Der Stäfner Maler Johannes Kölla

«Ein Maler malt sein Dorf –
Der Stäfner Maler Johannes Kölla»
Von Rudolf Koella erschienen im Kranich-Verlag 2015
Johannes Kölla (1740 -1778) war der jüngste Sohn des
Stäfner Krämers und Landwirts Johannes Kölla d.Ä.
(1696 -1754). Da er früh eine grosse zeichnerische
Begabung zeigte, liess ihn sein Vater den Beruf eines
Modelstechers erlernen. Auf die Dauer befriedigte dies
den jungen Mann jedoch nicht. Er träumte davon,
Künstler zu werden, und nutzte jede freie Minute, um
sich seiner geheimen Leidenschaft hinzugeben. Ermuntert von seinen Freunden, fasste er im Alter von 31
Jahren endlich den Mut, nach Zürich zu fahren und
beim bekannten Maler, Mallehrer und Kunstschriftsteller Johann Caspar Füssli vorzusprechen, der ihm
einst bereits das Blumenmalen beigebracht hatte. Die
Arbeitsproben, die er ihm vorlegte, beeindruckten diesen so sehr, dass er sich anerbot, dem Autodidakten
eine Zeit lang Unterricht in der Ölmalerei zu erteilen.
Gleichzeitig empfahl er ihn an andere wichtige Zürcher
Persönlichkeiten weiter, und so wurde Johannes Kölla.
der sich vor allem als Menschenschilderer auszeichnete, in Zürich bald zu einem gefragten Porträtisten.
Diese ersten Erfolge ermutigten Kölla, seinen Brotberuf endgültig an den Nagel zu hängen und sich ganz
der Kunst zu widmen. Zurück in Stäfa begann er in
Ermangelung anderer Modelle die Dorfbewohner in gemalten und gezeichneten Bildnissen festzuhalten. In
kurzer Zeit kam so eine erstaunlich grosse Zahl meist
kleinforrnatiger Porträts zusammen, denen über ihren
rein künstlerischen Wert hinaus eine eminente historisch-soziologische Bedeutung zukommt. Kölla versuchte aber auch immer wieder darzustellen, womit
sich diese Dorfbewohner beschäftigten und wie ihr
Alltag aussah. So gibt es von ihm Bilder wie «In der
Dorfschule», «Beim Gerber» oder «Beim Metzger»,
während er in anderen Werken sein ganz persönliches
Zuhause schilderte. Weil ihm diese Art Beschäftigung
aber zu wenig einbrachte, um sich und seine Familie
ernähren zu können, kümmerte er sich nebenbei weiterhin um seinen Rehberg.
Die Meisterschaft, mit der es Johannes Kölla verstand,
eine bestimmte Persönlichkeit in ihrer ganzen Eigenart zu erfassen, beeindruckte auch den Zürcher Pfarrherrn Johann Caspar Lavater, den bedeutenden, weit
über die Landesgrenzen hinaus bekannten Physiognomen, Er liess sich von Kölla nicht nur porträtieren,
sondern erwarb auch eine grosse Zahl seiner gemalten
Porträtköpfe. Einige davon bildete er in Form von
Nachstichen in seinem wissenschaftlichen Hauptwerk, den Physiognomischen Fragmenten, ab. Aber
auch andere bedeutende Kunstsammler jener Zeit
kauften dem Künstler Bilder ab, und da sie diese später
oft einer der neu gegründeten Museumssammlungen
schenkten, befindet sich heute ein gutes Dutzend
Werke von Johannes Kölla in Schweizer Museumsbesitz. Ein weiteres Zeichen der Anerkennung bestand
darin, dass Kölla gegen Ende seines kurzen Lebens er wurde nur 38 Jahre alt - von jungen Kunstadepten
gebeten wurde, ihnen Malunterricht zu erteilen.
Der bekannteste von ihnen war der Stäfner Maler
Heinrich Meyer, der später der künstlerische Berater
Goethes wurde und in Weimar als Akademieprofessor
und -direktor Karriere machte.
Rudolf Koella