Ansprache von Prof. Jan Pracz (Polen) (in PDF

Begräbnispredigt für + Sr. M.Agilberta Hohmann SSCJ
Wien – Zentralfriedhof, 21. August 2015
Wenn Jesus ruft, muss unsre Klage schweigen!
Die gottgeweihte Seele zieht hinaus;
Was Menschen bindet, Freundschaft, Vaterhaus,
der Seelen sanftes Zueinander Neigen
verschwimmt wie Morgennebel in der Luft,
wenn Jesus ruft!
Wenn Jesus ruft, wie wird so leicht das Scheiden?
Ach, eine kleine Weile dauert`s nur,
nur eine kleine Weile auf der Spur
des Kreuzes wandeln, kämpfen, wirken, leiden.
Dann grüßt des ew`gen Ostermorgens Duft,
die Jesus ruft!
(Victor Braun. Ein Lebensbild S. 17)
Liebe Herz Jesu Schwestern! Liebe Trauergemeinde!
Dieses Gedicht aus dem Lebensbild vom Victor Braun, Stifter der Kongregation der
Dienerinnen des hlst. Herzens Jesu, beschreibt auch das Leben jeder Herz Jesu Schwester,
also auch das Leben von Schwester M. Agilberta.
Margareta Hohmann, so lautet ihr bürgerlicher Name, erblickte am 24. Februar 1928
in Haselstein, in Hessen, das Licht der Welt. Dort verbrachte sie auch ihre Kindheit mit ihren
beiden Schwestern. Nach der Schulentlassung arbeitete sie im elterlichen Betrieb und
besuchte die Haushaltungsschule der Dienerinnen des hlst. Herzens Jesu in Haselstein.
In dieser Zeit hat sie gläubig den Ruf des Herrn vernommen und ist ihm nachgefolgt.
Am 09. Februar 1948 trat sie ins Noviziat der Dienerinnen des hlst. Herzens Jesu in
Kelkheim/Taunus ein. Nach Beendigung des Noviziatjahres war sie in Kelkheim in der
Krankenpflege tätig.
Ab November 1952 hat sie 52 Jahre, dem Gott und den Menschen, in Bad Hersfeld
gedient. Dort besuchte sie die Krankenpflegeschule, und danach hatte sie verschiedene Ämter
inne: in der Krankenpflege, im Orden als Assistentin der Oberin, und später war sie selbst
über 20 Jahre Hausoberin und Pflegedienstleiterin im St. Elisabeth Krankenhaus. Jahrelang
hat sie auch, als Generalrätin, die Verantwortung für die ganze Kongregation mitgetragen.
Sie war eine gütige Vorgesetzte und hatte für alle ein offenes Ohr. Bei den Schwestern
und Angestellten war sie sehr beliebt. Schwester M. Agilberta unterstützte gerne Priester in
der Missionsarbeit, und auch Priesteramtskandidaten. Mit der Familie hat sie immer sehr
guten Kontakt gehabt, aber sie wollte nie die Angehörigen mit eigenen Problemen belasten.
Nur ein Beispiel dafür. 14 Tage vor ihrem Tod hat ihre Schwester angerufen und fragte wie es
ihr geht, - und die sagte „gut“- weil sie keine Sorgen den Angehörigen machen wollte.
Im Mai 2004 hat sich der Gesundheitszustand von Schwester M. Agilberta so
verschlechtert,- sie hat große Schmerzen bekommen – dass sie ihre Aufgaben nicht mehr
bewältigen konnte. Am 17. September 2004 kam sie nach Wien, und die letzten Jahre
verbrachte sie im Mutterhaus. Schwester M. Agilberta ertrug das Kreuz des Leidens stets still
und opferte ihre Schmerzen zur Sühne dem hlst. Herzen Jesu, und für die verschiedenen
Anliegen der Kongregation, und der ganzen Kirche auf. Sie hat keine Angst vor dem Sterben.
Schwester M. Agilberta ist auch ganz ruhig gestorben. Es kann man sagen, sie ist sanft
eingeschlafen.
Liebe Herz Jesu Schwestern! Liebe Trauergemeinde!
Wir Christen glauben, dass der Tod nicht das Letzte ist, sondern dass uns jenseits der
Todesgrenze neues Leben erwartet. Wie dieses Leben ausschaut, wissen wir natürlich nicht,
denn alles, was wir von Gott sagen, übersteigt und sprengt unsere Begriffe. Aber eine Ahnung
können wir davon haben.
Das Evangelium deutet es uns an: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.
… Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten.“ Wir werden dort daheim sein. Wir
wissen, was es heißt: angenommen sein, geborgen sein, geliebt sein, Heimat haben. Wenn es
schon so schön sein kann, wenn Menschen einander annehmen, wie schön muss erst sein,
wenn uns Gott annimmt. Endgültig annimmt. Christus sagt: „Ich werde euch zu mir nehmen,
damit ihr auch dort seid, wo ich bin.“ Wenn es schon so schön sein kann, bei einem geliebten
Menschen zu sein, wie schön muss es sein, einmal ganz bei Christus zu sein von Angesicht zu
Angesicht.
Der Apostel Paulus sagt uns: „Ich bin überzeugt, dass die Leiden dieser Zeit nicht zu
vergleichen sind mit der Herrlichkeit, die einst an uns offenbar werden wird“. Das ist die
frohe Botschaft, die wir Christen zu verkünden haben. Und diese Botschaft kann wirklich
Trost sein.
Unsere Toten sind nicht tot, sie leben bei Gott. Sie sind nicht weggegangen, sie sind
uns vorausgegangen. Diese Botschaft sollten wir mit gläubigem Herzen aufnehmen, dann
können wir mit der Präfation sprechen: „Es ist wahrhaft würdig und recht. Dir Gott zu
danken, denn wenn die Herberge dieser irdischen Pilgerschaft zerfällt, wird uns im Himmel
eine ewige Wohnung bereitet.“ Diese Wahrheit können wir auch auf dem Sterbebildchen, das
wir bei dieser Beerdigung bekommen, lesen: „Ihr, die ihr mich so geliebt habt, seht nicht
auf das Leben, das ich beendet habe, sondern auf das, welches ich beginne.“
Auch wir gehen dem Tod entgegen. Wir sollen jetzt schon die Gemeinschaft mit
Christus suchen. Wir sollen jetzt auf dieser Welt nach dem Maß unserer Kraft anderen
Menschen Geborgenheit und Heimat geben als Abbild der ewigen Heimat.
Lasst uns nun für unsere Verstorbene beten: „Herr, nimm sie auf in deine ewige
Wohnungen, nimm sie hinein in deine Gemeinschaft.“ Wir wollen aber auch für uns bitten:
„Herr, schenke uns Trost aus dem Glauben an deine Botschaft, nimm uns jetzt schon hinein in
deine Gemeinschaft und gib uns die Kraft, für andere Heimat zu sein.“ Amen