Montag, 27. Juli 2015 / Nr. 171 Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Obwalden/Nidwalden Sie rennen über Stock und Stein So dicht beisammen wie später die Nebelschwaden: Teilnehmer des Mountainman. Bilder Roger Zbinden OBWALDEN Der sechste Mountainman hat mit neuem Konzept und Streckenverlauf aufgewartet. Für Diskussionen sorgte aber vor allem der dichte Nebel. RAPHAEL ZEMP [email protected] Ein Vogel zwitschert in die graue Stille, in der Ferne bimmelt dumpf eine Kuhglocke. Es bläst ein empfindlich frischer Wind. Die Melchsee-Frutt ist komplett von Nebel eingehüllt. Ein grosser Menschenandrang herrscht auf dem Start- und Zielgelände des 6. Mountainman nicht. Nur ein paar Schaulustige trotzen dem garstigen Wetter. Hände sind in Hostentaschen geklemmt, bunte Multifunktionsjacken sorgen für rare Farbtupfer im Grau. Dann, aus dem Nichts, tauchen die weichen Konturen eines Läufer auf. Dieser scheint selbst überrascht zu sein, so plötzlich das Ziel vor Augen zu haben. Die verkrampften Gesichtszüge lockern sich flugs, ein triumphierendes Lächeln huscht über sein Gesicht. Anfeuerungsrufe tragen ihn über die letzten Meter. Budget heruntergeschraubt Der Mountainman hat am Samstag in einer abgespeckten Version stattgefunden. Organisator Florian Spichtig spricht von einem «Low-Budget-Anlass». Man habe sich auf das Wesentliche zurückbesinnen wollen: «Wir wollen mit diesem Anlass das Gebiet Melchsee-Frutt als das Trailrunning-Mekka der Zentralschweiz präsentieren.» Mit der diesjährigen Austragung hat man dem Trend Zwei Läufer lassen den Nebel hinter sich, derweil begiesst Franziska Inauen ihren Sieg über die Halbmarathondistanz. zu immer grösseren Anlässen und weiteren Strecken entgegengewirkt: Der Königslauf (Kategorie Ultra) wurde um rund 20 auf 64 Kilometer verkürzt. Neu waren Start und Ziel am selben Ort. «Das hat den logistischen Aufwand um ein Vielfaches reduziert», so Spichtig. Statt 120 waren nur noch rund 30 Helfer im Einsatz. Neu wurde die Zeitmessung per App durchgeführt – auch das sparte viel Geld, rund 13 000 Franken. Der immer grösser werdende Aufwand habe sich zuletzt finanziell nicht mehr ausgezahlt. «Das Verhältnis hat nicht mehr gestimmt», meint Florian Spichtig. Herber Teilnehmerrückgang 260 Teilnehmer in den Kategorien Halbmarathon (21,6 km), Marathon (44 km), Ultra und Gruppen-Stafette (jeweils 64 km) liessen sich vom neuen Konzept überzeugen und gingen an den Start. Rund die Hälfte stammte aus der Innerschweiz, aber auch Neuseeländer, Australier und Japaner haben den Weg auf die Frutt gefunden. Im Vergleich zum letzen Jahr ist das Teilnehmerfeld indes um die Hälfte geschrumpft. Für Spichtig noch kein Grund zur Beunruhigung: «Angepeilt haben wir zwar 300 Startplätze, aber auch mit der jetzigen Situation sind wir zufrieden.» Läufer verirren sich Eher auf die Stimmung gedrückt hat das neblige Wetter – wo doch die Starts noch bei Sonnenschein stattgefunden hatten. Ein Erlebnis sei die Strecke allemal gewesen, meinte ein Läufer, aber nicht sonderlich sehenswert. «Man sah gar nichts!» Björn Palko (39) aus Immensee schwärmte ebenfalls von den «traumhaften Routen», die allerdings bei dieser Witterung nicht ganz ungefährlich gewesen seien. Tatsächlich ist der dichte Nebel vielen Läufern zum Verhängnis geworden. Aufgrund der schlechten Sicht sind einige gestürzt, zahlreiche haben sich verlaufen. Florian Spichtig dazu: «Wir haben den Teilnehmern vor dem Start kommuniziert, dass wir die Markierungen nur bei den offiziellen Wanderwegweisern anbringen und sie sich auf auch aufgrund des Kartenmaterials orientieren müssen.» Die dichte Nebeldecke hat aber auch Gewinner hervorgebracht. Profitiert hat etwa der Sieger der Halbmarathonkategorie, Mathias Fanger (30) aus Kägiswil. «Hätten sich meine Konkurrenten nicht im Nebel verirrt, hätte ich wohl nicht gewonnen», gestand der passionierte Läufer und Mountainbiker. Und auch Florian Köpfli (27) aus Sursee konnte dem trüben Wetter Positives abgewinnen. «Wenigstens war es nicht zu heiss.» Er nahm zum ersten Mal an einem solchen Lauf teil. In seiner Euphorie über seine geglückte Premiere war Köpfli kaum zu bremsen: «Es war einfach eine geile Sache.» Trotz schlechter Sicht, trotz schmerzhafter Krämpfe. Es gibt auch eine siebte Ausgabe Auch wenn die Erwartungen der Veranstalter nicht ganz erfüllt werden konnten, der Anlass wird dank Sponsoren schwarze Zahlen schreiben – und nächstes Jahr wieder stattfinden. Bereits jetzt kann man sich für den Anlass am 20. August 2016 anmelden. HINWEIS Rangliste unter www.themountainman.ch www... Mehr Impressionen vom Mountainman unter www.obwaldnerzeitung.ch/bilder 12
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