„Bei Kinderwunsch ist Vitamin D -Mangel ein Show

Interview mit
Dr. Michael Schenk
„Bei Kinderwunsch ist
Vitamin D3-Mangel ein
Show-Stopper“
Sehr geehrter Herr Dr. Schenk, wie viele Kinderwünsche haben Sie mit künstlicher Befruchtung
bislang erfüllt?
Foto: Jasmin Schuller
Dr. Michael Schenk, Leiter des
Kinderwunsch-Instituts in Dobl
… zählt zu den renommiertesten
Reproduktionsmedizinern Österreichs. Weshalb eine gute Vitamin
D3-Versorgung wichtig für die
Fruchtbarkeit ist, erklärt er im
Interview.
Mit unserer Hilfe sind bereits mehr als 2000 Wunschbabys zur Welt
gekommen. Übrigens finde ich den Ausdruck „künstliche Befruchtung“
irreführend. Unser Labor ist eine Art Erlebnisgastronomie für Samen und
Eizellen. Wir umgehen die Eileiter, aber künstlich ist daran nichts. „Unromantisches Verfahren“ nennen wir es daher lieber.
Welche Rolle spielt Vitamin D3 in Ihrer Therapie?
Der Vitamin D3-Spiegel gehört wie zum Beispiel die Hämoglobin-Konzentration oder die Entzündungswerte zu den Basis-Parametern, die
wir bereits gleich zu Beginn der Behandlung erheben. Basis-Parameter
heißt: Stimmt hier etwas nicht, können wir tun, was
wir wollen – die Patientin wird einfach nicht schwanger. Vitamin D3-Mangel ist ganz klar einer dieser
Show-Stopper.
Eine gute Versorgung mit Vitamin D3
erhöht also die Fertilität, wie Sie als
Co-Autor einer Studie der Med Uni
Graz nachgewiesen haben. Auf welche Weise geschieht das?
Vitamin D3 ist eine Hormonvorstufe und reguliert in
einem komplexen Zusammenspiel unseren Sexualhormonhaushalt. Bei einer Unterversorgung produzieren Männer zu wenig Testosteron, Frauen zu wenig
Progesteron und Östrogen. Das wirkt sich spürbar
nachteilig auf die Fruchtbarkeit aus. Eine weitere wissenschaftliche Studie, an der ich mitgearbeitet habe,
belegt daher folgerichtig, dass ein normaler Vitamin
D3-Spiegel auch bei unromantischen Verfahren die
Erfolgschancen deutlich erhöht.
Wie verbreitet ist Vitamin D3-Mangel
Ihrer Erfahrung nach?
Rund ein Viertel meiner Patientinnen und Patienten
sind unterversorgt. Berufsgruppen, die kaum ans
Tageslicht kommen, wie Fabriksarbeiter und Büroangestellte, haben ein höheres Risiko. Aber wir hatten
auch schon einen Surflehrer, der an Vitamin D3-Mangel litt. Wir sehen: Der Vitamin D3-Stoffwechsel hängt
von vielen individuellen Faktoren ab. Auffällig ist
zudem, dass wir überhaupt keine saisonalen Schwankungen haben – Mangelerscheinungen treten sowohl
im Winter als auch im Sommer auf.
Wenn der Vitamin D3-Spiegel zu niedrig ist: Reicht ein Urlaub in der Sonne?
In der Regel nicht. Bei Kinderwunsch ist ein Blutwert
von 30 bis 50 Nanogramm pro Milliliter optimal, daher
verschreibe ich Vitamin D3 in Form von Tropfen oder
Mundspray.