Nr.02Z034436 • P.b.b. Verlagspostamt 8010 D I E WA S S E R Z E I T S C H R I F T D E R S T E I E R M A R K 2/2015 WASSERVERSORGUNGSPLAN STEIERMARK AUSBAU DES PETERSBACHES - PROJEKT „RIVER MUR“ INTERNATIONAL RIVERPRIZE 2015 EIN WEITERER MEILENSTEIN 2015 ERSTE UMFASSENDE DARSTELLUNG DER STEIRISCHEN WASSERWIRTSCHAFT D ie beiden Autoren, der „Wasserwirtschaft in der Steiermark. Geschichte und Gegenwart“ ist der Historiker Dr. Bernhard titel des in enger Kooperation zwischen der Abteilung 14 - Wasserwirtschaft, Reismann und der Leiter Ressourcen und Nachhaltigkeit und dem Steiermärkischen Landesarchiv in der Abteilung 14 - Wasserwirtschaft, mehrjähriger Vorbereitungszeit geschaffenen Werkes. Ressourcen und Nachhaltigkeit, DI Johann Wiedner, geben aus ihrer jeweils eigenen Expertise einen ausgestatteten Band ab. Auf über rechtlichen Rahmenbedingungen spannenden Einblick in die Entwick- 500 Seiten wird ein facettenreiches werden die Wasserversorgung, lung der Wasserwirtschaft von den Bild der verschiedenen Bereiche die einst im wahrsten Sinne des Anfängen bis heute. Ein Beitrag der der Wasserwirtschaft gezeichnet. Wortes tragende Rolle des Wassers TU Graz zur universitären Wasser- Ausgehend von einem Blick auf die für das Transportwesen, Wasser wirtschaft rundet den leicht lesba- mit dem Wasser, seiner Nutzung als Antriebskraft für Mühlen und ren, mit vielen historischen Bildern und seinen Gefahren verbundenen Hammerwerke, die Abwasserent- Hofrat Dr. Josef Riegler, Direktor des Landesarchivs (Mitte) und die beiden Autoren, der Historiker Dr. Bernhard Reismann (rechts) und der Leiter der Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit Hofrat DI Johann Wiedner (links), stellen das umfassende Werk druckfrisch vor. 2 INHALtSVERZEICHNIS steirische Wasserversorgung zukunft gestalten DI Johann Wiedner .................................................................................................... 4 sorgung, der Hochwasserschutz, investiert. Die über Jahrhunderte die Melioration landwirtschaftlicher gesetzten Maßnahmen prägen die Flächen und die Elektrizitätserzeu- steirische Landschaft bis heute. gung aus Wasserkraft dargestellt. Der großformatige Band wurde Im Lauf der Jahrhunderte haben Ende November 2015 präsentiert das Land, der Staat und viele „inter- und ist im Buchhandel oder direkt essierte Adjazenten“ unglaublich beim Landesarchiv zum Preis von große Summen in den Hochwas- 39,- Euro erhältlich. serschutz, in die Versorgungs- und Entsorgungsanlagen, in die Wildbachverbauung und auch in die Energiegewinnung aus Wasserkraft Wasserversorgungsplan steiermark 2015 DI Alexander salamon, Bsc, DI Walter schild .............................................................................................................. 7 Die Lafnitz - Ein Naturjuwel an der steiermärkisch-burgenländischen grenze Mag. Dr. georg Wolfram, Ing. Jürgen Mosbacher .................................................................................... 15 sedimentproblematik in fließgewässern neues forschungsgerinne an der BOKu univ. Prof. DI Dr. helmut habersack, DI Dr. Marcel Liedermann, DI Mag. Dr. christine sindelar, DI Marlene haimann ........................................................................................ 22 Die Mur - finalist beim Thiess International riverprize 2015 DI rudolf hornich .................................................................................................... 26 hydrologische Übersicht für das erste halbjahr 2015 Mag. Barbara stromberger, DI Dr. robert schatzl, Ing. Josef Quinz ............................................................................................................ 30 Ausbau des Petersbaches - ein weiterer Meilenstein für den hochwasserschutz in graz DI stefan Kienzl, DI Katharina schüssler ................................................................................ 35 hochwasserprognose in der steiermark aktueller stand und geplante Entwicklung DI Dr. robert schatzl .......................................................................................... 40 umweltzeichen und Wasser Dr. uwe Kozina .............................................................................................................. 44 Veranstaltungen ......................................................................................................... 46 3 STEIRISCHE WASSERVERSORGUNG - ZUKUNFT GESTALTEN DI Johann Wiedner Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-2025 [email protected] Eine gesicherte Versorgung der Bevölkerung, der Wirtschaft und des tourismus mit trinkwasser ist in der Steiermark derzeit auf hohem Standard gegeben. Auch im trockenen und heißen Sommer 2015 haben die Wasserversorgungssysteme ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Dies ist das Ergebnis der jahrelangen Bemühungen der öffentlichen Wasserversorger, unterstützt vom Land Steiermark und geleitet von langfristig ausgerichteten Planungen. Nunmehr liegt der Wasserversorgungsplan Steiermark 2015 vor. D ie Entwicklung des steiri- und Gemeinschaften (Abb. 1). schen Trinkwasserversor- Der Ausbau der Wasserversor- Generalplan der Wasserversorgung 1973 gungssystems erfolgte im gungsanlagen wurde getragen von In der Steiermark wurde 1973 der Laufe des 20. Jahrhunderts – den sich ändernden Bedarfssitua- Generalplan der Wasserversorgung insbesondere in der 2. Jahrhun- tionen, den technischen Entwick- von der Wasserwirtschaftlichen derthälfte – durch Gemeinden, Was- lungen sowie den rechtlichen Rahmenplanung des Landes erar- serverbände, Genossenschaften Vorgaben. beitet. Dabei wurden vor allem die Abb. 1: Übersichtskarte Wasserverbände der Steiermark © Abt.14/GIS-Stmk 4 Aspekte der Verfügbarkeit geeigneter So wurde konkret Stellung bezogen Wassernetzwerk Steiermark Trinkwasserressourcen sowie eines zur Diskussion „Wasserversorgung – Die niederschlagsarmen Jahre 2001 weiteren Ausbaues des Verbundes noch eine öffentliche Aufgabe“. Die bis 2003 verbunden mit Hitzeperioden von Gemeinden berücksichtigt. ausgeführten Argumente, warum haben die Umsetzung der im Wasser- Bereits damals wurde zum Ausdruck die Trinkwasserversorgung als versorgungsplan (2002) vorgeschla- gebracht, dass generelle Planungen wesentliche Aufgabe der Daseins- genen Maßnahmen beschleunigt auch auf dem Gebiet der Wasserver- vorsorge in kommunaler Verant- bzw. den Maßnahmenkatalog alsbald sorgung den immer neu entstehen- wortung gut aufgehoben ist, sind wesentlich erweitert. den Veränderungen und Herausfor- unverändert aktuell und wurden derungen Rechnung tragen müssen. zuletzt sowohl von den Wasser- Entstanden ist daraus in den Folge- Dem folgend wurde 1996 mit der versorgern, aber auch von weiten jahren das „Wassernetzwerk Steier- Erstellung eines weiteren Steirischen Teilen der Politik in der Diskussion mark“, das auch den verbesserten Wasserversorgungsplanes begonnen, um die EU-Richtlinie zur Vergabe Möglichkeiten eines „Innersteirischen der nach umfassender Bestandserhe- von Konzessionen sowie um das Wasserausgleiches“ Rechnung trägt bung und weitreichenden Diskussio- Handelsübereinkommen TTIP ein- (Abb. 2). nen 2002 fertiggestellt wurde. gebracht. Steirischer Wasserversorgungsplan (2002) Schwerpunkt des Wasserversor- dafür 57 Einzelmaßnahmen mit einem gungsplanes 2002 bildeten aber Investitionsvolumen von 52,9 Millionen Dieser Wasserversorgungsplan do- auch die Lösungsansätze zur Euro umgesetzt. Die Errichtung einer kumentierte den Erfolg der Trinkwas- Vernetzung der öffentlichen Wasser- Transportleitung in der zweiten Röhre serwirtschaft der letzten Jahrzehnte versorger untereinander sowie die des Plabutschtunnels, die Trans- und griff die damals aktuellen Errichtung weiterer leistungsfähiger portleitung Oststeiermark von Graz Themen auf. Transportleitungen. nach Hartberg sind dabei ebenso zu Zwischen 2000 und 2015 wurden Quelle Brunnen Arteser Hochbehälter Tiefbehälter Druckerhöhung Übergabeschacht Verteilerschacht bestehende Anlagen bis 2001 umgesetzte Anlagen ab 2002 vorgeschlagene Anlagen ab 2002 vorgeschlagene Anlagen ab 2015 Abb. 2: Übersichtskarte Wassernetzwerk Steiermark 5 Wasserversorgungsplan Steiermark 2015 notwendig wie die Vermeidung von bandsleitungen im Raabtal sowie zwischen Wechsel und Masenberg. Gestützt auf diese Erfahrungen und tung neuer Infrastrukturen ist auf Von besonderer Bedeutung sind im Wissen, dass der erfolgreiche Basis der aktuellen Bedarfsprognosen aber auch die Errichtung der Weg der Trinkwasserwirtschaft in unter Berücksichtigung der regiona- Transportleitung Weststeiermark der Steiermark nur im Zusammen- len demografischen Entwicklungen sowie die Steigerung der Leistungs- wirken aller Verantwortungsträger vorzunehmen (Abb. 3). fähigkeit der Verbindungsleitung dauerhaft aufrechterhalten werden zwischen Umland Graz und der kann, entschloss man sich 2012, eine Neue Schwerpunkte in den nächsten Leibnitzerfeld Wasserversorgungs Aktualisierung und Fortschreibung Jahren bilden Maßnahmen zur dau- GmbH. des Wasserversorgungsplanes (2002) erhaften Erhaltung der geschaffenen durchzuführen. Infrastruktur in Funktion und Wert, erwähnen wie die wichtigen Ver- Die Vernetzungen und Transportlei- die Optimierung von Organisation tungen ermöglichten den regionalen Im nachfolgenden Artikel wird und Betriebsführung unter Berück- und örtlichen Wasserversorgern der Wasserversorgungsplan 2015 sichtigung der Gemeindestruktur- die weitere Ersterschließung von ausführlich vorgestellt. Zusam- reform und die Schaffung eines Siedlungsgebieten, aber auch eine menfassend kann jedoch vorweg weitreichenden Not- und Störfallma- gesicherte Bereitstellung von Trink- ausgeführt werden, dass eine kon- nagements. wasser für Wirtschaft und Tourismus. tinuierliche Weiterentwicklung auf Die Verfügbarkeit über Trinkwasser dem Gebiet des Ressourcenschutzes in guter Qualität, in ausreichender Die erfolgreiche Umsetzung des und des Ausbaues der Infrastruk- Menge und zu leistbaren Gebühren Wasserversorgungsplanes (2002) tur wichtige Aufgaben der Zukunft ist heute Anspruch der Bevölkerung war nur durch die gute und ab- bleiben. Der Schutz der Grundwas- und erklärtes Ziel der Verantwort- gestimmte Zusammenarbeit der serressourcen umfasst sowohl die lichen. Eine sichere Wasserversor- Wasserversorger untereinander Qualität als auch die Quantität. Eine gung ist insbesondere aber auch sowie mit Politik und Verwaltung nachhaltige Bewirtschaftung von unverzichtbare Infrastruktur und des Landes möglich. Trinkwasservorkommen ist ebenso Lebensqualität. Abb. 3: Grafik Bedarfsentwicklung bis 2050 6 Wasserverschwendung. Die Errich- WASSERVERSORGUNGSPLAN STEIERMARK 2015 DI Alexander salamon, Bsc Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-3120 [email protected] STRATEGIEN FÜR EINE ZUKUNFTSGESICHERTE WASSERVERSORGUNG IN DER STEIERMARK Mit dem Wasserversorgungsplan Steiermark 2015 wird nun – nach dem Generalplan der Wasserversorgung Steiermark 1973 und dem Wasserversorgungsplan Steiermark 2002 – ein für die steirische Wasserversorgung erfolgreiches Instrumentarium übergeordneter Planungen weitergeführt. Die Inhalte und Schwerpunkte des Wasserversorgungsplanes spiegeln die Genese der öffentlichen Wasserversorgung in der Steiermark wider. Der Wasserversorgungsplan 2015 stellt sich vor allem der Herausforderung der dauerhaften Funktions- und Werterhaltung der geschaffenen Wasserversor- DI Walter schild* Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-3663 [email protected] gungsinfrastruktur. den Wasserversorgern zu errichten. Oststeiermark, Weststeiermark, Zent- Die Ziele des Wasserversorgungspla- ralraum Graz und Südsteiermark. Die nes Steiermark 2002, veröffentlicht in wichtigsten generellen Planungen einer Zeit, in der Hitze und Trocken- waren jene für die Transportleitung heit den Wasserversorgern zusetzte, Plabutschtunnel, das Wassernetzwerk wurden mit Sonderförderungen des Oststeiermark und Wassernetzwerk er Generalplan der Was- Landes unterstützt, kurzfristig verfolgt Weststeiermark, die Transportleitung serversorgung Steiermark und bereits weitgehend umgesetzt. Oststeiermark, das Wassernetzwerk D 1973 beschäftigte sich mit Pöllauertal, die Transportleitung Süd- der steiermarkweiten Erhebung Wassernetzwerk Steiermark* und quantitativen Bewertung von Eine wesentliche Erkenntnis im Zuge Hartberg Nord sowie die Ringleitung Grundwasservorkommen und dem der Erarbeitung des Wasserversor- Lungitzbachtal – Dombachtal. damit verbundenen Aufbau von gungsplanes war, dass die vorhande- lokaler und regionaler Wasserver- nen regionalen Ressourcen für eine Schlussendlich wurden für das sorgungsinfrastruktur. Weiters wurde sichere Wasserversorgung in der gesamte Netzwerk 89 Maßnahmen der Grundstein für die Gründung Zukunft in jenen Teilen des Landes vorgeschlagen, wovon seit dem von den meisten der heute beste- nicht ausreichen werden, wo die Jahr 2000 57 Maßnahmen umgesetzt henden Wasserverbände gelegt. gegenseitige Versorgung in Not- oder wurden. Im Bereich der Oststeiermark Der Fokus des Wasserversorgungs- Katastrophenfällen nicht oder nur wurden 26 Maßnahmen mit einem planes Steiermark 2002 lag neben eingeschränkt möglich ist. Daraus Investitionsvolumen von rund 12 Mil- einer aktualisierten Aufarbeitung der wurden der „Innersteirische Wasser- lionen Euro umgesetzt, das Wasser- hydrogeologischen Grundlagen auf ausgleich“ und das „Wassernetz- netzwerk Weststeiermark umfasst 12 der Entwicklung des sogenannten werk Steiermark“ entwickelt. In den Maßnahmen mit Investitionskosten Wassernetzwerkes für den inner- Prozess der Maßnahmenentwicklung von rund 9,6 Millionen Euro und im steirischen Wasserausgleich. Her- wurden zahlreiche Wasserversorger Zentralraum Graz und Südsteiermark vorgerufen durch regional ungleich eingebunden. Die daraus resultie- sind sechs Maßnahmen fertig gestellt, verteilte Ressourcen und klimatische renden Lösungsansätze mündeten die rund 8,2 Millionen Euro gekostet Veränderungen wurde es notwendig, dann in die Erstellung von generellen haben. Als Beispiel wäre hier die für die Sicherung der Trinkwasserver- Planungen samt Kostenschätzung für Transportleitung Plabutschtunnel zu sorgung leistungsstarke Transportlei- die vorgeschlagenen Maßnahmen nennen, die circa 10 km lang ist und tungen sowie Vernetzungen zwischen in den Regionen Obersteiermark, eine Transportkapazität von circa 200 l/s weststeiermark, das Wassernetzwerk *Text von DI Walter Schild 7 aufweist. Damals wurde die einma- per sowie dem daraus ableitbaren ist es dabei, Trinkwasser in hoher lige Chance genützt, eine Leitung in qualitativen und quantitativen Res- Qualität und ausreichender Menge die im Bau befindliche Weströhre des sourcenschutz gesetzt. zu leistbaren Preisen/Gebühren dem Plabutschtunnels mitzuverlegen. Endverbraucher zur Verfügung zu Bei den Wassernetzwerken nördlich In Weiterführung des Wasserver- stellen. Als Unterstützung für die und südöstlich von Hartberg wurden sorgungsplanes Steiermark 2002 steirischen Wasserversorger wurden insgesamt neun Maßnahmen mit beschäftigt sich der Wasserversor- die Bereiche Betriebsführung, Kosten Kosten von rund 5,6 Millionen Euro gungsplan 2015 wieder intensiv mit und Organisation steiermarkweit realisiert. Im Bereich der Südweststei- den Themen Trinkwasserbedarf und analysiert und Konzepte für zukünfti- ermark kamen drei Maßnahmen im Versorgungssicherheit. Dieser Teil ge Optimierungen erarbeitet. Gerade Ausmaß von knapp 2 Millionen Euro stellt auch die Basis für die Weiter- die Gemeindestrukturreform bietet zur Ausführung. Nicht zuletzt soll die entwicklung des Wassernetzwerkes die Chance, Optimierungsmög- Transportleitung Oststeiermark mit Steiermark und den innersteirischen lichkeiten in der Organisation und einer Länge von circa 60 km (Feldkir- Wasserausgleich dar. Zur Erhaltung Betriebsführung zu prüfen. chen bei Graz bis Hartberg-Umge- und Verbesserung der Versorgungssi- Im Nachfolgenden wird auf die bung) erwähnt werden. Sie hat eine cherheit wurde den Themen Ausfalls- einzelnen Schwerpunkte des Wasser- Kapazität von bis zu 200 l/s und weist sicherheit und Störfallmanagement versorgungsplanes Steiermark 2015 einen Durchmesser von 200 bis besondere Bedeutung zugemessen. näher eingegangen. 500 mm auf. Steiermarkweit wurde in den letzten Das Gesamtinvestitionsvolumen nanziellen Mitteln eine umfangreiche Klimawandel und Wasserhaushalt für das Sonderprogramm Wasser- Trinkwasserversorgungsstruktur mit Um die Einschätzung der Auswir- netzwerk Steiermark beträgt aktuell hoher Qualität aufgebaut, die es nun kungen des künftigen Klimawandels rund 65 Millionen Euro. Nicht nur die in ihrer Funktion und in ihrem Wert auf die Wasserversorgung und die Trockenperioden in den Jahren 2000 zu erhalten gilt. Gerade in der Sied- Erarbeitung von Anpassungsoptio- bis 2003 haben gezeigt, wie wichtig lungswasserwirtschaft ist das Thema nen an den Klimawandel auf eine und richtig es war, die Lösungsansät- Funktions- und Werterhaltung von zuverlässige und langlebige Infor- ze des Wassernetzwerkes Steiermark Infrastrukturanlagen eine besondere mationsgrundlage zu stellen, wurden rasch zu realisieren (siehe auch Bei- Herausforderung für die nächsten Jahr- im Auftrag der Steiermärkischen Lan- trag DI Wiedner, Abbildung 2, Seite 5, zehnte. Daher befasst sich der Was- desregierung vom Wegener Zentrum Wassernetzwerk Steiermark). serversorgungsplan Steiermark 2015 für Klima und Globalen Wandel der intensiv mit diesen Themenbereichen. Karl-Franzens-Universität Graz erst- Wasserversorgungsplan 2015 Den Wasserversorgern selbst stellen mals umfassend Klimaszenarien für Nach mehr als zehn Jahren sollten sich zunehmend auch wirtschaftliche die Steiermark (STMK12) erarbeitet. der vorangegangene Plan evaluiert, Herausforderungen. Oberstes Ziel Diese STMK12-Szenarien wurden in Jahrzehnten mit viel Energie und fi- Grundlagen aktualisiert sowie weitere zielgerichtete Planungskonzepte und -grundlagen für die Zukunft neu erstellt werden. Hydrogeologische Grundlagen wurden aufgrund aktueller rechtlicher Vorgaben sowie des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans (NGP) überarbeitet und hydrographische Grundlagen unter Berücksichtigung klimatischer Veränderungen neu erarbeitet und bewertet. Neben dem Thema Klimawandel und den damit verbundenen Auswirkungen auf den steirischen Wasserhaushalt wurden Schwerpunkte bei der Analyse der Qualität und Quantität der Grundwasserkör- 8 Abb. 1: Am 19. Oktober 2015 wurde der Wasserversorgungsplan präsentiert; (v.l.n.r.) Obmann DI Bruno Saurer, Landesrat Johann Seitinger und Abteilungsleiter DI Johann Wiedner © A14 weiterer Folge für die Grundgrößen mark 2015 ein Überblick über den Grundwasserkörper wird im Plan als Temperatur und Niederschlag sowie geologischen Bau und die hydrogeo- Grundlage näher beschrieben für die anwendungsorientierten logischen Grundzüge vorgenommen. (Abb. 3). Aufgrund dessen, dass Kenngrößen wie Starkniederschläge, Darüber hinaus wurden die Themen gemäß dem Wasserrechtsgesetz Schneesicherheit oder Trockenperi- Niederschlag, Lufttemperatur, Ver- (WRG 1959) vor allem Grund- und oden analysiert. Die Ergebnisse zei- dunstung, Landnutzung und Wasser- Quellwasser so reinzuhalten sind, gen, dass eine weitere Temperaturzu- bilanz eingehend behandelt. dass sie als Trinkwasser verwendet nahme in der Steiermark bis 2050 Die verschiedenen Komponenten werden können, wurde im Rahmen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Wasserbilanz haben sich im des Wasserversorgungsplanes Stei- eintreten und einen Trend von etwa Vergleich der beiden Betrachtungs- ermark 2015 besonderes Augenmerk 0,3 °C pro Jahrzehnt aufweisen wird zeiträume 1971-1996 und 1987-2012 auch auf die Bewertung des quali- (Abb. 2). Insbesondere im Winter wird verändert. Rein quantitativ kann al- tativen und quantitativen Zustandes eine stärkere Erwärmung erwartet. lerdings in Bezug auf die Grundwas- der Grundwasserkörper sowie deren In Bezug auf den Niederschlag sind serreserven festgestellt werden, dass Schutz gelegt. die Prognosen unsicherer. Von Herbst die großen Karstgebiete der Nörd- bis Frühling wird eher mehr Nieder- lichen Kalkalpen, das Kristallin der Ressourcenschutz schlag erwartet. Im Sommer und vor Niederen Tauern, der Gleinalpe und Während der Schwerpunkt des Was- allem im Süden der Steiermark ist Koralpe die Hauptwasserhäufigkeits- serversorgungsplanes 2002 vor allem auch eine Niederschlagsabnahme gebiete der Steiermark darstellen. auf die Bereitstellung vorhandener möglich. Zusätzlich gibt es allerdings Die großen Mangelgebiete lassen Trinkwasserressourcen gelegt war, Anzeichen, dass Niederschläge in sich im Ost- und Weststeirischen Ter- wird nunmehr im aktuellen Wasser- Zukunft heftiger ausfallen könnten. tiärbecken aufgrund der geringeren versorgungsplan 2015 ein besonderer Auswirkungen des Klimawandels, Niederschläge und der geringdurch- Wert dem qualitativen und quanti- die stark von der Temperaturzu- lässigen und schlecht speichernden tativen Grundwasserschutz beige- nahme abhängen, werden in den Tertiärsedimente lokalisieren. messen. Das Ziel des qualitativen Ressourcenschutzes in der Steier- nächsten Jahrzehnten mit sehr hoher Erfassung und Bewertung der Wasservorkommen mark ist es weiterhin, natives Wasser Hydrogeologische Grundzüge Im Wasserversorgungsplan 2015 war zu können. Die Aufbereitung nativen In Bezug auf die wasserwirtschaftli- auch eine Aktualisierung des Kapi- Wassers zu Trinkwasser wird nur als chen Belange ist eine exakte Kenntnis tels „Wasservorkommen“ erforder- letzte Option zur Sicherung der Trink- über die hydrogeologischen Grund- lich. Die durch die Übernahme der wasserversorgung gesehen. züge des Landes von besonderer Be- Europäischen Wasserrahmenricht- Um dieses Ziel zu erreichen, wurden deutung. Aus diesem Grunde wurde linie in Nationales Recht notwendig in der Steiermark bislang insgesamt im Wasserversorgungsplan Steier- gewordene Neuklassifizierung der 33 Schongebiete (Grundwasser 17, Wahrscheinlichkeit spürbar werden. für die Trinkwasserversorgung nutzen Quellwasser 7, Heilquellen 6, Tiefengrundwässer 3) verordnet (Abb. 4), wobei die Grundwasserschongebiete südlich von Graz zwischenzeitlich durch die Verordnung eines Regionalprogrammes abgelöst wurden. Die durch Schongebiete geschützte Fläche in der Steiermark erhöht sich dadurch von 1.771 km² auf circa 2.071 km². Hinsichtlich Schutzgebiete sind in der Steiermark derzeit 4.319 Flächen mit einem Gesamtausmaß von rund 928 ha als Schutzzone 1 ausgewiesen. Weitere 1.174 Wasserversorgungsanlagen verfügen über eine Schutzzone 2 mit einem Abb. 2: Erwartete Änderung der Jahresmitteltemperatur [°C] (1971-2000 vs. 2021-2050) © Land Steiermark/Wegener Zentrum Gesamtflächenausmaß von rund 9 ellen Verbrauchsdaten – System einspeisung und Wasserbedarf – der einzelnen Wasserversorger (Gemeinde, Wasserverbände und Wassergenossenschaften (Abb. 5 u. 6)), die Grundstücks- und Adressdaten der versorgten Liegenschaften sowie die bestehende Infrastruktur (Leitungsstruktur) erhoben. Anhand der erhobenen Daten konnte zumindest für die Gemeinden und Wasserverbände eine aussagekräftige Wasserbilanz ermittelt werden. Für Wassergenossenschaften und Wassergemeinschaften wurden aufgrund der vorliegenden Daten eher konservative Schätzungen vorgenommen Abb. 3: Darstellung der oberflächennahen Grundwasserkörper der Steiermark © Abt. 14/GIS-Stmk und diese mussten für ein aussagekräftiges Ergebnis hochgerechnet werden. Auf Basis der daraufhin hochgerechneten Daten können für die kommunale Gesamtversorgung (Vollversorgung) der Steiermark folgende Kennzahlen ermittelt werden: • Vollversorgung für die Steiermark benötigt laut Prognosemodell mit Stand 2012 circa 73,7 Millionen m³/a • Bei einer hochgerechneten Abgabe von 65,9 Millionen m³/a wird ein Versorgungsgrad von rund 90 % erreicht. Abb. 4: Schongebiete in der Steiermark © Abt. 14/GIS-Stmk • Dies bedeutet gegenüber 2002 (siehe Wasserversorgungsplan Steiermark 2002) eine Steigerung des winnungsstellen wurde eine Schutz- Bedarfsermittlung und Versorgungsgrad zone 3 ausgewiesen und diese nimmt Seit dem Wasserversorgungsplan eine Gesamtfläche im Ausmaß von Steiermark 2002 (Datenbasis 1996) hat gen demnach über eine Einzelwas- rund 1.825 ha ein. Eine besondere es in manchen Regionen demogra- serversorgung bzw. werden über Bedeutung im Rahmen des qualitati- phische bzw. strukturelle Verände- nicht erfasste Anlagen versorgt. ven Ressourcenschutzes wird künftig rungen gegeben. Um die bisherige dem Thema Monitoring zukommen. Entwicklung zu evaluieren und eine So werden bei der Messstellenbe- Grundlage für die weitere Planung plan der Wasserversorgung 1973): treuung eine bessere Kommunika- zu haben, wurde daher eine neuer- Einwohner gesamt 1.192.100, tion sowie die Vernetzung diverser liche Erhebung nach Wasserversor- Versorgungsgrad 61 % bezogen auf Monitoring-Programme von Land gern (Datenbasis 2012) durchgeführt. Einwohner. Steiermark und einzelnen Wasserver- Auf Basis dieser steiermarkweiten sorgern erforderlich sein. Datenerhebung wurden die aktu- 3.887 ha. Für lediglich 43 Wasserge- 10 Versorgungsgrades um circa 6 %. • Circa 10 % der Bevölkerung verfü- • Im Vergleich mit 1972 (General- Wasserbedarfsprognose 2050 Aufbauend auf dem Prognosemodell, welches im Wasserversorgungsplan Steiermark 2002 zur Anwendung gebracht wurde, erfolgte eine Erhebung des aktuellen Wasserverbrauchs 2012 und eine Bedarfsprognose für 58,98 60,00 53,67 51,34 50,00 46,72 40,00 30,00 26,26 26,26 20,00 2050 für die gesamte Steiermark. Für den kommunalen Bereich wurde die Bedarfsentwicklung in 5-Jahresschritten, beginnend mit 2020, errechnet. 10,00 5,03 3,93 7,09 8,39 (l/EW.d) auf Basis der jeweiligen 7,09 0 Einspeisung [Mio m3/Jahr] Abgabe [Mio m3/Jahr] Einspeisung hochgerechnet [Mio m3/Jahr] Die Ermittlung erfolgte anhand von spezifischen Verbrauchswerten 6,55 WG Abgabe hochgerechnet [Mio m3/Jahr] Gemeinde WVB Abb. 5: Vergleich Einspeisung - Abgabe gesamt (Stand 2012) Bevölkerungszahlen. Das darauf aufbauende und speziell dafür entwickelte Prognosemodell basiert auf der Annahme, dass sich der spezifische Wasserbedarf von Gemeinden in Abhängigkeit der Einflussfaktoren Gebäude-/Wohnungsausstattung, Haushaltsstruktur, Erwerbstätigkeit, Fremdenverkehr, Wohlstand/Bildung und Viehhaltung unterschiedlich entwickelt. Gemeinden mit gleicher Entwicklung wurden dabei in sogenannten „Clustern“ mit einheitlichen spezifischen Verbrauchswerten zusammengefasst (Abb. 7). Aufgrund der breiten Streuung der Werte der Einflussfaktoren wurde Abb. 6: Versorgungsgrad: öffentliche Wasserversorgung Entwicklung von 1972–2012 die Steiermark für die Bearbeitung in möglichst homogene Gruppen im ersten Szenario lediglich eine Be- Prognosemodell wurde jedoch un- eingeteilt. Als Gruppierungsinst- darfssteigerung anhand der zukünf- abhängig davon, ob die Versorgung rument diente die Clusteranalyse, tig prognostizierten Bevölkerungsent- dieser Branchen mit Trinkwasser aus welche eine Gruppe von statistischen wicklung berechnet wurde und dies öffentlichen Wasserversorgungsan- Verfahren zusammenfasst, deren ge- den unteren Wert der Bedarfssteige- lagen oder durch eigene Anlagen meinsames Ziel es ist, eine umfang- rung mit 80 m³/a darstellt, wurde im erfolgt, die Entwicklung analysiert reiche Probenmenge in möglichst zweiten Szenario auch eine Steige- und der künftige Bedarf abgeschätzt. einheitliche, homogene Gruppen zu rung des spezifischen Verbrauchs Zu dieser allgemeinen Abschätzung untergliedern. mitberücksichtigt und führt dies zum der Wasserbedarfsentwicklung oberen Wert der Bedarfssteigerung (Abb. 9) wird angemerkt, dass die Auf Basis dieser Berechnungsgrund- mit rund 100 m³/a. Es ist anzunehmen, prozentuellen Anteile des kommuna- lagen würde sich eine Zunahme des dass sich die tatsächlichen Bedarfs- len Wasserbedarfs sowie der Anteil kommunalen Wasserbedarfs von verhältnisse dazwischen einpendeln an Bewässerungsbedarf am Gesamt- derzeit circa 74 Millionen m³/a auf 80 - werden. Neben dem Wasserbedarf wasserbedarf zunehmen werden, der 100 m³/a im Jahre 2050 ergeben für die öffentliche Wasserversorgung Anteil des industriellen Wasserbe- (Abb. 8). Dabei wurden zwei unter- und private Einzelanlagen besteht darfs vergleichsweise geringer wird schiedliche Szenarien berechnet, ein zusätzlicher Wasserbedarf durch (Abb. 10). In diesem Zusammenhang welche die Bandbreite möglicher Ent- Tourismus, Gewerbe, Industrie sowie wurde auch eine Gegenüberstellung wicklungen wiedergeben. Während Landwirtschaft. Im gegenständlichen der aufgrund des zukünftigen Bedar- 11 fes erforderlichen Wassergewinnung mit der Grundwasserneubildung durchgeführt. Ausgehend von der Annahme, dass eine Nutzung von bis zu 10 % der Grundwasserneubildung als nachhaltig angesehen werden kann, ergibt sich bereits derzeit eine Überschreitung dieser Werte in den Regionen Zentralraum Graz, Graz-Umgebung und Voitsberg, Südoststeiermark und Oststeiermark mit Werten um bis zu 20 %. Bis 2050 wird sich dieses Verhältnis noch weiter zu Ungunsten der vorhandenen Ressourcen verschlechtern (Abb. 11). Abb. 7: Wasserbedarfsprognose 2050 - Clusterverteilung (Stand 2012) Die gegenständliche Betrachtung zeigt, dass vor allem die südlichen Regionen den zukünftigen Bedarf aus dem bezirksinternen Wasserdargebot nicht mehr vollständig abdecken werden können bzw. es zu einer Übernutzung im Sinne einer nachhaltigen Grundwasserbewirtschaftung kommen wird. Weitere Wassererschließungen werden daher in Zukunft vorzugsweise in Regionen mit ausreichender Grundwasserneubildung erfolgen müssen, wobei auch Maßnahmen zur Einschränkung der Bedarfszunahme zu verfolgen sind. Durch die vielfältigen Nutzungen Abb. 8: Entwicklung des kommunalen Wasserbedarfs bei verbrauchsstärkstem Szenario im Vergleich zu einem Szenario mit gleichbleibendem spezifischen Wasserbedarf bei Vollversorgung (kommunale Wasserversorgung, Landwirtschaft und Bewässerung, Gewerbe und Industrie) und die damit verbundenen Gefährdungspotenziale bzw. Nutzungskonflikte wird die Erschließung neuer Wasserspender jedoch zunehmend schwieriger. Zukünftig wird daher zu prüfen sein, ob der Versorgung bzw. Bereitstellung der vorhandenen qualitativ hochwertigen Wasserressourcen zugunsten der kommunalen Wasserversorgung gegenüber anderen Nutzern der Vorrang einzuräumen sein wird. Störfallmanagement Im betrieblichen Alltag von Wasserversorgern werden Störungen zumeist effektiv und effizient mit der Abb. 9: Übersichtskarte des prognostizierten Gesamtwasserbedarfes in der Steiermark 2050 12 bestehenden Aufbau- und Ablaufor- Abb. 10: Vergleich Wasserbedarf 2012 zu 2050 getrennt nach Bereichen (absolut bzw. % am Gesamtbedarf) ganisation beherrscht. Es kann jedoch durch Eskalation einer Störung, durch das zeitliche Zusammentreffen mehrerer Störungen oder durch Verkettung ungünstiger Umstände eine Situation auftreten, in der vorhandene Ressourcen auf Versorgerebene nicht ausreichen. Das kann zu einem Notfall – bzw. im weiteren Verlauf – zu einer Krise führen. In diesem Kontext wurde im Wasserversorgungsplan Steiermark 2015 dem Störfall-, Notfall- und Krisenmanagement eine besondere Bedeutung eingeräumt (Abb. 12). Nachdem derzeit von einem unzureichenden Umgang mit und einer ebenfalls unzureichenden Vorsorge vor Notund Störfällen auf lokaler Ebene bzw. Abb. 11: Grafische Darstellung des prozentuellen Anteiles des kommunalen Wasserbedarfes an GW-Neubildung 2050 und der prozentuellen Änderungen gegenüber 2012 bei verbrauchsstärkstem Szenario und Vollversorgung mit Krisenfällen auf regionaler und überregionaler Ebene ausgegangen rung von Stör- und Notfällen bei Was- Instandhaltung und Erneuerung über werden muss, wurden im Wasserver- serversorgungen sowie dem Umgang Reinvestitionen zu unterziehen. sorgungsplan skizzenhaft Ansätze mit diesen und ihrer Nachsorge. Die in den vergangenen vier Jahrzehnten unternommenen Anstren- zur zukünftigen Etablierung eines entsprechenden Störfall-, Notfall- Funktions- und Werterhaltung gungen hinsichtlich Neuerrichtung und Krisenmanagements für alle Der Wasserversorgungsplan Steier- von Wasserversorgungsanlagen und Wasserversorger in der Steiermark mark verfolgt das Ziel, dass eine auf Ersterschließung sind nun großteils dargestellt. Weiters besteht auch die Dauer sichere Trinkwasserversor- abgeschlossen. Die dabei angefalle- Notwendigkeit der Etablierung von gung in ausreichender Qualität und nen Investitionskosten betragen rund Konzepten und Strategien für ein Quantität zu leistbaren Gebühren an- 840 Millionen Euro. Die Siedlungs- landesweites Krisen- und Katastro- zustreben ist. Aus dieser Zielsetzung wasserwirtschaft befindet sich derzeit phenmanagement. leitet sich ab, dass es erforderlich in einem Wandel von der Errichtung Der Wasserversorgungsplan beschäf- ist, die über Jahrzehnte geschaffene hin zur Erhaltung, der Sanierung bis tigt sich in diesem Zusammenhang Infrastruktur zur öffentlichen Wasser- zur Erneuerung auch von Wasserver- mit der Verhinderung bzw. Minimie- versorgung (Abb. 13) einer ständigen sorgungsanlagen. 13 Um diese zukünftige Herausforde- WASSERVERSORGER rung bewältigen zu können, wurden im Wasserversorgungsplan ver- Normalbetrieb schiedenste „Werkzeuge“ beschrie- Betriebliche Planung für Normalbetrieb Vorfälle mit betriebsgewöhnlichen Mitteln beherrschbar ben. Um das Ziel der Funktions- und Störfall ohne Auswirkung auf Verbraucher Werterhaltung der geschaffenen Infrastruktur zu erreichen, ist es Management des Normalbetriebs (Umsetzung) Störfall mit Auswirkung auf Verbraucher (Druck, Menge, Qualität) auch notwendig, dass systematische Reinvestitionen getätigt werden. Das heißt, alle Wasserversorger in Notversorgung/Notfallbetrieb der Steiermark sollten dafür sorgen, dass in Abhängigkeit von der Lebensdauer von Anlagen laufend Vorfälle mit betriebsgewöhnlichen Mitteln NICHT beherrschbar = NOTFALL Notversorgungsplanung Teil- oder Totalausfall oder unzureichende Qualität der Versorgung verursacht NOTFALLMANAGEMENT und Übergang zu Krisenmanagement (Umsetzung) Erneuerungen durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Notwendigkeit der Bildung von finanziellen Rücklagen im Sinne GEMEINDE einer zustandsorientierten Erhaltung und Erneuerung auf Basis eines kostendeckenden Wasserpreises zu sehen. Krisenfall • • Planung für Krisenfälle Notfall für länger als 24h Notfall, der nicht von WVU bewältigt werden kann KRISENMANAGEMENT und Übergang zu Katastrophenmanagement Dazu ist es auch unerlässlich, Bewusstseinsbildung, Schulungen Land steiermark und Informationskampagnen für Mitarbeiter und Verantwortliche von Wasserversorgungsunternehmen zu • Katastrophenfall Krisenfall, der von den Gemeinden nicht bewältigt werden kann Planung für Katastrophenfälle KATASTROPHENMANAGEMENT forcieren. Besonderes Augenmerk wird in Zukunft auf die dauerhafte Funktions- und Werterhaltung durch mittelfristig ausgelegte Sanie- Abb. 12: Eskalationsstufen und Handlungsbereiche auf Wasserversorger-, Gemeinde- und Landesebene rungspläne zu legen sein. Einer der wesentlichen Aspekte der Funktionsund Werterhaltung ist aber auch eine qualitätsgesicherte Instandhaltung zur Optimierung der Lebensdauer der Anlagen. Wasserversorgungsplan Steiermark 2015 – Maßnahmen 619 4011 2766 15 Mio. 821 221.258 Brunnen Quellen Wasserbehälter lfm Leitung Drucksteigerung Hausanschlüsse Abb. 13: Öffentliche Wasserversorgungsanlagen in der Steiermark (auf Basis der IK-Erhebung 2007 und 2012) Ausgehend von durchgeführten Evaluierungen, Erhebungen und Analysen wurden im Wasserversor- 1. Fortsetzung des Grundwasserschutzes gungsplan für einen Planungsraum von zehn Jahren Maßnahmen erar- 2. Weiterführung des Wassernetzwerkes Steiermark und des inner- „Schutz der Wasservorkommen“, steirischen Wasserausgleichs „Sichere Trinkwasserversorgung“, 14 öffentlichen Wasserversorger für unterschiedliche Ebenen (lokal, beitet. Diese wurden den Bereichen „Funktions- und Werterhaltung der managementsystemen für alle regional, landesweit) 4. Funktions- und Werterhaltung der vorhandenen Infrastruktur 3. Vorsorge für Störfalle, Notfälle und Infrastruktur zur Wasserversorgung“ Krisen („Störfallmanagement“), sowie „Organisation und Betriebs- z. B. Erstellung und Förderung führung“ zugeordnet. von Störfall-, Notfall- und Krisen- 5. Optimierungen von Organisation und Betriebsführung DIE LAFNITZ – EIN NATURJUWEL AN DER STEIERMÄRKISCH-BURGENLÄNDISCHEN GRENZE Mag. Dr. georg Wolfram DWS Hydro-Ökologie GmbH 1050 Wien, Zentagasse 47 Tel.: +43(0)1/5482310-20 [email protected] Ein Gewässerbewirtschaftungskonzept Die Lafnitz ist über weite Abschnitte ein naturbelassener Fluss, das Lafnitztal als Ramsar- und Europaschutzgebiet ausgezeichnet. Dennoch wurde in den letzten 10 bis 20 Jahren ein dramatischer Rückgang des Fischbestands beobachtet. Im Rahmen des „Gewässerbewirtschaftungskonzepts Lafnitz“ wurde eine ausführliche Ist-Bestands- und Defizitanalyse vorgenommen, darauf aufbauend ein Maßnahmenkatalog zur Verbesserung des Status quo erstellt. D Ing. Jürgen Mosbacher* IB Mosbacher GmbH 2620 Loipersbach, Steingasse 8 Tel.: +43 (0)676/9606287 [email protected] as Lafnitztal ist eine der Angesichts dieser unbefriedigenden serkörper (OWK) an der Lafnitz. Für schönsten Flusslandschaften Situation wurden die Planungsbüros jeden OWK wurden die wichtigsten Ostösterreichs. Jahrhunderte- DWS Hydro-Ökologie GmbH und Stressoren beschrieben und bewertet: lang ein Grenzfluss, blieb die Lafnitz IB Mosbacher GmbH seitens der Hydromorphologie, stoffliche Belas- über weite Abschnitte verschont Ämter der Steiermärkischen und der tungsquellen, physikalisch-chemi- von Regulierung und Begradigung. Burgenländischen Landesregierun- sche Komponenten, am Rande auch In langgezogenen Mäanderbögen gen zur Ausarbeitung eines Bewirt- Krankheiten/Parasiten, Fischprädato- wechseln Prallufer mit ausgedehnten schaftungskonzepts für die Lafnitz ren und fischereiliche Nutzung. Schotterbänken, angeschwemmtes beauftragt. Totholz türmt sich stellenweise meter- Hydromorphologische Risikoanalyse einer vom Menschen unberührten Zielsetzung des Gewässerbewirtschaftungskonzepts Landschaft, in der die (ökologische) Das Bewirtschaftungskonzept wurde Mündung in die Raab beträgt 1.994 km². Welt noch in Ordnung ist. in Vorbereitung für den 2. Nationa- Auf Höhe von Rohrbach liegt der hoch auf. Man gewinnt den Eindruck Das Einzugsgebiet der Lafnitz an ihrer len Gewässerbewirtschaftungsplan Mittelwasserabfluss bei 2,5 m³/s, Ein Blick unter die Wasseroberfläche (NGP) erstellt. Es behandelt die er erhöht sich mit der Safen auf mehr zeigt jedoch, dass der erste Eindruck Lafnitz an der Grenze zwischen der als 6 m³/s und mit der Feistritz im täuscht. Das Bild einer dynamischen Steiermark und dem Burgenland im burgenländischen Unterlauf auf über Flussau spiegelt sich keineswegs in Abschnitt Rohrbach bis zur Staats- 14 m³/s. In der Langzeitreihe ist kein einem entsprechend hohen Fischbe- grenze. Die Zielsetzung der Arbeit signifikanter Ab- oder Aufwärtstrend stand wider. Nicht nur Fischer klagen war eine umfassende Ist-Zustands- des Abflusses erkennbar, allerdings über den Rückgang von Forellen und und Defizitanalyse aus wasserwirt- gab es immer wieder ausgeprägte Weißfischen, auch wissenschaftliche schaftlicher und gewässerökologi- Niederwasserphasen (z. B. im Aufnahmen belegen einen dramati- scher Sicht. Darauf aufbauend wurde Jahr 2003). schen Einbruch der Bestände. In der ein Maßnahmenkatalog erstellt. Das Abflussregime der Lafnitz ist Gesamtbeurteilung drückt sich dies abschnittsweise in einem schlechten Die Analysen und Bewertungen pluvial geprägt. Vor allem hochsom- ökologischen Zustand aus. erfolgten für fünf Oberflächenwas- merliche Gewitter führten in früheren 15 Abb. 1: Ausgedehnte Sandbänke in der unregulierten Lafnitz stromabwärts der Safenmündung © J. Ambrosch/A14 Jahrzehnten regelmäßig zu verhee- haben gemeinsam eine Länge großen Sohlrampen im Unterlauf. renden Hochwässern. Längere von rund 15,7 km, die Summe der Die hier errichteten Fischaufstiegs- Flussabschnitte (etwa zwischen Staustrecken beläuft sich auf 2,3 km. hilfen sind zwar teilweise für sich Wörth und Neudau, aber auch passierbar, erfüllen aber dennoch stromab der Feistritz) wurden daher Die Querbauwerke und das Längs- nicht ihren eigentlichen Zweck. Das reguliert (Abb. 3). Sie sind durch ein kontinuum standen bereits vor rund liegt teilweise an der ungünstigen einheitliches Gewässerprofil und zehn Jahren im Fokus eines Lage des Einstiegs, teilweise führt zahlreiche Sohlrampen gekenn- EU-LIFE-Projekts. Es wurde damals die Umgehung der Querbauwerke zeichnet. Ebenfalls zum Hochwas- viel für die Lafnitz getan. durch ausgedehnte Altarmsysteme, serschutz wurden im rein steiermär- die für rheophile Arten als Wander- kischen Oberlauf sowie an einigen Dennoch ist der Fluss auch heu- Zubringern Hochwasserrückhalte- te noch fragmentiert und durch becken errichtet, die beiden größ- Querbauwerke in Teilabschnitte Wie eingangs erwähnt, gibt es aber ten an der Lafnitz bei St. Lorenzen untergliedert. Am gravierendsten neben den begradigten Flussab- (Speichervolumen 1 Million m³) und sind die Querbauwerke an den vier schnitten auch lange Fließstrecken, Waldbach (376.000 m³). großen Wasserkraftanlagen (Groß- die durch Dynamik, Strukturreichtum schedlmühle [Abb. 5], KW Maierho- und Naturnähe gekennzeichnet sind. Die Kraft des Wassers wird an der fer/Wörth, KW Kottulinsky, Philo- Hier ist vor allem der hochdynami- Lafnitz seit jeher genutzt, bis heute wehr). Sowohl die geringe Dotation sche Abschnitt zwischen Neustift und existieren einige Mühlen und Klein- der Restwasserstrecken als auch Allhau (Abb. 6 u. 7)und weiter bis kraftwerke. Aus ökologischer Sicht die (auf die geringe Dotation der zum Naturschutzgebiet bei Wolfau wird hier allerdings das Flusskon- Restwasserstrecken ausgelegten) hervorzuheben, wo es alle paar Jah- tinuum durch Ausleitungsstrecken, Fischaufstiegshilfen sind Wander- re zu Mäanderdurchbrüchen kommt. kleinere Staue und Wehranlagen hindernisse für Fische. Auch zwischen der Einmündung zerschnitten. Die Passierbarkeit für 16 korridor ungeeignet sind. Fische ist teilweise eingeschränkt Die Durchgängigkeit ist auch bei der Safen auf Höhe Deutsch Kalten- oder gar nicht gegeben. einigen Sohlrampen auf Höhe Rohr- brunn und der Fritzmühle bei Rud- bach bis Allhau eingeschränkt. Sig- ersdorf fließt die Lafnitz weitgehend Die vier Restwasserstrecken zwi- nifikante Kontinuumsunterbrechun- ohne Beschränkung ihrer Dynamik schen Rohrbach und Staatsgrenze gen bestehen schließlich bei den (Abb. 1). Fischartenspektrum und Fischbestand Das Leitbild der Lafnitz umfasst in der Äschenregion (bis Markt Allhau) 23 Arten, in der Barbenregion (stromab bis Staatsgrenze) steigt das Soll-Artenspektrum auf 41 Arten an. Immerhin 36 autochthone (plus zehn nicht-heimische) Arten wurden auch tatsächlich in den letzten Jahren aus der gesamten Lafnitz nachgewiesen. Während die Artenvielfalt der Lafnitz nach wie vor beachtlich ist, hat sich der Bestand in den letzten Jahren markant verringert. Besonders auffällig ist der Rückgang in der Äschenregion stromab Rohrbach und der oberen Barbenregion bis Wolfau. Vergleichszahlen von Anfang der 1990er-Jahre verdeutlichen den Rückgang der Fischdichten, die bei den letzten Aufnahmen 2013 und 2014 in den meisten Fällen deutlich unter 50 kg/ha lagen (Abb. 2). Dieser Wert hat für die fischökologische Bewertung große Bedeutung: Unterhalb dieses Biomassewerts ist der gute ökologische Zustand nämlich nicht mehr gegeben, und das ist im Abb. 2: Veränderung des mittleren Fischbestands in der Lafnitz in vier Teilabschnitten zwischen Rohrbach und der Staatsgrenze im Zeitraum 1992 bis 2014. Die Zahlen über den Balken geben die Anzahl der Einzelaufnahmen je Untersuchungsjahr und Flussabschnitt an. Großteil der Lafnitz der Fall. Abb. 3: Regulierter Flussabschnitt auf Höhe Heiligenkreuz © G. Wolfram 17 Suche nach den Ursachen für geringen Fischbestand ist die Situation allerdings hinsicht- Die Gegenüberstellung von Risiko- des chemischen Zustands. Hier ist analyse und Ist-Zustand offenbart die Datenlage unzureichend. Es ist eine eklatante Diskrepanz. In zwei freilich darauf hinzuweisen, dass sich der fünf bearbeiteten OWK, nämlich kurzfristige Einschwemmungen aus in der Naturstrecke zwischen Neustift landwirtschaftlichen Flächen (Pesti- und Allhau und in der Naturstrecke zide, Feinsedimente) im Rahmen der Safen-Mündung bis Fritzmühle, derzeitigen Monitoringprogramme besteht kein Risiko einer Zielverfeh- auch kaum nachweisen ließen. Die lung. Die beiden Abschnitte sind Frage bleibt also offen. lich von Schadstoffen zur Erfassung ökomorphologisch als sehr gut zu bewerten und eine Referenz für Zur Wassertemperatur liegen aus andere Fließgewässer Ostösterreichs. der Lafnitz keine ausreichend langen Dennoch weichen beide Wasserkör- Zeitreihen vor, um mögliche Ver- per nach den Fischbestandserhebun- änderungen im Hinblick auf ihre gen vom guten ökologischen Zustand potentiellen Auswirkungen auf die ab. Umgekehrt besteht im untersten Fischfauna beurteilen zu können. OWK Richtung Staatsgrenze ein Angesichts signifikanter Anstiege klares Risiko der Zielverfehlung auf- der Wassertemperaturen in anderen grund morphologischer Defizite und europäischen Gewässern ist jedoch dennoch ist der ökologische Zustand eine ähnliche Entwicklung auch hier gut. Selbst in dem am stärksten für die Lafnitz anzunehmen. In der überformten Abschnitt zwischen Forellen- und Äschenregion könnte Wörth und der Safen-Mündung war dies durchaus einen Einfluss auf die 2004 großteils noch ein guter Zustand Fischfauna haben. gegeben. 18 Wirbellose und Algenaufwuchs kann allerdings mangels entspre- Die Diskrepanz zwischen hydromor- Die Aufnahmen des Makrozooben- chender Datengrundlagen derzeit phologischem Risiko und fischökolo- thos (Wirbellose) und des Phytoben- nur vermutet werden. gischem Zustand in der Lafnitz legt thos (Algenaufwuchs) aus den letzten den Schluss nahe, dass es andere Jahren ergaben für alle fünf OWK Fischprädatoren Stressoren geben muss, die sich ne- der Lafnitz einen guten ökologischen Für viele Fischer steht mit dem gativ auf die Fischfauna auswirken. Zustand. Abweichungen traten nur Fischotter der Hauptschuldige des vorübergehend auf und dürften eher geringen Fischbestands seit Jah- Wasserqualität und methodisch bedingt als auf anthropo- ren fest. In der Tat sind Indizien in Wassertemperatur gene Einflüsse zurückzuführen sein. diese Richtung nicht von der Hand Als eine der möglichen Ursachen für Worüber die vorhandenen Daten zu weisen. Der Fischotter zeigte den geringen Fischbestand werden keinen Aufschluss geben, ist die Men- zwischen 1986 und 2011 eine klare immer wieder die ungenügende ge der Wirbellosen, die ja Nahrungs- Ausbreitungstendenz an der Lafnitz, Wasserqualität und der schädliche grundlage für die meisten Fischarten in den 1990er-Jahren wurde der Einfluss von Einschwemmungen aus darstellen. Es ist durchaus denkbar, Oberlauf erreicht. In diesem Zusam- der Landwirtschaft angeführt. dass die Nahrungsverfügbarkeit für menhang ist zu berücksichtigen, Dazu ist festzuhalten, dass alle Richt- Fische aufgrund der gesunkenen dass alle fischfressenden Arten im werte gemäß Qualitätszielverord- Saprobie in Teilbereichen heute ge- Gebiet von der Vielzahl an Fischtei- nung Ökologie Oberflächengewässer ringer ist als früher und damit auch chen profitieren. Zudem sind besetz- in der Lafnitz eingehalten werden. für einen verringerten Fischbestand te Fische in der Lafnitz eine leicht Die saprobiologische Güte (als Maß mitverantwortlich ist. zu fangende Beute. So betrachtet, für die Belastung mit leicht abbau- Auch die bereits erwähnten Ein- dürfte auch ein indirekter Einfluss baren organischen Verbindungen) schwemmungen aus der Landwirt- der fischereilichen Bewirtschaftung hat sich in den letzten Jahrzehnten schaft könnten die Biomasse der im Lafnitztal auf den Fischbestand sogar noch verbessert. Weniger klar Wirbellosen beeinträchtigen. Dies gegeben sein. Abb. 4: Eine wichtige hydromorphologische Maßnahme ist die Erhöhung der Pflichtwasserabgabe in der Restwasserstrecke Neudau (hier unregulierter Abschnitt auf Höhe Sauberg). © G. Wolfram Maßnahmen gegen hydromorphologische Defizite der Maßnahmen im notwendi- in Restwasserstrecken. Erhebli- gen Ausmaß und Erfolgskontrolle. che hydromorphologische Defizite Angesichts der Diskrepanz zwi- Weiters erfolgte eine Gliederung bestehen andererseits im Unterlauf schen der auf hydromorphologische nach den Bereichen Hydrologie, stromab der Feistritz-Mündung Beeinträchtigungen abzielenden Morphologie, stoffliche Belastungen, (OWK 1001380003). Sie zielen auf Risikoanalyse und dem fischöko- Nahrungsgrundlage/Fischnährtie- die Fragmentierung durch schwer logischen Zustand müssen wir uns re und Fischprädatoren. Aus der passierbare Sohlrampen ab, weiters bewusst sein, dass Maßnahmen zur Kombination der Erheblichkeit des den Strukturverlust im Regulierungs- Beseitigung hydromorphologischer fischökologischen Defizits und dem profil und die ungünstige Anbin- Defizite sehr wahrscheinlich nur lokal Verbesserungspotenzial (Maßnah- dung von Altwässern. Aufgrund spürbare Verbesserungen bringen menwirksamkeit) wurde die Priorität der hohen fischökologischen und werden. Ein Wiedererstarken des der Maßnahme beurteilt (gering, naturschutzfachlichen Bedeutung Fischbestands in der gesamten mittel, hoch). des potamalen Abschnitts zwischen Lafnitz ist dadurch nicht zu erwarten. Feistritz und Staatsgrenze kommt Und dennoch – fasst man die Proble- Insgesamt wurden für den Abschnitt den für diesen OWK formulierten me an der Lafnitz als Ergebnis multi- der Lafnitz zwischen Rohrbach und Maßnahmen eine hohe Priorität zu, faktorieller Einflüsse auf, so sind auch der Staatsgrenze 61 Maßnahmen im Falle der Anbindung der Neben- kleine Verbesserungen notwendig, vorgeschlagen. Die Maßnahmen mit gewässer zudem mit hoher Dring- um mittelfristig wieder einen guten hoher Priorität betreffen einerseits den lichkeit. Daneben gilt es jedoch, die ökologischen Zustand herzustellen. OWK 1001380139 zwischen Allhau bestehenden Wissensdefizite zu be- und der Safen-Mündung (Abb. 4). Hier seitigen, um über die Hydromorpho- Die Maßnahmen wurden drei Ka- besteht Handlungsbedarf vor allem logie hinaus den weiteren Ursachen tegorien zugeordnet: Beseitigung zur Verbesserung des Kontinuums des Fischrückgangs auf den Grund von Wissensdefiziten, Durchführung und bei der Pflichtwasserabgabe zu gehen. 19 Wasserkraftnutzung Ist-Bestand und Maßnahmenvorschläge* Errichtung einer Fischwanderhilfe) von tatsächlichen Anlagendaten für die festgelegten Fischarten und wie Wasserspiegel, Wasserfüh- Fischgrößen zu gewährleisten. rungsdaten und der maschinellen Im Projektgebiet zwischen Rohr- Die aus diesen Anpassungen resul- Ausstattung differieren kann. bach und der Staatsgrenze wurden tierenden energetischen Verluste sechs Wasserkraftanlagen mit auf- wurden näherungsweise ermittelt In jeweils zwei Varianten (Bestands- rechtem Wasserrecht an der Lafnitz und Möglichkeiten zur energeti- anlage mit Restwassernutzung bzw. (Lobenbach) untersucht. schen Optimierung der einzelnen Änderung der Anlagenkonzeption - Kraftwerksstandorte ausgearbeitet. Laufkraftwerk) wurden Möglichkei- Gemäß NGP ist an allen Gewässern Die Engpassleistung des Ist-Bestan- ten zur Optimierung der Nutzung im Sinne der stufenweisen Zieler- des wurde aufgrund der laut Was- des vorhandenen energetischen reichung der Zielzustand bis 2027 serrecht vorhandenen Kraftwerks- Potentials vorgeschlagen. Diese herzustellen. Hierfür ist entspre- daten bei einem dem Stand der Varianten wurden je nach Größe chend dem Stand der Technik die Technik entsprechenden Anlagen- des Optimierungspotentials in Durchgängigkeit bei allen bewillig- wirkungsgrad errechnet. Es handelt die Varianten „Klein“ bzw. „Groß“ ten Anlagen und Querbauwerken sich dabei um eine vereinfachte unterschieden. Die Berechnungen durch geeignete Vorkehrungen Herleitung von Engpassleistung haben gezeigt, dass vor allem die (Anpassung der Restwasserabgabe, und Jahresarbeit, welche aufgrund Restwasserabgaben entsprechend Abb. 5: Querbauwerke fragmentieren die Lafnitz Großschedlmühle bei Markt Allhau. © G. Wolfram 20 *Text von Ing. Jürgen Mosbacher Abb. 6: Naturstrecke der Lafnitz auf Höhe Loipersdorf-Kitzladen © G. Wolfram dem Stand der Technik (Qualitätszielverordnung Ökologie OG) hohe Verluste beim Jahresarbeitsvermögen (JAV) der jeweiligen Kleinwasserkraftanlagen hervorrufen. Die Dotationswassermenge für die Fischwanderhilfen, welche dem Leitfaden zum Bau von Fischaufstiegshilfen des BMLFUW (2012) entnommen wurde, stellt hingegen eine untergeordnete Rolle dar. Ergebnis dieser Untersuchung der bestehenden Kleinwasserkraftanlagen an der Lafnitz ist, dass es durch entsprechende technische Optimierungen an den Anlagen grundsätzlich möglich ist, die Verluste, welche durch die ökologischen Anpassungen im Sinne der Zielzustandserreichung gemäß NGP entstehen, in Summe zu kompensieren bzw. die Gesamtenergieausbeute sogar um rund 7 % zu steigern (siehe Tab. 1). Name Abb. 7: Mäanderdurchbruch auf Höhe Loipersdorf-Kitzladen im Spätwinter 2011 © G. Wolfram JAV Ist-Bestand JAV nach Anpassung Veränderung zum Ist-Bestand [kWh] [kWh] [%] Optimierung Varianten KLEIN Optimierung Varianten GROSS JAV GESAMT Veränderung zum Ist-Bestand JAV GESAMT Veränderung zum Ist-Bestand [kWh] [%] [kWh] [%] KW Lafnitz 440.000 440.000 0,0 440.000 0,0 440.000 0,0 KW Großschedlmühle 250.000 190.000 - 24,0 320.000 + 28,0 370.000 + 48,0 KW Maierhofer 430.000 280.000 - 35,0 440.000 + 2,3 480.000 + 11,6 KW Kottulinsky Hammermühle 450.000 270.000 - 40,0 395.000 - 2,2 500.000 + 11,1 Philowehr (KW Hammer + KW Weinseißmühle) 770.000 520.000 - 33,0 560.000 - 27,3 710.000 - 7,8 2.340.000 1.700.000 -27,4 2.155.000 - 7,9 2.500.000 + 6,8 SUMME Tab. 1: Berechnungen zum Jahresarbeitsvermögen von Kleinwasserkraftanlagen an der Lafnitz 21 SEDIMENTPROBLEMATIK IN FLIESSGEWÄSSERN – NEUES FORSCHUNGSGERINNE AN DER BOKU univ. Prof. DI Dr. helmut habersack Universität für Bodenkultur Wien 1190 Wien, Muthgasse 107 Tel.: +43(0)1/3189900-101 [email protected] Feststoffhaushalt und Sedimenttransport sind zentrale Zukunftsthemen der österreichischen Wasserwirtschaft, aber auch global gesehen. So führen sowohl der Sedimentüberschuss als auch das Sedimentdefizit zu weitreichenden Problemen bei den unterschiedlichen Stakeholdern. Dazu ist anwendungsorientierte Grundlagenforschung erforderlich, um in Richtung technik, ökonomie und ökologie optimierte Lösungen zu erarbeiten, die in der Praxis umgesetzt werden können und nachhaltige Ansätze darstellen. Großmaßstäbliche Untersuchungen im neu errichteten Forschungsgerinne zwischen der Donau und dem Donaukanal in Wien im Bereich Brigittenauer Sporn/ Nussdorf mit bis zu 10 m³/s freiem Zufluss und 3 m Wassertiefe unter Nutzung des Wasserspiegelgefälles werden hier Lösungsansätze bringen. DI Dr. Marcel Liedermann Universität für Bodenkultur Wien 1190 Wien, Muthgasse 107 Tel.: +43(0)1/3189900-104 [email protected] Bedeutung des Feststoffhaushalts und Sedimenttransportes (z. B. Verklappung) bzw. Entnahmen Der Feststoffhaushalt und die Sedi- Querbauwerke (Verringerung bis mentdurchgängigkeit von Flüssen Unterbindung des Sedimentkontinu- sind bedeutende Themenfelder ums) führen zu einer zunehmenden aus wasserbaulicher und auch aus Beeinflussung des Flusssystems ökologischer Sicht. Der Transport, die (Abb. 1a, 1b und 1c). (Baggerungen) oder Einschränkung des Sedimenttransports durch Umlagerung und Sedimentation so- DI Mag. Dr. christine sindelar Universität für Bodenkultur Wien 1190 Wien, Muthgasse 18 Tel.: +43(0)1/47654-5544 [email protected] wie Remobilisierung von Feststoffen Im Nationalen Gewässerbewirtschaf- im Flussschlauch und der Austausch tungsplan Österreichs wurde an (Ein- und Austrag) mit den Vorlän- mehr als 50 % der untersuchten Ge- dern sind natürliche Prozesse eines wässer ein Risiko der Zielverfehlung sich im dynamischen Gleichgewicht des guten ökologischen Zustandes befindenden Fließgewässers. Anth- bzw. des guten ökologischen Poten- ropogene Eingriffe in den Feststoff- tials bis 2015 festgestellt, das haupt- haushalt, wie zum Beispiel Zugaben sächlich durch hydromorphologische DI Marlene haimann Universität für Bodenkultur Wien 1190 Wien, Muthgasse 107 Tel.: +43(0)1/3189900-109 [email protected] 22 Abb. 1a: Beispiele für Sedimentüberschuss: Stauraumverlandung, Sedimentation bei Hochwasser, Chanson, 1998, Nationalpark Donauauen Bezüglich des Feststoffüberschusses Zugaben Baggerungen ist eines der größten Probleme die Weiterbehandlung (Wiederverwertung/-einbringung bzw. Entsorgung/ Input Erosion Deposition Output Transport Deponierung) von Räumgut, welches bei der Instandhaltung von z. B. Sperren und Speichern anfällt. Durch das Abfallwirtschaftsgesetz wird die Möglichkeit der Einbringung Zubringer Abb. 1c: Veränderbare Parameter des Sedimenthaushaltes in einem Gewässerabschnitt. 1) Sedimentregime (Erhöhung/Minderung von Input/Zugaben bzw. Entnahmen), 2) Erosionswiderstand der Sohle, 3) Energieliniengefälle und 4) Sohlschubspannung (verändert nach Habersack et al., 2004) flussab sehr stark begrenzt, was das derzeit herrschende Defizit in den freien Fließstrecken noch zusätzlich verstärkt. Durch eine Änderung der gesetzlichen Lage könnten die Depo- Belastungen zustande kommt. Diese Sedimentkontinuum gegeben ist. niekosten verringert, Deponieraum Belastungen stehen im engen Zusam- Diese Thematik betrifft nicht nur gespart und gleichzeitig das Defizit in menhang mit Problemen, die durch Österreich, sondern ganz Europa und den Fließstrecken minimiert werden. Veränderungen im Feststoffhaushalt, ist auch global eine Fragestellung Natürlich ist bei der Einbringung die Sedimenttransport und der Flussmor- mit zunehmender Bedeutung. So liegt Auswirkung auf das Hochwasserrisi- phologie entstehen. zum Beispiel der Zeitraum, zu dem ko, die ökologische Verträglichkeit Wasserkraftspeicher zu 80 % verlan- und eine effiziente Umsetzung, und Handlungsbedarf betreffend Feststoffhaushalt und Sedimenttransport in österreich det sind, typischerweise zwischen damit Kostenersparnis, zu beachten 2030 und 2080. (Habersack et al., 2014a). Im Projekt Feststoffhaushalt, Sedi- gezeigt, dass die Schere zwischen Im Bereich des Sedimentdefizites menttransport und Flussmorphologie Feststoffüberschuss und -defizit sind es vor allem die Unterspülung im Rahmen des Nationalen Gewäs- immer weiter auseinanderklafft. So von Bauwerken und die Sohleintie- serbewirtschaftungsplans SED_AT gibt es in den Sektoren Energiewirt- fung, die in den Vordergrund treten (Habersack et al., 2014a) konnte schaft bzw. den gestauten Strecken (Abb. 2a). Die Auswirkungen von gezeigt werden, dass in jedem Sektor und der WLV eher Probleme mit dem Sedimentdefizit sind im Gegensatz (Wildbach- und Lawinenverbauung, Sedimentüberschuss und im Fluss- zum Überschuss (Abb. 2b) eher Flussbau, Ökologie, Energiewirt- bau bzw. den freien Fließstrecken schleichend und oft nur durch lange schaft, Wasserstraße Donau/Thaya eher Probleme mit Sedimentdefizit. Messreihen oder bei massiven Verän- und March und Landwirtschaft) Im Bereich der Ökologie sind meist derungen, wie z. B. Sohldurchschlag Handlungsbedarf in Richtung verbes- strukturelle Mängel zu finden, die in oder Verwerfungen, festzustellen. sertes Sedimentmanagement, aber vielen Fällen mit der Beeinflussung auch in Hinblick auf die Entwicklung des Sedimentkontinuums bzw. der Der Handlungsbedarf der einzelnen von Maßnahmen zur Optimierung veränderten Flussmorphologie in Sektoren zeigt einen hohen Grad an von Bauwerken z. B. betreffend Zusammenhang stehen. Übereinstimmung (~ 69 %), Wider- Die Analysen in SED_AT haben spruch besteht nur in einigen Fällen (~ 2 %). Generell zeigt sich die Forderung nach einer Zusammenarbeit der Sektoren zur Lösung von Problemen, wodurch Synergieeffekte in den einzelnen Bereichen erwartet werden. Als Beispiel sei hier die Entwicklung eines einzugsgebietsbezogenen Feststoffmanagementkonzeptes genannt. Im Rahmen eines solchen Konzeptes soll die Weitergabe oder Wiedereinbringung von Material aus WildbachAbb. 1b: Beispiele für Sedimentdefizit: Sohldurchschlag (rechts) und Einsturz der Autobahnbrücke Liefering (links) an der Salzach vom 13.08.1969 (WRS, 2000) sperren bzw. Speichern und Stauräu- 23 men unter Einhaltung ökologischer und flussbaulicher Rahmenbedingungen, in den Vorfluter ermöglicht werden, und damit gleichzeitig das Überschussproblem in den Rückhalteräumen verringert bzw. das Defizit in den freien Fließstrecken minimiert werden. Oft angeführt wurde auch die Notwendigkeit der Grundlagenforschung zu Feststoffquellen, -potentialen und Eintragswegen sowie dem Sedimenttransport, die Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen Fest- Abb. 2: Übersicht über die Probleme mit Sedimentdefizit (a) und Feststoffüberschuss (b) je Anzahl an Flüssen/Flussabschnitten (Habersack et al., 2014 a) stoffhaushalt/Morphologie und Biotik/ EINZUGSGEBIETSEBENE Bauwerken und die Erforschung der • Einzugsbetietsbezogenes Auswirkungen von hydrologischen Fernstoffmanagementskonzept Änderungen bzw. des Klimawandels auf den Feststoffhaushalt, Sedimenttransport und die Morphologie. Einen weiteren wichtigen Punkt stellt der Forschungsbedarf in Hinblick auf die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen, wie z. B. die Erhaltung/ Prozessforschung • Quellen, Potentiale, Eintragswege, Transport ... von Feststoffen • Interaktion Feststoffhaushalt/Morphologie <-> Biotik • Auswirkung Hydrologische Wiederherstellung des Sediment- Veränderungen / kontinuums, die Evaluierung und Klimawandel auf den Entwicklung von Bauwerkstypen, Feststoffhaushalt/-transport die den Weiter-/Durchtransport und Morphologie von Feststoffen ermöglichen, oder • Sedimentsmanagement in Flussstrecken, WLV, WSV • Sedimentmanagement bei Kraftwerksketten • Wildholzmanagement • ... LOKALE EBENE • Bauwerksoptimierungen z. B. Filter-/ Balkenabstände, Geschiebedurchgängigkeit • Maßnahmenentwicklung z. B. optimale Gerin- von Maßnahmen zur nachhaltigen nebreite, Laichplatzverbesserung, Verringerung Kolmation, ... Stabilisierung der Sohle, dar. In den • Lokale Maßnahmen gegen Sohleintiefung bzw. meisten Sektoren wurden auch die Aufladungen Ausweitung bzw. der Aufbau eines • Messsysteme und -stellen Querprofilmessnetzes und die Wei- • Modellentwicklung terentwicklung von Messsystemen • ... zur Erfassung des Feststofftransporregelmäßige Querprofilmessungen STRECKENEBENE von Kraftwerken, ... die Optimierung und Entwicklung tes gefordert. Zeitlich und räumlich • ... Abb. 3: Akkordierter Handlungsbedarf betreffend Feststoffhaushalt, Sedimenttransport und Flussmorphologie eingeteilt in drei Ebenen und den skalenübergreifenden Block Prozessforschung (Habersack et al., 2014a) sind die Grundvoraussetzung für eine 24 rechtzeitige Erfassung von Proble- von Feststoffen bei der Hochwasser- gliedert sich in zwei Teile: die Grund- men im Zusammenhang mit dem risikoabschätzung und bei der Ent- lagen bzw. Prozessforschung und den Sedimenthaushalt, und Messungen wicklung von Gewässermanagement- Forschungsbedarf in Hinblick auf des Feststofftransportes sind für die konzepten oder die Erstellung einer Maßnahmen, Messungen und Moni- Kalibrierung von Modellen und die zentralen Datenbank zur Erfassung toring, der drei räumlichen Ebenen Planung von Maßnahmen notwendig. durchgeführter Messungen. (Einzugsgebietsebene, Streckene- Im Abschlussworkshop des Projektes bene und Lokale Ebene) zugeordnet Im Bereich des Managements und der SED_AT am 8. April 2014 wurde der ist (Abb. 3). rechtlichen Grundlagen wird auch Handlungs- und Forschungsbedarf Eine Umsetzungsstrategie für den Handlungsbedarf gesehen. Beispiele präsentiert, diskutiert und akkordiert. erwähnten Handlungsbedarf soll im dafür sind die Mitberücksichtigung Der akkordierte Handlungsbedarf Rahmen einer Phase II des Projektes SED_AT erarbeitet werden. Innovative Forschungsansätze und Lösungen/ Maßnahmen könnten im neuen Forschungsgerinne erarbeitet werden, das nachfolgend erläutert wird. Forschungsgerinne Im Rahmen des EU-Projektes SEDDON (SEDimentforschung und –management an der DONau) (Habersack et al., 2014b) wurde 2014 am Brigittenauer Sporn in Wien, auf der sogenannten Schleuseninsel Nußdorf, ein Forschungsgerinne Abb. 4: Forschungsgerinne und Messeinrichtungen: a) Drucksonden, b) Kameras, c) Sidelooking Doppler Sonden, d) Durchflussmesssystem, e) Trübungssonden, f) Tracer Detektorschleife zwischen Donau und Donaukanal gebaut (Abb. 4). Das Gerinne ist 120 m lang und Die Größe des Forschungsgerinnes verläuft großteils unterirdisch. Auf ermöglicht es, Versuche im Maßstab einer Länge von 30 m ist das Gerinne 1:1 durchzuführen. So können Bedin- nicht gedeckelt und kann für For- gungen, wie sie im Feld nur während schungszwecke genutzt werden. Die Hochwasserereignissen auftreten, Breite des Gerinnes beträgt 5 m, eine simuliert und mit der Detailschärfe maximale Wassertiefe von 3 m kann eines Laborversuches überwacht eingestellt werden. Das Einzigartige werden. an diesem Outdoor-Gerinne sind die großen Wassermengen, die zur Verfü- Ausblick gung stehen. Bedingt durch die Was- Im Forschungsgerinne sollen zu- serspiegeldifferenz zwischen Donau künftig großmaßstäbliche Untersu- und Donaukanal sind Durchflüsse bis chungen etwa zur Verbesserung des zu 10 m³/s ohne Pumpen möglich. Um Prozessverständnisses des Sediment- sich die Wassermenge zu verdeutli- transportes, zur Sedimentdurchgän- chen, kann man sich vorstellen, dass gigkeit bei Wasserkraftwerken oder ein Swimmingpool mit 50 m³ Fas- zur Verlandungsproblematik durch- sungsvermögen in 5 Sekunden gefüllt geführt werden. Weitere Versuche werden könnte. betreffen Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes, der Durchfluss und Wasserspiegelhöhe Schifffahrt und Ökologie, die Interak- lassen sich über drei durch Spindeln tion Strömung – Vegetation – Sedi- betriebene Schützentafeln einstellen menttransport, die Bedeutung der (RS, HWS, SS in Abbildung 4). Geräte Lockströmung bei Fischaufstiegen zur Messung des Durchflusses (Ultra- etc. Außerdem sind Laborversuche schall-Kreuzkorrelation), der Fließge- z. B. mit einer Stromboje geplant, schwindigkeit („Sidelooking Doppler deren Einsatz für unterschiedliche Sonden“), der Wassertiefen (Druck- Situationen in Flüssen optimiert sensor) und der Trübung (Streulicht- werden soll. Das Forschungsgerinne sensor) sind im Gerinne bereits stellt gleichzeitig die Zuleitung für das eingebaut (Abb. 4). Abbildung 5 zeigt zukünftige neue Wasserbaulabor der das Forschungsgerinne mit einge- BOKU dar, das Teil der „Activity 1“ des bauten ersten Versuchen und während Donauraumstrategie Flagship Projek- des Öffnungsvorganges vor Erreichen tes DREAM (Danube River REsearch des maximalen Durchflusses. And Management) ist. Abb. 5: Forschungsgerinne mit eingebauten ersten Versuchen, und bei Öffnung der Schützen LITERATUR Habersack, H., Petraschek, A., Bürgel, J. (2004): Analyse der Hochwasserereignisse vom August 2002 – FloodRisk. Synthesebericht, BMLFUW. Habersack, H., Blamauer, B., Villwock, H., Prenner, D., Hauer, C. (2014a): SED_AT-Feststoffhaushalt, Sedimenttransport und Flussmorphologie im Rahmen des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans. Österreichische Wasserund Abfallwirtschaft, 9-10/2014, 327-339. Habersack, H., Haimann, M., Baranya, S., Józsa, J., Riegler, A., Sindelar, C., Liedermann, M., Fiscor, J., Simon, G., Hengl, M. (2014b): Gemeinsame österreichisch-ungarische Sedimentforschung im Rahmen des EFRE-Projektes SEDDON. Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft, 9-10/2014, 340-347. 25 DIE MUR DI rudolf hornich Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-2025 [email protected] – FINALIST BEIM THIESS INTERNATIONAL RIVERPRIZE 2015 Auf Initiative vom Büro freiland Umweltconsulting Zt GmbH, Graz, wurden im Frühjahr 2014 gemeinsam mit dem Referat Schutzwasserwirtschaft der Abteilung 14 – Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit die Unterlagen für den „European Riverprize“ ausgearbeitet und eingereicht. Ende Oktober 2014 ist das Projekt „River Mur“ im Rahmen der „European River Restoration Conference“ in Wien als Sieger des „European Riverprize“ hervorgegangen. Damit war man automatisch für die Hauptrunde des weltweit ausgeschriebenen „thiess International Riverprize 2015“ qualifiziert. Auch bei diesem Bewerb konnte sich die Mur für das Finale qualifizieren. Der Preis – eine der weltweit wichtigsten Auszeichnungen für nachhaltige Entwicklung und Management von Flussgebieten - wurde am 22.09.2015 in Brisbane, Australien vergeben. Das Projekt „River Mur“ rates Schutzwasserwirtschaft der Das Gesamtkonzept der Mur be- Abteilung 14 umgesetzt und rund schreibt die Entwicklung des Flusses 30 Flusskilometer revitalisiert. Das von der verunreinigten Mur in den Bundesministerium für Land- und 1970er-Jahren, über die enormen Forstwirtschaft, Umwelt und Wasser- Anstrengungen in Verbindung mit wirtschaft, das Land Steiermark und hohen Investitionen zur Verbesse- die EU im Rahmen von LIFE- und rung der Gewässergüte bis hin zu Interreg-Projekten sicherten dafür den Renaturierungen zur Verbes- die Finanzierung in der Höhe von serung der gewässerökologischen insgesamt rund 14,5 Millionen Euro. Situation in den letzten 20 Jahren in An der slowenischen Mur wurde der Steiermark und in Slowenien. das EU-kofinanzierte LIFE Projekt „Bio-Mura“ realisiert. Die Renaturierungsmaßnahmen an Abb. 1: Mur - Lässer-Au 26 der Mur starteten 1997 und wurden Der systematische Gewässerausbau, durch verschiedene Programme beginnend mit Ende des 19. Jahr- der Europäischen Union sowie hunderts, hatte eine starke Verän- durch nationale und regionale derung des Flusslaufs der Mur zur Mittel finanziert. Insgesamt wurden Folge. Die Mur wurde durch die bisher sechs EU-Projekte an der Regulierung über weite Strecken in Oberen Mur und an der Grenzmur ihrer Dynamik eingeschränkt, der unter der Projektleitung des Refe- Bau von Wasserkraftwerken hat die Abb. 2: Mur - Thalheim Durchgängigkeit und den Sediment- haben ökologisch intakte Flussland- transport beeinflusst, und bedingt schaften und zugänglich gestaltete durch die Einleitung von ungerei- Ufer für sich und ihre Bevölkerung nigtem Abwasser war die Mur Mitte wiederentdeckt. des letzten Jahrhunderts einer der Weitere Konsequenzen der vielen Kommunikation/Kooperation/ Koordination: Grenzüberschreitend! Veränderungen waren: Die Mur Die Projekte an der steirischen Mur wurde von ihrem Umland und werden von der Abteilung 14 – ihren Nebenbächen entkoppelt und Wasserwirtschaft, Ressourcen und flussbegleitende Auwälder wurden Nachhaltigkeit gemeinsam mit der zurückgedrängt. Zudem schrumpften Abteilung 13 – Umwelt und Raum- wertvolle Lebensräume für Fische, ordnung und dem Ministerium für ein Amphibien und Vögel. lebenswertes Österreich sowie den schmutzigsten Flüsse Europas. MUR Partnern aus den Bereichen WasserFür die Sanierung der Gewässer- recht, Gewässergüte, Naturschutz, güte in den 1970er-Jahren wurden Forstwirtschaft, Landwirtschaft und große finanzielle Anstrengungen mit Raumplanung, den zuständigen Investitionen von über 150 Millionen Abteilungen des Landes, der Ener- Euro unternommen. Heute weist der giewirtschaft, der Wildbach- und Fluss wieder eine sehr gute Was- Lawinenverbauung und den Baube- serqualität auf. Damit war auch die zirksleitungen abgewickelt. Unter- Basis für Renaturierungen gegeben. schiedliche Schutz- und Umsetzungs- Durch strukturelle und morpholo- ziele werden so in die Planungen gische Verbesserungen erreichte integriert und verwirklicht. die Mur über weite Strecken wieder einen guten ökologischen Zustand. Seit 1992 ist die bilaterale Grenz- Zusätzlich führte intensive Öffent- gewässerkommission Österreich/ lichkeitsarbeit zu einem erhöhten Slowenien – auf Grundlage des 1956 Bewusstsein – generell für Umwelt- mit der Republik Jugoslawien abge- fragen und speziell zur Nutzung der schlossenen Murabkommens – für Mur als Freizeit- und Erholungs- die Abstimmung aller Aktivitäten am raum. Sie ist wieder ins Zentrum der circa 40 Kilometer langen Grenzab- Aufmerksamkeit gerückt. Städte und schnitt der Mur zuständig. Mit den Gemeinden entlang ihres Laufes slowenischen Kollegen besteht eine MUR 27 Abb. 3: Mur - Sicheldorf den Planungen und der Koordination serbaus sind Garant für die Qualität mehrerer Projekte. Freiland stimmte und Nachhaltigkeit der ausgeführten die unterschiedlichen Interessen ab Arbeiten. und entwickelte gemeinsam mit der Zitat Landesrat Johann Seitinger: Wasserwirtschaftsabteilung eine Zwecks Absicherung des bereits in übergeordnete Strategie für die Mur. Sachen Ökologie Erreichten haben die Projektpartner im vergangenen „Im Gesamtkonzept ‚River Mur‘ stecken Die Vertreter der Gemeinden, der Jahr einen Flussgebietsmanagement- Flussgebietsmanagement in der Stei- Energiewirtschaft, der Umwelt- plan entwickelt, der insbesondere weit mehr als 20 Jahre nachhaltiges ermark und in Slowenien. Bereits die verbände, der Fischerei und die eine Gesamtperspektive für die wei- Nominierung und besonders der tolle Bevölkerung vor Ort wurden in die tere Entwicklung der Mur enthält. zweite Platz beim ‚International River- Planungen eingebunden und trugen prize‘ zeigen, dass für das Flussraum- zur gemeinsamen Lösungsfindung management an der Mur – auch wenn bei. Mit der Planung, Umsetzung und es sehr schwierig war – der richtige Weg gewählt wurde.“ Erfolgskontrolle der Maßnahmen wurden interdisziplinär Fachplaner Höhepunkt des „Thiess International Riverprize“ (Technik) und Universitäten (wissen- 28 schaftliche Begleitung) beauftragt. Der Gewinner der angesehenen So entstanden Lösungen, die sowohl Umwelt-Auszeichnung wur- dem Stand der Technik entsprechen de am 22. September 2015 als als auch neue Untersuchungsmetho- Höhepunkt des 18th International jahrzehntelange ausgezeichnete den hervorbringen. Die wissenschaft- Riversymposiums in Brisbane in Zusammenarbeit, die sich auch im liche Begleitung sichert jedenfalls Australien vergeben. Nur knapp Projekt „River Mur“ bewährt hat. das Fundament für die Planung und musste sich die Steiermark mit Umsetzung künftiger Restrukturie- dem Projekt „River Mur“ mit Um die Vielfalt der Akteure, der Ziele rungsmaßnahmen an der Mur. Platz zwei hinter dem Siegerpro- und Umsetzungsstrategien des Pro- Die baulichen Maßnahmen an der jekt „Lake Eyre Basin“ (Aust- jektes „River Mur“ gut zu koordinie- Mur wurden von den Fachleuten ralien) geschlagen geben. Auf ren, beauftragte das Land Steiermark der Baubezirksleitungen umgesetzt. Platz drei landete ein weiteres das Landschaftsplanungsbüro frei- Jahrzehntelange Erfahrungen auf Flussprojekt am „Jordan River“ land Umweltconsulting ZT GmbH mit dem Gebiet des naturnahen Was- (Jordanien). Beteiligte Akteure an dem Projekt • Gemeinden Pöls-Oberkurzheim, „River Mur“ St. Peter ob Judenburg, Knittelfeld, • Projektmanagement, Planung und St. Margarethen bei Knittelfeld, Umsetzung: Bundesministerium für St. Marein-Feistritz, Leoben, Graz, Land- und Forstwirtschaft, Umwelt Bad Radkersburg, Gosdorf, Mureck, und Wasserwirtschaft, Amt der Halbenrain, Gornja Radgona (SI), Steiermärkischen Landesregierung Murska Sobota (SI), Beltinci (SI), mit den Abteilungen Abteilung Veržej (SI), Ljutomer (SI) Hochwasserrisikomanagement des Landes Steiermark DI Rudolf Hornich: 14 – Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit, Abteilung Zitat Koordinator für „Für mich ist schon der Einzug ins • Wissenschaftliche Unterstützung: Finale des Awards ein überwältigender 13 – Umwelt und Raumordnung, Universität für Bodenkultur Wien, Erfolg, der zugleich Ansporn für die Zu- Naturschutz unterstützt von frei- Universität Maribor, Universität kunft ist. Mit dem zweiten Platz waren land Umweltconsulting ZT GmbH, Ljubljana, grünes handwerk - wir knapp dran, aber wir sind stolz auf Baubezirksleitung Obersteiermark büro für angewandte ökologie, den Erfolg und konnten unser Projekt West, Baubezirksleitung Südost- Ökoteam Institut für Tierökologie einem Expertenforum aus der ganzen steiermark, Wildbach- und Lawi- und Naturraumplanung OG, iC Welt präsentieren. In Zukunft wird es nenverbauung, Naturschutzbund consulenten – flussbau iC GmbH, an der Mur verstärkt darum gehen, den Steiermark, Ministry of Environment Technisches Büro Günter Parthl, Ausgleich zwischen den Interessen des and Spatial Planning of the Re- OIKOS Institut für angewandte public of Slovenia, Environmental Ökologie & Grundlagenforschung, Agency of the Republic of Slovenia REVITAL Integrative Naturraum- (EARS), Mura - vodnogospodarsko planung GmbH, Zivilingenieur- podjetje d.d., PORA Development büro KRATZER, Ingenos.Gobiet.ZT Agency Gornja Radgona GmbH. Naturschutzes und jenen der Wasserkraftsparte herbeizuführen.“ Abb. 4: Mur - Apfelberg 29 Mag. Barbara stromberger Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-2017 [email protected] HYDROLOGISCHE ÜBERSICHT FÜR DAS ERSTE HALBJAHR 2015 Der folgende Bericht zeigt die hydrologische Gesamtsituation in der Steiermark für das erste Halbjahr 2015. Ganglinien bzw. Monatssummen von charakteristischen Messstellen der Fachbereiche Niederschlag, Oberflächenwasser und Grundwasser werden präsentiert. DI Dr. robert schatzl Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-2014 [email protected] Ing. Josef Quinz Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-2016 [email protected] Abb. 1: Lage der einzelnen Messstationen in der Steiermark (blau: Niederschlag, violett: Oberflächenwasser, rot: Grundwasser) Niederschlag mark ein deutliches Plus an Nieder- + 70 % in den nördlichen Teilen) und Betrachtet man das erste Halbjahr, schlagsmengen im Jänner (bis zu im Mai (bis zu + 70 % im Südosten) so entsprachen die Niederschlags- +130 % im Salzagebiet) und im Mai ein Niederschlagsplus. Die restlichen summen in der westlichen Oberstei- (bis zu + 60 % im oberen Ennstal). Monate waren entweder ausge- ermark sowie im Salzagebiet in etwa Die restlichen Monate brachten ein glichen oder im Minus, besonders dem langjährigen Mittel, in der nörd- Niederschlagsdefizit, im Februar „trocken“ waren die Monate März, lichen Oststeiermark und südlich der und März bis zu – 40 % und beson- April und Juni mit bis zu – 50 % in Fischbacher Alpen bis zum Wech- ders deutlich im Juni mit bis zu allen 3 Monaten. In absoluten Wer- selgebiet gab es ein leichtes Defizit – 60 % (Abb. 3). ten reichten die Niederschläge im zwischen 10 und 20 % (Abb. 2). 30 Beobachtungszeitraum von circa Betrachtet man die einzelnen Mona- In der Ost- und Weststeiermark zeig- 250 mm im Pöllauer Becken bis zu te, so ergibt sich in der Obersteier- te sich nur zum Teil im Jänner (bis zu circa 1.000 mm im Traungebiet. Abb. 2: Relative Niederschlagsmenge in Prozent vom Mittel 1. Halbjahr 2015 Abb. 3: Vergleich Niederschlag 1. Halbjahr 2015 (rot) mit Reihe 1981 - 2010 (blau) 31 Station Liezen Frein Kraubath Lufttemperatur Waltra Die Lufttemperaturen lagen über den Minimum -8,1 -9,4 -9,4 -3,9 Maximum 27,5 21,1 23,3 26,2 6,3 4,8 7,3 9,9 gesamten Beobachtungszeitraum gesehen über den langjährigen Mittelwerten, so z. B. an der Station Waltra mit + 1,2 °C (Tab. 1). Mittel Betrachtet man die einzelnen Monate, so waren die Temperaturen nur Abweichung (Reihe 1981 2010) + 0,7 + 0,6 + 0,6 + 1,2 im Februar etwas unter den langjährigen Mittelwerten, alle übrigen Monate waren statistisch gesehen zu warm. Tab. 1: Extremwerte, Mittelwerte (Tagesmittel) und Abweichung vom Mittel 1. Halbjahr 2015 [°C] Vier ausgewählte Temperaturverläufe an den Stationen Liezen, Frein, Kraubath und Waltra sind in Abbildung 4 dargestellt. Oberflächenwasser Entsprechend den Niederschlagsverhältnissen zeigten sich auch die Durchflüsse speziell in der niederschlagsarmen Oststeiermark unter den langjährigen Mittelwerten. An den übrigen betrachteten Pegeln lagen die Durchflüsse über dem langjährigen Durchschnitt, besonders deutlich dabei an der Feistritz. Abb. 4: Temperaturvergleich 1. Halbjahr 2015: Mittel (schwarz), 2015 (rot) und Extremwerte (blau) Analysiert man die einzelnen Monate, zeigte sich folgendes Bild: Generell lagen die Durchflüsse in Mittlerer Durchfluss [m³/s] Pegel 1. Halbjahr 2015 Admont/Enns Neuberg/Mürz Mellach/Mur Langjähriges Mittel Abweichung 2015 vom Mittel [%] 88,5 (1985 – 2010) +6% 9,2 8,7 (1961 – 2010) +7% 110 (1966 – 2010) +9% 120 sämtlichen Landesteilen über den langjährigen Mittelwerten. Im März zeigte sich ein eher differenziertes Bild, an der oberen Mur sowie in der 93,6 Oststeiermark waren überdurchschnittliche Durchflüsse zu beobachten, in den übrigen Landesteilen lagen sie unter den Mittelwerten. In weiterer Folge zeigten sich im April in den nördlichen Landesteilen sowie der nördlichen Oststeiermark Anger/Feistritz 6,5 5,3 (1961 – 2010) + 22 % Takern/Raab 3,4 3,8 (1961 – 2010) - 11 % Leibnitz/Sulm 15,9 15,1 (1949 – 2010) +5% Tab. 2: Vergleich der Gesamtfrachten mit den langjährigen Mittelwerten 32 den Monaten Jänner und Februar in Durchflüsse über den langjährigen Mittelwerten, in der südlichen Ost- sowie in der Weststeiermark waren die Durchflüsse unterdurchschnittlich. Im Mai war wiederum ein zweigeteiltes Durchflussverhalten zu beobachten, überdurchschnittlichen Durchflüssen in Teilen der Oberund Weststeiermark (Enns, Sulm) standen unterdurchschnittliche Durchflüsse in den südlichen Landesteilen sowie an der Mur gegenüber. Letztendlich lagen die Durchflüsse im Monat Juni landesweit zum Teil deutlich unter den langjährigen Mittelwerten (Abb. 5). Die Gesamtfrachten lagen somit mit Ausnahme der Raab landesweit über dem Durchschnitt, wobei speziell an der Feistritz die langjährigen Mittelwerte recht deutlich (22 %) überschritten wurden (Tab. 2). Grundwasser Das erste Halbjahr 2015 war durch lang anhaltende Trockenperioden gekennzeichnet. Insbesondere in den Monaten Februar, März, April und Juni lagen die Niederschlagssummen deutlich unter dem langjährigen Mittelwert. Nach einem Jahr zum Teil außergewöhnlich hoher Grundwasserstände führte die fast fehlende Grundwasserneubildung aus Niederschlägen verbunden mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen im Frühjahr zu einer verstärkten Beanspruchung der Grundwasservorräte und somit zu einer Dezimierung der Bodenwasserspeicher. In den nördlichen Landesteilen brachten zunächst die ergiebigen Niederschläge vom 9./10. Jänner einen kräftigen Anstieg der Grundwasserstände. Speziell im Oberen Murtal und Mürztal stiegen die Wasserstände Mitte Jänner deutlich an und erreichten zum Teil die bisher gemessenen Monatshöchststände. Danach setzte ein kontinuierliches Absinken der Grundwasserstände ein. In Folge führten erst wieder Schneeschmelzereignisse im April und Mai zu einer weiteren deutlichen Abb. 5: Durchflussganglinien (links) und Monatsfrachten (rechts) an ausgewählten Pegeln 33 Anreicherung der Grundwasservorräte und zum diesjährigen Grund- 1200 Niederöblarn (Ennstal) 12211 Niederwölz (Oberes Murtal) 2840 Oberaich (Mittleres Murtal) 3552 Zettling (Grazer Feld) 3806 Straßengralla (Leibnitzer Feld) 39191 Zelting (Unteres Murtal) 5699 Großwilfersdorf (Feistritztal) 4012 Neudorf bei Mooskirchen (Kainachtal) wasserhöchststand Anfang bis Mitte Mai. Danach war das Grundwassergeschehen in Folge geringer Regenmengen bis Ende Juni durch sinkende Grundwasserstände meist unter die langjährigen Mittelwerte geprägt. Im Ennstal wurde dieser Trend durch lokale Gewitterregen in der zweiten Junihälfte vereinzelt kurzfristig unterbrochen. Die südlichen Landesteile profitierten im ersten Halbjahr 2015 sehr stark von den sehr hohen Grundwasserständen 2014. In den zwei großen Grundwasserfeldern Grazer Feld und Leibnitzer Feld wurden bereits Anfang des Jahres die diesjährigen Grundwasserhöchststände registriert. Danach führte die fast fehlende Grundwasserneubildung aus Niederschlägen verbunden mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen zu einer verstärkten Beanspruchung der Grundwasservorräte und somit zu einem deutlichen Absinken der Grundwasserstände vom Jahresbeginn bis Ende Juni. In den geringmächtigeren Grundwasserfeldern der Ost- und Weststeiermark und im Unteren Murtal wurde dieses Absinken zunächst im Februar durch Schneeschmelzereignisse und markante, teils unwetterartige Niederschlagsereignisse um den 20. Mai, die vor allem im Osten und Südosten auch zu kleinräumigen Überschwemmungen 34 führten, kurzfristig unterbrochen. Abb. 6: Grundwasserganglinien im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten, deren Minima und Maxima Nach einem Jahr mit überdurch- (Abb. 6) werden die Grundwasser- Grundwasserganglinie 2015 schnittlich hohen Grundwasserstän- stände 2015 (rot), 2014 (grün) mit den Grundwasserganglinie 2014 den waren Ende Juni nun wieder entsprechenden Durchschnittswer- Mittlere Grundwasserganglinie (die seit vielen Jahren gewohnten) ten (schwarz) einer längeren Jahres- Schwankungsbereich normale bis unterdurchschnittlich reihe sowie mit deren niedrigsten hohe Grundwasserstände gegeben. und höchsten Grundwasserständen In den dargestellten Diagrammen verglichen. AUSBAU DES PETERSBACHES – DI stefan Kienzl Amt der Steiermärkischen Landesregierung Baubezirksleitung Steirischer Zentralraum 8020 Graz, Bahnhofgürtel 77 Tel.: +43(0)316/877-5140 [email protected] EIN WEITERER MEILENSTEIN FÜR DEN HOCHWASSERSCHUTZ IN GRAZ Der Petersbach mit seinem Einzugsgebiet in den Bezirken St. Peter und Liebenau brachte seit vielen Jahren Hochwassergefahren. Nunmehr wurden am Unterlauf des Petersbaches Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt und dabei auch gewässerökologische Verbesserungen und ein neuer Erholungsraum geschaffen. DI Katharina schüssler* Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 – Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-2370 [email protected] Hochwasserschutz der Abteilung für Grünraum und Der Petersbach wurde als einer Gewässer (A10/5) der Stadt Graz von mehreren Bächen im Sach- abgeschlossen und im Sommer 2013 programm Grazer Bäche 2006 die wasser- und naturschutzrechtli- untersucht und es wurden Lösungs- chen Bewilligungen erwirkt werden. vorschläge für einen geeigneten Hochwasserschutz erarbeitet. Die In weiterer Folge wurde von der Grundverhandlungen mit circa Hydroconsult GmbH ein Detailpro- 280 Grundbesitzern konnten nach jekt (Abb. 1) für die Neugestaltung zwei Jahren unter der Federführung des Unterlaufes des Petersbaches Abb. 1: Bauform abgesenkter Gehweg © Hydroconsult GmbH 35 Abb. 2: Erholungsraum Petersbach nach dem Ausbau © BBL SZ ausgearbeitet und im November nen. Als vorgezogene Maßnahme schlussendlich eine weitgehende 2013 konnte mit den Bauarbeiten wurde bereits im September 2013 gewässerökologische Aufwertung begonnen werden. eine 100 m lange Verrohrung im des gesamten Gewässerabschnittes Pressrohrvortrieb unter der Bahn- erzielt werden konnte. Nach Fertig- Die flussbaulichen Arbeiten an dem trasse und der Liebenauer Haupt- stellung des hydraulisch erforder- 3,13 km langen Abschnitt von der straße umgesetzt. lichen Rohprofils des Petersbaches Mündung des Petersbaches in die begann im Sommer 2014 die Firma Mur, oberhalb der Puntigamer Brü- Auf einem circa 2,17 km langen Ab- Gebrüder Haider & Co Hoch- und cke, bis zur St.-Peter-Hauptstraße schnitt bachaufwärts bis zur Witten- Tiefbau GmbH mit den Bauarbeiten wurden von der Baubezirksleitung bauerstraße wurde die bestehende im Bereich des Banngrabenweges. Steirischer Zentralraum und der „harte“ Verbauung aus Steinplatten In diesem circa 0,86 km langen, Baufirma Gebrüder Haider & Co entfernt und ein neues Bachbett durch Bebauung beengten Bereich Hoch- und Tiefbau GmbH durchge- mit beidseitigen, großen Vorland- wurden zusätzlich zu den Profilauf- führt. bereichen und definierter Mittel- weitungen ein bestehender Geh- wasserrinne geschaffen. Zusätzlich weg sowie ein Radweg abgesenkt Nach technischer und finanzieller wurden Hochwasserschutzdämme und mittels Stahlbetonmauern zu Genehmigung durch das Bundes- und -mauern links und rechts des den angrenzenden Grundstücken ministerium für Land- und Forstwirt- Gewässers errichtet (Abb. 3). räumlich getrennt (Abb. 4). (BMLFUW) und die Abteilung 14 des Unter fachkundiger Anleitung der Durch diese geschickte Planung Amtes der Steiermärkischen Lan- ökologischen Bauaufsicht durch ist es gelungen, den Rad- und desregierung wurde im November die Abteilung 14 fanden Struktu- Gehweg als Vorlandbereich in das 2013 mit den Arbeiten bachaufwärts rierungsmaßnahmen im Gewässer Gewässerbett zu integrieren und der Einmündung in die Mur begon- selbst und an den Ufern statt, sodass dadurch den Bach auch erlebbar schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft 36 Abb. 3: Herstellung einer Hochwasserschutzmauer © BBL SZ Abb. 4: Die Arbeiten waren unter beengten Verhältnissen durchzuführen. © A10/5 zu gestalten (Abb. 2). Im Falle eines wurden circa 13.500 t Wasserbau- 30 % Stadt Graz. Der Ausbaugrad Hochwasserereignisses wird dieser steine und 960 m³ Beton verwendet wurde auf eine retentierte 100-jähr- Begleitweg mittels Schrankenanla- sowie etwa 50.000 m³ Erde bewegt. liche Abflussspitze von 8,3 m³/s bis ge für Benutzer gesperrt und dient Von der Baubezirksleitung wurden 11,0 m³/s festgelegt. Um jedoch das dann als Überflutungsbereich. nach Fertigstellung auf dem 3,13 km auftretende HQ100 auf diese Werte zu langen Gesamtabschnitt circa 3.500 reduzieren, ist noch die Errichtung Bäume und Sträucher gepflanzt. eines Hochwasserrückhaltebeckens In Summe wurden 1.800 m Hoch- bachaufwärts der St.-Peter-Haupt- wasserschutzdämme bis 0,9 m Höhe, 1.200 m Hochwasserschutz- Die Gesamtkosten belaufen sich straße erforderlich, welches sich mauern bis 1,5 m Höhe, 1.800 m auf circa 7,5 Millionen Euro, wobei derzeit in Planung befindet. Sohleintiefung bis 2,0 m Tiefe, eine davon rund 2 Millionen Euro für durchgehende Profilaufweitung, 100 m die Einlöse von 4,5 ha Grundfläche Nach Fertigstellung aller baulichen Durchlass DN 1600, 750 m Geh- aufgewendet werden mussten. Die Maßnahmen werden bis zu 450 bzw. Radweg und zwei Stege neu Finanzierung erfolgte nach dem Objekte vor einem 100-jährlichen errichtet. Bei der Baumaßnahme Schlüssel 35 % Bund, 35 % Land und Hochwasserereignis geschützt sein. Abb. 5: Banngrabenweg vorher © A10/5 Abb. 6: Banngrabenweg nachher © BBL SZ 37 Gewässerökologie* Anzahl Anmerkung Kartierung Gehölze 788 davon fallen 350 in die Baumschutzverordnung Kartierung Gehölzflächen 35 Artenzusammensetzung je Fläche unterschiedlich, Stückzahl nicht bekannt Für die Gewässerökologie eines Baches ist vor allem seine strukturelle Ausstattung von größter Bedeutung. Erst durch die Gewässerstrukturen werden Voraussetzungen für Lebensräume geschaffen, die es Fauna und Flora ermöglichen, einen neu gestalteten Bach wieder zu besiedeln. Die Maßnahmen am Petersbach Bepflanzung Forstgartenware und Baumschule Wurzelstöcke und verpflanzte Gehölze wurden in zwei Bauabschnitten realisiert. Sehr deutlich unterschieden sich die beiden Bauabschnitte durch das jeweilige Platzangebot. Während Gestaltung Baumschule 1.661 Gehölze, verwendet für die Bepflanzung der Böschungen und Aufweitungsbereiche Im Bereich der BBL wurden zahlreiche Wurzelstöcke eingebaut und Bäume zahlreiche verpflanzt. Eine zahlenmäßige Abgrenzung ist nicht möglich. 1.444 für Gestaltung verwendete Pflanzen (Kräuter, Gräser, Farne, Hecken, Obstbäume für Naschwiese,…) Tab. 1: Mengenübersicht Bepflanzung die Baubezirksleitung Steirischer Zentralraum in ihrem Bauabschnitt wesentlich zu einer abwechslungs- die Bäume vorab gerodet werden. großzügige Aufweitungen anlegen reichen Sohlausbildung beigetragen Die dabei angefallenen Wurzelstöcke konnte, musste die Baufirma Gebrü- hat (Abb. 8). wurden entlang des Petersbaches wieder eingebracht. Grundlage für der Haider & Co Hoch- und Tiefbau GmbH im Bereich des Banngraben- Ein weiterer ökologischer Aspekt ist die anschließende Bepflanzung war weges mit einem schmalen Streifen die Beschattung des Gewässers. Im die Baumkartierung des Büros frei- zwischen Gärten, Straßen und Sied- Arbeitsablauf war es möglich, das land Umweltconsulting ZT GmbH. In lungen auskommen (Abb. 5 und 6). Entfernen und Umsetzen von Gehöl- der oben angeführten Tabelle 1 wird Diese Rahmenbedingungen machten zen sukzessive durchzuführen. Durch ersichtlich, dass der Forderung nach es mitunter schwierig, allen ökolo- dieses langsame und schonende Vor- einer Bepflanzung mit „zumindest der gisch relevanten Aspekten gerecht zu gehen konnten viele Gehölze erhal- gleichen Gehölzanzahl“ entsprochen werden. ten werden. Ganz anders stellte sich wurde. In Summe konnten mehr als die Situation im Bereich des Bann- doppelt so viele Gehölze angepflanzt Ein wichtiger Punkt von Seiten der grabenweges dar. Aufgrund der sehr werden. Die genaue Anzahl kann auf ökologischen Bauaufsicht war das beengten Platzverhältnisse mussten Grund der Wiederverwendung von Abb. 7: Kolkbildung bei einem hervorspringenden Stein © A14 Abb. 8: Pendelnder Bachlauf neben dem Murpark © A14 Gestalten einer rauen Uferlinie durch den Einbau von Wurzelstöcken und von in das Bachbett hineinragenden und unregelmäßig über die Bachsohle verteilten größeren Steinen. Maßnahmen wie diese bewirken eine lokale Änderung der Strömungsgeschwindigkeit, die wiederum für eine abwechslungsreiche Sohle mit Tiefstellen und Anlandungen sorgt (Abb. 7). In jenen Bereichen, wo größere Aufweitungen vorgenommen werden konnten, war sogar die Möglichkeit gegeben, den Bach in seiner Linienführung einem natürlichen Gerinne anzunähern. Aufgrund technischer Vorgaben musste jedoch eine exakte Linie fixiert werden. Dennoch zeigt sich, dass auch diese Maßnahme 38 *Text von DI Katharina Schüssler zahlreichen Gehölzen und Wurzel- aber auch als lebensgefährliches aller Schutzmaßnahmen immer ein stöcken jedoch nicht angegeben Element. Der Bund habe deshalb in Restrisiko beim Leben entlang eines werden. Nach eineinhalb Jahren den vergangenen Jahren viel in den Bachbetts gegeben sein werde. Bauzeit wurde der dritte Bauabschnitt Hochwasserschutz investiert und im Mehr Sicherheit kann in Zukunft dort des Hochwasserschutzes für den gesamten Bundesgebiet zahlreiche entstehen, wo Baugenehmigungen in Petersbach am 19.10.2015 im Bereich Projekte unterstützt. Am Petersbach sensiblen Zonen restriktiver erfolgen, des Banngrabenweges feierlich eröff- lobte er vor allem auch die gelunge- objektbezogene Schutzmaßnahmen net (Abb. 9 u. 10). ne ökologische Aufwertung, die zu getroffen und die Menschen sensibili- Die rund 3,1 km lange Strecke mit einem wertvollen Naherholungsge- siert werden. unterschiedlichen Landschaftsfor- biet für Menschen geführt habe. Für men galt als bisher schwierigster die Zukunft sei trotz des Diktats der Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl Teil des Projekts, es galt Sicherheit knappen Kassen die Hochwasser- betonte, dass mit dem Hochwasser- mit ökologischer Aufwertung zu milliarde des Bundes fest im Budget schutz am Petersbach eine weitere verbinden. Bundesminister DI Andrä verankert. Der zuständige Was- Maßnahme des Sachprogramms Rupprechter verwies auf die Rolle des ser-Landesrat der Steiermark, Johann Grazer Bäche erfolgreich abge- Wassers als wichtigstes Lebensmittel, Seitinger erinnerte daran, dass trotz schlossen werden konnte. Abb. 9: (v.l.n.r.) Bgm. Siegfried Nagl, BM Andrä Rupprechter und LR Johann Seitinger freuen sich über den gelungenen Hochwasserschutz am Petersbach. © Stadt Graz/Fischer Abb. 10: Eröffnungsfeier am Petersbach 19.10.2015 © Stadt Graz/Fischer 39 HOCHWASSERPROGNOSE IN DER STEIERMARK – AKTUELLER STAND UND GEPLANTE ENTWICKLUNGEN DI Dr. robert schatzl Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-2014 [email protected] 40 Die Hochwasserereignisse der Jahre 2002 und 2005 in vielen teilen österreichs führten zur Überzeugung, dass eine wirksame Reduzierung von Schäden nur durch eine effektive, frühzeitige Kenntnis der möglichen Entwicklung der Hochwässer möglich ist. Dies führte österreichweit zum Beginn der Entwicklung von Hochwasserprognosemodellen. Da diese tätigkeit laut Wasserrechtsgesetz in der Hand der Bundesländer liegt, kam es in den einzelnen Ländern zu unterschiedlichen Entwicklungen sowohl in Bezug auf den Systemaufbau als auch in der Weitergabe der Prognosen. Geschichte und aktueller Stand der Hochwasserprognose in der Steiermark 2005 in der Steiermark zur Verfügung Sämtliche in der Steiermark im ope- gestellt wurden, finanziert wurde, ein rationellen Betrieb laufenden Hoch- Hochwasserprognosemodell für das wasserprognosemodelle wurden von Aufgrund der zahlreichen Hochwas- steirische Einzugsgebiet der Enns ent- der Joanneum Research Forschungs- serereignisse in den 90er-Jahren im wickelt. Seit 2007 läuft dieses Modell gesellschaft (Graz, Steiermark) und Einzugsgebiet der Raab wurden be- im operationellen Betrieb. dem Danish Hydrological Institute reits im Jahr 2000 erste Besprechun- Schlussendlich wurde im Jahr 2007 (DHI, Kopenhagen, Dänemark) ent- gen zwischen österreichischen und im Rahmen der österreichisch-un- wickelt. ungarischen Experten im Rahmen garischen Gewässerkommission der österreichisch-ungarischen Ge- beschlossen, nunmehr ein Hochwas- Eine Übersichtskarte mit all jenen Ge- wässerkommission für die Planung serprognosemodell für das gesamte wässern in der Steiermark, an denen eines gemeinsamen Hochwasserpro- Einzugsgebiet der Raab auf Basis des Prognosen berechnet werden, ist in gnosemodells für das gesamte Ein- Systems, das für die Mur Anwendung Abbildung 1 zu erkennen. zugsgebiet der Raab durchgeführt. findet, aufzubauen. Die Entwicklung Im Jahr 2004 ergab sich dann aber des Hochwasserprognosemodells die Möglichkeit, die Entwicklung Raab wurde im Projekt ProRaab(a) eines Hochwasserprognosemodells im Rahmen des Programms Ziel 3 Systemaufbau der internationalen Hochwasserprognosemodelle Mur und Raab für das Einzugsgebiet der Mur in ETZ Österreich-Ungarn (Europäische Abbildung 2 zeigt einen Überblick Österreich und Slowenien mit Unter- Territoriale Zusammenarbeit 2007 – über die gewählte Systemkonfigura- stützung von EU-Fördergeldern (75 % 2013) von 2008 bis 2011 durchgeführt tion, die sowohl beim Mur- als auch Förderung) im Rahmen des Projektes und wurde zu 85 % aus EU-Mitteln beim Raabmodell verwendet wird. „Flussraumagenda Alpenraum“ gefördert. Seit Anfang 2012 läuft das Das Kernstück der Hochwasser- (Interreg III B Alpenraumprogramm) Hochwasserprognosemodell Raab prognosemodelle Mur bzw. Raab durchzuführen. Die gemeinsamen ebenfalls im operationellen Betrieb. bildet ein zentraler Server, der beim Arbeiten mit Slowenien wurden im Schließlich wurde ebenfalls im Jahr Hydrografischen Dienst Steiermark Jahr 2005 abgeschlossen, seitdem 2012 das Prognosemodell Mur auf in Graz situiert ist. Am Server werden läuft das Hochwasserprognosemodell Ungarn ausgeweitet, seit März 2015 automatisch stündlich Prognosen im operationellen Betrieb. sind die Visualisierung sowie Bear- für Wasserstand und Durchfluss für Im Jahr 2006 wurde in einem internen beitung der Ergebnisse des Murmo- definierte Vorhersagepegel an den Projekt, das über Sondermittel, die dells auch für die kroatische Seite Hauptgewässern bzw. an ausge- aufgrund der Hochwasserereignisse möglich. wählten Zubringern für die nächsten Abb. 1: Karte der Gewässer in der Steiermark, für die Prognosen berechnet werden. Braun: Ennsmodell; blau: Murmodell; gelb: Raabmodell sechs Tage im Voraus berechnet. Zur gung gestellt werden, die Ergebnisse Beitrag des Schneeschmelzanteils Durchführung der Prognoseberech- der übrigen Modelle sind nur intern am Gesamtdurchfluss mittels des nungen werden folgende Daten per (inklusive Katastrophenschutzin Tag-Grad-Verfahrens bestimmt wird. FTP (File Transfer Protocol) von den stitutionen) verfügbar. Andererseits Dazu wurden die einzelnen Einzugs- einzelnen Ländern an den zentralen werden die Prognosen des zentralen gebiete in Höhenzonen von je 100 m Rechner übermittelt: Servers per FTP an die einzelnen eingeteilt. NAM liefert somit den Input Länder übermittelt, die wiederum mit für das hydrodynamische Modell • Hydrometeorologische Onlinedaten den lokalen Servern, die analog zum MIKE 11. (Wasserstand, Durchfluss, Nieder- zentralen Server aufgebaut sind, im schlag, Lufttemperatur) aus dem Bedarfsfall eigene Szenarien für das Hydrodynamisches Modell MIKE 11 gesamten Einzugsgebiet, gesamte Einzugsgebiet berechnen Der hydrodynamische Prozess wird können. mittels des eindimensionalen Modells • Niederschlags- und Lufttemperatur- MIKE 11 abgebildet. Als wesentliche prognosen der jeweiligen meteo- Verwendete Modelle Grundlagen für die Modellerstellung rologischen Dienste, wobei nur für Sämtliche Prognosemodelle in dienen die Querprofildaten aus den das Raabmodell zusätzlich zu den der Steiermark wurden auf Basis vorhandenen Abflussuntersuchun- deterministischen Prognosen auch von Softwareprodukten der Firma gen sowie die Daten der Rückhalte- 51 Ensembleprognosen verwendet „Danish Hydrological Institute“ (DHI) becken, die vor allem im österreichi- werden. entwickelt. Dabei wurden folgende schen Teil des Einzugsgebietes der Modellbausteine verwendet Raab einen bedeutenden Einfluss auf (DHI 2005): den Abflussprozess haben. werden einerseits auf einer Home- Niederschlags-Abfluss-Modell NAM Zusätzlich erfolgt zur Steigerung page dargestellt, wobei in der Steier- NAM ist ein einzugsgebietsbezogenes der Güte der Vorhersagen eine mark zurzeit nur die Prognosen von Speichermodell, das aus insgesamt automatische Anpassung der Daten ausgewählten Pegeln des Raabmo- vier Speichern besteht. Es beinhaltet an den Prognosepunkten, d. h. die dells für die Öffentlichkeit zur Verfü- auch ein Schneemodell, wobei der prognostizierten Daten werden mit Die auf Basis dieser Daten am zentralen Server berechneten Prognosen 41 Abb. 2: Systemaufbau der Hochwasserprognosemodelle Mur und Raab den tatsächlich beobachteten Werten Partner ausgelagert. den einzelnen Partnern dar, dabei verglichen und bei Abweichungen Nichtsdestotrotz bedingt die gewählte zeigten sich folgende Punkte als die mittels eines mathematischen Algo- Systemkonfiguration eine zwischen vordringlichsten: rithmus angepasst. den Partnern abgestimmte Vorgangsweise, um eine möglichst hohe Pro- Prognosesystem MIKE FLOOD gnosegüte gewährleisten zu können. ierliche Treffen der Modellierungs- WATCH bzw. MIKE CUSTOMISED Dabei zeigten sich im operationellen experten, bei denen die praktischen MIKE FLOOD WATCH bzw. MIKE Modellbetrieb einige wichtige Punkte, Erfahrungen im Modellbetrieb, CUSTOMISED (für den österreichi- auf die im Folgenden näher einge- mögliche Änderungswünsche in schen Teil des Raabmodells seit 2015) gangen wird. den Modellen sowie geplante Adap- ist in der identen Version sowohl am tierungsarbeiten bei den jeweiligen zentralen Server in Graz als auch Wie sich bereits beim Murmodell und Partnern diskutiert werden, eine bei den lokalen Servern der ein- verstärkt nochmals beim Raabmo- wertvolle Grundlage im operati- zelnen Partner installiert und ist für dell zeigte, ist eine entsprechende onellen Alltag dar. Im Falle des die Berechnung der Prognosen an personelle Ausstattung zur Betreuung Mur- bzw. Raabmodells finden diese den Prognosepunkten auf Basis der der Modelle unabdingbar. Momentan Treffen halbjährlich statt, was sich vorhandenen Eingangsdaten verant- sind beim Hydrografischen Dienst vom zeitlichen Ablauf bewährt hat. wortlich. Steiermark zwei Mitarbeiter mit der Modellbetreuung beschäftigt, eine 42 • Wie sich gezeigt hat, stellen kontinu- • Sollten Änderungen bzw. Adaptie- Erfahrungen im Betrieb Person ist hauptsächlich für die rungen wie z. B. Neukalibrierungen Durch die gewählte Systemkonfi- technischen Aspekte (Datenmanage- der hydrologischen oder hydrody- guration mit zentralem Server und ment, Software etc.) zuständig, die namischen Modelle nach Hochwas- lokalen Servern liegt einerseits die zweite hauptsächlich für die fachli- serereignissen oder der Einbau von Verantwortung eines stabilen Mo- che Betreuung (Modellierungsarbei- neuen Daten (Pegel, Rückhaltebe- dellbetriebs beim Hydrografischen ten). Wie die Erfahrung zeigt, ist dies cken etc.) notwendig sein, so sind Dienst Steiermark als Betreiber des die Minimalanforderung, um einen diese sowohl im zentralen als auch zentralen Modells, andererseits wird ungestörten Modellbetrieb gewähr- in den lokalen Modellen durchzu- die Verantwortung einer nicht aus- leisten zu können. führen. Dazu ist eine zeitlich mit reichenden Prognosegüte durch die Einen wesentlichen Faktor im ope- den anderen Partnern abgestimmte Möglichkeit einer Szenarienberech- rationellen Betrieb stellt eine abge- Vorgangsweise notwendig, damit nung an den lokalen Servern an die stimmte Vorgangsweise zwischen sich mögliche Adaptierungsarbei- ten nicht überschneiden. nunmehr auch in einem von der EU um einen gesamten Überblick über • Sämtliche von den einzelnen Part- kofinanzierten Folgeprojekt (ProRaa- mögliche Überflutungen an den je- nern durchgeführten Arbeiten an b(a) 2) vorerst nur in den österreichi- weiligen Gewässern zur Verfügung den lokalen Modellen sind ent- schen Teil des Prognosemodells Raab stellen zu können. sprechend zu dokumentieren, die integriert wurde. Als nächste Schritte Somit kann auch den Institutionen adaptierten Teile der Modelle sind sind diese Softwareupgrades auch des Katastrophenschutzes eine we- nach Abschluss der Arbeiten für für den ungarischen Teil des Raab- sentlich verbesserte Grundlage zur den zentralen Server zur Verfügung modells sowie auch für die Prognose- Abschätzung von potentiellen Ge- zu stellen. modelle Mur und Enns geplant. fährdungsbereichen im Hochwasserfall zur Verfügung gestellt werden. Im Laufe der Jahre hat sich diese Verknüpfung der Hochwasserprogno- Vorgangsweise mehr oder weni- semodelle mit Überflutungsflächen Die Anwendung dieses Katalogsys- ger eingespielt und als praktikabel aus 2-D Abflussuntersuchungen tems ist nicht nur für die bestehen- erwiesen. Der Schwerpunkt der zukünftigen den Hochwasserprognosemodelle Arbeiten liegt in der Schaffung einer angedacht, sondern soll auch für Geplante Entwicklungen Verknüpfung der Ergebnisse der kleinere Einzugsgebiete (Untergren- Neben der aus den oben erwähnten Hochwasserprognosemodelle mit ze ~ 100 km²) auf Basis des Projekts Erfahrungen und Problemen entste- bereits bestehenden 2-D Abflussun- INARMA (2009 – 2013), in dem ein henden Notwendigkeit, die Modelle tersuchungen. Dabei soll auf Basis Hochwasserwarnsystem für kleine laufend zu verbessern, sind in den der in den Abflussuntersuchungen Einzugsgebiete am Beispiel der nächsten Jahren zusätzliche Arbeiten erstellten Berechnungsmodelle Sulm entwickelt wurde, sukzessive geplant, die im Folgenden zusam- mittels Lamellenanalyse mit ver- auf die gesamte Steiermark ausge- mengefasst werden: schiedenen Durchflüssen zwischen weitet werden. bordvollem Durchfluss und HQ100 ein Laufende Verbesserung der Modelle Katalogsystem mit Überflutungssze- Wie die Erfahrungen im Betrieb narien erstellt werden, aus denen für Geplante Umsetzung der Weiterentwicklungen gezeigt haben, ist es notwendig, die den aus den Prognosemodellen am Die Umsetzung der oben skizzier- Hochwasserprognosemodelle ständig Pegel prognostizierten Durchfluss ten Entwicklungen ist wiederum weiterzuentwickeln. So bietet jedes automatisiert das ähnlichste Szenario in EU-kofinanzierten Projekten Hochwasserereignis die Möglich- ausgewählt wird. geplant, wobei es sich hauptsächlich um die Fortsetzung von bereits keit, die Prognosegüte der Modelle zu überprüfen und gegebenenfalls Dieses geplante Katalogsystem soll abgeschlossenen Projekten handelt. die Parameter der hydrologischen als 3-stufiges System aufgebaut So soll das Raabmodell in einem und hydrodynamischen Modelle zu werden: geplanten Projekt ProRaab(a) 3 im Rahmen des bilateralen Programms adaptieren. Zusätzlich wird zurzeit auch an der Verbesserung des • Früh- oder Vorwarnung: Überflu- Schneemodells gearbeitet, da die tungsflächen aufgrund prognos- chend weiterentwickelt werden. Für Schneeschmelze ein nicht unwesent- tizierter Niederschläge (auch in die Anpassung des Murmodells ist licher Faktor in der Entstehung von umgekehrter Richtung, d. h. welche auch bereits ein entsprechender Hochwasserereignissen im Frühjahr Niederschläge sind notwendig, Projektantrag im Programm DG ist. Es ist weiters auch geplant, zusätz- um bestimmte Überflutungen zu Echo (Generaldirektion für Humani- liche Zubringer in die Modellsysteme erzeugen), täre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission) einzubinden, um auch dadurch die Prognosegüte zu erhöhen. ETZ Österreich-Ungarn entspre- • Stufe 1: Überflutungen aufgrund eingebracht worden. aktueller Pegelganglinien, Softwareupgrade Seit Fertigstellung des Hochwasserprognosemodells Raab im Jahr 2011 In Bezug auf die Umsetzung des • Stufe 2: Überflutungen aufgrund prognostizierter Pegelganglinien. Systems für kleine Einzugsgebiete ist eine Fortsetzung des Projekts INARMA geplant, ein entsprechender wurde seitens der Firma DHI die Berechnungs- und Visualisierungssoft- Weiters ist angedacht, sämtliche Projektantrag soll in der Programm- ware in wesentlichen Punkten weiter- verfügbaren Informationen in Ge- schiene „DANUBE TRANSNATIO- entwickelt (MIKE CUSTOMISED), die wässerlängenschnitten darzustellen, NAL“ eingebracht werden. 43 UMWELTZEICHEN UND WASSER Wasser ist ein bedeutendes Element beim österreichischen Umweltzeichen, findet man es doch mit den anderen Elementen Erde, Natur und Luft sogar im Dr. uwe Kozina Umweltzeichenlogo (Abb. 1). Es ist nicht nur verantwortlich für alles Leben Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark 8010 Graz, Brockmanngasse 53 Tel.: +43(0)316/835404 [email protected] auf unserer Erde und viel zu wenig geschätzte Ressource, es spendet auch Erfrischung, löscht Durst, ist Lebensraum für zahlreiche Lebewesen und beliebtestes Spielelement von Kindern. Wasser nimmt daher als wesentliches Gemeinschaftsgut in allen Umweltzeichen-Richtlinien eine zentrale Rolle ein. V or 25 Jahren wurde vom da- Verschmutzungsgrad von Abwässern maligen Umweltministerium oder auch die Verwendung von Trink- das Österreichische Umwelt- wasser in Schulen und Büros - zeichen ins Leben gerufen. Dieses die Palette der wasserrelevanten ist heute eine Erfolgsgeschichte, Kriterien ist mannigfaltig. Die Erfül- erfüllen doch mehr als 3.200 Pro- lung der Richtlinien-Kriterien wird im dukte und Dienstleistungen von 370 Rahmen von Audits geprüft, bevor Produktionsbetrieben, 300 Tourismus- das Umweltzeichen als staatliche betriebe, mehr als 120 Schulen und Auszeichnung vergeben wird. Bildungseinrichtungen sowie rund Abb. 1: Logo Österreichisches Umweltzeichen 44 60 Green-Meeting-Lizenznehmer die Wasser-Blitzlichter strengen Kriterien. Sie leisten somit Sauberes Trinkwasser, das in ausrei- einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- chender Menge und in ausgezeich- schutz, zur Ressourcenschonung und neter Qualität jederzeit zur Verfügung zur Bewusstseinsbildung. Das Um- steht, ist in Österreich selbstverständ- weltzeichen steht somit für umwelt- lich. Dennoch gibt es auch bei uns bewusstes und soziales Wirtschaften Wasserknappheit, meist zwar nur sowie für hohen Qualitätsstandard. zeitlich und regional begrenzt, aber Die Ressource WASSER war von durch den Klimawandel nicht auf Anfang an Teil der strengen Kriterien Dauer auszuschließen. Somit ist eine und Anforderungen, die zur Erlan- nachhaltige Nutzung notwendig, die gung des Umweltzeichens erfüllt sowohl in Betrieben als auch im Pri- werden müssen. Sei es nun der vatbereich die Kosten durch weniger sorgsame Umgang mit Frischwasser Wasserbedarf und geringere Kanal- in der Produktion, die Menge und der gebühren senken kann. Abb. 2: Österreichisches Umweltzeichen für Schulen und Pädagogische Hochschulen Abb. 3: Österreichisches Umweltzeichen für Bildungseinrichtungen Aktivitäten umfassen etwa die Bildung • Ein Beispiel sind etwa was- von Wasserkennzahlen (Wasserver- ser- und energiesparende brauch in Litern bzw. m³ pro SchülerIn Sanitärarmaturen (Abb. 4), die und Schuljahr), die Ausbildung von gemäß der Richtlinie UZ 33 Umweltpeers (Abb. 5), die Mitarbeit an ausgezeichnet sind, oder die Recherchen, wo überall in der Schule energie- und wassersparen- Wasser verwendet wird, oder auch die den Hand- und Kopfbrausen der Richtlinie UZ 71. Diese begrenzen den Wasserdurch- Abb. 4: Mit dem Umweltzeichen zertifizierte Sanitärarmaturen helfen beim sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser. Beschäftigung mit Themen wie Wassertrinken, Gewässerschutz, Wasser und Klima(wandel) oder Wasser in der fluss (etwa durch Perlatoren), Schwerpunkt Wasserbildung Kunst. Bei Bildungseinrichtungen mit bestehen aus korrosionsbe- Im Bildungsbereich gibt es zwei Um- dem Umweltzeichen ist ebenfalls eine ständigen Werkstoffen und weltzeichen-Richtlinien: für Schulen Ist-Analyse der Wassernutzung bzw. haben ggf. Warm- und Heiß- und Pädagogische Hochschulen die des Wasserverbrauchs vorgesehen. wassersperren, die darüber UZ 301 (Abb. 2) sowie für Bildungsein- Das Potential von Wassersparmaß- hinaus den Energieverbrauch richtungen die UZ 302 (Abb. 3). Auch nahmen, ggf. eine umweltschonende senken. hier sind wasserrelevante Kriterien im Entkeimung, ein möglicher Einsatz Bereich Umweltmanagement zu erfül- von Brauchwasser, die Ermittlung von len, wesentlich ist darüber hinaus aber jährlichen Wasser-Kennzahlen, das Mehrweggebinde und Mehr- der Bereich Wasserbildung, wobei der Aufstellen von Trinkwasserbrunnen, wegbechersysteme (Richtlinie Nachweis der Informationsvermittlung die Führung einer Wasserbuchhaltung UZ 26). Pfandflaschen mit dem und die konkrete Beschäftigung mit oder auch die Absenkung der Warm- Umweltzeichen dürfen einen der Ressource Wasser im Zentrum des wassertemperatur sind einige der Einweganteil von maximal Audits stehen. Beim Umweltzeichen Anforderungen, die im Rahmen des 8 Gramm aufweisen und für Schulen wird vorgegeben, dass zu- Audits geprüft werden. müssen mindestens 12-mal nächst durch eine Erhebung der Ist-Si- Kurz-, mittel- und langfristige Schritte befüllt werden können, wei- tuation mögliche Einsparungs- und im Bereich des Wassermanagements ters müssen die Abfüll- und Optimierungspotentiale erkannt und bei umweltzeichenzertifizierten Reinigungsanlagen einen in weiterer Folge geeignete Maßnah- Betrieben und Einrichtungen sind überwiegend geschlossenen men ergriffen werden. Der Schwer- Teil eines kontinuierlichen Verbesse- Wasserkreislauf haben. punkt liegt dabei auf Maßnahmen zur rungsprozesses. Dieser wirkt einerseits Reduktion des Wasserverbrauchs wie betriebsintern durch konkrete Maßnah- • Ein weiteres Beispiel sind zum Beispiel dem Einsatz von Spül- men und durch das Bewusstsein der Betriebe im Tourismus, in der kästen mit Spülstopptasten oder von MitarbeiterInnen auch kostensenkend, Hotellerie und in der Frei- einzelgesteuerten bzw. von wasserlo- aber darüber hinaus auch extern in zeitwirtschaft, die nach der sen Urinalen. Auch die Verwendung der Bevölkerung durch die Verbreitung Richtlinie UZ 200 ausgezeich- von Sieben in Küchenausgüssen, im des Umweltzeichens, das letztendlich net sind. Bei ihnen wird der Buffetbereich, in Labors und Werkstät- auch für einen sorgsamen Umgang mit verantwortungsvolle Umgang ten wird kontrolliert. Pädagogische WASSER steht. • Ein drittes Beispiel sind mit Wasser kontrolliert, etwa die Wasserspartechnik mit 2-Tastensystem bei WC-Spülkästen, die verpflichtende Abwasserbehandlung, der Anschluss von Geschirrmobilen an die öffentliche Abwasserentsorgung bzw. eigene Abwasserentsorgungskonzepte. Abb. 5: Umweltpeers bei der Arbeit. 45 VERANSTALTUNGEN öStERREICHISCHE VEREINIGUNG FÜR DAS GAS- UND WASSERFACH (öVGW) 1010 Wien, Schubertring 14 Tel. +43(0)1/5131588-0 [email protected] www.ovgw.at öStERREICHISCHER WASSERUND ABFALLWIRtSCHAFtSVERBAND (öWAV) 1010 Wien, Marc-Aurel-Straße 5 Tel. +43(0)1/535-5720 [email protected] www.oewav.at VERANSTALTUNGEN TAGUNGEN UND SEMINARE Symposium Wasserversorgung 2016 Ort: Wien Termin: 27.-28. Januar 2016 Innsbrucker Abfall- und Ressourcentag 2016 Ort: Tirol, Innsbruck, Universität Termin: 27. Januar 2016 IFAT 2016 Ort: München, Deutschland Termin: 30. Mai-03. Juni 2016 KONGRESSE Kongress und Fachmesse Gas Wasser 2016 (126. ÖVGW-Jahrestagung) Ort: Oberösterreich, Wels Termin: 20.-21. April 2016 (Anmeldung bis 20. April 2016) IWA World Water Conference Ort: Australien, Brisbane Termin: 09.-13. Oktober 2016 KURSE RIWA-T 2016: Die neuen Förderrichtlinien für den Wasserbau Ort: Wien, Bundesamtsgebäude Termin: 21. Jänner 2016 27. Kanaldichtheitsprüfungskurs Ort: Salzburg, Anif Termin: 25.-27. Januar 2016 24. Kanalinspektionskurs für InspekteurInnen Ort: Wien Termin: 25.-29. Januar 2016 SCHULUNGEN Wassermeister-Schulung Dornbirn Ort: Vorarlberg, Dornbirn Termin: 11.-15. Januar 2016 (Anmeldung bis 18. Dezember 2015) Refreshing-Kurs & Prüfung WM-Zertifikatsverlängerung Dornbirn Ort: Vorarlberg, WIFI Dornbirn Termin: 25. Januar 2016 (Anmeldung bis 11. Januar 2016) Wassermeister-Schulung Ossiach Ort: Kärnten, Ossiach Termin: 22.-26. Februar 2016 46 Versickerung von Niederschlagswässern Ort: Tirol, Innsbruck, Haus der Begegnung Termin: 26. Januar 2016 RIWA-T 2016: Die neuen Förderrichtlinien für den Wasserbau Ort: Salzburg, Wirtschaftskammer Termin: 28. Januar 2016 116. KlärwärterInnen-Grundkurs Ort: Niederösterreich, Wolkersdorf Termin: 01.-19. Februar 2016 Wasserwartkurs - Kärnten März Ort: Kärnten, Klagenfurt Termin: 02.-04. März 2016 Neues aus der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik Ort: Wien, Technische Universität Termin: 23.-24. Februar 2016 Behälter- und Rohrnetzhygiene Ort: Tirol, Innsbruck Termin: 10. Mai 2016 (Anmeldung bis 26. April 2016) 3. Kurs „Grundlagen zum Energiemanagement“ Ort: Wien Termin: 23.-24. Februar 2016 117. KlärwärterInnen-Grundkurs Ort: Niederösterreich, Wolkersdorf Termin: 29. Februar-18. März 2016 Empfehlungen für die Bewässerung Ort: Wien, Universität für Bodenkultur Termin: 02. März 2016 Umsetzung der Industrieemissionsrichtlinie Ort: Wien Termin: 02. März 2016 12. KlärwärterInnenkurs 50-500 EW Ort: Niederösterreich, Rappoltschlag Termin: 07.-18. März 2016 Vergaberecht für die Praxis Ort: Wien, Kommunalkredit Austria AG Termin: 10. März 2016 11. KanalfacharbeiterInnenprüfung Ort: Oberösterreich, Linz Termin: 15. März 2016 Der Wert des Bodens in der Wasserwirtschaft Ort: Niederösterreich, St. Pölten, Wirtschaftskammer Termin: 17. März 2016 Kanalmanagement 2016 Ort: Wien, Universität für Bodenkultur Termin: 31. März 2016 7. Kurs „Anlagen- und Umweltrecht“ (2-teilig) Ort: Niederösterreich, St. Pölten Termine: Teil I: 04.-06. April 2016, Teil II: 11.-13. April 2016 118. KlärwärterInnen-Grundkurs Ort: Niederösterreich, Wolkersdorf Termin: 04.-22. April 2016 Ja, senden Sie in Zukunft die Zeitschrift Wasserland Steiermark an folgende Adresse: Titel Name Straße PLZ und Ort IMPRESSUM Medieninhaber/Verleger: Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark 8010 Graz, Brockmanngasse 53 Postanschrift: Wasserland Steiermark 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-5801 [email protected] www.wasserland.at DVR: 0841421 Erscheinungsort: Graz Verlagspostamt: 8010 Graz Chefredakteurin: Sonja Lackner Redaktionsteam: Egon Bäumel, Uwe Kozina, Hellfried Reczek, Florian Rieckh, Robert Schatzl, Brigitte Skorianz, Volker Strasser, Elfriede Stranzl, Johann Wiedner, Margret Zorn Druckvorbereitung, Redaktion und Abonnentenverwaltung: Elfriede Stranzl 8010 Graz, Wartingergasse 43 Tel.: +43(0)316/877-5801 [email protected] Gestaltung: josefundmaria communications 8010 Graz, Weinholdstraße 20 titelbild: josefundmaria communications 8010 Graz, Weinholdstraße 20 Druck: Medienfabrik Graz www.mfg.at Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Bezahlte Inserate sind gekennzeichnet. ISSN 2073-1515 Die Artikel dieser Ausgabe wurden begutachtet von: Johann Wiedner Die Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. 47 Das Team der SAS | Fotos: Sommer |Bezahlte Anzeige An Wasserland Steiermark Wartingergasse 43 8010 Graz Sie können unsere kostenlose Zeitung auch telefonisch bestellen: Wasserland Steiermark 0316/877-2560 WASSER- UND ABWASSERDIENSTLEISTUNGEN FÜR DEN ÜBERREGIONALEN MARKT TRINKWASSER | Betrieb und Instandhaltung von Wasserversorgungsanlagen | Wasserverlustreduktion (Leckortung) | Erneuerungsplanung | Trinkbrunnen KANALMANAGEMENT | Hochdruck(kanal)reinigung | Kanalinspektion | Optimierung bestehender Kanalisationssysteme SAS – STYRIAN AQUA SERVICE GmbH | Wasserwerkgasse 10 | 8045 Graz Tel.: +43 316 887-3950 | [email protected] | www.sas.or.at P.b.b. Verlagspostamt 8010 | Aufgabepostamt 8010 Graz DVR: 0841421 | Auflage: 6.300 Stück
© Copyright 2025 ExpyDoc