Medizintechnologie.de ISO 13485:2016 Insgesamt verständlicher In den nächsten drei Jahren müssen Unternehmen ihr Qualitätsmanagement an die überarbeitete ISO-Norm 13485 anpassen. Quelle: Coloures-pic/Fotolia 31.03.2016 Seit dem 1. März 2016 liegt die neue ISO 13485:2016 vor. Hermann Fürgut, Prozessspezialist Auditierung für Medizinprodukte bei TÜV Süd Product Service, erläutert im Interview, was sich mit der neuen Norm bei der Qualitätsmanagement-Zertifizierung für Medizintechnikunternehmen ändern wird. von Lisa Kempe Wird es aufgrund der neuen ISO 13485:2016 einfacher oder schwieriger für die Hersteller, ihr Qualitätsmanagement zertifizieren zu lassen? Hermann Fürgut: Da verschiedene Anforderungen ans Qualitätsmanagementsystem besser strukturiert und auch ausführlicher beschrieben sind, sollten sie insgesamt verständlicher sein. Für Hersteller und Auditoren Benannter Stellen sollte dies gleichermaßen von Vorteil sein. Die geänderten oder ergänzten Abschnitte wurden an die FDA Quality System Regulation (QSR) für Medizinprodukte – 21 CFR Part 820 angeglichen. Hersteller, die bereits US-Zulassungen haben und von der Food and Drug Administration (FDA) regelmäßig inspiziert wurden, sollten deshalb mit der neuen Norm vor keiner großen Herausforderung stehen, sondern vielmehr entlastet werden. Auch für Hersteller, deren Produkte in anderen Märkten in Verkehr gebracht werden, etwa in Europa, sollte sich der Aufwand in Grenzen halten. Die Europäischen Konformitätsbewertungsverfahren beruhen auf dem Grundsatz der „Sicherheit und Effektivität“ von Medizinprodukten. Diese Anforderungen berührt die ISO 13485:2016 nicht. Die Hermann Fürgut, TÜV Süd: Der Anforderungen an Anpassungsaufwand sollte sich in Grenzen halten. Qualitätsmanagementsysteme sind Quelle: TÜV Süd detaillierter dargestellt, müssen aber auf Basis der ISO 13485:2003 bereits erfüllt sein. Die Anhänge „ZZ“ der EN ISO 13485:2016 werden zeigen, dass nicht alle in den Europäischen Richtlinien adressierten Anforderungen direkt über die Norm abgedeckt sind, sondern im Qualitätsmanagementsystem des Herstellers berücksichtigt sein müssen. Die ISO 13485:2016 nimmt einen klaren Bezug auf Organisationen, die in den verschiedenen Phasen eines Produktlebenszyklus‘ beteiligt sind, also auch Lieferanten von Produkten und Dienstleistungen. Wird es für diese schwer, die Anforderungen der Norm zu erfüllen? Schwieriger kann es für Zulieferer oder Dienstleister in der Medizinprodukteindustrie werden, die alleine die Normanforderungen der ISO 13485:2003 als Grundlage für ihr Qualitätsmanagementsystem herangezogen haben oder bis jetzt noch gar kein QMSystem dokumentieren. Dort werden die Änderungen der neuen Norm, insbesondere der risikobasierte Ansatz für alle Prozesse eines QM-Systems oder die Notwendigkeit der Validierung der Anwendungen von Computersoftware, sicherlich zu erhöhten Aufwänden bei der Umsetzung führen. Welche Herausforderungen kommen auf Unternehmen zu, die ihr QM-System auf Standards sowohl nach ISO 13485 als auch nach ISO 9001:2015 aufgebaut haben? ISO 13485:2016 folgt nicht der „High Level Struktur“ mit zehn Abschnitten, wie dies bei ISO 9001:2015 der Fall ist, sondern ist bei acht Normabschnitten geblieben. Dadurch stimmen die Gliederungen und Nummerierungen der Normabschnitte nicht mehr Mehr beim InnovationLOTSEN Qualitätsmanagementsystem überein. Die Unterschiede der Anforderungen von ISO 9001:2015 zur ISO 13485:2016 insbesondere an das Management und die Verbesserung des QM-Systems sind größer als in den vorigen Versionen. Dadurch wird ein Qualitätsmanagementsystem, das beide Normen als Grundlagen hat, umfangreicher, komplexer und schwieriger zu unterhalten sein. Wie können sich Hersteller von Medizinprodukten am besten auf die neue ISO 13485 einstellen? Können sie von der Umstellung sogar profitieren? Die Übergangsfrist von ISO 13485:2003 zur ISO 13485:2016 wird drei Jahre betragen. Wann die deutschsprachige Fassung EN ISO 13485 erscheinen und diese Norm dann harmonisiert wird, ist derzeit noch unklar. Unabhängig davon empfehlen wir jeder betroffenen Organisation, so bald wie möglich damit zu beginnen, die notwendigen Maßnahmen zur Anpassung des eigenen QM-Systems an die ISO 13485:2016 zu analysieren. Dabei helfen kann ISO 13485:2016 – Anhang A, der die Unterschiede der beiden Revisionen beschreibt. Die Analyse des existierenden QM-Systems und dessen laufende Verbesserung sollten ohnehin Ziele des QM-Systems sein, und die Umstellung auf ISO 13485:2016 kann dazu profitabel genutzt werden. Alle Organisationen, die auch Zulassungen in Kanada haben, werden in naher Zukunft vom „Canadian Medical Devices Conformity Assessment System“ (CMDCAS) auf „Medical Device Single Audit Program“ (MDSAP) wechseln müssen. Wir empfehlen diesen Organisationen, den Status der Implementierung der ISO 13485:2016Anforderungen in das MDSAP-Programm über das „MDSAP Companion Document“ zu beobachten, das bei der FDA öffentlich zur Verfügung steht. Wie bereitet sich der TÜV Süd als Benannte Stelle selbst auf die Umstellung vor? So unterstützt der TÜV Süd die Hersteller Auf seinem Internetportal Wir haben die Überarbeitung der ISO 13485 seit 2012 über die verschiedenen Phasen bis zur Veröffentlichung am 1. März 2016 intensiv verfolgt. Wir haben unsere europäischen Auditoren und einen Teil der Auditoren in informiert der TÜV Süd den USA und in Asien bereits auf die Unterschiede von über den aktuellen Stand der Änderungen. ISO 13485:2003 zur ISO 13485:2016 geschult. Die Außerdem bietet die TÜV Süd Akademie Europa, USA und Asien werden im Juni 2016 regelmäßig frei zugängliche Schulungen zu Themen der Medizintechnik und zu offenen Schulungen der verbleibenden Auditoren aus nachgeholt. Damit können wir sicherstellen, dass alle unsere Auditoren weltweit die geänderten Anforderungen kennen und bereits jetzt in der Lage sind, danach zu auditieren oder bei Audits nach ISO QM- und 132485:2003 darauf hinzuweisen. RisikomanagementThemen an. Um Zertifikate nach ISO 13485:2016 ausstellen zu können, benötigen wir die Erweiterung unserer Akkreditierungen für die verschiedenen regulatorischen Bereiche, etwa durch unsere deutsche benennende Stelle oder andere Organisationen für die Konformitätsbewertungsverfahren in Kanada, Japan, den USA, Brasilien oder Australien. Aber auch hier sind wir in engem Kontakt zu den Behörden, um diese Zulassungen so schnell wie möglich zu erhalten. Vielen Dank für das Gespräch! © Medizintechnologie.de
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