26 I WALD BLW 31 I 31. 7. 2015 Wie viel steht wirklich drauf? tatsächliche Erntemenge wissen, muss man diese in Erntefestmeter (Efm) umrechnen. 1 Vfm entspricht 0,8 Efm. A Vorrat ergibt sich aus Summe aller Bäume Der Durchmesser in Brusthöhe genügt Der Durchmesser eines stehenden Stammes wird bei 1,3 m Höhe gemessen und heißt deshalb Brusthöhendurchmesser (BHD). Ermitteln kann man ihn direkt mit einer Kluppe oder einem Umfangmaßband. Auch ein normales Maßband ist denkbar, hier muss man dann aber im Nachgang aus dem Umfang den Durchmesser berechnen (Durchmesser = Umfang/π). Die zweite Größe zur Volumenberechnung ist die Länge beziehungsweise Höhe des stehenden Baumes. Messgeräte zur Ermittlung von Bestandsdaten: (v. l.) Höhenmesser Blume-Leiss mit Messlatte, Spiegelrelaskop (Universalmessgerät), Dendrometer „Göttinger Flaschenöffner“ (Winkelzählprobe und Höhe), Göttinger Winkelzählprisma, Winkelzählplättchen, Bitterlichstab (jeweils Winkelzählprobe). Dazu gibt es zwei Wege, entweder mittels eines Baumhöhenmessgerätes oder mithilfe mathematischer Grundsätze. Baumhöhenmessgeräte funktionieren meist über Winkelfunktionen und basieren entweder auf einem fixen Winkel (z. B. einer Fluchtstange am Baum mit 2 m Höhe) oder auf einer fixen Entfernung. Sie kosten jedoch je nach Typ zwischen 15 und mehreren hundert Euro. Spazierstockmethode zur Ermittlung der Baumhöhe. GRAFIK: WBS KELHEIM m liegenden Stamm ist die Volumenermittlung recht einfach. Man misst den Mittendurchmesser des Stückes (also den Durchmesser bei halber Länge). Mit dem Mittendurchmesser (d) und der Länge (l) kann das Volumen (V) berechnet werden: V= r2*π*l; r=d/2; V=π/4*d2*l; V=0,8*d2*l oder als Eselsbrücke d2*l*0,8 (d Quadrat lacht); Für eine Volumenermittlung im stehenden Bestand scheidet diese Art der Durchmesser- und Längenmessung aus praktischen Gründen aus. Hier gibt es andere einfache Methoden. FOTO: WBS KELHEIM Wichtige Kennzahlen eines Waldbestandes mit einfachen Mitteln abschätzen Man kann sich aber auch eine einfache Grundregel der Mathematik, nämlich den Strahlensatz, zunutze machen, und das kostet nichts. Bei der sogenannten Spazierstockmethode wird mithilfe eines Stabes (Ast oder Meterstab) und des Arms ein rechtwinkliges und gleichseitiges Dreieck erzeugt. Dazu muss der Stab so lang sein wie die Entfernung vom Auge zur Hand. Nun muss man die Entfernung zum Baum so wählen, dass bei waagrecht ausgestrecktem Arm (Augenhöhe am Stamm anvisieren) Auge, Stabspitze und Baumspitze eine Visierlinie bilden. Der Abstand zum Baum plus Augenhöhe ist die Baumhöhe. Die Spazierstockmethode ist auch in nebenstehender Grafik dargestellt. Auch Smartphone-Apps bieten Möglichkeiten, Höhen zu messen. Diese hängen stark vom Gerät und dessen Neigungsmesser ab, sind aber als Hilfsmittel zur schnellen Schätzung brauchbar. Mit der Formzahl zum Baumvolumen Kurse an der Waldbauernschule Freischneiderlehrgang Jungbestandspflege 9. – 10. 9. 15 Waldwirtschaft und Naturschutz 9. – 10. 9. 15 Grundlehrgangsbaustein 1 Waldbau 28. 9. – 2. 10. 15 Verkehrssicherungspflicht im Wald 6. – 7. 10. 15 Arbeiten mit dem Rückewagen für ungeübte Schlepperfahrer 12. – 13. 10. 15 Anmeldung telefonisch: 09441-6833-0 Onlinebuchung: www.waldbauernschule.de Mit dem Brusthöhendurchmesser und der Baumhöhe kann man nicht einfach das Volumen errechnen, denn der Stamm verjüngt sich nach oben, und diese Durchmesserabnahme muss berücksichtigt werden. Dafür gibt es je nach Baumart und Wüchsigkeit unterschiedliche Faktoren, die sogenannte Formzahl (f). Im Schnitt liegt diese bei 0,5. Für die Volumenberechnung eines stehenden Einzelbaumes ergibt sich also: V= π/4*d2*l*f. Beispiel: BHD: 24 cm, Baumhöhe: 23 m; V= π/4*(0,24 m)2*23 m*0,5 = 0,52 m3 (Vfm). Die Vorratsfestmeter (Vfm) beinhalten alle Baumteile bis 7 cm Durchmesser und die Rinde. Will man die Das Volumen des gesamten Bestandes ist die aufsummierte Grundfläche aller Einzelbäume, multipliziert mit deren mittlerer Höhe und der Formzahl für die Abholzigkeit. Die Grundfläche wird durch Vollkluppung, Probeflächenaufnahme oder Winkelzählprobe ermittelt. Für eine überschlägige Wertermittlung ist die Winkelzählprobe gut geeignet, da man hier auch mit einem einfachen Hilfsmittel, nämlich dem eigenen Daumen, arbeiten kann. Es handelt sich hier um ein Stichprobenverfahren. Bei einfachen, gleichförmigen Beständen genügen etwa zehn Probekreise, bei sehr inhomogenen Verhältnissen kann die doppelte bis dreifache Zahl notwendig sein. Eine Anleitung zur Winkelzählprobe Man dreht sich mit ausgestrecktem Arm um 360 Grad und peilt dabei über den hochgestreckten Daumen. Nur die Bäume, die breiter als der Daumen erscheinen, werden gezählt, bei Breitengleichheit jeder zweite. Dieser Zählvorgang wird an mehreren Stellen im Bestand wiederholt. Die Gesamtsumme der gezählten Bäume geteilt durch die Zahl der Probekreise ergibt die mittlere Stammzahl. Ein Stamm repräsentiert eine bestimmte Grundfläche, die man errechnet, indem man die Daumenbreite mit 50 multipliziert, durch die Anzahl der aufgenommenen Bäume dividiert und das Ergebnis ins Quadrat setzt. Diese Grundfläche wird mit der mittleren Stammzahl, der durchschnittlichen Baumhöhe und der Formzahl multipliziert und ergibt die Vorratsfestmeter für einen Hektar Waldbestand. Hier ein Beispiel zur Winkelzählprobe: Bei vier Messungen wurden 16, 20, 19 und 17 Bäume, also insgesamt 72 Bäume gezählt, die breiter als der Daumen waren. Die mittlere Stammzahl je Messung beträgt also 18 Bäume. Der Abstand zwischen Daumen und Auge beträgt 69 cm, der Daumen ist 2,2 cm breit. Daraus ergibt sich eine repräsentative Grundfläche von (2,2 x 50 : 69)² = 2,54 m² je gezähltem Stamm. Die mittlere Baumhöhe wurde aus mehreren Messungen mit 24 m ermittelt, und die Formzahl beträgt 0,5. Der Vorrat für einen Hektar Bestandesfläche beträgt demzufolge 2,54 m² x 18 x 24 m x 0,5 = 549 m³. Das sind Vorratsfestmeter. Wenn man umrechnet ergeben sich 439 Erntefestmeter. Kai Sühlfleisch Bayerische Waldbauernschule Kelheim/Goldberg
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