Adel, Hofmark und Schloss Hilgertshausen - Startseite

Adel, Hofmark
und Schloss
Hilgertshausen
Von Wilhelm Liebhart
Rund 1000 Jahre lang prägte der Adel das
Dorf Hilgertshausen. Zuletzt herrschte 300
Jahre die Familie von Lösch zu Hilgertshausen über Land und Leute.1 Der Großgrundbesitz, die Gerichtsherrschaft (Hofmark) und das Patronatsrecht über diverse
Kirchen stellten die Eckpfeiler der adeligen
Macht dar, in deren Mittelpunkt das Schloss
stand. Zur Herrschaft oder genauer gesagt
Hofmark Hilgertshausen gehörten seit dem
Spätmittelalter Gumpersdorf, Gumpmühle, Mannried, Stadelham, Thonhof, Unterdinkelhof, Thalmannsdorf, Eichenried,
Ed, Pirket, Pranst, Neßlholz, Hollerschlag
und Michelskirchen. Sie bildeten dann im
19. Jahrhundert auch die Altgemeinde Hilgertshausen, die 1978 aufgelöst wurde.
Schiltberg und Kammerberg
Die Anfänge der adeligen Herrschaft über
Land und Leute lassen sich im 13. Jahrhundert feststellen: Am 21. Januar 1264
gewährte Herzog Ludwig II. der Strenge
einen Lehensbrief für zwei Töchter seines
Marschalken Leutolt von Schiltberg.2 Die
Marschalken von Schiltberg waren im 13.
Jahrhundert mächtige Dienstleute und
Lehenträger der wittelsbachischen Herzöge
im Aichacher Land. Sie verwalteten herzögliche Güter oder besaßen sie als Lehen, so
auch in Hilgertshausen und zwar drei Höfe,
eine Mühle und das Patronatsrecht über die
dortige Pfarrkirche mit ihren Filialen. Die
Töchter des Schiltbergers hatten die Brüder
Ulrich und Berchtold von Kammerberg geheiratet, denen das Hilgertshauser Lehen
nun zufiel. Sie zogen nach Hilgertshausen
in die damalige Burganlage oder Veste und
begründeten eine Kammerberger Seitenlinie, die sich dann nach Hilgertshausen
nannte. Das Geschlecht der Hilgertshauser
auf Hilgertshausen führte wie die Kammerberger eine Streitaxt im Wappen. Das
Stift Indersdorf beherbergte ihre Familiengrablege, wie der Grabstein des Landrichters Johannes von Hilgertshausen aus dem
Jahr 1350 zeigt. Die Familie vergrößerte im
Laufe der Zeit ihren Lehen- und Eigenbesitz ständig: Kurz vor ihrem Aussterben um
1400 umfasste der Lehensbesitz die „Veste“
Hilgertshausen mit Burgstall, Sedelhof, sieben Hofstätten, Taferne, Schmiede, Badstube, Kirchenpatronat und 2/3 des Großzehnts. Dazu gehörten weiterhin
12
Gumpersdorf (3 Höfe, 9 Hofstätten und
das Kirchenpatronat), Mannried (1 Hof, 1
Lehen), Stadelham (1 Hof, 2/3 des Großzehnts), der Thonhof, Harreszell (1 Lehen),
Ed ( 2/3 des Großzehnts), Eichenried (2/3
des Großzehnts) und Thalhof (2/3 des
Großzehnts), Unterdinkelhof und weitere
Rechte in Thalmannsdorf, Weilach (Patronat), Reichertshausen, Gartelsried, Pipinsried, Graham, Puch u. a. mehr. Hinzu kamen noch die Rodungsorte Pirket, Pranst,
Neßlholz und Hollerschlag und die beiden
ursprünglichen Höfe in Michelskirchen.
Hofmark
Was war eine Hofmark? Die Hofmark war
ein Niedergerichtsbezirk, in dem ein Adeliger oder ein Kloster die niedere Gerichtsbarkeit, das Notariat, die Steuerhoheit und
das Musterungsrecht ausübte. Besaß er
noch den gesamten Grund und Boden, den
die Bauern als Pächter zu Freistifts-, Leiboder Erbrecht bebauten, und das Patronatsrecht, so war die Herrschaftsgewalt eines
Einzelnen über Viele am dichtesten. Inhaber waren zunächst von 1264 bis circa 1420
die Hilgertshauser, dann zwischen 1420
und 1456 die Marschälle von Stumpfsberg
(heute Sielenbach) und die Haslanger von
Haslangkreit, von 1456 bis 1517 die Kammerberger Hauptlinie und schließlich von
1517 bis 1813 die Familie Lösch.3
Keine adelige Familie hat so nachhaltig
bis heute den Ort geprägt wie die Familie
Lösch.
Die Löschs kamen aus Rothenburg ob
der Tauber. Der Jurist Dr. Augustin Lösch
(1471-1535) trat 1507 in bayerische Dienste
und arbeitete sich bis zum Kanzler des Herzogtums unter Wilhelm IV. hoch. Da die Familie ihr weiteres Glück mit dem Schicksal
der Wittelsbacher verband, wollte sie auch
im Lande Fuß fassen und erwarb deshalb
1517 die vakante Hofmark Hilgertshausen
für 5518 Gulden. Der Landesherr belehnte
die Familie immer wieder mit dieser Herrschaft und anderen Besitztümern, bis die
Löschs sie selbst 1813 an die Freiherren von
Freyberg veräußerten.
Im Laufe der Jahrhunderte brachten sie einige bedeutende Persönlichkeiten hervor
wie den schon genannten Regierungskanzler Augustin Lösch,4 den von 1552 bis 1559
regierenden Freisinger Fürstbischof Leo
Lösch (Lebenszeit 1501/1502-1559)5 oder
den Hofratspräsidenten Albrecht Wilhelm
von Lösch (Lebenszeit 1619-1670).6 Es gab
aber auch Vertreter anderer Qualität.
Bronzene Grabplatte des Sigismund Lösch
von Hilgertshausen († 1615) in der Pfarrkirche Hilgertshausen.
Bischof Dr. Leo Lösch
(1501/1502-1559)
Leo Lösch war ein Sohn des Kanzlers Augustin Lösch und trat zunächst in die Fußstapfen seines Vaters.7 Er studierte Rechtswissenschaft in Ingolstadt, Bologna und
Siena. Er war aber von Anfang an für eine
geistliche Laufbahn vorgesehen, weshalb er
schon früh sogenannte kirchliche Pfründen
und ihre Einkünfte erhielt. Solche Pfründen bekam er in Moosburg, Isen, Freising
(Domkapitular seit 1525), St. Peter zu München und in Passau (Domkapitular). Ohne
seinen Vater wäre die Häufung von einträglichen Pfründen nicht vorstellbar gewesen. Man bezeichnete solche Geistliche
als „Pfründenjäger“, die von Zeitgenossen
wie Martin Luther heftig kritisiert wurden.
Innerhalb des Freisinger Domkapitels, das
sein Lebensmittelpunkt wurde, stieg er zum
Domscholaster und schließlich zum stellvertretenden Dompropst auf. 1552 fiel auf
ihn die Wahl zum Fürstbischof. Die Wahl
verdankte er Herzog Albrecht V. von Bayern. Obwohl ihm nur sieben Jahre verblieben, machte er sich um die Sanierung der
Hochstiftsfinanzen verdient. Seine Grabplatte hat sich im Domkreuzgang erhalten.
„Leuteschinder“ Augustin Lösch
(1585-1632)
Das Verhältnis zwischen Herrschaft und
den Untertanen war häufig gespannt. Konflikte und Streitigkeiten um das Scharwerk
sind seit 1603 zahlreich in den Quellen
überliefert, zuletzt noch 1803. Auslösend
wirkte sich oft ein Herrschaftswechsel aus.
Kulturspiegel Altoland
Ausgabe 45, September 2015
Die Feste Hilgertshausen und das Dorf um 1560 auf einer alten Federzeichung der Zeit.
Ein „Leuteschinder“ war Augustin der Jüngere Lösch. Dass es auch einvernehmlich
gehen konnte, zeigt das Beispiel des Albrecht Wilhelm Lösch.
Als der 1585 geborene Augustin der Jüngere Lösch die Hofmark Hilgertshausen
um 1608 übernahm, befand sie sich knapp
100 Jahre in Familienbesitz. Augustin hatte
Schulden und Streitigkeiten mit den Untertanen geerbt. Sparen oder Vermehrung
der Einkünfte auf Kosten der Untertanen
standen für Augustin als Alternativen im
Raum. Sein Interesse erschöpfte sich ausschließlich in der Jagdleidenschaft in den
eigenen, 1100 Tagwerk großen Waldungen.
Das standesgemäße Leben fand in einer
ungewöhnlichen Fettleibigkeit deutlichen
Ausdruck. Solch ein Mensch verachtete das
unstandesgemäße Sparen. Er griff zur zweiten Möglichkeit, zur Bedrückung der ihm
anvertrauten Untertanen. Dafür boten sich
die Erhöhung des Scharwerks, die Steigerung der Laudemien und die Vorenthaltung
des den Dorfleuten zustehenden Brennholzes an. Scharwerke waren Fronleistungen für den Sedelhof, für den Gutshof des
Herrn. Die Bauern düngten, ernteten und
mähten diese Flächen im Umfang von 10
Dungtagen, 150 Erntetagen und 46 Mähtagen mit 81 Rossen. Diese Leistungen erhöhte Augustin ohne sichtbaren Grund über
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Gebühr und ohne finanziellen Ausgleich.
Das Jahresholzkontingent für jedes Anwesen behielt er zurück, um seine Waldungen
nicht zu schmälern und selbst mehr Holz
auf dem freien Markt verkaufen zu können. 1618 klagten die Untertanen mit Hilfe
eines sicherlich nicht billigen Rechtsvertreters vor dem Münchner Hofrat. 1619 kam
es zum Vergleich: Jeder der 22 Vollbauern
der Hofmark sollte in Zukunft vier Jauchert
oder 1,4 ha Grund des Hofmarksherrn bearbeiten, dafür aber Vergütungen erhalten,
die aufgebessert wurden. Die Zeiten des
Scharwerksdienstes legte man genau fest.
Das Brennholz musste Augustin wie seit alters üblich gratis verabfolgen. Ein Vollbauer
erhielt acht Klafter, ein Halbbauer vier Klafter, ein Söldner wie der „Heiß“, der „Wildmoser“ oder der „Kratzer“ nur drei Klafter
und die Inwohner, d. h. Untermieter, jährlich zwei Klafter. Bau- oder Zimmerholz
gab es nicht umsonst, aber zu einem günstigen Preis. Dennoch kehrte keine Ruhe ein.
1626 erhoben die Untertanen erneut Klage.
Als Grundherr durfte Augustin seine Bauern und Söldner entsprechend der gegenseitigen Vereinbarungen auf- und abstiften.
Starb der Pächter eines Hofes, brauchte der
Herr, falls nicht Erbrecht vereinbart worden
war, den Hof nicht an den Sohn zu übergeben. Unabhängig davon wer das Anwesen
erhielt, musste aber eine eigene Besitzwechselabgabe, das sogenannte Laudemium,
bezahlt werden. Die Laudemien erhöhte
Augustin ungebührlich. Manche Güter verstiftete er überhaupt nicht mehr, sondern
zog sie in seinen eigenen Hofbau und verlangte aber von den übrigen Bauern, dass
sie diese im Rahmen des Scharwerks mitbebauten. Damit verstieß Augustin gegen den
Vertrag von 1619. Doch nicht genug, Augustin unterschlug Kirchen- und Vormundschaftsgelder und nahm auch die eheliche
Treue nicht allzu ernst. Das brachte das Fass
zum Überlaufen. In Bayern regierte damals
mit strenger Hand Kurfürst Maximilian
I. (1598-1651), dessen Moral- und Herrschaftsauffassung dem Lebensstil Augustins
diametral entgegenlief. Dementsprechend
hart fiel das Urteil für Augustin aus. Er verlor alle Würden, Ehren und Lehen, kam vier
Wochen in Haft und wurde schließlich des
Landes verwiesen. Den Untertanen stellte
der Hofrat 7000 Gulden Entschädigung in
Aussicht. 1631 durfte Augustin zurückkehren. Der Schwedeneinfall von 1632 richtete
die Hofmark vollends zugrunde. Wie tief
muss der Hass bei den Untertanen gesessen
sein, da sie selbst vor einer Nachplünderung
des Schlosses nicht zurückschreckten! Mitten im Krieg, am 7. August 1632, verstarb
Augustin der Jüngere Lösch.
13
Albrecht Wilhelm Lösch (1619-1670)
Von einem anderen Schlag Art war Augustins Neffe Albrecht Wilhelm Lösch
(1619-1670), seit 1653 Reichsfreiherr und
seit 1662 Lehenträger von Hilgertshausen.
Albrecht studierte seit 1636 in Ingolstadt
und stand ab 1643 als Hofrat und Truchsess
im kurfürstlichen Dienst. Er erhielt mehrere Ämter u.a. das Pflegamt von Kraiburg
(1662-1670) im Vitztumamt Niederbayern
und das einflussreiche Hofratspräsidentenamt (1666-1670). Damit stand Albrecht
dem Gremium vor, das seinen Onkel Augustin einmal verurteilt hatte. Der Hofratspräsident war nach modernen Begriffen
oberster Richter im Kurfürstentum und
gleichzeitig Regierungspräsident von Oberbayern. Albrecht Wilhelm hielt sich selten
in Hilgertshausen auf, aber seine Fürsorge
war überall zu spüren. Für den im 30jährigen Krieg abgebrannten Pfarrhof stiftete er
zum Wiederaufbau 200 Gulden, Ziegelsteine und Bauholz. 1666 schloss er mit dem
Graubündener Baumeister Caspar Zuccalli
einen Vertrag über die Erweiterung und
Modernisierung der gotischen Pfarrkirche
St. Stephan ab. Der Baumeister erhielt für
seine Tätigkeit die beachtliche Summe von
800 Gulden, obwohl er laut Hofmarksverwalter sich selten sehen ließ und „khein
Streich Arbeith“ tat.8 100 000 Ziegelsteine wurden verbaut. Albrecht begründete
auch 1664 die Allerseelenbruderschaft. Den
Hofbau oder Gutshof verpachtete er an einen Meier. 1666 löste er die leidigen Scharwerksdifferenzen. Die Frondienste durften
in Geld abgelöst werden, was die Bauern
und Söldner vor ungebührlichen Leistungserhöhungen bewahrte. Fronleistungen beanspruchte der Herr nur noch für Fuhren
zur Schranne, für Holzfuhren zum Ziegelstadel, für die Säuberung der sechs Weiher
und für die Jagd.
Vereinigung mit Jetzendorf
Am Ende des 18. Jahrhunderts erreichten
die Löschs ihre größte Besitzkonzentration:
1778 erwarben sie die freigewordene Nachbarhofmark Jetzendorf für 80 000 Gulden,
wohin die Familie auch zog. Um diese Zeit
besaßen die Löschs die fünf Herrschaften
Hilgertshausen, Türkenfeld, Jetzendorf,
Stein und Schalldorf, zwei Häuser in München und eines in Burghausen, alles in allem ein Wert von über einer halben Million
Gulden. Die Herrschaften waren jedoch
überschuldet, worüber auch der 1790 verliehene Reichsgrafentitel nicht hinwegtäuschen konnte. Zur notwendigen Schuldentilgung mussten Türkenfeld und Jetzendorf
14
verkauft werden. Schloss und Herrschaft
Hilgertshausen mit Hirschenhausen erwarben 1813 die Freiherren von Freyberg-Eisenberg, die sich in Jetzendorf niederließen.
Von Lösch zu Freyberg
Anlässlich des Übergangs an die Freybergs hielt 1813 die Verwaltung den Wert
der Hofmarksherrschaft fest.9 Er belief
sich rechnerisch auf 111 224 Gulden. Diese
Summe errechnete sich aus verschiedenen
Einzelposten, die dann mit dem Faktor 25
multipliziert wurden. 100 grund- und gerichtsbare Untertanen zahlten jährlich 973
Gulden Stift- und Pfenniggült, Hundsgeld,
Scharwerksgeld, Käsegeld und Küchendienst. Die Naturalabgaben wurden pro
Jahr auf 1323 Gulden veranschlagt, die Laudemien brachten 357 Gulden, der Zehnt
in Hilgertshausen trug 265 Gulden und
der von Riedenzhofen und Esterhofen 314
Gulden ein. Zum Schloss gehörten rund
156 Jauchert Feldgründe, was - pro Jauchert 40 Gulden gerechnet - einen Wert von
6230 Gulden darstellte. Ein Jauchert umfasste wohl 0,6 Hektar. Rund 75 Tagwerk
Wiesen hatte einen Schätzwert von 4718
Gulden. Der Wald zählte 1010 Jauchert,
davon wurden 378 Jauchert Jahresholz für
die Untertanen abgezogen, den Rest von
602 1/2 Jauchert mal 30 Gulden pro Jauchert veranschlagte man auf 18 945 Gulden.
Auf 800 Gulden schätzte der Verwalter das
dreieinviertel Tagwerk zählende Obst- und
Krautgärtlein beim Schloss. Die Schlossgebäude und die Gerichtsrechte wurden nicht
veranschlagt, ebenso wenig die Möbel, die
Ökonomiefahrnis, das Vieh, die Fourage,
die Getreidevorräte und die Schafe. Die
Realitäten beliefern sich insgesamt auf
30 793 Gulden, die ständigen Renten, also
die Einkünfte von den 101 Untertanen,
auf 59 842 Gulden und die Ausstände auf
20 589 Gulden, alles in allem ein Gutswert
von 111 224 Gulden, nach heutigen Verhältnissen ein Millionenvermögen. Diese
Summe mussten die neuen Besitzer aufbringen.
Das Dorf 1813
Das Dorf Hilgertshausen umfasste damals 28 Anwesen. Man unterschied Vollerwerbsbauern (1/1, ½ und ¼ Höfe) von
den klein- und unterbäuerlichen Anwesen,
zum Teil mit Gewerbe (1/8, 1/16 bis 1/32
Höfe). Vollerwerbsbauern waren streng genommen nur die fünf Halbhöfe („Wirth“,
„Dazlveit“, „Weiherbauer“, „Schieklhof “,
„Bäck“) und die vier Viertelhofbesitzer
(„Schmid“, „Lippenmann“, „Pfeifveitl“,
Grabdenkmal für Freiherr Albrecht Wilhelm Lösch von Hilgertshausen, Maria
Katharina, geb. von Taufkirchen zu Guttenburg, und Maria Johanna, geb. Gräfin Fugger zu Kirchberg-Weissenhorn
„Kramer“), also neun Anwesen. Die Besitzer der 1/8 und 1/16-Anwesen, sogenannte Söldner, wurden im 19. Jahrhundert als
Gütler bezeichnet, waren also Kleinbauern
wie der „Schaffler“, „Weihersattler“, „Heiß“,
„Wildmoser“, „Katzer“, „Hafner“, „Schneidermann“, „Webermann“, „Fischerweber“,
„Both“, „Woferlmann“, „Jäger“, „Bader“,
„Kristlweber“, „Maurermichl“, „Salzmann“,
„Birstner“, „Herrnschuster“ und „Maurerhändler“. Unschwer sind aus den Hausnamen die Hauptberufe zu erkennen. Von
der Landwirtschaft allein konnten sie nicht
leben.
Die Freybergs lösten die Holzrechte, um die
Jahrhunderte lang gestritten worden war,
schließlich 1821 mit 337 Tagwerk Holz ab,
aber weniger als beim Übergang an die Familie 1813 veranschlagt worden war. Erst
1848 kam per Gesetz das Ende der adeligen
Gerichtsherrschaft, das Ende der sogenannten Patrimonialgerichtsbarkeit, auch das
exklusive Jagdrecht ging verloren. Drei Jahre später wurde das Schlossgut veräußert.
Der Abbruch des Schlosses im Jahre 1866
setzte den Schlussstein: eine Ära, die insgesamt tausend Jahre gedauert hatte, gehörte
der Vergangenheit an.
Burgschloss
Vom Schloss kennen wir drei graphische
Ansichten: Die früheste stammt von Philipp Apian aus der Zeit um 1565. Die bekannteste rührt vom Kupferstecher MiKulturspiegel Altoland
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chael Wening her. Dieser stach einmal das
Schloss mit seinem Gutskomplex allein und
zum anderen eine Ansicht von Dorf und
Schloss von Süden gesehen in Kupfer. Auffällig ist bei der Dorfansicht eine von zwei
Hütern bewachte Schafherde. Die Schafzucht spielte in Hilgertshausen immer eine
gewichtige Rolle: 1645 geht die Rede von
738 herrschaftlichen Schafen! Das Schloss
selbst, ein wuchtiger, zweistöckiger Bau
mit vier Ecktürmen stammte im Kern aus
dem Mittelalter, war aber 1649/1652 im
Geschmack der Spätrenaissance erneuert
worden und zählte ohne die Turmräume
18 Zimmer. Ursprünglich dürfte es zum
Teil von Wassergräben umgeben gewesen
sein. Um 1700 betrat der Besucher das Areal durch ein Torgebäude mit Zwiebelturm.
Das Schloss lag östlich davon angebaut, umgeben von einem herrlichen Ziergarten mit
Orangenbäumen in Töpfen. 1733 bestand
ein Gewächshaus (Orangerie) mit 61 Orangenbäumen, 1769 hören wir von 47 Orangen- und Zitronenbäumen, 17 Feigen- und
9 Lorbeerbäumen. Nach Norden erstreckte
sich eine rechteckige Vierecksanlage mit
Neu seit 15. Dezember:
MVV-RufTaxi-Linien im
Landkreis Dachau
Das öffentliche Verkehrsangebot
im Landkreis Dachau wird durch
MVV-RufTaxi-Linien ergänzt und
damit weiter ausgebaut. Die RufTaxiLinien verkehren zum MVV-Tarif von
Montag bis Freitag und samstags
(jeweils an Werktagen) in Zeitlagen
mit geringerer Nachfrage, in denen
keine MVV-Regionalbusse unterwegs sind.
fünf zusammenhängenden Gebäuden (Wagenremise, Stallungen, Wohnungen, Richterhaus usw.). Das Ganze umgab eine Mauer.
Der Schlosskomplex nahm zeitweise eine
Hofhaltung von bis zu 60 Personen auf.
Dies waren Sekretäre, Kindererzieher, Kammerdiener, Lakaien, Kutscher, Reiterknechte, Vorreiter, Köchinnen, Dienstpersonal,
Knechte und Mägde. Zur Jagdzeit reisten
die befreundeten Familien an, die gleichfalls
untergebracht werden mussten. Außerhalb
des knapp umrissenen Herrschaftsareals lagen die Ziegelei, die Schäferei, die Taferne
und andere herrschaftliche Einrichtungen.
Nur noch einige Grabdenkmäler erinnern
in der Pfarrkirche an die Herrschaft der Familie Lösch.
Anmerkungen
Anmeldung für die MVV-Ruf
Taxi-Linie 7150 unter der
Tel. 08136/4343999 an Verkehrstagen ab 7 Uhr bis 30 Minuten vor
der letzten Fahrt.
Bei der Anmeldung einer RufTaxiFahrt sind folgende Angaben erforderlich:
1. Nummer des MVV-RufTaxis für
das angemeldet wird
2. Anzahl der Fahrgäste (davon Kinder bis 12 Jahre), die fahren wollen
3. Einstiegshaltestelle laut Fahrplan
4. Zielhaltestelle laut Fahrplan
So funktionieren die
MVV-RufTaxi-Linien:
Daueraufträge für regelmäßig wiederkehrende Fahrten sind möglich;
sie müssen aber bei Nichtinanspruchnahme spätestens 30 Minuten
vor der angemeldeten Abfahrtszeit
storniert werden. Daueraufträge erlöschen bei erstmaligem Nichterscheinen des Fahrgastes (nur Daueraufträge können auch per E-Mail erteilt
werden; für die MVV-RufTaxi-Linie7150
[email protected]).
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3 4 5
6 7 8 9 1 Max Freiherr von Freyberg: Geschichte der
ehemaligen Hofmark Hilgertshausen zugleich Lösch‘sche Familiengeschichte. In:
Oberbayerisches Archiv 33 (1874), S. 118217; Wilhelm Liebhart: Hilgertshausen-Tandern. In: Wilhelm Liebhart/Günther Pölsterl:
Die Gemeinden des Landkreises Dachau.
Dachau 1992, S.113-124; Wilhelm Liebhart:
Für Altomünster ist die MVV-RufTaxi-Linie 7150 zuständig.
Sie bedient vorwiegend die Gemeindegebiete Altomünster und Markt Indersdorf und teilweise auch Erdweg
und bietet Anschluss an die neue
S 2 Altomünster.
Sie verkehren nur bei Bedarf und nur
an den im Fahrplan veröffentlichten
Haltestellen und Abfahrtszeiten. Alle
Fahrtwünsche müssen telefonisch
angemeldet werden. Die Anmeldung
muss bis spätestens 30 Minuten vor
der Abfahrt an der ersten Haltestelle
der jeweiligen Fahrt erfolgen.
2
Zur Geschichte der Gemeinde Hilgertshaussen-Tandern. In: Hilgertshausen-Tandern.
Bilder aus vergangenen Tagen. Horb am
Neckar 2. Aufl. 2003, S. 9-31.
Freyberg, S. 7f. Das Original liegt im
Freyberg‘schen Schloßarchiv zu Jetzendorf.
Folgendes nach Freyberg (Wie Anm. 1).
Zur Geschichte Maria Rita Sagstetter: Hochund Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern. München 2000,
S. 537 f.
Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Band 2: H-O. München 2005, S. 1201.
Georg Schwaiger (Hrsg.): Das Bistum Freising in der Neuzeit, München 1989, S. 93100.
Reinhard Heydenreuter: Der landesherrliche
Hofrat unter Herzog und Kurfürst Maximilian I. von Bayern (1598-1651). München
1981, S. 343 f.
(Wie Anm. 5) und Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Band 2: H-O. München 2005, S. 1201.
Schloßarchiv Jetzendorf Akt 3926.
Schloßarchiv Jetzendorf Akt 2623a.
5. Verkehrstag und Abfahrtszeit der
gewünschten Fahrt
6. Namen und Telefonnummern der
Fahrgäste
Ruf
TAXI
Für Anregungen, Fragen aber auch
Kritik steht die Münchner Verkehrsund Tarifverbund GmbH unter den
Telefonnummern 089/21033-245
bzw. -204 gerne zur Verfügung. Weitere Informationen über die anderen
RufTaxi-Linien im Landkreis Dachau
erhalten Sie auch im Internet unter:
www.mvv-muenchen.de.
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