50 | MM18, 27.4.2015 | MIGROS-WELT 1 Bio Cotton Nahtlos geschmeidig und fair produziert Damenwäsche kann bequem, unwiderstehlich und nachhaltig hergestellt sein – gleichzeitig. Das beweist ein schwäbisches Familienunternehmen, das ausgewählte Wäsche in Bioqualität an die Migros liefert. Text: Janine Wagner Bilder: Samuel Trümpy E in kneifender Slip, ein unförmiges Hemdchen – schlecht sitzende Unterwäsche kann den Tag ruinieren. Die Suche nach dem perfekten Darunter ist eine Herausforderung. Aber es gibt sie, die Offenbarung für geplagte Haut – in der nächsten Migros. Ellen Amber heisst die Wäsche, und sie kommt aus einem kleinen Dorf am Rande der Schwäbischen Alb. Die Firma Speidel produziert dort seit über 60 Jahren Unterwäsche, die garantiert nicht kneift und deren Nähte sich nicht verziehen, denn wo immer möglich wird auf Nähte verzichtet. Wäsche, die aus fairer Produktion stammt, die zeitlos schlicht und ausgesprochen sexy ist. 1952 gründeten Hans und Rosa Speidel ihr Unternehmen in Bodelshausen. «In einem Schuppen im Nachbardorf fand mein Vater eine alte Strickmaschine», erzählt Günter Speidel, der den Familienbetrieb MIGROS-WELT | MM18, 27.4.2015 | 51 3 Manfred Bötsch, Leiter Nachhaltigkeit und Qualitätsmanagement Migros-Genossenschafts-Bund. Interview «Kontrolle ist möglich» 2 1 Firmenchef Manfred Bötsch, was bedeutet für die Migros Nachhaltigkeit bei Textilien? Nachhaltigkeit ist heute ein entscheidendes Unterscheidungsmerkmal. Die Migros engagiert sich für eine Produktion mit Respekt vor Mensch und Umwelt und hat mit dem Bio-Cotton- und dem Migros-Eco-Label Standards definiert. Wir tragen die Kleider täglich auf der Haut, daher lässt es uns nicht kalt, ob Textilien nachhaltig produziert worden sind oder nicht. Günter Speidel an einer seiner Rundstrickmaschinen. 2 Beim Zuschnitt: Vollautomatische Stanzen schneiden aus Stoffbahnen Wäscheteile. 3 In der Näherei: Neue Schnitte und Designs entstehen in Bodelshausen. heute zusammen mit seinen beiden Geschwistern führt. «Er reinigte die Mechanik, führte ein paar Reparaturen durch und riss zu Hause kurzerhand die Wand zwischen Wohn- und Schlafzimmer heraus, um Platz für das Gerät zu schaffen. Dann organisierte er sich ein paar alte Nähmaschinen, und los ging es mit der Selbständigkeit.» Bald schon wurde die Wohnung zu klein, und das Unternehmen liess sich am heutigen Standort nieder. Günter Speidel erinnert sich noch gut an die Anfänge. «Wenn meine Geschwister und ich aus der Schule kamen, gingen wir direkt in die Firma. Da erledigten wir die Hausaufgaben und halfen in der Produktion. Die ersten Jahre waren hart.» Bereits 1962 starteten die Speidels ihre Zusammenarbeit mit der Migros. Bis heute sind hier ausgewählte Wäschestücke unter der Eigenmarke «Ellen Amber» erhältlich. Die zarten Stoffe werden nach wie vor in Bodelshausen produziert – von unterdessen über 100 Maschinen, die unermüdlich rattern und in einem rasanten Tempo stri- cken. Das Geheimnis des Tragekomforts? Die Stoffe werden auf Rundstrickmaschinen zu Schläuchen gestrickt und gehen anschliessend zum Bleichen oder Färben in die Stoffausrüstung. Danach erfolgt der Zuschnitt über vollautomatische Stanzen. Die Stoffherstellung auf Rundstrickmaschinen hat den Vorteil, dass die Wäsche keine störenden Seitennähte hat. Ökologische Produktion, zeitloses Design Inzwischen spielt auch die Ökologie bei der Wäscheproduktion eine Rolle, schliesslich wird kein anderes Kleidungsstück so direkt auf der Haut getragen. «Ein grosser Teil der Produkte, die wir an die Migros liefern, wird aus Biobaumwolle hergestellt und ist Eco-zertifiziert», so Günter Speidel. Sie ist frei von chemischen Düngern und schädlichen Pestiziden und wird von Hand gepflückt. Frauen wollen eben nicht nur Qualität und zeitloses Design, sondern auch ökologisch produzierte Stoffe. Schliesslich ist nichts so unwiderstehlich wie natürliche Schönheit. MM Bio Cotton garantiert kon trolliert biologi schen Anbau mit Respekt vor Mensch und Umwelt. Zudem werden die Textilien gemäss den EcoRichtlinien über die gesamte Wert schöpfungsket te sauber und schadstofffrei produziert. Was genau ist mit Nachhaltigkeit gemeint? Bei einem Nachhaltigkeitscheck werden die ökologischen, die sozialen und die wirtschaftlichen Bedingungen beurteilt. Wenn immer möglich von der Herstellung des Rohstoffs über die Fabrikation des Stoffs bis zum fertigen Textilstück. Dabei zählt auch, dass bei der Produktion die Umwelt geschützt wird, die Arbeitenden sozial korrekt behandelt werden und die Arbeit fair entschädigt wird. Wie kontrolliert man den Anbau von Biobaumwolle? Durch Kontrollen vor Ort, Analysen am Produkt, die lückenlose Rückverfolgbarkeit und die Zertifizierung. Mit dem Eco-Programm setzt die Migros auf eine ganzheitliche Produkt- und Produktionsökologie. Dank der Verifizierung durch eine externe Stelle kann die Migros zudem ihre Sorgfaltspflicht belegen. 70 | MM18, 27.4.2015 | MIGROS-WELT Zukunftsforschung Wann lernt das Wägeli denken? Der Praktiker Besserer Schutz vor Diebstahl Wie werden die Einkaufswagen der Zukunft aussehen? Drei Experten wagen eine Prognose. Text: Michael West Illustration: Schwarz & Wendt Wägeli-Serie Letzte Woche: Martin Schnellmann, der «Kapitän» der Flotte. Diese Woche: Die Einkaufswagen der Zukunft. Teil 3: Kuriosa und Zahlen rund um die «Wägeli». Teil 4: Wie die Migros Dynamik in den Einkaufsalltag brachte. Serie Alles über Einkaufswagen Das MigrosMagazin widmet den Vehikeln eine vierteilige Serie. Der Verkaufstechnikspezialist Martin Schnellmann weiss alles über die Stärken und Schwächen der Einkaufswagen. Er koordiniert in der ganzen Schweiz die insgesamt 150 000 Wägeli der zehn regionalen Migros-Genossenschaften. Aus der Sicht des Praktikers haben sich die Vehikel im Supermarktalltag bewährt: ein Fahrgestell mit vier Rollen, ein Korb aus Drahtgeflecht oder Kunststoff, ein Haltegriff und ein Kindersitz – diese Konstruktion lasse sich nur in Details verbessern. «Wichtig wäre ein besserer Schutz vor Diebstahl», findet Schnellmann. Denn jährlich werden der Migros bis zu 2500 Wägeli entwendet. Diebe werden ausgebremst Darum testet die Migros in der Filiale am Zürcher Albisriederplatz Wagen mit elektronischer Wegfahrsperre, die sich nicht aus dem Gebäude entführen lassen. Auch einen besseren Schutz vor Witterung prüft die Detailhändlerin. Dank eines speziellen Überzugs, eines sogenannten Power Coatings, soll das verchromte Drahtgeflecht noch rostresistenter werden. Martin Schnellmann, Verkaufs technikspezialist bei der Genossenschaft Migros Zürich. MIGROS-WELT | MM18, 27.4.2015 | 71 Der Designer Die Trendforscherin Von der Fahrradtechnik lernen Die Wägeli werden sich selber lenken Der Luzerner Designprofessor Martin Iseli findet, dass sich das Fahrgestell der Wägeli verbessern liesse. Denn die Radnaben verschmutzen immer wieder und müssen dann gereinigt werden. «Hier könnte man von der Fahrradtechnik lernen», sagt Iseli. «Ein wasserdichtes Lager wie bei einem Mountainbike würde dieses Problem lösen.» Die Trendforscherin Martina Kühne geht in ihrer Vision noch etwas weiter: Sie rechnet in Zukunft mit elektrisch angetriebenen und sprachgesteuerten Wägeli, die den Kunden am Eingang des Supermarkts in Empfang nehmen und ihn gemäss seinen Wünschen durch den Laden führen. «Technisch wäre dies bald realisierbar», sagt Kühne. «Das zeigen Prototypen, die in Kalifornien im Einsatz sind.» Wägeli mit eigenem Navi Iseli glaubt, dass es in wenigen Jahren Einkaufswagen gibt, die Navigationshilfe im Supermarkt leisten: In jedem Wägeli wäre ein Tabletcomputer integriert. Der Kunde würde seine Einkaufsliste vom eigenen Smartphone drahtlos an den Computer übermitteln. Der Wagen könnte den Kunden dank winziger Sender an den Verkaufsregalen zu den gewünschten Produkten lotsen. Iseli hätte auch eine Idee, wie sich der Wägeli-Diebstahl bekämpfen liesse: «Die Migros könnte Einkaufswagen lancieren, die sich mit einklappbarem Fahrgestell samt den Einkäufen ins Auto einladen lassen. Diese Wagen würde sie an die Kunden verkaufen oder vermieten.» Martin Iseli, Pro- fessor für Design und Innovation an der Hochschule Luzern. Roboter als Freund und Helfer In einem riesigen Do-it-yourselfFachmarkt kommt dort zum Beispiel ein sprachgesteuerter Roboter namens Oshbot zum Einsatz, der die Kunden zu den gewünschten Utensilien führt. In einem kalifornischen Hotel wird ein intelligenter Gepäckwagenbutler getestet, der die Gäste zu ihren Zimmern lotst und zugleich ihr Gepäck befördert. Eine solche Kombination aus Warentransport und Navigationshilfe wäre auch im Supermarkt denkbar. «Entscheidend ist jedoch die gesellschaftliche Akzeptanz», betont Kühne. Ob sich die smarten Wägeli durchsetzen, bestimmen letztlich die Kunden. Martina Kühne, Trend- und Konsumforscherin am Gottlieb-Duttweiler-Institut. Einkaufen in der Zukunft: Wird das gute alte Wägeli nach und nach zum Roboter?
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