Frühjahrprogramm 2016 - Verlag Das Wunderhorn

Ausgezeichnet mit dem
Kurt-Wolff-Preis
2012
Frühjahr 2016
Marcel Beyer / Ishmael Beah / Michael Braun /
100 Jahre DADA / Daniela Danz / Andy Fierens
Nominierungen für den Fotobuchpreis 2016
Annette Hug / Meena Kandasamy
Poesie der Nachbarn: Lettland
Lyrik-Taschenkalender 2017
Steffen Popp / Sammlung Prinzhorn
Museum Ritter / VERSschmuggel: Russland
Völklinger Hütte / Jan Wagner
Uljana Wolf / Lyrik Kabinett – Zwiesprachen
Literatur | Indien
Meena Kandasamy
Reis & Asche
Roman
2014 veröffentlichte die indische Autorin Meena Kandasamy auf Englisch den Roman The
Gypsy Goddess, der hier nun in deutscher Übersetzung geboten wird. Sie erzählt darin von
dem Massaker in Kilvenmani (Süd-Indien), bei dem 1968 vierundvierzig landlose Dalit (›Unberührbare‹), Landarbeiter, in ihren Hütten verbrannt wurden. Kinder und Frauen wurden nicht
geschont. Die Mörder wurden von Grundbesitzern beauftragt. Eine Strafaktion gegen den Anspruch der Landarbeiter auf bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Sie hatten sich der
kommunistischen Partei angeschlossen und das Undenkbare gewagt: die Stimme zu erheben.
Ihre Bitte um eine halbe Portion Reis mehr am Tag führte zu ihrer Ermordung.
Aber was heißt, Kandasamy erzählt? Kann sie das, die 16 Jahre nach dem Massaker Geborene,
der die Geschichte nur durch mündliche Berichte, Zeitungsartikel und Gerichtsakten zugänglich ist? Das Archivierte zeugt von einem Justizskandal. Polizei, Politiker und Richter waren
auf Seiten der Grundbesitzer und setzten sich brutal gegen die Unberührbaren durch, deren
Ohnmacht und Schweigen ein weiteres Mal besiegelt wird. Einen Roman zu veröffentlichen ist
ein Akt bürgerlicher Souveränität, eine Möglichkeit, die eine entscheidende Differenz markiert
zu den Menschen, denen Kandasamy sich widmen will. Sie ist auf der anderen Seite, verfügt
über die Macht der Sprache und des Wissens.
Kandasamy zerstört alle Erwartungshaltungen an Form und Sprache, kokettiert nicht mit
Exotismus oder geübtem Storytelling. Und gibt dem Ernst und der Tragik der Geschichte auf
paradoxe Weise eine kraftvolle zusätzliche Dimension. Kollektiver Widerstand und individuelles Handeln erhalten als Geschichte und literarisches Szenario neue Brisanz.
»Gewaltig….Gypsy Goddess hat einen lyrisch, radikalen Kern, der einen mutigen Blick auf die
Beziehung zwischen Armut und Macht wirft.« Guardian
Meena Kandasamy, geboren 1984 in Indien, ist Lyrikerin, Übersetzerin,
Aktivistin und Doktorin für Linguistik. Als Tabubrecherin bekannt, von den
einen bejubelt, von den anderen gehasst, thematisiert sie in ihren Gedichten die Rechte der Frauen, das Kastensystem im heutigen Indien, Prostitution und Gewalt. Durch ihr mutiges und engagiertes Auftreten, nicht erst
seit der Herausgabe ihrer Gedichtbände ist sie ständigen ­Diffamierungen
und Bedrohungen ausgesetzt. Sie lebt heute in
Chennai, Indien.
Claudia Wenner, promovierte Literaturwissenschaftlerin, Literaturkritikerin, Herausgeberin, übersetzte u.a. Virginia Woolf, Raymond Carver und
Quentin Bell. 1998 ging sie als DAAD-Lektorin nach Delhi und widmet
sich seither indischer Kultur. Für die Neue Zürcher Zeitung schreibt sie
regelmäßig über Indien. Sie lebt im südindischen Pondicherry und in
Frankfurt.
Meena Kandasamy
Reis & Asche
Roman
Aus dem Englischen
von Claudia Wenner
216 Seiten, gebunden
EUR 24,80 (D), 25,40 (A)
ISBN 978-3-88423-520-1
Ebook 978-3-88423-521-8
Erscheint im März 2016
9 783884 235201
Von der Autorin 2014 bereits erschienen:
Fräulein Militanz
Gedichte aus Ms Militancy und Touch
Aus dem Englischen von Raphael Urweider
EUR 17,90 (D), 18,40 (A)
ISBN 978-3-88423-479-2
Meena Kandasamy »stürmt mit ihren Gedichten wie ein Hurrikan ins Haus. Herrlich bissig
und doch mit leiser Zärtlichkeit, wütend und doch mit großer Lakonie« Neue Zürcher Zeitung
»
Vergessen Sie nicht, liebe Leserinnen und Leser, dass ich in
einem Land schreibe, in dem die Leute ihre Neugeborenen in unförmige Lumpen hüllen und ihre Toten in unglaublich prächtige
Kleider. Bedauerlicherweise schreibe ich für einen Mann, der Widersprüche nicht verarbeiten kann. Sein Denken kreist oft um
sein eigenes Grab und weigert sich, zu wachsen oder in etwas
anderes zu entwickeln. Die Kommunisten sind böse, ihre Anhänger, die Bauern, sind böse, Marx ist böse und gebildete Frauen
wie ich sind böse, weil sie Marx gelesen haben. Seine Denkprozesse reichen nicht aus, um Dialektik zu verstehen; seine Weisheit
hat sich stattdessen in ein paar Aphorismen verkapselt, die er als
Heranwachsender gehört hat. Der Brief wird schließlich zu Ende
geschrieben, und zwar mit folgenden authentischen Beiträgen:
Kindheitssprichwörtern, zufälligen Anekdoten, Plagiaten früherer Briefe, durchschnittlichem Petitionsjargon.
Dieses Sendschreiben an die Landesregierung endet mit einem
irreführenden Plädoyer: »Entweder Sie handeln jetzt oder Sie bekommen nie wieder die Gelegenheit dazu. So wie Gandhi den
Weißen Mann dazu brachte, Indien zu verlassen, wird auch der
Tag kommen, an dem unser Land diese Kommunisten los wird.
Ihre Regierung kann dazu den ersten Schritt tun, indem sie alles
Nötige unternimmt, um die kommunistische Gewalt in Nagapattinam auszurotten, wofür Ihnen alle Landwirte und Landarbeiter
auf ewig dankbar sein werden. Ich flehe Sie, sehr geehrter Herr
Ministerpräsident an, zu berücksichtigen, dass ich in diesem Moment mit der ernsthaften Bedrohung meines Lebens konfrontiert
bin, mit dem Ergebnis, dass ich kaum noch viel mehr als ein wandelnder Leichnam bin. In dieser schauderhaften Situation bitte
ich Sie, mir angemessenen Schutz zur Verfügung zu stellen, damit
ich meine Pflichten als Landwirt erfüllen und die Leute auf den
rechten Weg führen kann. Die beschwerliche und überaus wichtige Aufgabe der Kommunistenvernichtung liegt in Ihren Händen und ich hoffe und bete, dass Sie die Gesellschaft auf diese
Weise retten werden.«
Ich lese den Brief noch einmal laut vor. Wir schreiben Sätze um.
Wir ordnen Absätze neu an. Während dieser Korrekturen ersetzt
manchmal ein schmallippiges Lächeln das Stirnrunzeln, in dem er
Übung hat.
Er beglückwünscht mich zu meiner Geduld.
Sein Sekretär Murthy bringt mich zur Tür.
«
»
Dieses Buch ist einfallslos und es fehlen ihm Ordnung,
­System, Reihenfolge und Resultat; es ist weder lebensnah noch
erregend, bewegend oder wirklichkeitsgetreu; die Darstellung
der Figuren ist wirr, und ihre Worte und Taten beweisen, dass sie
nicht so sind wie die Autorin behauptet; der Humor ist zum Weinen und das Pathos ist lustig; die Gespräche sind – ach, unbeschreiblich, und die Liebesszenen widerlich; das Englisch ein
Verbrechen an der Sprache.
«
Literatur | Philippinen-Schweiz
Annette Hug
Wilhelm Tell in Manila
Roman
Als junger Augenarzt und Romancier kommt José Rizal 1886 nach Deutschland. Noch ist nicht
abzusehen, dass er einmal Nationalheld der Philippinen werden wird. Der Archipel am Rand
des Pazifiks ist eine Kolonie des Spanischen Weltreichs. Die Kolonialherren erlauben Bildung
nur in den eng gesteckten Grenzen jesuitischer Klosterschulen. Und nur die spanische Sprache
gilt als Kultur.
Weil Rizal in Madrid mit liberalen Ideen hervorgetreten ist, warnt sein Bruder vor der Heimkehr nach Manila. Er empfiehlt die sichere Existenz in Deutschland. Aber er könne etwas
für sein Volk tun: In Heidelberg und Leipzig übersetzt Rizal den »Wilhelm Tell« von Friedrich
Schiller in seine Muttersprache Tagalog. Die Landschaft verschiebt sich: Auf einer tropischen
Insel erheben sich die Alpen. Aus Protest gegen die Untaten Gesslers, gegen die Intriganz der
katholischen Kirche werden diese Berge als Vulkane ausbrechen. Am Vierwaldstättermeer
kämpfen eingeborene Bauern gegen fremde Vögte, gegen Arbeit in Knechtschaft.
Rizals Aufenthalt in Deutschland wird zu einer Reise des Übersetzens. Die Fortbildung in
Augenheilkunde an der Heidelberger Klinik, seine Begegnungen mit studentischen Burschenschaften oder Kneipenmädel, seine Gespräche mit Philologen in Berlin oder einem Pfarrer im
Odenwald – all dies Neue und Fremde wird verglichen mit der Heimat. Worte müssen gefunden werden in Tagalog, oder Analogien gebildet, wenn die Sachen nicht von einem Ort an den
anderen verpflanzt werden können. Übersetzen wird zu einer Arbeit der Hoffnung, dass der
Aufstand gegen die Kolonialherren kommt, und zur Entdeckung der Angst, dass Gewalt jede
Ordnung vernichtet.
Der historische José Rizal kehrt heim. Der Aufstand findet statt. Rizal wird 1896 in Manila wegen Anstiftung zur Rebellion und zum Verrat verurteilt und hingerichtet.
Der Roman verwebt Rizals Reisen, seine Begegnungen in Madrid, Paris, Heidelberg, Leipzig und
seine Erinnerungen an die philippinische Heimat mit der Geschichte des Schweizer Freiheitshelden Tell, in der Version Schillers und in der Rizals. Dichtung und Dokument werden von
Sprache zu Sprache flüssig, eine Flut.
Annette Hug, geboren 1970 in der Schweiz, hat in Zürich und Manila Geschichte und Women and Development Studies studiert. Nach Tätigkeiten
als Dozentin und Gewerkschaftssekretärin lebt sie heute als freie Autorin
in Zürich. Wilhelm Tell in Manila ist ihr dritter Roman.
Annette Hug
Wilhelm Tell in Manila
Roman
192 Seiten, gebunden
EUR 19,80 (D), 20,40 (A)
ISBN 978-3-88423-518-8
Ebook 978-3-88423-519-5
Erscheint im April 2016
9 783884 235188
»
Dass man seine Freude mit Feuer ausdrückt, scheint Rizal
universal zu sein. Die Pariser zünden Feuerwerk, um an den
Sturm der Bastille zu erinnern. Aber auch die spanischen Mönche
lieben chinesische Pyrotechnik und bengalische Lichter, das verbindet sie mit ihren malayischen Untertanen. Der Verwalter Paciano muss das Feuerwerk einkaufen und aufbewahren, er hat die
größte Scheune, und wenn ein starker Regen niedergeht, ist er
dazu verdammt, zu allererst den Zunder trocken zu halten. Man
wird ihm verzeihen, wenn eine halbe Ernte Zucker kaputt geht,
aber eine Fiesta ohne Feuerwerk ist unentschuldbar. Er muss
auch in Kauf nehmen, dass es im Sommer plötzlich kracht in der
Scheune und alles abgeht und brennt, vor seiner Zeit, dann baut
er die Scheune geduldig wieder auf und kauft nochmals ein beim
Chinesen, damit das Volk ruhig bleibt und an der Fiesta jubelt.
Sein Land ist weit von einer Revolution entfernt, aber es braucht
Reformen, und sie sind möglich, davon ist Rizal nicht abzubringen, da kann sein Vater schweigen, so lang er will. Im Kleinen ist
anzusetzen, auch bei der Fiesta: Die Liebe zum Feuer kann verfeinert werden. In Heidelberg haben sich die Menschen zum
Festtag still versammelt. Sogar die Studenten kamen ohne Fackeln und Trommelschlag und suchten sich einen Platz, der eine
gute Sicht auf das Schloss gewährte. Man sah noch gar nichts. Das
Fest erreichte seinen Höhepunkt, als es schon dunkel war. Die
Gaslaternen hatte man für einmal nicht entzündet. Im Finstern
stand die Stadtbevölkerung und war gespannt. Der Bürgermeister hatte ein Feuerwerk ganz neuer Art angekündigt, es kursierten Gerüchte. Ein Patient der Augenklinik befürchtete, übermütige Techniker würden das Schloss in Flammen setzen. Seine
Angst war unbegründet. Als alles andere im Dunkeln lag, trat das
Schloss plötzlich hell hervor, schien auf. Ganz ohne Ton. Es war,
als sei ein Sonnenstrahl in die Nacht gefallen, um das Schloss
leuchtend aus der Dunkelheit herauszuheben. Die Zuschauer
hielten den Atem an und erst als die Blasmusik eine Hymne anstimmte, wagten sie zu applaudieren.
– »Das ist elektrisches Licht«, sagte der Bürgermeister und man
sagte es weiter. Bald wusste es jeder in der Menge, die sich nicht
vom Fleck bewegte, bis das Licht – von einer Sekunde zur andern
– wieder ausging. Geblendet stand man da und sah eine Weile gar
nichts mehr. Nicht nur das Schloss, auch die Stadt und die Leute
waren in der Nacht verschwunden.
«
Das leuchten von morgen
AfrikAWunderhorn | Sierra Leone
Ishmael beah
Das leuchten
von morgen
Ishmael beah
Ishmael Beah
Das Leuchten von Morgen
Roman
Aus dem Englischen
von Susann Urban
ca. 250 Seiten, gebunden
EUR 24,80 (D), 25,50 (A)
ISBN 978-3-88423-516-4
Ebook 978-3-88423-517-1
Reihe für zeitgenössische afrikanische Literatur
Herausgegeben von Indra Wussow
Erscheint im März 2016
»
roman
9 783884 235164
Ishmael Beah
Das Leuchten von Morgen
Roman
Einige Jahre nach dem Bürgerkrieg, der 1991 bis 2002 in Sierra Leone über 70.000 Menschen
das Leben kostete und über zwei Millionen aus ihrer Heimat vertrieb, kehren Überlebende in
das Dorf Imperi zurück. Den Anfang machen zwei der Ältesten, die sich der herzzerreißenden
Aufgabe widmen, die Knochen der Verstorbenen zusammenzutragen, damit den anderen
Heimkehrern dieser Anblick erspart bleibt. Nach und nach finden weitere Bewohner den Weg
zurück – Täter und Opfer, Kinder und Eltern, und alle müssen sich im vom kriegsgeschüttelten
Gestern überschatteten Heute zurechtfinden.
Die kleine Gemeinschaft wächst zusammen, die Schule wird wieder eröffnet, Freundschaften
entstehen, Hoffnung glimmt auf – die auch auf der Kraft der Verdrängung basiert, dem Verschweigen der Gräueltaten, denn über den Krieg spricht man nicht: Die Alten flüchten in die
Traditionen der Vergangenheit, die Jungen suchen nach einer Zukunft, die vom Gestern nicht
erdrückt wird. Und das Leben geht tatsächlich weiter, Menschen verlieben sich, empfinden
Freude, sind energiegeladen. Doch dann greift der westliche Arm des Kapitalismus nach
Imperi, »einem elenden Ort, in dessen Erde Wertvolles steckt«. Ein Bergbauunternehmen
zerstört die Natur, mit der die Menschen hier eng verbunden sind; die Männer sind gezwungen, in den Minen zu arbeiten, Frauen prostituieren sich. Viele verlassen das Dorf, wieder
wird ihnen ein Lebensweg aufgezwungen. Und doch bleibt als Hoffnung das »Leuchten von
Morgen«.
»Ein eindrucksvoller und denkwürdiger Roman – eine Geschichte von Widerstandskraft und
Überlebenswille, und, letztlich, Wiedergeburt.« Publishers Weekly
Ishmael Beah, 1980 in Sierra Leone geboren, studierte in den USA Politikwissenschaften. In seinem autobiografischen Buch Rückkehr ins Leben
(Orig.: A long way gone, 2007) schildert er sein Leben als Kindersoldat
und seine Befreiung durch Unicef. Er arbeitet für Human Rights Watch,
ist als UNICEF Goodwill Ambassador for Children Affected by War sowie
als Berater am Center for the Study of Youth and Political Violence an der
University of Tennessee tätig. Er unterrichtet am Center for International
Conflict Resolution an der Columbia University und der Rutgers University. Darüber hinaus gründete er die Ishmael Beah
Foundation (IBF), die sich insbesondere der Integration von traumatisierten Kindern und Jugendlichen widmet. Beah lebt in Mauretanien.
Susann Urban arbeitet nach dem Studium der Germanistik, vielen lehrreichen Jahren im Buchhandel und anderswo als Lektorin und Übersetzerin u. a. von John Steinbeck, Nuruddin Farah, Lola Shoneyin und Nadifa
Mohamed.
Indra Wussow, Herausgeberin der Reihe AfrikAWunderhorn, studierte
Literaturwissenschaft, lebt in Johannesburg/Südafrika und auf Sylt. Sie
arbeitet als Autorin, literarische Übersetzerin und Kuratorin für verschiedene internationale Einrichtungen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt
im Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst. 2002 gründete sie auf Sylt
die von ihr geleitete Stiftung kunst:raum sylt quelle. 2008 eröffnete die
Stiftung eine Dependance in Johannesburg, das Jozi art:lab.
Sie kam als Erste dort an, wo der Wind nicht mehr ausatmete. Einige Meilen fernab der Stadt waren die Bäume ineinander
verschränkt; ihre Äste wuchsen zum Boden hinab, vergruben die
Blätter in der Erde, damit ihnen die Sonnenstrahlen kein Morgen
vorgaukeln konnten. Beharrlich widersetzte der Pfad sich der
Grasüberwucherung, als ahnte er, dass bald die Wärme nackter
Füße seinem Darben ein Ende machen, ihm Leben spenden würde.
›Schlangen‹ wurden die langen und verschlungenen Pfade genannt, auf denen man dem Leben begegnete oder zu Orten gelangte, wo das Leben gedieh. Wie Schlangen waren sie bereit, die
alten Häute abzustreifen; in angemessener Zeit, nach notwendigen Unterbrechungen. An diesem Tag lösten ihre Füße eine jener
Unterbrechungen aus. Vielleicht erneuern jene, deren Alter viele
Jahre gesehen hat, stets als erste die zerbrochene Freundschaft
mit dem Land oder vielleicht ist es auch nur Zufall.
Ihr knochiger Körper, gehüllt in ein fadenscheiniges, von vielen
Wäschen ausgebleichtes Tuch, wurde von einem Lüftchen dorthin gestupst, wo früher ihre Stadt gewesen war. Die Flipflops hatte sie abgestreift und auf den Kopf gepackt; behutsam setzte sie
die Füße, störte den getrockneten Schlamm des Wegs mit ihren
Schritten auf. Mit geschlossenen Augen nahm sie den süßen, gelegentlich vom Wind zugefächelten Duft der Blumen wahr, die zu
Kaffeebohnen reifen würden – eine Frische, die über den Wald
hinaus den Weg in die Nasen weit entfernter Reisender fand. So
ein Geruch verhieß einen Ort der Rast, wo man seinen Durst stillen und nach dem Weg fragen konnte, falls man sich verlaufen
hatte. Doch an diesem Tag brachte der Duft sie zum Weinen, aus
einem leisen Wimmern wurde das Schluchzen zu einem Schrei
der Vergangenheit. Ein Schrei, ein Lied fast, der Verlust betrauerte. Sie wiegte sich zu dieser Melodie; das Echo ihrer Stimme
brachte ihren Körper zum Beben, erfüllte erst sie und dann den
Wald. Meile um Meile wehklagte sie, riss an Sträuchern, so fest es
ihre Kräfte erlaubten, und ließ die Zweige fallen.
Schließlich erreichte sie die stille Stadt, kein Hahnenschrei begrüßte sie, keine Schreie ins Spiel vertiefter Kinder, kein Hammerschlag des Schmieds, der rotglühendes Eisen zu Werkzeug
formte, kein aus Feuern emporsteigender Rauch. Selbst ohne diese Zeichen einer scheinbar lang vergangenen Zeit war sie so
glücklich über ihre Rückkehr, dass sie zu ihrem Haus rannte; für
ihr Alter gewannen ihre Beine erstaunlich an Kraft. Dort brach
sie in Tränen aus und jäh verstummte das Lied der Vergangenheit
in ihrem Mund.
«
Lyrik | Zwiesprachen – Lyrik Kabinett München
Steffen Popp
Panzere diesen Äquator, Mond
Zur Poesie César Vallejos
Steffen Popp
Panzere diesen Äquator, Mond
Zur Poesie César Vallejos
ca. 40 Seiten, Broschur
EUR 15,80 (D), 16,30 (A)
ISBN 978-3-88423-528-7
Erscheint im Januar 2016
9 783884 235287
Der peruanische Dichter César Vallejo, der im Alter von nur 46 Jahren 1938 in Paris starb, ist einer der großen poetischen
Neuerer der spanischen Sprache des 20. Jahrhunderts. Den literarischen Strömungen der Zeit immer voraus, war jedes
seiner Bücher stilistisch einzig­artig und sprachlich wie gedanklich revolutionär. Seine Wirkung auf die Poesie seiner und
der nachfolgenden Generationen ist mit der Lorcas vergleichbar; im englischsprachigen Raum gilt er vielen jüngeren
Autoren als der bedeutendste spanischsprachige Dichter überhaupt. Vallejos poetisches Werk liegt seit einigen Jahren
in einer vierbändigen deutschen Übersetzung vor, verglichen mit García Lorca, Pablo Neruda oder Octavio Paz ist seine
Rezeption im deutschsprachigen Raum dennoch geradezu marginal. Die Vorstellung César Vallejos als Dichter soll dabei
helfen, diese Lücke zu schließen.
Steffen Popp, geboren 1978 in Greifswald, lebt in Berlin. Für seinen Gedichtband Dickicht mit Reden und Augen erhielt er
den Peter-­Huchel-Preis 2014, derzeit ist er Stipendiat der Deutschen Akademie in Rom.
Uljana Wolf
Wandernde Errands
Uljana Wolf
Wandernde Errands
Theresa Hak Kyung Chas
­translinguale Sendungen
ca. 40 Seiten, Broschur
EUR 15,80 (D), 16,30 (A)
ISBN 978-3-88423-529-4
Erscheint im Januar 2016
9 783884 235294
Theresa Hak Kyung Chas trans­linguale Sendungen
Wer diktiert, wenn eine spricht, die Herkünfte ihrer Namen, Heimaten, Mythen? Wie spricht sich das poetisch Ungehörige, Unzugehörige der Immigrantin, der Mutter, der Revolutionärin? Die koreanisch-amerikanische Dichterin und Künstlerin Theresa Hak Kyung Cha (1951-1982) veröffentlichte 1982 ihr wegweisendes Buch Dictee, in derselben Woche, in der
sie in New York ermordet wurde. Nicht die Mutter­sprache bleibt, sondern ein wichtiges Hauptwerk der post­kolonialen
Avantgarde, das mit seiner irritierenden, zwischen Sprachen und Genres changierenden Poesie wichtige Fragen bis in
unsere nationalsprachliche Gegenwart hineinpunktuiert.
Uljana Wolf, geboren 1979, lebt in New York und Berlin. Sie unterrichtet Übersetzerseminare u.a. am Pratt ­Institute in
Brooklyn und dem Institut für Sprachkunst Berlin. Zuletzt erschienen der Gedichtband meine schönste lengevitch (2013)
sowie Übersetzungen von Yoko Ono, ­Eugene Ostashevsky, Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki.
Daniela Danz
Das philosophische Licht um mein Fenster
Daniela Danz
Das philosophische Licht
um mein Fenster
Über Friedrich Hölderin
ca. 32 Seiten, Broschur
EUR 15,80 (D), 16,30 (A)
ISBN 978-3-88423-530-0
Erscheint im Januar 2016
9 783884 235300
Über Friedrich Hölderlin
Warum Hölderlin? 1. Der kühne Zugriff auf die freie Form in dieser zu einem unglaublichen Sprung ansetzenden Zeit.
2. Der Entwurf einer dichterischen Landschaft, in der das Vertraute ins Mythische übergeht und der Mythos in die Gegenwart greift. 3. Das Wagnis der an die Grenzen getriebenen Verständlichkeit.
Daniela Danz, 1976 in Eisenach geboren, studierte Kunstgeschichte und Deutsche Literatur in Tübingen, Prag, Berlin,
Leipzig und Halle bis zur Promotion und lebt heute als freie Autorin und Leiterin des Schillerhauses in Rudolstadt.
Marcel Beyer
Muskatblut, Muskatblüt
Marcel Beyer
Muskatblut, Muskatblüt
ca. 32 Seiten, Broschur
EUR 15,80 (D), 16,30 (A)
ISBN 978-3-88423-532-4
Erscheint im Februar 2016
9 783884 235324
Schlupflöcher zwischen Buchstäblichkeit und Welt können sich an unerwarteter Stelle auftun, womöglich tun sie sich
insbesondere dort auf, wo ein ganz gegenwärtiges, handfestes Schockerlebnis die Wirklichkeit mitsamt der Buchstäblichkeit in den Abgrund zu reißen scheint. So erging es mir, als ich im Frühjahr 2009 immer wieder an die Einsturzstelle
des Historischen Archivs der Stadt Köln zurückkehrte. Mörtelstaub, Manuskripte. Fünf Jahre später begann ich selbst zu
graben und stieß auf den mittelalterlichen Spruchdichter Muskatblut, oder Muskatplüt (um 1390-nach 1438), oder Muschatblut, auf einen Dichter also mit labilem Namen, dessen Gedichte um das Dichten wie um das Ende des Dichtens
als Bestand jenes Archivs in einem labilen U-Bahnschacht verschwunden sind – Anlass genug, beim Blick in den Krater
noch einmal über Zauber und Gewalt der Buchstäblichkeit nachzudenken.
Marcel Beyer, geboren 1965, lebte lange im Rheinland, seit 1996 in Dresden. Romane, Essays, Libretti, Gedichte: Falsches
Futter (1997), Erdkunde (2002), Graphit (2014).
Jan Wagner
Schamane mit verbranntem Fuchs
Über Ted Hughes
Jan Wagner
Schamane mit
verbranntem Fuchs
Über Ted Hughes
ca. 32 Seiten, Broschur
EUR 15,80 (D), 16,30 (A)
ISBN 978-3-88423-531-7
Erscheint im Februar 2016
Ted Hughes (1930-1998) wurde mit den Birthday Letters, in denen er seine tragische Ehe mit Sylvia Plath verarbeitete,
einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, war aber mit seinen früheren Werken – darunter Lupercal, Wodwo und Crow
– längst zu einem der eigenwilligsten und einflussreichsten Dichter der englischen Sprache des letzten Jahrhunderts
geworden. Seine Tiergedichte sind legendär, seine sinnliche und kraftvolle Bildsprache, mit der er sich der Natur wie
den eigenen Abgründen stellt, seine Verbindung von lyrischer Eleganz mal mit roher Energie, mal mit verblüffender
Zärtlichkeit der Welt und ihren Wesen gegenüber, hat mich seit jeher beschäftigt – und begeistert.
Jan Wagner, geb. 1971, ist Lyriker und lebt in Berlin. Er veröffentlichte u.a. Achtzehn Pasteten (2007), Australien (2010),
Die Eulenhasser in den Hallenhäusern. Drei Verborgene (2012) und zuletzt Regentonnenvariationen (2014).
9 783884 235317
Ursula Haeusgen und Holger Pils (Hg.) Zwiesprachen Eine Reihe des Lyrik Kabinett München / 10 Bände
Christoph W. Bauer, Marcel Beyer, Mirko Bonné, Daniela Danz, Swantje Lichtenstein, Steffen Popp, Marion Poschmann, Katharina Schultens, Jan Wagner und Uljana Wolf widmen sich Dichtern, die für ihr eigenes Schaffen bedeutsam sind, denen sie eine poetische Reverenz erweisen oder mit denen sie sich im stillen Dialog befinden. Oder denen
sie einfach eine entscheidende Leseerfahrung, ein prägendes ästhetisches Erlebnis verdanken: Klassiker der Moderne
oder früherer Epochen, Neuentdeckungen anderer Literaturen und Zeiten – Guido Cavalcanti, Theresa Hak Kyung
Cha, Friedrich Hölderlin, Ted Hughes, John Keats, Catharina Regina von Greiffenberg, Muskatplüt, Gertrude Stein,
César Vallejo und Marina Zwetajewa. So werden Paarungen zu erleben sein, die auf reizvolle Weise einen doppelten
Blick entwerfen – auf das Gegenwärtige und das Vergangene, das Eigene und das Fremde: Zwiesprachen als treibende
Kraft des Poetischen.
Holger Pils, geboren 1976, studierte Germanistik, Geschichte und Spanisch in Heidelberg und wurde mit einer
Arbeit über Thomas Mann promoviert. Er leitete das Buddenbrookhaus in Lübeck und ist seit Anfang 2014 Geschäftsführer der Stiftung Lyrik Kabinett in München. Er schreibt über Literatur des 20. Jahrhunderts, die Familie
Mann und über Gegenwartslyrik.
Ursula Haeusgen, geboren 1942, gründete 1989 das Lyrik Kabinett in München sowie später die gemeinnützige
Stiftung Lyrik Kabinett, deren Vorstandsvorsitzende sie ist. Sie ist eine der Herausgeberinnen der »Edition Lyrik
Kabinett bei Hanser« und wurde für ihr Engagement für die Poesie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem
»Maecenas Preis«.
Poesie | Flandern/Niederlande Ehrengast Buchmesse Frankfurt 2016
Andy Fierens
Gambaviecher in fetter Tunke
Gedichte aus Grote smerige vlinder und Wonderbra’s & Pepperspray
Der flämische Autor Andy Fierens ist ein Performer, der seine Gedichte auf der Bühne lautstark auslebt, dabei aber weniger mit Poetry-Slam zu tun hat als mit Popkultur, Punk und
sehr viel literarischer ­Tradition. Verse, die den Status von Aphorismen des neuen Jahrhunderts haben können, treffen auf Underground-Elemente wie Gewaltsequenzen, Sex und
Alkohol – immer mit sehr viel Sprachfreude, Wortwitz und absurder Weisheit.
Andy Fierens, 1976 geboren, ist Dichter und Performer. Er publizierte
2009 den Band Grote smerige vlinder (Großer schmieriger Schmetterling), der mit dem Herman de Coninckprijs für das beste lyrische Debüt
ausgezeichnet wurde. 2014 folgte der Band Wonderbra’s & Pepperspray.
2013 erschien das satirische Science-fiction-Epos Astronaut von Oranje in
Zusammenarbeit mit Michael Brijs.
Andy Fierens
Gambaviecher in fetter Tunke
Gedichte
Aus dem Flämischen
von Stefan Wieczorek
ca. 96 Seiten, Klappenbroschur
EUR 18,90 (D), 19,40 (A)
ISBN 978-3-88423-526-3
Erscheint im April 2016
Stefan Wieczorek, 1971 geboren, ist promovierter
Literaturwissenschaftler sowie Übersetzer. Zahlreiche
Publikationen zur Lyrik des 20. Jahrhunderts, Herausgaben u.a. Ein Fest zu
feiern und sich zu berauschen ... Gedichte an Pablo Neruda (Luchterhand,
2006), Gedächtnis- und Textprozesse im poetischen Werk Erich Arendts (zus.
mit anderen, Lang, 2012). Im Verlag Das Wunderhorn hat er Im Fremdwort
zuhaus. Eine Anthologie für Gregor Laschen (zus. mit H. Thill u. I. Wilhelm
2001) herausgegeben und als Übersetzer am Poesie-der-Nachbarn-Band
Meine schlichten Reisen. Gedichte aus Belgien (2011) mitgewirkt. Zahlreiche Übersetzungen aus
dem Niederländischen, insbesondere Poesie.
9 783884 235263
serial tintenkiller
ich mailte dir drei emoticons und bekam acht zurück
zuerst hast du mich auf einer landebahn für ufos geküsst
da hätte ich misstrauisch werden sollen aber ich schob
die ringe des jupiters auf deine finger und bettelte
»werd bloß nicht lesbisch in meinem el dorado«
nein, das warst du nicht: alten genever hast du aus dem zapfen gezapft
bis mein mund woktauglich auseinanderklappte
deine mutter nannte dich ein schwieriges kind
wie oft sie dich auch klonten
mit keinem von dir konnte man vernünftig reden
alles erlaubte ich
du hast mich vollständig ausgezogen
und mich tagelang chambrieren lassen
– ich mein ja nur dass ich meine
aber liebe und husten kann man nicht verbergen
vor allem was den husten betrifft warst du stark und belohntest mich
mit einem 24-karätigen betrug: besser, reicher, hübscher, schlanker
bildlich gesprochen hast du mich zum wassertreten in den styx geschickt
und mich ausgelöscht
gnadenlos wie ein serial tintenkiller
auf dem namensschild neben meiner türkingel
steht nun in großen buchstaben
eunuch der haremsvorsteherin, schoßhund mit kater
aber fakten bleiben fakten
der himmel ist blau
krebs ist hip
ich wollte du wärst ein seehund
dann könnte ich auf dich einknüppeln
Poesie | Lyrik im Gespräch
Michael Braun
Die zweite Schöpfung
Poesie und Bildende Kunst
Michael Braun
Die zweite Schöpfung
Poesie und Bildende Kunst
80 Seiten, Broschur
EUR 17,90 (D), 18,40 (A)
ISBN 978-3-88423-522-5
Erscheint im März 2016
»Ut pictura poiesis – Eine Dichtung ist wie ein Gemälde, Dichtung ist wie Malerei«: Horaz’
fast magische Formel für das poetische Nachdenken über Kunst beschäftigt die hier versammelten Autoren, die sich in Gemäldegedichten, Essays oder Bildmeditationen den Werken
der Bildenden Kunst nähern. Entscheidend ist für sie alle die Suche der »poiesis« nach einer
angemessenen Blickachse, einem Orientierungspunkt, um die Tiefe der »pictura« auszuloten.
So entstehen Texte, die in ihren Bild-Erkundungen mal näher an die Kunstwerke herantreten,
dann wieder aus der Ferne einen Zugang suchen.
Klaus Merz, Nico Bleutge, Gerhard Falkner, Marcus Roloff und Silke Scheuermann erzählen
von ihrer Auseinandersetzung mit Werken der Bildenden Kunst, von der intimen Begegnung
der Poesie mit der Malerei. Die fünf Dichter porträtieren sich hier gleichsam selbst, indem
sie über Bilder schreiben, die für sie und ihr Werk von großer Bedeutung sind. Neben den
Korrespondenzverhältnissen zwischen Poesie und Bildender Kunst werden auch die biografisch-ästhetischen Urszenen der Autoren ausgeleuchtet. Ein Blick direkt in das Zentrum der
dichterischen Werke.
9 783884 235225
Michael Braun, geboren 1958 in Hauenstein/Pfalz, Studium der
Germanistik und Politischen Wissenschaft, lebt als Literatur­
kritiker in Heidelberg. 2007 bis 2011 gab er den Deutschlandfunk-Lyrikkalender heraus (Wunderhorn). Seit 2013 ist er
Herausgeber des Lyrik-Taschenkalenders.
Nico Bleutge, geboren 1972 in München, studierte Neuere
Deutsche Literatur, Allgemeine Rhetorik und Philosophie in
Tübingen. Heute arbeitet er auch als Literaturkritiker. Er lebt in
Berlin. Zuletzt erschienen die Gedichtbände fallstreifen (2008)
und verdecktes gelände (2013).
Klaus Merz, geboren 1945 in Aarau, lebt als Erzähler und Lyriker
in Unterkulm/Schweiz. Zahlreiche Veröffentlichungen von
Romanen, Prosa und Gedichten. Ausgezeichnet u. a. mit dem
Gottfried Keller-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis.
Zuletzt erschienen die Gedichtbände Unerwarteter Verlauf
(2013) und Aus dem Staub (2010).
Gerhard Falkner, geboren 1951 in Schwabach, veröffentlichte
zahlreiche Gedichtbände, zuletzt Ignatien. Elegien am Rande
des Nervenzusammenbruchs (2014). Sein Werk wurde mit
zahlreichen Preisen ausgezeichnet, etwa 1987 mit dem
Bayerischen Staatsförderpreis und 2004 mit dem Schillerpreis.
Er lebt in Berlin und in Bayern.
Marcus Roloff, geboren 1973 in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern), Lyriker und Übersetzer, lebt in Frankfurt
am Main. Zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. Zuletzt erschienen die Gedichtbände im
toten winkel des goldenen schnitts (2010) und reinzeichnung
(2015).
Silke Scheuermann, geboren 1973 in Karlsruhe, lebt bei
Frankfurt am Main. Für ihre Gedichte, Erzählungen und
Romane erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise, unter
anderem den Bertolt-Brecht-Preis 2016. Zuletzt erschienen Das
Leben des Lichts (2013) und Skizze vom Gras (2014).
Poesie | VERSschmuggel
VERSschmuggel präsentiert den poetischen Grenzverkehr zwischen
Schottland und Deutschland: Zum poesiefestival berlin 2014, veranstaltet von der Literaturwerkstatt Berlin, trafen sich schottische und
deutsche Autoren, um ihre Dichtung über die Grenzen der Sprachwelten
hin- und herzuschmuggeln. Die Ergebnisse dieses großen Übersetzungstreffens sind in diesem Buch nachzulesen und nachzuhören – erstmals
mit QR-Code, der zur jeweiligen Dichterstimme nebst den Übersetzungen gehört.
Поэтическая диВЕРСия presents poetic border traffic between Scotland
and Germany. For the 2014 poesiefestival berlО.Г.И.in, ОГИ organised by
the Literaturwerkstatt Berlin, Scottish and German poets came together to
smuggle their verse across the borders between their languages and back
Поэтическая диВЕРСия
Aurélie Maurin, Thomas Wohlfahrt (Hg.)
again. The results of this great translation encounter can be read in this
poet’s voice to be listened to alongside the translations.
Ein Projekt der
VERSschmuggel
Поэтическая диВЕРСия
Poesie aus Russland
und Deutschland
zweisprachig russisch-deutsch
ca. 200 Seiten, Klappenbroschur
EUR 19,80 (D), 20,40 (A)
ISBN 978-3-88423-524-9
Erscheint im April 2016
isbn 978-3-88423-503-4 (Deutschland)
VERSschmuggel
volume, and heard as well – for the first time using QR code enabling each
VERSschmuggel
Поэтическая диВЕРС ия
Gedichte : deutsch, russisch
Стихи: по-русски и по-немецки
denis larionow
daniela danz
ДЕНИС ЛАРИОНОВ
ДАНИЭЛА ДАНЦ
lew oborin
daniel falb
ЛЕВ ОБОРИН
ДАНИЭЛЬ ФАЛЬБ
ewgeny prostschin
steffen popp
ЕВГЕНИЙ ПРОЩИН
ШТЕФФЕН ПОПП
iwan sokolow
lea schneider
ИВАН СОКОЛОВ
ЛЕА ШНАЙДЕР
ewgenia suslowa
asmus trautsch
ЕВГЕНИЯ СУСЛОВА
АСМУС ТРАУЧ
galina usrjutowa
linus westheuser
ГАЛА УЗРЮТОВА
ЛИНУС ВЕСТХОЙЗЕР
Herausgegeben von
Aurélie Maurin
Thomas Wohlfahrt
Составители
isbn 978-1-91044-975-2 (Schottland)
Ein Projekt der
Literaturwerkstatt Berlin
Goethe-Institut
Проект
Wunderhorn
ОГИ
VERSschmuggel / Поэтическая диВЕРСия
Poesie aus Russland und Deutschland
VERSschmuggel präsentiert den poetischen Grenzverkehr zwischen Russland und Deutschland: Sechs deutsche Dichter sind nach Moskau gereist, um dort auf sechs russische Dichterkollegen zu treffen. In Deutschland ist dieses Prinzip als »VERSschmuggel« bekannt: Dichterinnen und Dichter arbeiten paarweise zusammen und übertragen die Gedichte des Anderen
in die jeweils eigene Sprache. Es entsteht ein direkter Austausch, der ein »Schmuggeln«‚ von
stilistischen Zusammenhängen und poetischen Traditionen ermöglicht. Die Autoren fragen
nach kulturellen Konnotationen, um den Kern, das Bauprinzip, die Wortakrobatik und den
Klang der Gedichte in der eigenen Sprache lebendig zu machen. Die Ergebnisse dieses großen
Übersetzungstreffens sind in diesem Buch nachzulesen und dank QR-Codes mitzuhören.
Eine Gemeinschaftsproduktion mit dem Goethe-Institut in Moskau.
Mit Gedichten von Daniela Danz, Daniel Falb, Steffen Popp, Lea Schneider, Asmus Trautsch,
Linus Westheuser, Denis Larionow, Lew Oborin, Ewgeny Prostschin, Iwan Sokolow, Ewgenia
Suslowa und Galina Usrjutowa.
Aurélie Maurin wurde in Paris geboren, hat Literaturwissenschaft und
Linguistik studiert. Sie lebt als freie Literaturübersetzerin, Kuratorin
(Haus der Kulturen der Welt, literaturwerkstatt berlin) und Musikerin in
Berlin. Sie ist Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift la mer gelée.
9 783884 235249
Thomas Wohlfahrt ist Gründungsdirektor und
Leiter der Literaturwerkstatt Berlin. Der promovierte
Literatur- und Musikwissenschaftler initiierte und
leitete internationale Großprojekte wie den Literatur Express Europa 2000, die Website lyrikline.org, den ZEBRA Poetry
Film Award und das poesiefestival berlin. Er ist Mitglied vieler nationaler wie internationaler Gremien und kuratiert und berät verschiedene internationale Literatur- und Kunstprogramme. Er ist Träger des
Grimme-Online-Awards.
Poesie | Poesie der Nachbarn, Band 28
Poesie der Nachbarn, Band 28
Hans Thill (Hg.)
Werde zum Gespenst
Gedichte aus Lettland
ca. 180 Seiten, gebunden
zweisprachig deutsch-lettisch
EUR 24,80 (D), 25,50 (A)
ISBN 978-3-88423-525-6
Erscheint im März 2016
Hans Thill (Hg.)
Hans Thill (Hrsg.)
Amanda Aizpuriete
Uldis Bērziņš
Inga Gaile
Semjon Hanin
Liāna Langa
Kārlis Vērdiņš
Werde zum Gespenst
Poesie der Nachbarn
Band 28
Lettland
Werde zum Gespenst
Hans Thill
(Hrsg.)
Gedichte aus Lettland
Carolin Callies
Claudia Gabler
Matthias Göritz
Norbert Hummelt
Jan Kuhlbrodt
Anja Utler
Gedichte aus Lettland
ISBN 978-3-88423-495-2
Wunderhorn
9 783884 235256
Poesie der Nachbarn (www.poesie-der-nachbarn.de)
Werde zum Gespenst
Die von Gregor Laschen eingerichtete Übersetzer-Werkstatt »Poesie der Nachbarn –
­Dichter übersetzen Dichter« ist eine inter­national gerühmte Ver­anstaltung. Auf der
Grundlage philo­logisch genau er­arbeiteter Interlinear-Über­setzungen entstehen in der
Woche des Zusammenseins im Künstlerhaus Edenkoben (Pfalz) die Nachdichtungen.
Seit 2003 hat Hans Thill die Leitung der Reihe.
Die Bände 1–15 sind in der »Edition die Horen« erschienen und weiter lieferbar.
Naturverbunden und den Traditionen verhaftet – so heißt es, seien die Letten. Und ihre
Poesie? Wandelt sie also zwischen Ostsee und
Dainas? Aus einer Vergangenheit zwischen
Abhängigkeit und Unabhängigkeit ist eine
Lyrik erwachsen, in der nicht nur lettische,
sondern auch russische Stimmen beheimatet
sind.
In der vorliegenden Anthologie sind Dichter
verschiedener Generationen vertreten. Sie
verarbeiten die Geschichte des Landes und
ihre eigene Vergangenheit und beschreiten
zugleich neue Pfade. Neben Gedichten der in
Deutschland bekannten Grande Dame der
lettischen Poesie Amanda Aizpuriete und des
wortgewaltigen Uldis Be– rzin‚š präsentiert der
Band die kritische wie tiefsinnige Lia– na Langa
und den programmatisch witzigen Semjon Hanin, der seine Gedichte auf Russisch
schreibt, sowie die beiden jungen Talente
Inga Gaile, mit ihren schonungslos unverblümten Gedichten, und den vielversprechenden Ka– rlis Ve– rdin‚š, der einen lauten und
rockigen Ton anschlägt.
Mit Gedichten von Amanda Aizpuriete, Uldis Be– rzin‚š, Inga Gaile, Semjon Hanin, Lia– na Langa
und Ka– rlis Ve– rdin‚š, übersetzt von Carolin Callies, Claudia Gabler, Matthias Göritz, Norbert
Hummelt, Jan Kuhlbrodt und Anja Utler nach Interlinearversionen von Julija Boguna und
Beata Paškevica.
»Poesie der Nachbarn« ist ein Projekt des Künstlerhauses Edenkoben der Stiftung RheinlandPfalz für Kultur in Kooperation mit der Landes-Stiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck.
Poesie | Lyrik-Taschenkalender
Michael Braun (Hg.)
Lyrik-Taschenkalender 2017
LyRiK-
TASCHENKALENDER
Jürgen Theobaldy
Gisela Trahms
Asmus Trautsch
Anja Utler
Martina Weber
Levin Westermann
Judith Zander
Henning Ziebritzki
Martin Zingg
Marina Zwetajewa
Thomas Rosenlöcher
Tobias Roth
Peter Rühmkorf
Katharina Schultens
Tom Schulz
Sibylla Schwarz
Ludwig Steinherr
Michael Braun (Hg.)
Lyrik-Taschenkalender 2017
ca. 230 Seiten, gebunden
EUR 16,80 (D), 17,30 (A)
ISBN 978-3-88423-527-0
Erscheint im August 2016
2017
Herausgegeben
von Michael Braun
Urs Allemann
Andreas Altmann
Erich Arendt
Renato P. Arlati
Hans Arp
Marcel Be er
Mirko Bonné
Nora Bossong
Paul-Henri Campbell
Franz Josef Czernin
Franz Dodel
Ulrike Draesner
Annette von Droste-Hülshoff
Johann Wolfgang von Goethe
Andreas Gryphius
Johann Christian Günther
A. H. Hoffmann von Fallersleben
Hendrik Jackson
Ernst Jandl
Sarah Kirsch
Friedrich Gottlieb Klopstock
Dagmara Kraus
Quirinus Kuhlmann
Oskar Loerke
Wilhelm Müller
Dirk von Petersdorff
August Graf von Platen
Jennifer Poehler
Marion Poschmann
Rainer Maria Rilke
LyRiK-TASCHENKALENDER 2016
»Das Ziel aller Poesie – die gesteigerte Gegenwärtigkeit
dessen, wovon sie spricht.« So lautet ein Aphorismus des
Dichters Franz Josef Czernin. Wenn in der Kunst und in
der Poesie etwas dargestellt wird, so seine Überzeugung,
dann geschieht es im Modus der Verwandlung. im LyrikTaschenkalender 2016 finden wir viele faszinierende
Beispiele dieser Kunst der poetischen Verwandlung.
Dabei vollzieht sich auch ein Prozess der Selbstbegegnung:
Denn die Gedichte »flüstern aus demselben Kern, aus dem
auch unsere Fragen kommen« (Katharina Schultens). Der
Lyrik-Taschenkalender 2016 webt ein Netz aus Gedichten,
poetischen Korrespondenzen und Kommentaren.
17 Dichterinnen und Dichter aus Deutschland, Österreich
und der Schweiz und ein »Special guest« haben jeweils
zwei Gedichte kommentiert. Der Herausgeber sowie
der Lyriker und Essayist Henning Ziebritzki stellen alle
beteiligten Autoren mit je einem Gedicht vor.
Mit Gedichten und Texten von:
®
®
Wunderhorn
9 783884 235003
9 783884 235270
»Ich schreibe ein Gedicht./Ich veranstalte eine Expedition./Ich mache mich davon/
aus Antwort und Beweis./Ich trete in den Kreis/der Fragen.«
So beginnt ein Text des Lyrikers Wolfgang Weyrauch (1914-1980) – mit der knappsten und
bündigsten Aufgabenbeschreibung des modernen Gedichts. Denn Gedichte sind mit Fragen
befasst und »machen sich davon« aus dem Bezirk der vorschnellen Antworten. In unserer
Welt der blitzschnell gegoogelten Informationen gibt es fast nur noch Antworten, sie werden
– aufgeladen mit der üblichen hysterischen Gewissheit – mit Mengenrabatt abgegeben, so
billig, dass keine Fragen mehr gestellt werden. Aber das Gedicht geht einen anderen Weg.
Antwort und Beweis sind nicht seine Domäne, sondern die Frage, die unsere vorgefertigten
Weltbetrachtungen aufbricht und uns eine neue Wahrnehmung ermöglicht auf die Dinge
des Lebens. Mit dieser Option für die Frage setzt der Lyrik-­Taschenkalender 2017 wie seine
­kalendarischen Vorgänger das Gespräch über zeitgenössische Dichtung und ihre Möglich­
keiten und Grenzen fort.
17 Dichterinnen und Dichter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben jeweils zwei
Lieblingsgedichte deutscher Sprache ausgewählt und kompakt kommentiert. Der Herausgeber stellt seinerseits gemeinsam mit dem Lyriker und Essayisten Henning Ziebritzki alle
am Taschenkalender beteiligten Autoren und Kommentatoren mit je einem exemplarischen
Gedicht vor.
Mit Gedichten und Texten von u.a.:
Sonja vom Brocke, Jürgen Nendza, Volker Sielaff, Uljana Wolf, Oleg Jurjew,
Guy Helminger.
Michael Braun, geboren 1958 in Hauenstein/Pfalz, Studium der Germanistik
und Politischen Wissenschaft, lebt als Literaturkritiker in Heidelberg. 2007
bis 2011 gab er den Deutschlandfunk-Lyrikkalender heraus (Wunderhorn).
Seit 2013 ist er Herausgeber des Lyrik-Taschenkalenders.
2016 – 100 Jahre DADA
Backlist
»Wahnsinn und Mord wetteiferten miteinander, als Dada 1916 in Zürich aus dem Urgrund emporstieg. Die Menschen, die nicht unmittelbar an der ungeheuerlichen Raserei des Weltkrieges
beteiligt waren, taten so, als begriffen sie nicht, was um sie her vorging. Wie verirrte Lämmer
blickten sie aus glasigen Augen in die Welt. Dada wollte die Menschen aus ihrer jämmerlichen
Ohnmacht aufschrecken. Dada verabscheute die Resignation.« (Hans Arp)
Michael Braun (Hg.)
Veranstaltungen zum Jubiläum:
2011, 148 Seiten, gebunden; EUR 18,90 (D), 19.40 (A),
ISBN 978-3-88423-364-1
25.1.16 Weltseele Dada, literarische Performance mit Urs Allemann, Michael
Braun und Norbert Lange
Ort: Kulturfabrik, Esch-Sur-Alzette /
Luxemburg, 116, Rue de Luxembourg.
L-4221 Esch-Sur-Alzette
Beginn: 20 Uhr
25.2.16 DADA 100 – Eine Revue mit Michael
Braun und Eckhard Faul.
Ort: Schriftstellerhaus Stuttgart,
Kanalstr. 4, 70182 Stuttgart.
Beginn: 20 Uhr
14.6.16 DADA simultan – Literarische Performance mit Urs Allemann, Michael
Braun und Norbert Lange
Ort: Romanfabrik Frankfurt. Hanauer
Landstraße 186. 60314 Frankfurt/Main
Beginn: 20 Uhr
22.6.16 DADA simultan – Literarische Performance mit Urs Allemann, Michael
Braun und Norbert Lange
Ort: Lyrik-Kabinett, München.
Amalienstr. 83a, 80799 München.
Beginn: 20 Uhr
Hugo Ball – Der magische
Bischof der Avantgarde
»Es lebe der Kommunismus und die katholische Kirche!«
Mit solchen ketzerischen Sätzen hat Hugo Ball (18861927), der wohl eigensinnigste Intellektuelle des expressionistischen Jahrzehnts, seine Zeitgenossen regelmäßig
in Verwirrung gestürzt. Berühmt wurde Ball als Apologet
des Dadaismus, den er im Frühjahr 1916 im Züricher
Cabaret Voltaire exerzierte. Ernst Teubner,
Bärbel Reetz, Eckhard Faul, Norbert Lange,Gerhard Deny,
Karl Piberhofer und Michael Braun untersuchen die
spektakulären Metamorphosen und schroffen Widersprüche Hugo Balls.
Kunst | Sammlung Prinzhorn
Ingrid von Beyme, Thomas Röske (Hg.)
Dubuffets Liste
Ein Kommentar zur Sammlung Prinzhorn von 1950
Ingrid von Beyme,
Thomas Röske (Hg.)
Dubuffets Liste
Ein Kommentar zur
Sammlung Prinzhorn
von 1950
Katalog
2015, 144 Seiten, gebunden
EUR 29,80 (D), 30,70 (A)
ISBN 978-3-88423-523-2
9 783884 235232
Im September 1950 besuchte der französische Maler Jean Dubuffet die Sammlung Prinzhorn
in Heidelberg – nur fünf Jahre, nachdem er den Begriff »Art brut« für eine rohe, ungeschliffene, nichtakademische Kunst geprägt hatte. In einer handschriftlichen und später ergänzten maschinengeschriebenen Liste protokollierte und bewertete er die Werke, die er vor Ort
gesehen hatte. Die Aufstellung versetzt uns in die Lage, annähernd genau rekonstruieren zu
können, welche Werke Dubuffet gesehen hat. Seine Liste orientiert sich an Prinzhorns Publikation Bildnerei der Geisteskranken (1922). Mit seiner Beurteilung versucht er sich allerdings
von seinem großen Vorbild Prinzhorn abzusetzen, bei weitem jedoch nicht so abwertend, wie
aufgrund seiner retrospektiven Angaben lange Zeit vermutet wurde. Dass seine Einschätzung
von Prinzhorns »Meistern« mitunter kritisch, die Bewertung der Sammlung im Großen und
Ganzen aber sehr positiv ausfiel, ist ein überraschendes Ergebnis. Die Heidelberger Schau,
die vom St. Gallener Museum im Lagerhaus übernommen wird, ermöglicht der kunstgeschichtlichen Forschung erstmals, Dubuffets Vorstellung von »Art brut« anhand von Werken
der Sammlung Prinzhorn im historischen Kontext zu konkretisieren. Das war bisher nur am
Beispiel von Dubuffets eigener »Collection de l’Art brut« möglich, die sich heute in Lausanne
befindet und neben der Sammlung Prinzhorn das international wichtigste Museum für »Outsider Art« darstellt.
Mit Textbeiträgen von Ingrid von Beyme, Baptiste Brun und Thomas Röske.
Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Dubuffets Liste
in der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg bis 10. April 2016.
Dr. phil. Ingrid von Beyme ist seit 2009 Ausstellungskuratorin der Sammlung Prinzhorn der
Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg. Sie hat in Berlin Kunstgeschichte und Neuere
Deutsche Literatur studiert und 2003 mit der Arbeit Der Einfluss von Art Brut auf Richard
Lindner promoviert.
Dr. phil. Thomas Röske ist seit 2002 Leiter der Sammlung Prinzhorn der Psychiatrischen
­Universitätsklinik Heidelberg. Er hat Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Psychologie
in Hamburg studiert und 1991 mit einer Arbeit über Hans Prinzhorn promoviert.
Kunst | Museum Ritter
Museum Ritter (Hg.)
Christian Megert. Ohne Anfang und Ende
Katalog
Museum Ritter (Hg.)
Christian Megert.
Ohne Anfang und Ende
Katalog
2015, 64 Seiten, Broschur
EUR 19,80 (D), 20,40 (A)
ISBN 978-3-88423-515-7
Der Schweizer Künstler Christian Megert ist für seine Spiegelobjekte bekannt. Seine künst­
lerische Laufbahn begann er zunächst mit monochromen Material- und Farb­strukturbildern.
1959 setzte er erstmals Spiegel ein, um seinen Bildreliefs mehr Raumtiefe zu verleihen.
In dem Manifest ein neuer raum (1961) formulierte Megert seine bis heute aktuelle künst­
lerische Intention, einen »raum ohne anfang und ende« zu schaffen. Von Bern aus agierend,
war er in den 1960er Jahren Mitglied und Promoter der europäischen ZERO-Bewegung. In
dieser Zeit entstanden auch einige Environments aus Spiegeln.
Bis heute ist dieses Material Christian Megerts vorherrschender künstlerischer Werkstoff
geblieben. Aus teils farbig bemalten Spiegelflächen und -splittern gestaltet er fortwährend
neue Kompositionen, die eine Vielzahl an Wahrnehmungsebenen eröffnen.
Mit dieser Ausstellung ehrt das Museum Ritter einen bedeutenden Künstler der Sammlung
Marli Hoppe-Ritter zu seinem 80. Geburtstag.
Mit Textbeiträgen von Hsiaosung Kok und Barbara Willert.
9 783884 235157
Die Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung
Christian Megert. Ohne Anfang und Ende
im Museum Ritter in Waldenbuch bis 17. April 2016.
Kunst | Völklinger Hütte
Meinrad Maria Grewenig, Wilfried Rosendahl (Hg.)
Schädel
Ikone. Mythos. Kult.
Katalog
Die Ausstellung »Schädel – Ikone. Mythos. Kult.« umfasst rund 250 menschliche Schädel und
Köpfe aus allen Kulturkreisen von der Steinzeit, der Zeit der Alten Ägypter bis zur Gegenwart.
Sie bietet einen umfassenden Überblick zur besonderen Bedeutung von Kopf und Schädel in
der Kulturgeschichte des Menschen aus allen Kontinenten der Erde.
Meinrad Maria Grewenig,
Wilfried Rosendahl (Hg.)
Schädel
Ikone. Mythos. Kult.
Katalog
2015, 240 Seiten, Broschur
EUR 27,50 (D), 28,30 (A)
ISBN 978-3-88423-514-0
9 783884 235140
Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung
Schädel – Ikone. Mythos. Kult. im Weltkulturerbe
Völklinger Hütte bis 3. April 2016.
Markante Schädelfunde lassen das Bild ihrer Verehrung und Verwendung in Afrika, Amerika,
Asien und Ozeanien erlebbar werden. Das Kapitel »Schädel Fantasie« führt in die Gegenwart und nahe Zukunft, geht dem Mythos Kristallschädel auf die Spur und lässt den Kosmos
der Science-Fiction und seiner Bewohner aufleben. Hier wird auch der Bogen zur UrbanArt
geschlagen, für die der Tod ein stark präsentes Thema darstellt. Der Schädel ist seine stärkste
Symbolisierung.
Wir gratulieren dem »Quartett für den n
­ ationalen Dialog« (Tunesien) zum Friedensnobelpreis 2015.
Aus aktuellem Anlass
Abdelwahab
Meddeb
Das »Quartett für den nationalen Dialog« besteht aus dem tunesischen
Gewerkschaftsverband (UGTT), dem tunesischen Arbeitgeberverband
(UTICA), der tunesischen Menschenrechtsliga (LTDH) und der Anwalts­
kammer.
Abdelwahab Meddeb
Die Krankheit des Islam
Aus dem Französischen
von Beate Thill
und Hans Thill
2002, 256 Seiten,
EUR 28,80 (D), 29,70 (A)
ISBN: 978-3-88423-201-9
115 Gegenpredigten
Abdelwahab Meddeb
Zwischen Europa und Islam
115 Gegenpredigten
Aus dem Französischen
von Rainer G. Schmidt
2007, 418 Seiten, gebunden
EUR 29,80 (D), 30,70 (A)
ISBN: 978-3-88423-288-0
Abdelwahab Meddeb war Vordenker des Arabischen
Frühlings. 1946 in Tunis geboren, war es das zentrale
Anliegen des Lyrikers, Essayisten und Hochschullehrers, das aufklärerische Potential des Islam zu
entdecken und sowohl der westlichen wie auch der
arabischen Welt zu vermitteln.
Er starb am 6. November 2014 in Paris.
9 783884 232019
9 783884 232880
Zwischen
Europa
und
Islam
Wunderhorn
Ein leidenschaftliches Plädoyer für den Mut, die
Potentiale des Islam zu seiner Selbsterneuerung zu
entdecken. 115 kurze Texte, von ›Amour fou‹ über das
›Imamat der Frauen‹ bis zur ›Ethik des Verzichts‹,
zeigen den tunesisch-französischen Denker erneut als
den »großen Aufklärer der arabischen Welt« (ZEIT).
Abdelwahab Meddeb rechnet ab mit den Fundamentalisten und der wahabistischen Schrumpfversion des
Islam. Ein mutiges Buch in der Nach­folge von Voltaire
und ­Thomas Mann, eine schonungslose, alle Tabus
verachtende Darstellung des aktuellen geistigen
Klimas in der arabischen Welt.
Backlist | Deutscher Fotobuchpreis 2016 – Nominierung
Drei Fotobücher unseres diesjährigen Programms wurden zum Deutschen Fotobuchpreis 2016 nominiert.
Eine wunderbare Empfehlung für:
Von Ali bis Zappa
Fotografien
Jedes Photo von Isolde Ohlbaum zeigt ein Bild aus der
Geschichte der Ungleichzeitigkeit; die Geschichten dazu
muß der Betrachter aus seinem Gedächtnis aufrufen,
denn er ist der eigentliche, abwesende Held dieser
Bilder, die unser gemeinsames Leben erzählen.
Eine junge Generation hatte den Mief der 1950er und 1960er Jahre abgeschüttelt, die politischen Verhältnisse zum Tanzen
gebracht. Neue soziale Bewegungen – vor allem die Frauenbewegung – waren entstanden, und die Kulturszene nutzte die
eroberte Freiheit zu eindrucksvollen Experimenten, die alles auf den Kopf stellen sollten. Isolde Ohlbaum erzählt uns diese
Zeit und diese Geschichten mit wunderbaren Bildern.
Greg Marinovich, João Silva
Der Bang-Bang Club
Greg Marinovich, João Silva
Der Bang-Bang Club
Schnappschüsse aus einem
verborgenen Krieg
Aus dem Englischen
von Manfred Loimeier
Hg. von Indra Wussow
280 Seiten, gebunden
EUR 26,00 (D), 26,80 (A)
ISBN 978-3-88423-487-7
Ebook: ISBN 978-3-88423-488-4
Schnappschüsse aus einem verborgenen Krieg
Isolde Ohlbaum
Von Ali bis Zappa
Fotografien
168 Seiten, gebunden
EUR 29,80 (D), 30,70 (A)
ISBN 978-3-88423-465-5
Isolde Ohlbaum
Isolde Ohlbaum
Michael Krüger
Von Ali bis Zappa
Isolde Ohlbaum
Von Ali bis Zappa
Fotografien
ISBN 978-3-88423-465-5
9 783884 234655
Aus dem Englischen von Manfred Loimeier
Wunderhorn
9 783884 234655
»Bang-Bang Club« war der Spitzname einer Gruppe von Bildjournalisten, die die in der Endphase des rassistischen
Apart­heidregimes von 1990 bis 1994 in den schwarzen Vorstädten Südafrikas tobenden bewaffneten Auseinandersetzungen mit der Kamera dokumentierten. Die beiden Überlebenden Greg Marinovich und João Silva schrieben
gemeinsam ihre Erinnerungen auf.
9 783884 234877
Horst Hamann
Museum Ritter
MU S E U M R ITTE R
Horst Hamann
Museum Ritter
Fotografien
zweisprachige Ausgabe
Deutsch-Englisch
168 Seiten
EUR 34 ,00 (D), 35,00 (A)
ISBN 978-3-88423-496-9
Fotografien
Zum 10. Geburtstag des MUSEUM RITTER hat der Fotograf Horst Hamann ein außergewöhnliches
Fotobuch als Hommage an das Museum und seine Künstlerinnen und Künstler gestaltet.
HORST
HAMANN
Fotonachweis: Fotonachweis:
S. 3: Florian Bachmann
S. 4: John Madere
Wunderhorn
9 783884 234969
Auslieferungen / Vertretungen
Deutschland/Österreich
Prolit Buchvertrieb GmbH
Monika Pankratz
Postfach 9
35461 Fernwald
Tel. 0641/9439322
Fax 0641/94393199
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Schweiz
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Centralweg 16
CH-8910 Affoltern am Albis
Tel. 0041/ 44/ 762 42 50 Telefax 0041/ 44 /762 42 10
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www.ava.ch
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der Kurt Wolff Stiftung zur
Förderung einer vielfältigen
Verlags- und Literaturszene:
www.Kurt-Wolff-Stiftung.de
Wunderhorn-Verlag
Deutschland
Rudi Deuble
c/o Stroemfeld Verlag
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Fax 95522624
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Uetlibergstrasse 84
CH-8045 Zürich
Tel. 0041/44 463 42 28
Fax 0041/44 450 11 55
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