23.09.2015 Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland Impulstagung zum EU-Bildungsprogramm Erasmus+ „Bildungschancen Bild h eröffnen öff – benachteiligte b ht ili t Zi Zielgruppen l fö fördern“ d “ Leipzig, 14. September 2015 Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani | Professor für Politische Soziologie Robert-Koch-Straße 30 | 48149 Münster Tel. 0251 83-65745 | Fax 0251 83-65804 | [email protected] Soziale Ungleichheit nach dem meritokratischen Modell Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium Soziale Schicht Eignung nach T t Test Eignung nach L h Lehrerurteil t il Anmeldung durch d h Elt Eltern An- und ungelernte Arbeiter 15 % 8% 5% Leitende Angestellte, Beamte, freie Berufe 40 % 59 % 71 % Familie und Umfeld Bildungssystem „Individuelle“ Entscheidungen Preuß 1970, S. 42 2 von 13 Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 1 23.09.2015 Studienanfänger an deutschen Universitäten nach Beruf des Vaters Paradoxon der Bildungsexpansion Bildungsparadoxon g p (1): ( ) Weil sich für alle die Chancen verdoppeln, verstärkt sich der ungleiche Zugang zu höherer Bildung Bildungsparadoxon g p (2): ( ) Bildungsabschlüsse werden immer wichtiger (für Berufseinstieg) und gleichzeitig verliert jede Abschlussart an Wert (Inflation) Bildungsparadoxon g p (3): ( ) Obwohl sich IQ und Lesekompetenz in jeder Dekade erhöhen, sinken beide Werte durchschnittlich in fast jeder Bildungsinstitution 3 von 13 Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 4 von 13 Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 2 23.09.2015 Nachhaltiger Herkunftseffekt in der Biographie DSW 2003 100 Kinder aus der „Oberschicht“ 100 Kinder aus „unteren Schichten“ 85 besuchen gymnasiale Oberstufe 36 besuchen gymnasiale Oberstufe 81 nehmen Studium auf 11 nehmen Studium auf Studienabbruch Berufseinstieg Einkommen Berufspositionen Bildungsaufsteiger/innen mit & ohne MH 5 von 13 Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 Habitus und Lebenswelt Aufwachsen in Knappheit/Überfluss Prekäre Verhältnisse: Grundproblem: strukturelle Knappheit (Geld/Besitz, Anerkennung, Handlungsoptionen etc.) Habitus: Management der Knappheit Kurzzeitorientierung, Funktionslogik und Eindeutigkeitsmuster Zweckrationalität „Für die Entscheidung über die Aufnahme eines Kindes in eine weiterführende Schule sind die […] Kenntnisse und Fertigkeiten festzustellen; es sind aber auch Eignung, Neigung und Wille des Kindes zu geistiger Arbeit insgesamt zu werten“ (KMK 2006: 5) Privilegierte Verhältnisse: Grundproblem: struktureller Überfluss (lediglich der Faktor Zeit stellt Grenze dar) Management des Überflusses Langzeitorientierung, Abstraktion und Denken in Alternativen Selbstzweck 6 von 13 Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 3 23.09.2015 Zentrale Ergebnisse I Psychosoziale Herausforderungen Kein „klassisches“ Aufstiegsmotiv, stattdessen: Veränderungsbedürfnis bzw. Veränderungsdrang (Flexibilität) Kein Aufstiegsplan, Aufstiegsplan stattdessen: step step-by-step-Entwicklung by step Entwicklung – sich ergebende Möglichkeiten werden genutzt (Präferenzlosigkeit und Synthetisierungsfähigkeit) Umfassende Anerkennung der gesellschaftlichen „Spielregeln“ – auch bei Rückschlägen (Anpassungsfähigkeit und Frustrationstoleranz) Dauerhaft prekäres Verhältnis zur Herkunft und Verlust sozialen Kapitals – was/wer in Kindheit und Jugend wichtig war, erfährt eine Entwertung (Trennungskompetenz) Nicht Rationalität, sondern Krisenbewältigung strukturiert den Aufstiegsprozess Ohne Unterstützung („soziale Paten“) ging es (bisher) nicht ( informelles Lernen, Motivation, Fremdeinschätzung, Orientierung) 7 von 13 Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 Zentrale Ergebnisse II Migrationsspezifika beim Aufstiegsprozess 8 von 13 Aufsteiger/innen ohne Migrationshintergrund Aufsteiger/innen mit Migrationshintergrund Milieudifferenz: Zwischen unten und oben Sphärendifferenz: Zwischen innerer und äußerer Sphäre Zentrales Problem: Geringe - Geringe Bildungsaspiration Bildungsaspiration - schwache Loyalitätserwartungen Zentrales Problem: - Hohe Bildungsaspirationen - Starke Starke Loyalitätserwartungen Loyalitätserwartungen - Ethnisierung Ethnisierung Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 4 23.09.2015 Wo leben viele Menschen mit Migrationshintergrund ? Ausgewählte Städte Stadt Anteil Menschen mit Migrationshintergrund Anteil bei unter 6-Jährigen Frankfurt/M. 43 % + ca. 70 % Stuttgart 38 % + ca. 60 % Nürnberg 37 % + ca. 70 % München 36 % + ca. 60 % Düsseldorf 32 % + ca. 60 % Köln 31 % - ca. 55 % Hannover 30 % - ca. 55 % Dortmund Duisburg Gelsenkirchen 20-29 % (Durchschnitt für Deutschland) unter 50 % Berlin/Hamburg/Bremen Essen 9 von 13 Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 Deutschlands Großstädte Quelle: ZEFIR Bochum 10 von 13 Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 5 23.09.2015 Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani | Professor für Politikwissenschaft Robert-Koch-Straße 30 | 48149 Münster Tel. 0251 83-65745| Fax 0251 83-65804 | [email protected] 13 von 13 Aladin El-Mafaalani I Zum Bildungserfolg benachteiligter Gruppen in Deutschland 23.09.2015 6
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