Advent verbrennt

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mit mir durch jahr und tag
Advent verbrennt
Seht nur all die vielen bunten Birnen
blitzen, blinken, blau und rot und grün,
konkurriern mit himmlischen Gestirnen,
Gott ist groß, der kleine Mensch ist kühn.
Männer installieren Weihnachtsschlangen,
kleine Bäckchen glühn im Kindersitz,
Glühweinväter-Baumarkt-Kombizangen
reflektieren Licht im Tannenspitz.
Vollverstrahlte Doppelhausgaragen,
Hecken blickdicht ausilluminiert,
Bambirudel-Gartenzwerg-Collagen,
Ochs und Esel festlich imitiert.
Regenrinnenabflussrohre schimmern
wie der Morgenstern im Nebelkranz.
Mattglasfenster in den Badezimmern
werfen rhythmisch Lichterorgelglanz.
Mietskasernen locken wie Bordelle,
hochadventlich rot in stiller Nacht.
Kletter-Nikolaus tritt auf der Stelle,
vor der Ankunft dübelfest gemacht.
Aus dem Schornstein stiegen weiße Räuche,
die ein heller Weihnachtsmond beschien.
Tragik steckt in manchem unsrer Bräuche,
Vater steckt verkantet im Kamin.
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mit mir beim tier
Rinderreime im Advent 2000
Denkt doch bitte im Advent
an die längst vergessnen Wesen,
ach, sie werden nie mehr äsen,
denn man hat sie abgehängt.
Denkt doch bitte vor dem Fest
an die dunkelroten Halben,
ach, sie werden nie mehr kalben,
denn sie fielen durch den Test.
Denkt beim Anblick eurer Krippen,
an die schweren Nichtentbeinten,
die im Kühlhaus tot Vereinten,
denkt an ihre kalten Rippen.
Denkt im Glanze eurer Lichter,
an das mehlgewordne Vieh,
und an den, der damit nie
reimen wollte, an den Dichter.
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