Muss Chéz Heinz neuen Standort suchen?

Muss Chéz Heinz neuen Standort suchen?
Für den limmerschen Livemusik-Club Béi Chéz Heinz könnte es im Keller des Fössebads
tatsächlich eng werden: In der rot-grünen Ratsmehrheit ist keineswegs klar, dass die
Einrichtung auch nach 2017 an ihrem Spielort bleiben kann. Das Gebäude muss entweder
totalsaniert oder abgerissen und neu gebaut werden.
Und es geht ab: Auftritt der Spielvereinigung Linden Nord während des Mottokonzerts Dirty-Diamonds-Night im Béi Chéz
Heinz.
Hannover . Kulturdezernent Harald Härke zweifelt daran, dass der Kellerclub danach noch
eine Zukunft im Haus hat. Grünen-Sportpolitiker Mark Bindert wird sogar noch deutlicher:
„Es steht außer Frage, dass das Chéz Heinz erhaltungswürdig ist – aber nicht unbedingt an
diesem Standort.“ Definitiv werde „aus dem Bäderetat kein Euro für einen kommerziellen
Veranstaltungsbetrieb“ ausgegeben. Seine SPD-Kollegin Peggy Keller hingegen will sich für
den Erhalt auf dem Grundstück starkmachen: „Der Club ist zu wertvoll, um seine Zukunft
durch einen Umzug zu gefährden.“
In der vergangenen Woche hatten die Clubbetreiber auf Facebook einen Aufruf „Heinz muss
bleiben“ gestartet. Anlass war ein kurioses Missverständnis: Bei einem Symposium zur
Zukunft des Freizeitheims Linden im Februar war die Idee geboren worden, das Freizeitheim
um ein Schwimmbad zu erweitern und dafür das Fössebad abzureißen und als Bauland zu
verkaufen. Die Idee entbehrt zwar jeder politischen Mehrheit, hat aber Aufregung ausgelöst –
und die Frage zur Zukunft des Clubs aufgeworfen.
Das Gebäude des Fössebads, in dem der Club nur Untermieter ist, ist schon lange ein
Sanierungsfall. Der Rat hat sich im vergangenen Jahr dafür ausgesprochen, den Badstandort
zu erhalten und mit einem 50-Meter-Becken aufzuwerten. Baubeginn soll bereits 2017 sein
und nicht erst 2019, wie ursprünglich geplant.
Béi Chéz Heinz – früher ein DGB-Jugendtreff
24 Stufen unter dem Fössebad: Entstanden ist der Club aus einem Jugendtreff des Deutschen
Gewerkschaftsbunds (DGB), der bis 1995 in der Lister Spichernstraße beheimatet war. 400
Besucher fasst der Kellerraum. Rund 80 000 Gäste waren nach Angaben von Christian Sölter,
dem frisch wiedergewählten Vorsitzenden des Trägervereins, im vergangenen Jahr bei
Konzerten und Clubabenden. Der Verein für Jugend- und Kulturinteressen, der das „Heinz“
betreibt, ist nicht gemeinnützig, deshalb gilt die Einrichtung als kommerzieller Club wie etwa
das Lux im Capitol. Am Mittwoch nächster Woche, 13. April, laden die „Heinz“-Macher zu
einem Infoabend zur Zukunft des Clubs ein – natürlich in die Kellerräume des Fössebads,
Liepmannstraße 7b. med
Eine Machbarkeitsstudie, die die Varianten von Sanierung oder Neubau beleuchtet, wird in
der nächsten Sportausschusssitzung am 9. Mai vorgestellt. Weil aber zugleich
Millionenbeträge ins marode Misburger Bad investiert werden müssen, will GrünenSportpolitiker Bindert keine zusätzlichen Kosten für den Bestand des Kellerclubs anhäufen:
„Wir machen Sportförderung, nicht Veranstaltungsmanagement.“ Er schätzt den
Investitionsbedarf fürs Chéz Heinz auf über 100 000 Euro. „Für die Untervermietung an einen
Club gibt es keine sportpolitische Notwendigkeit, deshalb wird kein Geld aus dem Etat für
Bädersanierungen fließen.“ Der Club könne im Stadtteil auch andere Räume mieten.
"Ein Umzug wäre ein Kraftakt"
SPD-Ratsfrau Keller hingegen will „diese Kultureinrichtung, die ohne städtische Förderung
auskommt, unbedingt am Ort halten“. Bei einer Gebäudesanierung müsse das ohnehin
möglich sein, „und wenn es zu einem Neubau kommt, ist eben die Kreativität der Architekten
gefragt“. Allerdings schließt auch Christian Sölter vom Heinz-Trägerverein den Umzug nicht
aus. „Wir sind nicht sklavisch an diesen Standort gebunden, er ist weder sexy noch toll
erreichbar.“ Allerdings habe man zuletzt rund 120 000 Euro investiert: „Ein Umzug wäre ein
Kraftakt.“ Unter anderem habe man eine Rauchgasentlüftung eingebaut, die aber leider kein
Prüfsiegel hat, und 2008 bei Umbauten den geforderten zusätzlichen Fluchtweg eingerichtet.
Kulturdezernent Härke ist zuversichtlich, dass „wir im Zweifelsfall einen guten
Alternativstandort in Linden“ finden. Weil er in der Verwaltungsspitze auch für Feuerwehr
und Brandschutz zuständig ist, habe er sichergestellt, dass der Betrieb trotz
Brandschutzmängeln zunächst bis 2017 weiterlaufen kann – dann endet ohnehin der
Untermietvertrag des Clubs. Er habe bereits mit Clubgeschäftsführer Jürgen Grambeck
gesprochen und signalisiert, dass sich die Verwaltung im Zweifelsfall an der Suche nach einer
neuen Immobilie beteiligen werde. Härke sagt: „Chéz Heinz wird weiter existieren.“
HAZ Dienstag, 05.04.2016