Tjore Lindenberg Manager morden leise Eine Business-Geschichte (Leseprobe) Lindenberg Publishing, Böhl-Iggelheim www.lindenberg-publishing.de Leseprobe: Manager morden leise Tjore Lindenberg, König der Berater und Berater der Könige, unbesiegter Meister des fundierten Halbwissens, erzählt in seinem Business-Roman »Manager morden leise« von seinen Erlebnissen in einem mittelständischen Unternehmen, bei dem er als erfahrener externer Spezialist eine nicht mehr vorhandene Kommunikation retten soll. In einer leichtfüßigen Mischung aus Fredmund Malik, Woody Allen, Til Schweiger und Menippos von Gadara trifft er dabei auf die gleichen Gestalten, wie man sie bereits aus Märchen wie »Der Wolf und die 7 Rechnungsprüfer« kennt: • König Vorstand, dessen einziges Ziel die Vermehrung von Macht und Reichtum ist • das überbezahlte, aber unterzufriedene, mindere Management • schwatzhafte selbstverliebte Zwerge, die sich für Riesen in Projektleitergestalt halten • das leidende Volk in Form der lumpentragenden Bauern, die die eigentliche Arbeit machen: die Angestellten. Dabei lüftet er das Geheimnis um Kommunikationskreise und Berichtswege, erklärt die Grundzüge des Projektmanagements und warum die Meilensteinplanung des Mittelalters der der Neuzeit um Längen überlegen war. Er gibt Tipps zum Mitarbeitermobbing, erklärt Führungsmethoden rund um »Problem Picking« und den »Raum der toten Karrieren«. Nirgendwo sonst erfährt man so viel über die wirtschaftlich und ökologisch korrekte Entsorgung von Managern und die wahren Kosten von "Innerer Kündigung" und "Dienst nach Vorschrift". »Manager-Bild« schreibt: »Dieses Buch beantwortet Fragen, die sich Manager und Führungskräfte nicht stellen, bis sie dieses Buch gelesen haben. Das ideale Geschenk für alle, die Probleme mit ihren Chefs oder ihren Mitarbeitern haben. Öffnen Sie Ihrem Chef die Augen. Oder kaufen Sie die gebundene Ausgabe und schließen Sie sie für immer. Dieses Buch ist dick genug, um selbst einen Vorstand aus vollem Lauf zum Stehen zu bringen. »Manager morden leise« ist DAS Buch, wenn es mal wieder Ernst wird. Oder Young. Oder beides.« 1 Willkommen im Paradies 1.1 Willkommen? 1.2 Hurra, ein Ansprechpartner Eine kurze Zusammenfassung der ersten beiden Kapitel: Tjore Lindenberg, der König der Berater und Berater der Könige, trifft bei seinem neuen Arbeitgeber ein. Nachdem er die üblichen Formalitäten erfüllt hat, um die Gebäude seines Arbeitgebers überhaupt betreten zu können, landet er auch schon im ersten Meeting. Was ihm dabei passiert, lesen Sie im folgenden Kapitel. Das vollständige Buch können Sie auf Amazon.de erwerben. Viel Spaß! 1.3 Der Imperator spricht Der Raum im Besprechungsbereich ist so steril wie jeder andere Besprechungsraum auf der Welt. Die Möbel waren schon vor 20 Jahren nicht gerade modern gewesen. Sie sind »funktional«, d.h. bequem genug, um eine Sitzung durchzuhalten, aber unbequem genug, um dabei nicht einzuschlafen. Wie ich später erfahre, befinden sich im Turm die wirklich schönen Besprechungsräume, zu denen nur der Vorstand Zutritt hat. Luxus, wem Luxus gebührt. Langsam füllt sich der Raum mit Schlipsträgern sowie ein, zwei Exoten, die demonstrativ dem krawattenlosen Polo-Shirt den Vorzug geben. Da es sich um ein monatliches Meeting des ›Führungskreises‹ handelt, gibt es ein großes Hallo unter den Teilnehmern, da man sich aufgrund unterschiedlicher Einsatzorte oft schon Wochen weder gesehen noch gesprochen Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 5 - hatte. Einer der schlechter angezogenen Schlipsträger steht grinsend an einem der Fenster und sieht zur Einfahrt der Tiefgarage hinüber. »Da scheint jemand Sekundenkleber ins Schloss gespritzt zu haben.« Ich bin beeindruckt. Der Mann scheint echt ein gutes Auge zu haben, wenn er das von hier erkennen kann. Plötzlich wird es still. Wie immer ein paar Minuten zu spät schwebt der Imperator ein. Gerader Gang, graues Haar, braune Schuhe, Armani-Anzug, ein maskenhaftes Lächeln im Gesicht. Und sofort hat man den Eindruck, dass seine Laserschwert-bewehrte Leibgarde, begleitet vom Star-Wars-Soundtrack von John Williams, vor den Türen des Besprechungsraums Stellung bezogen hat. Jeder schaut, dass er schnell Platz nimmt, seine Sachen ordentlich vor sich liegen hat und richtet seine Augen auf Ihre Majestät, Herrn Waldemar Forst, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender und mein Auftraggeber. Laut unbestätigten Gerüchten war der Imperator vor einigen Jahren in das Unternehmen eingefallen, hatte gleich die wichtigen Positionen mit eigenen Leuten besetzt und sich von den letzten Mitarbeitern getrennt, die in der Lage waren, gute von schlechter Arbeit zu unterscheiden. Gute Arbeit war ab da auch nicht mehr gefragt gewesen, denn es ging nur noch darum: Arbeitet man für oder gegen ihn? Und dabei hatte man einige sehr gute Leute verloren, da man sich als qualifizierter Mitarbeiter so eine Machtinszenierung nur dann antut, wenn man keine Alternative hat. Aber das waren bestimmt wirklich nur Gerüchte, verbreitet von übellaunigen Ex-Mitarbeitern, die jetzt auf der Straße saßen. Oder? Ich sehe mich um. Wie viele sind jetzt wirklich noch da, mit Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 6 - denen man was anfangen könnte? Neben dem Imperator sitzt Herr Numberto, sein Stellvertreter, der nicht gerade so aussieht, als könnte er mehr als sich gerade noch so auf dem Stuhl halten. Eigentlich sieht er sogar so aus, als könnte er noch nicht einmal seinen Stuhl halten. Auf dem Foto auf der Firmen-Website sah er noch deutlich knackiger aus. »Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ich hoffe, Sie sind mittlerweile alle aufgewacht. Ich möchte anfangen mit einem Bericht zur allgemeinen Geschäftslage.« Ich rücke das Blatt, das ich vor mich hingelegt hatte, zurecht und setze mich aufrecht hin. Das öffnet die Atemkanäle, sorgt für frische Luft und erhöht die Konzentration. »Die Kundenauslieferungen liegen im ersten Quartal 13 Prozent und der Auftragseingang um 7 Prozent über dem Vorjahr, wenn man die ersten vier Monate betrachtet. Ich kenne kein Produkt, das so schnell zu einer festen Größe im Dienstleistungssektor geworden ist wie unser ›Solar as a Service‹. Inzwischen haben über 36.000 begeisterte Kunden Lizenzen von uns erworben.« Ich sehe mich im Raum um und entdecke, dass der eine oder andere sein Gehirn bereits heruntergefahren hat. Wieso Lizenzen und ›Solar as a Service‹? Ich dachte, die bauen irgendwas? Vielleicht stellt man die Steuerungen auch komplett aufgebaut irgendwo hin und verrechnet nach Anzahl der gesteuerten Solarpanele. Jedenfalls hat man Wachstum und begeisterte Kunden. Wenn ich meinen Job hier lange genug machen kann, haben sie sogar einen begeisterten Unternehmensberater. »Grundlage unseres Erfolgs sind eine starke Marke, ein hochattraktives Produktangebot und ein einmaliges Kauf- und Besitzerlebnis. Der Erfolg unserer Produkte ist sicher auf die überzeugende Konzeptharmonie zurückzuführen, wie aktuell an Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 7 - ›Solar as a Service‹ zu sehen ist.« Mein Nachbar grinst mich an: »Besitzerlebnis und Konzeptharmonie!« Plötzlich öffnen sich die Türen und zwei mit hinreißender Perfektion geklonte Blondinen schweben in den Besprechungsraum. Kurz glaube ich noch an einen Scherz und wittere eine Kombination aus Germanys Next Topmodel und der versteckten Kamera, als ich sehe, dass beide Damen grazil einen Schwung Getränke durch die Mitte des Raumes balancieren. Während der Herr Vorstandsvorsitzende eine Glaskaraffe mit etwas, das wie gewöhnliches Leitungswasser aussieht, kredenzt bekommt, stellt die andere Dame einen Latte macchiato samt kleinem Glas Wasser, Zucker und ein paar Keksen vor Herrn Numberto ab. Stimmt, es wäre für einen Vorstand auch zu viel verlangt, wenn er aufstehen und sich selbst an dem sowieso reichlich in diesem Raum vorhandenen Angebot an Kaffee, Keksen und kalten Getränken bedienen, müsste. Luxus, wem Luxus gebührt. Nach wenigen Minuten geht es dann weiter. »Unser Ziel ist es, wertschöpfendes Wachstum zu generieren. Die Größenordnung von 200.000 Lizenzen ist eine Leitlinie, eine Resultante der Marktentwicklung einerseits und unserer Produktoffensive andererseits.« Ich sehe zu meinem Nachbarn herüber: »Leitlinie und Resultante.« Er nickt. »Wir haben unsere Prozesse und damit die Kosten fest im Griff. Gleichzeitig steht der Kunde im Zentrum all unserer Überlegungen. Das Ergebnis sind die bekannten hochattraktiven Produkte aus unserem Hause. Eine hervorragende Rendite ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Sie gibt uns auch die Kraft und die Chance, in neue Produkte und Technologien zu Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 8 - investieren.« Er lässt eine kleine Pause, um seinen letzten Satz wirken zu lassen. »Die größte Herausforderung besteht natürlich in der Rekrutierung und Ausbildung hervorragender Mitarbeiter. Wir haben ein weltweites exklusives Vertriebsnetz und werden auch weiterhin jegliche Synergien nutzen, die uns der Markt bietet. Wir haben auf alle anstehenden Veränderungen sehr gute Antworten.« »Synergien! Bingo!« Alle sehen überrascht zu meinem Nachbarn herüber. Er strahlt nur in die Menge und meint: »Bingo! Genau das erzähle ich meinen Mitarbeitern auch immer! Synergien! Synergien sind das Geheimnis des Erfolges.« Ich kann mir ein Grinsen kaum noch verkneifen. Nachdem der Imperator den Monolog wieder aufgenommen hatte, beugte er sich zu mir herüber. »Mann, das war knapp.« Plötzlich schaltet sich eine andere Stimme in den Monolog ein. »Natürlich stimme ich Herrn Forst zu, wenn er sagt, dass die größte Herausforderung darin besteht, hervorragende Mitarbeiter zu rekrutieren und auszubilden. An der Stelle möchte ich einfach noch einmal darauf hinweisen, dass es wie in der Vergangenheit auch in der Zukunft von existentieller Bedeutung sein wird, hervorragende Mitarbeiter zu haben.« Alle sehen sich verzweifelt gegenseitig an oder richten ihre Augen gen Himmel. Ich muss wieder innerlich lachen. Wer ist das denn? Der Herr ist Mitte 50, ziemlich klein, sichtbar übergewichtig, hat eine Frisur wie eine Palme (Bipinnat, nicht Distich!) und anscheinend die Gabe, überflüssige Monologe mit noch überflüssigeren Kommentaren zu versehen. Er war mir vorhin schon aufgefallen, weil er gruselige bordeaux-rote Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 9 - Schuhe zu seinem hellblauen Anzug getragen hat und dabei einen Duft verströmte, der an eine ausgelaufene Flasche ›La Nuit Chère de la Rose Pompom‹ erinnerte. Ich habe auch nichts gegen bordeaux-rote Schuhe, aber diese sehen aus, als ob jemand bei ein paar Cowboystiefeln mit chirurgischer Präzision die Schäfte entfernt und die Ränder umgenäht hätte. Mein Nachbar beugt sich zu mir herüber: »Bärleitner!« Ohne zu wissen, was ein Bärleitner ist, sogar ohne jegliche Vorstellung von einem Bärleitner nicke ich ihm zustimmend zu. Der Imperator scheint auch nicht sonderlich begeistert zu sein und sieht ihn böse an, verteilt 20 Sekunden eisige Stille im Raum und fährt dann ungerührt mit seinem Monolog fort. »Und so hat sich das ›Board of Directors‹ bei mir für die geleistete Arbeit bedankt und ich möchte Sie gleichzeitig dran erinnern: Was wir heute erreicht haben, war die Arbeit …« Beim ›Board of Directors‹ scheint es sich um den Aufsichtsrat zu handeln. Wieso ist der jetzt wieder englisch? Ein Tuscheln am anderen Ende des Raumes lässt Forst jäh stoppen. »Worum geht es da hinten?« Der Tonfall hätte Mr. Freeze aus den Batman-Comics vor Neid erblassen lassen. Kälter geht es nun wirklich nicht mehr. Der Mann, dem diese Frage gilt, versucht, sich mit all seiner Raffinesse zu wehren. »Ich habe meiner Kollegin nur erklärt, dass das bestimmt auch Teil unserer neuen Marketing-Strategie …« »Wenn der Vorstand redet, dann bedeutet das auch für Sie, Herr Sellinger, dass Sie das, was der Vorstand Ihnen zur Kenntnis gibt, aufnehmen und umsetzen, aber nicht kommentieren!« Der Imperator setzt erneut eine perfekt getimte Pause, um seinen Satz bei allen wirken zu lassen. 21, 22, 23, 24. Und Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 10 - dann sogar noch 25! Dann setzt er erneut an, es ist ja schließlich eine Sitzung. »Und so hat sich das ›Board of Directors‹ bei mir für die geleistete Arbeit bedankt und ich möchte Sie gleichzeitig dran erinnern: Was wir heute erreicht haben, war die Arbeit von gestern und zählt im Heute, Hier und Jetzt nicht mehr. Wir müssen uns alle täglich neu beweisen, um den eingeschlagenen Weg erfolgreich gestalten zu können. Und sollte Ihnen das nicht gelingen: Der Markt für Führungskräfte ist groß! Und ein paar Führungskräfte pro Jahr auszutauschen hat noch keinem Unternehmen geschadet. Das gilt auch für die Mitarbeiter. Die Aufnahmefähigkeit der Mitarbeiter ist sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Beschränken Sie sich in der Kommunikation mit Ihren Mitarbeitern auf ein Niveau, das niedrig genug ist, damit auch der Letzte versteht, wohin mein Weg uns führt.« Ich schaue auf mein Blatt und auf das, was ich mir schon Notierenswertes aufgeschrieben habe: Nichts! Mir gehen plötzlich die ganzen Spiele durch den Kopf, mit denen wir uns früher die Zeit vertrieben haben, wenn wir in Meetings saßen, die an Überflüssigkeit nicht zu überbieten waren. ›Bullshit-Bingo‹ ist dabei das Bekannteste. Die Regeln sind relativ einfach: Man notiert in einer iPhone-App 5 bis 7 Worte, von denen man glaubt, dass sie im Protokoll auftauchen, das für das kommende Meeting geführt wird. Während des Meetings kontrolliert man dann das Protokoll und seine gewählten Worte. Sobald man alle vorgeschlagenen Punkte im Protokoll gefunden hat, drückt man in der App den »Bingo«-Button und hat das Spiel gewonnen. Je nach Unternehmen und Teilnehmerkreis gibt es die unterschiedlichsten Preise: vom Brötchen aus dem Automaten Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 11 - in der Firmen-Cafeteria bis zur Kiste 2003er »Barolo Monteverdi tutti con Grande«. Ein Tipp: Schließen Sie in der Einsteiger-Variante aus, dass Mitspieler die von Ihnen getippten Worte selbst in die Runde schmeißen und damit dafür sorgen, dass sie selbst gewinnen. Spielen Sie die Experten-Version. Hier ist es explizit erlaubt, die eigenen Worte zu nutzen. Bei vielen Teilnehmern kommt hier am meisten Spaß auf, da das Meeting schnell jegliche Sachlichkeit verlieren wird, da jeder versucht, so schnell wie möglich seine Worte im Protokoll unterzubringen. Das eigentliche Thema des Meetings wird schnell zur Nebensache. Bingo! Das Spiel »Hau die Maus« kennt man von größeren Volksfesten und wird gerne von Kindern, jung gebliebenen Erwachsenen und sadistischen Vorständen gespielt. In einem Holzbrett befinden sich zahlreiche größere Löcher, aus denen in regelmäßigen Abständen, aber an den unterschiedlichsten Orten, lustige Figuren (Mäuse, Maulwürfe, Abteilungs- oder Projektleiter etc.) herauskommen, denen man dann mit einem an der rechten Seite befestigten Hammer auf den Kopf schlägt. Für jeden Treffer gibt es Punkte. Je mehr Punkte man hat, desto höher der Rang. Die Business-Edition besteht aus einem Besprechungsraum mit wichtigen Mitarbeitern, mindestens einem Vorstand und einem Präsentations-PC, den man am besten mit einem Beamer koppelt, damit jeder an dem Schauspiel teilnehmen kann. Zu Beginn stellt man die Opfer zusammen oder, wie man in Business-Sprache sagt, man erstellt eine Tagesordnung. Gemäß dieser Tagesordnung präsentieren die Opfer ihre Themen dann am Beamer. Analog zur Volksfest-Variante darf jetzt jeder Teilnehmer des Meetings umgehend den Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 12 - Vortragenden mitten in der Präsentation unterbrechen, mit unqualifizierten Fragen löchern oder ihn einfach ohne Anlass wüst beschimpfen (Wichtig: die Opfer sind in dieser Runde nicht teilnahmeberechtigt, Projektleiter überhaupt nicht!). Aufgrund gesetzlicher Vorgaben wird in einigen Firmen mittlerweile auf physische Hämmer komplett verzichtet. Die virtuellen Hämmer deutscher Vorstände, auch Rhetorik-Hämmer genannt, sind in vielen Fällen auch deutlich wirkungsvoller und treffsicherer als die gummiummantelten Gegenstücke der Kirmesbuden. Wie so oft im Management von Unternehmen gilt auch hier: Alles, was nicht explizit gesetzlich verboten ist, ist erlaubt. Bei der Standard-Rummelplatz-Edition endet das Spiel normalerweise nach zwei Minuten und der Spieler wird aufgefordert, ein Geldstück einzuwerfen. Bei der Business-Edition endet das Spiel meist weit nach Ende der in der Tagesordnung festgelegten Zeit, da das Spiel den Spielern einen immensen Spaß bereitet und keiner begrenzend einschreitet. Wer will denn auch schon dem Management den Spaß verbieten? Schließlich stehen genau sie in der nächsten Aufsichtsratssitzung selbst wieder als Opfer neben dem Beamer und bekommen mit vertauschten Rollen selbst auf den Kopf. Sie haben keine Lust, Ihre Zeit in unsinnigen und unkonstruktiven Meetings zu verbringen? Dann nutzen Sie die »Holt-mich-hier-raus«-Services! Gegen Zahlung einer geringen Gebühr werden Sie zu einer von Ihnen festgelegten Zeit bei einer von Ihnen angegebenen Rufnummer angerufen und aus dem Termin geholt. Nutzen Sie die Möglichkeiten der modernen Kommunikation! Überlegen Sie sich, ob das nicht auch für Sie eine sinnvolle Investition zur Verhinderung sinnloser Frusttermine wäre. Sicher würde sich auch Ihre Frau gerne mit Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 13 - ein wenig Telefonieren einen kleinen Zalando-Gutschein verdienen. Mit einem Prepaid-Handy ohne Rufnummernübermittlung und einem gut gefüllten Xing-Adressbuch starten Sie Ihr eigenes Business und genießen Ihr Leben! »Kommen wir jetzt zu Herrn Lindenberg.« Schwupps, ich bin wieder wach, ich bin wieder im Meeting. Es geht los: Der Imperator stellt mich vor! »Herr Lindenberg ist hier, weil Sie Ihre Kommunikation nicht im Griff haben. Sie haben genau 6 Monate Zeit. In diesen 6 Monaten steht Ihnen Herr Lindenberg zur Verfügung. Carpe diem, nutze den Tag! An mir liegt es ja nicht, dass in diesem Unternehmen nichts klappt!« Nach vier langen Stunden ist die Veranstaltung dann zu Ende. ›Carpe Diem‹ war genau das, was mir zu diesem Meeting auch eingefallen wäre: Ich hätte den Tag woanders besser genutzt. Zwei Stunden Monolog und drei total langweilige Vorträge über Softwareentwicklung und irgendeinen sonstigen Technikkram später fühle ich mich wie jemand, der mit Hilfe von Cryo-Technik tiefgefroren und auf dem Weg zum Jupiter war. Zwar war es immer wieder spannend geworden, wenn Herr Forst die »Elite seiner Mitarbeiter« während der Vorträge mit Fragen bombardierte, ihnen Unfähigkeit nachwies und sie niedermachte, doch auch da hört man nach dem dritten Mal nicht mehr wirklich zu. Okay! Ich setze mich wieder aufrecht hin. Einatmen. Ausatmen. Wenn ich es bisher nicht geahnt hatte, warum man mich verpflichtet hatte, dann weiß ich es spätestens jetzt. Was sind die Ergebnisse dieser Veranstaltung? • Der Informationsgehalt dieser Veranstaltung geht gegen null. Eine Information der Teilnehmer durch Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 14 - den Vorstand findet nicht statt. Eine Information der Teilnehmer untereinander findet nicht statt. Am Schluss gab es zwar noch eine Abteilungsleiterrunde, aber da war jeder darauf bedacht, mit minimalem Risiko, d.h. mit möglichst wenigen Worten, an der Aufmerksamkeit des Vorstands vorbei zu manövrieren. • Eine Motivation der Teilnehmer findet nicht statt. Es wird zwar die vergangene Leistung gesehen und anerkannt, aber zeitgleich auch wieder auf Null gesetzt. Neues Spiel, nur »das Morgen« zählt. Damit wird auch der Wert aller Teilnehmer auf Null gesetzt. Und der Arbeitsmarkt ist voll von kompetenteren Menschen als denen, die in diesem Unternehmen arbeiten. Und wäre er es nicht, würde man es hier trotzdem behaupten. Es wird Angst um den Arbeitsplatz geschürt, obwohl man als Mitarbeiter dankbar sein sollte, das Unternehmen verlassen zu dürfen. • Die Machtdemonstrationen des dominanten Vorstandsvorsitzenden werden nicht nur von allen zugelassen, sondern teilweise auch noch gefördert. Der Stellvertreter schweigt. (Vielleicht ist er auch nur schon verstorben.) Ein komischer Zwerg sucht den Schutz im Hintern seines Vorstandsvorsitzenden. Das Signal: Hoffnung auf Veränderung kannst Du in diesem Hause vergessen. Es gilt nur ein Wort, das des Imperators. Und seine Schergen schützen ihn, damit es nicht sie trifft. Wenig überraschend: Die Teilnehmer selber kennen den Wert des Termins. Da sie wissen, dass nichts Sinnvolles aus Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 15 - dem Termin mitzunehmen ist, lenken sie sich mit Spielchen wie »Bullshit-Bingo« ab. Naja, man sollte aus Eigeninteresse dann eher nicht schreien. Und wenn man wirklich so weit ist, dass man vorher den Inhalt einer Veranstaltung kennt, sollte man sich überlegen, ob man mit seiner Zeit nichts Sinnvolleres anfangen kann. Dummerweise besteht bei vielen Terminen Anwesenheitspflicht, zumindest moralisch. Dem ganzen »Nichts an Sinnvollem« steht natürlich ein gewisser Aufwand entgegen. Zu den Reisekosten der entsprechenden Teilnehmer kann man die Personalkosten addieren. Die sind relativ schnell ermittelt: Anzahl Teilnehmer mal Anzahl Stunden mal Tagessatz durch 8. Das frühere Lindenberg Statistic Department hatte vor vielen Jahren hier einmal eine Analyse durchgeführt: Zu berücksichtigen sind zusätzlich der Keks-Koeffizient (KK = Anzahl Kekse pro Mitarbeiter und Stunde) sowie der Getränke-Koeffizient (GK = Anzahl Getränke pro Mitarbeiter und Stunde + 0,39 * Spülkastenvolumen der Besprechungsraumtoiletten). Plus ein halber Tagessatz für den Externen, der nach Korsika will. Aber diese Investition lohnt sich immer! 1.4 Ich bin nicht allein! Sorry, aber hier endet die Leseprobe. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Das vollständige Buch können Sie auf Amazon.de erwerben. Tjore Lindenberg: »Manager morden leise (Leseprobe)« - 16 - Die besondere Geschenk-Idee: Verschenken sie ein personalisiertes Exemplar von »Manager morden leise« Ihnen haben die Geschichten um Tjore Lindenberg, Waldemar Forst und Stefan Geigenbauer gefallen? Schön, das freut uns. Ihnen sind die Personen aus Ihrer eigenen Historie bekannt, allerdings unter anderem Namen? Dann haben wir was für Sie! Wie wäre es mit einem persönlichen Exemplar mit Ihren Wunschnamen? Gerne erstellen wir Ihnen eine personalisierte Version der Geschichte. Aus Tjore Lindenberg wird Günter Buchenhügel, aus Forst wird Wald und der Geigenbauer wird zum Klaviermacher. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf! Die Geschenk-Idee für den, der schon alles hat: Fragen Sie nach einem persönlichen Angebot. Unser Verlag steht Ihnen gerne zur Verfügung. Kontakt: Manuela Jung-Reisepatt Lindenberg Publishing Königsberger Str. 20b 67459 Böhl-Iggelheim Email: [email protected]
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