Nahtlos geschmeidig und fair produziert - Migros

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Bio Cotton
Nahtlos geschmeidig
und fair produziert
Damenwäsche kann bequem, unwiderstehlich und nachhaltig hergestellt sein –
gleichzeitig. Das beweist ein schwäbisches Familienunternehmen, das ausgewählte Wäsche
in Bioqualität an die Migros liefert. Text: Janine Wagner Bilder: Samuel Trümpy
E
in kneifender Slip, ein unförmiges
Hemdchen – schlecht sitzende Unterwäsche kann den Tag ruinieren.
Die Suche nach dem perfekten Darunter ist eine Herausforderung. Aber es gibt
sie, die Offenbarung für geplagte Haut – in
der nächsten Migros. Ellen Amber heisst die
Wäsche, und sie kommt aus einem kleinen
Dorf am Rande der Schwäbischen Alb. Die
Firma Speidel produziert dort seit über
60 Jahren Unterwäsche, die garantiert nicht
kneift und deren Nähte sich nicht verziehen,
denn wo immer möglich wird auf Nähte verzichtet. Wäsche, die aus fairer Produktion
stammt, die zeitlos schlicht und ausgesprochen sexy ist.
1952 gründeten Hans und Rosa Speidel
ihr Unternehmen in Bodelshausen. «In
einem Schuppen im Nachbardorf fand mein
Vater eine alte Strickmaschine», erzählt
Günter Speidel, der den Familienbetrieb
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Manfred Bötsch, Leiter Nachhaltigkeit und Qualitätsmanagement
Migros-Genossenschafts-Bund.
Interview
«Kontrolle
ist möglich»
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1 Firmenchef
Manfred Bötsch, was bedeutet für die Migros Nachhaltigkeit bei Textilien?
Nachhaltigkeit ist heute ein
entscheidendes Unterscheidungsmerkmal. Die Migros
engagiert sich für eine
Produktion mit Respekt vor
Mensch und Umwelt und hat
mit dem Bio-Cotton- und dem
Migros-Eco-Label Standards
definiert. Wir tragen die Kleider täglich auf der Haut, daher
lässt es uns nicht kalt, ob Textilien nachhaltig produziert
worden sind oder nicht.
Günter Speidel an
einer seiner Rundstrickmaschinen.
2 Beim Zuschnitt:
Vollautomatische
Stanzen schneiden
aus Stoffbahnen
Wäscheteile.
3 In der Näherei:
Neue Schnitte und
Designs entstehen
in Bodelshausen.
heute zusammen mit seinen beiden
Geschwistern führt.
«Er reinigte die Mechanik, führte ein
paar Reparaturen durch und riss zu Hause
kurzerhand die Wand zwischen Wohn- und
Schlafzimmer heraus, um Platz für das Gerät zu schaffen. Dann organisierte er sich
ein paar alte Nähmaschinen, und los ging es
mit der Selbständigkeit.» Bald schon wurde
die Wohnung zu klein, und das Unternehmen liess sich am heutigen Standort nieder.
Günter Speidel erinnert sich noch gut an die
Anfänge. «Wenn meine Geschwister und ich
aus der Schule kamen, gingen wir direkt in
die Firma. Da erledigten wir die Hausaufgaben und halfen in der Produktion. Die
ersten Jahre waren hart.»
Bereits 1962 starteten die Speidels ihre
Zusammenarbeit mit der Migros. Bis heute sind hier ausgewählte Wäschestücke unter der Eigenmarke «Ellen Amber» erhältlich. Die zarten Stoffe werden nach wie vor
in Bodelshausen produziert – von unterdessen über 100 Maschinen, die unermüdlich
rattern und in einem rasanten Tempo stri-
cken. Das Geheimnis des Tragekomforts?
Die Stoffe werden auf Rundstrickmaschinen
zu Schläuchen gestrickt und gehen
anschliessend zum Bleichen oder Färben in
die Stoffausrüstung. Danach erfolgt der
Zuschnitt über vollautomatische Stanzen.
Die Stoffherstellung auf Rundstrickmaschinen hat den Vorteil, dass die Wäsche keine
störenden Seitennähte hat.
Ökologische Produktion, zeitloses Design
Inzwischen spielt auch die Ökologie bei der
Wäscheproduktion eine Rolle, schliesslich
wird kein anderes Kleidungsstück so direkt
auf der Haut getragen. «Ein grosser Teil der
Produkte, die wir an die Migros liefern, wird
aus Biobaumwolle hergestellt und ist
Eco-zertifiziert», so Günter Speidel. Sie ist
frei von chemischen Düngern und schädlichen Pestiziden und wird von Hand
gepflückt. Frauen wollen eben nicht nur
Qualität und zeitloses Design, sondern auch
ökologisch produzierte Stoffe. Schliesslich
ist nichts so unwiderstehlich wie natürliche
Schönheit. MM
Bio Cotton
garantiert kon­
trolliert biologi­
schen Anbau
mit Respekt vor
Mensch und
Umwelt.
Zudem werden
die Textilien
gemäss den
Eco­Richtlinien
über die
gesamte Wert­
schöpfungsket­
te sauber und
schadstofffrei
produziert.
Was genau ist mit Nachhaltigkeit gemeint?
Bei einem Nachhaltigkeitscheck werden die ökologischen, die sozialen und die
wirtschaftlichen Bedingungen
beurteilt. Wenn immer möglich von der Herstellung des
Rohstoffs über die Fabrikation
des Stoffs bis zum fertigen
Textilstück. Dabei zählt auch,
dass bei der Produktion die
Umwelt geschützt wird, die
Arbeitenden sozial korrekt
behandelt werden und die
Arbeit fair entschädigt wird.
Wie kontrolliert man den
Anbau von Biobaumwolle?
Durch Kontrollen vor Ort,
Analysen am Produkt, die lückenlose Rückverfolgbarkeit
und die Zertifizierung. Mit
dem Eco-Programm setzt die
Migros auf eine ganzheitliche
Produkt- und Produktionsökologie. Dank der Verifizierung durch eine externe Stelle
kann die Migros zudem ihre
Sorgfaltspflicht belegen.
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Zukunftsforschung
Wann lernt das
Wägeli denken?
Der Praktiker
Besserer Schutz
vor Diebstahl
Wie werden die Einkaufswagen der Zukunft aussehen?
Drei Experten wagen eine Prognose.
Text: Michael West
Illustration: Schwarz & Wendt
Wägeli-Serie
Letzte Woche: Martin Schnellmann, der
«Kapitän» der Flotte.
Diese Woche: Die Einkaufswagen
der Zukunft.
Teil 3: Kuriosa und Zahlen rund um die
«Wägeli».
Teil 4: Wie die Migros Dynamik in den
Einkaufsalltag brachte.
Serie
Alles über
Einkaufswagen
Das Migros­Magazin
widmet den Vehikeln
eine vierteilige
Serie.
Der Verkaufstechnikspezialist
Martin Schnellmann weiss alles
über die Stärken und Schwächen
der Einkaufswagen. Er koordiniert in der ganzen Schweiz die
insgesamt 150 000 Wägeli der
zehn regionalen Migros-Genossenschaften. Aus der Sicht des
Praktikers haben sich die Vehikel
im Supermarktalltag bewährt: ein
Fahrgestell mit vier Rollen, ein
Korb aus Drahtgeflecht oder
Kunststoff, ein Haltegriff und ein
Kindersitz – diese Konstruktion
lasse sich nur in Details verbessern. «Wichtig wäre ein besserer
Schutz vor Diebstahl», findet
Schnellmann. Denn jährlich
werden der Migros bis zu
2500 Wägeli entwendet.
Diebe werden ausgebremst
Darum testet die Migros in der
Filiale am Zürcher Albisriederplatz Wagen mit elektronischer
Wegfahrsperre, die sich nicht
aus dem Gebäude entführen lassen. Auch einen besseren Schutz
vor Witterung prüft die Detailhändlerin. Dank eines speziellen
Überzugs, eines sogenannten
Power Coatings, soll das
verchromte Drahtgeflecht noch
rostresistenter werden.
Martin Schnellmann, Verkaufs­
technikspezialist bei
der Genossenschaft
Migros Zürich.
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Der Designer
Die Trendforscherin
Von der Fahrradtechnik
lernen
Die Wägeli werden
sich selber lenken
Der Luzerner Designprofessor
Martin Iseli findet, dass sich das
Fahrgestell der Wägeli verbessern
liesse. Denn die Radnaben verschmutzen immer wieder und
müssen dann gereinigt werden.
«Hier könnte man von der Fahrradtechnik lernen», sagt Iseli.
«Ein wasserdichtes Lager wie
bei einem Mountainbike würde
dieses Problem lösen.»
Die Trendforscherin Martina
Kühne geht in ihrer Vision noch
etwas weiter: Sie rechnet in
Zukunft mit elektrisch angetriebenen und sprachgesteuerten
Wägeli, die den Kunden am
Eingang des Supermarkts in
Empfang nehmen und ihn gemäss seinen Wünschen durch den
Laden führen. «Technisch wäre
dies bald realisierbar», sagt Kühne. «Das zeigen Prototypen, die in
Kalifornien im Einsatz sind.»
Wägeli mit eigenem Navi
Iseli glaubt, dass es in wenigen
Jahren Einkaufswagen gibt, die
Navigationshilfe im Supermarkt
leisten: In jedem Wägeli wäre ein
Tabletcomputer integriert. Der
Kunde würde seine Einkaufsliste
vom eigenen Smartphone drahtlos an den Computer übermitteln. Der Wagen könnte den
Kunden dank winziger Sender an
den Verkaufsregalen zu den
gewünschten Produkten lotsen.
Iseli hätte auch eine Idee, wie
sich der Wägeli-Diebstahl bekämpfen liesse: «Die Migros
könnte Einkaufswagen lancieren,
die sich mit einklappbarem Fahrgestell samt den Einkäufen ins
Auto einladen lassen. Diese
Wagen würde sie an die Kunden
verkaufen oder vermieten.»
Martin Iseli, Pro-
fessor für Design
und Innovation an
der Hochschule
Luzern.
Roboter als Freund und Helfer
In einem riesigen Do-it-yourselfFachmarkt kommt dort zum
Beispiel ein sprachgesteuerter
Roboter namens Oshbot zum
Einsatz, der die Kunden zu den
gewünschten Utensilien führt. In
einem kalifornischen Hotel wird
ein intelligenter Gepäckwagenbutler getestet, der die Gäste zu
ihren Zimmern lotst und zugleich
ihr Gepäck befördert. Eine solche
Kombination aus Warentransport und Navigationshilfe wäre
auch im Supermarkt denkbar.
«Entscheidend ist jedoch die
gesellschaftliche Akzeptanz»,
betont Kühne. Ob sich die
smarten Wägeli durchsetzen,
bestimmen letztlich die Kunden.
Martina Kühne,
Trend- und Konsumforscherin am
Gottlieb-Duttweiler-Institut.
Einkaufen in der Zukunft: Wird das gute alte Wägeli nach und nach
zum Roboter?