GartenLändle Obwohl solche Pflanzen stark geschnitten werden und viele Jahre Arbeit in ihre Gestaltung einfließen, wirkt ihr Habitus natürlich. Die Familie Ulmer produziert mittlerweile Formschnittgehölze mit ganz verschiedenen Arten und Gattungen: Hainbuchen, Felsenbirnen, Schnurbäume und Gleditschien avancieren in dieser extravaganten Wuchsform und in kleinen Gruppen gepflanzt in jedem Garten zum Hingucker. Eibenkissen, Buchslinsen erzogen Wenn es um Formgehölze geht, zeigt das Kopfkino meist sofort Bilder von Buchskugeln und Kasteneiben, doch das Formenspektrum ist wesentlich vielfältiger. Mit runden Eibenkissen oder linsenförmigen Buchsen entstehen wun- Gut Das herbstlich gekleidete Verkaufsgelände der Baumschule Ulmer verzaubert mit einer feurigen Farbenpracht. D er lange Eichentisch im Esszimmer der Familie trägt die Spuren vieler Generationen. Im Holz ist die Vergangenheit verewigt, es ist Sinnbild der hier gelebten Tradition am 96 Rande der Schwäbischen Alb, in Weilheim an der Teck, wo das Klima manchmal rau und der Boden lehmig ist. „Das härtet die Pflanzen ab und macht sie fit für ihr zukünftiges Leben in schönen Gärten“, verrät der Baumschulmeister Christoph Ulmer. Damit meint er nicht nur Jungpflanzen, sondern auch seine Spezialitäten: Formschnittgehölze. Scherenschnitt Der Schattenwurf der filigranen Verästlungen bei der kugelförmigen Prachtglocke wirkt wie ein aufwendiger Scherenschnitt im winterlichen Garten. Dieses noch relativ unbekannte asiatische Gehölz kommt selbst im manchmal kalten Ländle mit bis zu minus 30 Grad Hainbuchen und Rotbuchen eignen sich dagegen hervorragend als lebendige Raumteiler und Sichtschutz. Sehr attraktiv sieht dabei der an den untersten 30 Zentimetern freigestellte, kräftige Stamm dieser Spaliere aus, der zeigt, dass es sich hier tatsächlich um wohlgeformte und über 15 Jahre gut erzogene Einzelexemplare handelt. Die Rotbuche entledigt sich ihrer Blätter erst mit dem neuen Austrieb im Frühling und dient Schneehäubchen auf Steinskulpturen und Großbonsais malen ein romantisches Wintergartenbild. Gewachsene Skulpturen aus dem Ländle Christoph Ulmer ist in seiner langen Ahnengalerie der sechste Gärtnermeister. Er führt die 1860 gegründete Baumschule in Weilheim an der Teck mit viel Herzblut. Seine Spezialitäten kommen vor allem im winterlichen Garten zur Geltung: Formschnittgehölze und Riesenbonsais. derschöne sanfte Hügellandschaften, auf denen im Winter der leise rieselnde Schnee weiße romantische Häubchen zaubert. Bis zu zwei Meter Durchmesser erreichen diese lebenden Skulpturen. Bis allerdings dieses voluminöse Maß erreicht ist, braucht es in etwa 30 Jahre Geduld, Schnitt und beharrliche Pflege. Celsius klar und begeistert im Frühling mit Tausenden kleiner cremefarbener Blütenglöckchen. Es wirft im Winter das Laub ab, wirkt aber stets charaktervoll, im Sommer wie im Winter. Besonders stimmungsvoll wirken mehrstämmige Schirmformen. Unter dem Schatten spendenden Blätterdach des Eisenholzbaumes hingegen, der sich im Herbst wunderbar gelb-orange verfärbt, herrscht das ganze Jahr über romantische Stimmung. „Zusammen mit einer klugen Beleuchtung lassen sich gerade im Winter wunderbare Naturszenen herausarbeiten“, schwärmt Ulmer. Zudem ermöglichen diese Schirmformen eine attraktive Unterpflanzung, da die Kronen genug Licht durchlassen. In ein besonders intensives Rot verfärben sich die Japanischen Ahornarten. Eine perfekte Halbkugel mit unzähligen filigranen Verästelungen: die 50 Jahre alte Prachtglocke Äpfel und Birnen vergleichen Volker Kugels Expertenrat Bei Ulmers kann man wunderbar Äpfel mit Birnen vergleichen, denn die Baumschule kultiviert jährlich 20 000 Obstbäume. Bis zu 80 verschiedene Apfelsorten gibt es hier, darunter viele alte lokale Sorten, wie die Biesterfelder Renette oder den Finkenwerder Prinzenapfel. „Wir produzieren diese robusten Sorten ganz bewusst, um die Kulturlandschaft der Streuobstwiesen zu erhalten“, erklärt Ulmer, der diesen Landschaftstyp seiner Heimat sehr schätzt. Auch Kirschen, Sauerkirschen, Brennkirschen, Mostbirnen, Aprikosen, Mirabellen, Renekloden, Pflaumen, Zwetschgen und Beerenobst gehören zu seinem saftigen Sortiment von insgesamt 250 Obstsorten, um die sich 20 Fachkräfte und vier Auszu bildende kümmern. Der Gartenexperte und Direktor des Blühenden Barock in Ludwigsburg sagt: „Die in der Baumschule Ulmer produzierten robusten Regionalsorten eignen sich nicht nur für die ländlichen Streuobstwiesen, sondern selbstverständlich auch für den Hausgarten. Diese altbewährten Sorten haben den Vorteil, dass sie in der Regel völlig ohne Pflanzenschutz gedeihen. Mit wenig Pflege, null Chemie, aber ausgestattet mit kräftigen, vollmundigen Aromen, schmecken Apfel und Birne aus dem eigenen Garten noch viel besser. Für k leinere Gärten kultiviert die Baumschule diese leckeren Früchtchen auch auf sogenannten Buschbäumen. Diese werden nicht so groß wie die auf den Streuobstwiesen verwendeten Hochstämme und sind leichter zu schneiden und zu ernten." Gelb gefärbte Kastenlinden positionieren ihre geschnittenen Kronen zwischen sattgrünen Gartenbonsais. somit auch in der kalten Jahreszeit als bildschöner, rostroter Sichtschutz, in dem der Winterwind aufgeregt rascheln darf. Was wohin passt, verrät Gattin Christina Ulmer den Kunden. Sie ist im Gartencenter der Baumschule verantwortlich für die Beratung, plant Gärten und hat die Verwaltungsaufgaben im Griff – sie ist also die Frau, die immer weiß, was auf den Feldern noch verfügbar ist. Ziemlich groß und doch ein Bonsai Zum Angebot gehören auch sogenannte Gartenbonsais. „Die Heimat der Großbonsais, wie die Gartenbonsais auch genannt werden, sind Spezialbaumschulen in Japan. Ich bilde mich laufend weiter und war zuletzt im Jahr 2012 für zehn Tage auf einem Schnittkurs in Japan, da wir auch am Fuße der Alb seit 30 Jahren Bonsais aus Zypressen, Wacholderarten, Buchs-, Ilexarten und Scheinzypressen formen“, erklärt der 98 Im Schaugarten der Baumschule Ulmer finden sich viele schöne Anregungen, und zwar nicht nur für den stimmungsvollen Herbstgarten. Baumschulmeister. Er hat diesen Trend sehr früh erkannt. „Die Verwendung muss allerdings passen“, sagt er. „Vor einem modernen Büroeingang, einer Schieferwand, in einem Atrium oder neben kubischen Gebäuden entfalten diese malerischen Kunstwerke ihre ganze Pracht.“ Die Preise haben es allerdings in sich. Sie variieren zwischen 2000 bis 12 000 Euro, je nach Größe und Alter der Pflanzen. Das schreckt die Interessenten aber nicht ab. Der prominenteste Kunde, der bei Ulmers einen Gartenbonsai kaufte, kam mit dem Learjet aus Monaco. „Das passiert leider nicht jede Woche“, sagt der Inhaber lächelnd und ist dennoch stolz auf dieses Erlebnis. Vermutlich weiß man auch in Monaco, dass es ein unvergessliches Erlebnis ist, ein Solitärgehölz für den eigenen Garten zusammen mit dem Landschaftsgärtner und einer professionellen Beratung in der Baumschule auszuwählen. Gemeinsam zu überlegen, welche Gehölze mit welcher Wuchsform an diesem oder jenem Platz harmonieren. „Wenn dann die Bäume geliefert werden, existiert bereits eine Verbindung zwischen Mensch und Pflanze“, meint Ulmer. „Und die ist spürbar.“ Text: Petra Reidel, Fotos: Baumschule Ulmer (8), Fotolia (1), Wager Archiv (1) Hainbuchenspaliere sind der perfekte lebende Sichtschutz und machen selbst im Winterkleid eine gute Figur. Lust auf mehr Seit Herbst 2015 gibt es bei Ulmers im gemütlich eingerichteten Verkaufsraum ausgewählte Wohnaccessoires, gute Tröpfchen für lange, kalte Winterabende und die passende Lektüre: Ausgefallene Kochbücher, die zu neuen Taten am Herd inspirieren und gebundene Gartenträume gehören zum Schmökerangebot vor Ort. Sie helfen, die dunkle Jahreszeit aufzuhellen und zu genießen. Das schöne Holzregal hat Christoph Ulmer selbst entworfen und gebaut und die weitere Ladeneinrichtung entstammt ebenfalls seinem Entwurf. So lockt die Baumschule auch im Winter zum Besuch des verschneiten Schaugartens, woran sich eine Weinoder vielleicht auch eine Whisky probe anschließt. Christoph Ulmer Baumschulen & Gartendesign Obere Grabenstraße 34 73235 Weilheim an der Teck Telefon: 07023 2838 www.ulmer-baumschulen.de 99
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