Elektrofahrzeuge hätten enorme Konsequenzen

NEWS
Stresstest für die
Energiestrategie 2050
Liebe Mitglieder,
geschätzte
Interessenten
Die unnötigen und
vermeidbar gewe­se­
nen Unglücke von
Fukushima, Tschernobyl und Three Mile
Island haben der Kernenergie hierzulande gewaltige Rückschläge verpasst.
Und es dürfte Jahre dauern, bis sich
wieder eine Mehrheit für den Bau eines
neuen Kernkraftwerks finden wird. ­
Falls überhaupt. Umso mehr fragt man
sich, warum die eidgenössische Politik,
namentlich der Bundesrat und das
­eidgenössische Parlament, nicht bereit
sind, die sog. Energiewende vor d­ em
Souverän einem «Stresstest» zu unterziehen. Wenn man der veröffentlichten
Meinung glauben darf, dürfte das
­Projekt des Bundes einen klaren Sieg
davontragen. Das FME hat an der
­Mitgliederversammlung 2013 in einer
Resolution gefordert, dass die Ener­­gie­
strategie 2050 der Bevölkerung
obli­­gatorisch zur Abstimmung zu unter­
breiten ist. Wir halten weiterhin an
­dieser Resolution fest und fordern
­Bundesrat und Parlament nachdrücklich
auf, die Bevölkerung abzuholen und ­
in die energiepolitische Zukunft mit­zu­
nehmen. Was bei der Suche nach
­einem Tiefenlager eindrücklich vordemonstriert wird, nämlich die breit
abgestützte Einbeziehung der Bevölkerung, wäre auch für die Zukunft der
Strompolitik von Nöten. Es ist nicht
­verfehlt, beim von Bundesbern skizzierten Vorgehen von einer Aushebelung
der Demokratie zu sprechen. Wir
scheuen uns nicht, zu erklären, dass
die Energiestrategie 2050 immer ­
vom Makel mangelnder Legitimität
begleitet sein wird, wenn sie dem
Stimmvolk nicht zur Beurteilung vor­
gelegt wird.
15|2016
Elektrofahrzeuge hätten
enorme Konsequenzen
Staatsbesuch in der Schweiz 1982: Der Fuhrpark des Bundes soll künftig aus Elektroautos bestehen.
Die vom Bundesrat propagierte Umstellung des Individualverkehrs auf Elektrofahrzeuge hätte letztlich
eine Erhöhung des schweizerischen Strombedarfs um
25% zur Folge. 2500 Windturbinen mit je 3 Megawatt
Leistung oder 150 km2 Fläche für Solarzellen wären
nötig. Oder 1,5 neue Kernkraftwerke.
duziert. Die Nutzung der reichlich vorhandenen Wasserkraft und der Betrieb der fünf Kernkraftwerke machen
dies möglich. Mit dem Verzicht auf Kernenergie müssten
fast 40 Prozent der Elektrizitätsproduktion in der Schweiz
ersetzt werden. Die Wasserkraft ist in der Schweiz weitgehend ausgeschöpft. Nur Sonne, Wind und Biomasse
Von Martin Jermann
Die von Bundesrat und Parlament geplante neue Schweizer Energiepolitik («Energiewende») verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele:
a)E ine massive Reduktion der CO 2 -Emissionen
in der Schweiz
b)D er Verzicht auf die Nutzung von Kernenergie
in der Schweiz
Die Schweiz ist heute weltweit eines der wenigen Länder,
das die elektrische Energie fast vollständig CO 2 -frei pro-
Fortsetzung auf S.2
INH A LT
1 Editorial
1 Elektrofahrzeuge hätten enorme Konsequenzen
2 Mitgliederversammlung 2016
3 Gesundheitliche Risiken des Flugpersonals
3 Statutenänderung Mitgliedschaft
4 Impressum
Dr. med. Christian von Briel, Präsident
1
Fortsetzung von S.1
kommen in Frage, wenn keine wesentliche Erhöhung ­d er
CO 2 -Emissionen durch die Elektrizitätsproduktion resultieren soll. Gaskraftwerke oder Stromimporte aus Europa
würden die CO 2 -Bilanz der Schweiz zusätzlich verschlechtern.
Martin Jermann,
Vizedirektor Paul Scherrer Institut (pens.)
MITGLIEDERVERSAMMLUNG
2 0 16
Die nächste Mitgliederversammlung
­findet statt am:
Donnerstag, 12. Mai 2016
Von 14 bis 17 Uhr
Bitte dieses Datum schon heute
reser­vieren. Die Einladung folgt zu
einem späteren Zeitpunkt.
UNTERSTÜTZEN SIE DAS FME
Das Forum Medizin und Energie
(FME) ist ein überparteilicher und breit
abgestützter Verein. Die Mitglieder
des FME sind Personen mit Berufen im
Gesundheitswesen, die sich mit den
Zielen des FME identifizieren. Das
Forum setzt sich für eine verantwortungsbewusste schweizerische
Energiepolitik ein, die alle in Frage
kommenden Energiebereiche unvoreingenommen einbezieht. Für die
Realisierung laufender und zukünftiger
Projekte bitten wir Sie um Ihre Unterstützung.
PC: 40-15109-8
Forum Medizin und Energie
4000 Basel
2
Privatverkehr mit grossem CO 2 -Sparpotenzial
Der Verkehr trägt mit ca. 30 Prozent wesentlich zu den
CO 2 -Emissionen in der Schweiz bei. Mit einer Elektrifizierung des Individualverkehrs könnten die in der Schweiz
produzierten CO 2 -Emissionen also wesentlich reduziert
werden. Der Bundesrat will deshalb den Einsatz von Elektroautos fördern und geht dabei teilweise selber voran.
Einzelne Mitglieder der Kollegialbehörde haben sich ein
Elektrofahrzeug zugelegt und werben dafür, dass die
Bevölkerung es ihnen gleichtut. Klar ist, dass der für den
Betrieb der Elektrofahrzeuge benötigte Strom weitgehend
CO 2 -frei hergestellt werden muss, sonst führt der Einsatz
von Elektrofahrzeugen zu etwa gleich viel oder je nach
Strom-Mix sogar zu mehr CO 2 -Emissionen.
Was wären nun aber die Folgen der vom Bundesrat
­p ropagierten Umstellung des Individualverkehrs auf Elek­
trofahrzeuge für die Entwicklung des Strombedarfs und
-verbrauchs?
In der Schweiz zirkulieren täglich rund 3 Millionen Per­
sonenwagen. Bei den heutigen jährlichen Fahrleistungen
würden pro Jahr durch die Umstellung dieser Fahrzeugflotte auf Elektrofahrzeuge rund 15 T Wh1 zusätzliche
­elektrische Energie benötigt. Das ist etwa die einein­
halbfache Menge Strom, die das grösste Schweizer Kernkraftwerk, das KKL in Leibstadt, jährlich produziert. In
der Konsequenz würde der Strombedarf in der Schweiz im
Vergleich zu heute um rund 25 Prozent ansteigen. Mit
Kernkraftwerken dürfte diese zusätzliche Energie gemäss
der neuen Energiepolitik des Bundesrates aber nicht mehr
produziert werden. Nur erneuerbare Energien wären dafür
zugelassen. Die Bereitstellung von 15 T Wh elektrischer
Energie wird deshalb zu einer grossen Herausforderung.
Gasturbinen oder Solarzellen?
Produzierte man die 15 TWh elektrische Energie mit
Windkraftwerken, müssten dafür in der Schweiz rund
2500 Windturbinen, jede ausgestattet mit einer Leistung
von 3 MW, gebaut werden. Derartige Windturbinen haben
eine Höhe von 150 m. Kleinere Anlagen wären auch möglich. Es würden dann aber entsprechend mehr gebraucht.
Die benötigten 15 T Wh elektrische Energie für den jähr­
lichen Betrieb der Elektrofahrzeuge könnten auch mit
zusätzlichen Photovoltaikanlagen erzeugt werden. Da die
Menge der geernteten Solarenergie wetter- und saisonabhängig ist, der Bedarf der gesamten Fahrzeugflotte
über das ganze Jahr aber weitgehend konstant bleibt,
muss ein Teil der im Sommer produzierten Solarenergie
für das Winterhalbjahr gespeichert werden können. Wasserstoffspeicher werden zur Speicherung des bei starker
Sonneneinstrahlung anfallenden Überschussstroms aus
Photovoltaikanlagen als Lösung vorgeschlagen. Eine
moderne Elektrolyseanlage, mit der die elektrische Energie in Wasserstoff umgewandelt und gespeichert werden
kann, erzielt heute einen Wirkungsgrad von 65 bis 70
Prozent. Die Rückwandlung des Wasserstoffs in nutzbare
elektrische Energie hat einen Wirkungsgrad von rund ­
60 bis 65 Prozent. Der Gesamtwirkungsgrad liegt also
unter 50 Prozent. Das heisst, es geht mehr als die Hälfte
des erzeugten Solarstroms verloren. Diese Speicher­
verluste sind bedeutend, denn es muss entsprechend
mehr Leistung installiert, sprich mehr Solarzellenfläche
verbaut werden, um die notwendige jährliche Nutzenergie
(im Beispiel der Elektrifizierung des Individualverkehrs
15 T Wh) bereit zu stellen. Der Mehrbedarf liegt zwischen
20 und 30 Prozent.
Forschung mit beschränktem Beitrag
Bundesrat und Parlament haben Forschungsgelder ge­­
sprochen, um die Speichertechniken weiterzuentwickeln.
Damit sollen insbesondere Wirkungsgrad und Wirtschaftlichkeit verbessert werden. Die von den Forschenden
erwartete Wirkungsgraderhöhung wird aber die grundsätzliche Problematik der oben erwähnten hohen Verluste
bei der Speicherung nicht lösen. Bei der Elektrolyse-­
Technik zur Produktion des Wasserstoffs aus Photovol­
taikstrom wird in Zukunft statt mit einem Wirkungsgrad
von 65 bis 70 Prozent bestenfalls mit 75 Prozent gerechnet. Auch bei der Rückwandlung des Wasserstoffs in
elektrischen Strom sind von der Forschung nur Wirkungsgrad-Verbesserungen im einstelligen Prozentbereich zu
erwarten. Der Gesamtwirkungsgrad wird sich dadurch
also von rund 45 Prozent in Zukunft auf bestenfalls etwas
über 50 Prozent verbessern lassen. Die eingesetzten Forschungsgelder zahlen sich zwar trotzdem aus, denn diese
Verbesserungen können wirtschaftlich durchaus relevant
sein. Auf die bedarfskonforme Bereitstellung der im obigen Beispiel benötigten elektrischen Energie von 15 T Wh
hat dies aber nur einen geringen Einfluss. Trotz diesen
Verbesserungen würden realistisch gesehen für die Elek­
trifizierung des Individualverkehrs nicht 120 k m2 Solar­
zellenfläche (ohne Berücksichtigung der Speicherverluste),
sondern rund 150 k m2 (mit Berücksichtigung der Speicherverluste) benötigt. Oder anders gesagt: Es wird dafür
nicht nur die 3-fache, sondern rund die 4-fache Fläche
des Kantons Basel-Stadt benötigt. Dies hat auch ent­
sprechende Auswirkungen auf die Gesamtkosten der
Umstellung der Elektrizitätsversorgung auf entsprechend
hohe Anteile an Sonne- und Windenergie.
Fazit
Die Umstellung des Individualverkehrs auf Elektrofahrzeuge könnte die CO 2 -Emissionen beim heutigen fast
CO 2 -freien Schweizer Strom-Mix wesentlich reduzieren.
Dafür würde aber deutlich mehr elektrische Energie
­b enötigt, was der neuen Energiepolitik des Bundesrates
widerspricht. Denn diese sieht vor, den Elektrizitätsbedarf
in der Schweiz etwa auf dem heutigen Niveau zu stabi­
lisieren. Die Speicherverluste werden trotz grossen Forschungsanstrengungen bedeutend bleiben und müssen
bei der Planung von Solar- und Windenergiekapazitäten
zur Versorgung mit weitgehend CO 2 -freiem Strom aus
erneuerbaren Energien berücksichtigt werden.
1 15 TWh = 15 Terawattstunden =
15 000 000 000 000 = 15 Billionen Wattstunden
Gesundheitliche Risiken
des Flugpersonals
Kosmische Strahlung kann die Gesundheit des Flugpersonals beeinträchtigen.
Das Flugpersonal hat verglichen mit der übrigen
Bevölkerung ein geringeres Sterberisiko. Bei
malignem Melanom und Hautkrebs ist die Inzidenz
höher als bei der übrigen Bevölkerung. Als Ursache
wird hier vorwiegend UV-Strahlung angenommen.
Überseeflug (←→) ergibt eine zusätzliche Dosis von
0.06 m Sv. Das fliegende Personal ist in den industrialisierten Ländern die am stärksten strahlen­exponierte Personengruppe. Deren durchschnittliche Jahresdosis ist
beispielsweise in Deutschland doppelt so hoch wie jene
der in der Kerntechnik arbeitenden Personen und hat von
Von Hansruedi Völkle
Fortsetzung auf S.4
S TAT U T E N Ä N D E R U N G
MITGLIEDSCHAFT FME
Die Mitgliederversammlung 2015 des
FME hat eine Statutenänderung im
Bereich Mitgliedschaft beschlossen.
Neu können nicht nur Ärztinnen und
Ärzte Mitglied werden, sondern generell Personen, die im Gesundheits­
bereich tätig sind.
Interessierte melden sich bei:
[email protected]
Die im Vergleich zum Meeresniveau
erhöhte Exposition durch kosmische
Strahlung in 10 bis 15 k m Höhe ist
aus Sicht des Strahlenschutzes vor
allem bei der Zivil­luft­fahrt, also beim
fliegenden Personal und sehr wahrscheinlich auch bei Vielfliegern und
Luftkurieren, nicht ­z u vernachlässigen. Bei den Letzteren gibt es vereinzelt Personen, die praktisch gleich
viele Stunden im Flug­zeug verbringen
wie das fliegende Personal, nämlich
etwa die Hälfte ihrer regulären
Arbeitszeit.
Höhere Strahlenexposition
Auf 10 000 m Höhe beträgt die Dosisleistung durch die
kosmische Strahlung in der Äquatorialregion etwa 2 μ Sv/h
und in der Polregion etwa 3 bis 6 μ Sv/h. Ein Nordatlantik-
Abb. 1: Dosen des fliegenden Personals für Deutschland
im Jahr 2012 im Vergleich zu den übrigen strahlenexponier­
ten Personen in Kernenergie, Medizin, Industrie und For­
schung. Quelle: Deutsches Bundesamt für Strahlenschutz:
http://www.bfs.de/de/ion/beruf_schutz/methodik/Abb3.jpg
3
Fortsetzung von S.3
2004 bis 2009 um 20 % zuge­n ommen. Die Verteilung der
Dosis über das gesamte betrachtete Kollektiv zeigt ein deutliches Maximum z­ wischen 2 und 5 m Sv pro Jahr (mit Maximalwerten bis 7 m Sv) und eine andere Form als jene der
übrigen beruflich strahlenexponierten Personen in der Kernenergie, der Medizin und der Forschung, von denen 75% Dosiswerte unter 0,5 m Sv im Jahr
erhalten (s. Abb. 1).
Prof. Dr. Hansruedi Völkle, Leiter
Abteilung Strahlenschutz des BAG
(1987–2006), Leiter Bachelor-Studien­
programm in Umweltwissenschaften der
Universität Freiburg (seit 2007)
IMPRESSUM
Redaktion:
Forum Medizin und Energie
Postfach
8040 Zürich
[email protected]
www.fme.ch
PC: 40-15109-8
4
Unterschiedliche
epidemiologische Befunde
Bisher durchgeführte epidemiologische Untersuchungen lassen
beim fliegenden Personal für
gewisse Krebsarten ein leicht
aber doch signifikant erhöhtes
Erkrankungs­r isiko erkennen. Ob
diese Tatsache ausschliesslich
auf die erhöhte kosmische Strahlung beim Fliegen in grossen
Höhen zurückgeführt werden
kann, muss allerdings zumindest bezweifelt werden, da
auch andere mögliche Ursachen in Betracht gezogen werden müssen. In diesem Zusammenhang werden beispielsweise genannt: luftgetragene Schadstoffe im Flugzeug
(z. B. Kerosindämpfe), stressbedingter erhöhter Alkoholund Tabakkonsum und Störung des zirkadianen Rhythmus’
durch Jetlag bei regelmässigen Langstreckenflügen mit
einer damit verbundenen möglichen Schwächung des
Immunsystems. Beispiele von Ergebnissen solcher epidemiologischer Studien sind in den Abb. 2 (Mortalität) und
Abb. 3 (Morbidität) zusammengestellt. Die Daten stammen
aus der Arbeit von Gaël P. Hammer und Maria Blettner aus
der Zeitschrift Strahlenschutzpraxis.1 Die Autoren kommen,
zusammengefasst, zu folgenden Schlussfolge­r ungen: Insgesamt wird eine im Vergleich zur übrigen Bevölkerung
niedrigere Sterberate festgestellt, insbesondere ­b ei Kardiovaskulären Ursachen, am deutlichsten bei den Piloten (so
genannter Healthy Worker Effect). Bei malignem Melanom
Abb. 2: Standardisierte Mortalitäts-Ratio (SMR) mit
95%-Konfidenzintervall beim fliegenden Personal: Piloten
rot; Flugbegleiter: blau, Flugbegleiterinnen: grün. (Daten a­ us
mehreren europäischen Studien in: Gaël P. Hammer und
Maria Blettner: «Stand der epidemiologischen Forschung
beim Fliegenden Personal»; Strahlenschutzpraxis, Heft.
2/2014, pp. 15–17).
und anderem Hautkrebs ist die Inzidenz höher als bei der
übrigen Bevölkerung; als Ursache wird hier vorwiegend
UV-Strahlung angenommen. Das Krebsrisiko ist insgesamt
nicht höher als dasjenige der Allgemeinbevölkerung, mit
Ausnahme von malignen Melanomen und bei der Inzidenz
von andern Hauttumoren sowie bei Brustkrebs. Bei der
deutlich höheren Mortalität durch andere Hautkrebserkran-
Abb. 3: Standardisierte Inzidenz-Ratio (Morbidität) (SIR) mit
95%-Konfidenzintervall beim fliegenden Personal: Piloten
rot; Flugbegleiter: blau, Flugbegleiterinnen: grün (Daten aus
mehreren europäischen Studien in: Gaël P. Hammer und
Maria Blettner: «Stand der epidemiologischen Forschung
beim Fliegenden Personal»; Strahlenschutzpraxis, Heft.
2/2014, pp. 15–17).
kungen bei männlichen Flugbegleitern – die sich folglich
auch auf die gesamte Mortalität auswirkt – wird AIDS als
wahrscheinliche Ursache gesehen. Die Störung des zirkadianen Rhythmus durch die überflogenen Zeitzonen kann
durch verminderte Melatonin-Sekretion die Entwicklung
hormonabhängiger Krebsarten wie Brustkrebs und möglicherweise Prostatakarzinom begünstigen. 2
Einzelflugreisende nicht betroffen
Die Werte der Dosen beim Luftverkehr sind vergleichbar
mit denjenigen von medizinischen Röntgenuntersuchungen
(etwa 0.01–1 m Sv pro Aufnahme
oder 2 bis 10 m Sv durch Computertomografie). Für einen Einzelflug ist das Strahlenrisiko demnach gering bis vernachlässigbar.
Bei Flügen innerhalb Europas ist
mit Dosen von wenigen bis etwa
20 μ Sv zu rechnen, bei Interkontinentalflügen mit bis knapp über
100 μ Sv, wobei die höheren
Werte bei Flügen über die Polarroute auftreten.
1 Strahlenschutzpraxis Nr. 2/2014 auf den Seiten 15–17.
2
G aël P. Hammer und Maria Blettner: «Stand der epidemiologischen
Forschung beim Fliegenden Personal», Strahlenschutzpraxis 2/2014,
Seiten 15–17.