ComplianCe leben

ERKLÄRT
Compliance leben
S
tellen Sie sich vor: Eine GIZ-Mitarbeiterin muss ein Auto entzollen, von ihr
wird ein „Trinkgeld“ verlangt, sie besteht darauf, den regulären Betrag zu zahlen,
und muss dafür drei Tage auf das Fahrzeug
warten.
Dies ist nur eine der Situationen, in die
GIZ-Mitarbeiter tagtäglich bei der Erfüllung
ihrer Aufträge gelangen. Doch nicht alle Gegebenheiten sind so offensichtlich als korrupt
zu erkennen wie dieser Fall. Korruption ist
auch dort, wo man sie nicht erwartet. Um
wirkungsvoll zu arbeiten und in dem, was wir
tun, glaubhaft zu bleiben, müssen wir die
Einhaltung von Gesetzen, Vorgaben und internationalen Standards gewährleisten – genau das bedeutet Compliance.
Meine Aufgabe ist es, neue Mitarbeiter
schon vor Dienstantritt für Situationen, die
derartige Risiken bergen, zu sensibilisieren.
Bereits mit der Unterzeichnung des Arbeitsvertrages verpflichtet sich jeder Mitarbeiter
zur Einhaltung eines integren Verhaltenskodexes. Eine Gebrauchsanweisung für den
Einzelfall ist das aber nicht. Deswegen erkläre
ich immer wieder, wie wichtig es ist, aufmerksam zu sein und bewusst zu handeln.
Bei konkreten Fragen und Unklarheiten stehen die Integritätsberater als neutrale Ansprechpartner zur Seite. Hinweisgeber, die
anonym bleiben wollen, können sich auch an
die externe Ombudsfrau der GIZ wenden.
Viele der Regelungen, die bei uns zum
Alltag gehören, werden von unseren Auftraggebern aktiv eingefordert. Ein Beispiel ist die
Transparenz der Abrechnung. Die GIZ führt
in allen Büros regelmäßige interne Kontrollen durch, um Schwachstellen rechtzeitig zu
erkennen und Fehlern vorzubeugen. Gemäß
internationalen Standards nehmen wir zusätzliche Prüfungen vor, die vom Deutschen
Institut für Interne Revision zertifiziert sind.
Es mag Zeit und Ressourcen kosten, die
HEINZ-MICHAEL HAUSER ist
Integritätsberater der GIZ.
Teams der Kontrolle und Revision nach Timbuktu, Manila oder Lima zu schicken. Mit
Blick auf die Verantwortung, die wir unseren
Geschäftspartnern gegenüber haben, lohnt
dieser Aufwand allemal.
Da ein Großteil unserer Arbeit aus Steuergeldern finanziert wird, lassen wir grundsätzlich weitere externe Prüfungen durchführen –
sowohl bei öffentlichen als auch bei privaten
Aufträgen. Der Bundesrechnungshof prüft
alle Stellen, die Haushaltsmittel vom Bund
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bekommen, etwa das Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung oder das Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und damit die GIZ. Den Prüfern
liegen alle Akten, Belege und Daten uneingeschränkt vor. In ähnlichen Verfahren lassen
wir uns vom Europäischen Rechnungshof,
den Landesrechnungshöfen und von externen Wirtschaftsprüfern kontrollieren. Hinzu
kommt die externe Qualitätskontrolle des
Entwicklungsministeriums, in der jedes Jahr
die Wirtschaftlichkeit von 50 Projekten weltweit untersucht wird. Alle Empfehlungen der
Prüfenden setzen wir direkt um.
Dies ist eine anspruchsvolle Aufgabe,
denn die GIZ ist heute breiter denn je aufgestellt: Aufträge kommen aus der Wirtschaft,
von Regierungen und der Europäischen
Union. Jeder Auftraggeber hat andere Anforderungen. Hier kommt für uns Compliance
als Wettbewerbsvorteil ins Spiel. Dadurch,
dass wir als Unternehmen regelkonform und
verantwortungsbewusst handeln und uns an
internationalen Standards wie denen des
Global Compact messen lassen, werden wir
als professioneller Dienstleister bevorzugt beauftragt. Mit Blick auf die Zukunft bin ich
überzeugt, dass Compliance ein immer wichtigerer Bestandteil unserer Arbeit sein wird.
Unsere Maxime lautet: offen mit Herausforderungen umgehen und mit Augenmaß, Verantwortung und Transparenz begründete
Entscheidungen treffen.
Frühere Beiträge aus der Rubrik
„Erklärt“ über die Arbeit der GIZ
finden Sie hier: www.giz.de/akzente.
akzente 2/15
illustration: elliot beaumont (S. 30)
Transparenz, Integrität, Rechenschaftspflicht – für diese Werte steht die GIZ weltweit.
Wie es gelingt, diese Grundsätze zu leben, erläutert Heinz-Michael Hauser.