Bhakti Yoga – oder 9 Formen der Hingabe

Bhakti Yoga – oder 9 Formen der Hingabe
Der Bhakti Yoga-Weg gilt als Yogaweg der Hingabe. Du lernst,
dich Gott mit deinem Wesen und vom Herzen her hinzugeben. In
der Lehre des Bhakti Yoga gibt es 9 Formen der Hingabe an Gott.
Die Stufen bauen alle aufeinander auf; Stufe 1 – 6 können auch
zeitgleich gelebt werden. Hingabe hat viel mit Demut und
Dankbarkeit zu tun, Eigenschaften, die wir in uns entwickeln,
wenn wir die ersten 6 Stufen auf dem Yogaweg der Hingabe
durchlaufen.
Sravaram – Hören
Die Hingabe an Gott beginnt damit, dass man den Bereich um den
es geht, erst einmal kennen lernt. Dafür werden spirituelle Bücher
gelesen und Weisheitslehren, die uns innerlich erheben, lehren und
fördern, die unseren geistigen Horizont erweitern. Es können
Geschichten über die Götter (Brahma, Vishnu, Shiva) gelesen
werden oder über die menschgewordenen Avatare und Heilige.
Wichtig ist dabei die Vorbildfunktion für den Menschen und die Vermittlung höheren, spirituellen Wissens. Das
Lesen von Heldentaten und Weisheitslehren soll im Menschen das Interesse an Höherem, an Wahrheit und
rechtem Handeln wecken. Der Bhakta richtet seinen Geist auf die Quelle des Allmächtigen aus und erschafft so
in sich eine positive Gedankenwelle und einen aufnahmefähigen Geist.
Im Alltag bedeutet das, wir hören Mantren-CDs oder Bhajans und andere Musik, die uns mit Gott verbindet.
Wir lesen Bücher, die sich mit Gott beschäftigen, mit höherem Wissen und mit den kosmischen Gesetzen und
universellen, göttlichen Wahrheiten. All diese Beschäftigungen schaffen in uns eine Verbindung zum Göttlichen
und kreieren positive Visionen und Vorstellungen, denen wir nachstreben möchten.
Kirtan – Singen
Ist die Sehnsucht und das Interesse erst einmal geweckt, dann reicht das bloße Zuhören oder Lesen nicht mehr
aus. Der nun auch vom Herzen her angesteckte Bhakta möchte aktiv werden und Gottes Namen singen, daheim
oder in der Gesellschaft Gleichgesinnter. Wobei wir nicht etwa nur für uns alleine heilige Lieder und Bhajans
singen, sondern wir singen für die ganze Welt, denn z.B. Bhajans heilen die positiven Bewußtseins- und
Gedankenfelder, welche die Erde umgeben. Wir können auch das Gayatri-Mantra täglich rezitieren oder das
Mantra Om Tryambakam, das Sai Gayatri oder den göttlichen Namen rezitieren.
Smaranam – Erinnern
Auf der nächsten Stufe der Hingabe erinnert sich der Bhakta, dankbar hingegeben, den ganzen Tag über an
Gottes Namen und Allgegenwart. Sein ganzes Handeln und seine innere Ausrichtung werden zu einem Gebet
und einer Meditation für Gott. Er versucht ganz konkret, sein Bewußtsein auf Gott auszurichten. Bsp. “Wie
würde Gott an meiner Stelle handeln?“ - er hält Ausschau nach Gottes Wirken in seinem Leben und verneigt
sein Haupt in Dankbarkeit vor den Schätzen der Schöpfung, die ihm aus dem Göttlichen gegeben werden.
Padasevanam – Dienst zu den Lotusfüßen Gottes
Padasevana heißt auch Altardienst und Tempeldienst. Padasevana heißt, dass du dir einen Altar machst und dass
du dafür sorgst, dass immer eine frische Kerze brennen kann, dass dort Räucherstäbchen sind, vielleicht stellt du
Blumen hin, vielleicht verneigst du dich vorher und nachher, vielleicht machst du ein Ritual. All das wäre
Padasevana. Oder du richtest dir einen heiligen Raum in deinem Haus ein, oder du gehst regelmäßig in einen
Tempel, eine Kirche, eine Synagoge, eine Moschee und hilfst dort aus, machst dort Tempeldienst. Wenn du
verbunden bist mit einem spirituellen Zentrum, kannst du dich um den Altar des Tempels oder des Yogaraumes,
des Meditationsraumes kümmern. Bei Padasevanam geht es ums Dienen. All das hilft, Bhakti zu entwickeln.
Archanam – Verehren, Darbringen
Als eine der neun Praktiken ist Archana die rituelle Verehrung. Jede rituelle Verehrung, jede rituelle
Darbringung ist Archana. Es ist wichtig, dass du Gott etwas darbringst, daß du Ihm etwas von dir schenkst und
Ihm damit dankst für alles, was Er dir gibt. In diesem Sinne kann man sagen, das Arati ist Archana, eine Puja ist
Archana, das Tischgebet ist Archana, ein Homa/Yajna/Feuerpopfer ist Archana, wenn wir Ihm unsere Zeit
opfern, in der wir etwas für Gott tun, auch das ist Archana. Wenn du Gott etwas darbringst, selbst wenn du nur
auf den Altar eine Blume hinlegst, ist das Archana. Wir können Gott auch die Früchte unserer Handlungen
übergeben, indem wir weder Vergeltung üben noch auf Belohnung hoffen und alles Ihm überlassen.
Vandanam – Verbeugen
Hier geht es jetzt um Vandana, Verneigen, Begrüßen. Sich vor Gott verbeugen/beugen. Vandana kann auch
heißen: Wenn du morgens aufwachst, schaue dir als erstes vielleicht ein Altarbild an, und verneige dich
innerlich, begrüße Gott. Oder mache das Fenster auf und schaue die Vögel an oder die Bäume oder den Himmel
und verneige dich vor ihm, begrüße Gott in ihm. Wenn du eine Familie hast, dann begrüße Gott in deinem
Partner, deiner Partnerin, deinen Kindern oder in deinen Eltern. Wenn du aus dem Haus gehst, übe Vandana,
grüße die Menschen um dich herum. Es geht darum, sich innerlich zu beugen und Demut zu entwickeln und
Gott in Seiner Schöpfung zu erkennen: Es gibt nichts außerhalb von Gott.
Es gibt auch den schönen süddeutschen Spruch, "Grüß Gott", eine Form des Grüßens, "ich grüße Gott in dir"
oder „Namaste, ich grüße das Göttliche in dir“. Und so kannst du immer wieder Gott grüßen, in Menschen, in
der Natur, in allen möglichen Symbolen des Göttlichen, in Götterfiguren, wie auch in Gottes Bildern.
Die nun folgenden 3 Formen der Hingabe stellen sich fast automatisch ein, wenn die oben genannten Formen
der Hingabe regelmäßig praktiziert werden.
Dasyam – Diener Gottes
Der Bhakta lebt in dem Bewußtsein, daß er ein Diener Gottes ist, Sein Instrument. „Gott wirkt durch mich als
Sein Instrument.“ Im Alltag stellt sich mit dieser Haltung ein Urvertrauen ein, dass Gott den Weg des Bhakta
lenkt und da alle seine Handlungen durch Gott gelenkt werden; dann kann der Bhakta in einer vertrauensvoll
positiven Schwingung bleiben. Demutsvoll werden Schwierigkeiten angenommen und mit Gottes Hilfe gelöst
und Positives wird mit Dankbarkeit entgegen genommen.
Sakhyam – Freundschaft
Der Bhakta entwickelt eine persönliche Beziehung zu Gott. Vorher wollte der Bhakta nur Sein Instrument sein.
Nun gibt es keine unterschiedlichen Ebenen mehr. Der Bhakta hat Gott und Gottes Wirken verstanden, er
erkennt intuitiv die göttlichen Botschaften, Impulse, Weisungen und Hinweise und handelt danach. Im Alltag
erkennt der Bhakta, dass alles was ihm begegnet von Gott kommt und er geht gemeinsam mit Ihm seinen Weg,
gelassen und in Gott ruhend. Ein tiefes Gefühl der Freundschaft verbindet Gott mit dem Ihm hingegebenen
Bhakta.
Atmanivedanam – völlige Selbsthingabe/Seinshingabe
In diesem Zustand der Hingabe differenziert der Bhakta nicht mehr. Es gibt keine Trennung mehr zwischen Gott
und dem menschlichen Selbst: Der Bhakta ist innerlich Eins geworden mit dem göttlichen Willen und handelt
im Sinne Gottes. Er ist selber zur Verkörperung von Wahrheit, Rechtschaffenheit, Gewaltlosigkeit, Frieden und
Liebe geworden ….
… Als höchste Stufe der Hingabe gilt Asamprajnata Samadhi – Erleuchtung, Selbstverwirklichung.
Angelehnt an: http://www.yoga-vidya.de/de/service/blog/bhakti-yoga-oder-die-9-formen-der-hingabe/