REGION Bote der Urschweiz | Montag, 21. Dezember 2015 7 Überdurchschnittlich viele Jugendliche ehrenamtlich tätig Fridel Marty, genannt «Dökti», bei seinem Auftritt. Bild Konrad Schuler 200 feierten das Dorforiginal OBERIBERG kos. Am vergangenen Freitag feierten rund 200 Gäste von nah und fern in der Mehrzweckhalle Moos in Oberiberg den 65. Geburtstag von Fritz oder Fridel Marty, bestbekannt als «Dökti». Es wurde kurz vor Weihnachten der erwartetete gesellige, gemütliche und ungezwungene Anlass. Viele Gratulantinnen und Gratulanten aus dem Ybrig, der Region Einsiedeln, dem Muotatal und weit darüber hinaus kamen nach Oberiberg, um dem Brauchtumskenner die Ehre zu erweisen. Darunter waren auch Ständerat Peter Föhn mit Frau Priska, Nationalrat Marcel Dettling oder der Muotathaler Gemeindepräsident Franz Föhn auszumachen, der im Verlaufe des Abends auch in einer Ad-hoc-Formation für beste Volksmusik sorgte. Emotionale Momente zuhauf Die meisten Besucherinnen und Besucher gratulierten mit Gesang, Jodel und Musik. Unter den Gratulanten waren beispielsweise die Musikgesellschaft Oberiberg mit einem Ständchen, der Mischziehärverein mit Handörgeler, die NaturjuuzerKameraden, die Trychlergruppe Oberiberg, Militärkamerad Norbert Stebler aus Wolfenschiessen mit Hedy und Erna sowie viele Ad-hocFormationen. Ein hochemotionaler Moment waren die Minuten, in denen «Dökti» mit Begleitung «De Hexeschuss» und «De Schacher Seppeli» von Ruedi Rymann selig darbot. Es waren Interpretationen alias «Dökti», die stürmischen Beifall ernteten. Ein Ad-hoc-Chor, in dem jedermann zum Mitsingen aufgefordert war, sang mit ihm beispielsweise das Lied «Won i ä chlinä Bueb bi gsi». Theaterregisseurin Silvia Bisig brachte es wohl auf den Punkt mit dem Satz: «Bei vielem, was Dökti macht, ist er einfach ein Superoriginal.» Theaterpräsident Roland Ott führte durch das lockere und flexible Programm und bemerkte: «Wir haben kein Geschenk für Dökti. Dökti selber ist für uns ein Geschenk.» Name überliefert «Dökti», der seinen Spitznamen via Urgrossvater, Grossvater und Vater geerbt hat, zeigte sich äusserst dankbar und zufrieden darüber, dass so viele «Frauen und Mannen» gekommen waren. «Schon ab morgens halb acht Uhr haben mich Leute angerufen und mir gratuliert.» KANTON Am Willen zur freiwilligen Arbeit fehlt es der Schwyzer Jugend eindeutig nicht. Der Schlüssel zum Erfolg liege in der frühen Rekrutierung, weiss Hansueli Ehrler. SANDRINE HEDINGER Nicht selten heisst es, Jugendliche würden sich zu wenig freiwillig engagieren oder der Nachwuchs für Leiterpositionen in Vereinen fehle. Schwyz steht diesbezüglich jedoch sehr gut da: «Im inneren Kantonsteil sind überdurchschnittlich viele Jugendliche ehrenamtlich tätig», so Hansueli Ehrler, Leiter Sportamt, auf Anfrage. Kantonale Vergleichszahlen existieren zwar nicht, doch «in Gesprächen mit Fachleuten aus anderen Kantonen wird dort vergleichsweise viel mehr geklagt als bei uns», sagt Ehrler weiter. Seine Aussagen beziehen sich auf Engagements im Rahmen von Jugend+Sport (J+S). Darunter fallen Sportvereine sowie Jugendorganisationen wie Jungwacht und Blauring. Aktuell sind bei J+S im Kanton Schwyz 3500 Leiterinnen und Leiter registriert, davon sind 438 unter 20 Jahre alt. Das entspricht 12,5 Prozent. «Eine gute Zahl», findet Hansueli Ehrler, «in unseren Vereinen hat das Ehrenamt noch einen ganz hohen Stellenwert.» Jeder fünfte Jugendliche Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) ist im Jahr 2013 fast jeder Fünfte in der Schweiz zwischen 15 und 24 Jahren einer institutionalisierten Freiwilligenarbeit nachgegangen (19 Prozent). Dieser Wert sei seit 2010 konstant geblieben, bestätigt Jacqueline Schön-Bühlmann des BFS. Unter Freiwilligenarbeit Freiwilligenarbeit ist unter Jugendlichen im Kanton Schwyz sehr beliebt. Im Bild lösen Leiter Andreas Kracht (rechts) und Said Aroua (links) an einem Anlass im Frühling mit kleinen Pfädelern ein Rätsel. Bild Pfadi Schwyz fallen Engagements für Sportvereine, kulturelle Vereine oder Interessenvereinigungen, aber auch politische Parteien oder kirchliche Institutionen. Warum aber steht genau Schwyz diesbezüglich privilegiert da? «Die Vereinskultur ist hier – im ländlicheren Kantonsteil – noch verstärkt spürbar. Bereits in den Gemeinden Wollerau oder Freienbach, die stark von Zuzügern leben, sind Vereine weniger aktiv», erklärt Hansueli Ehrler. cken, haben weniger Probleme als jene, die erst anknüpfen, wenn ihre Mitglieder bereits 20 Jahre alt sind», erklärt er. Vereine in Schwyz würden die Weichen früh stellen, und die Leiterkurse seien fast immer ausgebucht. «Mir ist aufgefallen, dass gerade bei Jugendorganisationen sehr entscheidend ist, wer in Führungspositionen ist und ob diese Personen begeistern können», fasst Ehrler zusammen. Die Weichen früh stellen Wenn es in einer Sportart Rekrutierungsprobleme gibt, dann sieht Hansueli Ehrler diese verstärkt im Fussball. «Das kann aber kaum am Willen liegen, sondern mehr an Zeit und Angebot», führt er aus. Fussballvereine verfügen über viele Mannschaften, die Trainer- Das Erfolgsrezept für gesicherten Nachwuchs ist laut Hansueli Ehrler, die Jugendlichen bereits früh in die Vereinstätigkeiten zu integrieren. «Vereine, die junge Leiter als Hilfsleiter nachnehmen und später in die Leiterausbildung schi- Zeit und Angebot positionen würden gerne doppelt besetzt, und gerade im Winter sei es schwierig, Plätze für Trainings zu finden. «Doch auch hier ist der Kanton Schwyz grundsätzlich auf einem hohen Niveau, was die Beteiligung anbelangt.» Zwischendurch gebe es Jahrgänge, aus denen die Leiterbeteiligung kleiner ausfalle. Hinzu kommt, dass «18- bis 21-Jährige vielfach noch in wichtigen Ausbildungsphasen sind, in denen sie sich nicht lange binden können», so Ehrler. Wiederum andere hätten längere Arbeitszeiten, sodass eine Leiterfunktion aus zeitlichen Gründen nicht möglich sei. Der Aufschrei, Jugendliche würden zu wenig freiwillig tun, entstehe meistens dann, wenn akuter Mangel bestehe. Im Grossen und Ganzen wird aber deutlich: Der Wille ist da. «Miteinander für Schwyz» «Müssen Anreiz schaffen» BEISPIELE san. Andere für freiwillige Arbeit begeistern konnte aktuell zum Beispiel Fabian Tschümperlin – für den Schwyzer Christchindlimärcht. Er ist Präsident des OK, dessen Mitglieder seit diesem Jahr alle zwischen 18 und 26 Jahre alt sind. «Ohne neues OK hätte es keinen Christchindlimärcht mehr gegeben. Das hätte ich schade gefunden», erzählt der 23-Jährige. Kurzerhand hat er die Initiative ergriffen und einige Freunde angefragt, die «sofort zugesagt haben». «Miteinander für Schwyz etwas erreichen, ist unser Leitgedanke.» Ein weiteres Beispiel ist der 14-jährige Reto Steinegger aus Schwyz. Er war diesen Herbst im Ausbildungsund Ferienlager (Aula) des MilitärSanitäts-Verbandes und wurde dort von freiwilligen Helfern im Erste-HilfeLeisten unterrichtet. «Ich könnte mir gut vorstellen, später auch als frei- MOTIVATION san. Um Jugendliche für eine Vereinstätigkeit begeistern zu können, müssen Vereine «interessant sein und einen Anreiz schaffen», weiss Elsbeth Fischer-Roth. Sie ist Geschäftsleiterin bei Benevol Schweiz, der Dachorganisation der regionalen Fachstellen für Freiwilligenarbeit. «Es nützt nichts, wenn in einem Vereinsvorstand Jugendliche sind, die einfach dasitzen, damit es schön aussieht.» Sie lächelt und fügt an: «Das war jetzt vielleicht etwas böse ausgedrückt. Doch Vereine sollten versuchen, etwas anzubieten, das den jungen Leuten entspricht.» Die Jugendlichen seien vielleicht nicht hauptsächlich im Männerchor oder im Kirchenvorstand, doch in sportlichen und kulturellen Tätigkeitsfeldern gut vertreten, bestätigt Fischer-Roth. ▶ Nach Erhebungen des Bundesamts für Sport (Baspo) im Jahr 2014 sind die wichtigsten Gründe, in einem williger Helfer mein Wissen weiterzugeben», erzählt er. «Mit meinen Freun- «Weitergeben, was wir gelernt haben.» R E TO ST E I N E G G E R , AU LA-T E I L N E H M E R den von dort zusammen zu sein und das, was wir gelernt haben, weiterzugeben, das ist für mich der Anreiz.» Verein Sport zu treiben, die Kameradschaft und Geselligkeit oder das Zusammensein mit Freunden und Kollegen. Daneben sind die Regelmässigkeit des Trainings, der Umstand, dass eine bestimmte Sportart überwiegend im Verein praktiziert wird, sowie die Qualität der Trainings oder des Trainers wichtig. ▶ Die Erhebungen des BFS über Freiwilligenarbeit nennen «mit anderen etwas bewegen», «anderen Menschen helfen», «eigene Kenntnisse und Erfahrungen erweitern» sowie «sich persönlich weiterentwickeln» als die wichtigsten Motive für Freiwilligenarbeit. ▶ Gemäss Baspo ist der zeitliche Aufwand für die ehrenamtliche Tätigkeit durchschnittlich 2,5 Stunden pro Woche. Dabei wird nicht zwischen Erwachsenen und Jugendlichen unterschieden. Stimmungsvolle Weihnachtsklänge vorgetragen STEINERBERG Die Kirche St. Anna war voll, als die Musikgesellschaft und die Jodlergruppe Wildspitzjuuzer am Samstag das Weihnachtskonzert eröffneten. Die Ansagerin Anne-Marie Kenel konnte am Samstagabend rund 250 Personen in der barocken Pfarrkirche in Steinerberg zum Weihnachtskonzert mit der Jodlergruppe Wildspitzjuuzer (JGWJ) und der Musikgesellschaft Steinerberg (MGS) begrüssen. Mit dem «Gloggenjodel» eröffnete die JGWJ das Konzert, und danach liess die MGS zu ihrem Auftakt die einfühlsame Melodie «Josua» von Ken Roccard erklingen. Weiter erfreute die MGS an diesem Abend die Zuhörenden mit zwei Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, einerseits mit dem «Ave Verum» und später noch mit dem Ohrwurm «Elvira Madigan», zwei stimmungsvolle und sehr gut in die besinnliche Vorweihnachtszeit passende Melodien. Auch der «Ambrosianische Lobgesang» kam sehr gut an bei den Zuhörenden, welche mit kräftigem Applaus ihre grosse Freude bekundeten. Die MGS wird seit zwei Jahren von Fredy Inderbitzin geleitet. Dem «Boten» erklärte, er: «Ich bin stolz, dass wir mit diesem Dorfverein eine solche Leistung erbringen können.» Beide Vorjodler fehlten Auch die Dirigentin Elfrieda Züger darf stolz auf die Leistung ihrer 18 Jodler von der Jodlergruppe Wildspitzjuuzer sein. Mit dem «Geburtstagsjuuz», dem «Mälchjuuz» oder auch mit einigen Liedern wussten die Jodler voll zu punkten. Ein Handicap musste die JGWJ allerdings hinnehmen, denn ihr Vorjuuzer Kurt Steiner musste wegen einer Die Wildspitzjuuzer boten trotz den beiden krankheitshalber fehlenden Vorjodlern eine sehr gute Leistung. Bild Christoph Jud Grippeerkrankung das Bett hüten. Auch der zweite Vorjuuzer, Peter Niederöst, musste wegen Stimmproblemen aussetzen. Zum Schluss stimmte die MGS mit «Stille Nacht, heilige Nacht» den grössten Weihnachtshit an, und die Wildspitzjuuzer und viel Zuhörende sangen inbrünstig mit.
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