Der Einzelhandel in Trier und Luxemburg

Kurzzusammenfassung Bachelorarbeit
Der Einzelhandel in Trier und Luxemburg:
Konkurrenzeffekte, Aufwertungsprozesse, Kooperation
Autor: Carmen Biehler
Mailadresse: [email protected]
Bearbeitungszeitraum: 29.01.2015 – 27.05.2015
1. Betreuer: Frau Prof. Dr. Ulrike Sailer
2. Betreuer: Herr Dr. Matthias Furkert
2. Betreuer :
1. Problemstellung/Hintergrund
Der Einzelhandel lebt und erneuert sich durch ständige Konkurrenz – sei es auf der Mikroebene
zwischen Händlern an einem Einkaufsstandort oder auf der Makroebene zwischen verschiedenen
Standorten. Seit den 2000er Jahren kommt noch eine dritte Form hinzu: der Wettbewerb zwischen
stationärem und Online-Handel. Aus dieser Wettbewerbssituation heraus passt sich der Markt immer
den aktuellen Gegebenheiten an – automatisch durch wirtschaftliche Prozesse und zum Teil auch
gesteuert durch die Politik oder Verbände. Somit führt eine Konkurrenzsituation immer auch zu
Aufwertungsprozessen, um die Konsumentenströme, die letzten Endes über Erfolg oder Niedergang
von Standorten, Segmenten, Marken etc. entscheiden, zu lenken.
Diese Thematik stellt die Grundlage der Bachelorarbeit dar, bei der die Einzelhandelsstandorte Trier
und Luxemburg, dabei soll der Fokus nicht nur auf Luxemburg Stadt liegen, im Vordergrund der
Betrachtung stehen. Die Kundenströme fließen in beide Richtungen, also sowohl von Trier nach
Luxemburg als auch von Luxemburg nach Trier, wobei der Kaufkraftabfluss von Luxemburg deutlicher
festzustellen ist, was sich zum Vorteil von Trier auswirkt. In der Folge versucht Luxemburg durch
verschiedene Maßnahmen die Kaufkraft im eigenen Land zu binden. Zu nennen sind beispielsweise
das Programm „Luxembourg, Pôle de commerce de la Grande Région“ sowie bauliche Maßnahmen,
die das bestehende Einzelhandelsangebot inklusive -fläche massiv vergrößern. Es werden darüber
hinaus auch Marketingmaßnahmen betrieben.
Aber auch die Akteure des Trierer Einzelhandels initiieren besondere Projekte, wie z. B. den „Tag der
Luxemburger“, der von der City-Initiative Trier e.V. organisiert wird, da ihnen die besondere
Bedeutung der Luxemburger Kunden bewusst ist. Es wird daher auch betrachtet, was Trier den
Entwicklungen in Luxemburg entgegen setzen kann und bereits entgegen setzt, um die Kaufkraft der
Luxemburger Kunden weiterhin in der Stadt halten zu können.
2. Forschungsfragen
Die Thematik wird anhand von Aussagen, die sich in Haupt- (H) und Subaussagen (S) aufschlüsseln,
erörtert:
H1: Es besteht eine Konkurrenz zwischen beiden Einzelhandelsstandorten, vorwiegend zugunsten
Triers.
S1a: Die Nachfrage der Luxemburger Kunden im Trierer Einzelhandel ist in bestimmten
Segmenten besonders hoch.
S1b: Das Interesse der Luxemburger Kunden am Trierer Einzelhandel resultiert aus Defiziten
im Luxemburger Einzelhandel.
H2: Auf beiden Seiten werden gezielte Aufwertungen betrieben.
S2a: Luxemburg betreibt nennenswerte Projekte und Maßnahmen im Bereich Einzelhandel.
S2b: Die Projekte im Luxemburger Einzelhandel beeinflussen den Trierer Einzelhandel, denn
Luxemburg versucht, dem Kaufkraftabfluss nach Trier durch gezielte Maßnahmen
entgegenzuwirken.
S2c: Trier reagiert gezielt auf die Projekte im Luxemburger Einzelhandel.
H3: Es gibt Möglichkeiten zur Kooperation zwischen den Einzelhandelsstandorten Trier und
Luxemburg.
S3a: Eine Kooperation ist nach Einschätzung der Experten sinnvoll.
S3b: Es gibt Vorschläge zur Umsetzung einer Kooperation.
3. Forschungsdesign
In der Bachelorarbeit werden drei verschiedene Methoden angewandt, mithilfe derer die
Forschungsfragen beantwortet werden sollen.
Die Auswertung von Literatur dient der Erstellung der theoretischen Grundlage n, die die Basis der
Arbeit bilden und auf die im späteren empirischen Teil zurückgegriffen wird. Zur umfassenden
Darstellung werden sowohl Fachliteratur als auch Beiträge aus Fachzeitschriften herangezogen.
Die Analyse von statistischen Daten erfolgt im empirischen Teil der Arbeit, wobei diese
Auswertungen eher unterstützend denn eigenständig eingebunden werden. Dies begründet sich
darin, dass keine selbst erhobenen Daten verwendet werden und das Hauptaugenmerk innerhalb der
Empirie den Experteninterviews gewidmet wird.
Die Ergebnisse der Experteninterviews stellen das inhaltliche Fundament des empirischen Teils dar.
Es wurde sich bewusst zu einer qualitativen Forschungsmethode entschieden, da dadurch vor allem
neue Erkenntnisse gewonnen werden sollen. Grundlage der Interviews bildete ein Leitfaden, der im
Grundsatz für die Interviewpartner auf beiden Seiten gleich ist, wobei jedoch Anpassungen aufgrund
der Positionierung des Einzelhandels am jeweiligen Standort erfolgten.
4. Zentrale Ergebnisse
Die Wirkung beider Einzelhandelsstandorte untereinander ist zwar nicht zu verneinen, dennoch ist
das Verhältnis untereinander nicht in der Art angespannt, wie ursprünglich angenommen.
Nichtsdestotrotz ist ein Ungleichgewicht zwischen den Kaufkraftströmen zugunsten Triers
nachgewiesen. Umgekehrt beeinflussen die bereits umgesetzten Projekte im luxemburgischen
Einzelhandel den Trierer Einzelhandel derzeit noch nicht, allerdings könnte sich diese Situation nach
Fertigstellung der Großprojekte Royal Hamilius und Ban de Gasperich ändern, was nach aktuellem
Stand jedoch noch nicht vorherzusehen ist.
Bei Betrachtung der aktuellen Konkurrenzsituation hat sich gezeigt, dass die herausragende
Einzelhandelszentralität der Stadt Trier unter anderem auch auf die Luxemburger Klien tel
zurückzuführen ist. Besonders im Bekleidungssegment ist eine hohe Nachfrage durch Luxemburger
Kunden festzustellen, aber auch besondere Konzepte, die in der Form in Luxemburg wenig oder
überhaupt nicht zu finden sind, wie beispielsweise Drogerien, Ware nhäuser und Discounter,
profitieren davon. Begründen lässt sich die hohe Nachfrage eine rseits durch fehlendes Angebot,
andererseits durch den hohen Erlebnisfaktor, den die Trierer Innenstadt bietet und den die
Luxemburger Kunden entsprechend suchen. Hinzu kommt die hohe Servicequalität, durch die sich
der Trierer Einzelhandel nach Meinung der Luxemburger Kundschaft auszeichnet.
Hinsichtlich der Aufwertungsprozesse wurde von Luxemburger Seite betont, dass es sich nicht um
strategische Aufrüstungsmaßnahmen gegen Trier handelt, sondern um normale Aufwertungen.
Insgesamt lässt sich eine starke Aktivität im luxemburgischen Einzelhandel erkennen, allerdings
wurden auch bereits angedachte Projekte wieder verworfen. Demnach entsteht nicht so viel neue
Einzelhandelsfläche wie ursprünglich angedacht. Erkennbar ist bei den laufenden Projekten
allerdings, dass hinsichtlich der Sortimente unter anderem diejenigen in die Planungen integriert
werden, die die Luxemburger Kunden in Trier nachfragen. Dies könnte sich in Zukunf t auf den
Kaufkraftzufluss nach Trier auswirken, ist jedoch nach Realisierung der Projekte erneut zu
überprüfen. Im Trierer Einzelhandel sind keine Projekte zu nennen, die speziell den Luxemburger
Einzelhandel und die entsprechenden Projekte im Fokus haben. Vielmehr wird versucht, die
Attraktivität Triers im Ganzen zu erhalten und zu verbessern.
Von Seiten der Experten wurden außerdem zwar Vorschläge zur zukünftigen Zusammenarbeit
genannt und es wurden frühere Zusammenarbeiten und gemeinsame Projekte aufgez eigt, doch
wurde auch deutlich, dass solche Kooperationen und der Wille dazu nicht erzwungen werden
können. Auch besteht nach Ansicht der Experten keine dringende Notwendigkeit dazu. Dennoch
besteht die Meinung, dass ein regionaler Austausch nicht schaden kann.
Insgesamt muss für die zukünftige Entwicklung auch, und das wurde ebenfalls von den Experten
ausdrücklich hervorgehoben, der E-Commerce im Blick behalten werden, der in Zukunft den
Einzelhandel noch mehr als ohnehin bereits feststellbar verändern könnte. Dabei geht es nicht nur
um die steigenden Umsatzanteile des Online-Handels in einzelnen Segmenten, sondern auch um
Themen wie Multi-Channel und die Tendenz, dass ursprünglich reine Online -Firmen den stationären
Handel durch Flagship-Stores verändern.