NIEDERSÄCHSISCHE PERSONEN ERINNERUNG AN … (Woche vom 14. bis 20. September 2015) 14. September 1920: Geburtstag von Heinz Taxweiler (1920–1944), Arbeiter, Deserteur. Sohn eines Celler Schuhmachers, der Vater war SPD-Mitglied. 1940 zur Wehrmacht eingezogen, 1941 als Angehöriger der niedersächsischen 111. Infanterie-Division Teilnahme am Überfall auf die Sowjetunion. Im Oktober 1941 Desertion auf die sowjetische Seite, untergetaucht. 1942 Verhaftung, wegen Fahnenflucht zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. 1942 im Strafgefangenenlager VII in Esterwegen (Emsland). 1943 im Bewährungsbataillon 500 an der Ostfront. Ende 1943 erneute Desertion. Tätig in der Frontorganisation des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD); bei einem Fronteinsatz des NKFD bei Leningrad von einem deutschen Granatwerfer getötet. Beisetzung mit militärischen Ehren auf einem sowjetischen Soldatenfriedhof bei der Narva-Insel Permiskula. 15. September 1929: Todestag von Minnie Marx, geb. Miene Schönberg (1865–1929), Mutter der Marx Brothers. Tochter des jüdischen Wanderschauspielerehepaars Levy und Fanny Schönberg aus Dornum (Ostfriesland), die als Bauchredner bzw. jodelnde Harfenistin auf Jahrmärkten auftraten. 1880 Auswanderung der Eltern mit ihren sechs Kindern nach Amerika. Wohnung in New York, Upper East Side. Miene (jetzt Minnie) heiratete 1884 den aus dem Elsass stammenden Tanzlehrer Simon Marx. Sechs Söhne, die fünf jüngeren wurden später als „Marx Brothers“ bekannt: Chico, Harpo, Groucho, Gummo und Zeppo, gemanagt von ihrer Mutter. Beginn (ohne Zeppo) als „The Four Nightingales“, dann als „The Six Mascots“ (die vier ältesten Brüder nebst Minnie und deren Schwester Hannah), schließlich Durchbruch am Broadway in New York als „Marx Brothers“ mit Stücken wie „The Cocoanuts“ und „The Animal Cracker“. Die Verfilmung und den großen Erfolg von „The Cocoanuts“ erlebte Mutter Minnie noch mit, ehe sie 1929 an einem Schlaganfall starb. 18. September 1907: Todestag von Julius Trip (1857–1907), Gartenarchitekt. Gärtnerlehre in Roßkothen (Essen), Besuch der Gärtnerlehranstalt am Wildpark in Potsdam. 1881–1888 verantwortlich für die Parkanlagen des Freiherrn von Cramer-Klett auf Schloss Hohenaschau (Chiemgau), anschließend beim Freiherrn Riederer von Paar in Schönau (Rottal, Niederbayern). Seit 1890 Stadtgärtner in Hannover (1892 Stadtgarteninspektor, 1897 Gartendirektor). 1897 Gründung einer selbständigen städtischen Gartenverwaltung, Ausarbeitung eines Entwicklungs- und Pflegekonzepts für das gesamte städtische Grün. Hauptwerke in Hannover: Umgestaltung der Vorderen Eilenriede zum Waldpark (1894–1900), Anlage des Maschparks (ab 1900), Erweiterung des Stadtfriedhofs Stöcken zum Parkfriedhof (1901/02, mit Teich, Rhododendron-Büschen, Urneninsel und geschwungenen Wegen). Hier liegt auch das als Findling gestaltete Grab (Abteilung A 25) des bereits mit 50 Jahren Verstorbenen. Im Maschpark findet sich ein Denkmalrelief für ihn. Die Stadt Hannover benannte einen Radrundweg als „Julius-Trip-Ring“, der zahlreiche Grünanlagen berührt. 18. September 1973: Todestag von Mary Wigman (1886–1973), Tänzerin und Tanzlehrerin. Geboren in Hannover als Karoline Sofie Marie Wiegmann, schon als Kind Mary gerufen. Ihr Vater betrieb ein Nähmaschinen- und Fahrradgeschäft in der Schmiedestraße 33 (heute 18, Gedenktafel am Nachfolgebau), schräg gegenüber vom Leibnizhaus. Ausbildung in rhythmischer Gymnastik in Hellerau und in Tanz bei Rudolf von Laban in München und Ascona. Nannte sich seit 1918 als Tänzerin Mary Wigman; überwand durch ihren neuen Tanzstil das klassische Ballett. Tourneen durch Deutschland und Europa, seit 1930 auch durch die USA. In ihrem Tanzstudio in Dresden lehrte sie den modernen Ausdruckstanz. In der NS-Zeit zunehmende Einschränkung ihrer Tätigkeit. Lehrauftrag an der Musikhochschule Leipzig. 1949 Neueröffnung ihres Tanzstudios in Westberlin, das sie bis 1967 betrieb. Lehrerin von Gret Palucca (1902–1993), Harald Kreutzberg (1902–1968) und Yvonne Georgi (1903–1975). 19. September 1988: Todestag von Eduard Pestel (1914–1988), Physiker und Minister. Geboren in Hildesheim, Maurerlehre, Ingenieursausbildung, Studium der Mechanik an der TH Hannover. Während des 2. Weltkriegs in Japan tätig. 1947 Promotion zum Dr.-Ing., 1950 Habilitation für das Lehrgebiet Mechanik in Hannover. 1953–1977 Professor an der TH Hannover. 1971–1977 Vorsitzender der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 1968 Mitbegründer des „Club of Rome“, einer Wissenschaftler-Vereinigung, die sich mit der Zukunft des Planeten Erde befasste (Veröffentlichung „Die Grenzen des Wachstums“, 1972). 1975 Gründer des „Instituts für angewandte Systemforschung und Prognose“ (ISP) in Hannover (nach seinem Tod umbenannt in „Eduard Pestel-Institut für Systemforschung“). 1977–1981 niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kunst in der Regierung Ernst Albrecht, zunächst parteilos, 1978 Beitritt zur CDU. Grab auf dem Herrenhäuser Friedhof. 19. September 1922: Geburtstag von Karl-Heinz Weimann (1922–2006), Germanist, Paracelsus-Forscher und Bibliothekar. Entstammt einem sozialdemokratischen Elternhaus; Vater und Großvater waren in der Berliner SPD aktiv. Aufgewachsen in Berlin. Nach der Kriegsteilnahme Studium der Germanistik, Anglistik, Geschichte, Philosophie und Medizin. 1951 Promotion in Erlangen über den Arzt und Philosophen Paracelsus (1493–1541). 1953 Mitglied der Redaktion der Paracelsus-Gesamtausgabe in Marburg. 1963 erschien – aus dieser Arbeit resultierend – die „Paracelsus-Bibliographie 1932–1960. Mit einem Verzeichnis neu entdeckter Paracelsus-Handschriften (1900–1960)“. Lernte bei der Arbeit mit den ParacelsusHandschriften in Marburg den seit 1957 hier tätigen Bibliothekar Wilhelm Totok kennen. Als Totok 1962 Direktor der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover wurde, folgte Weimann ihm nach Hannover. Von 1964 bis zur Pensionierung 1987 stellvertretender Direktor der Niedersächsischen Landesbibliothek, engagiert, streitbar und beliebt in diesem Amt. 20. September 1983: Todestag von Friedrich Christian Wilhelm Alexander Prinz zu Schaumburg-Lippe (1906–1983), NSDAP-Politiker und Publizist. Geboren als vierter und jüngster Sohn des Fürsten Georg zu Schaumburg-Lippe (1846–1911) in Bückeburg. Seit 1926 Jurastudium ohne Abschluss. 1929 Eintritt in die NSDAP, somit einer der ersten adligen Parteigenossen. 1929–1931 Mitarbeiter des Kölner Gauleiters Robert Ley. 1933 Adjutant von Propagandaminister Goebbels, seit 1935 weitere Tätigkeit im Propagandaministerium, Ministerialrat und SA-Standartenführer. 1945–1948 interniert, 1950 als „Mitläufer“ entnazifiziert. Hing auch später der NS-Ideologie an, was seine die NS-Zeit verklärenden späteren Veröffentlichungen im rechtsextremen Druffel-Verlag zeigen. Zusammengestellt von Ulrich Breden aus der Datenbank „Niedersächsische Personen“.
© Copyright 2024 ExpyDoc