Forschungsstelle Sprachheilpädagogik an der PH OÖ

Forschungsstelle Sprachheilpädagogik an der PH OÖ
„Der stottert ja!“, ruft Lukas. Die Kinder in der zweiten Klasse einer Volksschule schauen
gemeinsam mit der Lehrerin das Bilderbuch „Was ist ein U-U-Uhu?“ an. Ein so genanntes
Mut-Mach-Buch für stotternde Kinder. „Mich stört das nicht, wenn jemand stottert“, meint
Sharon. Die Kinder unterhalten sich weiter und die Sprachheilpädagogin erklärt etwas zum
Stottern. Dass es zum Beispiel überhaupt nicht hilft, Ratschläge zu geben wie „Denk erst mal
nach“ oder „Sprich doch langsamer“. Solche gut gemeinten Ratschläge führen meist dazu,
dass die Kinder ihre Sprechfreude verlieren oder sogar Angst bekommen. „Sie haben Angst,
dass man sie auslachen könnte“, ergänzt Peter.
Die Lehrerin und einige Studierende der Pädagogischen Hochschule OÖ diskutieren
gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern die Probleme von sprachbeeinträchtigten
Kindern. Im Rollenspiel versetzen sie sich in deren Lage und können mögliche Gefühle und
Verhaltensweisen erleben und verstehen. Es ist ein der Forschungsstelle Sonderpädagogik,
Sprache und Inklusion (fossi). Die fossi ist ein neuer Arbeitsbereich im Institut für Inklusive
Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich. Der koordinierende Leiter und
Hochschulprofessor Dr. Jörg Mußmann bringt zusammen mit der Kollegin Prof. Dr. Marion
Döll die Themen Sprachheilpädagogik, Inklusion und Mehrsprachigkeit in der Lehre und
Forschung für Studierende zusammen. In diesen Untersuchungsfeldern werden
verschiedene kleinere Projekte für Studierende, aber auch größere mit internationalen
Kooperationspartnern, initiiert oder laufen bereits. So werden zum Beispiel Sichtweisen von
Schulkindern auf die Probleme von Sprachstörungen im Alltag und in der Schule erforscht.
Daraus können Erkenntnisse für das pädagogische Handeln im inklusiven Unterricht
gewonnen werden, einem Unterricht, der sich in der Achtung der Vielfalt gegen Ausgrenzung
und Benachteiligung wendet.
In einem anderen Projekt werden mit systematischen Videoanalysen Unterrichtssequenzen
untersucht. Forschungsgegenstand ist der Sprachgebrauch der Lehrkräfte und dessen
Auswirkungen auf Kinder mit Sprachentwicklungsproblemen. Ziel dieser Untersuchungen ist,
mögliche Sprachbarrieren zu identifizieren und zu vermeiden.
Und ganz neue Fragen müssen auch in Anbetracht der kulturellen und sprachlichen
Veränderungen in der Gesellschaft durch die Flüchtlingsentwicklung beachtet werden. So
muss weiter erforscht werden, wie mit besonderen Sprachbehinderungen in anderen
Kulturkreisen umgegangen wird und wie sich Sprachstörungen bei mehrsprachig
aufwachsenden Kindern auswirken.
Dies sind die zentralen Themen der fossi, die dafür mit internationalen Partnern wie mit
Universitäten in Paderborn und Gießen in Deutschland zusammen arbeitet, aber auch mit
Kollegen an der Universität Wien und Linz. Durch Verbindung zu Fachverbänden wie die
Österreichische Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (ÖGS), zur Deutschen Gesellschaft für
Sprachheilpädagogik (DGS) oder dem Verband Sonderpädagogik (VDS) wird zusätzlich der
Blick auf die beruflichen Praxisfelder in der Schule geworfen. Zusammen mit den
Sprachheillehrerinnen Elisabeth Marischler und Rita Aschenberger wird für Studierende
aktuelle Literatur zu den Themen aufbereitet und in Seminaren bekannt gemacht. Zusätzlich
steht ihnen eine umfangreiche Sammlung von sprachdiagnostischem Material und Tests zur
Verfügung. Alle Lehrkräfte und Schulen sind herzlich eingeladen, sich mit Fragen,
Anregungen oder für Beratung speziell in den Bereichen der Sprachheilpädagogik an die
Forschungsstelle zu wenden.
Weitere Informationen finden Sie hier:
http://www.ph-ooe.at/forschung/fossi.html
Die fossi auf Facebook:
https://www.facebook.com/Forschungsstelle-Sonderp%C3%A4dagogik-Sprache-undInklusion-fossi-651021945019667/timeline/
Aktuelle Publikationen aus der fossi:
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Mußmann, J. (2015): Wissenschaftstheoretische Grundlegungen Förderschwerpunkt Sprache in der inklusiven Bildung. In: Grohnfeldt, M. (Hrsg.):
Inklusion im Förderschwerpunkt Sprache. Teil des mehrbändigen Grundlagenwerkes
von Fischer, Heimlich, Kahlert & Lelgemann (Hrsg.): Inklusion in Schule und
Gesellschaft. Stuttgart: Kohlhammer, 77-105. (Online-Hinweis)
Mußmann, J. (2015): Sprachheilpädagogik im inklusiven System – Zwischen
sprachlicher Bildung, Förderung und Therapie. In: Paier, A.(Hrsg.): Sprache - Ein
Kinderspiel? Aktuelle Beiträge der Sprachheilpädagogik in einer inklusiven
Bildungslandschaft. (Gleichzeitig Bericht zum 21. Kongress der Österreichischen
Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (ÖGS). Wien: Lernen mit Pfiff.
Mußmann, J. (2015): Sprachbeeinträchtigungen und Mehrsprachigkeit. In: Behinderte
Menschen, 3/2015, 47-55.
Mußmann, J. (2015): „Ausgesprochen gut“ – Sprache und Sprechen im Unterricht. In:
Fördermagazin 3/2015, 16-18. (Online-Hinweis)