Elektrochemie 1 Thermodynamische Grössen einer Batterie 1. Einleitung In der Natur treten viele Elektronentransferprozesse auf, die sehr wesentlich für das Funtionieren eines Lebewesens verantwortlich sind. Auch in der unbelebten Natur und in der Technik sind Elektronentransferprzesse von grosser Bedeutung. Als Beispiel sei der Energiespeicher Batterie genannt. Die Prozesse, die in einer Batterie ablaufen, lassen sich durch die Thermodynamik quantitativ erfassen. Die Thermodynamik ist aber nicht nur für den Chemiker interessant und enorm wichtig, auch die Biophysikalische Chemie, Biopysik, Pharmazie, und viele Zweige der Technischen Chemie und Bioptechnologie sind auf Kentnisse aus der Thermodynamik angewiesen. Für viele Fragestellungen ist die Kenntnis der Grössen ∆G, ∆H und ∆S sehr wichtig, um festzustellen, wie eine chemische Reaktion abläuft. In diesem Versuch werden aus der Messung der Temperaturabhängigkeit der Spannung einer Zn/Ag2O Batterie diese thermodynamischen Grössen bestimmt. Es soll gezeigt werden, wie Elektrochemie und Thermodynamik zusammenhängen und wie aus recht einfachen Messungen quantitative Aussagen über eine chemische Reaktion gemacht werden können. Eine Zn/Ag2O Batterie ist wie folgt aufgebaut, siehe auch Abbildung 1: Gl. (1) Zn(s) / Zn O (s) / KOH (aq) / Ag2O (s), C (s) s = fest (engl. solid) aq = wässrig (engl. aqueous) 1: Äussere Hülle 2: Innerer Mantel 3: Oberer Teil 4: Versiegelung 5: Anode 6: Absorbens 7: Trennmembran 8: Kathode; 9: Ausenhülle 10: Kathodenteil 11: Hülse Abb. 1: Querschnitt durch eine Knopfzelle. Die freie Energie ∆G hat folgende Beziehung zur elektromotorischen Kraft (EMK) E: ∆G = ∆H – T ∆S ∆G = –n*E*F n = Anzahl übertragener Elektronen F = Faraday Konstante = 96487 C/mol ≈ 97000 C/mol. Gl. (2) Gl. (3) Elektrochemie 2 2. Experimentelles a) Material Zur Verfügung steht eine Heizplatte, ein Gefäss, Paraffinöl, Thermometer, ein Batteriehalter, eine Zn/Ag-Oxid Batterie und ein Voltmeter. b) Versuchsdurchführung Positionieren Sie die Batterie im Halter und verbinden Sie diese mit dem Voltmeter. Plazieren Sie den Halter mit Batterie im Gefäss mit dem Paraffinöl. Erhitzen Sie das Becherglas mit Paraffinöl langsam auf ca. 60 °C und messen Sie alle 2 °C die Temperatur und die Spannung. Wiederholen Sie die Messung. 1. Bestimmen Sie aus Ihren experimentellen Daten ∆G, ∆H und ∆S nach Gleichung (2) und (3). Diskutieren Sie Fehler und Fehlerquellen, unter der Annahme dass ∆T = 0.1 K und ∆E = 0.0001V sei. 2. Berechnen Sie aus den Standard-Bildungsenthalpien und Standard-Bildungsentropien, die aus kalorimetrischen Daten stammen, ∆G, ∆H und ∆S für die Zellreaktion. Benutzen Sie dazu die Werte aus Tabelle 1. Tabelle 1. Standard Bildungsenthalpien und Entropien aus kalorimetischen Daten. Substanz ΔHf (298 K) ΔSf (298 K) kJ/mol J/Kmol-1 Ag (s) 0 42.7 Ag2O (s) -30.6 121.7 Zn (s) 0 41.6 ZnO (s) -348.1 43.9 3. Vergleichen Sie die berechneten Wert von ΔG, ΔH, und ΔS mit Ihren Messwerten. Diskutieren Sie die Unterschiede. 3. Aufgaben 4. Stellen Sie für das Zn/Ag-Oxid-System die anodischen und kathodischen Entladungsprozesse sowie die spontane Zellreaktion auf. 5. Bestimmen Sie nach dem Born-Haberschen Kreisprozess die Gitterenergie von Ag2O und ZnO nach den Werten in den Tabellen 1 und 2. Elektrochemie 3 Tabelle 2. Enthalpien/kJ mol-1. Ag Sublimationsenthalpie 289 Atomisierungsenthalpie Ionisierungsenergie 732 Zn 130 2638 0.5 O2 248 704 (für ein Mol O Atome) 6. Diskutieren Sie aufgrund der Bildungsenthalpien von ZnO und Ag2O woher die Energie der Zn/Ag2O Batterie “herkommt”. 7. Geben Sie Beispiele für technologischer Bedeutung. Elektronentransferprozesse 4. Literatur Atkins & de Paula, Physical Chemistry, 7th Ed., Freeman, 2002. Reich, Thermodynamik, 2. Aufl. VCH 1993. Gmehling & Kolbe, Thermodynamik, 2. Aufl. VCH 1992. Mortimer, Chemie, 5. Aufl., VCH 1987. von biologischer und
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