Arbeit 4.0 wird vor allem durch Automatisierung, Digitalisierung und damit auch neuen Arbeitsformen wie etwa Crowd- oder Clickworking geprägt. Diese Veränderungen bergen Chancen und Risiken, vor allem aber werden die Arbeitsformen und die Arbeitsbeziehungen stark verändert. Digitalisierung bringt radikale Veränderungen mit sich. Welche Auswirkungen und neue Herausforderungen werden in den Unternehmen sichtbar? Welche Veränderungen zeigen sich in einzelnen Branchen sowie bei Berufsbildern und Tätigkeitsfeldern? Zu klären ist auch, welche gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungseffekte zu erwarten sind. Kommt es zu verstärkter rationalisierungsbedingter Arbeitslosigkeit? Wenige beherrschen den digitalen Markt. Dominierende Player betreiben u.a. auch die gewinnorientierte Vermittlung prekärer Arbeit auf Plattformen – bei geringer Kapitalbindung und niedrigen Personalkosten. Folgen sind die Informalisierung von Arbeit, die Verlagerung unternehmerischer Risiken und der Verlust existenzsichernder Arbeitsplätze. Wie kann der Gefahr massiver Monopolisierung mittels Regulierungen entgegnet werden? „Entgrenzung der Arbeit“ ist eine gravierende Auswirkung der Digitalisierung. Die Grenzen von Arbeit und Freizeit verschwimmen. Bei der mobilen Arbeit wird die Widersprüchlichkeit der neuen Technologien deutlich: Einerseits eröffnet sie den Beschäftigten neue Spielräume der Verfügbarkeit über die eigene Zeit; andererseits droht die Kollision der immer umfassenderen Anforderungen aus dem Beruf mit dem Privatleben. Der Arbeitsdruck in den Betrieben nimmt zu. Zugleich zeichnet sich die Zunahme insbesondere von psychischen Belastungen ab. Welche Entwicklungen sind hier in Zukunft zu erwarten? Welche Unterschiede in den Belastungen und Bewältigungsarrangements ergeben sich dabei für berufstätige Männer und Frauen? Wie können E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 1 Arbeitsbedingungen in der „Arbeitswelt 4.0 “ im Sinne einer Humanisierung der Arbeit so gestaltet werden, dass sie den Menschen angemessenes Einkommen, mehr Sicherheit und eine gute Vereinbarkeit mit Familie und Freizeit ermöglichen? Wie kann der Zuwachs an gefühlten Freiheiten (wie flexible Zeiteinteilung) ohne negative Begleiterscheinungen (wie Kontrolle, Arbeitsdruck) für Arbeitnehmer/-innen positiv genutzt werden? Ob Risiken der Digitalisierung vermieden und Chancen positiv genutzt werden können, hängt maßgeblich von den Mitbestimmungsmöglichkeiten bei der Gestaltung der Arbeit ab. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Betriebsrat zu. Muss die Rolle von Vertretungen von Arbeitnehmern/-innen neu geschrieben werden, wenn die Beschäftigungsverhältnisse volatiler sind? Digitale Arbeitsformen wie das Crowdworking führen oft zu einer Umgehung des Arbeitsrechts. Was sind die Gegenstrategien dazu? Es stellt sich die Frage nach einem neuen ArbeitnehmerInnenschutz bzw. nach einem neuen Arbeitsrecht. Wie kann z.B. bei Crowdworking eine gewerkschaftliche Organisation aussehen? Digitalisierung verändert auch den Zugang zu Bildung. Wird damit der Zugang zu Bildung demokratischer und gerechter oder entstehen hier neue Hürden (z.B. neue Notwendigkeiten nach andauerndem Update)?. Kommt es zu einer Bildungsarmut trotz Qualifizierung? Die durch Menschen und Maschinen im Internet hinterlassenen Spuren stellen inzwischen gigantische Mengen digitaler Informationen dar. Internationale (Internet-)Konzerne haben die Verfügungsmacht über diese komplexe, sich ändernde Datenflut. Bei „Big Data“ sind neben den technologischen Aspekten v.a. auch wirtschaftliche, soziale oder juristische Aspekte sowie Anwendungsdimensionen von Belang. Arbeit 4.0 verändert massiv die Arbeitsbedingungen, die Arbeitsverhältnisse und das gesellschaftliche Zusammenleben. Für die Arbeiterkammer stellt sich die Notwendigkeit, die Entwicklung zu analysieren und daraus Handlungsmöglichkeiten für eine menschengerechte Gestaltung des Arbeitslebens abzuleiten. In diesem Zusammenhang lassen sich beispielhaft eine Reihe von Problemstellungen anführen, auf die sich die eingereichten Arbeiten beziehen können. E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 2 Digitalisierung, wie es gegenwärtig vom Mainstream diskutiert wird, bringt radikale Veränderungen mit sich. Im medialen Diskurs, bei gleichnamigen Veranstaltungen und in der Literatur findet sich ein „Hype“ des Themas, insbesondere über die Prognosen zur „4.0-Zukunft“. Jedoch bleibt die Frage nach derzeit beobachtbaren Veränderungen und Wahrnehmungen in der realen Arbeitswelt noch wenig geklärt. Was ist bisher in Unternehmen beobachtbar, welche Auswirkungen und neue Herausforderungen werden sichtbar? Was sind Konsequenzen von verstärkter Automatisierung und zunehmender Internet-Vernetzung? Besonders interessant erweisen sich in diesem Zusammenhang betriebs- und branchenspezifische Erkenntnisse zu folgenden Fragen: Zu welchen Veränderungen kommt es in einzelnen Branchen, von der Industrie, über die Verwaltung, soziale Dienstleistungen bis hin zur IT? Wie verändern sich Berufsbilder bzw. Tätigkeitsfelder (z.B. industrielle Fertigungsprozesse, Fragmentierung von Arbeit im Verwaltungsbereich etc.)? Lassen sich historische Entwicklungslinien der Digitalisierung festmachen? Existiert ein Prozess, der sich vom Beginn der Industrialisierung bis heute durchzieht und sich in unterschiedlichen Ausprägungen in Arbeit 4.0 und Digitalisierung manifestiert? Eine gravierende Auswirkung der Digitalisierung ist die Verstärkung des Phänomens „Entgrenzung der Arbeit“, bei der die Grenzen von Arbeit und Freizeit verschwimmen. Arbeit ist gekennzeichnet durch noch mehr Flexibilisierung, Individualisierung und insbesondere durch die Auflösung räumlicher Gebundenheit an einen Arbeitsort (Arbeit – meist mit hohem Frauenanteil - ist von zuhause aus möglich, die Kommunikation funktioniert über Internet). Daraus ergibt sich eine Beschleunigung bzw. eine Schnellund Kurzlebigkeit sowie ein (selbst-)auferlegter Druck, ständig verfügbar zu sein. Die Entstehung einer web-basierten „Plattform-Ökonomie“ zeichnet sich ab, bei der am Arbeitsmarktplatz Internet über nationale Grenzen hinweg Erwerbsarbeiten vermittelt werden. Welche Auswirkungen ergeben sich durch diese Veränderungen der vernetzten E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 3 Formen der Arbeitsorganisation (Cloudworking, Crowd-Sourcing etc.) auf die nationalen und internationalen Arbeitsbeziehungen, auf das Zusammenleben und das Erwerbsleben? Welche gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungseffekte sind zu erwarten? Kommt es zu verstärkter rationalisierungsbedingter Arbeitslosigkeit, werden die Roboter zu Job-Killern der Zukunft, entsteht ein digitales Prekariat? Unter welchen Bedingungen ermöglicht das digitale Zeitalter („Internet der Dinge“, Cyber-, Physische Systeme …) massive Umverteilungen von Erwerbsarbeit(szeit) auf einem für alle höheren Wohlstandsniveau? Wenige beherrschen den digitalen Markt. Dabei sind Dienste wie Facebook oder Ebay durch Netzwerkeffekte gekennzeichnet, die die Entstehung sogenannt „natürlicher Monopole“ begünstigten. Dominierende Big Player (wie Amazon etc.) betreiben u.a. auch die gewinnorientierte Vermittlung prekärer Arbeit auf Plattformen - bei geringer Kapitalbindung und niedrigen Personalkosten. Folgen sind die Informalisierung von Arbeit, die Verlagerung unternehmerischer Risiken und der Verlust existenzsichernder Arbeitsplätze (siehe etwa Uber). Verlierer/-innen der damit drohenden Umgehung bestehender steuer-, sozial- und arbeitsrechtlicher Standards sind die Arbeitnehmer/-innen und das Sozialsystem. Wie kann der Gefahr massiver Monopolisierung mittels Regulierungen etc. entgegnet werden? Wie werden die Produktivitäts- und Effizienzgewinne aus dem digitalen Wandel verteilt und wie können Wohlfahrtsstaatssysteme nachhaltig gesichert werden (Digitale Dividende)? Wie entwickeln sich die Einkommen in der digital economy? Der Arbeitsdruck in Betrieben nimmt zu. Digitale Kommunikationstechniken erhöhen die Mobilität der Beschäftigten. Diese verstärkt die Entgrenzung von Arbeitszeiten und setzt den Arbeitsschutz weiter unter Druck. Gerade bei der mobilen Arbeit wird die Widersprüchlichkeit der neuen Technologien deutlich: Einerseits eröffnet sie den Beschäftigten neue Spielräume der Verfügbarkeit über die eigene Zeit; andererseits droht die Kollision der immer umfassenderen Anforderungen aus dem Beruf mit dem E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 4 Privatleben. Zugleich zeichnet sich eine Zunahme insbesondere der psychischen Belastungen und der Krankenstände aufgrund psychischer Belastungen ab. Welche Entwicklungen sind hier in Zukunft zu erwarten? Wie weit kann man den Menschen noch belasten? Wo sind Grenzen? Steuert man dagegen oder akzeptiert man, dass bestimmte Gruppen, z.B. ältere Arbeitnehmer/-innen, aus dem System herausfallen? Wie können Arbeitsbedingungen in der „Arbeitswelt 4.0“ im Sinne einer Humanisierung der Arbeit so gestaltet werden, dass sie den Menschen Einkommen, Sicherheit und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Freizeit ermöglichen? Was machen Instrumente der Selbst- und Zielsteuerung mit Arbeitnehmern/-innen? Es zeichnet sich ab, dass mit dem Hintergrund der Entgrenzung der Arbeit sich auch die physischen und psychischen Belastungen verändern und sich Beruf und Privates vermischen. Wie verändern sich die Belastungen für berufstätige Frauen und berufstätige Männer - gibt es hier feststellbare Unterschiede in den Belastungen bzw. in den Bewältigungsarrangements zwischen den Geschlechtern, nachdem z.B. laut Zeitverwendungsstudie der Statistik Austria Frauen den größten Teil der Care-Arbeit verrichten und die Entgrenzung anders erleben als berufstätige Männer? Bewertung von Arbeit: Was ist „wahre“ / „harte“ Arbeit? Welche Berufsbilder werden aus einer gesellschaftlichen Perspektive mit Prestige, guter Entlohnung oder Macht gewürdigt und welche weniger? Welche Werte zählen für die Arbeit? Ist es hier zu Verschiebungen gekommen? Inwieweit Chancen der Veränderungen genutzt werden können, hängt maßgeblich auch von Mitbestimmungsmöglichkeiten bei der Gestaltung der Arbeit ab. Wie kann die Mitbestimmung der Personen bei Arbeitsbedingungen bzw. der Gestaltung der Arbeitsprozesse aussehen? Welche Rolle hat der Betriebsrat? Wo kann er mitbestimmen, damit Veränderungen positiv für Arbeitnehmer/-innen erfolgen (z.B. auch in der Organisation von Arbeit, bei Arbeitszeiten, Qualifikationen)? Wo sind Gestaltungsmöglichkeiten? Wie wirken sich atypische, „digitalisierte“ Beschäftigungsformen auf gewerkschaftliche Organisationsformen / Macht bzw. auf die Interessendurchsetzung von Arbeitnehmern/-innen aus? E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 5 Muss die Rolle von Vertretungen von Arbeitnehmern/-innen neu geschrieben werden, wenn die Beschäftigungsverhältnisse volatiler sind? Wie kann z.B. bei Crowdworking eine gewerkschaftliche Organisation aussehen? Kann etwa das Beispiel http://www.faircrowdwork.org/ Anleihe liefern, Crowdworker weltweit zu organisieren? Wie sollen etwa Bedingungen der Arbeit und des Einkommens aussehen? Welche Wege gibt es auf nationaler und internationaler Ebene, um hier Mitbestimmung, Tarifverhandlungen, Rechte von Arbeitnehmern/-innen, etc. zu schaffen? Diskriminierungen am Arbeitsplatz sind jetzt schon häufig schwer glaubhaft zu machen, da Betroffenen oft die Nähe zum Beweis fehlt. Zu befürchten ist, dass bei zunehmender Digitalisierung und Nichtanwesenheit im Unternehmen Diskriminierungen nicht mehr sichtbar werden und dadurch auch nicht mehr gezielt bekämpft werden können. Da anzunehmen ist, dass sich auch der Kontakt zu Arbeitskollegen/-innen deutlich reduzieren wird, sind Vergleichbarkeiten bei Tätigkeiten/Aufgabenbereichen oder Entgeltzahlungen kaum mehr möglich. Abzuwarten bleibt auch, wie sich interne allgemeine Kommunikationsstrukturen entwickeln. Fraglich ist nämlich, wie Arbeitnehmer/-innen überprüfen sollen/können, ob sie Zugang zu allen relevanten Informationen haben. Gefahr besteht nämlich darin, dass ausgewählte Arbeitnehmer/-innen systematisch vom Informationsfluss abgeschnitten werden, was natürlich Auswirkung auf die Qualität und Quantität der Arbeitsleistung haben kann. Solche Strategien ermöglichen Arbeitgeber/-innen, sich leichter von „unliebsamen“ Arbeitnehmer/-innen zu trennen. Dass sich dahinter möglicherweise eine Diskriminierung versteckt, wird für Betroffene schwer bzw. gar nicht nachzuweisen sein bzw. werden Betroffene eine Diskriminierung wahrscheinlich nicht erkennen (können). Die angeführten Problematiken sind exemplarisch. Probleme werden sich bei allen Formen von Diskriminierung nach dem Gleichbehandlungsgesetz stellen. Viele Diskriminierungsformen werden Betroffenen erst bewusst, wenn sie mit anderen Kollegen/-innen ins Gespräch kommen oder über gute Kontakte im Firmengeflecht E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 6 verfügen. Die Rechts- bzw. Interessendurchsetzung wird für Betroffene durch „Arbeit 4.0“ sicher noch schwieriger als es bereits ist. "Digitale“ Arbeitsformen wie Crowdworking führen oft zu einer Umgehung des Arbeitsrechts. Was sind Gegenstrategien dazu? Wo ergeben sich neue rechtliche Fragen oder Lücken? Es stellt sich die Frage nach neuem ArbeitnehmerInnenschutz bzw. nach neuem Arbeitsrecht (z.B. Mindeststandards für Crowd-Sourcing, Recht auf Nicht-Erreichbarkeit/Nicht-Reaktion bei digitaler Arbeit). Auch die Veränderung der Beschäftigungsverhältnisse führt zu rechtlichen Fragen (z.B. Notwendigkeit einer Erweiterung des ArbeitnehmerInnen-Begriffes im Arbeitsverfassungsgesetz). Welche Rolle spielt Digitalisierung für den Zugang zu Bildung? Ermöglicht diese einen demokratischeren, gerechteren Zugang? Wie ändern sich Hürden in der Bildung (z.B. neue Notwendigkeit nach andauerndem Update)? Ergeben sich hier Spannungsfelder? (z.B. Bildung versus Qualifizierung: Kommt es zu Bildungsarmut trotz Qualifizierung?) Wie beeinflussen Social Media die Nachhaltigkeit von (Erst-)Ausbildung? Vergrößert sich durch Digitalisierung die Kluft zwischen den (digital) Gebildeten (den „digerati“) und den Menschen ohne entsprechenden Zugang? Gibt es neue oder geänderte (Re-)Qualifikationsbedarfe? Wie sind die Auswirkungen auf Bildungsmöglichkeiten und die Auswirkungen auf Anforderungen an Mitarbeiter/-innen? Für Qualifikation ist auch der Betrieb verantwortlich! Welche Veränderungen ergeben sich? Digitalisierung beschleunigt den Wissenswandel und die Wissensgenerierung. Dies hat Einfluss auf Lernorte, Lernbedingungen und die Entstehungsbedingungen der Bildung. Wie müssen sich Bildungseinrichtungen auf die Veränderung des Lernens und Lehrens durch Digitalisierung einstellen? E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 7 Erleichtert Digitalisierung den Zugang zu globalen Bildungsressourcen? Wer steuert den Zugang zu diesen Ressourcen? Welche Initiativen und Möglichkeiten gibt es lokal und global, den Zugang zu Bildungsressourcen gerecht zu gestalten? Liefert gewerkschaftliche Bildungsarbeit die nötigen Werkzeuge, um Arbeitnehmer/-innen hinreichend auf die veränderte digitale Arbeitswelt vorzubereiten? Durch die zunehmende Digitalisierung eröffnen sich gefühlte Freiheiten für Arbeitnehmer/-innen (z.B. flexible Zeiteinteilung ortsunabhängiges Arbeiten, schnelle Kommunikationsmöglichkeiten). Zugleich eröffnet sich hier ein Spannungsfeld, da diese gefühlte Freiheit mit verstärkten Möglichkeiten der Kontrolle und Überwachung einhergeht. Die Transparenz durch die Digitalisierung macht dementsprechend einen Datenschutz im Interesse von Arbeitnehmern/-innen notwendig. Digitalisierung kann auch einen Beitrag zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen leisten. Wo kommt es zu Arbeitserleichterungen, z.B. Arbeitszeitverkürzungen durch Mensch-Maschinen Kooperation? Welche Möglichkeiten gibt es, die Kontrollierenden zu kontrollieren? Welche Optionen zur Offenlegung der Datenströme gibt es für Arbeitnehmer/-innen? Welche Gefahren und Möglichkeiten eröffnen sich für die Rechte der Arbeitnehmer-/innen durch zunehmenden Datenaustausch und die digitalen Überwachungsund Kontrollmechanismen? Wie ist der Umgang mit Wissen in der Zukunft? Wie kann Wissensmanagement/Wissenstransfer aussehen? Digitale Informationen können fehlerhaft sein, diese Fehler können sich reproduzieren - wie kann das überprüft werden? Wie kann beim Einsatz von Computern/Maschinen versus Arbeitnehmern/-innen eine Kontrolle bzw. Reparatur von Fehlern gelingen, wenn weniger Arbeitnehmer/-innen vorhanden sind? E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 8 Wem „gehört“ das neue, digitalisierte Weltwissen? Wer kontrolliert den Zugang? Wer verdient daran? (Stichwort Google, große Wissenschaftsverlage)? Welche Möglichkeiten gibt es, Wissenstransfer fair zu gestalten (Open Resources, Open Documents, Open Data)? Welche Spannungsfelder eröffnen sich zwischen Open Source-Bewegung und kommerzieller Datennutzung? Jeder Klick im Netz lässt sich nachvollziehen und speichern. Die durch Menschen und Maschinen im Internet hinterlassenen Spuren stellen inzwischen gigantische Mengen digitaler Informationen dar. Die Herstellung der Verfügungsmacht über diese komplexe, sich schnell ändernde Datenflut und deren Vernetzung und kommerzielle Verwertung gehört zur Geschäftsgrundlage internationaler (Internet-)Konzerne. Bei „Big Data“ sind neben den technologischen Aspekten v.a. auch wirtschaftliche (neue Geschäftsmodelle...), soziale (Benutzer/-innen-Verhalten…) oder juristische (Privatsphäre…) Aspekte sowie Anwendungsdimensionen (Beitrag zur besseren Problemlösungen…) von Belang. Welche gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Konsequenzen lassen sich aus dem Problemfeld „Big Data“ ableiten? Welche Handlungsoptionen ergeben sich für die Interessenvertretung der Arbeitnehmer/innen aus dieser Entwicklung? Welche ethischen und moralische Überlegungen müssen zur/zum „Gläsernen Bürgerin/Bürger“ gestellt werden? Ist die Kommodifizierung/Kommerzialisierung des Phänomens „Big Data“ wissenschaftlich hinreichend untersucht? Welche Überlegungen prägen den Diskurs zur Thematik? Welche Änderungen des sozialen und politischen Diskurses sind aus der globalen Massendatenanalyse ablesbar (bspw. Spannungsfeld NSA / Google/ Wikileaks / Anonymous)? E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 9 „Entgrenzte“ Arbeit verändert etwa die Zusammenarbeit in Teams. Welche Veränderungen ergeben sich in der Unternehmens- und Führungskultur? Wie kann eine Unternehmenskultur „im digitalen Raum“ überhaupt aussehen? Welcher Formen der Führung bedarf es? Welche Veränderungen ergeben sich in Unternehmen z.B. bezüglich Ausstattung, Gebäuden, Räumlichkeiten – wird das Unternehmen zum virtuellen Raum? In der digitalisierten, globalen Arbeitswelt kommt auch den Konsumenten/-innen eine wichtige Rolle zu. Wie können die Konsumenten/-innen Rechte von Arbeitnehmern-/innen stärken? Ihre Rolle von Verbraucher/-innen vermischt sich vermehrt mit jenen, die selbst Inhalte im virtuellen Raum erstellen. Die „Prosumenten/-innen“, die zugleich produzieren und konsumieren, werden so zur billigen Arbeitskraft, die für Unternehmen billiges Marketing und mehr betreiben, und befinden sich im Spannungsfeld zwischen aktiver Mitgestaltung und Ausbeutung. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf den Arbeitsmarkt und die gesamte Gesellschaft? Braucht es neue rechtliche Regelungen, braucht es einen Konsumentenschutz 4.0? E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 10 Die eingereichten Arbeiten sollen Beiträge zur öffentlichen Diskussion und innovative Lösungsansätze zur Entwicklung von Arbeit, der Arbeitsverhältnisse und der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit vor dem Hintergrund der Digitalisierung liefern. Von wesentlicher Bedeutung ist es dabei, die gegenwärtige Situation zu analysieren und daraus Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft abzuleiten. Die wissenschaftlichen Arbeiten können sich auf Rechtsfragen, auf wirtschaftliche, soziale, gesundheitspolitische, bildungspolitische, gesellschaftspolitische oder historische Aspekte der Problemstellungen beziehen. Stabstelle Wissenschafts- und Forschungsmanagement Volksgartenstraße 40, 4020 Linz, Telefon 0732/6906-3381 E-Mail: [email protected], ooe.arbeiterkammer.at E:\Wissenschaftsförderung\Wissenschaftspreis\2017_Wissenschaftspreis\Ausschreibung\Forschung sfrage_Arbeit_4 0__endfassung_02-03-2016.docxSeite 11
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