfluggruppe Birrfeld ihre beiden LS 4 für die Ausbildung zur Verfügung. Bedingung: Mindestens fünf absolvierte Alleinflüge und die Benützung der Flugzeuge erfolgt unter Aufsicht von Fluglehrern der Segelfluggruppe. sprachen mit der Fliegerschule. Lara Jann hat die ganze Woche zuverlässig und sicher geschleppt und nie die gute Laune verloren, auch wenn es manchmal lange nichts zum Ziehen gab - dafür ist der Rasen wunderschön gemäht. Auch euch beiden ein warmes Dankeschön! Nach diesem gelungenen Einstieg in die Flugsaison freuen wir uns auf viel Luft unter den Flügeln - auf dem Birrfeld und in den Sommerlagern. Christoph Heuberger / Urs Brühlmeier Für Check- und Einweisungsflüge hatte sich mit Simon Marquis ein zweiter Fluglehrer für diese Woche zur Verfügung gestellt. Segelflug Bulletin ONLINE Seite 4 Segelfluglager San Vittore 2015 im Zeichen des Wetterglücks Hans Reis Das diesjährige Frühlings-Segelfluglager vom 11. bis 25. April in San Vittore stand unter einem besonders guten Stern. Das gilt ganz speziell für die Meteo, die nicht nur sehr viele, sondern auch besonders eindrückliche Flüge ermöglichte. Langjährige Teilnehmende zählten dieses Lager im untersten Bündnerdorf im Misox wettermässig seit vielen Jahren zu den Besten. In der Tat gab es wohl kaum jemand, der nach einer oder zwei Wochen im Süden den Rückweg Richtung Norden nicht mit grosser Befriedigung unter die Räder nahm. Nur an zwei Tagen wurde praktisch nicht geflogen, weil es bedeckt war, und eigentlichen Regen gab es in diesen zwei Wochen nie. Das bezeichneten Einheimische und Lagerkenner als eher „ungewöhnlich“. Grossflächiges Hoch über Europa Im Allgemeinen bestimmte ein grossflächiges Hoch über Europa mit Zentrum nördlich von uns über weite Teile die Grosswetterlage. Der Nordföhn oder die an mehreren Tagen wirksame Bise sorgten für entsprechende, nicht ganz turbulenzfreie Bedingungen mit hoher, bis 4000 m/M reichender Basis und entsprechenden Auf-, aber auch Abwinden. An etlichen Tagen war Blauthermik die Regel, und die teils kräftigen Nordwinde sorgten für Wellen, z.B. über Ambri, Biasca, aber auch in weiter entfernten Gebieten. Einzelne Kollegen erhielten von Zürich Delta (119.225 MHz) die Erlaubnis, über die werktags bei „Mil on“ erlaubte Maximalhöhe von FL 130 zu steigen. Ein Kollege berichtet von einer erreichten Maximalhöhe von 5200 m/M. Segelflug Bulletin ONLINE Dass es ein besonderes Lager war, zeigen auch die geflogenen Leistungen. Ab San Vittore, erfolgten in den beiden Wochen 405 Starts mit Segelflugzeugen. Aus den im OLC registrierten 201 Streckenflügen ergibt sich ein Total von 72‘695 km geflogenen Kilometern, was einem Durchschnitt von 361 km pro Flug entspricht. Mit diesem Total lag der Flugplatz San Vittore anfangs Mai an erster Stelle, gefolgt von Schänis mit rund 27 000 km. Es gelang einigen Piloten im Westen bis Bilder: Urs Müller ins Gebiet des Mont Blanc oder gar noch weiter Richtung französische Südalpen zu fliegen, im Osten bis ins Gebiet von Bozen/Meran und wieder zurück nach San Vittore. Herausragend war der Flug vom 23. April über 822,48 km und einem Durchschnitt von 97,2 km/h mit einem Mini Nimbus. Mit total 86 Piloten – 63 in der ersten Woche und 59 in der zweiten Woche – sowie je 52 Segelflugzeugen war das Lager auch teilnehmermässig gut besucht. Die Piloten stammten aus 20 Segelfluggruppen, eine davon aus Deutschland. Auch wer sich vom Naturell her nicht um die vorderen Startplätze bemühte und erst gegen Schluss und nach Mittag startete, kam durchaus auf die Rechnung, auch wenn bis zum Schlepp mit den drei Schleppmaschinen etwas Geduld gefragt war. Nebst einer „Maule“ und einem „Robin“ war der leistungsfähige „Flüsterschlepper“ MCR aus Beromünster im Einsatz. Gelegentlich Seite 5 Bild: Stefan Vogel „Lentis“ im Westen der Leventina. Cumulus lenticularis über den Alpen, im Volksmund „Lentis“ genannt, als klares Indiz für Wellen. sorgte der Kleine und Leise (60 dBa) auch bei Besuchern auf dem Flugplatz für Bewunderung, wenn man sah, wie er sogar schwere Doppelsitzer mit beachtlichen Steigwerten Richtung Claro schleppte. Lagerleitung organisierten reichhaltigen Apéros, dass es die grösste Veranstaltung während des Jahres in San Vittore sei. Aus Umfragen ist bekannt, dass pro Pilot pro Tag im Durchschnitt Fr. 250.- bis Fr. 350.- ausgegeben werden, was für 40. Lager in San Vittore – ein Wirtschaftsfaktor Das diesjährige Lager war zugleich das 40. Lager ohne Unterbruch. 1975 führten die Verantwortlichen dieses Frühjahrslager erstmals mit der Absicht durch, „die Segelflugbedingungen in den Südalpen zu erkunden“. In kurzer Zeit wurde San Vittore dann zu einem der bestbesuchten Segelfluglager. Für dessen Durchführung ist der Verein „Gruppo di Volo a Vela San Vittore“ verantwortlich ist. René Notter (SG Pilatus) ist heute dessen Präsident. Inzwischen sind die Verhältnisse im Frühjahr in den Südalpen für Segelflug einigermassen erkundet, und das Lager hat sich in ein Lager für das Training im Alpensegelflug und dank den heutigen guten Leistungen moderner Segelflugzeuge auch in eines für „Langstreckenflüge“ über den gesamten Alpenbogen gewandelt, vom österreichischen Lienz bis weit Richtung Frankreich. Das Lager ist für die engere Umgebung ohne Zweifel ein Wirtschaftsfaktor, der nicht zu unterBild: Dominic Fehler schätzen ist. Ein Vertreter der Gemeinde von San Für Jugendliche (Selina Fehler) von San Vittore ein Erlebnis: Vittore meinte denn auch anlässlich eines von der Mal selber im Cockpit sitzen. Segelflug Bulletin ONLINE Seite 6 das Lager 2015 einer Gesamtsumme von Fr. 200 000.- bis Fr. 300 000.- entspricht. Die Restaurants und Hotels in der Umgebung waren denn auch von „fliegenden Gästen“ gut frequentiert, und die generell gepflegte einheimische Küche erfreute sich wie immer grosser Beliebtheit, (Lagerleiter) und seinem Team mit René Notter, der selber das Lager viele Jahre leitete, Peter Schibli (Luftraum und Bodenorganisation) sowie Peter Stehrenberger (Schleppchef) als engste Vertraute ein voller Erfolg. Dazu beigetragen haben aber auch alle Piloten, die sich einmal mehr Blick in die Leventina mit Flugplatz Ambri und Alpenpanorama. Bilder: Nathalie Burgener ebenso auch die Wander- oder Bike-Möglichkeiten. Viele Piloten, die regelmässig hierher kommen, haben inzwischen etliche Einheimische kennen und schätzen gelernt, umso mehr, als es auch eine Gelegenheit ist, die italienische Sprache wieder etwas zu pflegen oder einmal Gelerntes aufzufrischen. „San Vitttore 2015“ war auch dank der souveränen Leitung von Jürg Hasler Segelflug Bulletin ONLINE diszipliniert und kollegial verhielten. Der Dank geht auch an die Bevölkerung, insbesondere der Gemeinde San Vittore, aber auch an die Bauern auf deren Pachtland (vom Bund) die Piloten starten und landen konnten. Dass das Lager unfallfrei verlief ist eine weitere „good news“ – gerade zu Beginn der Saison mit noch wenig Training der Piloten. Seite 7 Zukunft ungewiss sehr geschätzten Tradition bedeuten. Bekanntlich dürfen Flugzeuge nur ab einem Flugplatz Leider ist ungewiss, wie lange dieses Lager noch starten. durchführt werden kann. Bekanntlich ist auf dem Die geplante, aber von der Gemeinde San Vitehemaligen und heute stillgelegten, aber noch tore noch nicht beschlossene Industriezone soll Bild: André von Arb existierenden Militärflugplatz eine Industriezone geplant. Dies und/oder die definitive Aufhebung des Militärflugplatzes durch die Armee bzw. den Bund würde das Ende dieser langjährigen und im westlichen Teil des Flugplatzes ein Gebiet quer zur Pistenachse bis in die Nähe des Heliports der Heli Rezia umfassen. Es ist abzusehen, dass dieses Projekt das Segelfluglager erst län- Bild: Dominic Fehler Die Landungen bei starkem Gegenwind und Turbulenzen erforderten höchste Konzentration. Segelflug Bulletin ONLINE Seite 8 gerfristig gefährden würde, da es zuerst einen politischen Entscheid und dann auch noch das Realisieren von Industriebauten bedingt. Eine viel grössere Gefahr geht von einer Aufhebung des Militärflugplatzes aus. Die Industriezone ist in der Bevölkerung allerdings umstritten. Wie zu vernehmen war, befürchten Einheimische nämlich, dass allfällige Arbeitsplätze vor allem von Grenzgängern besetzt werden und zu noch mehr Verkehr führen könnten. Bekanntlich leidet der Kanton Tessin unter diesem Phänomen. In den letzten zwölf Jahren hat sich die Zahl der «frontalieri», der italienischen Grenzgänger, auf mehr als 60 000 verdoppelt. Im Tessin kommt jeder vierte bis dritte Erwerbstätige aus Italien, was in einzelnen Gebieten zum täglichen Verkehrschaos führt. Auch von Lohndruck u.a.m. ist die Rede. All das dürfte ein Grund gewesen sein, weshalb im Kanton Tessin die Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar 2014 mit 68% angenommen wurde – nicht unerwartet – in der Hoffnung, damit nicht nur die Einwanderung, sondern auch die Zahl der Grenzgänger einzuschränken. Ein Mitglied des Gemeinderats meinte denn auch sinngemäss: Je länger das Projekt „Industriezone San Vittore“ in der Schublade bleibe, desto unattraktiver werde es letztlich… Hans Reis Bild: Dominic Fehler Helfer gefragt beim Zurückschieben der Segelflugzeuge Segelflug Bulletin ONLINE Seite 9
© Copyright 2024 ExpyDoc