Eine Truhe erhält ein neues Gesicht

Objekt des Monats Januar 2016 des Städtischen Museum Wasserburg am Inn
Eine Truhe erhält ein neues Gesicht
Im Frühsommer des Jahres 2014 hatte ein Wasserschaden in einem der
Außendepots des Museums Wasserburg den dort gelagerten Objekten
erheblichen Schaden zugefügt. Besonders davon betroffen war eine
historische Truhe. Das Objekt wurde nun von den Diplomrestauratoren
Susanne Raffler und Armin Göttler restauriert.
Aufgrund mangelnder Kapazitäten muss das Museum Wasserburg seine historischen
Objekte in über die gesamte Stadt verteilten Notdepots lagern. Die Bedingungen in
diesen Räumen sind nicht optimal: Hitze, Kälte, Verschmutzung und Feuchtigkeit
stellen eine ständige Gefahr für den Erhaltungszustand der dort untergebrachten
Gegenstände dar. Im Frühsommer des Jahres 2014 verursachte ein undichtes
Heizungsrohr in einem der Notdepots einen Schaden von etwa 40 000 Euro. Durch
die lange anhaltende Feuchtigkeit entwickelte sich an zahlreichen Objekten ein
Schimmelbefall.
Besonders durch die Einwirkungen des Wassers und den Schimmelbefall geschädigt
wurde eine wertvolle Truhe aus dem 18. Jahrhundert. Sie stand zum Zeitpunkt des
Wasserschadens direkt unter dem lecken Heizungsrohr und war somit dem herab
tropfendem Wasser unmittelbar ausgesetzt. Aber auch die im Raum herrschende
Feuchtigkeit steigerte die Schimmelausbreitung auf dem Objekt.
Die für das Erscheinungsbild der Truhe wertvollen Metallbeschläge waren in Folge
der Wassereinwirkung korrodiert. An einer Stelle wurde die Korrosion durch das
Wasser ausgewaschen, was zu massiven Verfärbungen an der zuvor geschwärzten
Oberfläche der Truhe führte. Zudem hinterließ das Wasser an dieser Stelle
Tropfspuren. Die verschlossene Innenseite der Truhe war mit Papier ausgeschlagen,
auf dem sich im Laufe der Zeit ein massiver Schimmelbefall ausgebreitet hatte.
Die historische Truhe unmittelbar nach dem Wasserschaden. Der starke Schimmelbefall ist sichtbar. Die
Korrosion der Metallbeschläge hat zu Verfärbungen auf der Oberfläche der Truhe gesorgt. Museum Wasserburg
Inventarnummer: 5368
Die restaurierte Truhe. Foto: Susanne Raffler, Armin Göttler
Um das Objekt erhalten zu können, musste es aufwendig restauriert und konserviert
werden. Bis Ende des Jahres 2015 arbeiteten die Diplomrestauratoren Susanne
Raffler und Armin Göttler an der Truhe. Dabei wurde das Objekt zunächst vollständig
getrocknet, mechanisch vom Schimmelbefall befreit und anschließend desinfiziert.
Die Restauratoren entfernten die Papierkaschierung im Inneren der Truhe, da sie ein
großes Risiko für die erneute Entstehung eines Schimmelbefalls in einem Depotraum
darstellte.
Glücklicherweise hatte sich unter den Korrosionsschichten auf den Metallbeschlägen
meist die gravierte Oberfläche erhalten. Somit konnten die Restauratoren nach dem
Abtragen der Korrosionsschichten auch die gestalterischen Details der Truhe
erhalten. Um eine erneute Korrosion auszuschließen, überzogen sie alle Metallteile
mit mikrokristallinem Wachs. Zudem reinigten sie die Oberflächenfarbe der Truhe
und retuschierten sie anschließend mit wässrig und alkoholisch gelösten Beizen.
Somit konnte die Optik der zuvor schwarz gestrichenen Oberfläche wieder hergestellt
werden. Des weiteren wurden die Schlösser der Truhe wieder schließfähig gemacht
und passende Schlüssel angefertigt.
Auch wenn durch die Restaurierung der Zustand der Truhe zumindest rein optisch
wieder hergestellt werden konnte, bedeuten die Entfernung des Papiers im
Truheninneren sowie die durchgeführten Retuschen einen erheblichen Verlust des
Originals. Ein Verlust der durch die sachgerechte Unterbringung des Objektes in
einem Depotraum hätte verhindert werden können. Und diese Truhe ist nur einer von
zahlreichen Museumsgegenständen, die durch den Wasserschaden betroffen waren.
Der dabei entstandene Sachschaden von 40.000 Euro wird nur zu 50 Prozent durch
Versicherungsleistungen gedeckt.
Auch in den anderen Notdepots sorgen unzureichende Bedingungen für einen
beschleunigten Alterungs- und Verfallprozess der dort gelagerten Objekte. Durch den
Bau des seit langem geplanten Zentraldepots für das Museum Wasserburg, könnten
die Objekte unter optimalen Umständen aufbewahrt werden und somit ihren Wert als
Zeugnisse der Wasserburger Geschichte weiterhin bewahren.