2015-12-11 SN MR-Tag Konventhaus - Evang.

16 Region
«Der Mieter
bekommt jetzt
mehr für sein Geld»
Fortsetzung von Seite 15
... Pagno: Mit Obligationen oder Festgeld bekommen Investoren heute nicht
an­nähernd so viele Rendite wie mit Immobilien. Für eine langfristig gute Rendite ist es nicht entscheidend, ob nun
während einer gewissen Zeit zwei oder
drei Wohnungen leer stehen. Das
Gesamt­investment ist auch dann sehr
positiv. Wenn jedoch weiterhin zu viel
gebaut wird, ist das schlecht für den
Markt und mittelfristig auch für alle
Marktteil­nehmer.
FREITAG, 11. DEZEMBER 2015
Kantonsgericht Fahrlässige Tötung
Tod am Thaynger Kreisel
Ein 55-jähriger Autofahrer
hatte im Frühjahr 2014 in
einem Kreisel in Thayngen
einen Polizisten auf dem
Fahrrad angefahren und
tödlich verletzt. Gestern
wurde er dafür verurteilt.
VON TITO VALCHERA
Können Sie ein konkretes Beispiel geben?
Pagno: In Beringen oder auch in Hallau,
Neunkirch und Thayngen sind Hunderte
Wohnungen geplant – in der Hoffnung,
dass die Wohnungen vermietet werden.
Und das ist gefährlich. Die Vermietung
wird sehr schwierig werden. Ein Investor braucht hier sehr viel Geduld. Früher konnten 80 bis 90 Prozent der Wohnungen bei Bezug vermietet werden.
Heute geht man bei grossen Überbauungen in den Randregionen von 50, maximal 60 Prozent aus. Das sind vielleicht
20 bis 30 Wohnungen, die bei Bezug noch
leer stehen. Das ist in der Masse der Projekte nicht zu unterschätzen. Nachdem
die Mietpreise in den letzten 15 Jahren
kontinuierlich gestiegen sind, werden
diejenigen, die jetzt bauen, mit einem
fallenden Markt konfrontiert. Bis sich
der Markt erholen wird, könnte es fünf
Jahre dauern. Zusätzlich steigt auch der
Druck auf die Investoren, welche Eigentumswohnungen bauen. Dies, weil heute
viel mehr Wohnungen ab Plan verkauft
werden müssen, um die immer höheren
Auflagen der Banken zu erfüllen.
Der fatale Unfall ereignete sich am
11. März 2014: Ein 55-jähriger Auto­fahrer
näherte sich von Bibern her dem Kreisel
Kreuzplatz in Thayngen. Bei der Einfahrt in diesen übersah er einen im Kreisel fahrenden Velofahrer. Es kam zu
einer Kollision zwischen dem Auto und
dem Fahrrad, durch welche der Velo­
fahrer, ein Polizist, in die Luft geschleudert wurde. In der Folge prallte dieser
mit dem Kopf auf den Boden und anschliessend in ein an einer anderen Kreiseleinfahrt stehendes Fahrzeug. Der
Polizist erlitt mehrere Schürfungen und
Prellungen am ganzen Körper sowie eine
Schädelfraktur. Er erlag zwei Tage später seinen schweren Verletzungen.
Unfallanalytisches Gutachten
Vor dem Schaffhauser Kantonsgericht fand gestern mit den Richtern
Markus Kübler (Vorsitz), Eva Bengtsson
und Andrea A. Berger die Verhandlung
gegen den beschuldigten Autofahrer
statt. Er wurde der fahrlässigen Tötung
angeklagt. Um den Verkehrsunfall zu
rekonstruieren, hatte die Staatsanwaltschaft ein Gutachten beim Forensischen
Institut in Zürich in Auftrag gegeben.
Dieses simulierte alle möglichen Varianten und hielt abschliessend fest,
dass sich der Velofahrer beim Aufprall
bereits klar im Kreisel befunden haben
muss. Wieso der Autofahrer den Fahrradfahrer, der keinen Helm trug, übersah, konnte das Gericht gestern aber
nicht abschliessend feststellen. Der Anwalt der Witwe, Christoph Storrer, verlangte als Privatkläger eine Genugtu-
«Bei pflichtgemässem
Verhalten des Angeklagten
wäre der tödliche Unfall
vermeidbar gewesen.»
Markus Kübler
Kantonsrichter
ung für seine Mandantin. Sie habe
enorm gelitten, da der Unfallhergang
und somit auch die Schuldfrage lange
nicht feststanden, sagte er.
Das Verkehrsaufkommen wie auch
die Sicht waren an diesem Morgen
­normal gewesen. Der Angeklagte beteuerte, vor dem Kreisel gebremst und
geschaut zu haben, ob ein anderer Verkehrsteilnehmer bereits im Kreisel gewesen sei. Da niemand zu sehen war,
habe er beschleunigt und sei in den
Kreisel hineingefahren. Auch zwei
Zeugen des Unfalls konnten nicht zur
Klärung beitragen. Für Staatsanwalt
Marcel Schenker, der das Gutachten
vorstellte, sei erwiesen, dass der Beschuldigte den Velofahrer hätte sehen
müssen und das Vortrittsrecht missachtet habe. Somit sei er wegen fahrlässiger Tötung zu verurteilen.
Leichte bis mittelschwere Schuld
Der Angeklagte, ein Rangierarbeiter, arbeitet sei 26 Jahren bei den SBB
und ist sozial gut integriert. Er ist nicht
vorbestraft und hat einen tadellosen
Leumund. Es sei sein erster und einziger Unfall gewesen, und es tue ihm unendlich Leid, sagte er aus. Nach dem
Unfall habe er sich eine Woche krankschreiben lassen, sonst gehe es ihm
aber gesundheitlich gut.
Der vorsitzende Richter Kübler hielt
in seiner Urteilsbegründung fest: «Bei
pflichtgemässem Verhalten des Angeklagten wäre der tödliche Unfall vermeidbar gewesen.» Das Urteil folgte den
Forderungen der Staatsanwaltschaft.
Der Beschuldigte wurde zu einer Geldstrafe von 210 Tagessätzen zu 120 Franken auf Bewährung verurteilt. Er hat für
eine Busse von 3000 Franken aufzukommen. Zudem muss er der Witwe des Verstorbenen eine Genugtuung in Höhe von
35 000 Franken bezahlen. Weiter werden
dem Angeklagten die Verfahrenskosten,
die Prozessentschädigung der Zivil­
anklägerin sowie die Kosten des amt­
lichen Verteidigers in Rechnung g
­ estellt.
Sie schlagen einen kritischen Ton
hinsichtlich der Bautätigkeit in
Neunkirch oder in Hallau an.
Pagno: Ich bin nicht kritisch, sondern
vorsichtig. Im Immobilienmarkt ist
noch immer die Lage entscheidend. Für
die Region Schaffhausen ist die gefragteste Lage die Stadt Schaffhausen, ge-
«In Beringen, Hallau,
Neunkirch und Thayngen
wird die Vermietung sehr
schwierig werden.»
folgt von Neuhausen. Danach kommen
Beringen und Thayngen und erst dann
Gemeinden wie Neunkirch und Hallau.
Darum stellt sich die Frage, ob in diesen
Gemeinden überhaupt eine höhere
Nachfrage nach Mietwohnungen besteht. Gerade Hallau ist nicht eine
traditionelle Hochburg für Mietwoh­
nungen. Es wird sich zeigen, ob dort
eine Nachfrage generiert werden kann.
Das gleiche gilt für die 180 Wohnungen,
die in Neunkirch geplant sind. Nicht,
dass niemand nach Beringen, Hallau
oder Neunkirch ziehen will, die Zuzügerströme werden in diesen Gemeinden
aber auch künftig eher bescheiden sein.
Haben die Leerstände Auswirkungen
auf das Interesse der Investoren am
Standort Schaffhausen?
Pagno: Ganz bestimmt. Leerstände
schüren die Vorsicht. Das heisst nicht,
dass der Preis einer Immobilie in
Schaffhausen nicht immer noch attraktiv ist, aber das Risiko steigt stetig. Und
wenn das Risiko steigt, ist die kurzfristige Rendite nicht mehr das Entscheidende. Künftig werden die Investoren
hier mit mehr Vorsicht investieren.
Hat auch das Ja zur Massen­
einwanderungs-Initiative Folgen
für den Immobilienmarkt?
Pagno: Im Raum Schaffhausen hatten
die Zuwanderer nie einen grossen Einfluss auf den Immobilienmarkt. Traditionell leben wir hier von den Grenzgängern. Für die Zürcher wird die Begrenzung der Zuwanderung eher eine
Rolle spielen, weil Ausländer eher in
den Wirtschaftsraum Zürich und nicht
nach Schaffhausen ziehen.
GLP gibt sich
neue Leitlinien
Die Grünliberalen Schaffhausen haben
die Eckwerte ihrer Politik festgelegt.
«Eine intakte und lebenswerte Umwelt,
gesunde Finanzen sowie eine tolerante
und solidarische Gesellschaft – das
sind die übergeordneten Ziele der
Grünliberalen Politik», schreibt die
GLP Schaffhausen in einer Mitteilung.
Auf Schaffhausen bezogen bedeute
dies zum Beispiel, dass sich die GLP für
den Naturpark Schaffhausen einsetze,
für Kostenwahrheit und eine verursachergerechte Kostenverteilung im Verkehr, für einen fairen und freien Wettbewerb, für eine stärkere und raschere
staatliche Digitalisierung, für die interkantonale Zusammenarbeit im Gesundheitswesen, für Tagesstrukturen
im ganzen Kanton sowie für Sport und
Kultur für Jung und Alt.
Die GLP betont zudem, dass sie den
Stillstand in der Schaffhauser Politik
überwinden wolle. «Die GLP Schaffhausen setzt nicht auf Polarisierung
oder auf das veraltete und oft kompromisslose Links-rechts-Schema», sagt
Ueli Böhni, Co-Präsident der GLP
Schaffhausen, in der Mitteilung. «Sie
setzt auf eine sach- und zukunftsorientierte Politik. Wir sind überzeugt, dass
viele Schaffhauser Bürger sich mit
einer solchen Politik identifizieren und
durch unsere Unterstützung den Kanton mitgestalten können.» (zge)
Weniger Zins für
Brandschutzfonds
200 000 Franken kann der Kanton jährlich sparen, weil er beim Brandschutzfonds den Zinssatz gesenkt hat. Wie
der Regierungsrat mitgeteilt hat, hat
er auf den 1. Januar eine Teilrevision
der Brandschutzverordnung vorgenommen. Neu wird der Brandschutzfonds zum Zinssatz für 5-jährige Kassenobligationen bei der Schaffhauser
Kantonalbank verzinst. Das sind aktuell 0,2 Prozent. Bisher sei der Fonds
vom Kanton zum Zinssatz für variable
Hypotheken – aktuell 2,75 Prozent – zu
verzinsen; dies sei im Vergleich zu anderen kantonalen Fonds überdurchschnittlich hoch. Der Brandschutzfonds wird durch Abgaben der Gebäudeeigentümer und -eigentümerinnen
sowie Beiträge der privaten Versicherungsgesellschaften geäufnet. (zge)
Journal
Ursula Hafner-Wipf im Jahr 2016
Vizepräsidentin der Regierung
Bilder der Künstlerin Yulanie Perumbadage sind anlässlich des Menschenrechtstages noch bis zum 13. Dezember im Konventhaus ausgestellt. Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf hielt am Ende der gestrigen Feier eine kurze Rede. Bild Selwyn Hoffmann
Masken als Symbolbild für
das Fremde und die Angst davor
Zur Feier der Menschen-
rechtstage werden im Konventhaus Bilder von ­Yulanie
Perumbadage ­ausgestellt.
VON MAXIMILIAN WIGGENHAUSER
Inmitten abstrakter Masken und
Gesichtern, gemalt in bunten Farben
­
und interessanten Formen, fand
gestern im Konventhaus die zehnte
­
Feier zum Menschenrechtstag in
Schaffhausen statt, organisiert von den
Landeskirchen und dem Interreligiösen
Dialog Schaffhausen. Die Bilder stammen von Yulanie Perumbadage und
werden noch bis zum Sonntag, dem
13. Dezember, im Konventhaus ausgestellt bleiben. Seit drei Jahren lebt die
politisch engagierte Künstlerin in der
Schweiz. Zuvor studierte sie Kunst in
Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka.
Aufgrund des fast 30-jährigen Bürgerkrieges musste sie flüchten. Die Gesichter, die sie malt, drücken den Schmerz
und das Leid aus, das sie in dieser Zeit
erfahren hat. Die Bilder sind ihre Form
des Protestes gegen Krieg.
Masken können beängstigend sein
Für den Menschenrechtstag entschloss sich Perumbadage, Masken zu
malen. Diese seien ein Symbol für alles
Fremde. Menschen können sich in
einer ungewohnten Umgebung, wie es
die Schweiz auch für sie war, hinter
Masken verstecken. Diese Masken können bei Menschen Angst erzeugen, erzählt sie. Als sie vor drei Jahren in die
Schweiz kam, habe sie selbst nur
weisse Masken gesehen und nicht verstanden, was diese ihr erzählen. Sie sei
stumm geblieben und habe sich gefühlt, als wäre ihr Mund zugenäht.
Zum Glück habe sie angefangen, hinter
die Masken zu blicken.
Musik aus verschiedenen Kulturen
Die Feier wurde von spirituellem
Gesang umrahmt. Ein eritreischer
Chor stimmte ein christliches Loblied
an, ein Tibeter spielte ein buddhistisches Lied und die Besucherinnen
und Besucher sangen immer wieder
­Kirchenlieder. Zwischen den musikalischen Darbietungen wurden kurze
Reden gehalten, unter anderen war
­
Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf
­
anwesend. Sie sprach über die Wichtigkeit von Veranstaltungen wie dem
Menschenrechtstag.
Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf
wurde vom Regierungskollegium zur
Vizepräsidentin des Regierungsrates
für das Jahr 2016 gewählt. Dies hat die
Regierung mitgeteilt. Zuvor hatte das
Parlament Reto Dubach zum Regierungspräsidenten 2016 ernannt.
Kanton unterstützt
Radio-Munot-Weihnachtsaktion
Die diesjährige Weihnachtsaktion von
Radio Munot zugunsten der Schaffhauser Stiftung «Hilfe für Armenien» erhält 5000 Franken aus dem Lotteriegewinn-Fonds. Dies hat der Regierungsrat beschlossen. Mit dem Geld aus der
Weihnachtsaktion wird die Kindertagesstätte in der armenischen Gemeinde Aygehovit renoviert.
Personalien
Dienstjubiläen
Der Regierungsrat hat Herbert Billing,
Leiter Naturschutz beim Planungsund Naturschutzamt, Gerold Keller,
Fachspezialist Geomatik beim Amt für
Geoinformation, und Birgit Ruesch,
Sachbearbeiterin beim Grundbuchamt,
die am 1. Januar 2016 das 25-JahrDienstjubiläum begehen können, seinen Dank für ihre bisherige Tätigkeit
ausgesprochen. Dies teilt die Staatskanzlei mit.